Infoblatt Faulbrut 2012 Homepage

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LANDRATSAMT TIRSCHENREUTH
-VeterinäramtInformationen zur Amerikanische Faulbrut
1. Erreger
• Paenibacillus larvae larvae, Sporenbildendes Bakterium
• Sporen (Dauerstadien) sehr widerstandsfähig gegenüber hohen Temperaturen (bis zu 120°C),
nahezu unbegrenzt haltbar und ansteckungsfähig. Weltweite Verbreitung auf allen Kontinenten!
• Achtung: Anzeigepflicht
2. Biologie
• Entwicklung:
• Befällt ausschließlich die Brut der Honigbiene.
• Durch sporenhaltiges Futter gelangt der Erreger in den Larvendarm und keimt hier aus.
• Jüngste Maden (bis 1 1/2 Tage) werden bereits durch wenige Sporen angesteckt und sterben
frühzeitig, in den Larven kommt es erst nach Verdeckelung der Zelle zur eigentlichen
Massenvermehrung der Faulbrutbakterien.
• Die Streckmade oder Vorpuppe wird nun samt der Chitinhaut vollständig zersetzt und bildet in
der unteren Zellrinne eine schleimige Masse.
• Je abgestorbener Larve sind etwa 2,5 Milliarden Sporen nachweisbar.
• Verwechslung:
• Sackbrut: breiige, aber keine schleimigen Madenreste. Eingetrocknete Schorfe lassen sich
entfernen
• Gutartige Faulbrut: Abgestorbene, schwarzbraun verfärbte Randmaden am Zellgrund. Lackartig glänzende Schorfe.
3. Krankheitsbild
• Brutwaben:
• Veränderte Zellverdeckelung. Eingesunken, rissig oder durchlöchert
• Dunkel verfärbt.
• Honigraumwaben, Vorratswaben:
• "Stehengebliebene" Brutzellen oder Schorfe:
• Bei gutem Licht Waben schräg halten: Zungenartige, raue und dunkel (kaffeebraun) gefärbte
Beläge, die in allen Zellen die gleiche Lage einnehmen!
• Zellinhalt:
• Larve (Streckmade oder Puppe) in sich zusammengesackt. Milchig-kaffeebraun verfärbt.
• Vom Rande her dunkler werdend.
• Bei "Streichholzprobe" fadenziehend schleimig.
• Schon länger abgestorbene Brut trocknet zu "Schorfen" ein.
• Schorfe: Schwarzbraun gefärbte Maden- u. Puppenreste. Eingetrocknet zäh und gummiartig.
Nicht entfernbar. Lage immer in unterer Zellrinne!
4. Verbreitung
• Durch die Bienen: In erster Linie durch Räuberei, weniger durch Verflug oder Schwärme.
Kontaktmöglichkeit der Bienen mit sporenverseuchtem Honig in der Umgebung von
Honigabfüllstellen, honig- und wachsverarbeitenden Betrieben, in der Nähe von Mülldeponien
und Abfallstellen (Autobahnrastätten).
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• Durch den Imker:
An- und Verkauf erkrankter Völker oder Ableger. Verfütterung von Honig aus fremden Beständen, vor
allem Importhonig (z.B. bei Futterteigherstellung). Verwendung von Bienenkästen und Waben unbekannter Herkunft. Bei nicht erkannter Infektion unbewusste Ansteckung noch gesunder Völker durch
Wabenumhängen. Verfütterung von Entdeckelungswachs, Abschäumhonig oder Futterteig bzw. Maische (mit Honig bereitet).
5. Vorbeugung
• Im Verdachtsfalle sofort zuständiges staatliches Veterinäramt und Bienengesundheitswart
verständigen (evtl. über Vereinsvorsitzenden)!
• Regelmäßige Brutkontrolle, Verfütterung von Honig vermeiden.
• Anwendung von Arzneimitteln verboten, da so dauerhafte Beseitigung des Erregers nicht möglich!
• Keine Benutzung gebrauchter fremder Bienenkästen ohne vorherige Desinfektion.
• Wabenmaterial aus dem eigenen Betrieb verwenden. Wabenhygiene! Alte Waben ausschneiden!
• Beim Kauf von Ablegern oder Völkern zusätzliche amtstierärztliche Gesundheitsbescheinigung
fordern.
• Bei Wanderung vorher über Seuchensituation am Wanderplatz informieren;
Gesundheitsbescheinigung vom zuständigen Amtstierarzt des Heimatstandortes der
Bienen ausstellen lassen, unverzüglich Vorlage nach dem Eintreffen am neuen Standort am dortigen
Veterinäramt. Am Bienenstand ist die Adresse anzubringen.
• Völkermassierungen (auch besonders an beliebten Wanderplätzen!) vermeiden.
6. Bekämpfung
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Die Amerikanische Faulbrut ist anzeigepflichtig!
Kein eigenmächtiges Handeln - Maßnahmen werden grundsätzlich von der zuständigen
Veterinärbehörde angeordnet!
„standstill“ und Betretungsbeschränkung
Abtöten von erkrankten Völkern
Grundsätzlich erfolgt die Abtötung aller erkrankten Völker
Tötung durch Abschwefeln nach Einstellung des Bienenfluges.
Kunstschwarmverfahren bei ansteckungsverdächtigen Völkern
Kunstschwarm wird nach dreitägiger Kellerhaft in neue oder desinfizierte Beute auf Mittelwände gesetzt. Fütterung erst wenn verhungernde Bienen aus der Traube fallen (frühestens nach 36 Stunden).
Bei Befall der überwiegenden Völkerzahl alle behandeln (Schwächlinge und angeschlagene Völker
werden vereinigt).
Bei geringerem Befall nur die infizierten behandeln, bei den übrigen ("ansteckungsverdächtigen") Völkern erfolgt eine komplette Wabenbauerneuerung nach Trachtende.
Zur kompletten Wabenbauerneuerung wird die Königin nach Entfernung aller Honigwaben über dem
Brutraum und Absperrgitter in eine Zarge mit Mittelwänden und einer offenen Brutwabe gesetzt. Die
Wabe wird nach wenigen Tagen wieder unter das Absperrgitter gehängt. Das Volk wird am folgenden
Abend sofort mit Futter versorgt. Sobald die alten Brutwaben geschlüpft sind, werden sie entfernt.
Standkontrollen
a. Befallener Stand
Erste Nachkontrolle (frühestens zwei Monate nach Sanierung):
• negatives Ergebnis:
Futterprobenentnahme möglich (sonst zweite Nachkontrolle!):
bakteriologische Untersuchung negativ - keine weitere Kontrolle!
bakteriologische Untersuchung positiv - zweite Nachkontrolle!
• positives Ergebnis:
Tötung der befallenen Völker, wiederum erste und zweite Nachkontrolle!
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Zweite Nachkontrolle (spätestens 9 Monate nach Sanierung):
• negatives Ergebnis:
Faulbrut am Stand erloschen!
• positives Ergebnis:
Befallene Völker abtöten, wiederum erste und zweite Nachkontrolle!
b. Umgebung (Sperrbezirk)
Erste Untersuchung unverzüglich nach amtlicher Feststellung, sonst weiter wie am befallenen Stand!
Sorgfältige Befallskontrolle:
Sanierungsarbeit auf Weisung der zuständigen Veterinärbehörde am betroffenen Stand und in der
Umgebung durchführen.
Nach der Sanierung zweimalige Nachkontrolle, auch in der Umgebung! Fristen einhalten (nicht kürzer
als 2 und nicht länger als 9 Monate)!
Verkürzung der Sperrbezirkdauer durch Futterproben-Untersuchung auf Faulbrutsporen (bei negativem Befund entfällt die zweite Nachuntersuchung)!
Komplette Wabenbauerneuerung:
Sämtliche Altwaben, Vorratswaben etc. ausscheiden und wachsverarbeitendem Betrieb zuführen oder
verbrennen (Anordnung der Veterinärbehörde beachten!).
Desinfektion:
Beuten, Gitter, Stockmeißel, Zange etc. sorgfältig in siedender 3 %iger Ätznatronlauge waschen
(Stielbürste verwenden, Schutzkleidung!).Dabei müssen die Wachs und Kittharzreste vollständig verschwinden! Anschließend mit kaltem Leitungswasser nachspülen (im Freien mit Schlauch abspritzen).
Beutendesinfektion (Holzbeuten) wahlweise auch durch sorgfältiges Abflammen (Lötlampe, Benzin-,
Gasbrenner) nach vorherigem Abkratzen von Wachs- und Kittharzresten).
"Flederwisch", Rähmchen, Abkehrbesen, Strohbeuten, -schiede und -matten verbrennen.
Natronlauge nach Beendigung der Arbeiten mit Leitungswasser verdünnt regulärer Kanalisation zuführen, nicht in Sickergruben oder freie Gewässer schütten!
Verbrennen:
Übliche Bestimmungen für offene Feuer im Freien beachten!
Zunächst Grube ausheben, damit herauslaufende flüssige Wachs- und Futterreste unter Kontrolle
gehalten und nach dem Abbrennen eingegraben werden können.
7. Entschädigungsleistungen
Eine Entschädigung ist grundsätzlich nur bei amtlich angeordneten Maßnahmen möglich.
Die Leistungen beziehen sich ausschließlich auf abgetötete Völker und richten sich nach der Höhe der
jeweils aktuellen Entschädigungssätze.
Stand: 2012
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