Juckreiz - Tierklinik Dr. Staudacher

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Juckreiz - Allergien
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Juckreiz ist nicht gleich Juckreiz:
Allergien differenzieren!
Allergisch bedingte Haut- und
Ohrerkrankungen sind manchmal
sehr schwierig zu diagnostizieren.
Oft genug ist der ganze Prozess
extrem frustrierend. Hier möchten
wir wichtige Gesichtspunkte der
häufigsten Allergien darstellen, die
unsere vierbeinigen Patienten (und
ihre Tierärzte) plagen.
Die Flohbissallergie:
„Der große Imitator“
Auch in unserer Region ist dies
eine sehr häufige Allergie, und das
sogar bei Patienten, auf denen
weder ein Floh noch Exkremente
zu finden sind. Vor allem Patienten,
die aufgrund ihrer Allergie besonders empfindlich auf die Besiedlung reagieren, entfernen die
Ausscheidungen der Flöhe sehr
schnell, indem sie sie ablecken.
Dennoch kann ein einzelner Biss
alle 2-4 Wochen bei solchen
Patienten über den Flohspeichel
heftigen Juckreiz auslösen – und
das für recht lange Zeit. Besonders
Katzen zeigen sehr unterschiedliche Reaktionen: miliare Dermatitis,
z.B. die klassische Hautreaktion
auf der Kruppe, indolente oder
heftig reagierende Geschwüre oder
nichtentzündliche Alopezien. Beim
Hund wird zuweilen die Beteiligung
der gesamten kaudalen Körperhälfte beobachtet, z.T. mit Papeln
oder Pusteln am Abdomen oder
fibropruriginösen Knötchen. Gelegentlich verhalten sich die Tiere,
als seien sie soeben gebissen
worden.
Denken Sie auch stets daran, dass
ein Flohträger auch einen Bandwurmbefall aufweisen kann, da die
Flöhe als Zwischenwirte fungieren.
Otitiden werden selten durch eine
Flohallergie induziert. Die Flohbissallergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion der Typen I und/oder
IV.
Die Futtermittelallergie:
„Ohren und After“
Diese Allergie kommt in allen Altersgruppen vor, tritt jedoch gehäuft bei
jüngeren (< 1 Jahr) oder alten Patienten auf. Häufig besteht Juckreiz
infolge einer Pyodermie oder Otitis.
Die Erkrankung ist asaisonal und
reagiert sehr variabel auf Steroide.
Es kann Juckreiz um den After herum auftreten. Leider gibt es keinen
wirklich zuverlässigen diagnostischen Test. Sowohl die serologische
Untersuchung als auch Intradermaltests sind nur bedingt zuverlässig. Im
Praxisalltag erweisen sich Haustiere
sehr häufig im serologischen Test
gerade auf das momentan angebotene Futter positiv, während zum
Untersuchungszeitpunkt nicht
verabreichte Futtermittel schnell
übersehen werden. Die Futtermittelallergie kann Reaktions-Typ I, III
oder IV entsprechen.
Werden Hydrolysatdiäten verwendet,
kann die Reaktion auf Typ I eingeschränkt werden. Am erfolgversprechendsten ist jedoch die Verfütterung
eines neuen Proteinmusters. Wurden
die in Form der Ausschlussdiät
angebotenen Proteine vom Patienten
zuvor nie aufgenommen, kann er
darauf auch nicht allergisch reagieren. Berücksichtigen Sie hierbei,
dass die verschiedenen Geflügelarten (z.B. Huhn und Ente) antigenverwandt sind. Viele Haustiere wurden
bereits mit Fisch oder verschiedenen
Fischölen konfrontiert – und sei es
nur in Leckerchen. Kartoffeln sind
schwächer antigen als Reis. Als
Eiweißfuttermittel eignen sich Pferd,
Kaninchen, Wild oder Känguruh.
Setzen Sie auch Medikationen mit
Geschmacksstoffen, Vitamintabletten
oder Leckerchen ab.
Dieses strenge Fütterungsregime
sollte für mindestens 8-10 Wochen
beibehalten werden. Erst wenn nach
Verschwinden der klinischen Symptome und Absetzen aller Medikamente weder Haut- noch Ohrveränderungen wiederkehren, war die Ausschlussdiät erfolgreich. Anschließend
können selektiv wieder Proteine
zugegeben werden, alle 2-3 Wochen
ein weiteres. Und erst bei erneutem
Auftreten der Beschwerden bei
Zugabe eines Proteines ist die
Futtermittelallergie wahrscheinlich.
Am häufigsten sorgen Rind,
Schwein, Geflügel und Weizengluten
für Hautbeschwerden. Das so
gefundene Antigen sollte lebenslang
gemieden werden.
Die Atopie:
„Dieser Juckreiz macht
verrückt“
Häufig hat die Allergie eine saisonale
Komponente. Deshalb ist der Blick in
die Vorgeschichte des Patienten
bereits sehr hilfreich. In der Regel
beginnt die Erkrankung erst mit 1-3
Jahren, einige Rassen, z.B. der
Shar-Pei, können aber bereits im
Alter von 6 Monaten betroffen sein.
Das Auftreten nach dem sechsten
Lebensjahr ist seltener. Häufig macht
die Erkrankung in den ersten Jahren
so wenig Beschwerden, dass sie
vom Besitzer nicht als lästig
empfunden wird. Vielfach beginnt sie
zunächst als lokalisierter Juckreiz an
Unterarmen, Füßen, Flanken,
Gesicht und Achseln. Häufig stellen
sich bakterielle Sekundärinfektionen
ein, die den Juckreiz verstärken und
trotz Medikation unterhalten. Liegt
keine Saisonalität vor, ist die Diagnose sehr schwierig, da sowohl die
Serologie als auch Intradermaltests
IgE-Antikörper nachweisen. Diese
weisen zwar eine vorausgegangene
Exposition und Reaktion nach, sind
aber für das Antigen als Krankheitsursache nicht beweisend und auch
Tierärztliche Klinik Dr. Staudacher – Trierer Str. 652-658 – D-52078 Aachen
Tel. 0241/092866-0 Fax 0241-92866-47 eMail [email protected]
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nicht allergiespezifisch. Dies gilt z.B.
auch für den bei fast der Hälfte aller
Hund positiven Nachweis von
Hausstaub-, Futter- und Vorratsmilben.
Die Kontaktallergie:
„wandernder Juckreiz“
Dieser Allergietyp ist bei der ersten
Untersuchung stets schwer zu
diagnostizieren. Der Patient juckt
sich oft stark. Er weist erythematöse, papuläre Hautveränderungen an Unterbrust- und bauch,
Füßen, Kopf und/oder Ohrmuscheln
auf. Der Juckreiz kann saisonal
auftreten, da auch manche
Kontaktantigene, z.B. Pflanzenantigene, saisonal auftreten. Die
Veränderungen können auf eine
Kortisonbehandlung reagieren und
brauchen häufig auch diese schnelle
Hilfe. Diese Allergie kann nur durch
den Patch-Test abgeklärt werden, da
es sich um eine Typ IV-Überempfindlichkeits-Reaktion handelt. Die
beste Therapie ist die Vermeidung
der auslösenden Substanz. Gelingt
dies nicht, kann häufiges Waschen in
Kombination mit Pentoxyphyllin die
Reaktion zumindest abmildern. Die
Sensibilisierung gegen ein Kontaktantigen benötigt mindestens sechs
Monate. Ein einmaliger Kontakt ist
nicht ausreichend. Weimaraner
scheinen besonders häufig betroffen
Serologische Allergietests sind
zu sein. Bei Überempfindlichkeit
brauchbarer, wenn der Patient
deutliche Beschwerden aufweist, da gegen Kräuter kann die Unkrautbekämpfung im Garten des Halters
dann auch der IgE-Spiegel deutlich
höher ist. Der Intradermaltest fällt zu eine große Hilfe sein. Häufig handelt
es sich bei den Kontaktallergenen
Beginn und gegen Ende der
auch um technische Antigene wie
Beschwerden am deutlichsten aus.
z.B. Reinigungs- und Pflegemittel
Beide Methoden werden jedoch
durch Kortikosteroide und Antihista- sowohl für das Tier als auch für seine
minika beeinflusst (die serologischen Umgebung, Textilien wie Teppiche,
Polstermöbel oder Bekleidung des
Tests etwas schwächer als der
Besitzers oder die Fußmatte im Auto.
Intradermaltest). Deshalb sollten
Damit wird deutlich, welche große
Antihistaminika, Omegafettsäuren
und Steroide (auch lokale Verabrei- Bedeutung die Anamnese hat und
chungen!) mindestens 2 Wochen vor wie schwierig die Suche werden
einem Test abgesetzt werden. Nach kann.
der Verabreichung von parenteralen
Steroiden – insbesondere Depotformulierungen – und nach Langzeitanwendung sollte sogar bis zu 8
Wochen Abstand gehalten werden.
Typ I Reaktion.
Bei Patienten mit saisonalen
Schwerpunkten in den Beschwerden
kann – sofern andere Allergieursachen unwahrscheinlich sind, z.B.
Nahrungsmittel, Flöhe oder
Kontaktantigene – kann zunächst
von einer Atopie ausgegangen
werden. Der eigentliche Zweck des
Allergietests ist die Identifizierung
möglichst aller als Auslöser in Frage
kommenden Antigene, damit ein
Hyposensibilisierungs-Serum
hergestellt werden kann. Dieses
Serum soll die Immunantwort
hinunter regulieren und wird hierfür
eine gewisse Zeit benötigen, in der
Regel zumindest ein Jahr. Häufig
sind damit die Symptome nicht völlig
zu beseitigen, es gelingt jedoch oft
die Reduktion der Beschwerden, die
Verminderung sekundärer
Komplikationen wie z.B. der
Pyodermie und die Verlängerung der
beschwerdefreien Intervalle. So
bessern sich sowohl die Haut als
auch die Ohren.
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