Europäisches Festival für zeitgenössische geistliche Musik

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Europäisches Festival
für zeitgenössische
geistliche Musik
28.–30. Mai 2015
Abtei Brauweiler
PROGRAMMHEFT
Stowarzyszenie Przyjaclól
GAUDE MATER Tschenstochau
GAUDE MATER Freundeskreis
Tschenstochau
Freundeskreis
Abtei Brauweiler
Orgelkonzert
PROGRAMM
28. Mai 2015 20:00 Uhr
Gregor Simon
Konzertorganist im Münster Obermarchtal
Die 7 Gaben des Heiligen Geistes
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Choralvorspiele:
Komm, Gott, Schöpfer, Heiliger Geist BWV 667
Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit BWV 669
Wo soll ich fliehen hin BWV 646
Komm, heiliger Geist, Herre Gott BWV 652
Bernard Wayne Sanders (*1957)
Eclogue & Fugue in B-Dur (2011)
Arvo Pärt (*1935)
Trivium: I. (1976)
Gregor Simon (*1969)
Die 7 Gaben des Heiligen Geistes (Uraufführung)
Der Geist der Weisheit
Der Geist der Einsicht
Der Geist des Rates
Der Geist der Stärke
Der Geist der Erkenntnis
Der Geist der Frömmigkeit
Der Geist der Gottesfurcht
28. Mai 2015
Gregor Simon
studierte Kirchenmusik sowie Musiktheorie und Gehörbildung. Nach dem Studium war er Dekanatskantor und
Kirchenmusiker in Stuttgart, Kirchenmusiker in Laupheim
(bei Ulm) und Dekanatskantor der Dekanats­region
Ochsen­hausen-Illertal. Seit 2013 ist er als freiberuflicher
Organist, Komponist und Kustos der Holzhey-Orgel im
Münster Obermarchtal tätig.
Mit vier Choralvorspielen Johann Sebastian Bachs werden noch traditionelle
Hörgewohnheiten bedient. Mit Bernard Wayne Sanders führt das Programm
bereits in die Moderne. Der gebürtige Amerikaner ist Kirchenmusiker in Tuttlingen. In seine Kompositionen fließen Elemente aus unterschiedlichen Stilrichtungen wie z. B. Jazz und Impressionismus zusammen.
Arvo Pärt strebt in seinen Werken nach rhythmischer und harmonischer
Einfachheit. So erhält auch Trivium seinen meditativen Charakter durch ruhig
fließende Motivik.
Zur Uraufführung kommt heute Die 7 Gaben des Heiligen Geistes von Gregor
Simon. Als Geistesgaben werden im Christentum Begabungen bezeichnet, die
durch den Heiligen Geist verliehen werden. Jeder der 7 Sätze ist einer Begabung
gewidmet: 1. Der Geist neigt sich aus den Lüften herab und durchströmt uns.
2. Wahrnehmung vom Hiesigen im Licht des Jenseitigen als etwas Schönem.
3. Ein Rat, welcher dem still Lauschenden gegeben wird. Und: Das Kind in
Betlehem (mit der Melodie von „puer natus est“) scheint etwas mit dem Geist
des Rates zu tun zu haben. 4. Der Geist der Stärke, verbunden mit Freude und
Unternehmungslust ist unüberhörbar. Die Auf- und Abwärtsbewegungen sind
ein Bild dafür, wie der Heilige Geist den Menschen durchströmt. 5. Wir haben
einen weiten Klangrahmen, gebildet durch zwei in derselben Oktave sich bewegende Stimmen weit oben und eine immer gleich rhythmisierte Stimme unten.
Dieser Rahmen, mehreren Regeln folgend, mag ein Symbol für die Vorsehung
sein, ebenso wie die Atmosphäre eines „wonnevollen Angeregtseins in souveräner Ruhe“. In diesem „Zustand der Erkenntnis“ singt eine sehr persönliche
Stimme. Diese könnte Ausdruck eines klagenden Menschen oder tröstenden
Christus sein. 6. Das immer Gleiche in verschiedener Weise zu reflektieren, ist
ein Merkmal auch der Frömmigkeit. Verbindungen zwischen den 7 Variationen
und den 7 Gaben des Heiligen Geistes sind in der Fantasie leicht herzustellen.
7. Gottesfurcht als Zustand des Staunens, der Ehrfurcht und des Lobpreises.
Chorkonzert
P RO G RA M M
29. Mai 2015 20:00 Uhr
Kammerchor St. Margareta
Leitung: Klaus Wallrath
Veni Creator Spiritus
Klaus Wallrath (*1959)
Herr, du hast mich erforscht (Ps 139), für 4–6stg. Frauenchor
Max Reger (1873–1916)
Ich liege und schlafe (aus op. 110, Nr. 2), für 5stg. Chor
Paweł Łukaszewski (*1968)
Nunc dimittis, für vier Solisten und 4–8stg. Chor
Heinrich Schütz (1585–1672)
Selig sind die Toten, für 6stg. Chor
John Tavener (1944–2013)
As one who has slept, für zwei 4stg. Chöre
Trond Kverno (*1945)
Corpus Christi Carol, für Solisten und 4–6stg. Chor
Eric Whitacre (*1970)
Lux aurumque, für 4-8stg. Chor
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Der Geist hilft unserer Schwachheit auf, für zwei 4stg. Chöre
Richard Marlow (1939–2013)
Veni Creator, für Sopran-Solo und zwei 4stg. Chöre
John Rutter (*1945)
Hymn to the Creator of Light, für zwei 4stg. Chöre
29. Mai 2015
Der Kammerchor St. Margareta, Düsseldorf eröffnet sein Konzert mit einem Werk
seines Leiters Klaus Wallrath, komponiert anlässlich des 25. Geburtstages des
Mädchenchores des Kölner Doms 2014. Mit der Vertonung des Psalm 139 ist
Wallrath eine überzeugende musikalische Interpretation des Textes gelungen.
Die Geistlichen Gesänge op. 110 gehören zu den anspruchsvollsten Chorwerken Max Regers. Ich liege und schlafe ist ein Chorsatz aus op. 110 Nr. 2
(Ach Herr, strafe mich nicht). Der dichte, ausdrucksstarke Satz lebt von großen
dynamischen Gegensätzen auf engstem Raum. Der polnische Komponist Paweł
Łukaszewski vertont in seinem Nunc dimittis die Komplet, das Nachtgebet der
Kirche. Es ist der Gesang des Simeon, dem versprochen wurde, dass er nicht eher
stürbe, bevor er nicht den Messias gesehen habe. Als er die heilige Familie im
Tempel sieht, spricht er: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast,
in Frieden scheiden. Ein Abschied, dem Łukaszewski in einem ruhig fließenden
Satz Ausdruck gibt. Mit Heinrich Schütz steht der bedeutendste Vertreter des
deut­schen Frühbarock auf dem Programm. Die Motette Selig sind die Toten
entstammt seiner Sammlung Geistliche Chormusik, die als Beispielsammlung
für streng kontrapunktisch gesetzte Stimmen ohne stützenden Basso continuo
gilt. Geistliche Vokalmusik stand im Mittelpunkt des Schaffens von John Tavener.
Ehr­furcht ist das Grundthema von As one who has slept, in dem der Chor von
der Auferstehung des Herrn singt. An gregorianische Gesänge erinnert das
Corpus Christi Carol des norwegischen Komponisten Trond Kverno. Es handelt
sich dabei um ein Wiegenlied, das der Chor im Wechsel mit Solisten singt.
Kverno ist Professor für Chorleitung und Kompositionstheorie an der Norwegi­
schen Staatsakademie für Musik. Mit Lux aurumque sollte der amerikanische
Kom­ponist Eric Whitacre auch international große Aufmerksamkeit erregen.
Angeregt von einem Video-Posting eines Sängers konzipierte er das Werk als
virtuellen Chor im Internet. Das einsätzige Werk steht für die Faszination über die
Erschaffung des Lichts und die Geburt Christi. Johann Sebastian Bachs doppelchörige Motette BWV 226, Der Geist hilft unserer Schwachheit auf, entstand
für die Beerdigung des Universitätsprofessors und Rektors der Thomasschule,
Joh. H. Ernesti. Statt Trauerstimmung verbreitet der schwungvolle Satzanfang
Zuversicht. Richard Kenneth Marlow war ein britischer Chorleiter, Organist und
Komponist sowie Musikdirektor am Trinity College, dessen Chor er leitete. Veni
Creator Spiritus gehört zu seinen bekanntesten Werken. Mit einem der populärsten britischen Komponisten der Gegenwart, John Rutter, endet das Konzert.
In seinen Kompositionen verknüpft Rutter englische Chortradition mit den
Mitteln moderner Kompositionstechnik. Für den schwebenden Charakter des
doppelchörigen Hymnus To the Creator of Light ist die vielschichtige Harmonik
verantwortlich, der kein tonales Zentrum zugrunde zu liegen scheint.
Ausführende
Kammerchor St. Margareta, Düsseldorf
Kammerchor St. Margaretha
Immer wieder stellt sich der Kammerchor St. Margareta, Düsseldorf-Gerresheim
in seinen Projekten besonderen musikalischen Herausforderungen. 1999 von
seinem Leiter, Klaus Wallrath, gegründet, hat er seitdem in regelmäßig durchgeführten Konzertprojekten neben den großen Hauptwerken der Musikliteratur
auch reizvolle, eher selten zu hörende Werke aufgeführt (Honegger: Totentanz,
Poulenc: Stabat Mater, Britten: St. Nicolas-Cantata). Die Pflege der A-CappellaChormusik gehört ebenfalls zu seinen Aufgaben.
Klaus Wallrath
absolvierte ein Studium der katholischen Kirchenmusik sowie ein künstlerisches Klavierstudium an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.
Seit 1987 ist er als Kirchenmusiker an der Basilika St. Margareta in DüsseldorfGerres­heim sowie als Seelsorgebereichsmusiker im Seelsorgebereich Düsseldorf-Niederbergisches Tor tätig. Er initiierte zahlreiche Konzertreihen wie die
„Gerresheimer Orgeltage“ und die Kammermusikreihe der „Stiftssaalkonzerte“, in denen regelmäßig namhafte Solisten und Ensembles zu Gast sind. Das
musikalische Leben in seiner Gemeinde gelangte durch den Auf- und Ausbau
zahlreicher Chöre und Ensembles unter seiner Leitung zu voller Blüte. Hiervon
geben eine Reihe selbstverfasster Musicals für Kinder und Jugendliche sowie
regel­mäßige Oratorien­aufführungen mit Basilika-Chor, Jugendkantorei und
Kammerchor Zeugnis. Darüber hinaus tritt Klaus Wallrath auch immer wieder
als Pianist mit Sängern und Instrumentalisten auf. So konzertierte er mit dem
„Ensemble ­Quatuor“ 10 Jahre lang in ganz Deutschland. Darüber hinaus ist er
als Dozent im Fach Chorleitung an der Folkwanghochschule in Essen tätig. Für
seine heraus­ragende kirchenmusikalische Arbeit wurde er im vergangenen Jahr
vom Allgemeinen Cäcilien-Verband (ACV) zum Musikdirektor ACV ernannt.
Texte
29. Mai 2015
Klaus Wallrath, HERR, DU HAST MICH ERFORSCHT (Ps 139)
Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du
weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken. Ob ich gehe oder ruhe,
es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen. Noch liegt mir das
Wort nicht auf der Zunge - du, Herr, kennst es bereits. Du umschließt mich von
allen Seiten und legst deine Hand auf mich. Erforsche mich, Gott, und erkenne
mein Herz, prüfe mich und erkenne mein Denken! Sieh her, ob ich auf dem Weg
bin, der dich kränkt, und leite mich auf altbewährten Weg!
Max Reger, ICH LIEGE UND SCHLAFE (aus op. 110, Nr. 2)
Ich liege und schlafe ganz in Frieden, denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher
wohne. Ich bin so müd’ vom Seufzen; mein Schild ist bei Gott, der den frommen
Herzen hilft; ich liege und schlafe, schlafe ganz in Frieden. (Ps 4,9; Ps 6,7; Ps 7,11)
Paweł Łukaszewski, NUNC DIMITTIS
Nunc dimittis servum tuum, Domine, secundum verbum tuum in pace. Quia
viderunt oculi mei salutare tuum, quod parasti ante faciem omnium populorum,
lumen ad revelationem gentium, et gloriam plebis tuae Israel. (Lk 2, 29-32)
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn
meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein
Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Heinrich Schütz, SELIG SIND DIE TOTEN
Selig sind die Toten, die in dem Herren sterben, von nun an. Ja der Geist spricht:
Sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach. (Off 14,13)
John Tavener, AS ONE WHO HAS SLEPT
As one who has slept, the Lord has risen, and rising He has saved us. Alleluia.
Wie einer, der schlief, ist der Herr erstanden, und indem er erstand, hat er uns
errettet. Halleluja.
Trond Kverno, CORPUS CHRISTI CAROL
Lully, lulley, lully, lulley, The faucon hath borne my make away. He bare him up,
he bare him down, He bare him into an orchard brown. In that orchard there
was a bed, It was hanged with gold so red. And in that bed there lieth a knight,
His woundés bleeding both day and night. And by that bedside there kneeleth a
may, And she weepeth both night and day. And by that bedside there standeth
a stone: CORPUS CHRISTI written thereon. (aus England; mittelalterlich)
Texte
Lully, lulley, lully, lulley, der Falke hat mein Liebstes hinweggetragen. Er trug es
hin, er trug es her, er trug es in einen Obstgarten so finster. In dem Garten wohl
stand ein Bett, das war geschmückt mit purem Gold. Und in dem Bett wohl lag ein
Knecht, dessen Wunden bluten bei Tag und bei Nacht. Und an der Bettseit kniet’
eine Magd, die weinte bei Nacht, die weinte bei Tag. Und an der Bettseit stand ein
Stein: drauf CORPUS CHRISTI war geschrieben.
Eric Whitacre, LUX AURUMQUE
Lux, calida gravisque pura velut aurum et canunt angeli molliter modo natum.
(Edward Esch, lateinische Übersetzung von Charles Anthony Silvestri)
Licht, warm und schwer wie pures Gold, und die Engel singen sanft für das neu­­
ge­bo­rene Kind.
Johann Sebastian Bach, DER GEIST HILFT UNSRER SCHWACHHEIT AUF
Der Geist hilft unser Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen,
wie sichs gebühret; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen forschet, der weiß, was des Geistes
Sinn sei; denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefället. (Röm 8, 26-27)
Du heilige Brunst, süßer Trost, Nun hilf uns, fröhlich und getrost In deinem Dienst
beständig bleiben. Die Trübsal uns nicht abtreiben. O Herr, durch dein Kraft uns
bereit Und stärk des Fleisches Blödigkeit, Daß wir hie ritterlich ringen, durch Tod
und Leben zu dir dringen. Halleluja, halleluja. (Martin Luther)
Richard Marlow, VENI CREATOR
Veni, Creator Spiritus, mentes tuorum visita, imple superna gratia, quae tu
creasti pectora. Per te sciamus da Patrem noscamus atque Filium, te utriusque
Spiritum credamus omni tempore. (Hrabanus Maurus zugeschrieben)
1. Komm, Heilger Geist, der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft. Dein
Schöpferwort rief uns zum Sein: nun hauch uns Gottes Odem ein.
2. Komm, Tröster, der die Herzen lenkt, du Beistand, den der Vater schenkt,
aus dir strömt Leben, Licht und Glut, du gibst uns Schwachen Kraft und Mut.
3. Dich sendet Gottes Allmacht aus im Feuer und in Sturmes Braus; du öffnest
uns den stummen Mund und machst der Welt die Wahrheit kund.
29. Mai 2015
4. Entflamme Sinne und Gemüt, dass Liebe unser Herz durchglüht und unser
schwaches Fleisch und Blut in deiner Kraft das Gute tut.
5. Die Macht des Bösen banne weit, schenk deinen Frieden allezeit. Erhalte uns
auf rechter Bahn, dass Unheil uns nicht schaden kann.
6. Lass gläubig uns den Vater sehn, sein Ebenbild, den Sohn, verstehn und dir
vertraun, der uns durchdringt und uns das Leben Gottes bringt.
7. Den Vater auf dem ewgen Thron und seinen auferstandnen Sohn, dich, Odem
Gottes, Heilger Geist, auf ewig Erd und Himmel preist. Amen. (Friedrich Dörr)
John Rutter, HYMN TO THE CREATOR OF LIGHT
Glory be to thee, O Lord, glory be to thee, Creator of the visible light, the
sun’s ray, the flame of fire; Creator also of the light invisible and intellectual,
that which is known of God, the light invisible. Glory be to thee, O Lord, glory
be to thee, Creator of the Light, for writings of the law, glory be to thee; for
oracles of prophets, glory be to thee; for melody of psalms, glory be to thee;
for wisdom of proverbs, glory be to thee experience of histories, glory be
to thee, a light which never sets. God is the Lord, who hath shewed us light.
(Lancelot Andrewes, 1555–1626, engl. Übersetzung: Alexander Whyte)
Light, who dost my soul enlighten; Sun, who all my life dost brighten;
Joy, the sweetest man e’er knoweth; Fount, whence all my being floweth.
From thy banquet let me measure, Lord, how vast and deep its treasure;
Through the gifts thou here dost give us, As thy guest in heav’n receive us.
(Johann Franck, 1618-1677, engl. Übertragung: Catherine Winkworth)
Ehre sei dir, o Herr, Ehre sei dir, Schöpfer des sichtbaren Lichtes, der strahlenden
Sonne, des flammenden Feuers; Schöpfer ebenso des unsichtbaren, geistigen Lichtes,
welches Gott ist, das unsichtbare Licht. Ehre sei dir, o Herr, Ehre sei dir, Schöpfer
des Lichts, für die Schriften des Gesetzes, Ehre sei dir; für die Weissagungen der
Propheten, Ehre sei dir; für die Melodien der Psalmen, Ehre sei dir; für die Weisheit
der Sprüche, Ehre sei dir; für die Lehren unserer Geschichte, Ehre sei dir, du nie
vergehendes Licht. Gott ist der Herr, der uns das Licht offenbarte.
Jesu, meine Lebenssonne, Jesu, meine Freud und Wonne, Jesu, du mein ganz
Beginnen, Lebensquell und Licht der Sinnen: hier fall ich zu deinen Füßen; lass mich
würdiglich genießen diese deine Himmelsspeise mir zum Heil und dir zum Preise.
(Johann Franck: Schmücke dich, o liebe Seele, Strophe 7)
Konzert und Preisverleihung Musica Sacra Nova
P RO G RA M M
30. Mai 2015 20:00 Uhr
Michael Utz, Orgel
Chor »Jauna Muzika«
Leitung: Vaclovas Augustinas
Begrüßung Prof. Dr. Jürgen Rüttgers
Vorsitzender des Freundeskreis Abtei Brauweiler e.V.
Uraufführung der Orgelwerke
3. Preis Michal Szatka (*1990)
Blue Ventus
2. Preis Steven Heelein (*1984)
In paradisum, fantasia per organo
Jauna Muzika
Sequenz »Victimae Paschali Laudes«
1. Preis Francisco José Carbonell Matarredona (*1985)
Victimæ Paschali Laudes
Preisverleihung durch Msgr. Markus Bosbach
Hauptabteilungsleiter Generalvikariat Köln
Deutsche Erstaufführung der Chorwerke
3. Preis Michał Ziółkowski (*1991)
­
Ave maris stella
(Solo:­Ieva­Skorubskaitė)
2. Preis Monika Sokaitė (*1990)
Lacrimosa
1. Preis Marek Raczynski (*1982)
Media vita
­
(Solo:­Ieva­Gaidamavičiūtė,­Agnė­Markevičiūtė­u.­Ieva­Skorubskaitė)
Rihards Dubra (*1964)
Hail, Queen of Heaven (2007)
Arvo Pärt (*1935)
Tribute to Caesar (1997)
A woman with the alabaster box (1997)
Vaclovas Augustinas (*1959) Precepts to a son (2014)
­
(Solo:­Sigita­Petrauskaitė­u.­Romas­Makarevičius­­­– Imantas Šimkus, Röhrenglocken)
­
(Solo:­Ieva­Skorubskaitė­u.­Daniel­Garsia­Monteagudo)
Eric Whitacre (1973)
Alleluia (2011)
30. Mai 2015
Michał Szatka stammt aus Gliwice (Oberschlesien). Seit Abschluss seines
Orgelstudiums studiert er Komposition in Kattowitz. Blue Ventus ist eine Form
des Gebets für den Heiligen Geist; gemeint ist der allgegenwärtige, im Atem
verborgene Geist. Die ad libitum-Teile, die einen großen Teil der Musik ausmachen, symbolisieren das mysteriöse und unbeschreibliche Schauspiel der dritten
Person der Heiligen Dreifaltigkeit; so wird Blue Ventus allein zur Stimme des
Heiligen Geistes, dessen Stärke uns bereichert und dessen Licht auf uns fällt
und uns in der Schönheit und Kraft des Glaubens erstrahlen lässt.
Steven Heelein studierte Kirchenmusik und Dirigieren und ist seit 2004 kompositorisch tätig. Seit 2012 ist er Dozent für Chor- und Orchesterleitung an der
Hochschule für kath. Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg. In
paradisum ist ein Grabgesang: „Ins Paradies mögen die Engel dich geleiten ...
und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem ...“ Alte Worte (7./8. Jh.), und eine
alte, Frieden stif­tende Melodie sind Grundlage seiner fantasia per organo. Eine
Träumerei, eine Improvisation.
Die Komposition von Francisco José Carbonell Matarredona hat ihre Wurzeln
in der Ostersequenz Victimae paschali laudes (Lobgesang dem Osteropfer). In
der Komposition für Orgel wird der Choral buchstäblich zu einem lebhaften,
rhythmischen Tanz, der alle Menschen dazu aufruft, dem auferstandenen
Christus zu jubeln und zu singen. Matarredona gelingt hier die Transformation
traditioneller westlicher Musik in ein Werk, das die ihr innewohnende Heiligkeit
bewahrt, während Harmonie und Rhythmik nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten streben.
Michał Ziółkowski studierte Musikpädagogik und Komposition. Über sein Werk
schreibt er: „Geistliche Texte stellen Schlüssel für Ereignisse dar, die in meinem
Leben passiert sind. Am Anfang gab es nur eine Melodie ohne Worte, die ich
einer kranken Person schickte, um ihr eine ruhigere Nacht zu ermöglichen.
Kurze Zeit später las ich das Ave maris stella, und ich weiß nicht warum, aber
diesen Text hörte ich plötzlich in meiner Melodie. Für mich ist Ave Maris Stella
Ausdruck einer Art von Sehnsucht und Hoffnung auf eine bessere Zeit...“
Monika Sokaitė studierte zunächst Geige und ab 2006 Musiktheorie und
Komposition in Vilnius. Später folgte ein Kompositionsstudium an der Litauischen Akademie für Musik und Theater. Ihre Werke wurden bereits im Rahmen
verschiedener Festivals zeitgenössischer Musik und in Konzerten aufgeführt.
Lacrimosa ist keiner konkreten Person oder keinem Ereignis gewidmet. Es
verkörpert Augenblicke des individuellen schmerzhaften Leidens, die jeder
Mensch in sich trägt.
STREAMS II
Ausführende
Viele A-cappella-Chorwerke des polnischen Komponisten Marek Raczynski
gehören bereits zum Repertoire zahlreicher Vokalensembles. In Media Vita besteht
der Chor aus drei Gruppen. Zwei Frauenchöre flankieren einen zentral stehenden
Männerchor. Das Stück ist in zwei separate Teile geteilt. Im ersten (Mediea vita)
sind alle drei Chöre gleich wichtig und stehen in einem ständigen Dialog. Traditionelle polyphone Techniken werden hier mit modernen harmonischen Lösungen
kombiniert. Im zweiten Teil (Sancte Deus) übernimmt der Männerchor die narrative Rolle, während die Frauenchöre eine Art Begleitung bilden.
An die Aufführung der Preisträgerwerke schließt sich eine Hymne an die Mutter
Gottes (Hail, Queen of Heaven) des lettischen Komponisten Rihards Dubra an.
Auf ihn folgt mit Arvo Pärt einer der einflussreichsten zeitgenössichen Komponisten. Tribute to Caesar und A woman with the alabaster box entstanden 1997
anlässlich des 350-jährigen Bestehens der Diözese Karlstad (Schweden).
Vaclovas Augustinas ist nicht nur engagierter Chorleiter, sondern auch Komponist und Arrangeur. Precepts to a son liegen Texte eines litauischen Volksliedes
und des Dichters Michał Kleofas Ogiński (1765–1833) zugrunde. Die Texte werden
wie in einem Dialog zwischen Vater und Sohn, der sein Elternhaus verlassen will,
gesungen. Gewidmet ist das Werk Faustas Latėnas, dem Sohn eines Kollegen
Augustinas‘, der sich während der Arbeit an diesem Stück, im Alter von 25
Jahren das Leben genommen hat. Eine Herausforderung stellt zum Abschluss
des Konzertes das Alleluia des amerikanischen Dirigenten und Komponisten
Eric Whitacre dar. Über 10 Minuten wird das Wort Alleluia über wechselnde
Rhythmen, Harmonien, Betonungen und Tempi reflektiert.
Michael Utz
studierte Kirchenmusik, Orchesterleitung und Orgel in Hannover, Berlin und
Gron­ingen/NL u. a. bei Lutz Köhler (Dirigieren) und Wolfgang Zerer (Orgel). 1999
war er Finalist beim Internationalen Orgelwettbewerb in Dublin. Michael Utz war
Kirchen­musiker in Berlin, Lehrbeauftragter an der UdK Berlin sowie Mitarbeiter
des Berliner Staats- und Domchores, bevor er 2003 Kantor an der Abtei­kirche
Brau­­wei­ler wurde. Mit dem AbteiChor und dem von ihm geleiteten Städtischen
Chor Leverkusen hat er in den vergangenen Jahren die großen Oratorien aufge­
führt. Michael Utz ist künstlerischer Leiter des Musikfestivals Abtei Brauweiler
„classic nights“ und wirkte als Organist, Cembalist und Pianist bei Produktionen
des WDR Köln mit. Als Konzertorganist tritt Michael Utz in ganz Deutschland,
im eu­ro­päischen Ausland, in Tansania und in Japan auf und erhält regelmäßig
Einladungen zu Kirchenmusik-Festivals. In der Konzertsaison 2014/15 spielt er
Orgelkonzerte in Spanien, Italien, Österreich, der Schweiz, Norwegen und Polen.
30.
STREAMS
Mai 2015
II
Jauna Muzika, Vilnius (Litauen)
Der 1989 gegründete Chor Jauna Muzika wird seit 1992 von Vaclovas Augusti­nas
geleitet. Jauna Muzika ist ein sehr aktiver Chor, dessen rund 50 Mitglieder – alle
professionelle Musiker – jedes Jahr über 60 Konzerte im In- und Ausland geben.
Zwischen 1990 und 1996 gewann er 15 erste Preise in verschiedenen Kategorien
und sechs Wettbewerbe in 16 internationalen Chorwettbewerben. Jauna Muzika
gestaltet nicht nur reine A-cappella-Konzerte, sondern tritt auch mit Orchestern
wie dem Litauischen Kammerorchester und dem Litauischen National Symphonie
Orchestra auf und unternimmt Konzertreisen mit ausländischen Orchestern wie
dem Tel Aviv Symphony Orchestra, dem Orchester der Ludwigsburger Festspiele,
dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und der Camerata St. Petersburg.
Dazu kommen Konzertreisen in ganz Europa, China, Japan und Israel.
Vaclovas Augustinas
hat an der Litauischen Musikakademie Chorleitung und Komposition studiert.
Als Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Städtischen Chores Jauna Muzika
or­ganisiert er Workshops mit berühmten Dirigenten wie Frieder Bernius, ­Werner
Pfaff, Anders Eby, Simon Halsey, Hermann Max und Bo Holten. Als Kom­­po­nist
und Arrangeur wurde Augustinas bereits mehrfach bei verschiedenen internationalen Wettbewerben ausgezeichnet. Seit 1996 unterrichtet er an der Litauischen Akademie für Musik und Theater, Pädagogische Universität Vilnius. Darüber hinaus ist Augustinas auch an der Philosophischen Fakultät der Univer­sität
Klaipėda und am Vilnius-Center für Musikerziehung tätig. 2010 wurde er mit
dem Litauischen Nationalen Kultur- und Kunst-Preis für seine Verdienste um
die Chorarbeit und die Erneuerung der Kirchenmusik ausgezeichnet.
Texte
Michał Ziółkowski, AVE MARIS STELLA
Ave, maris stella, Dei Mater alma, atque semper virgo felix coeli porta. Sumens
illud Ave Gabriélis ore, funda nos in pace, mutans Evae nomen. Solve vincla
reis, profer lumen caecis, mala nostra pelle, bona cuncta posce. Monstra te esse
matrem, sumat per te preces, qui pro nobis natus, tulit esse tuus. Virgo singularis, inter omnes mitis, nos culpis solutos, mites fac et castos. Vitam praesta
puram iter para tutum, ut videntes Jesum, semper collaetemur. Sit laus Deo
Patri, summo Christo decus Spiritui Sancto honor, tribus unus. Amen.
Monika Sokaitė, LACRIMOSA
Lacrimosa dies illa, Qua resurget ex favilla judicandus homo reus. Huic ergo
parce, Deus: Pie Jesu Domine, dona eis requiem. Amen
Marek Raczynski, MEDIA VITA
Media vita in morte sumus. Quem quærimus adiutorem nisi te, Domine, qui pro
peccatis nostris iuste irasceris. Sancte Deus, sancte fortis, sancte et misericors
Salvator: amaræ morti ne tradas nos!
Richards Dubra, HAIL, QUEEN OF HEAVEN
Hail, Queen of heav’n, the ocean Star! Guide the wand’rer here below! Thrown
on life’s surge we claim thy care, save us from peril and from woe. Save us!
Mother of Christ, Star of the sea, pray for the wanderer, pray for me. O gentle,
chaste and spotless Maid, we sinners make our prayers thro’ thee. Remind thy
Son that He has paid the price of our iniquity. Virgin most pure, Star of the Sea,
pray for the sinner, oh pray for me. Sojourners in this vale of tears, To thee,
blest advocate, we cry; Pity our sorrows, calm our fears and soothe with hope
our misery. Refuge in grief, Star of the sea, pray for the mourner, Pray for me.
Hail, Queen of heav’n, ocean Star!
Arvo Pärt, TRIBUTE TO CAESAR (Matthäus 22, 15-22)
Then went the Pharisees, and took counsel how they might entangle him in
his talk. And they sent out unto him their disciples with the Herodians, saying:
Master, we know that thou art true, and teachest the way of God in truth,
neither carest thou for any man: for thou regardest not the person of men. Tell
us therefor, what thinkest thou? Is it lawful to give tribute unto Caesar, or not?
But Jesus perceived their wickedness, and said: Why tempt ye me, ye hypocrites?
Shew me the tribute of money. And they brought unto him a penny. And he
saith unto them: Whose is this image and superscription? They say unto him:
Texte
30. Mai 2015
Caesar’s. Then saith he unto them: Render therefor unto Caesar the things which
are Caesar’s, and unto God the things that are God’s. When they had heard
these words, they marveled and left him, and went their way.
Arvo Pärt, A WOMAN WITH THE ALABASTER BOX (Matthäus 26, 6-13)
Now when Jesus was in Bethany, in the house of Simon the leper, there came
unto him a woman having an alabaster box of very precious ointment and
poured it on his head, as he sat at meat. But when his disciples saw it, they had
indignation, saying: to what purpose is this waste? For this ointment might have
been sold for much, and given to the poor. When Jesus understood it, he said
unto them: Why trouble ye the woman? For she hath wrought a good work
upon me, for ye have the poor always with you; but me ye have not always. For
in that she hath poured this ointment on my body, she did it for my burial. Verily
I say unto you, where so ever this gospel shall be preached in the whole world,
there shall also this, that this woman hath done, be told for a memorial of her.
Vaclovas Augustinas, PRECEPTS TO A SON
Oh, I shall go, I shall move on I will not stay here anymore, This is not the place
where I belong. (Volkslied)
You are leaving your parent‘s home, my son, and from this moment a new career
begins for you. (Ogiński)
If I stay any longer, I will wither away like a reed in the wind. (Volkslied)
You are leaving your parent‘s home, my son, this is the moment when you
can say: I am starting my life. First of all, get the truth firmly set in your mind
that man is not here by accident, his birth has a purpose, he owes everything
to his Creator, God, and therefore religion is your primary obligation, without
which a man is nothing, just a number without value. Be a Christian first of all,
because this is belief that God himself gave to people; be him first by faith, and
afterwards strive to become him by conviction: what I am saying here is a lot
above your comprehension now, but a day will come when you will be able to
understand it and convince yourself that this commandment alone contains
everything what is necessary to become happy on earth. (Ogiński)
Oh, I shall go, I shall move on I will not stay here anymore, This is not the place
where I belong. The wind is blowing, the leafs are falling down on the dark black
earth... (Volkslied)
Eric Whitacre, ALLELUIA
Alleluia, alleluia, alleluia. Alleluia. Amen
DER WETTBEWERB
Die große und positive Resonanz auf die herausragenden Konzerte im vergangenen Jahr beim ersten Festival Musica Sacra Nova in Brauweiler hat Mut
gemacht. Zeitgenössische Musik erreicht in der Regel nur ein kleines Publikum
und Freunde zeitgenössischer geistlicher Musik zu finden, erweist sich vermeintlich noch schwerer. Die Offenheit und Begeisterung des Brauweiler Publikums
war für Musiker wie Ausrichter ein Ansporn. In diesem Jahr hat das Festival
nicht nur eine Fortsetzung gefunden, sondern der Internationale Kompositionswettbewerb »Musica Sacra Nova 2015« wurde erweitert und ließ nun neben
A-cappella-Kompositionen auch Kompositionen für Orgelmusik zu. Die UA und
jeweiligen Erstaufführungen der Chor- und Orgelwerke werden nun im jährlichen Wechsel zwischen Brauweiler und Tschenstochau stattfinden.
Unter der Leitung von Richard Mailänder, Erzdiözesankirchenmusikdirektor
im Erzbistum Köln, und Pawel Łukaszewski, Polen, entschied die Jury (Marian
Borkowski, Polen, Vaclovas Augustinas, Litauen, Stephen Layton, England, Jan
Łukaszewski, Polen, Eriks Ešenvalds, Lettland, Boris Alvarado, Chile, Michael Utz,
Deutschland) über jeweils die drei erstplatzierten Kompositionen.
Organisatoren des Wettebwerbs sind das Erzbistum Köln, der Freundeskreis Abtei
Brauweiler, der Gaude Mater Freundesverein (Polen) und das Musica Sacra Institute in Warschau (Polen). Eingereicht werden konnte in der Kategorie A (Chor)
eine Komposition für unbegleiteten gemischten Chor (für max. 16 Stimmen) zu
einem lateinischen christlichen Text und in der Kategorie B (Orgel) eine Komposition für Orgel zu einem christlichen Lied/Hymnus/gregorianischen Gesang.
Stowarzyszenie Przyjaclól
GAUDE MATER Tschenstochau
GAUDE MATER Freundeskreis
Tschenstochau
Freundeskreis
Abtei Brauweiler
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