MedAustron Research Broschüre - AT-HU

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Med
Austron
Research
Your co-operation partner for research
EUROPEAN UNION
European Regional
Development Fund
MedAustron
MedAustron bietet sowohl Protonen als auch
Kohlenstoffionen für Therapie und Forschung.
Mit MedAustron entsteht in Wiener Neustadt eines der
modernsten Therapie- und Forschungszentren des Landes, das
sich auf die Behandlung von Krebs durch den Einsatz von
Ionenstrahlen konzentriert.
Inbetriebnahme:
2014
Patientenkapazität: 1200 pro Jahr
Durch eine millimetergenaue Steuerung des Strahls und der Energieabgabe direkt im
Tumor, weist die Ionentherapie – im Vergleich mit Photonen – höhere Erfolgsraten
und wesentlich weniger Nebenwirkungen im gesunden Gewebe auf. Diese Therapie ist
daher eine optimale Methode für die Behandlung von Augen-, Schädelbasis- und
rückenmarksnahen Tumoren. Insbesondere krebskranke Kinder profitieren von einer
Behandlung mit Ionen, da deren im Wachstum befindliches Gewebe sehr
strahlenempfindlich ist.
Die Protonentherapie ist mittlerweile eine etablierte Bestrahlungsform, die Therapie
mit Kohlenstoffionen ist weltweit erst im Aufbau begriffen.
Protonentherapie:
> 50.000 behandelte Patienten weltweit in 27 Zentren
Kohlenstoffionentherapie: > 5.000 behandelte Patienten weltweit in 3 Zentren
MedAustron-Research
Med
MedAustron
-Research
MedAustron-Research
MedAustron-Research soll ein nationales wie auch internationales Zentrum für die
Forschung mit Ionenstrahlung werden. Ein modern ausgestattetes Zentrum wird
zur Verfügung stehen.
Modernste Infrastruktur ermöglicht Forschung in den Bereichen:
Medizinische Strahlenphysik
Strahlenbiologie
Experimentalphysik
In Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen wird MedAustron auch
eine wesentliche Bedeutung als Ausbildungszentrum haben.
Nationale und internationale Forscher aus
Universitäten, Instituten und der Industrie
Protonen, Kohlenstoffionen,
optional andere Teilchenarten
Mindestens 24 Forschungsplätze
stehen zur Verfügung
Beschleuniger
B1
Die Beschleunigeranlage besteht aus drei Hauptsystemen, dem
Injektor, dem Synchrotron und dem Hochenergie-Strahltransport
(HEBT). Im Injektorbereich liefern vier Ionenquellen die gewünschte
Art von Teilchen (Protonen, Kohlenstoffionen, evtl. andere
Teilchenarten), diese werden durch den Linearbeschleuniger (Linac)
vorbeschleunigt und in das Synchrotron geleitet. Dort werden die
Teilchen auf die angeforderte Endenergie beschleunigt, um
anschließend über den Hochenergie-Strahlentransport in die
Bestrahlungsräume (B1-B4) gelenkt zu werden.
B2
B3
Protonen
Kinetische Teilchenenergie (min. – max.)
Strahlintensität
Extraktionszeit (min. – max.)
Wiederholungsrate (max.)
B4
60 – 800
≤ 2 × 1010
0,1 – 10
1
MeV
pro Spill
s
Hz
Kohlenstoffionen
Kinetische Teilchenenergie (min. – max.) 120 – 400
Strahlintensität
≤ 1 × 109
Extraktionszeit (min. – max.)
0,1 – 10
Wiederholungsrate (max.)
1
MeV/u
pro Spill
s
Hz
Strahlparameter
Bestrahlungsräume
Im MedAustron befinden sich vier Bestrahlungsräume.
Drei sind primär für die Patientenbehandlung vorgesehen
(B2, B3, B4).
Beam-Scanning
Max. Bestrahlungsfläche 20 cm x 20 cm
Protonengantry © PSI
Der Bestrahlungsraum B1 wird ausschließlich für den nichtklinischen
Forschungsbetrieb genutzt. Er ist für eine Strahlenergie bis maximal 800 MeV
konzipiert. Größe: 8 m x 12 m, 2 Isozentren.
Strahlenbiologischer Experimentierplatz © GSI
Die medizinischen Bestrahlungsräume stehen außerhalb des
klinischen Betriebs auch für die
nichtklinische Forschung zur
Verfügung.
Strahlzuführungen
B1 und B2:
B3:
B4:
Horizontalstrahl
Horizontal- und Vertikalstrahl
Protonengantry
Weißbücher
Internationale Experten zeigen in zwei Weißbüchern das Potential von MedAustron-Research auf. Sie geben Einblick in die
vielfältigen Möglichkeiten der Forschung in dieser neuen Beschleunigeranlage.
„Research Opportunities for Medical
Radiation Physics and Radiation Biology“
„Physics Opportunities
at MedAustron“
Die Bücher sind für interessierte Nutzer und neue
Kooperationspartner von MedAustron gedacht.
Sie können diese Bücher bestellen unter:
[email protected]
Drei Forschungsschwerpunkte
Medizinische Strahlenphysik
Strahlenbiologie
Experimentalphysik
Die nichtklinische Forschung unterstützt medizinische Ziele durch ein breites Spektrum an
Forschungsprogrammen für Strahlenbiologie und medizinische Strahlenphysik. Zentrale Themen sind das
Verstehen der biologischen und physikalischen Wirkungsmechanismen von Ionen, damit verbunden eine
Verbesserung der Therapiekonzepte, sowie eine Weiterentwicklung und Verbesserung der Diagnose-,
Planungs-, Positionierungs- und Therapiegeräte.
Translationale Forschung „from-bench-to-bedside“ unter einem Dach
Auf dem Gebiet der Experimentalphysik liefert die Beschleunigeranlage einen starken Impuls zum Ausbau
der beschleunigerphysikalischen Forschung in Österreich. Interessierte WissenschaftlerInnen, wie auch
beteiligte Institute werden erstmals in der Lage sein, vor Ort entsprechende Forschungsprogramme
aufzubauen und dem wissenschaftlichen Nachwuchs Ausbildung und Training mit hochmodernen
Technologien zu ermöglichen. Kooperationen können initiiert und der Austausch mit der internationalen
Wissenschaftsgemeinschaft gefördert werden.
Ausbau der Beschleunigerphysik in Österreich
Dieses hochmoderne Forschungsinstrumentarium steht auch der Industrie für Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten zur Verfügung.
Medizinische Strahlenphysik
Bestrahlungsplanung
Der Fokus der strahlenphysikalischen Forschung im
MedAustron-Research liegt auf der Weiterentwicklung und Verbesserung der Ionentherapie. Ziel ist
eine Individualisierung der Strahlentherapie mit
Verbesserung der Tumorkontrolle und Verringerung
der Nebenwirkungen.
Konventionelle (Photonen) und neue Strahlenarten
(Ionen) werden systematisch untersucht und
individualisierte Applikationen entwickelt.
Infrastruktur im MedAustronResearch:
Dosimetrielabor
Softwareentwicklungsraum
Mechanische Werkstätte
großer Lagerraum
Nutzungsmöglichkeit von
vier Bestrahlungsräumen
Wasserphantom
Ausbildungsmöglichkeit von Medizinphysikern in Bezug auf die Fachanerkennung,
die nach europäischer und nationaler Strahlenschutzgesetzgebung für Tätigkeiten in
der Radioonkologie notwendig ist.
Medipix Detector © CERN
Medizinische Strahlenphysik
Dosimetrie
Typische Anwendungsbereiche der Dosimetrie in der Radioonkologie sind beispielsweise die Kalibrierung des Beschleunigers,
patientenspezifische
Qualitätssicherungsmaßnahmen
oder
die
experimentelle
Verifikation
von
(neuen)
Dosisberechnungsalgorithmen. Die klinische Dosimetrie für die Ionentherapie hinkt in der Entwicklung der Dosimetrie von
hochenergetischen Photonen und Elektronenstrahlen nach. Das trifft sowohl auf die fundamentalen Parameter (z.B.
Massenstoßbremsvermögen, Ionisationsaufwand) als auch auf Dosimetrieprotokolle zur Ermittlung der Wasserenergiedosis
bzw. die Beschleunigerkalibrierung zu. Es ist notwendig robuste und zuverlässige Detektoren für die mehrdimensionale
Dosimetrie in gescannten Teilchenstrahlen zu entwickeln und deren Charakteristik für den klinischen Betrieb zu optimieren.
Dosisberechnungs- und Optimierungsverfahren
Moderne (semi-)analytische Algorithmen für die Dosisberechnung in menschlichem Gewebe beruhen teilweise auf
Annahmen. Gewebeinhomogenitäten (Hohlräume, Lungengewebe, Knochen oder Prothesen) führen bei diesen Modellen zu
Ungenauigkeiten in der Dosisberechnung. In der Ionentherapie ist die bestmögliche Berücksichtigung von
Gewebeinhomogenitäten von besonderer Bedeutung, da diese einen direkten Einfluss auf die Reichweite im Gewebe haben.
Monte-Carlo Simulationen stellen das leistungsstärkste Werkzeug dar, um diese Unsicherheiten in der Dosisberechnung zu
minimieren und schnellere und genauere Dosisberechnungsalgorithmen zu entwickeln. Es besteht die Notwendigkeit der
Erforschung von Modellen für Ionenarten, die ein großes Potential für zukünftige Anwendungen in der Radioonkologie
besitzen, wie z.B. Helium, Lithium, Sauerstoff. Aufgrund der höheren biologischen Wirksamkeit von Ionen im Vergleich zu
Photonen- und Elektronenstrahlung ist es für die Bestrahlungsplanung unumgänglich die physikalische Dosis in eine
biologische Dosis umzuwandeln. Die dabei genutzten biologischen Modelle stellen derzeit einen der größten
Unsicherheitsfaktoren dar. Die computerunterstützte Optimierung von Bestrahlungsplänen („Inverse Planung“) stellt ein
Hauptthema in der Radioonkologie dar. Dabei werden Bestrahlungs- bzw. Beschleunigerparameter unter Berücksichtigung
von physikalischen und geometrischen Randbedingungen sowie von patientenspezifischen Behandlungsvorgaben ermittelt.
Medizinische Strahlenphysik
Bestrahlungsplanung
Vergleichende Bestrahlungsplanung ist die Methode der Wahl um den Stellenwert einer neuen Bestrahlungstechnik bzw. –
methode zu bewerten. Da die Indikationsstellung in der Ionentherapie noch nicht gefestigt ist, gibt es hinsichtlich der
vergleichenden Bestrahlungsplanung von neuen Ansätzen in der Ionentherapie ein großes und breites Betätigungsfeld. Es
ist notwendig, die Verfahren zur biologischen Bildgebung weiter zu entwickeln, wie z.B. die Hypoxiebildgebung, und in die
Bestrahlungsplanung zu integrieren. Für kombinierte Therapieansätze wie Photonentherapie mit nachfolgendem
Protonenboost oder Protonentherapie mit nachfolgendem Kohlenstoffionenboost stellt die Bewertung des Summenplans
eine Herausforderung dar. Die größte Schwierigkeit liegt dabei in der sich ändernden Anatomie bzw. Topographie des
Patienten (durch Gewichtsverlust oder Tumorveränderung während der Therapie). Um diese Einflüsse berücksichtigen zu
können, müssen Verfahren der deformierbaren Bildregistrierung weiterentwickelt werden, welche die Dosisinformation in
den einzelnen Voxels („Voxeltracing“) in den unterschiedlichen Therapiesitzungen inkludieren und berücksichtigen.
Positionierung und Organbewegung
Der Erfolg einer strahlentherapeutischen Behandlung hängt unmittelbar mit zwei Faktoren zusammen, der geometrischen
und dosimetrischen Präzision. Voraussetzung für die präzise Applikation zeitlich modulierter Fluenzverteilungen
(„Scanning“) bzw. hoher Strahlendosen auf definierte Zielvolumina ist die zuverlässige und reproduzierbare
Patientenpositionierung. Experimentelle Testungen an Phantomen und anatomischen Modellen sind notwendig. Um die
Position des Patienten und die Lage des Tumors bzw. auch der Organe in Bezug auf das Strahlenfeld überprüfen zu können,
werden in neuen Ansätzen der Strahlentherapie bildgebende Systeme im Bestrahlungsraum verwendet („Bildgeführte
Radiotherapie“). Anatomische und tumormorphologische Informationen von bildgebenden Systemen können zur
Anpassung des Therapieplans an den Therapieverlauf verwendet werden, d.h. bei Veränderung des Tumors wird der
Therapieplan adaptiert („Adaptive Radiotherapie“). In der Ionentherapie führen anatomische Veränderungen zu größeren
Unsicherheiten als in der Photonentherapie: Unterschiedliche Organfüllzustände und Atembewegungen wirken sich
unmittelbar auf die Dichte des durchstrahlten Gewebes aus, was wiederum direkten Einfluss auf die Reichweite der Ionen
hat. Die konformaleren Dosisverteilungen in der Ionentherapie bewirken, dass Bestrahlungspläne empfindlicher gegenüber
Lagerungsungenauigkeiten sind. Außerdem kann bei der Applikation von zeitlich veränderlichen Fluenzverteilungen ein
unerwünschtes Zusammenspiel von gescannten Teilchenstrahlen und Organbewegungen auftreten. Daher sind Forschung
und Entwicklung im Bereich der Bildgeführten Radiotherapie entscheidend, um die höhere physikalische und biologische
Selektivität von Teilchenstrahlen optimal nutzen zu können.
Medizinische Strahlenphysik
In-situ Kontrolle der Dosisapplikation mit Ionenstrahlen
Die Methoden zur Verifikation der Patientenpositionierung in der konventionellen Strahlentherapie sind für die
Ionentherapie nicht aussagekräftig, da sie den therapeutischen Ionenstrahl nicht ideal in die Bildgebung integrieren. Die
einzige derzeit erforschte On-line Methode zur In-vivo Bildgebung in der Ionentherapie nutzt die Positronenemitter, welche
von den Ionen im Rahmen ihrer Wechselwirkung erzeugt werden: In-situ PET (Positronen-Emissions-Tomographie). Diese
In-situ Verifikation von radioonkologischen Ionen stellt einen sehr breiten Forschungsbereich dar. Ein anderer
Forschungsbereich der In-situ Kontrolle ist die Dosisverifikation unter Ausnutzung der erzeugten Einzel-Photonen und
Protonen. Im Rahmen der Thematik In-situ Überwachung liefern alle angeführten Forschungsthemen (Dosimetrie,
Dosisberechnung, Bestrahlungsplanung, Bildgestützte Radiotherapie) wichtige Beiträge bzw. Grundlagen.
Technische Weiterentwicklung und Verbesserung bestehender Systeme
Um die Standards der Photonentherapie zu erreichen, ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung der existierenden
Technologie und bestehenden Systeme für die Ionentherapie erforderlich (Patientenpositionierungssysteme,
Dosimetriesysteme inklusive Datenerfassung und Auswertung, Bestrahlungsplanungssysteme, Algorithmen der
medizinischen Bildverarbeitung).
Qualitätssicherung
Im Gegensatz zur Radiotherapie mit Photonen und Elektronen existieren für die Ionentherapie keine nationalen Richtlinien
für Qualitätssicherung und Strahlenschutz. Die Entwicklung von dezidierten Qualitätssicherungsphantomen für die
Ionentherapie und für entsprechende Ringversuche, die eine Überprüfung sowohl dosimetrischer als auch biologischer
Endpunkte ermöglichen, ist daher außerordentlich bedeutend. Die Resultate solcher Ringversuche werden benötigt, um die
Genauigkeit und die Gesamtunsicherheit in der Strahlanwendung ermitteln zu können. Des Weiteren sind Aspekte des
Strahlenschutzes, wie beispielsweise die Neutronenbelastung des Patienten während der Ionentherapie wenig untersucht.
Strahlenbiologie
Die Strahlenbiologie, die die Wirkungen ionisierender
Strahlen auf biologische Objekte untersucht, ist ein
unverzichtbarer Begleiter im Umgang und der
Anwendung neuer Strahlenarten.
Zellkultur
Kopfphantom © GSI
Sie liefert auch im einzelnen Behandlungsfall und
gerade außerhalb gesicherter Standards wertvolle
Hilfestellungen, zum Beispiel bei der Abschätzung von
Äquivalenzdosen oder der Interpretation von
Nebenwirkungen. Zusätzlich sollen neue und zuvor
unerforschte Behandlungskombinationen nicht nur
mit
klassischen
Kombinationspartnern
der
Radiotherapie, wie etwa der Chemotherapie, sondern
auch mit modernen Immunotherapien und/oder
kleinen modulierenden Molekülen („targeted
therapies“) untersucht werden.
Es ist daher von Bedeutung, die Mechanismen und
Konsequenzen neuer Therapieformen mit Protonen
und Kohlenstoffionen im Menschen von der
molekularen bis zur Organebene besser zu verstehen.
Apoptose
Infrastruktur im MedAustronResearch:
Bestrahlungsraum
Hauptlabor
Chemielabor
Zellkultur
Kühlraum
Lagerräume für
biologische Proben
Mechanische Werkstätte
Strahlenbiologie
Charakterisierung der biologischen Effekte
Zwischen konventioneller (Photonen-) Therapie und neuartiger Ionenstrahltherapie gibt es neben einigen Gemeinsamkeiten
auch grundlegende Unterschiede. Daher sind vergleichende Untersuchungen zu den Auswirkungen auf molekularer, zellulärer
und systemischer Ebene (Toxizität, Zell- und Organschädigung), den Mechanismen des strahleninduzierten Zelltodes, den
DNA-Reparaturmechanismen, der biologischen Mikrodosimetrie sowie weitere grundlegende Wirkungsmechanismen des
eingesetzten Ionenstrahls (wie sie für die Photonentherapie bereits zum Teil bekannt sind) durchzuführen. Ein zentraler
Aspekt der Grundlagenforschung wird die Generierung von RBW-Daten (RBW = Relative biologische Wirksamkeit) vor allem
für Kohlenstoffionen sein, die in geeigneten biologischen Modellen erhoben werden müssen. Algorithmen, die die Dosis
berechnen, müssen sowohl physikalische als auch biologische (klinische) Auswirkungen mitberücksichtigen, d.h. um zu
biologisch homogenen Dosisverteilungen zu kommen, muss ein RBW-Modell in das Bestrahlungsplanungssystem inkludiert
werden. Dieses Modell muss die relativ komplexe Abhängigkeit von verschiedensten Faktoren berücksichtigen (linearer
Energietransfer, Dosis pro Fraktion, Projektilfragmentierung, Zell- oder Gewebetyp). Damit stellen diese Daten die zentrale
Verknüpfung zwischen medizinischer Strahlenphysik und Strahlenbiologie dar, da sie zur Verifikation und Verbesserung der
biologischen Dosisberechnungen für die Therapie beitragen.
Modulierung molekularer Targets (Molekulares Targeting)
Darunter versteht man die gezielte Beeinflussung der Aktivität von zellulären Zielstrukturen (z.B. Proteine, Gene) durch
Zytokine, Antikörper oder kleine Moleküle. Durch Modulierung der Aktivität bestimmter essentieller Strukturen soll eine
Steigerung der Strahlenempfindlichkeit von Tumoren erreicht werden. Zu den Zielstrukturen zählen unter anderem Gene und
Proteine, die die DNS-Reparatur, den Zellzyklus, den Zelltod, den Oxidationsstatus, Entzündungsprozesse, Fibrosierung und
Angiogenese, sowie das den Tumor umgebende Mikromilieu regulieren. Durch den Einsatz neuer Technologien hat das Wissen
um potentielle intrazelluläre Zielstrukturen und deren biologische Funktion zuletzt rasch zugenommen, womit ein rationaler
Zugang für die Erprobung entsprechender therapiemodulierender Strategien im Rahmen von MedAustron gegeben ist.
Strahlenbiologie
Biomarkerforschung
Die Vorhersage der individuellen Strahlenempfindlichkeit und des Tumoransprechens ist ein vorrangiges Ziel der
strahlenbiologischen Forschung. Daher gilt es, prädiktive Indikatoren für das Risiko von Normalgewebsreaktion und für das
Ansprechen auf die Therapie zu entwickeln. Mithilfe funktioneller globaler Genexpressionsstudien oder durch globale
Proteomexpressionsanalysen (basierend auf der DNS-Chip/Protein-Chip-Technologie) in Zelllinien, Tiermodellen und vor
allem aus Patientenproben kann nach spezifischen Markern gesucht werden, die es ermöglichen, vor Beginn der
Strahlentherapie das individuelle Nebenwirkungsrisiko sowie die Vorhersage des Tumoransprechens eines jeden Patienten
auf molekularer Ebene zu bestimmen. Diese Daten sind bisher überwiegend in Zusammenhang mit Photonenbestrahlung
erhoben worden. Ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt in MedAustron-Research wird daher die Erforschung neuer
Biomarker für die Protonen- und Kohlenstoffionentherapie sein.
Neue Kombinations-Therapien
In den beiden letzten Jahrzehnten sind Fortschritte in der Krebstherapie im Wesentlichen durch die Kombination von
Chirurgie, Chemotherapie bzw. Immuntherapie und Bestrahlung (Radio-Chemotherapie, Radio-Immunotherapie) erzielt
worden. Diese Kombinationstherapien führen bei bestimmten Tumoren zu einer deutlichen Verbesserung von
Tumorkontrolle und Überleben. Hierbei spielen Proliferations- und Zellzyklusregulation, DNS-Schadensreparatur,
Wachstumsfaktoren (Zytokine) und deren Oberflächenrezeptoren und Proteinkinasen eine entscheidende Rolle. Die
Kenntnis der molekularen Wirkmechanismen der Pharmakotherapeutika und ihrer Interaktion mit Strahlung sind eine
wesentliche Voraussetzung für eine effektive Weiterentwicklung der kombinierten Behandlungsmodalität.
Weltraumforschung
Interessante Forschungsaspekte für MedAustron-Research eröffnen sich im Bereich der Weltraumforschung. Protonen und
Kohlenstoffionen, die im MedAustron zur Verfügung stehen, stellen bedeutende Ionenkomponenten auch des solaren und
kosmischen Spektrums dar und ermöglichen das Studium der Auswirkungen der Strahlung, der Astronauten ausgesetzt
sind. Entsprechende Fragestellungen drehen sich unter anderem um genetische Veränderungen, Reaktionen des Gewebes
auf Strahlung, Spätfolgen (hier vor allem die Karzinogenese) sowie um den Einsatz von Modulatoren der
Strahlenempfindlichkeit.
Experimentalphysik
Infrastruktur im MedAustronResearch:
Bestrahlungsraum
mit zwei Isozentren
Vorbereitungsraum
Abklingraum
Zwei große Lagerräume
Mechanische Werkstätte
RF-Labor
Elektroniklabor
Reinraum
Obwohl die Experimentalphysik keine für ihre Anwendungen
optimierten Strahlparameter und maximal verfügbaren
Strahlintensitäten vorfindet, stellt die Erhöhung der
Protonenenergie auf 800 MeV einen Kompromiss dar, der
den Experimentalphysikern wertvolle Forschungsmöglichkeiten eröffnet (Detektorentwicklung, Protonenstreuung,
Materialforschung).
In den großen Kern- und Teilchenforschungszentren sind
Strahlzeiten allgemein sehr eingeschränkt verfügbar und
häufig großen Experimenten vorbehalten. MedAustronResearch kann hier eine entscheidende Verbesserung
bewirken, indem wertvolle Strahlzeit zur Verfügung gestellt
wird.
Detektormodul © CERN
Target Chamber © PSI
Ausbildungsmöglichkeiten in verschiedenen physikalischen Spezialgebieten:
Experimentelle Kernphysik, Detektorphysik und Beschleunigerphysik.
Bestrahlungsproben
© Kooperation TU Bratislava, GSI
Experimentalphysik
Detektorentwicklung und -tests
Der wissenschaftliche Fortschritt in der Kern- und Teilchenphysik ist sehr stark von der Entwicklung und der ständigen
Verbesserung der Detektortechnologie abhängig. MedAustron kann zu diesen Fortschritten als Teststrahlanlage beitragen.
Um optimale Detektorantwortsignale bei Tests zu erzielen, besteht eine klare Präferenz für die am höchsten erreichbaren
Protonenenergien. 800 MeV werden als geeignete untere Grenze angesehen.
Halbleiter-, Gas- und Szintillationsdetektoren können bei MedAustron getestet werden, wobei die räumliche Auflösung nur
durch das Maximum der Strahlenergie begrenzt ist. Der Energiebereich, der bei MedAustron zur Verfügung steht, ist für das
Testen von Kalorimetern, die in der Kernphysik Verwendung finden, interessant. Bestrahlungsuntersuchungen sind bei
MedAustron für einen integrierten Fluss von bis zu 1014 Teilchen pro Quadratzentimeter innerhalb einer Laufzeit von etwa
einem Tag möglich. Geschwindigkeits- und Sättigungstests von Detektoren und zugehöriger Elektronik sind mit
Ereignisraten möglich, die vergleichbar sind mit jenen, die bei den innersten Detektoren von Hochluminositätsbeschleunigern erwartet werden.
Protonenstreuexperimente
Der Protonenstrahl mit Energien von bis zu 800 MeV bietet interessante Bedingungen für eine Protonenstreuanlage. Er
erlaubt eine Vielzahl an Untersuchungen – von der Kernstruktur bis zur Hochenergiephysik. Die geringe Strahlintensität
ermöglicht zwar keine Konkurrenz zu modernen Kernphysikanlagen, die Protonenstreuanlage bei MedAustron punktet
jedoch durch wertvolle Strahlzeit für Experimente. Eine vielversprechende Anwendung für eine Protonenstreuanlage ist die
Messung der derzeit nur unbefriedigend genau bekannten Kernradien über die bei hohen Energien auftretende FraunhoferBeugung. Die Möglichkeit der variablen Protonenenergien von 60 MeV bis 800 MeV ist im Speziellen für systematische
Untersuchungen der Proton-Proton- und der Proton-Kernstreuung interessant.
Experimentalphysik
Materialforschung
Höhere Protonenenergien verbessern die Auflösungsqualität der Protonen-Computertomografie aufgrund der dadurch
verringerten Coulomb-Vielfachstreuung. Eine derartige Hochenergieprotonen-Computertomografie könnte bei MedAustron
entwickelt und angewendet werden.
Der Kohlenstoffionenstrahl könnte auch zur Realisierung einer „single-hit“ Mikrosonde verwendet werden, wodurch
Festkörper für physikalische Flächenveränderungen mit lokalen Abmessungen im Nanometerbereich entlang der
Ionenweglänge vorbereitet werden. Die spezielle Ausstattung, die für die Bereitstellung von „Strahlen“ mit einzelnen Ionen
erforderlich ist, ist auch für kommerzielle Anwendungen von höchstem Interesse, z.B. bieten Nanokanäle in Ionenspurgeätzten Polymermembranen ein breites Spektrum von Möglichkeiten in der Biotechnologie. Sie sind geeignet zur Detektion
von Biomolekülen und stellen hochselektive molekulare Filter dar.
Für die Weltraumforschung sind neben der Strahlenwirkung auf den Menschen auch das Verhalten von mikroelektronischen
Bauteilen bei Beschuss mit Teilchen und die Abschirmeffekte des Materials im Raumschiff von Interesse. Beispielsweise
schirmen Materialien mit hohem Wasserstoffgehalt und geringer Atommasse die Weltraumstrahlung effizienter ab als
Aluminium. Leichte Targetkerne fördern die Fragmentierung schwerer geladener Teilchen und minimieren die Entstehung
sekundärer Neutronenstrahlung.
Strahlenschutz und Dosimetrie
Die Strahlqualität, die bei MedAustron zur Verfügung steht, erlaubt Dosimetrieuntersuchungen in verschiedenen Gebieten.
Attraktive Bereiche sind die Festkörpernanodosimetrie basierend auf Thermolumineszenz und Simulationen von
Komponenten der kosmischen Strahlung wie solare Protonenereignisse im Energiebereich von einigen hundert
Megaelektronenvolt. Ein Beispiel für angewandte Forschung ist die Entwicklung von Halbleiter-Mikrodosimeter für die
Protonen- und Schwerionentherapie.
Erdgeschoss
EINGANG
Forschung
Forschung
Therapie
EINGANG
Lichthof
Lichthof
Lichthof
Lichthof
Lichthof
Therapie
Anlieferung
Lichthof
Lichthof
Lichthof
Strahlenbiologie
Medizinische Strahlenphysik
Experimentalphysik
Bestrahlungsraum
Forschung B1 und
Kontrollraum
Medizinische
Bestrahlungsräume B2- B4
Büros, Besprechung, etc
B2
B1
Beschleuniger
B3
B4
Untergeschoss
Wirtschaftshof
Büros, Sanitärräume
Lichthof
Lichthof
Experimentalphysik
2 Lagerräume
Mechanische Werkstätte,
RF-Labor, Reinraum,
Elektroniklabor,
synergetisch genutzt
Wissenscha�liche
Berater
Medizinische Strahlenphysik
Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Dietmar Georg
Univ.-Klink für Strahlentherapie
Abteilung für med. Strahlenphysik
Medizinische Universität Wien
Strahlenbiologie
Ao. Univ.-Prof. Dr. Edgar Selzer
Univ.-Klinik für Strahlentherapie
Abteilung für Strahlenbiologie
Medizinische Universität Wien
Experimentalpysik
Univ. Prof. DI Dr. Gerald Badurek
Dekan der Fakultät für Physik
Technische Universität Wien
Dkfm. Theodor Krendelsberger
CEO
Dr. Ingeborg Zeh
Scien�fic Coordinator
Für den Inhalt verantwortlich:
PEG MedAustron GmbH
T +43 (0) 2622 90878-0
F +43 (0) 2622 90878-199
E [email protected]
I www.medaustron-research.at
Viktor Kaplan-Straße 2
A-2700 Wiener Neustadt
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