Schwerer Kampf gegen den Herkules

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Zusammenfassung von Sachtexen 7. Jahrgangstufe
Erschienen am 11.05.2009 in der Frankenpost
NATURSCHUTZ
Schwerer Kampf gegen den Herkules
Wo der Riesen-Bärenklau wächst, gedeiht nichts anderes mehr. Ursula
Häselbarth zieht seit 25 Jahren gegen die Pflanze zu Felde und hat so schon
ganze Flusstäler gesäubert.
Von Sabine Gebhardt
Seit 25 Jahren bekämpft Ursula Häselbarth den Riesen-Bärenklau und hat viel erreicht.
Unser Bild entstand im vergangenen Sommer am Rothenbach. Foto: privat
Selbitz - In der Natur sprießt und grünt alles - nun ist es wieder Zeit für Ursula Häselbarth,
sich auf den Weg zu machen: Seit 25 Jahren kämpft sie mit einer Gruppe von derzeit etwa
zehn Mitstreitern gegen ein Pflanze, um zu verhindern, dass sie wächst und sich ausbreitet:
die Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau genannt, mit dem lateinischen Namen
Heracleum mantegazzianum.
© Sabine Gebhardt – Frankenpost Hof
für deutsch-digital.de
Zusammenfassung von Sachtexen 7. Jahrgangstufe
Die Herkulesstaude sieht aus wie ein riesiger Pferdekümmel: Sie wird weit über drei Meter
groß, hat tief gezackte Blätter und tellergroße, weißen Blütendolden. Weil die Pflanze, die
ursprünglich aus dem Kaukasus stammt, so beeindruckend und imposant ist, wurde sie vor
etwa 50 Jahren in Deutschland eingeführt: Jeder Gartenbesitzer, der auf sich hielt, hatte
Herkulesstauden. Imker und Jäger säten die Pflanze aus, als Bienenfutter, als Sichtschutz
an den Jägerständen, wie Ursula Häselbarth weiß.
Imposante Zierpflanze
Die Folgen waren allerdings verheerend. Denn der Herkules hat sich als wahres Teufelszeug
entpuppt: Wo sich die Staude ausbreitet, wächst nichts anderes mehr. Ursula Häselbarth hat
es gesehen, in Frankreich, vom Zug aus, wo in Flusstälern über Kilometer nichts anderes
wächst als die Riesenstaude. In unserem Nachbarland Tschechien, wo die Pflanze vor 150
Jahren eingeführt und zum Gerben genutzt wurde, gibt es riesige bewachsene Flächen.
Ursula Häselbarth erzählt von Almwiesen in Österreich, auf denen kein Gras mehr wächst,
sondern nur noch die Herkulesstaude. Auch in Deutschland gibt es solchen
Massenbewuchs, so etwa bei Freiburg und entlang der Weser.
Der Massenbewuchs ist die eine Gefahr, die von dieser Pflanze ausgeht: Sie verdrängt die
einheimische Flora komplett. Wo sie sich ausbreitet, wächst nichts anderes mehr. Zudem,
weiß Ursula Häselbarth, scheinen sich Insekten, die die Staude als Nahrung entdecken,
darauf zu spezialisieren: "Sie gehen nicht mehr auf andere Pflanzen und befruchten sie nicht
mehr."
Die zweite Gefahr des Riesen-Bärenklaus betrifft den Menschen: Bei Berührung verursacht
das Pflanzengift Furocumarin Verbrennungen auf der Haut, wenn dazu Sonnenlicht kommt;
das Gift ist phototoxisch. "Es entstehen Brandblasen, die sehr langsam heilen", weiß
Häselbarth. Und noch schlimmer: "Bei Berührung mit dem Mund kommt es zu Lähmungen
der Atmungsorgane. Es hat Todesfälle gegeben."
Auch in unserer Gegend gab es Standorte mit Tausenden von Herkules-Stauden. Die hat
Ursula Häselbarth mit ihren "treuen Hilfen", wie sie ihre Mitstreiter nennt, beseitigt. "Wir
haben etwa zehn bis 15 Bachtäler gerettet", sagt sie und zählt auf: Selbitz, Föhrigbach,
Rennreuth-Bächlein, Rothenbach, Stebenbach, Issigbach, Otterbach, Saale, Göstra, Wilde
Rodach und mehr. Denn die Pflanze verbreitet sich entlang von Wasserläufen.
Etwa 80 Stellen gibt es, an denen die Staude in unserem Raum gewachsen ist. "Die haben
wir im Griff", sagt die engagierte Naturschützerin. Was bedeutet, dass diese Stellen alle
kontrolliert werden müssen, denn der Samen im Boden bleibt über viele Jahre keimfähig.
Zweimal pro Woche ist Ursula Häselbarth unterwegs. Sie erkennt bereits die jungen
Pflanzen und entfernt sie. Dass ihr neue Standorte gemeldet werden, kommt inzwischen nur
noch selten vor.
Auszeichnung der Stadt
Von der Stadt Selbitz wurde sie vor einigen Jahren für ihr Engagement für den Naturschutz
ausgezeichnet; manche Bürgermeister haben finanzielle Unterstützung geleistet. Mit ihrem
Engagement will Ursula Häselbarth eines verhindern: "Dass bei uns der Herkules vom
Flugzeug aus mit Gift bekämpft werden muss." Denn dies ist ihr klar: "Wenn sich der
Herkules ausbreitet, ist es eine Katastrophe und die Folgen sind verheerend."
© Sabine Gebhardt – Frankenpost Hof
für deutsch-digital.de
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