Kleine Anfrage Antwort LANDTAG RHEINLAND

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LANDTAG RHEINLAND-PFALZ
14. Wahlperiode
Drucksache 14/
02. 06. 2004
3197
Kleine Anfrage
der Abgeordneten Friedel Grützmacher (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
und
Antwort
des Ministeriums der Justiz
Ausländerfeindliche und rechtsextremistischeAusschreitungen undAktivitäten in Rheinland-Pfalz in den Monaten
März und April 2004 und Gegenaktivitäten
Die Kleine Anfrage 1837 vom 11. Mai 2004 hat folgenden Wortlaut:
Ich frage die Landesregierung:
1. Welche Straftaten (rechtsextremistische, ausländerfeindliche, antisemitische) sind der Landesregierung im März und April 2004
bekannt geworden (mit der Bitte um genaue Auflistung der Zeitpunkte, die jeweiligen Tatorte, Anzahl der Tatverdächtigen, Zugehörigkeit einer rechtsextremistischen Partei und/oder Organisation, einschlägig bekannt bzw. vorbestraft, Wohnort)?
2. Welche Aktivitäten haben welche rechtsextremistischen Gruppierungen, Parteien (insbesondere NPD) und/oder Einzelpersonen
wo in Rheinland-Pfalz wann durchgeführt?
3. Wie beurteilt die Landesregierung die quantitative Entwicklung der rechtsextremistischen Aktivitäten sowie qualitative Veränderungen der Aktivitäten bzw. logistische Strukturen?
4. Wie viele Tatverdächtige wurden wegen rechtsextremistischer und rassistischer Übergriffe, Ausschreitungen, Überfälle und Angriffe gemeldet, wie viele wurden vorläufig festgenommen und bei wie vielen Tatverdächtigen wurde Haftbefehl erlassen?
5. Wie viele Personen wurden durch diese Anschläge und Angriffe verletzt?
6. Welche Maßnahmen bzw. Aktionen (Demonstrationen) haben die Bürgerinnen und Bürger oder Vereine gegen bevorstehende
Veranstaltungen bzw. Aktionen von Neonazis, Skinheads etc. ergriffen?
7. Welche rechtsextremen Parteien und/oder Gruppierungen sind in welchen kreisfreien Städten, kreisangehörigen Städten, Landkreisen und Verbandsgemeinden zur Kommunalwahl zugelassen worden?
Das Ministerium der Justiz hat im Einvernehmen mit dem Ministerium des Innern und für Sport die Kleine Anfrage namens der
Landesregierung mit Schreiben vom 28. Mai 2004 wie folgt beantwortet:
Zu den Fragen 1 und 4:
Die Polizei hat im Zeitraum 1. März bis 30. April 2004 zwei relevante Körperverletzungsdelikte registriert:
28. April 2004, Landau (Hasskriminalität – fremdenfeindlich)
Ein männlicher, alkoholisierter Tatverdächtiger mit Wohnsitz in Kaiserslautern belästigte die türkischstämmige Geschädigte in
einem Zug und schlug ihr auf den Unterarm. Auf dem Bahnsteig beleidigte er ein dunkelhäutiges Kind mit den Worten „Schwarze
Kuh“ und „Go to Africa“.
Der Tatverdächtige ist bereits im allgemeinkriminellen Bereich polizeilich in Erscheinung getreten. Erkenntnisse über eine Zugehörigkeit zu einer rechtsextremistischen Partei oder Organisation liegen nicht vor.
7. März 2004, Bad Ems (Konfrontation – politische Einstellung)
Der Anzeigeerstatter gab an, von fünf unbekannten Personen, die ihrem äußeren Erscheinungsbild nach der rechtsextremistischen
Szene zuzurechnen waren, körperlich misshandelt worden zu sein. Sie hätten ihm und seinen Kindern Gewalt angedroht, falls er
Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 8. Juli 2004
Drucksache 14/
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Landtag Rheinland-Pfalz – 14. Wahlperiode
eine Anzeige nicht zurückziehe, die er zuvor wegen des Vertriebs von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen durch einen
Militaria-Händler erstattet habe. Da sich im Lauf der Ermittlungen erhebliche Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der Angaben des
Anzeigeerstatters ergeben haben, ist das Ermittlungsverfahren gegen die unbekannten Personen gemäß § 170 Abs. 2 StPO eingestellt worden.
Zu Frage 2:
Neben den üblichen politischen Stammtischtreffen der rechtsextremistischen Szene registrierten Polizei und Verfassungsschutz von
März bis April 2004 folgende Aktivitäten:
3. März 2004, Mainz
REP-Kreisverband Mainz
Veranstaltung zur Nominierung von 33 Kandidaten für die Kommunalwahl 2004 im „Elzer Hof“.
6. März 2004, Weinolsheim, Landkreis Mainz-Bingen
Skinheadparty in einer Grillhütte (Ortsrandlage).
13. März 2004, Gundheim, Landkreis Alzey-Worms
Skinheadparty mit 63 Personen in einer Grillhütte. Die Polizei führte eine Razzia durch und nahm sechs Personen in Gewahrsam.
Sie leitete ferner fünf Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts von Propagandadelikten ein.
13. März 2004, Altrip, Rhein-Pfalz-Kreis
DVU Rheinland-Pfalz
Wahlkampfveranstaltung im „Regio-Zentrum“ mit ca. 20 Teilnehmern.
20. März 2004, Marienfels, Rhein-Lahn-Kreis
Versuchte Kranzniederlegung durch 13 Personen des rechten Spektrums am SS-Ehrenmal.
26. März 2004, Ludwigshafen
Kameradschaftsabend mit ca. 25 Personen der regionalen rechten Szene im Vereinslokal eines Kleingartenvereins.
27. März 2004, Altrip, Rhein-Pfalz-Kreis
DVU Rheinland-Pfalz
Veranstaltung zur Nominierung von fünf Kandidaten für die Kommunalwahlen 2004 im Anwesen des DVU-Landesvorsitzenden.
27. März 2004, Ludwigshafen
Gruppierung „Junge Deutsche – Bundesweite Aktion“
Rednerveranstaltung zum Thema „Über die Sinnwidrigkeit der Entwicklungshilfe“.
10. April 2004, Zweibrücken
Die beabsichtigte Geburtstagsfeier eines führenden Mitglieds des „Nationalen Widerstandes Zweibrücken“ fand nicht statt. Der Vermieter des Dorfgemeinschaftshauses kündigte den Nutzungsvertrag, nachdem er von der Polizei über den Hintergrund der Veranstaltung informiert worden war. Die Polizei erteilte 26 Personen Platzverweise.
Ein Großteil der Gruppe begab sich anschließend in eine Gaststätte im Saarland.
30. April 2004, Ludwigshafen
Kameradschaftstreffen der regionalen rechten Szene in einer Gaststätte mit ca. 25 Beteiligten.
Zu Frage 3:
Aufgrund der bevorstehenden Kommunalwahlen und der Europawahl 2004 haben die rechtsextremistischen Parteien in RheinlandPfalz mit ihren Wahlkampfvorbereitungen begonnen. Bis zu den Wahlen am 13. Juni 2004 ist während des Wahlkampfs verstärkt
mit Veranstaltungen und Aktionen rechtsextremistischer Parteien in der Öffentlichkeit zu rechnen (vgl. Antwort zu Frage 7).
Zu den Fragen 4 und 5:
Angaben zu den festgestellten Tatverdächtigen und zur Anzahl der verletzten Personen sind bereits in der Antwort zu Frage 1 enthalten. Vorläufige Festnahmen und/oder Haftbefehle sind nicht erfolgt.
Zu Frage 6:
Aktivitäten und Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern oder Vereinen gegen Veranstaltungen bzw. Aktionen von Neonazis,
Skinheads etc. werden nicht erfasst.
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Drucksache 14/
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Zu Frage 7:
Zu den Kommunalwahlen wurden folgende Wahlvorschläge der Republikaner und ein Wahlvorschlag der Deutschen Volksunion
(DVU) eingereicht und zugelassen:
1. Wahl der Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher
Stadt Ludwigshafen am Rhein:
3 Wahlvorschläge der Republikaner
Stadt Mainz:
11 Wahlvorschläge der Republikaner
Stadt Germersheim:
1 Wahlvorschlag der Republikaner
2. Wahl der Ortsbeiräte
Stadt Ludwigshafen am Rhein:
Stadt Mainz:
Stadt Germersheim:
3. Wahl der Stadträte und Gemeinderäte
Landkreis Birkenfeld
Stadt Idar-Oberstein:
3 Wahlvorschläge der Republikaner
10 Wahlvorschläge der Republikaner
1 Wahlvorschlag der Republikaner
1 Wahlvorschlag der Republikaner
Landkreis Mayen-Koblenz
Stadt Andernach:
1 Wahlvorschlag der Republikaner
Landkreis Bad Dürkheim
Stadt Bad Dürkheim:
1 Wahlvorschlag der Republikaner
Landkreis Germersheim
Stadt Germersheim:
1 Wahlvorschlag der Republikaner
Rhein-Pfalz-Kreis
Gemeinde Altrip:
Gemeinde Limburgerhof:
Gemeinde Schifferstadt:
1 Wahlvorschlag der DVU
1 Wahlvorschlag der Republikaner
1 Wahlvorschlag der Republikaner
Kreisfreie Städte
Frankenthal (Pfalz),
Ludwigshafen am Rhein,
Mainz,
Pirmasens und
Speyer:
je 1 Wahlvorschlag der Republikaner
4. Wahl der Kreistage
Landkreise Bad Dürkheim,
Germersheim und
Rhein-Pfalz-Kreis:
je 1 Wahlvorschlag der Republikaner
5. Bezirkstagswahl
Bezirkstag Pfalz:
1 Wahlvorschlag der Republikaner
Zu den Verbandsgemeinderatswahlen und den Wahlen der Orts- und Stadtbürgermeister wurden keine Wahlvorschläge von rechtsextremistischen Parteien oder Gruppierungen eingereicht.
Die NPD nimmt nur an der Europawahl teil.
Herbert Mertin
Staatsminister
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