4.4. Glykopeptid

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Glykopeptid-Antibiotika
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4.4. Glykopeptid-Antibiotika
Glykopeptid-Antibiotika sind komplex aufgebaute Substanzen, die bakterizid wirken.
Das Wirkungsspektrum von Glykopeptid-Antibiotika umfasst grampositive Bakterien,
die aerob (mit Sauerstoff) oder anaerob (ohne Sauerstoff) existieren. Von Bedeutung
ist vor allem die Wirkung gegen Enterokokken und Staphylokokken, wobei auch resistente Stämme von Staphylokokkus aureus erfasst werden. Glykopeptide sind daher
wichtige Reserveantibiotika für Patienten mit lebensgefährlichen Infektionen.
Um die Wirkung der Glykopeptid-Antibiotika auch weiterhin gegen die bereits erwähnten Problemkeime zu erhalten, ist es äußerst wichtig, dass sie nur dann eingesetzt werden, wenn bereits andere Antibiotika versagt haben.
Auf gramnegative Erreger haben Glykopeptide von Natur aus keine Wirkung, da der
Aufbau der Zellwände von gramnegativen und grampositiven Bakterien sehr unterschiedlich ist. Das Eindringen der Glykopeptide wird durch eine Schutzhülle der gramnegativen Erreger verhindert.
In der Praxis werden vor allem Vancomycin und Teicoplanin eingesetzt. Da diese beiden Präparate schlecht über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden, müssen
sie bei einer systemischen Anwendung in Form von Injektionen oder Infusionen verabreicht werden.
Die orale Anwendung findet nur bei speziellen Darmerkrankungen Verwendung und ist
natürlich als lokale Behandlung zu verstehen.
• Vancomycinâ
z. B. Vancomycin „Lilly“ chromatographisch gereinigt 125 mg-Kapseln
Eigenschaften und
Wirksamkeit
Vancomycin ist ein hoch gereinigtes Glykopeptid-Antibiotikum (Reinheitsgrad: mehr als 93%), das bei vielen grampositiven Bakterien bakterizid
wirkt. Diese Wirkung beruht hauptsächlich auf einer Hemmung der Zellwandsynthese. Außerdem beeinträchtigt es die Permeabilität der Bakterienzellmembran.
Anwendungsgebiete
Bei oraler oder parenteralen Verabreichung ist Vancomycin ausschließlich
zur Behandlung der Staphylokokken-Kolitis und der antiobiotika-bedingten
pseudomembranösen Enterokolitis geeignet. Orales Vancomycin wird zur
Darmsterilisation bei Patienten mit Immunsuppression (Unterdrückung der
Immunantwort des Körpers auf ein Antigen) in Kombination mit anderen Medikamenten (z. B. Aminoglykoside) verwendet. Weiters wird Vancomycin
auch eingesetzt, wenn eine Allergie gegen Betalaktam-Antibiotika besteht.
Glykopeptid-Antibiotika
Nebenwirkungen
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In seltenen Fällen, vor allem bei hoher Dosierung, kann es zu Nierenfunktionseinschränkung kommen (hauptsächlich erhöhte Kreatinin- oder Blutharnstoff-Konzentrationen).
Äußerst selten wurde eine interstitielle Nephritis beobachtet. Diese
Nebenwirkungen traten vermehrt bei Patienten auf, denen gleichzeitig Aminoglykoside verabreicht wurden. Außerdem könnte die Anwendung von Vancomycin Lilly eine vorübergehende oder bleibende Verschlechterung der
Hörfunktion verursachen. Schwindel und Ohrenklingen wurden ebenfalls nur
selten beobachtet.
Weiters kann eine vorübergehende Neutropenie, vor allem eine Woche nach
Therapiebeginn oder nach einer Gesamtdosis von über 25 g, auftreten. Nach
Absetzen von Vancomycin normalisiert sich das Blutbild aber schnell wieder.
In äußerst selten Fällen kann auch eine Verminderung der Blutplättchen vorkommen. Überempfindlichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie, Arzneimittelfieber, Übelkeit, Schüttelfrost, Ausschläge, Stevens-Johnson-Syndrom und
Vasculitis treten nur selten in Verbindung mit der Verabreichung von Vancomycin Lilly auf.
Vancomycin Lilly darf bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit nicht
Besondere Warnhinweise zur sicheren An- angewendet werden. Da Veränderungen der Hör- und Nierenfunktion durch
Vancomycin möglich sind, sollte das Präparat an Patienten mit eingeschränkwendung
ter Hör- bzw. Niereninsuffizienz nur mit Vorsicht verabreicht werden.
Schwangerschaft und Stillzeit:
In einer Studie wurden die möglichen ototoxischen und nephrotoxischen Auswirkungen von Vancomycin bei Kindern getestet. Das Präparat wurde
drogenabhängigen schwangeren Frauen im 2. und 3. Schwangerschaftsmonat bei schweren Staphylokokken-Infektionen verabreicht. Obwohl Vancomycin im Nabelschnurblut nachgewiesen werden konnte, wurden weder
Gehörverlust noch Nephrotoxizität beobachtet.
Es ist aber noch nicht endgültig nachgewiesen, ob Vancomycin fetale Schäden verursacht. Daher sollte dieses Antibiotikum an Schwangere nur - wenn
unbedingt notwendig - verabreicht werden. Stillende Müttern sollten Vancomycin nur mit Vorsicht einnehmen, da das Präparat auch in die Muttermilch
gelangt.
Haltbarkeit und
Abgabe
24 Monate
Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten
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