PDF Version - Arbeitsgruppe Anerkennung

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ARBEITSGRUPPE ANERKENNUNG e.V.
Gegen Genozid, für Völkerverständigung (AGA)
Istanbul, 6 . Juni 2016: Selbstverleugnung als Folge von
Unterdrückung: Erzbischof Ateschjans Kritik an der
Anerkennungsresolution des Deutschen Bundestags
08.06.2016 08:42
http://www.aga-online.org/news/detail.php?locale=de&newsId=635
Vier Tage nach der Verabschiedung der
Bundestagsresolution zum osmanischen Genozid an
den Armeniern „und anderen christlichen Minderheiten“
veröffentlicht die armenisch-türkische Zeitung „Agos“
die Kritik des Vertreters des armenisch-apostolischen
Patriarchen zu Konstantinopel, Erzbischof Ateschjan
(Ate?yan). Dieser behauptete im Namen der
„Gesellschaft der türkischen Armenier“ in seinem
Schreiben an Staatspräsident Erdo?an, der “historische
Schmerz der armenischen Nation werde als Werkzeug
betrachtet, um den türkischen Staat und Nation
anzuklagen und zu bestrafen.”
Das Schreiben des Erzbischofs ist indikativ für die lange Unterdrückungstradition der armenischen Kirche unter
türkischer Herrschaft. Wir erinnern daran, dass das armenische Patriarchat nach der Eroberung Konstantinopels
(1453) vom damaligen osmanischen Sultan Mehmet II. gegen das Ökumenische Patriarchat der Orthodoxie
gegründet wurde, weil die Osmanen der kirchlichen Institution der soeben erst besiegten Byzantiner misstrauten. In
der weiteren Entwicklung blieben die Oberhäupter des armenischen Gegen-Patriarchats von der Gunst und Gnade
der osmanischen Herrscher abhängig. Ämterkauf, aber auch häufige Absetzungen der Patriarchen waren eine von
zahlreichen negativen Folgen.
Auch die republikanische Türkei hat nie davor zurückgeschreckt, in innere Angelegenheiten des armenischen
Patriarchats einzugreifen. Ihre Präsidenten und Regierungschefs konnten sich stets der bedingungslosen Loyalität der
von ihnen abhängigen Kirchenführer sein. Das jüngste Schreiben steht in dieser Tradition.
Neu und sehr begrüßenswert ist die Antwort, die die Redaktion der von Hrant Dink gegründeten Zeitung Ateschjan
gab, indem sie sich „mit Sorge, Wut und Schamgefühl“ von Ateschjans Schreiben kritisch distanziert. „Agos“ schließt
mit den bemerkenswerten Zeilen:
“Der Genozid an den Armeniern ist ein Verbrechen an der Menschheit und somit die Sache der gesamten
Menschheit. Sie sagen, dass Sie für das Wohl zweier Völker geschrieben hätten. Eine gemeinsame Zukunft
dieser beiden Völker wird aber erst möglich, wenn eine ehrenhafte Aussöhnung erreicht wird, denn nur in
diesem Fall wird es nicht zu einer solchen Form von Unterdrückung kommen, die Sie veranlasst hat, Ihre
eigene Geschichte zu verleugnen.“
Links:
Loyalitätserklärung an Erdogan
Erwiderung von „Agos“ an Ateschjan
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