Canine Leptospirose - eine Krankheit im Wandel

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Update
Canine Leptospirose –
eine Krankheit im Wandel
NEU:
IDEXX Leptospira spp. RealPCR™
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Weitere Informationen finden Sie auf der Rückseite.
Ätiologie, Epidemiologie und Pathogenese
Übertragung
Die Leptospirose ist eine weltweit auftretende Zoonose. Verursacher sind Spirochäten der Gattung Leptospira, innerhalb
derer bis heute über 300 Serovare ermittelt wurden; einige
davon pathogen, andere saprophytär. Infiziert werden können
mehr als 150 verschiedene Säugetierarten.
Im Lauf der Zeit hat sich die Klassifizierung der Serovare
der Gattung Leptospira mehrmals geändert und beruht heute
sowohl auf Antigen-Antikörper-Tests, die sich auf die Erkennung bestimmter Lipopolysaccharide in der Bakterienwand
stützen, als auch auf molekulardiagnostischen Methoden.
Die Leptospirose des Hundes wird in erster Linie durch Serovare von Leptospira interrogans und Leptospira kirschneri
verursacht. Vor der Einführung des bivalenten Impfstoffes
wurde die Erkrankung beim Hund am häufigsten mit L. Icterohaemorrhagiae und L. Canicola in Verbindung gebracht.
Seit einigen Jahren geht man davon aus, dass auch L. Grippotyphosa, L. Autumnalis, L. Bratislava und L. Pomona bei
der caninen Leptospirose eine Rolle spielen können.
Die Leptospirose wird durch direkten oder indirekten Kontakt
des Bakteriums mit Schleimhäuten oder Hautläsionen übertragen, wobei kontaminierter Urin eine wesentliche Rolle
spielt. Infizierte Tiere scheiden die Spirochäten mit dem Urin
aus und verunreinigen so ihre Umgebung; auch symptomfreie Hunde können die Erreger lange Zeit über den Urin
ausscheiden (manchmal Monate bis Jahre). In feuchter Umgebung können die Leptospiren wochen- bis monatelang
überleben und infektiös bleiben, besonders in stehenden
Gewässern bei Temperaturen von 0 bis 25°C. Tatsächlich
tritt die Leptospirose saisonal gehäuft auf, insbesondere in
feuchtwarmen Jahreszeiten.
Klinische Symptome
Das durch Leptospiren ausgelöste Krankheitsbild kann abhängig vom Immunstatus des Wirtes, der Virulenz des Serovars sowie dem Infektionsdruck hinsichtlich Ausprägung und
Schweregrad stark variieren. Die Inkubationszeit beträgt in
der Regel etwa 5 – 7 Tage, während derer sich die Leptospiren im Blut vermehren. Durch die darauffolgende Bildung von
Antikörpern werden die Leptospiren nach 7 – 10 Tagen aus
dem Blutkreislauf verdrängt und setzen sich vor allem in den
Nieren fest.
Einige Hunde zeigen lediglich schwache klinische Symptome,
oder die Infektion verläuft sogar nur subklinisch. Andere entwickeln schwere bis schwerste Formen mit Nieren- und/oder
Leberinsuffizienz, Fieber, Uveitis, pulmonalen Hämorrhagien,
Vaskulitis, Pankreatitis und Gerinnungsstörungen. Besonders
schwerwiegend ist die mit pulmonalen Blutungen einhergehende klinische Form (LPHS Leptospiral Pulmonary Hemorrhage Syndrome). Lethargie, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Polyurie und Polydipsie sind die üblichen klinischen Symptome.
Weniger häufig treten Fieber, abdominale Schmerzen, Ikterus,
Muskelsteifheit, Uveitis, Atemnot und klinische Anzeichen
einer Koagulopathie auf.
In der perakuten Form kann eine Leptospirose in wenigen
Tagen zum Tode führen. Bei der akuten Form zeigen sich
Fieber, Zittern, Muskelschmerzen, oft gefolgt von nachlassen-
den Sinneswahrnehmungen, Dehydrierung, Erbrechen und
Kreislaufkollaps. Koagulopathien können mit Erbrechen und
blutigen Durchfällen, Epistaxis und Petechien einhergehen.
Diese Form kann noch vor Ausbildung einer Nieren- oder
Leberinsuffizienz tödlich enden. Bei der subakuten Form sind
viele der oben aufgezählten Symptome möglich. Am häufigsten zeigen sich Polyurie, Polydipsie und respiratorische
Symptomatiken. Eine durch tubulointerstitielle Nierenschädigung verursachte akute Niereninsuffizienz kann auch zu
Oligurie und Anurie führen. Nach Überwindung dieser Phase
kann sich die Nierenfunktion entweder wieder normalisieren,
oder es bleibt eine mehr oder weniger kompensierte chronische Niereninsuffizienz zurück. Kommt eine Hepatopathie
(chronisch-aktive Hepatitis oder chronische Leberfibrose)
hinzu, können die Patienten Symptome der Leberinsuffizienz
wie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Ergüsse in Körperhöhlen aufweisen.
Klinisch-pathologische Aspekte
Die häufigsten Blutbildveränderungen sind Anämie, Leukozytose mit Neutrophilie und Linksverschiebung, Lymphopenie
und Thrombopenie. Treten sie in Begleitung von Anzeichen
für einen Nierenschmerz oder akuten Nierenschaden und/
oder eine Leberinsuffizienz auf, so ist als Erstes an eine
Leptospirose zu denken.
Durch die Infektion der Nierentubuli wird eine akute interstitielle Nephritis mit tubulärer Dysfunktion ausgelöst, manchmal
einhergehend mit akuter tubulärer Nekrose. Die häufigsten
klinisch-chemischen Veränderungen sind ein Anstieg von
Harnstoff-N, Kreatinin und Leberenzymen im Blut, Hyperbilirubinämie und Störungen des Elektrolythaushaltes. Im Rahmen
einer Beeinträchtigung der Leber kann es zu hepatischer
Nekrose kommen. Die Störungen des Elektrolythaushaltes
sind Folgen von Erbrechen und Durchfall. Bei der Urinuntersuchung zeigen sich häufig ein niedriges spezifisches Gewicht des Harns und Anzeichen einer tubulären Nierenschädigung wie Glukosurie, (vor allem tubuläre) Proteinurie,
granulierte Harnzylinder und/oder Hämaturie. Die möglichen
Veränderungen im Gerinnungsprofil umfassen verlängerte
PT- und aPTT-Zeiten sowie erhöhte Fibrinogenwerte.
Serologie
Die Mikroagglutinationsreaktion (MAR) ist nach wie vor der
Goldstandard, um Antikörper gegen Leptospiren nachzuweisen und deren Titer zu bestimmen. Bei der MAR werden
verschiedene Verdünnungen des zu untersuchenden Serums
in Kontakt mit Leptospiren gebracht; ob Antikörper vorhanden sind, lässt sich dann anhand der Agglutination ablesen.
Mithilfe der MAR können sowohl IgM als auch IgG nachgewiesen werden. In der ersten Infektionsphase treten vermehrt
Kreuzreaktionen zwischen den verschiedenen Serovaren
der Leptospiren auf, weil IgM nur gering spezifisch sind, vor
allem, wenn sie derselben Serogruppe angehören. In der
folgenden Krankheitsphase verlieren diese möglichen Kreuzreaktionen stark an Bedeutung. An Leptospirose erkrankte
Hunde können klinische Symptome ausbilden noch bevor
ein Antikörpernachweis möglich ist, vor allem in der ersten
Krankheitswoche. Andererseits bestehen sehr häufig auch
subklinische Infektionen, bei denen persistierende Antikörper
gebildet werden können. Schliesslich werden auch durch
die Impfung Antikörpertiter gebildet, die mehrere Monate
lang mittels MAR nachweisbar sein können, meist aber nur
geringe Titerhöhen erreichen. Um den Antikörpertiter richtig
interpretieren zu können, muss daher unbedingt auch das
klinische Bild des Patienten berücksichtigt werden!
Ein MAR-Titer von 1:800 oder grösser bei einem Hund mit
Leptospirose-kompatibler Symptomatik gilt als starker Verdachtshinweis auf eine Erkrankung. Da der Hund in der
ersten Krankheitswoche seronegativ erscheinen kann,
empfiehlt sich eine ein- oder zweimalige Wiederholung des
Antikörpertests nach 7 – 15 Tagen, ehe man den Patienten
als seronegativ betrachtet. Ein Ansteigen des Antikörpertiters
um das Vierfache gilt als starker Hinweis auf die Infektion.
Trotzdem kann die Serokonversion bei laufender Therapie mit
Antibiotika schwächer ausfallen. Antikörpertiter von kleiner
als 1:400 werden meist früher durchgemachten Infektionen
oder erfolgten Impfungen zugeschrieben. In diesen Fällen
dürften sich die positiven Ergebnisse der Antikörpertests bei
wiederholten Untersuchungen dann entweder gar nicht oder
nur wenig ändern.
Molekulare Diagnostik
Die real-time PCR für Leptospiren ist ein sehr spezifisches
und ein äusserst empfindliches Diagnosewerkzeug. Der
diagnostische Vorteil der PCR gegenüber der serologischen
Untersuchung zeigt sich vor allem in den Frühphasen der
Erkrankung, das heisst bevor sich Antikörper nachweisen
lassen. Ausserdem ist sie hilfreich zum Nachweis der Ausscheidung von Leptospiren mit dem Urin. In der ersten
Infektionsphase (umfasst den Zeitraum von ca. 1 Woche p.i.)
lässt sich Leptospira-Nukleinsäure im Blut nachweisen. In
einer zweiten Phase der Infektion, ab ca. 7 Tage p.i., lässt
sich Leptospira-Nukleinsäure im Urin positiv nachweisen. Da
der genaue Infektionszeitpunkt in der Regel nicht bekannt ist,
empfiehlt sich die gleichzeitige Untersuchung von Blut und
Urin mittels PCR. Der IDEXX Leptospira spp. RealPCR™ Test
weist das Leptospira-spezifische Gen lipL32 nach. Dieses
kodiert ein Protein in der äusseren Membran der Leptospiren,
das mit deren Pathogenität in Verbindung gebracht wird.
Ein positives Ergebnis des IDEXX Leptospira spp. RealPCR™
Tests ist demnach ein Hinweis auf die Gegenwart von Nukleinsäure, die Teil pathogener Leptospiren im Probenmaterial
ist.
Ein positives Ergebnis der PCR bei Urinproben bedeutet
nicht notwendigerweise, dass das Tier klinisch krank ist; es
kann sich um einen subklinischen Träger und Ausscheider
des Bakteriums handeln. Die Ausscheidung von Leptospiren
im Urin ist intermittierend, ein negatives Ergebnis der PCR
schliesst also eine Leptospirose nicht aus und wiederholte
Untersuchungen können notwendig sein.
m die diagnostische Aussagekraft zu erhöhen, sollte bei
U
klinisch erkrankten Hunden die PCR sowohl anhand von
Blut- als auch Urinproben durchgeführt werden, wobei die
Probenentnahme vor der Gabe von Antibiotika zu erfolgen
hat. Die real-time PCR für Leptospiren ermöglicht eine
frühzeitige und genaue Diagnose und in der Folge eine
korrekte Therapie des einzelnen Patienten.
Interpretation der Ergebnisse
N
achweis von Leptospira-DNA mittels PCR:
Blut positiv, Urin negativ
Der Hund ist mit Leptospiren infiziert. Ein im Blut positiver
und im Urin negativer Befund kann z. B. in den ersten 7 Tagen p.i. auftreten. Die Leptospirämie erfolgt innerhalb weniger
Tage nach der Infektion. Ein negativer Urinbefund deutet auf
ein der Urinausscheidung vorgelagertes Stadium oder eine
intermittierende Ausscheidung hin. Eine spezifische Therapie
ist angezeigt. Ausserdem empfiehlt sich eine Kontroll-PCR
nach 7 – 15 Tagen.
N
achweis von Leptospira-DNA mittels PCR:
Blut und Urin positiv
Der Hund ist infiziert. Positive Blut- und Urinproben kommen
zuweilen in den ersten Wochen nach der Infektion vor, wobei
sich die Phase der Bakteriämie und die Urinausscheidung
überlagern können. Positive Urinproben müssen als mögliche
Infektionsquelle für andere Tiere und auch für den Menschen
angesehen werden. Eine spezifische Therapie ist angezeigt.
Ausserdem empfiehlt sich eine Kontroll-PCR nach 7 – 15 Tagen.
N
achweis von Leptospira-DNA mittels PCR:
Blut negativ und Urin positiv
Der Hund ist infiziert. Ein negativer Blut- und positiver Urinbefund bei einem klinisch verdächtigen Hund weist auf eine
Infektion hin, die wahrscheinlich seit mindestens 1 – 2 Wochen besteht. Hunde, die symptomfreie Träger von Leptospiren sind, können das Bakterium über Wochen und Monate
mit dem Urin ausscheiden. Die mittels PCR positiv getesteten
Urinproben müssen als mögliche Infektionsquelle für andere
Tiere und auch für den Menschen angesehen werden. Ausserdem empfiehlt sich eine Kontroll-PCR nach 7 – 15 Tagen.
Nachweis von Leptospira-DNA mittels PCR:
Blut und Urin negativ
Der Hund ist wahrscheinlich nicht infiziert. Sind sowohl Blut
als auch Urin in der PCR negativ, so ist der Hund wahrscheinlich nicht infiziert, sofern die Proben vor Beginn einer Antibiotikabehandlung entnommen wurden. Es ist zu beachten,
dass der Nachweis von Leptospira spp.-DNA im Blut auf
die frühe Infektionsphase limitiert ist und die Ausscheidung
über den Urin intermittierend erfolgt. Daher empfehlen sich
eine Kontroll-PCR und der Nachweis spezifischer Antikörper
mittels MAR.
Ein negatives PCR-Ergebnis kann jedoch auch dadurch
hervorgerufen werden, dass die Erregerkonzentration unter
dem Detektionslimit liegt oder dass neue Erregervarianten
nicht detektierbar sind.
Angesichts der potenziell tödlichen Folgen einer inadäquaten Behandlung sowie des Risikos der Übertragung auf
den Menschen empfiehlt sich dringend der rasche Einsatz
mehrerer diagnostischer Verfahren. Die PCR sollte daher
mit in die Basisdiagnostik (Blutbild, klinische Chemie, Urinuntersuchung, eventuell Gerinnungsprofil) eingeschlossen
werden, eventuell parallel zu Antikörpernachweis und
Titerbestimmung mittels MAR. Unabhängig von der eingesetzten Methode kann bei einem negativen Erstbefund die
Anwesenheit von Leptospiren keineswegs ausgeschlossen
werden, weshalb der Test nach einigen Tagen oder Wochen
wiederholt werden muss.
Diagnostic
Update
Therapie
Schlüsselelement der spezifischen Therapie ist die Gabe
von Antibiotika. Die antibiotische Behandlung sollte bei
Verdacht auf Leptospirose so rasch wie möglich begonnen
werden, also unmittelbar nach der Probenentnahme für die
Laboruntersuchungen und noch bevor der Diagnoseverdacht
bestätigt werden kann. Antibiotika der Wahl für die Anfangsbehandlung sind Doxycyclin oral oder Penicilline und deren
Derivate (z. B. Ampicillin oder Amoxicillin) oral oder i.v. Diese
Medikamente unterbrechen die Leptospirämie innerhalb von
24 Stunden und verhindern oder begrenzen so die Urinausscheidung und mögliche Übertragung des Mikroorganismus
auf gesunde Tiere. Zur Behandlung der Niereninfektion und
um zu verhindern, dass der Hund zum Träger des Erregers
wird, muss Doxycyclin über drei Wochen zweimal täglich
in der Dosierung 5 mg/kg verabreicht werden, sobald eine
orale Gabe möglich ist.
Das recht uneinheitliche klinisch-pathologische Bild der
caninen Leptospirose und die unterschiedlichen Komplikationen erfordern oft eine spezifische symptomatische und
unterstützende Therapie. Dies umfasst zum Beispiel die
Flüssigkeitstherapie zur Unterstützung und Anregung der
Nierenfunktion und zur Wiederherstellung eines ausgeglichenen Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes. Die Mehrzahl
der Hunde mit Leptospirose leidet an Polyurie und Polydipsie,
so dass die Urinproduktion aufmerksam überwacht werden
sollte. Ausserdem kann die symptomatische Behandlung von
gastrointestinalen Störungen, Lebersymptomen, Koagulopathien, Schmerzen und Fieber, sowie von Lungensymptomen
notwendig werden.
Prognose
Entscheidend für eine bessere Prognose ist die korrekte und
frühzeitige Beurteilung des Patienten. Dies erfolgt über die
Basisdiagnostik (insbesondere Blutbild, klinische Chemie,
Urinuntersuchung) und spezifische Tests (PCR und MAR).
Ohne spezifische Therapie kommt es häufiger zu bleibenden
Nierenschäden, und die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen
Verlaufs ist erhöht. Bei frühzeitiger Diagnose und richtiger
Therapie beträgt die Überlebensrate bei Hunden mit akuter
Niereninsuffizienz rund 80 %. Für eine korrekte Überwachung
des Patienten sollte die Basisdiagnostik alle 24/48 Stunden
durchgeführt werden.
Zwei Materialien – ein Preis!
IDEXX Leptospira spp. RealPCR™
Da es aus den oben genannten Gründen sinnvoll ist, eine PCR aus EDTA-Blut und Urin durchzuführen,
unterstützen wir Sie ab sofort bei der Leptospiren-Diagnostik, indem wir diese beiden PCRs zum Preis
von einer PCR anbieten. Das heisst, Sie können EDTA-Blut und Urin für eine PCR Untersuchung auf
Leptospiren einsenden und wir berechnen nur eine PCR, sofern beide Materialien gleichzeitig eingeschickt
werden. Nachforderungen oder die Untersuchung anderer Materialien werden regulär berechnet.
IDEXX Diavet AG
Postfach 43 · Schlyffistr. 10
8806 Bäch SZ
Schweiz
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