Knochen

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Knochen
Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
25.10.2005Sie sind wie die Stahlträger eines Gebäudes - von außen nicht sichtbar und
doch unabdingbar, damit das Gesamtwerk steht: Knochen. Ein Mensch ohne Skelett
würde in sich zusammensinken wie eine Marionette, bei der man die Fäden durchtrennt
hat. Manche Knochen verleihen dabei nicht nur Halt und Stabilität, sondern schützen
auch lebenswichtige Organe, wie zum Beispiel der Schädel das Gehirn oder der
Brustkorb Herz und Lungen.Insgesamt besitzt der menschliche Körper über 200 Stück von den winzigen Gehörknöchelchen bis hin zu den großen Knochen an Armen und
Beinen. Von der äußeren Form her können sie sehr unterschiedlich aussehen - das
"typische" Exemplar ist der so genannte Röhrenknochen: er besteht aus einem langen
und röhrenförmigen Mittelteil, die beiden Enden sind etwas verdickt. Beispiele sind der
Oberarm - oder der Oberschenkelknochen. Andere Knochen dagegen sind kurz und
eckig, wie die Wirbel oder die vielen kleinen Hand- und Fußwurzelknochen. Schließlich
gibt es noch eher breite und platte Vertreter wie beispielsweise das Schulterblatt, die
Schädelknochen oder das Brustbein. Grundsätzlich besitzt jeder Knochen den gleichen
Aufbau aus mehreren Schichten. Die äußerste Lage bildet die so genannte
Knochenhaut (Periost) - sie besteht aus hauchdünnem Bindegewebe und überzieht den
Knochen wie ein Strumpf. Sie enthält zahlreiche Blutgefäße, die über kleine Kanälchen
in den Knochen eindringen und somit dessen Blutversorgung sichern. Auch mit
Nervenfasern ist sie üppig ausgestattet - das spürt man zum Beispiel sehr gut bei
einem Tritt gegen das Schienbein. Schließlich hat das Periost noch eine sehr wichtige
Funktion: die Knochenneubildung. Was bei Kindern noch ständig passiert, ist bei
Erwachsenen vor allem im Rahmen der Knochenbruchheilung wichtig. Direkt unter der
Knochenhaut liegt eine sehr feste und kompakte Rindenschicht, die Substantia
corticalis. Am Schaft der langen Röhrenknochen (Diaphyse) kann sie bis zu mehrere
Millimeter dick werden. Das Innere des Knochens wird von einem schwammartigen
Maschenwerk aus kleinen Knochenbälkchen ausgefüllt, der so genannten Spongiosa
(lat.: "die Schwammige"). In den Spongiosamaschen liegt das rote Knochenmark,
Bildungsstätte unserer Blutzellen. Eine Ausnahme bilden die Diaphysen: sie
beherbergen anstelle der Spongiosa die Markhöhle mit dem fetthaltigen gelben
Knochenmark, das ursprünglich aus rotem Knochenmark hervorgegangen ist. Reicht
die Blutproduktion unter bestimmten Bedingungen nicht aus, zum Beispiel bei
auszehrenden Erkrankungen oder chronischen Blutverlusten, kann sich das gelbe auch
wieder zu rotem blutbildenden Knochenmark zurückverwandeln.Man könnte meinen,
dass wir mit unseren vielen Knochen eine schwere Last zu tragen haben. Doch weit
gefehlt: das gesamte Skelett macht nur etwa 10 % unseres Körpergewichtes aus!
Verantwortlich hierfür ist das so genannte Leichtbauprinzip - mit einem Minimum an
Knochenmaterial wird ein Maximum an Leistung erzielt. Die kompakte Rindenschicht ist
zum Beispiel nur dort besonders stark ausgebildet, wo die Knochen sehr beansprucht
sind. Die kleinen Knochenbälkchen der Spongiosa sind außerdem so angeordnet, dass
sie in Richtung des größten Drucks und Zugs besonders kräftig, sonst eher zart
ausgebildet sind. Das sorgt für Stabilität, ohne dass der Knochen zu schwer wird. Das
Leichtbauprinzip wird übrigens auch vielfach in der Technik angewendet. So soll die
Knochenarchitektur als Vorbild für den Pariser Eiffelturm gedient haben!Ein besonders
beeindruckendes knöchernes Gebilde ist unsere Wirbelsäule. Bestehend aus 24
gegeneinander beweglichen Wirbeln, ermöglicht sie unserem Rumpf Mobilität in alle
Richtungen. Außerdem bildet sie einen knöchernen Kanal, in dem sie unser
empfindliches Rückenmark beherbergt. Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern liegen
die Bandscheiben - sie bestehen aus einem äußeren Faserring sowie einem darin
liegenden flüssigkeitsreichen Gallertkern, der wie ein Wasserkissen wirkt. Aufgabe der
Bandscheiben ist es, den Druck gleichmäßig auf die Wirbelkörper zu verteilen und
Stöße abzufedern. Bei einer Überbeanspruchung kann das "Wasserkissen" durch den
Faserring hindurchrutschen und auf umliegende Nerven drücken - das ist der
gefürchtete Bandscheibenvorfall, bei dem es neben Schmerzen zu Kribbeln,
Taubheitsgefühlen und sogar Lähmungen kommen kann. Bei Knochen handelt es sich
keinesfalls um ruhendes oder gar totes Gewebe: zeitlebens befindet es sich in einem
ständigen Auf- und Abbau und kann sich so wechselnden Belastungen anpassen.
Immer wieder werden die Knochenbälkchen der Spongiosa entsprechend der stärksten
Belastung neu ausgerichtet. Bei gesunden Erwachsenen halten sich dabei
Knochenauf- und abbau die Waage, mit zunehmendem Alter verschiebt sich dieses
Gleichgewicht jedoch natürlicherweise zugunsten des Knochenabbaus. Übersteigt der
Knochenschwund ein bestimmtes Maß, spricht man von Osteoporose. Genau wie die
Muskeln reagiert auch Knochengewebe auf regelmäßige körperliche Bewegung: bei
starker Beanspruchung nimmt die Knochenmasse zu, bewegen wir uns dagegen
wenig, baut der Körper Knochensubstanz ab. Das veranschaulicht, wie wichtig
regelmäßige Bewegung gerade auch für ältere Menschen ist!Krankheiten des
KnochensArthrose: durch Abnutzung bedingte schmerzhafte Gelenkerkrankung, häufig
im Bereich der Hände, Hüfte und Knie. Häufig Schmerzverstärkung bei
WetterumschlägenSkoliose: Verbiegung und Versteifung eines Wirbelsäulenabschnitts,
häufige Erkrankung, verursacht nicht immer BeschwerdenKnochenmetastasen:
entstehen durch Streuung eines Krebsgeschwürs in den Knochen, können starke
Knochenschmerzen verursachenPlasmozytom: bösartige Ausbreitung von bestimmten
weißen Blutkörperchen in Knochenmark und Knochen, typisch sind Knochenschmerzen
und häufige Knochenbrüche, weitere Symptome: Blutarmut, Gewichtsverlust und
InfektanfälligkeitOsteoporoseDie Osteoporose ist eine Volkskrankheit: in Deutschland
leiden bis zu 10% der Bevölkerung darunter. Betroffen sind vorwiegend Frauen nach
den Wechseljahren, aber auch Männer können erkranken. Ursache ist ein übermäßiger
Verlust von Knochenmasse - die Knochen dünnen aus und sind besonders anfällig für
Brüche, besonders im Bereich der Wirbelkörper, der Unterarme und des Hüftgelenks.
Bei Verdacht hilft eine Knochendichtemessung weiter. Die beste Behandlung liegt in
der Vorbeugung: kalziumreiche Ernährung und ausreichend körperliche Bewegung sind
das A und O. Bei bereits bestehender Osteoporose muss der Arzt entscheiden, ob
zusätzlich Medikamente sinnvoll sind (z. B. Hormonpräparate).
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