Tacrolismus (170,6 KiB) - Kompetenznetz Darmerkrankungen

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Behandlung mit Tacrolimus
Eine Information für Patienten
Lieber Patient, leibe Patientin,
Sie leiden an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Ihre Erkrankung heißt: _______________
Mit welchen Medikamenten wird diese Erkrankung behandelt?
Diese Erkrankung kann mit verschiedenen Gruppen von Medikamenten behandelt werden: Mit „Cortison“-freien
Entzündungshemmern, „Cortison“ und bei schweren Fällen langwirksamen Hemmern der Immunabwehr.
Was sind „Cortison“-freie Entzündungshemmer?
Diese Medikamente wirken in der Regel schnell. Sie bessern die Entzündung und können dazu beitragen, dass seltener
akute Schübe auftreten. Zu diesen Entzündungshemmern gehören z.B. Sulfasalazin wie Azulfidine® oder Colopleon®
sowie 5-Aminosalicylate wie Claversal®, Mezavant®, Pentasa®, Salofalk® oder Dipentum®.
Was sind Hemmer der Immunabwehr?
Diese Art von Medikament soll bei besonders schweren Krankheitsverläufen eingesetzt werden, um die
Darmentzündung zu bekämpfen. Dazu gehören Medikamente wie Azathioprin oder Methotrexat, bei denen die Wirkung
erst nach einigen Wochen einsetzt. Schnell wirksame Hemmer der Immunabwehr sind z.B. Ciclosporin A oder
Tacrolimus.
Welchen langwirksamen Hemmer der Immunabwehr ?
Es wurde Ihnen eine Behandlung mit Tacrolimus empfohlen. Dieses Medikament ist unter verschiedenen
Handelsnamen (z.B. Prograf® oder Advagraf®) in Apotheken verfügbar.
Die Wirksamkeit von intravenös gegebenem Tacrolimus ist für die Behandlung akuter, schwer verlaufender Fälle von
Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, die auf die herkömmliche Therapie nicht anspricht, eindeutig nachgewiesen. Offiziell
zugelassen ist Tacrolimus nur in der Transplantationsmedizin. Eine Zulassung für die Colitis ulcerosa oder den Morbus
Crohn besteht bisher nicht. Daher müssen Sie ausdrücklich mit dieser Behandlung einverstanden sein.
Wie wird die Behandlung mit Tacrolimus durchgeführt?
Tacrolimus soll täglich eingenommen werden – 1/2 der Dosis morgens, 1/2 der Dosis abends. Ihre Therapie beginnt
bzw. wird fortgesetzt wie folgt:
Gesamtdosis __________________ mg / Tag
das entspricht
morgens
abends
Kapseln à 1 mg
Kapseln à 5 mg
Später wird Ihr Arzt die Menge der Kapseln je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit ändern. Bitte achten Sie darauf,
dass Sie das Medikament regelmäßig einnehmen, nur so kann sich eine gute Wirkung einstellen.
Wie lange wird die Behandlung mit Tacrolimus fortgesetzt?
Es ist notwendig, die Tacrolimus Therapie längerfristig durchzuführen. Auch wenn es Ihnen besser geht, muss die
Behandlung fortgeführt werden, da bei einem Absetzen des Medikamentes die Entzündung erneut auftreten, bzw.
wieder stärker werden kann.
Können Nebenwirkungen auftreten?
Leider gibt es bis heute keine Behandlung ohne Nebenwirkungen. Dies gilt auch für die Tacrolimus-Behandlung. Daher
ist eine engmaschige Kontrolle der Therapie durch Ihren behandelnden Haus- oder Facharzt notwendig. Nur so kann er
auftretende Nebenwirkungen früh erkennen und die erforderlichen Maßnahmen ergreifen. Die Nebenwirkungen bilden
sich in aller Regel vollständig zurück. Nicht jede Nebenwirkung zwingt zum Abbruch der Therapie.
Welche Untersuchungen sind v o r Beginn der Tacrolimus - Therapie notwendig?
Verschiedene Blut- und Urinuntersuchungen sollen vor allem Störungen von Blutbildung, Leber und Nieren
ausschließen. Eine Urinsammlung über 24 Stunden wird zur Überprüfung Ihrer Nierenfunktion durchgeführt. Ebenfalls
werden Sie vor Therapiebeginn körperlich untersucht und Ihr Blutdruck wird mehrfach kontrolliert.
Welche Nebenwirkungen können Sie selbst bemerken?
Gerade zu Anfang der Behandlung kann es zu einem Zittern von Händen oder Füßen kommen, oder ein bestehendes
Zittern kann verstärkt werden. Ebenfalls kann es zu häufigeren Muskelkrämpfen in den verschiedensten Muskelgruppen
kommen. Müdigkeit, Kopfschmerzen, Magen - Darm Beschwerden, Brennen in Händen und Füßen können ebenso wie
eine Gewichtszunahme auftreten. Ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kann sich verschlechtern oder bei
entsprechender Veranlagung auftreten.
Sofort müssen Sie in ärztliche Behandlung, wenn eines der folgenden Warnzeichen auftreten sollte:
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Fieber, Lymphknotenschwellungen
Husten oder Luftnot
Wahnvorstellungen
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Wassereinlagerungen
wiederholt sehr hoher Blutdruck (>180/100)
Depression, Verwirrtheit, Unruhe
Viel Durst, häufiges Wasserlassen
Welche Nebenwirkungen kann der Arzt feststellen?
Der Arzt achtet auch auf hohen Blutdruck, Blutzucker und Hautveränderungen. Die Blut- und Urinuntersuchungen geben
vor allem Aufschluss über Ihre Nierenfunktion. Bei Auftreten anderer Nebenwirkungen, wie z.B.
Lymphknotenschwellungen oder Husten, können auch weitere Untersuchungen notwendig sein. Einige dieser
genannten Nebenwirkungen können vorübergehend sein, andere müssen ggf. behandelt werden.
Wie oft müssen Sie Ihren Haus- oder Facharzt aufsuchen?
Woche 1:
Zweimal
Monat 1:
Wöchentlich
ab Monat 2–3:
14-tägig
Informieren Sie bitte Ihren Arzt, wenn Sie oben genannte Symptome oder andere Veränderungen während der Therapie
bemerken.
Was sollten Sie während dieser Behandlung noch beachten?
Informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen oder von anderen Ärzten verordnet bekommen.
Vor allem eine Antibiotika - Einnahme sollten Sie mitteilen, da diese zusammen mit Tacrolimus Ihre Nierenfunktion
verschlechtern kann. Eine Schwangerschaft muss während der Tacrolimus-Behandlung und in den drei Monaten nach
Absetzen des Tacrolimus sicher verhütet werden. Bei Kinderwunsch bzw. einer Schwangerschaft muss dies dem Arzt
sofort mitgeteilt werden, er wird dann über die Weiterbehandlung entscheiden. Geplante Impfungen sollten Sie mit Ihrem
Arzt besprechen. Bei Impfung kann der Impferfolg ausbleiben, Lebendimpfungen sollten nicht erfolgen. Sonstige
Passivimpfungen bzw. deren Auffrischungen während der Therapie werden empfohlen (übliche Impfungen sowie
Hepatitis B-, Pneumokokken-, HPV-, Grippe und Schweinegrippe-Impfungen).
Vermeiden Sie eine intensive Sonneneinstrahlung, da Hautkrebs etwas gehäuft auftreten kann.
Bei Fragen rufen Sie uns bitte an: ____________________________
Verfasser: Prof. Dr. J. C. Hoffmann, St. Marienkrankenhaus, Ludwigshafen, in Zusammenarbeit mit
Prof. D. O. Stichtenoth, Institut für klinische Pharmakologie, Medizinische Hochschule Hannover.
Erstellung: 21.01.2015
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