er Kita d Forschen in TITELTHEMA Vulkane - die Feuerspucker der Erde Sie sind faszinierend und ein fester Bestandteil unseres Planeten. Ohne sie gäbe es kein Leben, denn ihre Ausgasungen schufen in vielen Millionen Jahren die lebenswichtige Erdatmosphäre: Vulkane. Wo kann man Vulkane beobachten? Was passiert bei einem Vulkanausbruch? Dr. Thomas R. Walter, Geophysiker im Helmholtz-Zentrum Potsdam (Deutsches GeoForschungsZentrum), erforscht die Feuerspucker seit zehn Jahren und hat schon viele Eruptionen miterlebt. Vulkanologen-Team misst die Eruptionshöhe und -stärke des Vulkans Karymsky in Russland (2006). 12 Forscht mit_04.2012 K2.indd 12 Forscht mit! 4-2012 24.10.12 13:33 TITELTHEMA V ulkane sind scheinbar friedliche Berge, die urplötzlich aktiv werden, bei einer Explosion glühend heiße Magmafetzen in die Luft sprengen und die Landschaft verwüsten und mit Asche bedecken. So jedenfalls stellen sich die meisten einen Vulkan vor. „Vulkane sind nicht immer gut sichtbare Berge. Sie treten auch als unscheinbare, flache Kraterlandschaft auf, so wie die über 300 Vulkane in der Eifel“, berichtet Thomas Walter. Ein Vulkanausbruch naht, wenn sich unter der Erdoberfläche in einer Kammer zähflüssige Gesteinsschmelze aus dem Erdinneren angesammelt hat – das orangerote Magma. Von dort aus bahnen sich Brüche und Spalten ihren Weg an die Oberfläche. Sobald das Magma austritt, heißt es Lava. „Vor zehn bis zwanzig Millionen Jahren etwa, als die Erde in unserer Region noch stark in Bewegung war und die Alpen sich erhoben, war Deutschland ein Land der Vulkane. Die Erdoberfläche bekam viele Risse. Obgleich es heute deutlich ruhiger zugeht, ist unser Land vulkanisch immer noch aktiv“, erzählt der Forscher. kann. Dann schleudert der Vulkan ein Gemisch aus Magma und Gasen in die Höhe, was zumeist als Asche niederregnet. Es kann wenige Tage oder mehrere Wochen andauern. Zwischen der Warnung und dem Ausbruch liegen meist nur wenige Stunden, in denen man schnell Handeln muss.“ Vulkane: Lebensgefährlich und lebenswichtig zugleich „Mit der Vorhersage, wann ein Vulkan ausbrechen wird, können die Menschen vor Ort gewarnt und in Sicherheit gebracht werden“, erklärt Thomas Walter. Vulkanausbrüche haben immer öfter auch Auswirkungen auf entfernte Regionen, zum Beispiel in Verbindung mit dem Luftverkehr. Die Aschewolke des isländischen Vulkans mit dem schwierig auszusprechenden Namen Eyjafjallajökul hatte im Jahr 2010 zu großen Einschränkungen geführt, auch in Deutschland. Außerdem können Turbinen stehenbleiben, Solaranlagen „erblinden“ oder ganze Fabrikanlagen gestört werden. Der Boden um Vulkane herum ist außerdem sehr fruchtbar. Das erkaltete Lavagestein ist zudem ein hervorragender und isolierender Baustoff, der schon seit Hunderten von Jahren abgebaut wird. Und Vulkane liefern den Menschen Energie in Form von Erdwärme. „Auf der Vulkaninsel Island gibt es große Kraftwerke, die die Hitze der Vulkane bis über 1.000 °C nutzen. Fluch und Segen der Vulkane liegen eng beieinander“, so Thomas Walter. Durch ihre Kraft und Unberechenbarkeit sind Vulkane faszinierende Forschungsobjekte für ihn. „Mein Lieblingsvulkan ist der Ätna in Italien. Er ist sehr aktiv, leicht zugänglich und seine Ausbrüche sind gut vorhersehbar. Am Ätna können wir daher unsere Messgeräte testen. Wir nennen ihn unseren Laborvulkan.“ Vulkanforscher Thomas Walter vor dem Vulkan Lastarria in Chile im November 2011. Der Lastarria wölbt sich seit 15 Jahren leicht, aber stetig, möglicherweise steht eine Eruption bevor. Vulkanforscher möchten Ausbrüche vorhersehbar machen Weltweit gibt es etwa 1.500 aktive Vulkane. „Im Durchschnitt bricht jede Woche einer von ihnen aus“, sagt Thomas Walter. „Als Vulkanforscher möchte ich herausfinden, wie man die Vorboten eines Ausbruchs möglichst früh erkennt und die Stärke einschätzen kann, da damit viele Gefahren verbunden sind. Kurz vor einem Ausbruch wölbt sich zum Beispiel die Vulkanregion auf, Gase werden frei und man kann Erschütterungen messen.“ Thomas Walter hat schon viele Ausbrüche gesehen, zuletzt am Popo in Mexiko oder am Merapi in Indonesien. „Ein Ausbruch kann fließend oder explosionsartig sein, letzteres etwa, wenn der Druck in der Magmakammer nicht entweichen Forscht mit! 4-2012 Forscht mit_04.2012 K2.indd 13 13 24.10.12 13:33