pdf - Musikverlag Doblinger

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31 | Herbst 10
klan punkte
sound:files
:focus
HERMANN NITSCH
:echo
FRIEDRICH CERHA
IVÁN ERÖD
GERALD RESCH
ERICH URBANNER
:gedanken
RAINER BISCHOF
:pädagogik
:pädago
gik
Musik für Wettbewerbe /
Music for Competitions
Hermann Nitsch
Foto: unbezeichnet (www.nitsch.org)
Doblinger Verlagsnachrichten
d
inhalt
klang:focus
Mythos, Mystik und Ekstase
Hermann Nitsch als Komponist: Seine monumentale
Ägyptische Symphonie erscheint bei Doblinger ........... Seite 4
klang:echo
Zarte Pflänzchen, wuchernde Verzweigungen
Friedrich Cerha, der Salzburger Musikpreis 2011
und die Kammermusik für Orchester ................................ Seite 6
CONTENTS
sound:focus
Alterssünden: ein Jugendwerk!
Iván Eröd begeistert mit einem ganz neuen sowie
mit älteren Werken ........................................................................ Seite 9
The Magic of Breathing Sounds
The Egyptian Symphony by Hermann Nitsch
Musik als spannende Geschichte
sound:echo
Erich Urbanner und sein neues Orchesterwerk
Begegnungen ................................................................................. Seite 11
Vitales Opus
Großer Erfolg für Gerald Reschs Cantus Firmus im Wiener
Musikverein und im Festspielhaus St. Pölten .................. Seite 11
klang:gedanken
„Wozu? -- Deshalb!“
Rainer Bischof, sein neues Orchesterwerk -und die Frage nach dem Schönen ........................................ Seite 16
klang:echo
Beeindruckender Egon Wellesz
Große Erfolge rund um den 125. Geburtstag
Sins of Old Age: an Early Work!
Iván Eröd‘s Alterssünden ............................................... Page 9
Music as an Exciting Story
Erich Urbanner and his new Orchestral Work
Begegnungen ................................................................... Page 11
Vivid Opus
Great Success of Gerald Resch‘s
Cantus Firmus .................................................................. Page 11
sound:thoughts
...............
Seite 18
‘Why? -- That‘s why!’
Rainer Bischof‘s new Orchestral Work
klang:pädagogik
sound:splinters
Musik für Wettbewerbe
sound:pedagogy
Neuer Katalog ................................................................................ Seite 19
klang:träger
Page 5
Delicate Seedlings, Lush Ramifications
Friedrich Cerha the 2011 Salzburg Music Award
and his Kammermusik für Orchester ..................... Page 6
klang:splitter ................................................................................... Seite 18
klang:novitäten
.....
............................................................................
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sound:novelties
Seite 21
sound:carriers
sound:dates
Page 12
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19
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Music for Competitions
Seite 20
klang:daten ..................................................................................... Seite 23
.................
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Impressum
klang:punkte 31 (99531), unverkäufliche Promotion-Zeitschrift des Musikverlags Doblinger: Musikverlag Doblinger, Dorotheergasse 10, A-1010 Wien. Redaktion: Mag. Walter Weidringer. Für den
Inhalt verantwortlich: Dir. Peter Pany. Beiträge von Mag. Claudia Böckle, Katharina Knessl, Mag.
Walter Weidringer. Englische Übersetzungen: Ian Mansfield (Nitsch), Mag. Nicolas Radulescu.
Layout: Barbara Ployer (Konzept), Mira Valenta (Ausführung).
Erscheinungsweise: Zweimal jährlich, jeweils Frühjahr und Herbst. Für weitere Informationen:
INFO-Doblinger, Postfach 882, A-1011 Wien, Telefon: +43 1 515 03-0, Telefax: + 43 1 515 03-51,
[email protected], www.doblinger-musikverlag.at
klang:focus
Mythos, Mystik und Ekstase
Fotos: Dominik Knippel, wobrazek (nitsch.org)
Hermann Nitsch als Komponist: Seine monumentale Ägyptische Symphonie erscheint bei Doblinger
Als Maler und Aktionskünstler hat Hermann Nitsch längst Weltgeltung erreicht, doch sind seine künstlerischen Horizonte noch
weiter gefasst: Seinen Werdegang begann er als Gebrauchsgraphiker, dann folgte eine Hinwendung zur Literatur, bis er 1960
mit ersten Malaktionen zu seinem heutigen Orgien Mysterien
Theater gefunden hat. Doch genau in diesem Zusammenhang
ist er auch Komponist – etwa der monumentalen Ägyptischen
Symphonie, einem mehr als eineinhalbstündigen Monumentalwerk. „Diese Musik ist stark wie die Kräfte des Universums
– entweder du steigst ein oder du steigst aus“, ist der Dirigent
Peter Jan Marthé überzeugt, der die Aufsehen erregende Uraufführung und auch die CD-Einspielung des Werks geleitet hat, die
unterdessen beim verdienstvollen Label Gramola erschienen ist
(siehe Seite 22). Marthé erachtet Nitschs Musik als Instrument
der Grenzerfahrung und der Seinsfindung in bisher nicht gehörtem Ausmaß. Grund genug für Doblinger, das musikalische Magnum Opus Hermann Nitschs zu verlegen und als Leihmaterial
für Aufführungen zugänglich zu machen.
Unter dem Titel „Die Rückkehr der Magie der atmenden Klänge“ schreibt Marthé im CD-Booklet: „Dass der ob seiner skandalumwitterten Orgien Mysterien Theater-Spektakel international bekannt gewordene Aktionist Hermann Nitsch inzwischen
zu den bedeutendsten Künstlern unserer Zeit zählt, dürfte sich
längst auch in dessen ihn lange Zeit verhöhnendem Heimatland
Österreich herumgesprochen haben; dass jedoch der GesamtSeite 4
künstler Nitsch sich auch als Komponist überaus machtvoll zu
artikulieren weiß, dürfte wohl auch jenseits der österreichischen
Grenzen ziemliches Erstaunen hervorrufen.
Je mehr ich mich aber in die Partitur der Ägyptischen vertiefe,
desto fester bin ich davon überzeugt, dass hier von Nitsch das
Tor zu einer Musik der völlig anderen Art geöffnet wird, die bei
den Hörern wie ein Meteor aus einer anderen Welt einzuschlagen vermag. Ich sehe in seiner Musik durchaus einen archaischen wie auch zukunftsträchtigen Gegenpol zur gegenwärtigen zeitgenössischen Musik, die geradezu panische Angst zu
haben scheint vor Größe, Pathos, Inbrunst, Leidenschaft und
Sinnlichkeit und deshalb lieber in unverbindlichen, ‚intellektuellen’ musikalischen Glasperlenspielen das Heil sucht.
Aber schon Richard Wagner – exzessiver Gesamtkünstler wie
Nitsch – wie dann Anton Bruckner (beiden musikalischen Giganten ist Nitsch in besonderer Weise verpflichtet) und später auch
der große französische Klangmystiker Olivier Messiaen haben
dieser den gegenwärtigen Kulturbetrieb prägenden Art des Musik-Machens eine lautstarke Absage erteilt. Musik muss auch im
21. Jahrhundert erschüttern und bewegen.
Das wirklich Neue an der Musik von Hermann Nitsch ist, Klänge
als lebendige Wesenheiten zu verstehen, zu respektieren und zu
behandeln – im Gegensatz zu unserer westlichen Umgangsart
mit Tönen, wo diese nichts weiter sind als willfährige Puzzlesteine für Akkordgebilde, Tonleitern, Skalen oder serielle Reihen.
die dramatische musik des o. m. theaters hat ihren ursprung im
ekstatischen erregungszustand.
meine freundschaft mit Peter Jan Marthé veranlasste mich,
meine bisher grösste symphonie zu schreiben.
die monumentalen klangmittel und riesigen zeitdimensionen
sind in der musik des o. m. theaters vorformuliert. immerhin ist
beim 6 tages spiel jeder tag, jede nacht, jede minute durchkomponiert. die vorliegende symphonie wäre eine zusammenfassung meiner musikalischen vorstellungen.
obwohl ich mich anderer klanglicher mittel bediene, wären als
vorbilder für meine symphonie die symphonien von mahler,
bruckner, die musik skrjabins und die monumentalen kompositionen von olivier messiaen anzuführen.
die wahl des beinamens „ägyptische“ für diese symphonie resultiert aus den eindrücken meiner ägypten reise zu beginn dieses
jahres sowie aus der damit verbundenen leibhaftigen begegnung mit der monumental-archaischen kultur dieses landes.
inhaltlich wird die „ägyptische“ von „dionysischer“ ekstase ebenso geprägt wie von ruhigeren „apollinischen“ passagen.
sich wellenförmig ausbreitende farbklangschichtungen und die
majestät unendlicher weiten des klang raumes sollen dem hörer
das eintauchen in imaginäre, urmythische, meist unbewusste
tiefen schichten unseres seins ermöglichen – wie dies ja auch
im jahrtausendealten „ägyptischen totenbuch“ auf sprachmagische art bereits aufklingt.
hermann nitsch
Hermann Nitsch: Symphonie Nr. 9 – Ägyptische
Picc., 4 Fl., 4 Ob.,Eh, 3 Kl., Basskl., 3 Fg., Ktfg., 5 Tr., 4 Hr., 4 Tb., 4 Pos.,
2 Ktb., Perc., Orgel, Streicher - Chor - Lärmorchester, Blasmusikkapelle
So sperren wir Töne wie Tiger in die Käfige unserer Systeme.
Aber Töne und Klänge sind wesentlich mehr als das. Lang gehaltene Töne beginnen zu atmen, sie haben ein Eigenleben, sie sind
Schwingungsqualitäten, die einen klar umrissenen Zeitraum
ausfüllen und so jeweils unterschiedliche Bewusstseinszustände
hervorzurufen vermögen – mein Gott, wie meilenweit gerade
unser gegenwärtiger Musikbetrieb von einem derartigen Wissen über Musik entfernt ist, habe ich selbst erst an mir erfahren,
als mir in Mexiko und Indien Augen und Ohren geöffnet wurden!
Genau hier liegt auch der wahre Schlüssel zum Verständnis der
Musik des Hermann Nitsch. Aber nicht nur der seinen.
Schon die alten Mayas bezeichneten mit ‚Tönen’ ganz bestimmte Schwingungsqualitäten, die sich im Universum als Zeitqualitäten entfalten, um auf Mensch, Umwelt und den ganzen Kosmos
einzuwirken. Und gerade deshalb bedeutet die Ägyptische Symphonie des Hermann Nitsch für mich die vielversprechende Wiederkehr der Magie der atmenden Klänge. Ja, ich orte in dieser
seiner Musik ‚schamanistische’ Wurzeln. Wir können es uns heute einfach nicht mehr leisten, Musik als unverbindliches ‚Glasperlenspiel‘ zu missbrauchen. Musik, die diese Bezeichnung verdient, dient zur Hervorrufung veränderter Bewusstseinszustände, zur Erweckung ungeahnter innerer Ressourcen sowie zum
‚Öffnen des Tores zur nichtalltäglichen Welt’.“ Wie sagte schon
Anton Bruckner? „Das Stigma unserer Zeit ist Schwäche. Deshalb setze ich ihr eine Musik der Stärke entgegen.“
THE MAGIC OF BREATHING SOUNDS
The Egyptian Symphony by Hermann Nitsch
The fact that the actionist Hermann Nitsch, internationally
renowned for his scandal-ridden ‘Theatre of Orgies and Mysteries’, meanwhile ranks as one of the most important artists of our
age must surely lang have got around in his home of Austria,
which scorned him for so long, but the fact that the universal artist
Nitsch can also express himself powerfully as a composer will
probably cause same astonishment even beyond the Austrian
borders.
The more I immerse myself in the score of the Egyptian, the
more I am convinced that here Nitsch is opening the gate to a
completely different kind of music, which can impact on listeners
like a meteor from another world. In his music, I see an archaic
yet propitious antithesis to current contemporary music, which
seems to have a downright panic of grandeur, pathos, fervour,
passion and sensuality and hence seeks redemption in non-committal, ‘intellectual’ musical glass bead games. But even Richard
Wagner -- an excessive universal artist like Nitsch -- and then
Anton Bruckner (Nitsch is especially indebted to both musical
giants) and later the great French musical mystic Olivier Messiaen, too, vehemently rejected this kind of music making that
characterizes today’s cultural industry. Music must also be able
to jar and shake people in the 21st century.
What is really new about Nitsch’s music is understanding,
respecting and treating sounds as living entities, unlike our Western treatment of tones, where they are nothing more than arbitrary jigsaw pieces for chord structures, gamuts, scales or serial
rows. Thus, we lock tones like tigers in the cages of our systems.
But tones and sounds are much more than that. Tones held for
a long time begin breathing, they have a life of their own, they
are vibrations filling a clearly defined period of time and hence
capable of generating different states of consciousness.
God, just how very far removed our present-day musical world is
from such insight into music, which I only experienced in myself
when my eyes and ears were opened in Mexico and India! It is
here that the true key lies to understanding Hermann Nitsch’s
music. But not only his
music. The ancient Mayas already used ‘tones’
to designate very specific vibrations unfolding in the universe as
qualities of time in order
to influence humankind,
the environment and
the whole cosmos. And
for this very reason, Hermann Nitsch’s Egyptian Symphony for me
means the propitious
return of the magic of
breathing sounds. Yes,
I locate ‘shamanistic’
roots in this, his music.
(Peter Jan Marthé)
Seite 5
klang:echo
:jubiläum
Zarte Pflänzchen,
wuchernde Verzweigungen
Friedrich Cerha, der Musikpreis Salzburg 2011 und die Kammermusik für Orchester
„Auf unspektakuläre, dabei gleichzeitig radikale Weise verkörpert
er eine für die Kunst der Moderne exemplarische Multiperspektivität. Kompositionstechnisch vereint sein Werk avantgardistische
Techniken der Nachkriegszeit
mit älteren Verfahren und Materialien, die dabei ganz neu behandelt werden“, heißt es in der
Begründung der Jury des Musikpreises Salzburg 2011. „In dieser
Überbrückung der Pole von Neu
und Alt oder Älter sowie von
Differenziertheit und Expression
kommt auch ein spezifisch Wienerisches Ineinander von Traditionsverspflichtung und Innovation
zum Tragen.“ Mit Friedrich Cerha
werde „nicht nur ein exemplarischer Komponist geehrt, sondern
eine überragende geistige Institution.“ Und ganz im Sinne einer
geistigen Institution fiel auch die erste Reaktion Friedrich Cerhas
aus bei jener Pressekonferenz, bei welcher der Jury-Entscheid des
mit 60.000 Euro dotierten, vom Land Salzburg eingerichteten
Kompositionspreises in Salzburg während der Sommerfestspiele
vor zahlreich erschienenen, internationalen Medienvertretern
verkündet wurde: nämlich recht nachdenklich. „Der Preis kommt
eigentlich zu spät. Vor 50, 55 Jahren war ich jung, neugierig
und mit den Verhältnissen nicht einverstanden. Damals ist mir
in Österreich Feindseligkeit und eisige Ablehnung entgegengebracht worden, als wollte ich bloß Traditionen zerstören. Jetzt bin
ich anerkannt und bereits mit unzähligen Preisen und Auszeichnungen geehrt. Daher kommt der Musikpreis Salzburg zu einem
Zeitpunkt, an dem man ihn nicht mehr braucht“, stellte Cerha
fest, nicht ohne humoristische Kontrapunkte anzubringen:
„Aller Abbrüche des Alters zum Trotz ist mir eine Eitelkeit erhalten geblieben, die mir jetzt Genugtuung verschafft.“ Und: „Dass
die Jury nicht diskutiert hat, finde ich bedauerlich. Diese Diskussion hätte mich interessiert!“
DELICATE SEEDLINGS, LUSH RAMIFICATIONS
Friedrich Cerha and the 2011 Salzburg Music Award
given by the Gesellschaft der Musikfreunde for the occasion of
its 200th anniversary in 2012. The ‘Standard’ wrote under the
heading ‘Flying Sparks and Wide Arcs’: ‘It is paradox, but only
if an orchestra is able to listen and to react to each other as in
chamber music it becomes possible that sparks fly in the crucial moment. [...] Cerha’s Kammermusik was able to gain profit
from these qualities in its wide arcs, its difficultly intertwined
mandolin, harp, keyboard and percussion lines, but mainly in the
song-like aspects of the solo oboe and oboe d’amore (Thomas
Höniger) [...]. It is here that the musicians became creative agencies to a degree that displayed their confident approach to contemporary musical language as well as Cerha’s use of the highly
expressive idioms from post-romantic tradition. The audience acknowledged this gratefully and duly celebrated the 84-year-old
‘In an unspectacular but radical manner he embodies a principle of multiple perspectives exemplary for modernism. In terms
of composition technique his oeuvre combines post-war avantgarde techniques and older procedures and materials which are
used in a completely new fashion,’ one can read in the 2011 Salzburg Music Award’s panel’s announcement which was made
during this year’s Salzburg Festival. Cerha had already celebrated his most recent success as a composer on May 12, 2010, in
Vienna’s Musikverein: the word premiere of his Kammermusik
für Orchester (chamber music for orchestra) by the Vienna RSO
under Bertrand de Billy – an early completion of a commission
„Weit gespannte Bögen“
Keine Diskussionen und ein ebenso einhelliges, glänzendes
Ergebnis bei Publikum und Kritik gab es freilich auch schon
am 12. Mai 2010 im Wiener Musikverein, als Friedrich Cerhas
Kammermusik für Orchester vom ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter seinem scheidenden Chefdirigenten
Bertrand de Billy uraufgeführt wurde – ein schon vorab erfüllter
Auftrag der Gesellschaft der Musikfreunde aus Anlass von deren
200jährigem Bestehen 2012. Unter dem Titel „Springender Funken und weit gespannte Bögen“ schrieb Daniel Ender im Standard: „Es ist zwar paradox, aber nur wenn sich ein Orchester die
Fähigkeit erhält, ähnlich wie bei Kammermusik aufeinander zu
hören und zu reagieren, kann im entscheidenden Moment der
Funke überspringen. [...] Von diesen Qualitäten profitierte Cerhas
Kammermusik mit ihren weitgespannten Bögen, ihren heiklen,
sich ineinander verzahnenden Linien von Mandoline, Harfe,
Tasteninstrumenten und Schlagzeug, aber vor allem dem
Gesang einer solistischen Oboe und Oboe d’amore (Thomas
Fotos: LPB/Franz Neumayr, Marco Borggreve
Von Walter Weidringer
Höniger) [...]. Denn hier brachten sich die Musiker in einem
Maße gestaltend ein, das ihren selbstverständlichen Zugang zu
zeitgenössischer Tonsprache ebenso zeigte wie Cerhas Anknüpfen an hochexpressive Gesten aus der nachromantischen Tradition. Das Publikum nahm dies dankbar zur Kenntnis und feierte
den 84-Jährigen entsprechend stürmisch.“
tigt – bis hin zu den kammermusikalischen Erkundungen der
letzten Jahre, denen wir nicht zuletzt Quintette verdanken, bei
denen vier Streichern jeweils eine Klarinette, Posaune oder Oboe
gegenübertritt. Diese Konstellation nimmt wohl in der Biographie Cerhas ihren Ausgangspunkt, im Erlebnis der Kriegsjahre,
der Einberufung zur Wehrmacht 1944, seiner Desertion und
dem Rückzug in die Tiroler Berge. Und auch wenn man den Wurzeln der Kammermusik für Orchester nachspüren will, einer
der jüngsten Blüten im schöpferischen Garten Friedrich Cerhas,
wird dies zu einer faszinierenden Reise in die Vergangenheit.
„Packendes Erlebnis“
Wilhelm Sinkovicz zeigte sich in der Presse ähnlich begeistert:
„Die musikantische Brillanz kam diesmal auch einer Novität
zugute: Friedrich Cerha hat aus älteren, skizzenhaften Stücken
ein zusammenhängendes symphonisches Werk geschaffen,
das vom RSO in aller denkbaren Farbenpracht und Ausdrucksfülle zelebriert wurde: Da wachsen verzehrende melodische
Linien, durch alle Register geführt, zu immer neuen Klangtürmen empor; und stets beginnen nach den Höhepunkten
aus zarten Pflänzchen – etwa einem exquisiten Oboensolo
– wieder neue Verzweigungen zu wuchern. Ein naturhafter,
faszinierender Klangprozess, der die ‚Dritte Wiener Schule‘
viel näher ans – im Programm klugerweise danach platzierte
– Ravel-Märchen ‚Ma mere l’oye‘ rückt als an Schönberg…“
Ein „Packendes Erlebnis“, lobte etwa die Kronenzeitung schon im
Titel: „De Billy wusste genau, wie dieses riesige Werk zu gestalten war. Es gelang ihm, Spannungsbögen aufzubauen und die
vielen Teile als geschlossenes Ganzes wirken zu lassen.“ (Florian
Krenstetter) Und Marion Eigl betonte in der Wiener Zeitung:
„Auch das Publikum hatte Gefallen gefunden an dem [...] gut
fasslichen Werk. Klar und erkennbar sind sowohl die melodischen als auch die strukturgebenden Bausteine in diesem ‚kammermusikalischen Aufeinander-Eingehen’. Solistische Kantilenen
(schön die Oboensoli von Thomas Höniger) wechseln mit klangdichten Passagen. Es ist ein Leichtes, der knapp halbstündigen
Komposition, die dem Orchester vier Tasteninstrumente und
eine Mandoline hinzufügt, aufmerksam zu folgen.“
Freies Spiel der Klänge
Immer wieder war Friedrich Cerha an entscheidenden Entwicklungen beteiligt, welche die Musik des 20. Jahrhunderts
durchlaufen hat. Etwa um 1960, als der puristisch betriebene
Serialismus mit seinen allgegenwärtigen Ordnungszwängen zu
einem System knöchernen Selbstzwecks erstarrt, ja sogar zu einer künstlerischen Sackgasse geworden war. Stellte sich serielle
Musik gewöhnlich als Summe punktueller Einzelereignisse dar,
war Cerha einer der ersten, die in grundlegender Abkehr von
allen bekannten Ordnungsstrukturen die Totalität des Klangs
zu ihrem zwanglos verfügbaren Material machten – frei von
harmonischen oder melodischen Systemen, ja mit dem Vordringen in Mikrointervalle sogar von den temperierten zwölf Halbtönen. Doch diese von allen traditionellen Formulierungen freie
Tonsprache, sie provozierte selbst bald wieder eine Abkehr: Ihn
habe, so bekennt Friedrich Cerha heute, „eine ungeheure Sehnsucht nach genau durchhörbaren Intervallen und im einzelnen
deutlich unterscheidbaren Gesten in meiner Musik erfasst“. Womit das Pendel der musikalischen Entwicklung für Cerha wieder
in die Gegenrichtung auszuschlagen begann – auf einem Weg
freilich, der „unweigerlich zu einer Berührung mit Qualitäten aus
unserer musikalischen Tradition“, aber nicht zurück in eine bereits überlebte Vergangenheit führen sollte.
Individuum und Gesellschaft
Das auch in diesem Werk immer wieder beleuchtete Verhältnis
der Stimme eines Einzelnen zu den Äußerungen einer Gruppe
spielt nicht erst im Spätwerk Cerhas eine besondere Rolle, sondern hat den Komponisten sein ganzes Leben hindurch beschäf-
Oboe (d’amore) als Herz des Klangs
In einem älteren Werk, nämlich dem „Catalogue des objets
trouvés“ von 1969, hat Cerha schließlich mit neuem Interesse
geblättert – und siehe da, der Blick zurück in die Vergangenheit
eröffnete dem Komponisten neue Perspektiven. „Es zeigte sich,
Bertrand de Billy
composer tempestuously.’ The ‘Presse’ was similarly enthusiastic and wrote of ‘Blazes of Color and Abundance of Expression’:
‘There grow consuming melodic lines, in all ranges, aggregating
to ever new pillars of sound; again and again delicate seedlings
– such as an exquisite oboe solo – grow lush ramifications. A
nature-like, fascinating sound-process.’
Time and again Friedrich Cerha has been part of crucial developments in 20th-century music – especially emphasizing in a variety of ways the relationship between individual and mass; e.g.
in the chamber music of the last few years in several quintets
in which the four string players are confronted by one clarinet,
trombone or oboe. He is ‘not only an exemplary composer, but
a paramount spiritual institution,’ the panel further writes. On
February 17, 2011, Friedrich Cerha celebrates his 85th birthday.
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Seite 9
klang:echo
:jubiläum
LH-Stv. David Brenner und Friedrich Cerha
Seite 8
Alterssünden:
ein Jugendwerk!
Iván Eröd begeistert mit einem ganz neuen sowie mit älteren Werken
Inspiriert durch „Les Péchés de vieillesse“ („Alterssünden“), jene
kleinen, höchst originellen Gelegenheitskompositionen, die
Gioachino Rossini in seinen letzten Lebensjahren unter diesem Titel zusammengefasst hat, nennt Iván Eröd sein Opus 86
Alterslaunen. Er werde ja „immer wieder gezwungen“, stellte
der Komponist kürzlich in einem Interview für das Ö1-Künstlerzimmer mit schelmischem Lächeln fest, sich über seine Musik
schriftlich zu äußern. „Dann sitze ich drei, vier Stunden, bis mir
dann drei, vier Sätze einfallen, von denen ich mich nach zwanzig
Jahren nicht distanzieren muss.“
Das Ergebnis liest sich in diesem jüngsten Falle so: „Das Oktett
Alterslaunen für Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola,
Violoncello und Kontrabass komponierte ich im Auftrag der
Staatstheater Stuttgart – Opernhaus für ein Kammerkonzert am
30. Juni 2010. Im selben Konzert wird eine anonyme Bearbeitung des Quintetts für Klavier und Bläser von Mozart, KV 452,
für die selbe Besetzung aufgeführt.
Mein Werk ist eine äußerst bunte Folge von Variationen, für die
ich das Thema aus meiner Oper ‚Die Seidenraupen’ gewählt
habe. Diese Oper wurde in 1968 bei den Wiener Festwochen
uraufgeführt. ‚Rothars Abschied’ ist eine Zwölftonmelodie, die
aber auf tonale Weise harmonisiert ist, ein nicht nur für die damalige Zeit unorthodoxes Verfahren. Diese Widersprüchlichkeit
des Themas kehrt auch in den Variationen wieder, die sich zwar
strukturell streng an die Vorlage halten, aber nach außen die
unterschiedlichsten Charaktere darstellen.
All das könnte symbolisch für die konsequente Paradoxie stehen,
die mich von den Grillen meiner Jugend bis zu den Launen meines Alters begleitet.“
Grillen und Launen
Bei den selbstironisch so genannten „Grillen und Launen“ handelt es sich wohl um jene musikalische Eigenständigkeit, die Iván
Eröd auszeichnet – und aufgrund derer er aus künstlerischer
Erfordernis des Öfteren gegen den Strom geschwommen ist.
Man denke nur an die Beschäftigung des Studenten, der nach
der Niederschlagung der ungarischen Revolution nach Österreich geflohen war, mit der Avantgarde im Darmstadt der späten 1950er-Jahre und an seine schließliche Abkehr von deren
Klangsprache -- obwohl freilich auch diese Erfahrungen in Eröds
reichem Oeuvre ebenso Spuren hinterlassen haben wie sein
langjähriges Wirken als Pianist im Ensemble die reihe. Dennoch
schreibt „rle“ unter dem Titel „Eröds Alterslaunen begeisterten
in Stuttgart. Originelles Oktett uraufgeführt“ in der Stuttgarter
Zeitung vom 3. Juli 2010 mit Recht: „Iván Eröd hat sich nie um
Ideologien oder Moden gekümmert. Der ungarische Komponist,
Foto: LPB/Franz Neumayr
dass das Stück meine Phantasie beflügelte, dass das, was in ihm
in nuce vorhanden war, zu wuchern begann und es schließlich
nicht um ein ‚Bearbeiten’ ging, sondern fast kein Stein auf dem
anderen blieb. Heute ist das alte Stück nur mehr wie hinter einer
Nebelwand zu erahnen – und das wahrscheinlich nur für mich.“
Nach Nebel klingt die Kammermusik für Orchester jedoch
keineswegs, im Gegenteil: Die transparente Textur des Werks,
die vielen Stellen, an denen einzelne Instrumente solistisch hervortreten, darunter auch jene, die im herkömmlichen Orchester
nur Randaufgaben erfüllen wie Orgel, Klavier, Celesta, Cembalo, Harfe, Mandoline, Vibraphon und Marimbaphon – all das
zeichnet vielmehr ein klares, luzides Bild. Eine besondere Funktion übernimmt die Oboe. „In einer Art rhapsodischer Cadenz
übernimmt sie die Rolle eines virtuosen Solisten. Der Oboist – er
ist im Orchester der einzige seines Faches – wechselt auch auf
Oboe d’amore. Es ist das einzige Mal in meinem Schaffen, dass
ich dieses Instrument verwendet habe; sein Klang ist für mich
unzertrennlich mit dem Erlebnis einer Aufführung der „Symphonia domestica“ von Richard Strauss unter der Leitung des
Komponisten verbunden.“
Die „Domestica“: ein auf den ersten Blick überraschender musikalischer Bezug für Friedrich Cerha und sein neues Werk – doch
regiert ja gerade in dieser groß angelegten Feier Strauss’scher
Häuslichkeit immer wieder auch kammermusikalische Intimität.
Und die Oboe d’amore repräsentiert die Sphäre des Kindes: Das
wirkt doch recht passend für diesen einzigartigen, bei aller dramatischen Gestik immer wieder anmutig-zierlichen Nachwuchs
im reichen Œuvre von Friedrich Cerha, der am 17. Februar 1926
seinen 85. Geburtstag feiert.
Foto: Renate Publig
Jahrgang 1936, hält nach eingenem Bekunden das Handwerk hoch. Das Lob eines Freundes, Eröd sei der im Wesen heiterste Mensch, den dieser kenne, ist dem
Komponisten das Höchste. Und so bekennt sich Eröd, im Schutze
seiner Heiterkeit, zur Melodie, zur Form und zum Effekt, für ihn
die Grundpfeiler musikalischer Kommunikation. Jetzt haben
Mitglieder des Staatsorchesters […] Eröds Alterslaunen zur
Uraufführung gebracht. Mit demselben Spaß, mit dem Eröd
wohl die Zwölftonmelodie von ‚Rothars Abschied‘ tonal verkleidet hat, spielte das Ensemble diesen kursorischen Gang durch
die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, in dem Eröd mit
Augenzwinkern Ligetis Motorik zitiert, Prokofjews Lust am
Grotesken, Schostakowitschs Sinn für markante Rhythmik und
dabei doch einen ganz eigenen Ton findet.“
Und anhand der Uraufführunskritik von Angela Reinhardt
(Cannstatter Zeitung) darf der durchschnittliche Österreicher
auch seinen Wortschatz erweitern: „Mit einer heiteren, ja fast
knitzen Uraufführung begann im Mozartsaal der Liederhalle
das letzte Kammerkonzert des Stuttgarter Staatsorchesters in
dieser Spielzeit“, heißt es da gleich zu Beginn.
Was Lust und Laune gebieten
Knitz? Ja. Das im Schwäbischen und Badischen, aber auch Ostpreußischen verwendete Dialektwort bedeutet soviel wie „schlau,
gewitzt, augenzwinkernd witzig, vergnügt, immer gut drauf und
nicht auf den Kopf gefallen“ – und passt somit wie angegossen
auf zentrale Wesenszüge sowohl von Eröd selbst als auch von
seiner Musik. Weiter heißt es da: „Verspielt und einfallsreich
verdienen sich die Alterslaunen des österreichisch-ungarischen
Komponisten Iván Eröd ihren Titel zu Recht. [...]. Fast jede der
17 kurzen Variationen überrascht als neue, launige Miniatur, ob
Zigeunertango, Lamento oder munteres Bälle-Zuwerfen zwischen Bläser- und Streichquartett. Die Lust am kunstvollen Verflechten der Stimmen und das Ende in einer presto dahinwuselnden Jagd lassen vermuten, dass der 74-jährige Eröd seinen
Lebensabend bestimmt nicht als Grübler verbringt, ähnlich wie
Rossini mit seinen ‚Péchés de vieillesse‘.“
Er habe sich beim Komponieren dieses Werkes durchaus in
einer Stimmung befunden, ähnlich jener Rossinis, als er seiner
Profession ja längst abgeschworen hatte, bekennt Eröd in Bezug
auf das Oktett: völlig rücksichtslos das zu schreiben, was Lust
und Laune gebieten. Auf die Frage, ob es sich denn also um ein
Alterswerk handle, antwortet er: „Ein Jugendwerk!“, und lacht.
„‚Es eröffnet eine neue Stilperiode’, wie die Musikwissenschaftler dann sagen würden.“
IVÁN ERÖD’S SINS OF OLD AGE: AN EARLY WORK!
Inspired by Rossini’s Les Péchés de vieillesse (Sins of Old Age),
Iván Eröd calls his octet op. 86 ‘Old Age Moods’ – a sequence
of variations which interprets a twelve-tone melody in a tonal
manner. ‘This corresponds to the paradox that accompanies
my life from my youth’s whims to the moods of my old age.’
By this he means his musical ‘swimming against the current’.
After having fled to Austria as a student after the crushing of
the Hungarian revolution he became involved with the 1950s
Darmstadt avant-garde, from which he finally turned away.
The ‘Stuttgarter Zeitung’ correctly states: ‘He has never had
any truck with ideologies or fads and emphasises craft. A
friend’s praise that Eröd was in essence the serenest human
being that he knew is the highest to him. Thus armed by his
serenity he embraces melody, form and effect, in his view the
pillars of musical communication. The ensemble had visible
fun in playing this romp through 20th-century music history
in which Eröd quotes, tongue in cheek, Ligeti’s clockworks,
Prokofiev’s delight in the grotesque, Shostakovich’s sense of
distinctive rhythms while still finding a very own cadence.’
Cannstatter Zeitung: ‘Playful and original, the “Old Age
Moods” fully deserve their title. Each of the 17 variations surprises us as a new, witty miniature. The delight in sophisticated interweaving of the parts and the end of the piece in
its presto chase-like scurrying lead to believe that the 74-year
old Eröd does not spend his sunset years brooding, as Rossini
did.’ His mood was still very comparable to Rossini’s, Eröd
confesses: to write, totally ruthlessly, whatever whim and fancy dictated. His reply to the question, whether this is a late
work he laughingly answers: ‘An early work!’, ‘“It inaugurates
a new stylistic period”, as musicologists would say.’
However, Eröd’s music does not always burble merrily, it can
also transmit acerbic, dark moods. The ‘Oberösterreichische
Nachrichten’ writes that ‘Eröd has developed a personal musical language that does not deny its traditional origin and
that presents its creator as somebody who newly arranges
and interprets something already developed. Exuberant
joyfulness and deep seriousness define his works which he
wishes to be understood as personal expression and not as a
political statement.’
On January 2, 2011, Iván Eröd will celebrate his 75th birthday.
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klang:echo
:jubiläum
richten unter dem Titel „Zwischen Ernst und guter Laune“ über
ein Eröd-Gesprächskonzert in der Welser Landesmusikschule,
um den Komponisten wie folgt zu charakterisieren: „Eröd hat
eine ganz persönliche Musiksprache entwickelt, die ihre traditionelle Herkunft nicht leugnet, und ihren Schöpfer als einen
versteht, der bereits Entwickeltes neu ordnet, Bestehendes neu
interpretiert. Überbordende Heiterkeit und zugleich tiefer Ernst
prägen seine Werke, die er als persönliche Expression und nicht
als politisches Statement verstanden haben will.“
In der Folge zeigt sich Wruss sowohl von der Musik als auch
von den Ausführenden beeindruckt: „Bei den von Anna Maria
Pammer vorzüglich interpretierten Gesängen Über der Asche
zu singen nach Gedichten von Richard Bletschacher, saß der
Komponist selbst am Klavier. In den heiteren Milchzahnliedern
begleitete er Monica Theiss-Eröd, die diese Miniaturdramulette
bemerkenswert gestaltete. Ebenso zwischen Ernst und guter
Laune pendelnd die Drei Stücke für Violine solo, in denen er
gekonnt mit dem Material jongliert - mit Gespür musiziert von
Martin Walch. Er führte auch das Ensemble der Bruckneruni
Linz an, das abschließend das Klavierquartett op. 54 genussvoll
zelebrierte.“
„Musik nicht gegen, sondern für die Zuhörer“
Genuss für Interpreten und Publikum garantiert auch Eröds
Konzertante Fantasie für Viola und Streichorchester, mit welcher der Bratscher Herbert Kefer und die Cappella Istropolitana
unter der Leitung von Volker Schmidt-Gertenbach Anfang Oktober im deutschen hohen Norden Begeisterung hervorriefen,
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nämlich in Emden und Bad Münder. Das Werk, ein brillantes Virtuosenstück, lässt eine Fülle musikalischer Charaktere innerhalb
kurzer Zeit vorüberziehen. „Herbert Kefer“, so hieß es u. a. in Hildesheimer Allgemeiner Zeitung und Neuer Deister-Zeitung, „riss
die Zuhörer im Saal dann auch durch seine Interpretation der
zeitgenössischen Komposition seines Landsmanns Iván Eröd begeistert mit. Dessen Konzertante Fantasie sei zwar modern, so
Schmidt-Gertenbach, doch schreibe der aus Ungarn stammende
Eröd ‚Musik nicht gegen sondern für die Zuhörer’, verbinde mithin Anklänge an moderne Atonalität mit einer für den Zuhörer
verständlichen Melodieführung. Ein Balanceakt, den Kefer mit
Bravour umsetzte“ (hzs). Und die Ostfriesen-Zeitung ergänzte:
„Kefer beschenkte das Publikum
mit Iván Eröds Konzertanter Fantasie sowohl mit musikalischen
Dialogen zwischen Orchester
und Viola als auch mit einer Fülle lebhaft tänzerischer Freude mit
wechselnden Pulsierungen und
scharfem aber sehr klangvollem
Strich“ (Werner Zwarte).
Alles – oder nichts?
In einem Interview mit der Wiener
Zeitung (1994) antwortete Iván
Eröd, der ja auch lange Jahre an
der Wiener Musikhochschule bzw.
Alterssünden, Partiturausschnitt -universität unterrichtet hat, auf
Christian Heindls Frage, was denn
beim Komponieren heute noch ginge, folgendes: „Natürlich geht
alles; es wird auch alles komponiert: Gutes und Schlechtes, Ernstes und Unterhaltendes, Innovatives und Konventionelles, Elitäres und Kommerzielles. Und natürlich geht auch nichts mehr:
vor allem behaupten es diejenigen, die es nicht selber machen.
Aber auch: die Elitären lehnen das Kommerzielle, die Innovativen das Konventionelle, die Konventionellen das Innovative, die
Ernsten das Unterhaltende, die Unterhaltenden das Ernste ab.
Jeder fühlt sich vom anderen gefährdet, mit mehr oder weniger
Recht. Und es gibt vielleicht daneben welche, die einfach schreiben, was sie für richtig halten und sich nicht um Meinungen,
Tendenzen, Kritiken oder Einschaltquoten scheren. Zumindest
wollen wir es so hoffen – leicht haben sie’s nicht …“
Iván Eröd hat es also nicht leicht – zum Vergnügen seiner Interpreten und zur Freude seines Publikums. Am 2. Jänner 2011
feiert er seinen 75. Geburtstag.
W. W.
Mozart-Saal, Stuttgarter Liederhalle
Foto: holgerhill.com
„Heiterkeit und Ernst“
Dass in Iván Eröds Schaffen dennoch nicht beständig nur die
Quellen der Heiterkeit sprudeln, sondern seine Musik auch sehr
präzise herbe, dunkle Stimmungen einzufangen und zu vermitteln versteht, davon durfte sich erst kürzlich etwa das Publikum
in Oberösterreich überzeugen. „In der neuen Musikschule in
Wels fand eine interessante Begegnung mit dem in Ungarn
geborenen Komponisten Iván Eröd statt, eine Musikerpersönlichkeit, die auf vielfältige Weise die österreichische Musiklandschaft geprägt hat: als Pianist, Studienleiter an der Staatsoper
und schließlich als Komponist und Lehrer an den Musikuniversitäten Graz und Wien“, schreibt Michael Wruss in den OÖ Nach-
Foto: musikverein.at
Musik als spannende
Geschichte
Von Walter Weidringer
Foto: Renate Publig
Erich Urbanner und sein neues Orchesterwerk Begegnungen
Als „eine Summe von Erfahrungen und Erkenntnissen“, welche
„sicherlich auch retrospektiven Charakter“ besitzen würden: So
charakterisierte Erich Urbanner sein jüngstes Werk für großes
Orchester. Im Auftrag der renommierten Münchner Konzertreihe
für Neue Musik „musica viva“ war das Stück mit dem Titel
Begegnungen in den Jahren 2005/06 entstanden und wurde
nun zur Saisoneröffnung mit dem Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Lucas Vis mit großem
Erfolg bei Publikum und Kritik uraufgeführt, welcher experimenteller konzipierte Werke jüngerer Generationen offenbar deutlich
hinter sich ließ: „Wirklich erstaunlich ist jedoch, dass die wohl dichteste Tonsprache bei der Uraufführung des konziliantesten Werkes
dieses Abends entsteht: bei Erich Urbanners Begegnungen
für großes Orchester“, zeigte sich etwa Andreas Pernpeintner in
der Süddeutschen Zeitung sichtlich beeindruckt, um zu präzisieren: „Durch die unglaublich dichte Melodik, durch die vielen, einander stimmig ablösenden Stimmungsbilder entsteht ein Klangeindruck, der an eine spätromantische sinfonische Dichtung
erinnert. Eine wirklich spannende musikalische Geschichte.“
zu großer Virtuosität
herausgeforderten Interpreten: Nicht über
die Köpfe der Menschen hinweg zu komponieren, sondern den
direkten Weg zu den Hörerinnen und Hörern zu finden, ist das
Ziel von Urbanners musikalischem Schaffen. Heimische und internationale Anerkennung belegt seinen Erfolg bei diesem Anliegen, das ihn auch immer wieder ans Dirigentenpult treten oder
die Regler des Aufnahmeleiters bedienen lässt. Daneben hat er
freilich als eminenter Lehrer an der Akademie, Hochschule bzw.
zuletzt Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bis
zu seiner Emeritierung 2004 Scharen junger Komponisten und
Musiker ausgebildet – und das hieß bei ihm nicht, seine eigenen
künstlerischen Standpunkte der Jugend zu oktroyieren, ganz im
Gegenteil: Ohne stilistische Bevormundung ganz auf die individuellen Fähigkeiten der Studierenden einzugehen, ihre Stärken
bestens zu entwickeln, Schwächen möglichst auszugleichen und
sie ihren ureigenen Weg finden zu lassen, war dabei stets seine
Maxime.
Klingende Mitteilungen
Kein Wunder, zählt Urbanner doch längst zu den profiliertesten Komponistenpersönlichkeiten österreichischer Provenienz.
Klangphantasie, handwerkliche Souveränität und Ökonomie
der Mittel zeichnen seine Werke in exemplarischer Weise aus,
zentral ist jedoch sein Streben nach Kommunikation, nach Austausch mit dem Publikum über das Medium seiner immer wieder
Gegen Routine
Hatte er in seiner eigenen Jugend die praktische Auseinandersetzung mit den (damals noch vielfach diffamierten und gefürchteten) Klassikern der Moderne von Strawinsky bis Webern
gesucht, konnte Urbanner relativ rasch einen recht konzisen spezifischen Tonfall entwickeln – auch über Brüche hinweg, wie sie
etwa das Abstreifen der Fesseln der Reihenkomposition hin zur
MUSIC AS AN EXCITING STORY
Erich Urbanner and his new Orchestral Work ‘Begegnungen’
premiere of the concert’s most conciliatory work: Erich Urbanner’s Begegnungen for large orchestra,’ wrote the ‘Süddeutsche
Zeitung’ visibly impressed, to further specify: ‘The unbelievably
dense melodic writing, the multitude of the atmospheric images
in their coherent sequence results in an impression reminiscent
of a late-romantic symphonic poem. A really exciting musical
story.’
In personal encounters Urbanner tends to take stock of his artistic development – which, in such an active creative head can
of course only be preliminary. The composer declares that four
sections in the piece are headed ‘con sentimento’: ‘it is these
sections in particular which have a high degree of personal relevance and correspond to that which I have called “self-reflection
during the process of composing”.’ To render precise account to
A ‘sum of experiences and insights’, which ‘surely also have a
retrospective character’: this is how Erich Urbanner describes
his newest work for large orchestra. Commissioned by the renowned Munich new music concert series musica viva, the piece
with the title Begegnungen (encounters) was written in 2005/06
and now had its world premiere by the Bavarian Radio Symphony under the baton of Lucas Vis during the season’s opening concert; the audience’s and critic’s enthusiasm apparently
clearly surpassing the success enjoyed by more experimentally
defined works from a younger generation: ‘It is really astounding
that the highest density of tonal language could be found in the
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klang:echo
:jubiläum
Wechselspiel der Gedanken
Eines aus dem anderen ergab sich für Erich Urbanner
auch in der seit den Siebzigerjahren bis zur unmittelbaren Gegenwart immer wieder aufs Neue und in abgewandelter Form erprobten konzertanten Situation: Dabei ist
es weniger ein beinharter Wettkampf zwischen Solist und
Kollektiv, sondern vielmehr das Dialogisieren, ein reger
Gedankenaustausch, das Wechselspiel von Einfällen, was, bei
allem intellektuellen Anspruch, Urbanners Musik auf so plastische
Weise sprechend macht. Nicht von Ungefähr spiegelt sich diese
Haltung auch in den Werktiteln wider – zuletzt ebem in jenem großen Orchesterstück Begegnungen. Die immer wieder neue, für
alle Seiten anregende Begegnung von Komponist, Musikern und
Publikum: Erich Urbanner weiß ihr nach wie vor frische, fesselnde
Facetten abzugewinnen.
„Con sentimento“
In Begegnungen zieht er geradezu eine Art von künstlerischer
Bilanz – die bei einem schöpferisch so aktiven Kopf freilich nur
eine vorläufige sein kann. Im einem Gespräch mit Julia Bleibler
für das Programmheft der „musica viva“ München hat Urbanner
einige der zentralen Gedanken offenbart, die ihn bei der Arbeit
an Begegnungen beschäftigt haben und dadurch auch Einblick
in den Entstehungsprozess geben: Da ist etwa die Rede von vier
Stellen in dem Werk, die mit „con sentimento“ bezeichnet seien:
„Gerade diese Teile besitzen für mich einen sehr starken persönlichen Bezug und entsprechen dem, was ich als ‚Selbstreflexion
während des Kompositionsvorganges’ bezeichnet habe.“ Sich
genau darüber Rechenschaft abzulegen, welche Töne er wie zueinander in Beziehung setzt, ist für Erich Urbanner eine künstlerische Selbstverständlichkeit – und wird gleichsam ausbalanciert
durch seine vielfältigen Interessen. Da verwundert es nicht, dass
eine wesentliche Anregung für das Werk von nirgendwo sonst
als ausgerechnet aus dem Fernsehen stammt. Bei der Analyse
von Filmmusik sei er nämlich zu folgendem interessanten Ergebnis gelangt: „Bei vielen alltäglichen Filmserien, aber auch bei Krimis, Komödien oder Problemfilmen wird eigentlich nur eine Art
von Musik eingesetzt, nämlich sanfte und sparsam verwendete
Klavierklänge, die eine angenehme Hintergrundatmosphäre
vermitteln und fast zu allen szenischen Inhalten passen.“
Musikalisches Erwachen
Diese nahezu universelle Kombinierbarkeit wollte Urbanner nun
sogleich nutzen, „indem“, so der Komponist, „ich zu solchen Klavierklängen alles Mögliche dazukomponiere. So habe auch ich
Klavierklänge mit der entsprechenden Atmosphäre dazu. Wie
Sie ganz am Anfang des Stückes hören können, ist es nicht nur
der ‚atmosphärische’ liegende Klang, sondern diese Atmosphäre wird allmählich belebt. Es gibt Impulse, kleine rhythmische
Floskeln, farbige Tupfer, beispielsweise kommen Instrumente
dazu… Man kann die Atmosphäre harmonisch verdichten, man
kann sogar einen dezenten Stimmenfluss mit einbauen. Das ist
wie eine Mikropolyphonie, also eine Entwicklung in ganz kleinen
Schritten, oder man kann es wirklich auch als zusätzliches harmonisches Konzept ausbauen und sehr lebendig machen. Die
Atmosphäre, von der Stille ausgehend, entwickelt sich so, wie
es auch im täglichen Leben ist: Sie stehen in der Früh auf, wenn
es noch ruhig ist und mit der Zeit wird alles immer lebendiger.“
oneself which notes one sets into relation to which others – and
why – is an artistic matter of course for Erich Urbanner – which
still is balanced by his many interests. Thus, it is not so astonishing that a crucial impulse for the work was given by nothing else
than television. ‘Soft and sparingly used piano sounds’ like in
film music become the basis for multifaceted, atmospherically
spellbinding variations. The final section forms a kind of chorale:
‘Within this firm framework, that is, within this great family of
instruments which now makes music together, there happen lots
of encounters between the individual parts and even between
individual notes. This is what I wanted to attain here: a sort of
short exchange is gained in unison, all parts encountering each
other again and again.’
On March 26, 2011, Erich Urbanner, teller of exciting musical
stories, celebrates his 75th birthday.
Fotos: Astrid Ackermann
Einbeziehung improvisatorischer Felder unter klar definierten Bedingungen darstellte. Dazu gehörte auch die Entwicklung einer
eigenen „Strecken-Notation“, welche sich gerade bei kleinerer
Besetzung (etwa beim vom Alban Berg Quartett in Auftrag gegebenen und oft gespielten Streichquartett Nr. 3 aus dem Jahr
1972) als probates Mittel erwies, Spieltrieb und Phantasie der
Musiker in besonderer Weise anzuregen und in den Dienst eines
dennoch sowohl formal als auch vom Material her klar umrissenen Werks zu stellen. Die Annäherung an die offene Form genügte dem selbstkritischen Komponisten in der Folge dennoch
nicht: „Auch nach diesem Sprung in die Freiheit habe ich immer
gespürt: Ich darf nicht routiniert werden“, stellt er dazu rückblikkend fest. „Deshalb war es unvermeidlich, zurück zu einfacheren
Mitteln zu gehen, in der Besetzung, aber auch zurück zu tonalen
Beziehungen, und die Form in den Vordergrund zu rücken. Eine
Form allerdings, bei der sich Inhalte nicht Formtypen unterwerfen, sondern sich eines aus dem anderen ergibt.“
Lucas Vis
Begegnungen
Unweigerlich kommt es zu „Begegnungen des Materials in sich“,
wie Urbanner den Vorgang selbst nennt. Die während des Schreibens entstehende, gleichsam eigendynamische Entwicklung der
Musik hin (oder vielleicht besser: zurück?) zum Darmstadt-Tonfall
der 1950er-Jahre unter den Händen des Komponisten führte ihn
zu einem Punkt, an dem eine „sehr, sehr schmerzliche Begegnung“ unvermeidlich wurde – nämlich jene mit dem „Spiegelbild
meines eigenen Irrtums“. Den Weg aus der Sackgasse – und
den Schlussteil – bildet bei diesem Werk eine Art von Choral:
„Innerhalb dieses festen Gebäudes, also innerhalb dieser großen Instrumentenfamilie, die jetzt gemeinsam musiziert, gibt es
immer wieder Begegnungen zwischen den Stimmen untereinander, ja zwischen einzelnen Tönen. Das wollte ich hier erreichen:
Im Einklang vollzieht sich quasi ein kurzer Austausch, bei dem
sich alle Stimmen immer wieder begegnen.“
Am 26. März 2011 feiert Erich Urbanner, der Erzähler spannender musikalischer Geschichten, seinen 75. Geburtstag.
Begegnungen, Partiturausschnitt
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klang:echo
Vitales Opus
Großer Erfolg für Gerald Reschs Cantus Firmus im Wiener
Musikverein und im Festspielhaus St. Pölten
So lang war die Schlange derer, die Gerald Resch unmittelbar
nach der Uraufführung seines neuen Werks im Wiener Musikverein gratulieren wollten, dass die Konzertpause verlängert werden musste, berichtete Barbara Rett, Moderatorin des Einführungsgesprächs, bei der anschließenden Feier zur Eröffnung der
neuen Tonkünstler-Saison beeindruckt. In der Tat hatte das erste
Konzert der Spielzeit mit einem großen Erfolg im Zeichen neuer
Musik begonnen: Unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada
sangen der Chorus sine nomine (Einstudierung: Johannes
Hiemetsberger) und spielte das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich erstmals Reschs Sinfonie unter dem Titel Cantus
Firmus – ein Stück, mit dem der Komponist die Herausforderung
angenommen hat, sich direkt oder indirekt auf Felix Mendelssohns „Lobgesang“-Symphonie zu beziehen. Zwei Aufführungen
im Goldenen Saal folgte die nicht minder erfolgreiche Präsentation im Festspielhaus St. Pölten, welches auch den Kompositionsauftrag (im Rahmen von HÖRGUT) erteilt hatte.
Geschlossenheit und Vitalität
„Einen wichtigen Impuls für die Gestalt der Komposition“, so
erzählt der Komponist, „gab ein Gespräch mit Andrés OrozcoEstrada. Er, der als Kolumbianer einen ganz anderen Blick auf
die Stilistik mitteleuropäischer zeitgenössischer Musik hat, stellte keck die Frage, warum ein großer Teil hiesiger Musik so düster, vergrübelt und zersplittert sei, während es der Mehrheit der
Menschen materiell und sozial so gut gehe wie nie zuvor. Historische Gründe alleine reichen nicht aus, um die Scheu vor dem
Positiven und Ungebrochenen, die sich in etlicher zeitgenössischer Musik Mitteleuropas mitteilt, zu erklären. Er wünschte sich
als Gegengewicht zu dieser Tendenz ein Stück, das sich um Geschlossenheit und Vitalität bemüht und vorgegebene Rahmen
intelligent, authentisch und lebendig ausfüllt. Dieser Wunsch
Andrés Orozco-Estrada
kam meinem eigenen Bedürfnis entgegen, mich zu distanzieren
von einer Art klischeehafter zeitgenössischer Musik, die nur aus
Bequemlichkeit mit dem Bruchstückhaften und Undeutlichen
flirtet.“
Vermittlung und Verwandlung
In seinem „zeitgemäßen Gegenstück“ zu Mendelssohns Werk
geht auch Resch von einer Art Motto aus, einem gesungenen
Choral (der bei Aufführungen ohne Chor von den Bläsern übernommen wird) und „im Weiteren als instrumentaler Cantus
firmus den ‚Steinbruch’ für alle melodisch-harmonisch-rhythmisch-formalen Entwicklungen des Stücks darstellt und Zusammenhänge stiftet. Dabei versuchte ich, das Korsett des Symphonischen im Hinterkopf zu behalten, aber ahistorisch und rein
formal zu denken. Zunächst in einer Einleitung Ideen konfigurieren, die aber noch nicht ausgeführt werden; in einem Hauptsatz
dann die Vermittlung und Verwandlung deutlich wiedererkennbarer musikalischer Gestalten, um dann in einem langsamen
Teil anders beleuchtet, sozusagen gelöst-linear ausgebreitet zu
werden. Am Schluss endlich eine Verdichtung durch die Kombination der musikalischen Hauptideen des ganzen Stücks.“
„Sehr resch, sozusagen“
Ein Plan, der für Publikum und Kritik gleichermaßen aufgegangen ist: „Resch greift ins Volle bei seinen Klangbildern und
setzt Energien frei. Polyrhythmische Motorik, fast tänzerische,
perkussive Phasen, zahllose Kontraste machen den halbstündigen, dreisätzigen Cantus Firmus für Orchester und Chor zu
einem kurzweiligen Erlebnis: sehr resch, sozusagen“, schrieb
etwa Ernst P. Strobl in den Salzburger Nachrichten, und Ljubiša
Tošić wertete im Standard das Werk als „vitales Opus der markanten Momente. […] Zwei gewaltige Tutti-Ausbrüche und die
anfängliche Richtungssuche mit Streicherdominanz, perkussiven
Momenten und markantem Bläsereinsatz, bis sich auf freitonaler Grundlage die rhythmische Prägnanz quasi als eine Art Werkrückgrat entpuppt. Zum Schluss hin bestätigt sich dies durch
blockartigen, mechanisch anmutenden Streichereinsatz, obwohl
hin und wieder auch ganz andere, also verinnerlichte Passagen zum Einsatz kommen.“ Reschs „Tonsprache weitab neoklassizistischer Praxis oder plumper Zitierfreudigkeit“, so Ewald
Baringer (APA), wirke „völlig eigenständig, assoziative Anklänge
tauchen nur wie durch Nebelschleier auf. […] Durch dramaturgische Abwechslung und instrumentationstechnische Finessen
kommt das Werk jedoch auch ohne formale Entschlüsselung
effektvoll an.“ In der Kronenzeitung hieß es, „souverän“ habe
Resch „das Riesenorchester“ genützt und sei „mit Traditionsformen (Passacaglia, Sonata usw.) wie mit Mitteln der neuen
Musik effektvoll“ umgegangen (V. P.)
„Leicht hat er es sich nicht gemacht“, zollt Heinz Rögl auf mica.at
Reschs Arbeit Anerkennung: „Und herausgekommen ist ein sehr
gutes, anspruchsvolles Stück […] keine affirmative Angelegenheit, sondern mitunter eine motivisch streng strukturell komponierte, aber auch dramatische. Wunderschön die von vielen
Solostellen durchsetzte Stimmführung der Partitur mit auch bedeutenden Aufgaben für Pauker, Schlagwerker inklusive Marimba- und Vibraphon sowie der Harfe.“
„Für dieses Werk brauchte man keine Bedienungsanleitung,
nur ein offenes Herz für schöne Überraschungen“, fand Daniel
Wagner (Wiener Zeitung), und Heinz Rögl resümierte: „Ein großes Bravo! Man mag der Musik wieder begegnen.“
Gerald Reschs Musik wieder begegnen kann man allerspätestens im nächsten Jahr: Er wurde nämlich mit dem schon traditionsreich zu nennenden Erste Bank Kompositionspreis 2011
ausgezeichnet. Das Werk, das durch diesen Preis entstehen
kann, wird vom Klangforum Wien in einer vorläufigen Version
beim steirischen Herbst und vollendet im Rahmen von Wien
Modern uraufgeführt sowie noch mehrmals gespielt. Außerdem wird das Stück auch wesentlicher Bestandteil einer neuen
Porträt-CD sein, welche beim renommierten Neue-Musik-Label
Kairos erscheint und eine perfekte Ergänzung zu Reschs 2009
vom ORF in der Edition Zeitton veröffentlichten Porträt-CD darstellen wird.
W. W.
Fotos: Werner Kmetitsch
VIVID OPUS
Great Success of Gerald Resch’s Cantus Firmus
With a symphony titled Cantus Firmus the 35-year-old composer Gerald Resch has taken up the challenge to directly or indirectly refer to Felix Mendelssohn’s ‘Lobgesang’ – and celebrated
a huge success in Vienna’s Musikverein and in the St. Pölten
festival hall with the Chorus sine nomine and the TonkünstlerOrchester Niederösterreich under the baton of Andrés OrozcoEstrada. The conductor, Resch tells us, had asked for a piece that
‘strives after consolidation and vitality and that is capable of filling pre-defined frameworks in an intelligent, authentic and vivid
way. This wish met my own desire to distance myself from a kind
of cliché contemporary music, which only flirts with fragmentariness and unclarity out of expediency.’
The audience and the critics were enthusiastic: ‘In his sound-images, Resch draws on abundant resources and unleashes much
energy. Polyrhythmical motorics, almost dance-like percussive
phases, countless contrasts make the half-hour, three movement
Cantus Firmus for orchestra and choir an entertaining experience’ (Salzburger Nachrichten), ‘Der Standard’ called the work a
‘vivid opus of striking moments’. Resch’s ‘language, far removed
from neoclassical practice and clumsy quotation mania’ gives
a ‘totally self-contained’ impression (APA). The ‘Kronenzeitung’
wrote that Resch had used the ‘giant orchestra confidently’,
showing an ‘effective use of traditional forms (passacaglia, sonata etc.) and of contemporary idioms.’ mica.at writes of a ‘very
good, demanding piece […] Most beautiful the score’s part writing with its many solo passages which includes important tasks
for timpani, percussion including marimba and vibraphone as
well as for the harp.’
‘One doesn’t need an instruction manual for this work, only an
open heart for such beautiful surprises’, wrote the ‘Wiener Zeitung’, and mica.at sums up: ‘Bravo! One would like to encounter
this music again.’
One can encounter Gerald Resch’s music again – at the latest
next year: being the award winner of the already traditional Erste Bank Composition Award 2011 he currently composes a new
piece for Klangforum Wien and Wien Modern, which will also be
included on a new portrait CD published by Kairos.
Seite 9
klang:gedanken
Fotos: MPO Austria
„Wozu? – Deshalb!“
Rainer Bischof, sein neues Orchesterwerk –
und die Frage nach dem Schönen
Wozu? – Deshalb! nennt Rainer Bischof sein neuestes Orchesterstück – und verbirgt als Philosoph hinter dem aufmüpfig
scheinenden Titel freilich gleich auch wesentliche Gedanken
zu seinem künstlerischen Schaffen. „Wider den Zeitgeist“ sei
die Partitur gerichtet, die im Auftrag des ORF entstanden und
„Dr. Haide Tenner in Dankbarkeit zugeeignet“ ist, erklärt der
Komponist – und präzisiert: „Heute muss sich jeder Künstler fragen, warum er seine Tätigkeit überhaupt ausübt. Die Kunst hat
heute nicht mehr jene Aufgabe, die sie immer hatte: die Welt
zu beleuchten, ihr Inhalte zu geben und sie zu erhellen – so wie
das Hermann Broch so unglaublich formuliert hat: ‚Die Verwirklichung des Logos, das ist die religiöse Aufgabe der Kunst.’ –
Genau das ist es! Daher stellt sich heute jeder schöpferische
Künstler, egal in welchem Bereich, immer wieder die Frage des
Wozu. – Es braucht ja keiner dieses Stück von mir“, stellt Bischof verschmitzt fest, „denn wir haben ja die Symphonien von Beethoven,
Brahms, Schostakowitsch, Bruckner, Mahler – meinen geliebten Schumann nicht zu vergessen. Und dennoch tut man es –
warum? Das Wozu? im Titel ist die Frage des Schöpfers als
Kontrolle über sein gesamtes Werk – und die Antwort ist: das
Stück. Deshalb!“
Fürs Publikum hat der Komponist eine einfache Formel parat:
„Genau wie der Farkas immer gesagt hat: Schau’n Sie sich das
an! Hier also: Verurteilen Sie mich nicht vorher, hören Sie sich
es zumindest an. Da kommen Menschen manchmal drauf, unglaublich, das ist ja direkt schön!“ Auch die umgekehrte Erfahrung hat Bischof gemacht – oder besser: bewusst herbeigeführt:
„25 Jahre meines Lebens war ich in der Volksbildung tätig, habe
in meinen Kursen Stücke vorgespielt wie Beethovens op. 131
oder op. 109 – und mit den extra dafür ausgesuchten, kühnsten
Stellen Reaktionen geerntet wie: ‚Na, das ist aber nicht schön,
das ist so was scheußliches Modernes!’“ Bischofs schelmisches
Grinsen weicht freilich gleich einer umwölkten Miene, wenn man
ihn fragt, wie er denn überhaupt mit dem Begriff des Schönen
umgehe, der ja so oft gegen neue Musik gewendet wird. „Ein
sehr komplexes Thema. Es gibt in einem der wenigen Bücher,
die ich zu diesem Thema gelten lasse, ‚Jenseits von Schuld und
Sühne’, von Jean Améry, einen Satz, der vielleicht das Entsetzlichste darstellt, was ein Mensch über die Zeit nach 1945, nach
Auschwitz und Hiroshima gesagt hat: ‚Schönheit, das war eine
Illusion. Erkenntnis, das erwies sich als Begriffsspiel. Der Tod verhüllte sich in all seiner Unkenntlichkeit.’ – Das ist mit anderen
Worten genau der Satz Adornos, nach Auschwitz könnten keine
Gedichte mehr geschrieben werden. Was natürlich positivistisch
ein Unsinn ist, man denke nur an Celans ‚Todesfuge’. Entscheidend aber ist: Die Welt ist nicht mehr die, die sie einmal war,
sondern eine gebrochene, gewandelte. Und was die Erkenntnis
betrifft, leben wir heute in Unsicherheit: in der Wissenschaft, in
der Politik, im täglichen Umgang … Nur in einem Bereich gibt
es diese Frage nicht: in der Kunst. Denn das Kunstwerk als solches ist absolut. Daher stellt sich dieses Problem nur nach außen
hin, nicht aber nach innen. Das Kunstwerk ist die wahrscheinlich
einzige Möglichkeit, Wahrheit transparent zu machen. Denn
in unserem täglichen Leben ist alles gebrochen – so auch die
Schönheit. Nur so lässt sich erklären, dass ein so gescheiter
Mann wie Schönberg glauben konnte, er habe mit der Zwölftonmusik der deutschen Musik die Vorherrschaft für die nächsten hundert Jahre gesichert – und dass man seine Melodien
auf der Straße pfeifen würde. Er konnte damals noch nicht wissen, dass der braune Dunst heraufziehen würde. Die Schönheit
ist eine Illusion geworden. Wir Menschen brauchen zum Leben
die Schönheit – in allen möglichen Facetten: schönes, sprich: gutes Essen, bei Kleidung und Alltagsgegenständen, im Umgang
mit anderen Menschen bis hin zur Sexualität. Die Sehnsucht ist
“Why? – That’s why!”
Rainer Bischof’s new Orchestral Work
Wozu? – Deshalb! (Why? – That’s why!) is the title of Rainer
Bischof’s newest orchestral piece – and, as a philosopher, he
also hides essential thoughts about his musical creativity behind
the seemingly obstreperous title. Commissioned by the Austrian
Broadcasting Company ORF, the score’s thrust is “against the
zeitgeist”, explains the composer, who further specifies: “Today,
every artist has to ask himself why he actually practices his art
at all. Art no longer has the task it had always had: to reflect
and to illuminate the world, to give it content – as Hermann
Broch put it so unbelieavably: ‘The realization of the logos – that
is art’s religious task.’ This is why every creative artist, no matSeite 16
Fotos: hds.harvard.edu, kammerorchester.com, Rosa-Frank.com
Von Walter Weidringer
überall da, aber die Schönheit ist gebrochen. Das haben uns die
barbarischen Horden eingebracht – weltweit. Im Mittelalter war
die Wahrheit mit der Schönheit gleichgesetzt: ‚Ens et unum, verum, bonum et pulchrum convertuntur’ (Das Sein und das Eine,
das Wahre, Gute und Schöne lassen sich ineinander verwandeln). Das Wahre war schön, das Schöne war wahr. Heute ist die
Schönheit längst eine Illusion, eine Sehnsucht.“
Über diesen unleugbaren Bruch hinweg versteht sich der Komponist Rainer Bischof mit seinem Festhalten an der Dodekaphonie
dennoch und ganz bewusst als Nachfahre der Zweiten Wiener
Schule. Das Erbe der historischen Moderne anzutreten, bedeutet für Bischof freilich keineswegs, dass ihm dadurch einfach eine
technische Handhabe in den Schoß fallen würde. Er fasst diese
seine Rolle ganz anders auf: Für ihn erfordert sie im Sinne des
Goethe-Wortes „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb
es, um es zu besitzen“, sich einer großen, manches Mal vielleicht
gar übermächtig scheinenden künstlerischen Verantwortung zu
stellen. Dazu gehört für Bischof, der ja als Orchestermanager
17 Jahre lang die Geschicke der Wiener Symphoniker gelenkt
hat, auch die tiefe Verehrung für die klassisch-romantische musikalische Tradition – ein Zug, der in seinem Schaffen spätestens
mit seiner Streichorchesterstück HAYDN – ahnend offen zutage
getreten ist, aber schon bei manch früher entstandenen Stücken
wirksam war.
„Die Liebe zur Musik drückt sich für mich auch in der Kenntnis
der Literatur aus“, betont der Komponist. Eine
Liebe, die ihn gerade in jüngerer Zeit dazu anregt, große Werke der Vergangenheit in seinen
eigenen auf verwandelte Art „durchschimmern“ zu lassen, wie er es selbst nennt. Damit
in Zusammenhang steht wohl auch, dass er
vier Bewohner seines Komponisten-Olymps in
einem gerade entstehenden Buch behandelt:
Mahler, Brahms, Bruckner, Strauss. „Du wirst
nur über die Individualität des Menschen dem
Inhalt seiner Kunst gerecht“, betont Rainer
Bischof – ein Satz, der für ihn selbst gleichfalls
volle Gültigkeit besitzt.
Auch im Falle von Wozu? – Deshalb! lässt
Bischof die Resonanzen, die ein großes Werk
der Vergangenheit in ihm hervorruft, in die Gestalt seines eigenen Stücks einfließen: Bruckners 5. Symphonie. Dort wie da
sind es Pizzicati im Bass, von denen aus das Geschehen seinen
Anfang nimmt: Im Adagissimo wird das zugrundeliegende Thema in einander überlagernden Soli von Posaune, Klarinette, Englischhorn, Oboe und Violoncello vorgestellt. In vier großen Abschnitten wird das Material mittels variativer Durchführungen
entwickelt und zahlreichen Wandlungen unterzogen, bei denen
immer wieder die für Bischof unerlässlichen, harschen Gegensätze auf engstem Raum für schier berstende Expression sorgen.
Die pointierte Rhythmik bewegt sich in wechselnden Tempi auf
einen bedeutungsvollen Höhepunkt zu: „Ich mache am Schluss
aus den vier Themen des dem ganzen Stück zugrundeliegenden
Melodiebogens einen Choral“, verrät Bischof. „Adagissimo – wie
ein Choral, weich mit großem Ton – nie ‚knallig’“ lauten Tempound Vortragsbezeichnung an diesem neuralgischen Punkt, wenn
zunächst blockhaft Blech, dann Holz und schließlich Streicher
dodekaphone Feierstimmung verbreiten.
Dennoch wird es kein triumphales Ende wie bei Bruckner. „Ich
hab endlos daran herumgebastelt, weil mich das immer so fasziniert hat, was Bruckner da am Schluss macht – und wie nahe
sich Bruckner und Brahms in der 5. und 3. Symphonie kommen“,
bekennt der Komponist. Das letzte, nun ganz ruhig gewordene,
choralartige Seitenthema im Finale von Brahms’ Dritter leitet
bekanntlich den Pianissimo-Schlussteil der Symphonie ein. „Das
steht auf einsamer kompositorischer Höhe –
wo sich die Frage nach dem Gegensatz von
Emotio und Ratio nicht mehr stellt. Die Musik
ist total abgehoben und doch nach wie vor
irdisch. Und fährt dir in den Stellwagen hinein, in den Unterleib, in die Eingeweide …!“,
schwärmt Bischof – und erweist am Schluss
von Wozu? – Deshalb! sowohl Bruckner als
auch Brahms auf ganz persönliche Art seine
Reverenz. Sein sich einmal noch zu voller Größe aufrichtender, komplex verknüpfter Zwölfton-Choral sinkt unaufhaltsam zurück. Über
leisen Schlägen der großen Trommel und des
Tamtams behält ein einsamer Ton der Crotales das letzte, verklingende Wort.
Cornelius Meister
ter in which field, always asks after the ‘why’. – Nobody ‘needs’
this piece of mine”, Bischof mischievously states, “because we
have Beethoven, Brahms, Shostakovich, Bruckner, Mahler, not to
forget my beloved Schumann. And still we do it – but why? This
Why? in the title is the creator’s question as control over his own
entire oeuvre – and the answer is: the piece. That’s why!”
In his retaining of dodecaphony Bischof very consciously marks
himself a successor of the Second Vienna School. In accepting
this artistic responsibility he, who has been the manager of the
Vienna Symphony Orchestra for 17 years, also declares his deep
veneration of the classical-romantic tradition – a trait that has
become openly apparent in his oeuvre at the latest with his
string orchestra piece HAYDN – ahnend, but which had already
been effective in several earlier pieces.
In Wozu? – Deshalb! Bischof again lets the resonances evoked
in him by a great work from the past enter the configuration of
his own work: Bruckner’s 5th symphony. In both pieces the initial
situation consists of bass pizzicatos. The material is evolved in
four large sections of varied development and undergoes many
metamorphoses; the harsh contrasts in extremely constrained
space, so essential to Bischof, time and again provide for sheerly
explosive expression. “At the end I make a chorale from the four
themes of the melodic arc lying at the fundament of the entire
piece”, the composer reveals. However, it does not become a
triumphant end as in Bruckner. The complexly woven twelve-tone
chorale, which does reach its highest peak one last time, ebbs
away inexorably. Above quiet beats of the bass drum and the
tamtam a lonely crotales note has the last, fading word.
klang:echo
Beeindruckender
Egon Wellesz
klang:splitter
Paul Walter Fürst
Am 25. April 2011 feiert Paul Walter Fürst seinen 85. Geburtstag, der als vielseitiger, immer wieder neue Ideen verwirklichender Komponist, als Orchestermusiker und langjähriger Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker sowie als Präsident der
AKM sich enorme Verdienste erworben hat. Ein ausführliches
Porträt bringen wir in unserer nächsten Ausgabe.
Große Erfolge rund um den 125. Geburstag
Als Komponist war er der dritte Meisterschüler von Arnold
Schönberg -- und hat doch einen ganz eigenen, faszinierenden
Weg eingeschlagen: nur ein Aspekt der vielfältigen Künstler- und
Forscherpersönlichkeit des Egon Wellesz. Genau an seinem 125.
Geburtstag wurde im Wiener Musikverein mit einer Aufführung
der Symphonie Nr. 9 des Meisters gedacht -- der großartige
Abschluss der Egon-Wellesz-Tage rund um dieses historische
Datum. Während dieser hatten die Kontrapunkte unter Peter
Keuschnig, das ensemble reconsil unter Roland Freisitzer, das
Altenberg Trio und Sänger wie Ildikó Raimondi und Adrian Eröd
an der Seite von weiteren ausgesuchten Interpreten in Musik
verein und Arnold Schönberg Center Schlaglichter auf das umfangreiche Schaffen des Komponisten geworfen.
Im Zentrum des Medieninteresses stand freilich die Interpretation der Symphonie durch das ORF Radio-Symphonieorchester
Wien unter Cornelius Meister, welcher dem Werk „ein wunderbarer Anwalt“ gewesen sei, wie Wilhelm Sinkovicz in der Presse
ausführte: „Das Stück […] holt Bruckner’sche Kraftballungen
ins Zwölfton-Reich und knüpft mit seinem wild gestikulierenden
Scherzo, vor allem aber dem introvertiert verklingenden Adagio-Finale an den Subjektivismus Mahler’scher Symphonik an.
Das der rauen ‚atonalen‘ Schale zum Trotz in musikantischem
Geist hörbar gemacht, verlieh dem Wellesz-Schwerpunkt der
Gesellschaft der Musikfreunde einen Höhepunkt. Vergangene
Woche standen etliche Kompositionen des 1974 verstorbenen
Wellesz auf dem Programm, unter anderem interpretiert von Peter Keuschnigs ‚Kontrapunkten‘, die eben bei cpo eine WelleszCD herausgebracht haben.“ (siehe S. 22). In der Kronenzeitung
schreibt Florian Krenstetter von einem „Höhenflug“ des RSO
unter seinem neuen Chef Cornelius Meister. „Das bestätigte
das fulminante erste Zykluskonzert im Goldenen Saal mit Egon
Wellesz‘ […] vor Spielfreude strotzender Symphonie an flexiblem
Spiel und wohltönender Klangpracht“. Und Mario Eigl hörte „ein
durchsichtig gestaltetes, karg instrumentiertes und in Harmonik
wie Kontrapunkt leicht herbes Spätwerk des vor genau 125 Jahren Geborenen“ (Wiener Zeitung).
In Doblingers Barocksalon waren am 12. November Martin
Vácha (Bariton), Margarete Babinsky (Klavier) und erneut das
Altenberg Trio mit Werken von Wellesz zu hören, am 6. Dezember sang Adrian Eröd, begleitet von den Kontrapunkten unter
Keuschnig, nicht nur die Ode an die Musik op. 92, sondern
auch die Uraufführung (!) der Sommernacht. Wellesz wird im
Kontrapunkte-Zyklus dieser Saison weiterhin eine gewichtige Rolle spielen, während am 16. Dezember in Berlin im Konzerthaus
am Gendarmenmarkt ein moderiertes Konzert „Treue zu Wien:
Der Komponist und Musikforscher Egon Wellesz“ biographische
und musikalische Einblicke verbunden hat.
Seite 18
Ernst Ludwig Leitner
Am 3. November erhielt Ernst Ludwig Leitner den „Anton-BrucknerPreis“, die höchste musikalische Auszeichnung des Landes
Oberösterreich. Laudator Michael Wruss lobte ihn als einen „der
weiß, was Musik ist und wie er damit in uns Gefühle erwecken
kann.“ Im Vordergrund stehe immer „das emotionale Verstehen,
das Gefühl, das direkte Kommunizieren mit dem Zuhörer“, wobei
er „eine Sprache verwendet, die bei den alten Meistern anknüpft
und diese sogar zum Ausgangspunkt von Neuem werden lässt“.
Vorbilder für Leitners umfangreiches Schaffen sind Olivier
Messiaen, Mozart und Anton Bruckner, sein Lieblingskomponist
während seiner Linzer Studienzeit.
Christian Ofenbauer
Unter dem Motto „Ausländer rein!“ wies am 13. November
ein Konzert der ÖGzM auf den stets unverzichtbaren Zuzug
von Musikern nach Österreich hin. Als Uraufführung war mit
dem Ensemble die reihe unter Christian Muthspiel Christian
Ofenbauers Zweites Konzertstück für Klavier und Ensemble mit
dem Titel für janna polyzoides (2006) zu erleben. „Das stück ist
für Janna Polyzoides geschrieben“, erklärt der Komponist, „die
schon die solistin des 1. klavierkonzerts (odysseus/abbruch/
sirenen 1989) war (es gibt mehrere anspielungen zwischen den
beiden kompositionen). Darüber hinaus ist das konzert dem andenken von mohammad askaris und ayad marhunis gewidmet:
die beiden teenager wurden am 19. 7. 2005 in der iranischen
stadt mashad aufgehängt. sie wurden nach dem sportunterricht
unter der dusche bei homosexuellen handlungen angetroffen
und die sharia drückt ja kein auge zu. mich hat das betroffen
gemacht. dieses konzertstück ist mein 2. versuch der vertonung
eines textes von friedrich de la motte-fouqué (vgl. unordentliche
inseln / de la motte-fouqué-vertonung 1995).“
Bereits am 7. Oktober stand Ofenbauer in der Gesprächs- und
Konzertreihe „Musik im Diskurs“ im KulturCafe des Radiokulturhauses Wien mit seinen Streichquartettsätzen Nr. 2 und Nr. 3
im Mittelpunkt, die vom Laetitia Musica Quartett Wien interpretiert wurden. Moderatorin war Irene Suchy.
d MUSIKVERLAG DOBLINGER
?
~
MUSIK UNSERER ZEIT
Kompositionen
der letzten
PLM_COVER_2010.indd 1
Shih
Aus Anlass von Shihs angeblichem „Eintritt ins Greisenalter“, wie
er selbst formuliert, nämlich seinem 60. Geburtstag, war am 30.
November 2010 im ORF RadioKulturhaus ein von Maximilian
Blumencron moderiertes Komponistenporträt mit der Sopranistin Anu Komsi, der Pianistin Anika Vavic und dem Ensemble die
reihe unter Georg Fritzsch zu erleben.
Gustav Mahler Kompositionswettbewerb: die Sieger
Fotos: Renate Publig, privat
NOTEN VON
DOBLINGER
für
prima la musica
Musik für
Wettbewerbe
Anlässlich der Mahler-Gedenkjahre 2010/2011 hat der Österreichische Komponistenbund in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien und dem Musikverlag Doblinger einen
internationalen Kompositionswettbewerb in den drei Kategorien
Orchester, Klavierquartett und Klavierlied ausgeschrieben.
In den Werken wurde kein konkreter Mahler-Bezug gefordert,
allerdings sollten sie in Anlehnung an Mahlers Modernität
und seinen weit reichenden Einfluss auf die Musikentwicklung
des 20. Jahrhunderts im besten Sinne innovativ und in die Zukunft blickend gestaltet sein. Je nach Kategorie unterschiedlich
zusammengesetzte Fachjurys haben nun aus den zahlreichen
internationalen Einreichungen die Sieger gekürt.
Aus mehr als 260 Orchesterwerken wurde Wendepunkt des
Schweizer Komponisten David Philip Hefti mit dem 1. Preis aus-
KATEGORIE a)
MUSIK UNSERER ZEIT
KATEGORIE a)
MUSIK UNSERER ZEIT
99 804
24.06.10 13:36
24.06.10 13:36
Der Katalog Musik unserer Zeit liegt jetzt in überarbeiteter Fassung vor. Vorspielstücke, speziell für Wettbewerbe wie Prima la
musica oder Jugend musiziert, sind in diesem Katalog jeweils
mit Schwierigkeitsgrad versehen, das Datum der Entstehung der
Komposition ist ebenfalls angegeben. Lehrer und Lehrerinnen
aus Wien und Umgebung, die für die Kategorie a) bei Prima
la musica eine Komposition aus den letzten 30 Jahren suchen,
können die Noten auch vor Ort beim Musikhaus Doblinger ansehen. Der Bereich zeitgenössische Wettbewerbsliteratur ist gesondert ausgestellt.
Die Schwierigkeitsgrade wurden von Instrumentallehrern und
-lehrerinnen vergeben, die die Stücke mit ihren Schülern ausprobiert haben. Viele von Doblingers zeitgenössischen Komponisten,
die auch Literatur für fortgeschrittene Musikschüler und
-schülerinnen komponiert haben, sind vertreten, z.B. Helmut
Schmidinger, Wolfram Wagner, Friedrich Cerha, Christian
Diendorfer, Alexander Müllenbach, Erich Urbanner, Hartwig
Hochmair, Viktor Fortin, Tristan Schulze und viele andere.
Der Katalog kann über die österreichischen Musikschulwerke
des jeweiligen Bundeslandes, im Musikalienfachhandel oder
direkt beim Verlag bestellt werden. Eine digitale Version zum
Download gibt es auf der Website unter www.doblinger-musikverlag.at/Kataloge/Prima la musica
Format: 10,5x21 cm, 24 Seiten, s/w, Best.-Nr. 99 804
gezeichnet; der 2. Platz erging an die Kanadierin Rita Ueda und
ihr Werk as the snowflakes return to the sky. Der tschechische
Komponist David Lukas erhielt für Symphonie No. 1 – Des
cauchemars et des reves den 3. Preis. Wendepunkt wird am
25. März 2011 im Wiener Konzerthaus vom RSO Wien unter
Cornelius Meister uraufgeführt, aufgezeichnet und in Ö1 ausgestrahlt, die Kompositionen von Rita Ueda sowie David Lukas
werden vom ORF produziert.
In der Kategorie Klavierquartett errang der österreichische Komponist russischer Herkunft Maxim Seloujanov mit dem Stück
Irrwische den 1. Preis, gefolgt von David Philip Hefti mit seinem
Klavierquartett und Klaus Wiede, der einst bei Gerhard Schedl
studiert hat, mit Family Affairs. In der Kategorie Klavierlied
gehen die Preise an drei deutsche Komponisten: Lothar
Voigtländer (1. Preis; Lasker-Schüler-Lieder), Robert Krampe (2.
Preis; Vier Gesänge aus „in hora mortis“ von Thomas Bernhard) und Martin Grütter (3. Preis; Die Sprache der Jongleure).
Seite 19
Fotos: Lukas Beck
PLM_COVER_2010.indd 1
Jahre
ff
Helmut Schmidinger
„Im April gab es im Musikverein gleich zwei Werke des oberösterreichischen Komponisten Helmut Schmidinger zu hören, an
beiden Abenden standen Violine und Violoncello im Mittelpunkt.
Im Gläsernen Saal konnte das Publikum das ausdrucksstarke
Spiel der beiden (auch) ‚großen Söhne‘ Michael Barenboim
(Vl.) und Matthias Bartolomey (Vc.) hautnah miterleben.
Schmidingers ... und haben fast die Sprache in der Fremde verloren erscheint beinahe maßgeschneidert für sie. Wie oft bei
Schmidinger fußt das Stück auf dem Nachdenken über Texte,
Sprache und Kommunikation. Es entsteht der Eindruck, dass Violine und Cello einander annähern und entfernen und einfühlsam
versuchen, die Sprache des jeweils anderen zu sprechen, um so
zur Einigung zu kommen. […] Tags darauf gab es das neueste
Konzert für Violine, Cello und Orchester, ... das Geräusch von
den Flügeln, die einander berührten ..., im Brahms-Saal innerhalb eines Abends des Wiener Concert-Vereins unter Lior
Shambadal zu hören. Die Solisten waren Christian Altenburger
(Vl.) und Reinhard Latzko (Vc.), die seit der Uraufführung in
Südtirol (20.4.) im Musikverein bereits die vierte Aufführung des
Werkes bestritten. Nachdem Schmidinger die Gattung des Solokonzerts lange hinterfragt hat, ist er auf Daniel Glattauers Buch
‚Gut gegen Nordwind‘ gestoßen und nahm den Text – inhaltlich
wie strukturell – als Ausgangspunkt für sein Doppelkonzert.
Auch hier ist es sowohl dem Komponisten als auch den Musikern
gelungen, das Wechselspiel zwischen Orchester und Soloinstrumenten, zwischen Individuum und Kollektiv spannungsreich
herauszuarbeiten und behutsam eines aus dem anderen erwachsen zu lassen.“ (F.K., ÖMZ 6/2010)
30
klang:pädagogik
klang:novitäten
Notenneuerscheinungen zeitgenössischer Musik
Johannes BERAUER: Des Kaisers neue Kleider (nach einem
Thema von Joseph Haydn) für Flöte solo
Wie in Hans Christian Andersens gleichnamigem Märchen
scheinen Mächtige immer skrupelloser der Öffentlichkeit ihre
Machenschaften als den letzten Schrei zu verkaufen. Die Komposition, aus der Umkehrung von Haydns Kaiserlied entwickelt,
ist ein Lamento, im Gedenken an die vielen Menschen, die durch
Missbrauch von Macht leiden.
Bestellnr.: 35 034
Rainer BISCHOF: Notturno für Klarinette, Violine, Violoncello
und Klavier (2009)
Bestellnr.: 06 777
Rainer BISCHOF: Valenciana für Orgel und Gitarre
Bestellnr.: 02 929
Rafael CATALÁ: Toros de
Ceniza (Alegrias) für Gitarre
(2007)
Das
Eröffnungsstück
auf
Catalás aktueller CD „Echoes
of Flamenco“, die von der Kritik begeistert aufgenommen
wurde. Toros de Ceniza (Die
Stiere von Ceniza) verarbeitet
der Komponist und Gitarrist in
einer Alegrias, einer beliebten
Flamenco-Form. Für FlamencoAficionados und klassische
Gitarristen!
Bestellnr.: 35 931
Rafael Catalá
Toros de Ceniza
(Alegrías)
für Gitarre
for Guitar
para Guitarra
d 35 931
Doblinger
Ernst von DOHNÁNYI: Klavierquartett fis-Moll (1891/93)
Bestellnr.: 07 245
Richard DÜNSER: Ode an den Regen für Violine und Violoncello (2009)
Das gleichnamige Gedicht von Pablo Neruda inspirierte den
Komponisten zu diesem 12-minütigen Dialog.
Bestellnr.: 03 436
Kurt ESTERMANN: Capricci für Orgel (Cembalo) (2004)
Diese „launischen“ Stücke sind für den Tastaturumfang historischer Instrumente mit ungleichschwebender Stimmung bestens
geeignet. Die Sätze können auch einzeln bzw. in beliebiger Folge
gespielt werden.
Bestellnr.: 02 452
Kurt ESTERMANN: Te Deum laudamus für Choralschola und
Orgel (2009)
Der Tradition der „Alternatim“-Praxis entsprechend wechseln
hier gesungene Abschnitte im gregorianischen Choral (in Choralnotation) und rein instrumentale Passagen einander ab.
Bestellnr.: 45 469 (Orgelpartitur)
Seite 20
Rupert Gottfried FRIEBERGER: Ludus pro organo III für Orgel
Bestellnr.: 02 460
Hans HASELBÖCK: Missa simplex für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel (2010)
Das neueste Werk aus der Feder des Doyens der österreichischen Kirchenmusik, in lateinischer Sprache: die sehr einfache
Fraktur ermöglicht eine Einstudierung innerhalb kurzer Zeit.
Bestellnr.: 45 311
Josef Maria HORVÁTH: Der 130. Psalm (De profundis) für
vierstimmigen gemischten Chor und Solo-Altposaune (2008)
Bestellnr.: 45 468
Peter PLANYAVSKY: Ormond-Sonate für Flöte und Orgel (1997)
Bestellnr.: 02 928
Thomas Daniel SCHLEE: Körper in Cafés op. 69. Fünf Szenen
f hohe Stimme, Flöte, Fagott und Klavier auf Gedichte von
für
R
Robert
Gernhardt (2007)
„
„Dem
unikalen Humor des sprachgewaltigen Dichters setzte
S
Schlee
subtil-witziges, ebenso eloquentes, geradezu spitzbübis
sches
musikalisches Material gegenüber. Die virtuose Verbind
dung
aus beidem ergab eine der ersprießlichsten zehn musikalis
schen
Minuten der letzten Jahre.“ (Wiener Zeitung)
B
Bestellnr.:
08 848
H
Helmut
SCHMIDINGER: …dass sie schatten und licht geb
ben…
Ein Liederzyklus nach Brieftexten von W. A. Mozart für
B
Bariton
und Orchester (2006)
„
„Ich
kann nicht Poetisch schreiben; ich bin kein dichter. Ich kann
d redensarten nicht so künstlich eintheilen, dass sie schatten
die
u licht geben; … ich kan es aber durch töne; ich bin ein Musiund
k
kus.“
(Mozart am 8. November 1777 an seinen Vater)
„Mozart zeichnet sich in seinen Briefen als unglaublich witziger,
zugleich ernster, mitunter derber und berührender Sprachspieler aus, so dass seine Texte für mich sehr wohl viel ‚schatten und
licht geben‘.“ (Helmut Schmidinger)
Bestellnr.: Stp. 751 (Studienpartitur) (Aufführungsmaterial leihweise)
Helmut SCHMIDINGER: Von
der Ellbogentechnik zum Fingerspitzengefühl. Sechs Tipps
zum vierhändigen Umgang
für Klavier zu vier Händen
(2009)
(Von der Ellbogentechnik /
Von der Taktlosigkeit / Von
Übergriffen, Untergriffen und
anderen Handgreiflichkeiten /
Von der Handschlagsqualität
/ Streichelweich / Vom Fingerspitzengefühl)
Bestellnr.: 01 843
HELMUT SCHMIDINGER
VON DER
ELLBOGENTECHNIK
ZUM
FINGERSPITZENGEFÜHL
Sechs Tipps zum vierhändigen Umgang
für Klavier zu vier Händen
FROM ELBOWING
TO TACTFULNESS
Six tips for four-handed etiquette
for piano (four hands)
843
d 01Doblinger
klang:träger
Neue CDs
Toni Stricker
Pannonische Messe
für einstimmigen Volksgesang oder
vierstimmigen gemischten Chor a cappella,
Orgel und Solo-Violine ad lib.
(Text: Karl Hofer)
Orgelpartitur (inkl. Violinstimme)
Toni STRICKER: Pannonische
Messe für einstimmigen Volksgesang oder vierstimmigen
gemischten Chor a cappella,
Orgel und Solo-Violine ad lib.
(2009)
Die vielfach erfolgreich aufgeführte
deutschsprachige
t t d auff A
Messe des österreichischen Geigers entstand
Anregung d
des
ehemaligen burgenländischen Bischofs Laszlo: „Es sollte eine
schlichte Volksmesse werden und meinen pannonischen Lebensraum in der Musik durchklingen lassen. Die kleinen Parts der
Solo-Violine wollte ich selbst übernehmen, um mit einer sehr erzählenden, teils improvisatorischen und meditativen Spielweise
einen Kontrapunkt zum eher klassisch konzipierten Chor zu setzen. Damit wollte ich meine sehr persönliche musikalische Umsetzung Pannoniens auch innerhalb dieser Messe andeuten.“
(Toni Stricker)
Bestellnr.: 45 310
Hans Erich APOSTEL
Porträt-CD (Fischerhaus-Serenade op. 45, Passacaglia für
Orchester op. 50 u. a.)
ORF-Kammermusikvereinigung, ORF-Chor und -Symphonieorchester, Wiener Symphoniker, Tonkünstlerorchester NÖ,
Ensemble Kontrapunkte u.a.)
ORF-CD 3109
„Von ORF und AKM finanziert ist die Edition Zeitton, der auch für
die immer ausgezeichneten Booklets sowie für die Einbeziehung
von ‚Klassikern der österreichischen Moderne‘ Lob gebührt.
Diesmal ist es Hans Erich Apostel, dessen hier versammelte
Werke für eine breite Wiederentdeckung des Meisters sorgen
sollten…“ (ÖMZ)
Wolfram WAGNER: Allegro für Klavier zu vier Händen (2009)
Ein Auftragswerk für den Jugendmusikwettbewerb „Prima la musica“ – eingespielt auf der neuen CD „fingerfood“ (Dino Sequi /
Gerhard Hofer).
Bestellnr.: 01 844
Bernd Richard DEUTSCH
Fixe Ideen für Gitarrenquartett
(Nr. 7, 2001)
(+ Vermote, Baerdemacker, Van
Esser)
Kalès Guitar Quartet
h i h V
i th
h it kkennMusikalische Neugierde und spieltechnische
Versiertheit
zeichnen das junge, seit 2007 in der gegenwärtigen Besetzung
spielende Kalès Guitar Quartet – Vorzüge, die auf der Debüt-CD
des Ensembles auch Bernd Richard Deutschs ironisch-ausgeklügelten Fixen Ideen zugute kommen.
CD erhältlich über www.kalesguitarquartet.be
d 45 310
Doblinger
Wolfram WAGNER: Variationssuite für Gitarre solo (2003)
(Präludium – Walzer – Tango – Rumba – Langsamer Walzer –
Passacaglia)
Die alte Idee der Suite ist hier als Folge von modernen (heute gebräuchlichen) Tänzen umgesetzt, wobei die Sätze zum Teil auch
einzeln oder in einer Auswahl aufgeführt werden können.
Bestellnr.: 35 911
Wolfram WAGNER: Variationssuite für Violoncello solo (2003)
Bestellnr.: 33 708
Gernot WOLFGANG: Dance of the Polar Bears für vier Fagotte
(2007)
D
Die einsätzige, ca. zehn Min
nuten dauernde Komposition
b
beginnt mit einer getragenen
E
Einleitung, die in das jazzig
ge, von der Musik Thelonius
M
Monks inspirierte Hauptthem
ma mündet.
B
Bestellnr.: 06 367
G
Gernot WOLFGANG: Sketch
B
Book für Violine, Klarinette
u
und Klavier
((Green Island / Night Breeze /
C
Chromatic Train)
B
Bestellnr.: 07 365
Johannes BERAUER
Piano Quartet No. 1
CD „Kaleidoskop“
Eggner Trio
Gramola 98906
Josef DICHLER
Drei Kinderszenen für Klavier vierhändig
CD „Fingerfood“ – Neue vierhändige Klaviermusik aus (Ober)
österreich
Klavierduo Dino Sequi & Gerhard Hofer
Weinberg Records, SW 010356-2 ([email protected])
Iván ERÖD
Kleine Suite für 20 Finger op. 61b
CD „Fingerfood“ – Neue vierhändige Klaviermusik aus (Ober)
österreich
Klavierduo Dino Sequi & Gerhard Hofer
Weinberg Records, SW 010356-2 ([email protected])
Unter dem Deckmantel traditioneller Formen verstecken sich
originelle und amüsante kompositorische Einfälle: So scheint,
bedingt durch ständige Taktwechsel, beim „Einzug“ der Gleichschritt nicht so recht zu funktionieren. Beim „Walzerchen“ wird
der ¾-Takt des einen Spielers durch den versteckten 5/8-Takt
des anderen durcheinandergebracht, der zu Beginn naiv wirkende „Blues“ entwickelt sich zu einem komplexen polyphonen StimSeite 21
klang:träger
mengeflecht. In der „Schlussfanfare“ werden neben einfachen
Tonleitern Fanfarenmotive in ein rhythmisch fesselndes Gewand
gekleidet. (aus dem CD-Booklet)
„Eröds ‚Kleine Suite‘ mit einem charmant holpernden ‚Walzerchen‘ zeigt sich in schmissiger, holzschnittartiger Haptik“ (Kulturbericht OÖ)
Augustinus Franz KROPFREITER
„Der grimmig Tod“ – Choralpartiten von Augustinus Franz
Kropfreiter
Wenn mein Stündlein vorhanden ist / Ach wie nichtig, ach wie
flüchtig / Ich wollt, dass ich daheime wär / Der grimmig Tod
mit seinem Pfeil
Klaus Sonnleitner und Andreas Etlinger – Orgel, Rezitation:
Romuald Pekny
Ursina.Motette, CD MOT
50861
„…Choralpartiten von Augustinus Franz Kropfreiter, den
(wieder) zu entdecken es an
der Zeit wäre. Andreas Ettlinger und Klaus Sonnleitner
lassen die Bruckner-Orgel von
St. Florian in all ihrem Glanz
erklingen, Romuald Pekny rezitiert.“ (ÖMZ)
Michael LANGER
5 ½ Weeks, Poem from Late Monday u. a.
(+ Scarlatti, Metheny, Piazzolla u.a.)
CD “Guitar & Passion” – Fingerstyle Guitar Duos
Michael Langer und Sabine Ramusch – Gitarren
Edition DUX 100131
Peter Jan MARTHÉ
erdwärtsmesse für Bariton-Solo, Chor, Blechbläser-Ensemble,
Schlagwerk, Orgel und Volkschor
Ewald Nagl – Bariton, Grazer Domchor, Stadtpfarrchor Graz,
Blechbläser- und Percussion-Ensemble Weiz, Emanuel Amtmann
– Orgel, Dirigent: Peter Jan Marthé
(siehe Artikel in klang:punkte 30, Frühjahr 2010)
CD erhältlich über www.erdwaertsmesse.at
H
Hermann
NITSCH
S
Sinfonie
IX „Die Ägyptische“
E
European
Philharmonic Orchestra,
D
Dirigent:
Peter Jan Marthé
G
Gramola,
CD 98880/81
„
„…die
weit ausschwingende Symp
phonie
IX von Hermann Nitsch
– die ‘Ägyptische’ mit ihren flächig
gen,
den Tag erfüllenden Klangu
und
Geräuscharrangements […]
N
Nitsch
erscheint eher als Maler
u
und
Installationskünstler mit Hilfe
des Orchesters, der sich von manchen Zeitgenossen – darunter
der Dirigent Peter Jan Marthé – in Nachbarschaft zu Beethoven
und Mahler positioniert sieht.“ (ÖMZ)
Seite 22
Michael PUBLIG
Jazz Piano Suite für Klavier -- 15 Jazz Variations in the Style of
the Masters / 4 Standards
Michael Publig - Klavier
Doblinger 01-00433CD
Helmut SCHMIDINGER
Von der Ellbogentechnik zum Fingerspitzengefühl für Klavier
vierhändig
CD „Fingerfood“ – Neue vierhändige Klaviermusik aus (Ober)
österreich
Klavierduo Dino Sequi & Gerhard Hofer
Weinberg Records, SW 010356-2 ([email protected])
„Zwei Menschen an einem Instrument – da sind Berührungsp
punkte
unumgänglich. Als das Klavierduo Sequi/Hofer bei einem
K
Konzert
seinen von der Ellbogentechnik geprägten Probenstil
i
ironisch
illustrierte, war die Idee zum Stück geboren. Erfahrung aus meiner eigenen Klavierunterrichtstätigkeit vervollstängen
d
digten
das Repertoire vierhändiger Umgangsformen zu einem
Z
Zyklus,
bei dem ich allen Ausführenden viel Freude, Spaß und
F
Fingerspitzengefühl
wünsche“ (Helmut Schmidinger)
„
„Schmidinger
klopft […] handwerkliche und -greifliche Vorgänge
v
vierhändiger
Partnerschaft launig ab.“ (Kulturbericht OÖ)
W
Wolfram
WAGNER
A
Allegro
für Klavier zu vier Händen
( Dichler, Ligeti, Dallinger, Eröd, Schmidinger u.a.)
(+
Klavierduo Dino Sequi & Gerhard Hofer
Weinberg Records, SW 010356-2 ([email protected])
„Wolfram Wagners knackiges ‚Allegro‘ steht am Ende der von
Hofer und Sequi in akribischer Leidenschaft getätigten Einspielung.“ (Kulturbericht OÖ)
Egon WELLESZ
Sommernacht o. op / Satz für
Kammerorchester / Ode an
die Musik op. 92
(+Wellesz)
Christine Whittlesey -- Sopran,
Adrian Eröd -- Bariton, Ensemble
Kontrapunkte, Dirigent: Peter
Keuschnig
cpo 777 575-2
‚For Wellesz music was first
and foremost the „presentation of the emotive element,“ even of „the instinctive nature of
emotion“ - and this in the most universal sense (...) an absolute
listening must!‘ (www.hbdirect.com)
Messe in f-Moll u. a.
CD Egon Wellesz – Choral Music“
Christ Church Cathedral Choir, Dirigent: Stephen Darlington
Nimbus Records, NI 5852
„Von hohem Repertoirewert ist die Egon Wellesz gewidmete
CD Choral Music, die uns den großen Klassiker der Moderne
von einer ungewohnten, besonders faszinierenden Seite erleben
lässt.“ (ÖMZ)
klang:daten
URAUFFÜHRUNGEN DEZEMBER 2010 – JUNI 2011
Wolfram WAGNER: Veni, Domine für vierstimmigen
Männerchor a cappella
Chorus Viennensis, Leitung: Raoul Gehringer
05. Dezember 2010 Wien, Hofburgkapelle
Wolfram WAGNER: Konzert für Flöte, Klavier und
Streichorchester
Robert Wolf – Flöte, Agnes Wolf – Klavier, Wiener ConcertVerein, Dirigent: Krzystztof Penderecki
29. Jänner 2011 Wien, Musikverein – Brahms-Saal
Egon WELLESZ: Sommernacht für Gesang und
Kammerensemble o. op.
Adrian Eröd – Bariton, Ensemble Kontrapunkte, Dirigent: Peter
Keuschnig
06. Dezember 2010 Wien, Musikverein – Gläserner Saal
Gernot WOLFGANG: Lyrical Intermezzi für Violine, Fagott und
Klavier
CrossNova Ensemble
07. Februar 2011 Wels, Stadttheater
Michael AMANN: Umarmungen der Zweige für Posaune und
Orchester
Symphonieorchester Vorarlberg
14. Jänner 2011 Feldkirch, Montforthaus
Piotr SKWERES: Streichtrio
Kana Matzui – Violine, Daniel Moser – Viola, Piotr Skweres –
Violoncello
11. April 2011 Wien, Musikverein – Steinerner Saal
GEBURTS- UND GEDENKTAGE
2011
02. 01.: Iván ERÖD 75
03. 01.: Herbert BLENDINGER 75
09. 01.: Heinz SANDAUER 100 (gest. 1979)
18. 01.: Thomas Herwig SCHULER 50
03. 02.: Jehan ALAIN 100 (gefallen 1940)
17. 02.: Friedrich CERHA 85
06. 03.: Rupert DOPPELBAUER 100 (gest. 1992)
06. 03.: Howard Chandler ROBBINS LANDON 85
(gest. 2009)
24. 03.: Christian OFENBAUER 50
26. 03.: Erich URBANNER 75
26. 03.: Rupert Gottfried FRIEBERGER 60
02. 04.: Gerald SCHWERTBERGER 70
07. 04.: Ferdinand NEGES 50
25. 04.: Paul Walter FÜRST 85
14. 05.: Viktor FORTIN 75
09. 06.: Donald JOHNS 85
19. 06.: Franz KORINGER 90 (gest. 2000)
26. 06.: Herwig REITER 70
12. 07.: Gottfried von EINEM 15. Todestag
29. 07.: Michael PUBLIG 50
10. 08.: Werner PIRCHNER 10. Todestag
13. 08.: Terry WINTER OWENS 75 (gest. 2007)
19. 08.: Roland BATIK 60
09. 09.: Augustinus Franz KROPFREITER 75 (gest. 2003)
15. 09.: Nikolaus FHEODOROFF 80
25. 09.: Jürgen ESSL 50
19. 10.: Eberhard WERDIN 100 (gest. 1991)
20. 12.: Josef Maria HORVATH 80
22. 12.: Ernst KRENEK 20. Todestag
31. 12.: Kurt MUTHSPIEL 80 (gest. 2001)
2012 (BIS JUNI)
06. 01.: Gösta NEUWIRTH 75
20. 01.: Uwe KORN 50
28. 01.: Hans LANG 20. Todestag
13. 01.: Rupert DOPPELBAUER 20. Todestag
15. 02.: Kurt RAPF 90 (gest. 2007)
20. 02.: Ernst WÜRDINGER 60
10. 03.: Robert HOLL 65
15. 03.: Balduin SULZER 80
06. 04.: Gareth KOCH 50
21. 04.: Herbert ZIPPER 15. Todestag
01. 05.: Karl HAIDMAYER 85
09. 05.: Peter PLANYAVSKY 65
16. 05.: Paul ANGERER 85
21. 05.: Eugene HARTZELL 80 (gest. 2000)
08. 06.: Alfred UHL 20. Todestag
18. 06.: Robert FREUND 80
19. 06.: Otto STROBL 85
20. 06.: Rainer BISCHOF 65
Seite 23
WIR SORGEN
DAFÜR, DASS MUSIK
ETWAS WERT IST.
Uns vertrauen mehr
als 15.000 Komponisten
und Textautoren die Verwaltung
ihrer Musikrechte an.
4 Zu unseren Mitgliedern im
Bereich zeitgenössische Musik
zählen unter vielen anderen:
Paul Angerer
Rainer Bischof
Martin Bjelik
Friedrich Cerha
Bernd Richard Deutsch
Christian Diendorfer
Richard Dünser
Horst Ebenhöh
Ivan Eröd
Heinz Karl Gruber
Herbert Lauermann
Wolfgang Muthspiel
Ludwig Nussbichler
Christian Ofenbauer
Hannes Raffaseder
Gerald Resch
Kurt Schwertsik
Erich Urbanner
Wolfram Wagner
Herbert Willi
…
WIR TUN ETWAS FÜR DIE MUSIK.
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