Was ist Biodiversität?

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Was ist Biodiversität?
Biodiversität bedeutet „Vielfalt des Lebens“
Die Sortenvielfalt unserer Nahrungspflanzen ist die Grundlage
für unserer Landwirtschaft- und somit unserer Ernährung.
Die Vielfalt alter Sorten ist unerlässlich
• bei Neuzüchtungen,
• bei der Stärkung alter Züchtungen,
• bei der Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen
und
• bei Klimawandel
Die Vielfalt der Kulturpflanzen ist zum großen Teil Bäuerinnen
und Bauern zu verdanken, die in jahrtausendlanger Arbeit
Pflanzen gezüchtet haben. Sie haben die unterschiedlichen
Pflanzen an verschiedene klimatische Verhältnisse, an die
unterschiedlichsten Böden, an Niederschläge oder Trockenheit
angepasst. So manche Pflanze konnte im Lauf der
Jahrhunderte gegen spezielle Schädlinge resistent gemacht
werden.
Das Beispiel der Kartoffel in Europa zeigt, was passieren
kann, wenn die Sortenvielfalt (genetische Vielfalt) zu gering
ist. Englische Forscher brachten im 16. Jh. Nur eine einzige
Kartoffelsorte aus der Karibik zurück. Sie wurde im
gesamten nördlichen Europa angebaut. Für Irlands
Ernährung war die Kartoffel unentbehrlich geworden, als um
die Mitte des 19. Jhdt. Die Kartoffelfäule zuschlug. Aufgrund
der engen genetischen Basis, gab es hier keine resistente
Kartoffelsorte. Eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel
Irlands wurde ziemlich radikal vernichtet. Zwei Millionen
Menschen verhungerten, etwa eben so viele flüchteten.
(Pat Roy Mooney, Saat-Multis und Welthunger- Wie Konzerne die
Nahrungsschätze der Welt plündern, fofofo, Hamburg, 1981)
Der Schatz der Sortenvielfalt ist jedoch bedroht:
Die genetische Erosion- so wird das Verschwinden der
pflanzengenetischen Vielfalt genannt- wird seit den 60er Jahren
in dramatischem Ausmaß beobachtet. Vor allem in den
Ländern des Südens, wo die Vielfalt am größten ist!
Bedroht wird die Vielfalt durch die
•
•
Grüne Revolution
Gentechnik
Die Grüne Revolution
Die Idee der Grünen Revolution war es, durch den Anbau von
Hochleistungssorten den Ertrag einer Pflanze zu steigern..
So wurden Reis, Mais und Weizen unter Verwendung von
chemischen und technischen Hilfsmitteln in Monokulturen
angebaut. Im Zuge dessen wurden die traditionellen Sorten
verdrängt, ebenso traditionelle Anbaumethoden wie
Mischkulturen, Fruchtwechsel oder auch Fischhaltung in den
Reisfeldern.
Durch den hohen Einsatz von Düngern, Pflanzenschutz,
Technik und künstlicher Bewässerung kam es zum Auslaugen
der Böden, Versalzung der Gewässer, Erkrankung der
Menschen, Verlust 1000er lokaler Sorten
Zum Beispiel…
• In Indien gab es vor der Grünen Revolution rund 30.000
verschiedenen Reissorten, in den späten 70ern nur mehr
12 auf ¾ aller Reisanbauflächen.
• In den Philippinen wurden von den Tausenden
traditionellen Reissorten Mitte der 80er nur mehr 2 auf
98% der Reisanbaufläche angebaut!
• In Österreich gab es um 1900 noch an die 5000
Apfelsorten- heute sind noch um die 500 übrig.
(vgl. Lachkovic)
Tabelle: Verbreitung der Hochertragssorten von Reis auf
den Philippinen und der sich daraus ergebende Rückgang
des Anbaus traditioneller Reissorten:
(aus. G. Klaffenböck,E. Lachkovic (Hg.), Biologische Vielfalt. Wer
kontrolliert die globalen genetischen Ressourcen?, Südwind, 2001)
Jahr
66-67
68-69
70-71
72-73
74-75
76-77
78-79
80-81
1981
Hochertragssorten in
%
3
41
50
54
61
68
72
77
80
Traditionelle
Reissorten in %
97
59
50
46
39
32
28
23
20
Die Gentechnik:
Die Idee der Gentechnik war es mehr Ertrag bei weniger
Einsatz von schädlichen chemischen Hilfsmitteln zu
erlangen.
Sie unterscheidet sich in ihren Methoden von
herkömmlichen Züchtungen. Im Gentechniklabor werden
Gene einer Art (z.B.; Fische) in das Erbgut einer anderen
Art (Pflanze)hineinmanipuliert. Damit sollen Pflanzen
unempfindlich gegen Insektenfraß oder Spritzmittel gemacht
werden. Aber weder der Ort, wo das Gen in das Erbgut
eingebaut wird noch die Wechselwirkung mit anderen
Genen können gezielt gesteuert werden. Unter Einsatz
ungeheurer Geldmittel wurde/wird die Forschung und
Aussaat gentechnisch veränderter Pflanzen vorangetrieben.
Aber genmanipuliertes Saatgut birgt ernst zu nehmende
Gefahren für die pflanzengenetische Vielfalt ebenso wie für
die Gemeinschaften, deren unmittelbare Lebensgrundlage
sie ist.
Einerseits ist genmanipuliertes Saatgut immer mit einer
Reihe von Patenten behaftet. (das bedeutet Zahlungen der
Bäuerinnen und Bauern an die Herstellerfirmen)
Außerdem gibt es neuere Technologien, die zur totalen
Abhängigkeit der BäuerInnen von Industriekonzernen
führen. Solche Technologien machen Pflanzen möglich, die
kein keimfähiges Saatgut mehr hervorbringen (das
bedeutet, dass sie nur einmal angepflanzt werden- die
Samen nicht weiterverwendet werden können), oder
Pflanzen, deren Gedeihen auf die Zugabe von bestimmten
Stoffen angewiesen ist (diese Stoffe werden dann von den
Saatgutfirmen gleich dazu verkauft). Die BäuerInnen
müssen also jährlich entweder Saatgut oder Chemikalien
kaufen.
Einmal hergestellt, könnte solches Saatgut auch relativ
leicht auf Felder von SubsistenzbäuerInnen kommen- mit
katastrophalen Folgen für die BäuerInnen und die Umwelt.
So wird biologische Landwirtschaftunmöglich gemacht:
Denn durch Pollenflug, Transportwege, Insekten u.a. wird
das Saatgut verunreinigt.
Außerdem werden bei der Herstellung gentechnisch
veränderter Pflanzen oft antibiotikaresistente Marker
verwendet. Dies kann dazu führen, dass Antibiotika bei
Menschen nicht mehr wirken!
Zum Beispiel: Golden Rice
Seit mehr als 10 Jahren arbeiten ForscherInnen, -unter
enormen Kostenaufwand (über 100 Millionen Dollar)- an
der Entwicklung des so genannten „Golden Rice“,
Dieser soll zur Bekämpfung des Vitamin A Mangels
(welcher in vielen Entwicklungsländern zu Erblindungen
führt) beitragen.
Um jedoch mit Golden Rice den Tagesbedarf an
Vitamin-A zu decken, müsste ein Erwachsener täglich 5
kg gekochten Reis essen.
Außerdem leiden Menschen mit Vitamin A Mangen meist
auch noch an vielen anderen Mangelerscheinungen,
wodurch das Vitamin-A vom Körper schwer
aufgenommen werden kann.
Dahingegen zeigen Hausgartenprojekte weltweit, wie mit
viel weniger Geld und einfacheren Mitteln diesen
Mangelerscheinungen beizukommen ist:
Eine Vielfalt von Gemüse, Kräutern und Obst decken
den Bedarf an Vitamin A und auch anderen Vitaminen
und Spurenelementen. Ein Kind braucht beispielsweise
eine halbe Mango oder einen Teelöffel Palmöl um seine
Vitamin A Bedarf zu decken.
Quellen:
E. Lachkovic, Of rice an Women, von Pflanzen , Frauen und mächtigen
Interessen
Welthaus, Wir haben den Hunger satt, Ausstellung, 2006.
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