07. Unzulänglichkeiten der Evolution

Werbung
07.
Unzulänglichkeiten der Evolution
Die Naturwissenschaften kennen keine Evolution
Empirische und theoretische Einwände gegen die Evolutionstheorie
1. Symmetrie und Spiegelbildlichkeit biologischer Organe
In der biologischen Welt kommt ein Phänomen vor, das im neodarwinschen Sinn schwer
zu erklären ist; es wird oft übersehen. Es handelt sich um das Problem des paarweisen
Vorkommens biologischer Organe.
Viele Organe im Körper kommen gepaart vor: Die meisten höheren Tiere besitzen zwei
Augen, die gekoppelt so funktionieren, dass stereoskopische Sicht oft entsteht. Viele
Landtiere besitzen gepaarte Lungen, gepaarte Nieren, gepaarte Keimdrüsen, gepaarte
Brüste (beim Weibchen und Männchen), zwei Beine, zwei Arme, zwei Hände, zwei Füsse,
zwei Ohren, zwei Hemisphären im Gehirn usw. Neodarwinisten vertreten die Ansicht,
dass alle diese Organe trotz ihrer ausgeprägten Symmetrie und Teleonomie per Zufall
und natürlicher Auslese zustande kamen. Nun, man muss den Neodarwinisten ihren
Glauben und ihre Überzeugung lassen - denn auch in naturwissenschaftlichen Kreisen
gibt es Glaubensfreiheit. Aber man muss sich darüber im klaren sein, dass eine saubere
naturwissenschaftliche Erklärung des Vorkommens gepaarter Organe durch Zufall schwer
zu finden ist.
Die Entstehung eines teleonomischen Organs durch Zufall ist schwer genug zu
begründen. Aber die paarweise Entstehung solcher Organe durch Zufall bereitet dem
Informationstheoretiker noch weit grössere Schwierigkeiten. Es kommt jedoch ein
zweites Phänomen hinzu, das die Zufallshypothese noch mehr strapaziert. Es handelt sich
um die Spiegelbildlichkeit im Körper. Die beiden Hände und Füsse sind Spiegelbilder. Das
gepaarte Vorkommen verschiedener Organe ist durch Zufall schwer zu erklären. Aber das
Problem der zufälligen Entstehung gepaarter Organe wäre leicht zu lösen, verglichen mit
dem Problem der angeblich zufälligen Entstehung spiegelbildlich verwandter Organe.
Gepaarte und spiegelbildähnliche Organe stellen dem Neodarwinisten sehr grosse
theoretische Probleme, die selten konsequent behandelt werden. Das Problem einer
gepaarten Symmetrie bei Tieren ist natürlich nicht das einzige Phänomen, das sich durch
das Postulat einer Zufallsgenese schwer lösen lässt. Alle Symmetrie - auch die der
Pflanzen, der Blätter und der Blumen lässt sich durch Zufall schwer erklären.
Prof. Dr. Dr. Dr. Arthur Ernest Wilder-Smith
2. Das Nützlichkeitsprinzip wird verallgemeinert
Der französische Biologe Pierre-Paul Grassé schreibt: "... Der Zufall der Mutationen lenke
die lebendige Welt, eine Welt ohne Gesetze, aber dennoch mit ausgerichtetem Schicksal.
In Wirklichkeit räumt der Darwinismus implizit einem transzendenten metaphysischen
Prinzip, das die Evolution der Organismen steuert, der Nützlichkeit, eine
ausschlaggebende Rolle ein. Nur was nützlich ist, bleibt erhalten; folglich ist unsere Welt
die des Zweckentsprechenden.
In vielen Lebensbereichen ist es nun ganz offensichtlich nicht zutreffend, daß nur das
Nützliche, besser Angepaßte durch Selektionswirkung überlebt. In Bezug auf die
"Selektion" sei hier nur kurz auf die Problematik der Luxusbildungen, der Schutz und
Warntrachten hingewiesen. Zu den nur schwer als "nützlich" erklärbaren Erscheinungen
gehören auch viele Tier-wanderungen. Gemessen an der Fortbewegungsmöglichkeit der
betreffenden Tiere, werden oftmals enorme Entfernungen zurückgelegt. Bekannt sind
z.B. die Fortpflanzungswanderungen von Heringen, Thunfischen oder Kabeljau-Arten, die
zum Laichen die Nähe der Küsten aufsuchen. Seeschildkröten, Pinguine und Robben
gehen zur Fortpflanzung an Land, Landkrabben ins Meer. Amphibien suchen zur Laichzeit
bestimmte Süßgewässer auf und sind dabei so ortstreu, daß sie noch jahrelang
inzwischen zugeschüttete Teiche aufsuchen. Mit Selektionsvorteilen sind solche
Verhaltensweisen kaum zu erklären. Wegen der streng jahreszeitlichen Gebundenheit ist
der Vogelzug die vielleicht auffälligste Tierwanderung. Dabei werden z.B. von der
Küstenseeschwalbe mit rund 17'000 Flugkilometern echte Höchstleistungen vollbracht;
unsere Singvögel legen zweimal jährlich mehr als 2'000 Kilometer zurück. Abgesehen
davon, daß die noch weitgehend unbekannten Orientierungsmechanismen kaum durch
Mutation und Auslese zustande gekommen sein können, ist auch schwer einzusehen,
welchen Selektionswert Tausende von Kilometern lange und keineswegs ungefährliche
Wanderungen bedeuten könnten.
ABC Biologie und Dr. H. K.
Vor allem in bezug auf das Hauptproblem der Evolutionstheorie, die Entstehung der
großen Organisationstypen und verschiedenen Baupläne, versagt das
Nützlichkeitsprinzip. "Ob ein Tier als Einzeller, Hohltier, Wurm, Weichtier, Stachelhäuter,
Gliederfüßer oder Wirbeltier ausgebildet ist, das hat mit Anpassung an einen Lebensraum
nichts zu tun. Auf einem Viertelquadratmeter Meeresboden unserer Nordseeküste leben
die Vertreter aller dieser grundverschiedenen Baupläne miteinander in demselben
Lebensraum."
Robert Nachtwey
"Es ist nicht der Nutzen und die Anpassung, welche die Typen geschaffen haben; diese
sind vom Nützlichkeitsstandpunkt aus nicht verständlich. Schon oben wurde betont, daß
bei Zugrundelegung darwinistischer Prinzipien adaptive Einheitstypen, das Landtier, das
Wassertier, das Lufttier, entstanden sein müßten. Das ist nicht der Fall; vielmehr gibt es
zahlreiche Typen, die nebeneinander in demselben Milieu leben.
Oskar Kuhn
Beispielsweise sind die Ohrmuscheln der Säugetiere ein außerordentlich variables
Gebilde. Es ist unverständlich, daß sich beide Ohren im Laufe der vermuteten
Stammesgeschichte nicht immer unähnlicher geworden sind, da man doch ein
richtungsloses Änderungsprinzip als treibenden Faktor annimmt. Die Tatsache, daß die
Symmetrie der Ohrmuscheln nicht durchbrochen wird, läßt viel eher auf ein immanentes
Gestaltungsprinzip schließen, das teleologischen Charakter hat. Denn es gibt ja durchaus
unsymmetrische Organe wie den Darm, das Herz oder andere. Für diesen
Zusammenhang ist auch die Tatsache interessant, daß alle Säugetiere sieben Halswirbel
besitzen, obwohl sich deren Gestalt durchaus ändert. Giraffen haben enorm verlängerte,
Wale ganz kurze scheibenförmige Halswirbel. Solche Beispiele zeigen, daß das
Zueinander von Gliedern trotz verschiedener Ausgestaltung streng fixiert ist und keinen
Änderungen unterliegt.
Dr. H. K.
3. Entstehung komplexer Organe und synchronisierter Organfunktionen
Bei vielen weiteren Organen stellt sich die Frage des zufälligen Ursprungs besonders
hartnäckig. Ich möchte hier nur noch die "Schlüpforgane" nennen: Um aus dem Ei, dem
Kokon oder dem mütterlichen Körper herauszukommen, besitzt das Junge diesem Zweck
genau angepaßte Organe, die zurückgebildet werden, wenn sie ihren Zweck erfüllt
haben. - Dazu gehören bei Vögeln der Eizahn, den das Küken an der Spitze des
Oberschnabels trägt, und ein gut differenzierter Nackenmuskel. Beide Einrichtungen
ermöglichen dem Küken, heftig gegen die Schale zu klopfen und sie zum Schlüpfen
aufzubrechen; kurz nach dem Schlüpfen verschwinden sie. - Der Seidenspinner muß aus
einem Kokon schlüpfen, dessen Innenseite, die aus mehreren Schichten
aneinandergeklebter Seidenfäden besteht, sehr widerstandsfähig ist. Mit seinen
mechanischen Mitteln allein wäre dem Schmetterling das Ausschlüpfen nicht möglich.
Dies gelingt ihm mit Hilfe eines stark alkalischen Speicheltropfens, der das Fibroin
aufweicht und die Trennung der Seidenfäden ermöglicht, und mit gleichzeitig
koordinierten Instinkthandlungen: Absonderung des Speichels und Ablagerung an einem
Pol des Kokons, anschließend Trennung der Fäden mit den Vorderbeinen. Die
Wahrscheinlichkeit von Mutationen, die zur Erzeugung einer stark alkalischen Flüssigkeit,
ihrer Absonderung zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, ihrer Ablagerung an einer ganz
bestimmten Stelle des Kokons und zu derartig koordinierten Reflexen geführt haben
könnten, ist außerordentlich gering. Die Eier der Cephalopoden sind von einer dicken
elastischen und sehr widerstandsfähigen Schale umgeben. Nur mit Hilfe eines
besonderen Schlüpforgans, das ein die Schale auflösendes Enzym produziert, ist das
Junge fähig, die Schale an einer Stelle zu öffnen.
Pierre-Paul Grassé
Mutationen bekannten Typs bieten keine Möglichkeit, derartige mit Bedürfnissen
synchronisierte Organfunktionen verständlich zu machen. Zum Thema "Komplexe
Organe" und "Synorganisation" möchte ich grundsätzlich folgendes festhalten: Selbst
wenn man die Zahl der an der Entstehung eines Organs beteiligten Gene und die
Mutationsrate kennen würde, wäre man der Lösung des Problems noch nicht
nähergekommen. Denn nicht die Quantität, sondern die Qualität der Mutation ist
entscheidend. Qualitativ wertvolle Mutationen aber sind äußerst selten, und bei der
Entstehung komplexer Organe wie eines Auges oder einer Hand hätten Mutationen von
so hoher Qualität entstehen müssen, für deren Auftreten wir keinen empirischen Hinweis
haben.
Dr. H. K.
4. Koaptationen
Als Koaptation bezeichnet man das gegenseitige Angepaßtsein zweier unabhängiger Teile
(Organe, Gliedmaßensegmente u. a.), die zu einem oder zu verschiedenen Lebewesen
gehören. Kurz ein paar Beispiele: Die Femura (Oberschenkelglieder) der Vorderbeine der
Stabheuschrecken, die in der Ruhestellung nach vorn parallel zur Körperachse getragen
werden, sind so gebogen, daß sie sich an die Konturen des Kopfes anlegen. Die Biegung
findet sich bereits bei den Beinen des Embryonen, obwohl diese vom Kopf entfernt sind,
sowie auch an regenerierten Beinen. - Koaptationen sind z.B. bei Insekten die
Verankerungssysteme der Vorderflügel mit den Hinterflügeln. Der Hinterrand des
Vorderflügels der Hautflügler (Hymenoptera) ist nach unten gebogen, während der
Vorderrand der Hinterflügel eine Reihe nach oben gebogener Hacken (Hamuli) trägt, die
in die vom Vorderflügelrand gebildete Rille eingreifen. Dieses System verbindet die
beiden Flügel während des Fluges. Hymenopteren, bei denen man den im Versuch diese
Haken entfernt, können fast normal fliegen, verlieren aber beim Landen das
Gleichgewicht und drehen sich um sich selbst. Die Zahl der Haken ist für eine bestimmte
Art konstant.
Pierre-Paul Grassé
Das Skelett der Säuger weist eine ganze Reihe von Koaptationen zwischen Knochen,
Knorpeln und Ligamenten (= Bänder aus Bindegewebe zur Verbindung beweglicher
Körperteile) auf; das Hüftgelenk mit der Gelenkpfanne des Beckens, die den Kopf des
Femurs aufnimmt, oder das Schultergelenk, bei dem der Kopf des Humerus
(Oberarmknochen) genau in die Gelenkpfanne paßt sind gute Beispiele dafür.
Auch die tonerzeugenden Organe der Insekten zählen zu den mit größter Genauigkeit
arbeitenden Koaptationen (z.B. Stridulationsorgan der Grillen zur Erzeugung des
charakteristischen Zirpens). - Nicht zuletzt gehören die Fortpflanzungsorgane zu den
Koaptationen, da sie in den meisten Fällen wie Schloß und Schüssel genau einander
entsprechen. Der französische Forscher L. Cuenot schrieb dazu: "Man kann nicht
verstehen, wie eine Selektion kleiner stufenweiser Variationen im Sinne Darwins bei der
Entstehung der Koaptationen wirksam gewesen sein soll, ebensowenig wie zufällige
Mutationen, die mit einem Schlag so komplexe Vorrichtungen geschaffen hätten."
5. Regenerationsfähigkeit
Ein Wesensmerkmal lebendiger Organismen ist die Selbstregulation. Dazu gehört oft
auch die Fähigkeit der Regeneration, die die Wiederherstellung verlorengegangener
Organe oder gestörter organischer Beziehungen ermöglicht. So beobachtet man z.B. bei
Salamandern, daß abgetrennte Beine vollständig neu gebildet werden. Die Froschlurche
(Anuren) regenerieren nur während des Larvenlebens noch ganze Extremitäten. Bei
Schwanzlurchen (Urodelen) bleibt dagegen das Regenerationsvermögen für Extremitäten
auch nach der Metamorphose erhalten. Im Experiment konnte gezeigt werden, daß nach
Amputation sogar alle vier Beine wiederhergestellt werden können. Nach natürlichem
Verlust oder Amputation wachsen nun nicht aus dem Knochen des Stumpfes der neue
Knochen, aus den zurückgebliebenen Muskelenden die neuen Muskeln oder aus den
abgetrennten Nerven die neuen Nerven heraus. Vielmehr wird zunächst durch
Zellverschiebung von der Epidermis rasch ein oberflächlicher Wundverschluß hergestellt.
Die an die Wundfläche angrenzenden Knochen-, Knorpel -, Muskel- und
Bindegewebezellen verlieren dann erst einmal ihre spezifischen Strukturen, werden
entdifferenziert und nehmen alle eine ähnliche, embryonal erscheinende Gestalt an.
Haben diese Zellen eine bestimmte Größe erreicht, setzt intensive Zellvermehrung ein.
Danach werden in der auswachsenden neuen Extremität die jeweils typischen Gewebe,
wie Muskelstränge und Skelettelemente, ganz neu gebildet und ausdifferenziert. Für
diese Regenerationsleistung ist die Mitwirkung von Nervenfasern unentbehrlich, die vom
Stumpf aus in die entdifferenzierten Regenerationszellen einwachsen. Wenn man nämlich
die nervöse Verbindung mit den Ganglienzellen des Rückenmarks unterbindet, wird das
Gewebe des Beinstumpfes immer weiter entdifferenziert und kann vollständig
eingeschmolzen werden.
Das bemerkenswerte an diesem Regenerationsvorgang ist, dass z.B. entdifferenzierte
ehemalige Muskelzellen im neuen Molchbein zu Knorpelzellen oder ehemalige
Knochenzellen zu Muskelzellen umdeterminiert werden können. Eine solche
Neudeterminierung in Richtung auf andere Zelltypen (Metaplasie) konnte man auch für
die Regeneration der Linse des Molchauges nachweisen.
Hadorn und Wehner schreiben dazu: "Wird aus einem Molchauge die Linse entfernt, so
bildet sich am oberen Irisrand eine vollkommene Ersatzlinse. Diese ist deshalb eine
höchst erstaunliche Leistung, weil in der Normalentwicklung die Linse aus dem über dem
Augenbecher liegenden Hautektoderm hervorgeht. Bei der Regeneration beginnen sich
zunächst Iriszellen zu teilen; sie verlieren dabei ihr Pigment und nehmen embryonale
Blastemgestalt an. Dann kommen Gene zum Einsatz, die vorher in der Iris untätig waren.
Sie ermöglichen die Synthese von spezifischen Linsenproteinen. So übernehmen die
Zellen des Irisstammes eine durchaus neue Funktion, was als echte Metaplasie gelten
darf."
Ernst Hadorn, Rüdiger Wehner
Ein enormes Regenerationsvermögen ist vom Regenwurm bekannt. Schneidet man einen
Regenwurm mitten durch, so kann das Hinterende ein neues Vorderende mit sämtlichen
Organen, mit Gehirn und beiden Geschlechtsdrüsen neu aufbauen. Halbiert man den
Wurm anschließend noch einmal, wird vom Vorderende auch ein neues Hinterende
regeneriert. Nach Aussage von Nachtwey kann man das zwanzigmal erfolgreich
wiederholen.
Robert Nachtwey
Auch einige andere wirbellose Tiere haben ein ungewöhnliches Regenerationsvermögen.
So ist z.B. ein aus einer Seescheide herausgeschnittenes Darmstückchen unter
bestimmten Bedingungen in der Lage, den ganzen Organismus dieses Manteltieres aus
sich heraus neu zu bilden. - Eine gezielte Regenerierung ist auch bei Nervensträngen des
Gehirns bekannt. Der durchschnittene Sehnerv eines Frosches z.B. wächst nach und
verbindet sich mit genau derselben Hirnzelle, mit der er vorher verbunden war. Die
Nervenverbindungen sind demnach offenbar eindeutig und zwangsläufig, und das
angesichts der Tatsache, daß von jedem Neuron Hunderte von Nervensträngen zu
anderen Neuronen führen.
Walter Heitler
Das Wesentliche all dieser Phänomene ist mit der Beschreibung der dabei ablaufenden
biochemischen Reaktionen nicht erklärt, da diese nach Vollendung des betreffenden
Organs aufhören. Die Regenerationsvorgänge sind deutlich auf ein schon vorher
feststehendes Endziel ausgerichtet. Beim Salamanderbeispiel ist dieses Endziel ein neues
typisch gestaltetes Salamanderbein und nichts anderes. Und der halbierte Regenwurm
regeneriert nicht mehr und nicht weniger als eine exakte neue Regenwurmhälfte mit
allen zugehörigen Organen. Die dabei ablaufenden Zelldifferenzierungen sind also
eindeutig gerichtet und auf ein bestimmtes Ziel hin prädisponiert. Vieles spricht dafür,
daß hier ein immanentes Gesetz der Zielstrebigkeit zugrunde liegt, das offenbar mit
physikalisch-chemischen Methoden nicht erfaßbar ist. Praktisch für alle
Wachstumsvorgänge sind solche übergeordneten Bildungs- oder Organisationsprinzipien
charakteristisch. Ihre Herkunft mit allmählicher Auslese zufälliger Mutationen erklären zu
wollen, erscheint mir daher völlig unbegründet.
Dr. H. K.
6. Konvergenz
Unter dem Begriff "Konvergenz" werden alle Struktur- und Formähnlichkeiten bei
denjenigen Organismen zusammengefaßt, die man als nicht stammesgeschichtlich
verwandt ansieht. Konvergenzerscheinungen trifft man in der Natur außerordentlich
häufig an. Beispiele sind die Schwimmhäute bei Wasservögeln, die ähnliche Körperform
bei Fischen und wasserlebenden Säugern (Wale, Delphine), die Fangbeine von Insekten
und Crustaceen oder auch die Ähnlichkeiten zwischen Beuteltieren Australiens und
höheren Säugern der übrigen Welt. Hierher gehören auch die schon beschriebenen
elektrischen Organe bei ZitteraaI, Zitterwels und Zitterrochen sowie die
Verdauungsenzyme der In-sektivoren, die denen der Wirbeltiere sehr ähnlich sind.
Weiterhin fällt die gleiche Art der Thermoregulation bei Vögeln und Säugetieren
(gleichwarme oder homoiotherme Tiere) unter den Begriff der Konvergenz. Die Flügel
von Insekten, Vögeln und einigen anderen Wirbeltieren sind analoge Organe und zeigen
sowohl als Gesamtorgan als auch in Detailstrukturen viele Ähnlichkeiten. Als Konvergenz
deutet man auch die morpho-logischen Ähnlichkeiten bei Kakteen und Euphorbien
(tropische Wolfsmilcharten). Beide Gruppen von Wüstenpflanzen weisen statt Blättern
Dornen sowie dicke, wasser-speichernde Sproßachsen auf. Aufgrund ihrer ganz
verschiedenen Blütenstände und anderer abweichender Merkmale hält man sie jedoch für
nicht verwandt. Bei vielen als nicht näher verwandt angesehenen Vogelarten findet man
große Ähnlichkeiten in der Nahrungsaufnahme, im Gesang, im Nestbau usw. Zahlreiche
weitere Konvergenzerschei-nungen könnten hinzugefügt werden.
Nun stellt gerade das Phänomen der Konvergenz den Neodarwinismus vor weitere große
Probleme. Denn wenn schon die einmalige Entstehung vollkommen "angepaßter" Organe
oder Merkmale durch Auslese zufälliger Mutationen kaum erklärbar ist, so entzieht sich
die mehrfache Ausbildung gleichartiger Organe noch weiter der neodarwinistischen Interpretation. Daß hier tatsächlich ein großes Problem für die Evolutionstheorie vorliegt, geht
aus den Worten eines der führenden amerikanischen Biologen George Gaylord Simpson
hervor: "Bei den Versuchen, phylogenetische Ähnlichkeiten zu ermitteln, hat das Phänomen der Konvergenz die größten Verwirrungen hervorgerufen, d.h. die Entwicklung
ähnlicher Merkmale durch Organismen unterschiedlicher Abstammung."
George Gaylord Simpson
Herunterladen