"SOS"-Reaktion: Auch niedrig dosierte Antibiotika fördern die

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"SOS"-Reaktion: Auch niedrig dosierte Antibiotika fördern die Entstehung von multiresistenten Bakterien
"SOS"-Reaktion
Auch niedrig dosierte Antibiotika fördern die
Entstehung von multiresistenten Bakterien
Paris, Frankreich (26. April 2013) - Forscher des Pasteur-Instituts und
des CNRS haben gezeigt, dass auch der Einsatz von niedrig dosierten
Antibiotika das Auftreten von Resistenzen bei pathogenen Bakterien
erhöhen kann. Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass eine
geringe Konzentration an Antibiotika bereits ausreicht, um bei diesen
Bakterien eine Stress-Reaktion - "SOS"-Reaktion –
auszulösen, die wiederum zur Bi
ldu
ng von Resistenzgenen führt.
Die Entstehung von multiresistenten Bakterien macht eine erfolgreiche
Behandlung von Infektionen mit Antibiotika immer mehr zu einem
zufälligen Glückstreffer. Sowohl im Abwasser als auch bei Menschen,
die mit Antibiotika behandelt werden, können hohe
Bakterienkonzentrationen mit geringen Antibiotikamengen auftreten.
Professor Didier Mazel und Zeynep Baharoglu, Leiter bzw. Forscherin
der Abteilung Plastizität des Bakterien-Genoms (Pasteur/CNRS-Institut)
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"SOS"-Reaktion: Auch niedrig dosierte Antibiotika fördern die Entstehung von multiresistenten Bakterien
haben nun die physiologischen Auswirkungen und die sich eventuell
daraus ergebenden genetischen Folgen untersucht. Sie konnten
aufzeigen, dass niedrige Antibiotika-Konzentrationen aus der Familie
der Aminoglykoside (in Krankenhäusern zur Behandlung zahlreicher
Infektionen eingesetzt) die Entstehung von Resistenzgenen bei
verschiedenen pathogenen Bakterien (wie der Vibrio cholerae –
Krankheitserreger der Cholera oder Klebsiella pneumoniae – Auslöser
von Atemwegserkrankungen) fördern. Wissenschaftler erklären dieses
Phänomen durch folgenden Mechanismus: Selbst eine 100-fach
geringere Antibiotika-Dosis als die letale löst im Bakterium eine
Stress-Reaktion aus. Dies geschieht, wenn der bakteriellen DNA
Gefahr droht. Die durch die "SOS"-Reaktion ausgelöste
Bildung von Resistenzgenen geschieht auf zwei Wegen: Die Anzahl der
Mutationen des Bakterien-Genoms erhöht sich und das Protein
Integrase (integriert oder entfernt DNA-Sequenzen, die häufig Träger
der Resistenzgene – Integrone - sind, in das/aus dem
Bakterien-Genom) wird aktiviert.
Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, warum das Bakterium
Escherichia coli keine SOS-Reaktion auf Aminoglykosiden zeigte,
während sie bei anderen, genetisch sehr ähnlichen Spezies zu
beobachten war. Die Antwort liegt in der Stabilisierung des
RpoS-Proteins der E. coli, der bei Bakterien als Stressregulator fungiert.
RpoS verhindert den oxidativen Stress, der die SOS-Reaktion bei
anderen Bakterien auslöst.
Die Auslösung der SOS-Reaktion ist für die Ausbildung der bakteriellen
Resistenz also wesentlich. Folglich sind Faktoren und
Zwischenprodukte, die diese Reaktion auslösen, potenzielle Ziele für
die Entwicklung neuer antibakterieller Therapien. Durch die Entdeckung
des RpoS-Faktors ist nun auch die Entwicklung von Adjuvantien für
Antibiotika denkbar.
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"SOS"-Reaktion: Auch niedrig dosierte Antibiotika fördern die Entstehung von multiresistenten Bakterien
Quelle: Pressemitteilung des CNRS – 11/04/2013 - http://www
2.cnrs.fr/sites/communique/fichier/cp_resistance_final.pdf
-
Quelle: Institut Pasteur, 26.04.2013 (tB).
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