Globale Konjunkturzyklen: kommt es nun zur Konvergenz?

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Globale Konjunkturzyklen:
kommt es nun zur Konvergenz?
Dezember 2015
Globale
Konjunkturzyklen:
kommt es nun zur
Konvergenz?
Paul Diggle
Volkswirt, Investment
Solutions
Die Konjunkturzyklen der großen
Volkswirtschaften laufen nicht synchron.
Während die USA und das Vereinigte
Königreich seit mehreren Jahren anhaltendes
Wachstum verzeichnen, zeigt die
Eurozone erst seit kurzem erste Zeichen
einer Erholung und die Schwellenländer
befinden sich in mehr oder weniger
heftigen Abwärtstrends. Diese asynchronen
Entwicklungen haben tiefgreifende
Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die
Anlagemarktperformance der letzten Jahre –
das könnte sich 2016 aber ändern.
Wir nutzen eine Reihe makroökonomischer
Variablen, um die Konjunkturzyklen zeitlich
einzuordnen und sie zu charakterisieren,
und gehen mit unserem Ansatz weit
über die simple Betrachtung von
Spätindikatoren wie das häufig unzuverlässige
Bruttoinlandsprodukt (BIP) hinaus. Auf
dieser Basis sind die Vereinigten Staaten,
die die Welt 2007 in den Abwärtstrend
zogen, seit Mitte 2009 wieder auf einem
2
Ausblick 2016
stabilen Wachstumspfad. Die Konjunktur
Großbritanniens schwenkte ein oder zwei
Quartale später auf einen ähnlichen Pfad ein.
Die Eurozone hingegen begab sich Ende 2011,
als die Schuldenkrise ihren Tiefpunkt erreichte,
erneut auf Talfahrt und durchläuft erst
jetzt wieder die Reparatur- und
Erholungsphasen des Konjunkturzyklus.
Einige große Schwellenländer – allen
voran China – sind angesichts des
Rohstoffpreisverfalls und des langsameren
Handelswachstums weltweit nun erneut in
eine Abschwungphase eingetreten. Und Japan
zeigt auch weiterhin kaum Anzeichen einer
konjunkturellen Entwicklung.
Der asynchrone Verlauf der globalen
Konjunkturzyklen war im letzten Jahr ein
wichtiger Aspekt vieler volkswirtschaftlicher
Fragestellungen und Anlagemarktthemen.
Er hat dafür gesorgt, dass es weltweit
ausreichend Reservekapazitäten gab und
die Inflation in den entwickelten Ländern
gut im Zaum gehalten wurde – selbst als
deren Arbeitsmärkte deutlich angespannter
wurden. Er war auch der treibende Faktor
hinter dem starken Anstieg des US-Dollars,
da die Outperformance der weltweit größten
Volkswirtschaft viel Kapital in Dollar-Assets
hat fließen lassen, was die Dollar-Nachfrage
und den Wechselkurs nach oben getrieben
hat. Das Zusammenwirken von gemäßigtem
Inflationsdruck und einer starken Währung
hat es der US Federal Reserve sehr erschwert,
sich von ihrer extrem lockeren Geldpolitik
zu verabschieden und die Phase der (fast)
Nullzins-Politik verlängert. Und schließlich
hat der Mangel an globalem Gleichlauf
der Konjunkturzyklen bemerkenswert lang
anhaltende Wachstumsphasen in den USA
und im Vereinigten Königreich ermöglicht,
in denen es nur wenig Anzeichen jener für
das Zyklusende typischen Überhitzung
gab, die die Wirtschaft dann letztlich in
die Abwärtsbewegung steuert und die
Zentralbanken zwingt, die Zinsen zu erhöhen.
In diesem Jahr scheinen die Anleger ihre
Portfolios die meiste Zeit auf ein Szenario
ausgerichtet zu haben, in dem es 2016
wieder zu einer Annäherung der globalen
Konjunkturzyklen kommt, da die Besserung
in den USA (und bis zu einem gewissen Grad
auch im VK) den Wert vieler Investments
mit ansteigen ließ. Unterstützt würde
dieses Konvergenzszenario von der robusten
Konsumnachfrage der weltweit größten
Volkswirtschaft sowie der Hoffnung auf eine
breiter angelegte Erholung in der Eurozone
und sogar dem unterschwelligen Optimismus,
dass die Lage der Schwellenländer sich
wieder aufhellen könnte. In einem solchen
Szenario würden Risiko-Assets wie Aktien,
Öl, Industriemetalle und sogar einige
ausgewählte Schwellenländerwährungen
profitieren.
Vor kurzem hat sich jedoch auch eine
andere, weniger positive Konvergenz der
globalen Konjunktur - in der das langsamere
Wirtschaftswachstum der Schwellenländer
die fragile Eurozone und sogar die USA
und das VK belastet - als Möglichkeit
abgezeichnet. Angesichts der schieren
Größe der Emerging Markets – deren Anteil
am globalen Output auf Devisenkursbasis
innerhalb eines Jahrzehnts von 20 % auf
mittlerweile 40 % angestiegen ist – kann
ein Niesen dieser Märkte den Rest der Welt
mit Schnupfen anstecken. Früher glaubte
man, nur die USA könnten je so großen
Einfluss auf die Märkte ausüben. Nach der
letzten Wachstumsverlangsamung in den
Schwellenländern zeigen viele
Wirtschaftsdaten zu Wirtschaftstätigkeit,
Exportwachstum, Arbeitsplatzschaffung
und Absatzwachstum im Einzelhandel aus
den USA, dem VK und der Eurozone allesamt
Anzeichen von Schwäche. Sollten diese
Entwicklungen Vorboten eines definitiven
Konjunkturabschwungs in den entwickelten
Märkten sein, werden Zentralbanken wenig
Spielraum haben, um weitere Anreize zu
setzen, denn die Zinsen liegen ja bereits
nahe bei Null. In diesem Szenario würden
traditionell als sicherer Hafen eingestufte
Assets wie Staatsanleihen, Gold, der USDollar und der Yen profitieren. Die Aussicht
auf weitere unkonventionelle monetäre
Maßnahmen könnte vorübergehend
aber auch den Aktienmärkten mehr
Dynamik verleihen.
Ob 2016 nun das Jahr wird, in dem die
Turbulenzen in den Schwellenländern der
langen Wachstumsphase in den USA und
im Vereinigten Königreich ein Ende setzen
und die erst anfängliche Erholung der
Konjunktur in der Eurozone zu Fall bringen
oder nicht – eines ist sicher: keine Erholung
kann ewig andauern. Die Anleger sind gut
beraten, vorausschauend zu planen und
sich zu überlegen, wie sie ihre Portfolios
angesichts des unausweichlichen Abschwungs
positionieren wollen.
Angesichts der schieren Größe der Emerging Markets – deren Anteil am
globalen Output auf Devisenkursbasis innerhalb eines Jahrzehnts von
20 % auf mittlerweile 40 % angestiegen ist – kann ein Niesen dieser
Märkte den Rest der Welt mit Schnupfen anstecken.
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