2 SPIELE und ÜBUNGEN Sensibilisierung für

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SPIELE und ÜBUNGEN
2 SPIELE und ÜBUNGEN
Sensibilisierung für Heterogenität –
Die Vielfalt als Ganzes und Inklusion im Blick (2.1)
Im Fokus: - Gender (2.2),
- Beeinträchtigung (2.3),
- sexuelle Orientierung (2.4) und
- Alter21 (2.5)
Identität und Empathie im Wechselspiel von Ich und Wir
(2.6)
Blick auf die Stärken und Ressourcen im Wechselspiel von
Ich und Wir (2.7)
21
Der ethnischen Vielfalt und verschiedenen Religionen ist der gesamte Band 2 der Reihe Soziales Lernen gewidmet.
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Soziales Lernen 1 – Inklusion und die Vielfalt im Blick
2.2.6 Die Welt ist männlich, ist sie?
Gruppe: ab 8 Personen
Alter: ab 12 Jahren
Zeit: 30 Minuten
Ziel: Erkennen, dass die Geschichtsschreibung „männlich“ dominiert ist. Der männliche
Lebensentwurf ist in historischen Betrachtungen, die eine Konstruktion aus heutiger Sicht
sind, die „Norm“ und Bezugsrahmen für das wirtschaftliche und soziale Leben. Frauen
werden meist in der Beziehung zum Mann (Ehefrau, Mutter, Schwester ...) dargestellt, ihre
Bedeutung in der Geschichte wird abgewertet usw. Kennenlernen bedeutender Frauen aus
Geschichte, Sport und Kultur und Überlegungen zum Genderthema anstellen.
Gruppen
Es werden zwei Gruppen gebildet, die gegeneinander spielen. Die Teilnehmer werden aufgefordert,
fünfzehn Minuten lang so viele berühmte Menschen aus Geschichte, Sport und Kultur auf Karten zu
schreiben, wie ihnen einfallen bzw. wie sie in Büchern und in der Internetrecherche finden können (in
Klammer kommt jeweils ein Stichwort zur Kategorie bzw. zur Epoche). Wichtig ist der Hinweis, dass
mit Kultur im weiteren Sinne nicht nur Hochkultur, aber auch nicht nur Popstars/Filmstars gemeint
sind.
Plenum
Anschließend werden pro Team zwei Kategorien gebildet, eine für Männer und eine für Frauen (die
jeweiligen Karten werden aufeinander gestapelt). Die Stapel werden gemeinsam durchgesehen, über
die Personen wird kurz gesprochen. Jenes Team ist Sieger, das die meisten Personen gesammelt hat.
Alternativ
Sieger ist, wer die meisten weiblichen Stars gesammelt hat. Oder jenes Team, das mehr weibliche als
männliche Karten hat, obwohl die Summe weniger ausmacht als jene des Gegnerteams.
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SPIELE und ÜBUNGEN
2.2.7 Typische Männerberufe, typische Frauenberufe?
Gruppe: ab 2 Personen
Alter: ab 6 Jahren
Zeit: 15 Minuten
Ziel: Stereotype und Rollenzuschreibungen erkennen. Den Inhalt der Geschichte mit eigenen
Erfahrungen abgleichen. Sensibilität für die Geschlechterrollen entwickeln. Was ist Norm,
was außerhalb. Diskussionsfähigkeit erhöhen und eigene Bilder hinterfragen.
Auflösung des Rätsels:
Zweierteam
Jeweils zwei Personen bekommen das Rätsel ausgedruckt vorgelegt. Sie lesen den Text und schreiben
die Lösung hin. Für Menschen unter 10 Jahren wird der Text vorgelesen. Alles andere ist für alle
Altersgruppen gleich.
Plenum
Die Lösungen werden veröffentlicht. Es folgt eine Diskussion darüber, warum bestimmte Berufsbilder
automatisch mit dem männlichen Geschlecht assoziiert werden, andere mit dem weiblichen.
Gemeinsam kann im Brainstorming eine Liste erstellt werden mit „typischen Frauenberufen“ und
„typischen Männerberufen“.
Notizen
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Soziales Lernen 1 – Inklusion und die Vielfalt im Blick
Der Unfall
Rätsel
Ein Vater fährt mit seiner Tochter im neuen Sportwagen zu einem
Fußballspiel. Voller Freude über das neue Auto fährt der Vater zu
schnell um eine Kurve und verliert die Kontrolle über das Auto. Die
beiden verunglücken. Der Vater stirbt noch an der Unfallstelle, die
Tochter wird schwerverletzt ins nächste Krankenhaus gebracht. Nur
eine Notoperation kann sie retten. Der diensthabende Notarzt eilt zur
Tragbahre, auf der das Mädchen liegt, und ruft erschrocken aus: „Ich
kann nicht operieren, das ist meine Tochter!“
Wie ist das möglich?
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2.3.4 Blind durchs Leben gehen.
Gruppe: ab 6 Personen
Alter: ab 6 Jahren
Zeit: 30 Minuten
Ziel: Ein Gespür entwickeln, wie es sich anfühlt, mit einer Beeinträchtigung durchs Leben
gehen zu müssen. Entwicklung von Empathie. Trainieren der „anderen“ Sinne.
Abb. 14: © ipi
Plenum
Alle Teilnehmer erhalten eine Augenbinde (alternativ können Tücher verwendet werden). Sie verteilen
sich im Raum, am besten in einem Turnsaal oder ähnlichem. (Tische/Stühle in Klassen oder
Seminarräumen sind an den Rand gestellt.) Auf Kommando des Trainers setzen alle die Augenbinden
auf und folgen den Anweisungen.
Erste Aufgabe ist es, den Menschen zu finden, der die gleiche Größe hat (im selben Monat geboren
ist / heute ein gleichfarbiges Shirt/Bluse anhat …) wie man selbst. Hat jeder einen Partner, geht es
zur zweiten Aufgabe. Das Paar soll sich gemeinsam einen Ball organisieren und gemeinsam damit
spielen, ohne den Ball dabei zu verlieren. Dritte Aufgabe ist, dass jeweils ein Paar mit einem anderen
den Ball austauscht. Aufgabe vier besteht darin, die Bälle an einem bestimmten Ort im Raum zu
deponieren (großer Korb etc.), in die Mitte des Raumes zu kommen und sich gemeinsam Rücken an
Rücken auf den Boden zu setzen.
Anschließend wird mit verbundenen Augen darüber gesprochen, wie sich Blindheit anfühlt, welche
Vor- und Nachteile es hat (andere Sinne werden angesprochen und trainiert), wie sich Menschen
fühlen mögen, die nicht sehen können.
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Soziales Lernen 1 – Inklusion und die Vielfalt im Blick
Am Ende der Übung werden die Augenbinden abgenommen, die Teilnehmer gehen mit gesenktem
Kopf durch den Raum und lassen das Tageslicht auf sich wirken (und die Tatsache, dass sie wieder
sehen können). – Der Trainer hilft beim „Zurückkommen“, indem er das Herumgehen moderiert:
Wir sehen jetzt wieder Licht.
Sehen, wo wir hingehen.
Sehen die anderen.
Nehmen den Raum wahr.
Wie fühlt sich das an?
Gibt es dazu ein bestimmtes Gefühl?
Freude, dass ich alles sehen kann?
Mitleid mit jenen, die nichts sehen können?
Wo im Körper spüre ich das am stärksten?
Usw.
Nach rund zwei bis drei Minuten wird die Übung abgeschlossen.
Notizen
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2.3.5 Ohne Worte kennen lernen.
Gruppe: ab 6 Personen
Alter: ab 6 Jahren
Zeit: 30 Minuten
Ziel: Ein Gespür entwickeln, wie es sich anfühlt, mit einer Beeinträchtigung durchs Leben
gehen zu müssen. Entwicklung von Empathie. Trainieren der „anderen“ Sinne.
Plenum
Das Spiel eignet sich auch als Kennenlernspiel. Es geht darum, sich gegenseitig ohne Worte zu
verstehen. Die Teilnehmer gehen stumm durch den Raum und sollen ohne Worte herausfinden, wer
der andere ist. Woher er kommt, wie alt er ist. Wo er auf Urlaub war. Ob er Pizza mag. Ob er gerne
Sport treibt. Ob er Geschwister hat, Brüder oder Schwestern. Auf diese Weise sollte möglichst viel
Information über die anderen gesammelt werden. Als Kennenlernspiel können hier auch immer zwei
Interviewpartner zusammengespannt werden, die sich ohne Worte gegenseitig interviewen und dann
den anderen berichten (mit Worten oder alternativ auch ohne), wer das Gegenüber ist, was es gerne
mag / nicht mag etc.
Zum Abschluss wird reflektiert, wie es sich anfühlt, ohne Worte in Kontakt zu kommen.
Notizen
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Soziales Lernen 1 – Inklusion und die Vielfalt im Blick
2.4.2 Geschlechterrollen – Pantomime.
Gruppe: ab 4 Personen
Alter: ab 12 Jahren
Zeit: 50 Minuten
Ziel: Thematisierung der Geschlechterrollen weiblich/männlich. Sensibilisieren, dass die
sexuelle Orientierung eines Menschen nicht immer eindeutig männlich oder weiblich sein
muss, sondern sich auch zwischen diesen beiden biologischen Polen bewegen kann.
Pantomimespiel im Plenum
Jeder in der Gruppe bekommt eine Karte, auf der eine Frage steht, die er
pantomimisch beantworten soll. Die anderen raten über die Aussage und
ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, der/die diese
Bewegung ausführt. Anschließend wird in der Gruppe besprochen,
warum es hier Zuschreibungen gibt (typisch männlich / typisch weiblich),
wo diese herkommen und ob sich „alle“ so verhalten bzw. warum es
Abweichungen gibt und dass diese mit der Person zu tun haben und sehr
individuell sind.
Fragenkatalog
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?
Wie bewegt sich ein Mann?
?
Wie bewegt sich eine Frau?
?
Wie steht ein Mann am Schalter beim Kauf eines Zugtickets?
?
Wie steht eine Frau am Schalter beim Kauf eines Zugtickets?
?
Wie sitzt ein Mann auf dem Stuhl?
?
Wie sitzt eine Frau auf dem Stuhl?
?
Wie geht eine Emanze über die Einkaufsstraße.
?
Wie geht eine Mimose über die Einkaufsstraße.
?
Wie geht ein Chauvi über die Einkaufsstraße?
?
Wie geht ein Macho über die Einkaufsstraße?
?
Wie geht ein Softi durch den Supermarkt?
?
Wie geht eine Tussi durch den Supermarkt?
?
Usw.
SPIELE und ÜBUNGEN
2.4.3 Was ich mag an dir – was ich mag an mir!
Gruppe: ab 4 Personen
Alter: ab 6 Jahren
Zeit: 20 Minuten
Ziel: Thematisierung weiblich/männlich und sexuelle Zuschreibungen (gender/sex).
Sensibilisieren für die eigene Körperwahrnehmung. Haltungen bewusst machen und seinen
Standpunkt vertreten.
Plenum
Der Trainer heftet den Teilnehmern ein A5-Blatt Papier an den Rücken. Anschließend gehen alle
durch den Raum – eventuell leise, entspannende Hintergrundmusik. Jeder überlegt sich, was er am
Körper des anderen mag, und schreibt das dem jeweils anderen auf das Blatt Papier (hier werden
sichtbare Dinge und Haltungen beschrieben, keine Eigenschaften). Wenn jeder jedem etwas
aufgeschrieben hat, setzen sich alle in den Kreis und jeder sagt, was er selber an sich mag und nicht
mag. Dann wird verglichen, was die anderen geschrieben haben. In der Regel gibt es Überraschungen
mit Dingen, die man selber nicht mag, andere aber mögen.
Notizen
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Soziales Lernen 1 – Inklusion und die Vielfalt im Blick
2.4.4 Früh gelernt.
Gruppe: ab 4 Personen
Alter: ab 14 Jahren
Zeit: 30 bis 50 Minuten
Ziel: Thematisierung von unterschiedlicher sexueller Orientierung. Sichtbarmachen, dass ein
Mensch nicht immer eindeutig männlich oder weiblich sein muss, sondern sich auch zwischen
diesen beiden biologischen Polen bewegen kann.
Einführung ins Thema28 und Bildung von Zweiergruppen.
Plenum
Die Teams beantworten die Fragen zum eigenen Umgang mit Schwulen, Lesben ..., zur eigenen
Einstellung und zu mentalen Modellen und beleuchten, wo diese Einstellungen herkommen.
Zweiergruppen
Anschließend werden die Besprechungsergebnisse ins Plenum eingespielt und gemeinsam
besprochen. Gibt es ähnliche Erfahrungen aus der eigenen Entwicklung mit anderen? Wo kommt die
„öffentliche“ Meinung dazu her? Wer bestimmt, was Norm ist? Was muss sich verändern, dass auch
sexuell anders orientierte Menschen in der Gesellschaft gleichberechtigt sind?
Plenum
Fragenblatt zur biografischen Übung „Früh gelernt“
?
Wann habe ich zum ersten Mal wahrgenommen, dass es eine andere sexuelle
Orientierung gibt als die Heterosexuelle?
?
Woran erinnere ich mich: Was habe ich über lesbische/schwule und bisexuelle
Menschen gelernt? Von wem und/oder aus welcher Quelle?
?
Wie habe ich gelernt, dass von mir erwartet wird, heterosexuell zu sein?
?
Gab es in meiner Kindheit oder Jugend Menschen, die lesbisch, schwul oder
bisexuell lebten? Woran erinnere ich mich in Bezug auf diese Menschen?
Aus Adams, Bell, Griffin, Teaching For Diversity And Social Justice, New York / London 2007
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Unterlagen und Infos zum Beispiel:
http://www.queerformat.de/fileadmin/user_upload/news/Juleica-Modul_Sexuelle_Vielfalt.pdf
http://www.paradisi.de/Health_und_Ernaehrung/Sexualitaet_Sexuelle_Orientierung/
https://www.schule.at/portale/gender-und-bildung/detail/diversitaet-in-der-schule.html
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Zugehörige Unterlagen
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