Fokusthema 3: Gewässermanagement und Landwirtschaft

Werbung
Fokusthema 3: Gewässermanagement und Landwirtschaft
Ansprechpartner:
Anwendungsprojekt: Qualitätskomponenten zur Wasserrahmenrichtlinie:
Bestandsunterstützung Seegras und
Blasentang
Die einheimischen Arten „Seegras“ (Zostera marina) und
„Blasentang“ (Fucus vesiculosus) haben eine zentrale
Funktion für den guten Zustand der Küstengewässer der
Ostsee. Ihr Vorkommen und insbesondere ihre Tiefenverbreitung bilden die beiden Hauptsäulen der Bewertung
der Gewässerqualität nach der Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL). Hauptziel innerhalb des Anwendungsprojektes
ist es, die Auswirkungen des Klimawandels auf diese Arten zu untersuchen, um dann Empfehlungen für die Planung von Maßnahmen geben zu können.
Dr. Ivo Bobsien
Email: [email protected]
Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche
Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR)
Kartierung der Lübecker Bucht
Für die Lübecker Bucht lagen bisher nur wenige Daten zum
Vorkommen von Hartsubstraten (Steine, Muschelschalen) sowie zur Verbreitung von Seegras und Blasentang vor. Abschätzungen aus historischen Daten, alten Aufzeichnungen und
Zeitzeugenbefragungen ergaben, dass die ehemals reichen
Steinvorkommen in den zentralen und nördlichen Bereichen
des Steinriffs seewärts des Brodtener Ufers durch die historische Steinfischerei „leergefischt“ wurden. Aktuelle Angaben
über die Sedimentstruktur in diesem Gebiet fehlen.
Historische Untersuchungen des Pflanzenbewuchses in der
Lübecker Bucht belegen ufernahe Vorkommen des Gemeinen
Seegrases sowie Einzelnachweise des Blasentangs in tieferen
Bereichen des Steinriffs.
Seegras (Zostera marina)
Blasentang (Fucus vesiculosus)
Einerseits sollen Gebiete an der schleswig-holsteinischen
Ostseeküste ausfindig gemacht werden, die diesen Pflanzen
auch in Zukunft geeignete Lebensbedingungen bieten. Andererseits müssen Konzepte und Strategien entwickelt werden,
um die stark dezimierten Vorkommen zu schützen und zu
unterstützen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Vorkommen
von Steinen in ausreichender Belegungsdichte als Aufwuchsflächen für den Blasentang.
1.14 > Historisches Vorkommen von Seegras und Blasentang in der inneren
Lübecker Bucht. Dunkelgrün: Seegras 2003, Hellgrün: Seegras 1952, Braun: Blasentang 1952, Graue Punkte: Blasentang tief 1952
31
Modul 1: Netzwerkbildung und Dialog zur Entwicklung von Anpassungsstrategien
Bisher lückenhafte Daten zu der Seegrasflächen und -bedeckungen in der Lübecker Bucht sollen nun durch eine
Kartierung der südlichen Lübecker Bucht bis August 2011
ergänzt werden.
Seitensichtsonar-Kartierung
18 Quadratkilometer des Seegrundes vor dem Brodtener Ufer
wurden im Juni 2010 mit einem so genannten Seitensichtsonar kartiert, um Daten über die aktuellen Steinvorkommen zu
erhalten. An zahlreichen Stellen wurden große Steine in hohen Belegungsdichten festgestellt, die geeignete Siedlungssubstrate für den Blasentang darstellen.
Infolge der erosiven Rückverlegung des weichselzeitlichen
Kliffs befindet sich seewärts des Brodtener Ufers heute eine
Brandungs- oder Abrasionsplattform. Die nach Nordost spitz
zulaufende Plattform ist aufgrund der höheren Rückstreuintensität in den Seitensichtsonar-Abbildungen dunkel gefärbt.
Diese Bereiche repräsentieren grobes Sediment mit Steinen.
Feineres Sediment ist in helleren Farben dargestellt.
1.16 > Detailaufnahmen der Abrasionsplattform im Nordwesten des Untersuchungsgebietes
„geogenes Riff“. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass
durch Erosion das Sediment auf der Plattform abgetragen
wird und im Untergrund verborgene Steine und Blöcke freigelegt werden.
Zukünftige Standorte für den Blasentang
Die zukünftigen Standortbedingungen für Seegras und Blasentang sollen anhand von Modellierungsergebnissen der
RADOST-Projektpartner analysiert und bewertet werden. Erste
Daten werden zurzeit bearbeitet.
Veranstaltung „Wiesen und Wälder in der Ostsee“
Am 3. März 2011 fand in Flintbek eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zur Bedeutung der Seegras-„Wiesen“
und Algen-„Wälder“ in ihren unterschiedlichen Facetten
statt. Unter den Themenschwerpunkten Wandel, Wertschöpfung und Bildung wurden aktuelle Veränderungen in der
Ostsee, biotechnische Maßnahmen im Küstenschutz, Ökosystemdienstleistungen sowie innovative Konzepte zur Wertschöpfung und Umweltbildung vorgestellt.
1.15 > Seitensichtsonar-Aufnahme der Abrasionsplattform seewärts des Brodtener Ufers, innere Lübecker Bucht. Die roten Linien begrenzen die Abrasionsplattform, die gelben Flächen markieren Sandflächen. Diagonal durch das Bild
laufende Linien sind Artefakte an Schnittstellen zwischen den einzelnen Profilen.
Auf der Oberfläche der Plattform zeigen Detailaufnahmen
zahlreiche Grobsteine und Blöcke (>200 mm Durchmesser).
Die Steine sind oft unregelmäßig über die Plattform verteilt.
Im Nordosten nimmt die Belegungsdichte mit Steinen ab.
Die hohe Anzahl und Belegungsdichte mit Steinen und
Blöcken erlaubt die Einstufung der Abrasionsplattform als
32
Rund 60 Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft, gewerblicher
Wirtschaft, Bildungswesen und der interessierten Öffentlichkeit
diskutierten die grundlegenden ökologischen Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Menschen und marinen Lebensräumen. Ein Ziel der Veranstaltung war es auch, für mehr
Interesse und Akzeptanz gegenüber Seegras und Großalgen in
Gesellschaft, Bildungswesen und Politik zu werben.
Herunterladen