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Grundlagen der pädagogischen Psychologie
Lernfragen
1. Nennen Sie drei Unterschiede zwischen
klassischem und operantem Konditionieren!
Klassisches Konditionieren funktioniert über die
Verknüpfung von spontanen mit (zunächst)
unkonditionierten Reizen (Assoziationen). Der Mensch
lernt, auf Signale zu reagieren und erlernt die
Beziehung zwischen zwei Reizereignissen. Der Reiz
geht der Reaktion voraus.
Operantes Konditionieren erfolgt über Verstärker
(adaptiver Hedonismus). Der Mensch lernt, auf seine
Umwelt einzuwirken und erlernt die Auswirkungen
seines Handelns. Das Handlungsergebnis entsteht als
Folge des Handelns.
2. Beschreiben Sie das Konzept des Chaining
anhand eines Beispiels!
Chaining beschreibt die Bildung von Verhaltensketten,
wobei mit der letzten der gewünschten auszuführenden
Reaktionen begonnen wird und mittels Belohnung
immer weitere Reaktionen hinzugefügt werden.
Beispiel: Tierdressur.
3. Beschreiben Sie das Konzept des Shaping anhand
eines Beispiels!
Zunächst wird jedes Verhalten verstärkt, das
Ähnlichkeiten mit dem gewünschten aufweist, später
nur mehr solches mit höherer Ähnlichkeit. Beispiel:
Tierdressur.
4. Welches sind die drei Elemente des operanten
Konditionierens? Finden Sie dazu ein Beispiel aus
dem schulischen Umfeld und wenden Sie diese drei
Elemente darauf an.
Reiz, Reaktion und Verstärker. Beispiel: Störendes
Verhalten im Unterricht. Wichtig ist Lob für korrektes
Verhalten. Konsequente Nichtbeachtung ist gerade im
Unterricht vielleicht nicht machbar (und droht, zu
intermittierender Verstärkung zu werden, wenn nicht
absolut konsequent eingehalten), daher sollte verstärkt
nach positiven Vertärkern gesucht werden. Strafen
sollten angemessen und unmittelbar sein, zB der
Schüler darf den versprochenen Film nicht mitansehen.
5. Welche Verstärker sind für Sie selbst wichtig?
Aufmerksamkeit (freundlich hinschauen), Lob,
Spielen.
6. Überlegen Sie, welche Verstärker für ein Kind in
der Volksschule wohl wichtig sein könnten?
Lob, Aufmerksamkeit, attraktive Aktivitäten, Tokens.
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7. Wann beeinflussen uns Modelle? Nennen Sie
mindestens drei Variablen, die dazu führen, dass
uns Modelle beeinflussen!
Das Modellverhalten erfolgt ohne negative
Konsequenz (wird toleriert oder sogar belohnt), die
Person wird positiv wahrgenommen (hoher Status,
Möglichkeit der Identifikation, Ähnlichkeiten) und
schenkt mir Aufmerksamkeit, das Verhalten
unterscheidet sich von anderen und Nachahmung ist
möglich.
8. Welche kurzfristigen Effekte von Gewalt in den
Medien konnten nachgewiesen werden und welche
Befunde aus Metaanalysen sind Ihnen bekannt?
Medialer Gewaltkonsum führt zu einem höheren
Aggressionsniveau, wobei der Effekt oft sals stärker
für Männer als für Frauen und für Kinder und
Jugendliche als für Erwachsene beschrieben werden.
Es kommt zu einer Erhöhung des Erregungsniveaus,
zum Priming aggressiver Gedanken und Gefühle, zum
Erwerb aggressiver Reaktionsmuster, zu einer
Desensibilisierung den Opfern gegenüber und zu einer
Wahrnehmung der Welt als Ort der Gewalt. Effekte von
Gewaltdarstellungen sind noch Jahrzehnte später zu
beobachten, jedoch nicht stabil. Eine sensitive Periode
liegt im Alter von 8 bis 12 Jahren.
9. Welche Bedingungen fördern Gewalt und welche
interindividuellen Unterschiede konnten beobachtet
werden?
Gewaltfördernde Bedingungen: Schmerz und
Verletzungen werden ausgeblendet (Gewalt wird
verharmlost), Identifikation mit dem Aggressor
(Gewalt ist gerechtfertigt), keine negativen
Konsequenzen (Gewalt wird nicht bestraft) und Gewalt
hat positive Konsequenzen (Gewalt ist erfolgreich).
Interindividuelle Unterschiede: Es gibt keine
monokausalen Beziehungen, sondern komplexe
Risikofaktoren in Verbindung mit häuslicher oder
familiärer Gewalt, der subjektiven Veranlagung und der
Qualität der sozialen Beziehungen.
10. Erläutern Sie Befunde zu den langfristigen
Effekten von Gewalt in den Medien!
Siehe Frage 8.
11. Welche Theorien können hilfreich sein zur
Erklärung der Effekte von Gewalt in den Medien?
Theorie des sozialen Lernens. Operantes
Konditionieren.
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12. Wie kann man die Effekte von Gewalt in den
Medien verringern?
Kritisches Sehen (Gewaltpräsenz in den Medien
bewusst machen, zwischen realen und fiktiven
Situationen unterschieden lernen, alternative
Konfliktlösungen entwickeln) und mediale Initiativen
(Kontrolle der eigenen Gewalt, Aufklärung über
zerstörerische Effekte).
13. Was wird unter Monogenie, Polygenie und
Polyphänie verstanden?
Monogenie: Ein Gen ist für ein Merkmal zuständig.
Polygenie: Mehrere Gene für ein Merkmal.
Polyphänie: Ein Gen für mehrere Merkmale.
14. Methodische Möglichkeiten, um das Ausmaß
der Erblichkeit psychischer Merkmale zu
bestimmen?
Zwillingsforschung.
15. Weshalb wird an der Methode der
Zwillingsforschung Kritik geübt?
Eineiige Zwillinge sind nicht repräsentativ für die
Gesamtgesellschaft, nicht einmal für die Gesamtheit
aller Zwillinge. Umweltfaktoren werden nicht
ausreichend berücksichtigt.
16. Was versteht man unter einer Konkordanzrate?
Die Konkordanzrate definiert den Grad der
Übereinstimmung etwa bei Zwillingen hinsichtlich
bestimmter Merkmale.
17. Wie hoch ist jene für Schizophrenie?
Die Konkordanzrate für Schizophrenie beträgt 48% bei
eineiigen und 16% bei zweieiigen Zwillingen.
18. Was versteht man unter Vulnerabilität?
Vulnerabilität bedeutet Verletzlichkeit,
Verwundbarkeit. Sogenannt vulnerable Personen
werden besonders leicht emotional verletzt und
entwickeln eher Neurosen oder andere psychische
Störungen.
19. Beschreiben Sie das Konzept der Erziehungsstile
nach Baumrind!
(a) autoritär / dominant: strenge Regeln, emotionale
Kälte
(b) demokratisch / autoritativ: klare, gemeinsame
ausgemachte Regeln, Respekt und Aufmerksamkeit
(c) laissez-faire permissiv oder vernachlässigend:
wenig Lenkung, aber gute Beziehung (Modellverhalten
ohne Bestrafung) bzw. keine Lenkung, keine
Zuwendung
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20. Welchen Einfluss hat der Erziehungsstil auf das
Verhalten der Kinder?
(a): Frustration, Aggression, Apathie
(b): positives Klima, hohe Selbständigkeit, hohe
soziale Kompetenz
(c): Gefühl des Alleingelassenseins, Überforderung,
Enttäuschung, Rückzug, Aggression
21. Was ist unter förderndem Erziehungsverhalten
nach Snyder und Patterson verstehen?
Förderndes Erziehungsverhalten besteht aus dem
Benennen und Beachten positiver Verhaltensweisen
sowie konsistentem und kontingentem Feedback,
Selbstgestaltungsmöglichkeiten, Wertschätzung,
Interesse und Unterstützung), ergänzt durch
Disziplinarmaßnahmen gegen unerwünschtes Verhalten
(konsequente Durchsetzung wichtiger Punkte durch
adäquate Maßnahmen) und Informiertheit der Eltern.
22. Welche Tipps gibt Schneewind für das
Überleben in schwierigen Erziehungssituationen?
Können diese Tipps auch für Sie als LehrerIn
hilfreich sein? Bitte begründen Sie Ihre Antwort!
Klare Erziehungsstrategie entwickeln; das Positive
stärken; den eigenen Ärger kontrollieren; klar und
verständlich, respektvoll, direkt und authentisch
kommunizieren; gemeinsam Regeln und eigene
Gestaltungsmöglichkeiten festlegen; sich selbst stärken.
23. Beschreiben Sie Kohlbergs Stufen der
moralischen Entwicklung.
Kohlberg nennt die präkonventionelle Stufe mit dem
moralischen Prinzip des Gehorsams (Einsicht in die
Überlegenheit von Autoritäten) und der KostenNutzen-Instrumentalität (Verfolgung eigener
Bedürfnisse), die konventionelle Stufe mit dem Prinzip
der interpersonalen Übereinstimmung (soziale
Erwartungen) und von Gesetz und Ordnung
(gesellschaftliche Regeln) und die postkonventionelle
Stufe mit der Orientierung am Sozialvertrag
(gesellschaftliche Grundwerte) und an universeller
Ethik (absolute Grundwerte).
24. Welche Ziele verfolgt eine Diskussion über
ethische Dilemmata in der Schule?
Moralische Sensibilisierung, Stärkung der
Empathiefähigkeit (Übernahme anderer Perspektiven),
Förderung der Diskursfähigkeit, vertieftes Verständnis
sozialer und moralischer Zusammenhänge und damit
die Förderung der horizontalen und vertikalen
Stufenentwicklung.
25. Welche Typen moralischer Dilemmata sind zu
unterscheiden?
Das hypothetische, das semi-reale und das
fachspezifische Dilemma, sowie den realen Konflikt.
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26. Wie sollte ein Dilemma inhaltlich strukturiert
sein, um es mit Schülern diskutieren zu können?
Zielgruppenadäquat, an der Stufenzugehörigkeit der
Schüler orientiert und mit klarer Struktur der
Wertkonflikte. Das Probem sollte klar beschrieben
sein, Verständnis für die unterschiedlichen
Perspektiven eröffnen, die Schüler sollten verschiedene
Lösungsmöglichkeiten und deren Folgen durchdenken
und unter den Aspekten von Fairness und Fürsorge für
alle Beteiligten bewerten.
27. Welche Fragen eignen sich besonders zur
Diskussion über moralische Dilemmata?
Warum-Fragen (Begründung von Positionen und
Argumenten), Fragen zur Klärung von Begriffen,
themenbezogene Fragen zur Überprüfung eines
Arguments, Fragen zur Universalisierung und
Tragfähigkeit eines Arguments, Fragen zum
Perspektiven- oder Rollenwechsel sowie
Beteiligungsfragen.
28. Beschreiben Sie den Ablauf einer Diskussion
über ethische Konflikte in der Schule!
Hinführung, Darbietung des Dilemmas, spontane
Standortbestimmung, Diskussion in Kleingruppen,
zweite Standortbestimmung, Bewusstmachen der
Veränderung, Zusammenfassen der Diskussion und
Fragen zur Weiterführung. Dabei kann noch zwischen
Anfangs- und Vertiefungsstrategien unterschieden
werden: Zunächst geht es um die Ortung moralischer
Standpunkte und ihre Begründungen sowie um die
Komplikation der Situation, vertiefend kann auf
Mehrdeutigkeiten und Folgewirkungen eingegangen,
das moralische Prinzip analysiert oder eine
entgegengesetzte Position eingbracht werden.
29. Beschreiben Sie das Rubikon-Modell der
Handlungsphasen!
Das Rubikon-Modell unterscheidet zwischen
prädezisionaler Phase (Ausbildung von Präferenzen
durch die Abwägung von Erwartung und Wert),
präaktionaler Phase (Abwägen konkreter
Umsetzungsmöglichkeiten), aktionaler Phase
(Umsetzung des Handlungsplans) und der
postaktionalen Phase (Bewertung des Erreichten).
30. Worin unterscheidet sich die präaktionale Phase
von der prädezisionalen Phase?
Bei beiden handelt es sich um der Handlung
vorausgehende Überlegungen im Prozess der
Willensbildung. In der prädezisionalen Phase werden
verschiedene Pläne hinsichtlich ihrer Durchführbarkeit
überlegt und verworfen, in der präaktionalen Phase
werden ein konkreter Plan und seine
Umsetzungsmöglichkeiten genau durchdacht.
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31. Welche Kennzeichen beschreibe eine
motivationale und eine volitionale Bewusstseinslage
und worin unterscheiden sie sich?
In der motivationalen Bewusstseinslage werden
verschiedene Handlungsalternativen miteinander
verglichen, die Aufmerksamkeit ist wenig fokussiert,
die Informationsverarbeitung erfolgt realitätsorientiert.
In der volitionalen Bewustseinslagewird ein konkreter
Plan geschmiedet, die Aufmerksamkeit ist auf die
Umsetzung fokusiert, die Informationsverarbeitung
erfolgt realisierungsorientiert.
32. Überlegen Sie, welche Bedeutung dieses Konzept
(motivationale und volitionale Bewusstseinslage) für
Ihre Arbeit haben könnte!
Berücksichtigung dieser Aspekte bei der konkreten
pädagogischen Arbeit, Vermittlung des Konzepts an
Klienten und adäquates Herangehen an Projekte.
33. Erinnern Sie sich bitte an ein für Sie wichtiges
Ereignis, bei dem Sie oft oder intensiv nach den
möglichen Ursachen gesucht haben (etwa eine nicht
bestandene Prüfung oder eine ihnen wichtige Person,
die Sie nicht gemocht hat). Welche
Kovariationsinformationen liegen Ihnen für diese
Situation vor? Welche Ursachen betrachten Sie als für
dieses Ereignis als verantwortlich?
Bei einem organisierten Fest kamen nur wenig
Besucher. Mögliche Ursachen: Interne Differenzen, zu
wenig Begeisterung und Ausstrahlung; ungünstiger
Veranstaltungsort; mangelnde und unklare
Kommunikation.
34. Heider postulierte in seiner naiven
Handlungsanalyse vier verschiedene Ursachen,
nämlich a) Fähigkeit, b) Anstrengung, c)
Aufgabenschwierigkeit und d) Zufall. Können Sie
die Ursachen, die Sie unter Frage 33 genannt haben,
diesen Aspekten zuordnen? Gab es bei diesem
Ereignis auch Ursachen, die nicht in dieses Schema
passen?
Natürlich: Interne Differenzen würde ich mangelnder
Anstrengung zu Klärung und Aussöhnung zuschreiben.
Die Örtlichkeit fällt unter Aufgabenschwierigkeit. Die
schlechte Kommunikation kam uns damals nicht so
schlecht vor, erst im Nachhinein wurden grundlegende
Fehler erkannt, daher zähle ich sie zur Unfähigkeit.
Und insgesamt spielt der Zufall immer eine Rolle. Das
Schema ist so weit, dass ich praktisch jedes Argument
einem Punkt zuschreiben könnte. Genauso könnte ich
jedes einzelne Argument von allen vier Perspektiven
aus betrachten – zu einem gewissen Grad spielen alle
diese Aspekte bei jedem Argument eine Rolle.
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35. Manchmal kommt es vor, dass andere Personen
zu Ereignissen oder Verhaltensweisen, die Sie
betreffen, zu anderen Schlussfolgerungen kommen
als Sie selbst. So mag jemand Sie für faul,
unfreundlich oder oberflächlich halten – Sie teilen
diese Meinung jedoch keineswegs. Woran könnte es
liegen, dass solche unterschiedlichen Beurteilungen
eintreten?
Her handelt es sich um ein typisches Phänomen der
Attribution. Heider bezeichnet die Menschen als "naive
Wissenschafter", da wir uns das Verhalten anderer
Menschen aufgrund lückenhafter Informationen,
Beobachtungen und Wahrnehmungen zu erklären
versuchen und dabei auch immer die Konsequenz
dieser Erklärungen für unseren Selbstwert
berücksichtigen. Handelnde schreiben das Ergebnis
ihres Handelns viel öfter situativen Umständen zu als
Beobachter, für die der Handelnde als entscheidend
scheint. Das dient dem Vermeiden negativer Emotionen
bzw. der Kontrollierbarkeit durch Vorhersehbarkeit.
36. Welche Gedächtnissysteme unterscheiden wir?
Welche wesentlichen Merkmale kennen Sie?
sensorisches Gedächtnis: erste Stufe der
Informationsverarbeitung, speichert flüchtige
Impressionen sensorischer Bilder für 1 bis 2 Sekunden,
um sie mittels Aufmerksamkeit zu selektieren (sonst
würden wir Reize nur solange wahrnehmen, wie sie
physikalisch andauern, das wäre zu kurz, um sie zu
verarbeiten).
Kurzzeitgedächtnis: Über das sensorische Gedächtnis
selektierte Reize werden mit Inhalten des
Langzeitgedächtnisses verknüpft. Speichert
Erinnerungen an vor Kurzem Erlebtes für ca. 20
Sekunden, wenn es nicht wiederholt oder verarbeitet
wird. Begrenzte Kapazität auf 7+/-2 (oder 3-4) Items.
Langzeitgedächtnis: bewahrt Erfahrungen,
Informationen, Emotionen und Fertigkeiten auf, enthält
Wissen über sich selbst und die Welt (prozedurales,
semantisches und episodisches Gedächtnis).
37. Wie kann die Kapazität des
Kurzzeitgedächtnisses erhöht werden?
Mittels Chunking, also dem Aufbereiten von
Informationen in unterschiedlich große
Informationseinheiten, wobei man entweder auf
größere Zusammenhänge oder kleine Details achten
kann.
38.Welche Mnemotechniken kennen Sie?
Loci-Methode: gedankliche Verknüpfung mit
bekannten Orten oder Strecken.
Gedächtnistafeln: gedankliche Verknüpfung mit
nummerierten Bildern.
Schlüsselwortmethode: Verknüpfung aufgrund
klanglich-sprachlicher Ähnlichkeiten.
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39. Was verstehen wir unter proaktiver, was unter
retroaktiver Interferenz?
proaktive Interferenz: Die Erinnerung an früher
Gelerntes überlagert spätere Gedächtnisinhalte.
retroaktive Interferenz: Früher Gelerntes wird durch
späteres Wissen überlagert.
40. Was besagt die Theorie der Verarbeitungstiefe?
Informationen werden umso besser gespeichert, je
gründlicher sie verarbeitet wurden (Analyse,
Interpretation, Vergleich, Elaboration).
41. Welche Bedeutung haben Begriffe?
Ein Begriff ist mentale Repräsentation der
Kategorisierung individueller Erfahrungen. Hören wir
einen Begriff, werden automatisch auch die für uns
dazugehörigen Vorannahmen (Erwartungen) abgerufen.
42. Woraus leiten wir Prototypen ab?
Ein Prototyp ist die zentrale Repräsentation einer
Objektkategorie, die die durchschnittlichen Werte der
Attribute dieser Kategorie enthält und den Durchschnitt
der Mitglieder einer Klasse wiedergibt. Die Bildung
von Prototypen ist ein Grundprinzip kognitiver
Verarbeitung, Abweichungen werden als weniger
attraktiv wahrgenommen.
43. Was verstehen wir unter Hierarchien und
Basiskonzepten?
Kategorisierung bedeutet die Einteilung und
Zuordnung von Begriffen antsprechend ihrer
Ähnlichkeiten und Unterschieden. Die innere Struktur
vieler natürlicher Kategorien besteht aus dem Prototyp
(dem eindeutigsten Vertreter, dem besten Beispiel) und
den weniger prototypischen Exemplaren in einer
hierarchischen Rangfolge, die sich von den besten bis
zu den weniger guten Beispielen erstreckt. Die
übergeordnete Ebene gibt die Kategorie an (zB Tier),
das Basiskonzept eine recht genaue Zuordnung, die
auch schon wesentliche Merkmale definiert (zB Vogel),
die untergeordnete Ebene ist sehr genau (zB Adler).
44. Was sind Schemata?
Schemata sind Wissensstrukturen, die Vorannahmen
über bestimmte Gegenstände enthalten, also
begriffliche Rahmen oder Cluster von Wissen über
Gegenstände, Situationen und Menschen. Es handelt
sich um durchschnittliche Erfahrungen und komplexe
Verallgemeinerungen.
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45. Wie verändern sich Ereignisse in der
Erinnerung?
Neue Informationen müssen sinnvoll in alte
Erinnerungen eingefügt werden, die wichtige
persönliche Entwicklungen mitmachen müssen, daher
ändern sich Erinnerungen mit jedem Abruf.
Suggestion kann zu gewaltigen Verzerrungen führen,
sogar das Implantieren von Erinnerungen an nie
stattgefundene Vorfälle ist ohne weiteres möglich.
Zusätzlich kommt es zu Verfall (gespeicherte
Informationen gehen mit dem Lauf der Zeit verloren),
Interferenz (Überlagerung mit ähnlichen Inputs),
Misslingen des Abrufs (Abstimmung zwischen
gespeichertem Inhalt und Hinweis ist nicht gut genug)
und motiviertem Vergessen (unangenehme
Erinnerungen werden verdrängt).
46. Was ist Problemlösen?
Problemlösen bezeichnet die Anwendung
zielgerichteter Operatoren, um einen bestimmten
Zustand in einen erwünschten zu ändern. Wesentliche
Merkmale sind Zielgerichtetheit, Zerlegung in Teilziele
und die Anwendung von Operatoren.
47. Was sind Problemlöseoperatoren?
Handlungen, die von Anfangs- zum Zielzustand eines
Problems führen. Wichtig bei der Auswahl ist BackupVermeidung (frühere Effekte nicht aufheben),
Unterschiedsreduktion (zwischen aktuellem und
erwünschtem Zustand) und die Mittel-Ziel-Analyse
(Setzen von Zwischenzielen, um das Hauptziel zu
erreichen).
48. Was bedeutet Unterschiedsreduktion?
Der Unterschied zwischen Ausgangs- und Zielsituation
wird verringert. Gefahr dabei: Die Betrachtung
unmittelbarer Verbesserungen entspricht nicht
unbedingt einer Verbesserung der Gesamtsituation
(Bergsteiger-Phänomen: bei komplexen
Problemlösungsprozessen werden Zwischenzustände
erreicht, von denen aus es nicht mehr weitergeht).
Beim Hobbit-Ork-Problem weigern sich viele
Menschen, wieder einen scheinbaren Schritt zurück zu
machen.
51. Was sind Emotionen?
Emotionen sind ein komplexes Muster von
Veränderungen, das physiologische Erregung, Gefühle,
kognitive Prozesse und Verhaltensweisen einschließt,
die in Reaktion auf eine als bedeutsam
wahrgenommene Situation eintreten.
52. Wie entstehen Emotionen?
Phsiologisch gesehen im vegetativen Nervensystem, in
Hypothalamus und limbischem System sowie der
Amygdala. Emotionstheorien sehen Emotionen als
Reaktionen auf einen auftretenden Reiz, nach der
Zwei-Faktoren-Theorie nach Schachter etwa aus der
physiologischen Erregung und der kognitiven
Bewertung.
53. Beschreiben Sie Lazarus Theorie der kognitiven
Bewertung anhand eines Beispiels!
Emotionen steuern unser Verhalten auf einer höheren
Ebene. Es kommt zur Einschätzung der Bedeutung
eines Ereignisses hinsichtlich eigener Motive und
Handlungsmöglichkeiten, was zu einer
Neueinschätzung der Bedeutung führen kann.
54. Welche Funktion haben Emotionen?
Tomkins sagt, Emotionen sind die primären
motivierenden Kräfte menschlicher Handlungen,
indem sie angeborene Bedürfnisse und erworbene
Motive um das gefühl der Dringlichkeit erweitern. Das
Yerkes-Dodson-Gesetz beschreibt den Zusammenhang
zwischen kognitiver Leistung und Erregungsniveau als
umgekehrte U-Kurve. Emotionen haben soziale
Funktion (Einfluss auf soziales Verhalten) und
kognitive Funktion (Zuwendung von Aufmerksamkeit,
Einfluss auf Lernen, Gedächtnis, Kreativität) sowie
großen Einfluss auf Erinnerungen.
49. Was bedeutet funktionale Fixiertheit?
Objekte werden nur als Mittel für ihre bisherige
Aufgabe angehsehen, obwohl sie anders angewandt
vielleicht zur Lösung der aktuellen Aufgabe viel besser
geeignet wären.
50. Was versteht man unter dem BergsteigerPhänomen?
Bei komplexen Problemlösungsprozessen werden
Zwischenzustände erreicht, von denen aus es nicht
mehr weitergeht.
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