Struktur und Entwicklungsplan 2012

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Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
Fakultät II der Universität Siegen:
Bildung - Architektur - Künste
Struktur- und Entwicklungsplan
für den Bereich Erziehungswissenschaft1
2013-2018
Gliederung
1
Einführung .......................................................................................................... 3
2
Personalentwicklung und Stellenplan.............................................................. 4
3
Studiengänge ..................................................................................................... 6
4
Forschung ........................................................................................................ 12
5
Handlungs- und Entwicklungsplan bis 2018 ................................................. 16
5.1 Weiterentwicklung der Studienstrukturen – Handlungsschritte .......................16
5.2 Weiterentwicklung der Forschung – Handlungsschritte ...................................16
1
Der vorläufige Struktur- und Entwicklungsplan wurde von einer Arbeitsgruppe bestehend
aus Dr. Johannes Schädler (Koordination), Prof. Dr. Ulrike Buchmann, Prof. Dr. Bernd
Dollinger, Prof. Dr. Chantal Munsch, Prof. Dr. Matthias Trautmann und dem Fakultätsgeschäftsführer Michael Neef erarbeitet. Nach Beratungen in den beteiligten Fachkonferenzen
und in der Departmentversammlung wurde das Papier am 19.12.2012 von der Steuerungsgruppe des Departments Erziehungswissenschaft und Psychologie in der vorliegenden Form
beschlossen.
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Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
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Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
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Einführung
Universitäres Handeln (Forschung und Lehre) findet in einem ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Umfeld statt, das in erhöhtem Maße strategisches Planen erforderlich
macht. Verlangt wird ein zielgerichteter Umgang mit Ressourcen und Aufgaben unter zunehmend explizit formulierten Bedingungen des interuniversitären Wettbewerbs. Dies gilt
nicht nur für die Universität als Gesamtorganisation, sondern auch für die Fakultäten als Organisationseinheiten und für deren Untereinheiten, die ebenfalls entsprechende Teilplanungen zu entwickeln haben. Die nachfolgenden Ausführungen zur Situation und künftigen Entwicklung der Erziehungswissenschaft im Department Erziehungswissenschaft und Psychologie sind Teil der Arbeiten zu einer gemeinsamen Struktur- und Entwicklungsplanung der
Fakultät II „Bildung, Architektur, Künste“ der Universität Siegen. Die Ausführungen knüpfen
sowohl an fakultätsübergreifende Planungsvorgaben als auch an die Aufgabenstellungen
und die strategischen Vorgaben an, mit denen die Universität insgesamt zukünftigen Herausforderungen auf Landes- und Bundesebene sowie auf und europäischer und internationaler
Ebene begegnen will.
Referenzpunkte für den hier vorliegenden Strukturplan bilden frühere Überlegungen zur Entwicklung des Fachbereichs 2 (Personalstruktur- und Entwicklungsplan vom 14.12.2007), der
Struktur- und Entwicklungsplan der Fakultät II (Version 1 vom November 2011), aber auch
veränderte inneruniversitäre Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Handlungskontexte.
Diese Veränderungen umfassen u.a.:
•
die Neugründung der Fakultät II zum Januar 2011 und die damit einhergehende Verbindung zur Architektur, zu den Bereichen Kunst und Musik,
•
die Neuaufstellung der Psychologie im Gesamtkontext des Departments EWP,
•
eine in weiten Teilen erfolgreiche Umwandlung und Erweiterung der Personalstruktur, als
Voraussetzung für eine höhere Forschungsorientierung der Erziehungswissenschaft,
•
die Akkreditierung des Studiengangs Soziale Arbeit sowie der Lehrerbildungsstudiengänge, wobei letztere weiter unter hohem externen Veränderungsdruck stehen,
•
die Prognose anhaltend hoher Studierendenzahlen in allen Bereichen mindestens bis
2018, sowie
•
ein insgesamt erhöhter Druck für die Siegener Erziehungswissenschaft, ein stärker sichtbares Forschungsprofil zu entwickeln und zugleich die Qualität der Lehre zu sichern.
Die im Personalstruktur- und Entwicklungsplan des alten FB 2 (2007) artikulierten Überlegungen zum gesellschaftlichen Bedarf an erziehungswissenschaftlich fundierter Lehre und
Forschung können dabei aufrechterhalten werden und sollen hier nur stichpunktartig angeführt werden sollen: hohe Bedeutung der Erziehungswissenschaft für die Fakultät und die
Universität, hohe Nachfrage nach erziehungswissenschaftlicher Expertise für die Bearbei3
Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
tung gesellschaftlicher Problemlagen, Potenzial zur Verknüpfung mit sozialwissenschaftlichen, psychologischen und ästhetisch-künstlerischen Fragestellungen. Hervorzuheben ist an
dieser Stelle, dass qualifizierte Lehre und Forschung nicht zuletzt von einer gelingenden Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Seite mit den Mitarbeiter/innen aus dem nichtwissenschaftlich-technischen Bereich abhängig ist.
Das zukünftige fachliche Profil sollte daher grundsätzlich so ausgestaltet werden, dass die
Siegener Erziehungswissenschaft durch eine Schärfung ihres Profils stärker als bisher sichtbar werden kann und dabei gleichzeitig der Spektrumcharakter der Vielfalt von Aufgaben,
fachlichen Interessen und Forschungszugängen erhalten bleibt. Wenn disziplinäre erziehungswissenschaftliche Theoriebildung, Lehrerausbildung und Sozialpädagogik in einen
gemeinsamen Profilbezug gebracht werden sollen, dann müssen die entsprechenden Leitbegriffe ein hinreichendes Maß an Offenheit aufweisen. Nur so ist eine breite Anschlussfähigkeit herzustellen, die es den einzelnen Akteuren ermöglicht, in ihren alltäglichen Entscheidungen Bezug auf die vereinbarten Leitvorstellungen zu nehmen.
Die Ausgestaltung des fachlichen Profils der Siegener Erziehungswissenschaft kann dabei
nur prozesshaft und dynamisch verstanden werden. Im Folgenden werden die Planungsvorstellungen zu den Bereichen der Personalstruktur, der Entwicklung der Studiengänge und
der Forschungsperspektiven der Siegen Erziehungswissenschaft präzisiert.
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Personalentwicklung und Stellenplan
Mit Stand September 2012 verfügt die Erziehungswissenschaft im Stellenhaushalt über 18
Professuren (3 x W1-Juniorprofessuren, 2 x W2, 8 x W3, 4 x C3/C4, 1 x APL). Alle C- und
W3-Stellen verfügen in der Ausstattung mittlerweile über mindestens eine Wissenschaftliche
Mitarbeiterstelle (je nach Berufungsverhandlungen auch mehr). Diese Umstellung hin zu einer stärker forschungsorientierten Stellenstruktur war ein wesentliches Ziel des alten Strukturplans und ist als großer Erfolg zu bewerten. Damit sind die personellen Voraussetzungen
geschaffen, um zukünftig in stärkerem Maße als bisher Forschung betreiben zu können.
Vorgezogen berufen mit Mitteln aus dem HSP 2020 wurden bereits die Professoren Dollinger, Trautmann und Wiesemann. Die bisherigen ‚doppelten’ Stelleninhaber sind inzwischen
emeritiert. Damit ist der größte Teil der Stellen neu besetzt. Eine ganze Reihe von Stellen
(Professuren sowie Mitarbeiter/innen) konnten seit 2009 hinzugewonnen werden:
•
•
•
•
•
•
•
Prof. Kißgen (W3 Entwicklungswissenschaft und Förderpädagogik/Inklusion)
LINUS-Professur – derzeit Prof. Weiß (W3 Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Allgemeine Pädagogik) (befristet)
NN (W3 Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik der Sekundarstufe II)
Prof. Nonnenmacher (W2 Empirische Bildungs- und Sozialforschung)
Prof. Wagner (W1 Sachunterrichtsdidaktik) (befristet bis 2016)
NN Informelles Lernen in der Kindheit (W1, befristet auf 6 Jahre)
NN Informelles Lernen in der Jugend (W1, befristet auf 6 Jahre)
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Die aktuelle Struktur der W2/W3/C-Stellen wird in der nachfolgenden Tabelle abgebildet:
Erziehungswissenschaft
C4
Allgemeine Pädagogik (Klika, bis 2019)
W3
Allgemeine Pädagogik (LINUS_Weiß, Vertr.)
W2
Methoden der empirischen Bildungs- und Sozialforschung (Nonnenmacher)
W3
Sozialisation, Jugendbildung und Lebenslauf (Coelen, bis 2034)
W3
Vor- und Grundschulpädagogik W3
(Wiesemann, bis 2027)
Geschichte, Theorie und Organisation
Sozialer Arbeit (Dollinger, bis 2040)
W3
Schulpädagogik und Allg. Didaktik W3
des Sekundar-I-Bereichs (Trautmann, bis 2035)
Handlungsmethoden der Sozialpädagogik und Diversity (Munsch, bis
2039)
W3
Schulpädagogik
Bereichs
Soziale Rehabilitation und Inklusion
(Rohrmann, bis 2029)
des Sekundar-II- W2
(derzeit nicht besetzt)
C3
Heilpädagogik (Kron, bis 2018)
W3
Entwicklungswissenschaft und För- C3
derpädagogik/Inklusion (Kißgen, bis
2024)
Biographie und Erziehung (Wolf, bis
2019)
W1
Sachunterricht (Wagner, bis 2016)
W1
Informelles Lernen in der Kindheit (NN)
W1
Informelles Lernen in der Jugend (NN)
C4
Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Huisinga, bis 2013)
apl.
Inklusion und Benachteiligungen (Buchmann, bis 2028)
Anstehende Zurruhesetzungen betreffen in naher Zukunft:
•
•
•
•
Prof. Huisinga (31.03.2013)
Prof. Kron (31.03.2018)
Prof. Klika (28.02.2019) – Vorgezogene Nachfolgebesetzung durch LINUS-Professur
Prof. Wolf (30.09.2019)
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Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
Damit stehen für zukünftige strukturelle Planungen in begrenztem Umfang Möglichkeiten zur
Verfügung; im Kern muss mit dem vorhandenen Personal und den vorhandenen Stellen gearbeitet werden.
Die Stellensituation und die Entwicklungsperspektiven des Mittelbaus (wissenschaftliche Mitarbeiter/innen, Lehrkräfte f. besondere Aufgaben, wiss. Koordinatoren) sollte künftig eine
höhere Aufmerksamkeit erfahren. Zu differenzieren ist zwischen wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter/innen in dauerhaften Beschäftigungsverhältnissen einerseits. Hier sind in stärkerem Maße als bisher Aufgaben der Personalentwicklung zu leisten. Anderseits gilt es, die Situation wissenschaftlicher Mitarbeiter/innen auf Qualifizierungsstellen zu betrachten, die teilweise durch prekäre Arbeitsverhältnisse gekennzeichnet ist. Vor allem kurze Beschäftigungsfristen sollten vermieden werden. Insgesamt
sollen die von Hochschulseite erkennbaren Bemühungen zu Förderung auch eigenständiger
Forschungsaktivitäten des Mittelbaus unterstützt werden.
3
Studiengänge
Derzeit liefert die Erziehungswissenschaft drei großen Studienrichtungen oder, rechnet man
jeden Studiengang separat, 7 Bachelor-Studiengängen und 6 Master-Studiengängen sowie
zusätzlich einem Promotionsstudiengang (INEDD) zu. Zu verweisen ist auch auf die Lehrangebote im (auslaufenden) Bereich Pädagogik als Lehrfach (PAL), die ebenfalls Kapazitätsauswirkungen haben. Alle Studiengänge sind akkreditiert bzw. kurz vor Abschluss der Akkreditierung. Reakkreditierungen stehen an: Bastei 2016, Lehrämter 2017, Soziale Arbeit
2018.
Studiengang
Abschluss
Soziale Arbeit
Bachelor (6 Sem.)
Lehramt-G
Lehramt-G mit Integrierter Förderpädagogik
Lehramt-HRGe
Lehramt-GYM/Ge
Lehramt-BK
Teilstudiengang Sachunterricht und seine Didaktik
Entwicklung und Inklusion
Bachelor (6)
Bachelor (6)
Bachelor (6)
Bachelor (6)
Bachelor (6)
Bachelor (6)
Bachelor (6)
Bildung/Soziale Arbeit
Master (4)
Teilstudiengang Sachunterricht und sei- Master (4)
ne Didaktik
Lehramt-G
Master (4)
Lehramt-G mit IFP
Master (4+2)
Lehramt-HRGe
Master (4)
Lehramt-GYM/Ge
Master (4)
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Lehramt-BK
Master (4)
Promotionsstudiengang (INEDD)
Promotion
Entwicklung und Inklusion
Der BA-Studiengang „Pädagogik: Entwicklung und Inklusion“ wurde 2009/10 eingerichtet mit
dem Ziel, im Schnittfeld von Schule und Sozialer Arbeit auf die individuelle Förderung von
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie eine erziehungswissenschaftliche Personalund Organisationsentwicklung vorzubereiten. Nach Abschluss des Studiums (der erste
Durchgang endet 2012/13) sollen die Absolvent/innen im Bildungsbereich, vorzugsweise in
Schulen sowie bildungsnahen sozialen Institutionen, arbeiten. Sie sollen dort dazu beitragen,
Benachteiligungen abzubauen, gezielt Förderprozesse anzuregen und zu unterstützen sowie
die strukturelle Weiterentwicklung von Institutionen zu unterstützen.
Der Studiengang wird sehr gut angenommen und war im ersten Durchgang mit ca. 110 Studierenden stark überausgelastet. Positiv ist zu werten, dass der Studiengang – in der Erwartung neuer Berufsprofile und Beschäftigungsfelder – gesellschaftlichen Bedarf antizipiert sowie für die Fakultät ein Instrument flexibler Ressourcensteuerung darstellen kann. Erheblichen Klärungsbedarf gibt es allerdings hinsichtlich kapazitativer Fragen: Der Studiengang
sollte ursprünglich von vielen oder allen Mitgliedern des Departments personell und kapazitär
unterstützt werden (Unterlagen zu konkreten Vereinbarungen über Deputatsverteilungen
fehlen, Abgleich von Deputatslisten bei den Reakkreditierungsverfahren hat nicht stattgefunden, Kapazitätsprobleme wurden nicht gelöst). Hier haben sich wiederholt Probleme in der
Sicherung eines ausreichenden Lehrangebots ergeben.
Soziale Arbeit
Die Studiengänge der Sozialen Arbeit wurden 1974 eingerichtet, 2006 auf BA/MA-Strukturen
(BA Soziale Arbeit, MA Bildung und Soziale Arbeit) umgestellt und bilden mit der universitären Integration der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit ein attraktives Profil. Die gute Nachfrage nach den akademisch und zugleich praxisorientiert ausgebildeten Absolventen lässt für
die beiden Studiengänge auch zukünftig stabile Bewerberzahlen erwarten. Dafür spricht
auch, dass die Studiengänge Zugang zu einem breiten Spektrum sozialpädagogischer Arbeitsfelder eröffnen. Momentan werden ca. 200 Studierende zum Bachelorstudiengang aufgenommen, etwa 70 zum Masterstudiengang. Mit rund 1.300 Studierenden in diesen Studiengängen insgesamt ist die Fakultät damit an einem Studienangebot beteiligt, das rund zehn
Prozent der Gesamtzahl der Studierenden der Universität umfasst. Es ist zu beachten, dass
der Studiengang auch intensive Lehrverflechtungen mit anderen Fakultäten aufweist, die
über den KoKoS gut geregelt sind.
Die Studiengänge sind bezüglich Koordinationsaufgaben, Praxisamt und Beratung derzeit
durch die 0,5 Stelle für das Praxisamt sowie durch die 0,75 Stelle der wissenschaftliche Koordination BaSA hinreichend ausgestattet. Die personellen und sächlichen Ressourcen rei7
Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
chen gegenwärtig aus, um Lehre und Betreuung der Studierenden zu gewährleisten. Dies ist
allerdings auf Dauer sicherzustellen. Auch hier ist aber auf die Problematik von Lehraufträgen hinzuweisen, die für die Sicherstellung des praktischen Angebots notwendig, aber durch
die Reduktion der QV-Mittel kaum noch zu finanzieren sind.
Lehramtsstudiengänge
Mit fast einem Drittel der Gesamtzahl der Studierenden der Universität ist die Erziehungswissenschaft – mit dem vom Gesetzgeber vorgegebenen neuen Konstrukt/Teilstudiengang
der Bildungswissenschaften – auch an der Lehrerbildung beteiligt, und zwar in einem Umfang von ca. 1/3 bis 1/4 der jeweiligen Gesamtstudiengänge (Daneben sind noch die lehrerbildenden Anteile aus Soziologie/Sozialwissenschaften in der Fakultät I zu den Bildungswissenschaften zu rechnen). Die Studierenden schreiben sich über ihre Fächer größtenteils in
die übrigen Fakultäten I, III und IV ein und werden diesen auch zugerechnet.
Die Lehrerbildung wird auch künftig einen zentralen Bestandteil der universitären Grundsubstanz und besonders der Fakultäten I und II bilden und soll lt. Rektorat grundsätzlich und in
allen ihren Bestandteilen aufrechterhalten und weiter gestärkt werden. Dabei haben sich in
NRW in den letzten Jahren weitreichende Änderungen ergeben: Dies betrifft die Vorverlagerung eines Praxissemesters in das Masterstudium sowie die Angleichung der Studiendauer
für alle Lehrämter auf einheitlich 6+4 Semester. Die Erstsemesterzahlen sind in den letzten
fünf Jahren beständig angestiegen (mit einem ungeklärten Zwischentief in 11/12) und haben
2012/13 einen neuen Höchststand erreicht, der nach Prognosen bis mindestens 2017/18 nur
geringfügig zurückgehen wird.
Lehramt G und G mit Integrierter Förderpädagogik
Mit dem (Teil-)Studiengang „Integrierte Förderpädagogik“ und „Sachunterricht“ wurden im
Grundschulbereich neue Stellen und Curricula eingerichtet. Zusammen mit der OASELernwerkstatt bietet das Grundschullehramt an der Universität Siegen damit im Entwurfszeitraum eine innovative Perspektive für Lehre und Forschung.
•
Teilstudiengang Sachunterricht und seine Didaktik
Sachunterricht, welches als drittes Fach im Grundschullehramt seit dem WS 11/12 studiert
werden kann, ist ein interdisziplinärer Teilstudiengang, an dem die Fächer Geschichte, Sozialwissenschaften, Chemie, Biologie, Physik sowie Geographie beteiligt sind. In NordrheinWestfalen wird der Teilstudiengang derzeit an mehreren Universitätsstandorten als Bachelorund Masterstudiengang ausgebaut. Die Koordination der sechs in Siegen beteiligten Fächer
in vier Fakultäten liegt in der Verantwortung der Fakultät II und wird von dem Fachgebiet
Sachunterrichtsdidaktik koordiniert. Eine Kontinuität in der Lehre muss für jeweils ca. 60 im
Wintersemester aufgenommene Studierende sichergestellt werden. Dies gilt insbesondere
für den forschungsbezogenen Master. Für die Aufrechterhaltung des Studiengangs in Forschung und Lehre und damit des Lehramts Grundschulpädagogik an der Universität Siegen
ist die dauerhafte Einrichtung einer Professur (bisher W1 befristet) mit Mitarbeiterstellen notwendig.
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•
Studiengang Integrierte Förderpädagogik
Seit dem Wintersemester 2011/2012 hält die Universität Siegen mit dem Lehramt an Grundschulen mit integrierter Förderpädagogik einen neuen Studiengang vor, in dessen Verlauf die
Förderschwerpunkte „Lernen“ sowie „Emotionale und soziale Entwicklung“ anteilig studiert
werden. Mit erfolgreichem Abschluss des Bachelor- und Masterstudiums erhalten die Absolventen/innen den Titel eines Masters of Education für das Lehramt an Grundschulen. Im
Rahmen einer Sondervereinbarung der Universität Siegen mit dem Ministerium für Schule
und Weiterbildung des Landes NRW können diese Absolventen/innen ein zweites einjähriges Masterstudium in Siegen anschließen, welches ausschließlich Inhalte der beiden genannten Förderschwerpunkte enthält. Wird dieses Studium erfolgreich absolviert, erwerben
die Studierenden einen zweiten Masterabschluss mit der Bezeichnung Master of Education
für das Lehramt an Förderschulen.
Perspektivisch gilt es an der Fakultät, die Durchführung des Studiengangs sicherzustellen.
Das aktuelle Lehrdeputat muss im Hinblick darauf nicht nur erhalten, sondern auch ausgeweitet werden. Konkret bedeutet dies, dass die zum Ende des Sommersemesters 2016 auslaufende Stelle einer abgeordneten Lehrkraft für besondere Aufgaben verlängert und eine
zusätzliche Stelle mit identischer Bezeichnung für das Wintersemester 2016/2017 bereitgestellt werden muss.
•
OASE-Werkstatt
Die OASE-Werkstatt ist eine Hochschuleinrichtung des Fachgebiets Vor- und Grundschulpädagogik, die 1997 im Rahmen des Projekts OASE (Offene Arbeits- und Sozialformen entwickeln, 1994-2002) unter der Leitung von Hans Brügelmann entstanden ist. In Fortsetzung
dieser Projektinitiative werden dort offene Formen des Arbeitens und Lernens erforscht, dokumentiert, praktiziert und analysiert, um deren Verbreitung in der Grundschule zu fördern.
Daraus ergeben sich folgende zentrale Aufgaben und Ziele:
•
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•
•
•
Gestaltung und Entwicklung von Lernumgebungen
praxisnahe Ausbildung der Studierenden durch die Arbeit mit Kindern – direkt vor Ort
(z. B. Werkstatt für Kinder als Außerschulisches Praktikum bzw. Berufsfeldpraktikum)
Kontakte zu anderen Einrichtungen der Lehrerbildung innerhalb der Hochschule und
darüber hinaus (z. B. Kooperation mit anderen Lernwerkstätten der Universität)
Beteiligung am internationalen Netzwerk der Hochschullernwerkstätten
Weiterentwicklung von offenen Lern- und Arbeitsformen in der Schulpraxis (OASE
FORUM)
Regelmäßiger Austausch über Perspektiven, Methoden und Ergebnisse empirischer
Grundschulforschung als Beitrag zur Nachwuchsförderung und interdisziplinärer, fakultätsübergreifender Austausch (OASE Werkstattgespräche)
Damit steht ein weiterer Ort der Kommunikation und Kooperation zwischen Studierenden,
WissenschaftlerInnen, LehrerInnen und ReferendarInnen zur Verfügung. Insgesamt konnte
das Angebot der OASE-Werkstatt in den letzten drei Jahren durch eine Anschubfinanzierung
(Berufungsverhandlung Wiesemann) ausgeweitet werden. Konzeptionell gilt es, die OASEWerkstatt zukünftig noch mehr in das Studienangebot der Lehramtsstudiengänge zu integrieren und als Ort des forschenden Lernens für Studierende zu etablieren.
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Lehrämter HRGe und Gym/Ge
Wie die anderen Lehramtsstudiengänge auch sind diese Studiengänge im Zuge der Akkreditierung überarbeitet worden. Im Studiengang Gym/Ge ist der bildungswissenschaftliche Anteil faktisch gesunken, im Studiengang HRGe erhöht worden (Studienzeitverlängerung). Als
Querschnittsaufgaben wurden die Aspekte Diagnostik, Förderung, Heterogenität in die Studienstrukturen implementiert. Für die Versorgung der seit 2008 stetig ansteigenden Zahlen
an Studierenden wurden u.a. befristete Stellen eingerichtet; eine zweite Professur (Sek. II) ist
derzeit noch im Besetzungsverfahren. Realisiert und weiter ausgebaut wird seit einiger Zeit
u.a. eine stärkere Anbindung der Studierenden und Lehrenden an lokale Prozesse der
Schul- und Unterrichtsentwicklung (Lehrforschungsprojekte, Siegener Forum zur Schulentwicklung, Arbeitskreis gymnasiale Oberstufe). Angestrebt werden mittelfristig eine Verankerung grundlegender förderpädagogischer Aspekte (Inklusion) im Sekundarbereich sowie eine
Stärkung forschungsmethodischer Aspekte in der Ausbildung.
Im Hinblick auf die Herausforderung Praxissemester und die hohen Studierendenzahlen ist
in der Sekundarstufenausbildung sicherzustellen, dass die auf drei bzw. vier Jahre befristeten aLfbA und LfbA-Stellen über 2015/16 hinaus verlängert werden.
Lehramt BK
Seit Jahren herrscht in den Berufskollegs ein eklatanter Mangel an qualifizierten Lehrkräften.
Dieser betrifft vor allem die naturwissenschaftlichen und technischen („MINT“-)Fächer. Fakultät und Universität haben darauf mit der Erarbeitung eines Modellstudiengangs „Berufliches
Bildungswesen, Schwerpunkt MINT“ an der Universität Siegen reagiert, der im Herbst 2012
als Antrag an das Ministerium formuliert wurde. Dieses Modell einer neuen BK-Ausbildung ist
durch drei Merkmale gekennzeichnet: Entkoppelung des Bachelor- vom Masterstudium hinsichtlich der bildungswiss. Anteile, Major-Minor-Struktur der beteiligten Fächer und koordinierte Fort- und Weiterbildung. Das Modell geht von einem Bachelor of Science bzw. Engineering mit 180 Leistungspunkten (LP) und einem Master of Education mit 120 LP aus. Der
Bachelorabschluss kann an einer Universität (etwa an der Universität Siegen) oder an einer
Fachhochschule, die mit der Universität Siegen kooperiert, erworben werden.
Es ist momentan noch nicht abzusehen, inwiefern hier auf die Erziehungswissenschaft eine
größere Baustelle zukommt. Nach Entscheidung des Ministeriums im Januar 2013 bedarf es
vermutlich aber der zügigen, kontinuierlichen Weiterarbeit bezüglich Curriculum, Kapazitäten
und Studiengangskoordination.
Als operative Problembereiche der Lehrerbildung/Bildungswissenschaften insgesamt lassen
sich benennen:
• Die Studierendenzahlen und Studienorganisation unterliegen einer starken Außensteuerung und sind mit den Interessen der anderen Fakultäten eng verknüpft. Aufnahme- und
Bewerberzahlen können faktisch nicht über die Fakultät gesteuert werden, sondern
‚kommen auf uns zu’ (müssen bedient werden).
•
Für einen berufsqualifizierenden Abschluss benötigen alle Studierenden einen Masterabschluss; der Übergang (zum ersten Mal anstehend im WS 14/15) ist derzeit noch nicht
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Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
geklärt. Es besteht zudem nach wie vor ein großer Überhang von Studierenden des alten
Lehramts (ESL – ca. 3000) sowie ein auslaufender Studiengang Pädagogik als Lehrfach
(PAL, ca. 150 Personen). Diese Studiengänge laufen erst zum WS 2017 aus.
•
Der Bedarf an Koordination ist durch die hohen Studierendenzahlen (bei vergleichsweise
geringen Studienanteilen), das Nebeneinander von alten und neuen Studiengängen und
durch die unterschiedlichen Lehrämter dauerhaft hoch.
•
Die Bildungswissenschaften verfügen über kein eigenes Prüfungsamt; die anfallenden
Aufgaben (POS, usw.) müssen von anderen Institutionen übernommen werden.
Eine Arbeitsgruppe befasst sich derzeit mit der Weiterentwicklung der Lehrerbildung aus
Sicht der Fakultät II. Hier geht es insbesondere um den Ausbau der Lehrerbildungsforschung
und um Veränderungen in der Lehrorganisation/Didaktik.
INEDD
Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wurde 2002 mit Unterstützung des
DAAD und der DFG in Siegen ein Promotionsstudiengang eingerichtet: Die Promovierenden
des Departments werden über das International Education Doctorate Degree (INEDD) – zusätzlich zu den in der Regel bilateralen Arbeitskontexten mit ihren Dissertationsgutachter/innen – betreut. Von derzeit fast 100 betreuten Promovenden kommen rund ein Drittel
aus dem Ausland. Es werden insbesondere folgende Ziele verfolgt:
•
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•
•
eine Internationalisierung der Promotionen,
eine systematische Teilnahme der Doktorand/inn/en an Tagungen,
Entwicklung von Strategien zur Erschließung von Ressourcen,
die Implementierung neuartiger Betreuungsformen,
eine Verkürzung der Promotionszeiten.
Die aufgabenbezogene Organisationsstruktur des Studiengangs umfasst die Administration
des Aufnahmeverfahrens im Auftrag des Promotionsausschusses, die Beratung im Hinblick auf die Belegung von Lehrangeboten insbesondere für Promotionswillige ohne promotionsberechtigenden Hochschulabschluss (Studienprogramm) sowie differente Betreuungsformen u. a. im Hinblick auf den Wissenschaftsspracherwerb.
Der Promotionsstudiengang stellt ein Alleinstellungsmerkmal der Universität Siegen dar.
Probleme bestehen hier neben konzeptionellen Unschärfen in der Sicherung einer ausreichenden und dauerhaften Ressourcenausstattung zur Koordination und Betreuung (min. 1,0
Dauerstelle). Diskutiert werden soll daher der Stellenwert, die Ausgestaltung und die Ausstattung von INEDD für alle Studiengänge des Departments und der Fakultät.
Studiengangsübergreifende Aspekte
Eine Reihe von Lehrenden bieten ihre Lehrveranstaltungen gemeinsam für verschiedene
Studiengänge an. Dies ist aus inhaltlichen Gründen in vielen Fällen sinnvoll, birgt aber auch
eine Reihe von organisatorischen Problemen. Daraus entstehen z.B. Abstimmungsprobleme
vor allem hinsichtlich der Deputatsverteilung derjenigen Lehrenden, die in mehreren Studiengängen zugleich involviert sind („Polyvalenz“) sowie ein erhöhter Beratungsbedarf auf Seiten der Studierenden.
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Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
Die Auslastungsberechnungen seitens der Verwaltung erfolgen als ein Fach „Pädagogik und
Psychologie“, was Unterschiede zwischen den Studienrichtungen/-gängen verdeckt. Es wird
dafür plädiert, Auslastungsberechnungen zukünftig nach Studiengängen getrennt vorzunehmen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Koordination der Angaben zu den jeweils einzubringenden Deputaten zwischen allen Studiengängen im Bereich.
Folgende Vorstellungen sollen für die Weiterentwicklung der Studiengänge leitend sein (s.
für eine Konkretisierung Punkt 5):
•
•
•
Eine Spezialisierung in verschiedene Studienrichtungen/Abschlussprofile ist grundsätzlich sinnvoll und aufrechtzuerhalten.
Auszubauen sind Formen der Zusammenarbeit in der Lehre, im Schwerpunkt insbesondere in der Studieneingangsphase sowie in der Phase der wissenschaftlichen Weiterqualifikation (Promotion). Nachzudenken ist auch über eine Integration und Verknüpfung mit
Lehrangeboten der Architektur, Kunst und Musik, um das Potenzial der Zusammenführung der alten Fachbereiche in die neue Fakultät II zu nutzen.
Neue Studiengänge sind grundsätzlich stärker als bisher unter dem Aspekt einer dauerhaften Verfügung über die dafür notwendigen Ressourcen zu prüfen.
Für die Koordination aller Studiengänge hat das Dekanat bis 2015 Mittel für eine Ausweitung
der personellen Kapazitäten zur Verfügung gestellt. Diese Mittel sind auch nach 2015 unerlässlich, wenn in Zeiten stetig wachsender Organisationsaufgaben auch künftig ein gutes
Lehrangebot bereitgestellt und organisiert werden soll.
4
Forschung
Der Bereich Erziehungswissenschaft befindet sich derzeit im Umbruch bzw. Aufbruch. Im
Anschluss an den Evaluationsbericht des früheren Fachbereichs sind in den vergangenen
Jahren insbesondere folgende Forschungsthemen bearbeitet worden:
•
•
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•
•
Bildung und Erziehung in der Kindheit, im Jugend- und Erwachsenenalter in gesellschaftlichen Institutionen (z.B. Schule, Kindertageseinrichtungen, Jugendhaus, Angebote des
lebenslangen Lernens) unter besonderer Berücksichtigung von Familie, Medien und außerschulischer Situation (Lernen, Heterogenität, Inklusion)
Aufwachsen unter erschwerten Bedingungen (Biografieverläufe, sozialpädagogische Interventionen, Heterogenität, Diversität, Benachteiligungen)
Ästhetische Erziehung, biographische Entwicklung und Lebenslauf (Lernen und Lebenslauf)
Arbeits- und berufsbezogene Struktur- und Qualifikationsforschung (Bildungsberatung,
Professionalisierung)
Gesellschaftliche Teilhabe und Ausgrenzungsprozesse in der Zivilgesellschaft (Ausgrenzung auf Grund von Migration, Behinderung, Krankheit, Dissozialität,)
Konzeption, Planung und Evaluation Sozialer Dienste in kommunalen Kontexten
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Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
Diese Forschungsinhalte waren Grundlage für die Berufungsstrategie in den letzten fünf Jahren, womit bei gleichzeitiger konsequenter Aufwertung der W2-Professuren zu W3-Stellen
plus Mitarbeiter eine Stärkung der Forschungsperspektive intendiert war (vgl. Übersicht 1).
Im Zuge der Neubesetzungen hat sich die thematische Breite der Forschungsaktivitäten weiter ausdifferenziert. Hinzugekommen sich Kompetenzen und Forschungsinteressen insbesondere im Hinblick auf Heterogenität/Diversity, auf gesellschaftliche Transformationsprozesse, Normalitätsvorstellungen, Kriminalisierung und Sozialräume sowie auch auf spezifische Fragen der Curriculumentwicklung (Sachunterricht) und des inklusiven schulischen
Lernens. Verschiedene Formen des Austausches und der Netzwerkbildung (gemeinsame
Forschungswerkstätten, kollegiale Vortragsreihen etc.) haben dazu beigetragen, gemeinsame Forschungsschwerpunkte zu verdeutlichen.
Zentrale wissenschaftliche Einrichtungen
Dem Department Erziehungswissenschaft und Psychologie sind zwei zentrale wissenschaftliche Einrichtungen zugeordnet: das Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste (ZPE) und das „Siegener Zentrums für Sozialisations-, Biographie- und Lebenslaufforschung" (SiZe)
•
•
Das ZPE ist eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung der Universität Siegen, die vielfältig auf regionaler, landesweiter, nationaler und internationaler Ebene vernetzt ist. Die
Aktivitäten des ZPE beziehen sich auf Theorieentwicklung, Forschung und Beratung in
Feldern der Sozialen Arbeit, der außerschulischen Erziehung und Bildung sowie der Gesundheits- und Sozialpolitik. Es kann auf eine langjährige erfolgreiche Forschungs- und
Beratungsarbeit verwiesen werden. Die interdisziplinäre Herangehensweise an Forschungsfragen wird gestützt durch die interne Kooperation von Wissenschaftler/nnen unterschiedlicher Disziplinen. Das ZPE dokumentiert seine Aktivitäten in jährlichen Arbeitsberichten.
Das SiZe ist ein bundesweit anerkanntes erziehungswissenschaftliches Forschungszentrum und untersucht Formen und Bedingungen heutiger sowie historischer Kindheit und
Jugend. Zu den wichtigsten Forschungsaktivitäten zählen aktuell Studien über Partizipation an ganztägigen Grundschulen (PagGs), die Panoramastudie JUgendLEben NRW
2012 (in Kooperation mit den Universitäten Gießen und Köln) und ein DFG-Projekt über
‚Bildungsbenachteiligung‘ als Topos in Ganztagsschulen. Darüber hinaus organisiert das
SiZe Tagungen (z. B. über Jugendbildung sowie über Räume der Bildung) und verfasst
Expertisen (z. B. über Ganztagsschulen sowie kommunale Bildungslandschaften).
In Bezug auf die praktizierten Forschungsformate ist festzustellen, dass eine Vielfalt möglicher Formen zur Anwendung kommt. Diese reicht von Lehrforschung, Promotionsprojekten,
kleinere Expertisen und Evaluationsprojekten über mittelgroße praxisbezogene oder grundlagenbezogene Forschungsvorhaben und Beteiligungen an nationalen oder europäischen
Forschungskonsortien bis hin zu selbstkoordinierten größerformatigen Forschungsprojekten.
Der Schwerpunkt liegt im Bereich kleinerer und mittelgroßer Projektvorhaben. Die Auftraggeber bzw. Kooperationspartner stammen bei kleineren Projekten überwiegend aus der Region, mittlere und größere Vorhaben werden über die Zusammenarbeit mit verschiedenen
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Vorläufiger Struktur- und Entwicklungsplan Erziehungswissenschaft / Fakultät II
Stiftungen sowie überregionalen Verwaltungen, über die DFG, Landes- und Bundesministerien und die Europäische Kommission finanziert.
Im Fächervergleich der Universität Siegen ist die Erziehungswissenschaft mit durchschnittlichen Drittmittelausgaben von ca. 890.000 € jährlich im Berichtszeitraum 2009-2011 das
drittmittelstärkste Fach der Fakultäten I und II. Im Landesvergleich der Drittmitteleinnahmen
pro Pädagogikprofessur liegt die Siegener Erziehungswissenschaft für die Jahre 2008-2010
jedoch unter dem Durchschnitt. Die eingeworbenen Forschungsmittel zeigen, dass die Breite
und Aktualität der erziehungswissenschaftlichen Forschung an einen gesellschaftlichen Bedarf anschließt. Über autonom generierte Forschungsthemen trägt die Siegener Erziehungswissenschaft gleichzeitig zu innovativen Fragestellungen bei. Insgesamt wird deutlich,
dass die Erziehungswissenschaft über das Potential verfügt, zur Problembewältigung im entsprechenden gesellschaftlichen Handlungsfeld mit wissenschaftlichen Mitteln beizutragen.
Demgegenüber können folgende Problemanzeigen gemacht werden:
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Die gegebene Breite der Forschungsthemen bietet einerseits vielfältige Anschlussoptionen, andererseits stellt dies für die geforderte Profilbildung bei der erziehungswissenschaftlichen Forschung in Siegen eine Herausforderung dar. Für die Entwicklung einer
Forschungsstrategie, die mit den Planungen der Fakultät II bis 2018 kompatibel ist, ist es
notwendig, Forschungsschwerpunkte und Vorhaben zu entwickeln bzw. abzustimmen,
mit denen die Erziehungswissenschaft in besonderer Weise sichtbar werden will.
DFG-geförderte Projekte, aber auch EU-Projekte nehmen bisher einen vergleichsweise
geringen Stellenwert ein. Die Aufwertung von W2 zu W3 Professuren schlägt sich in letzter Zeit jedoch in einer deutlich gestiegenen Anzahl an Forschungsanträgen bei der DFG
nieder. Zu prüfen ist, wie die Erfolgschancen bei Anträgen auf Einzelförderung und größerformatigen Projekten bei der DFG, dem BMBF, dem DAAD sowie weiteren öffentlichen Mittelgebern verbessert werden können. Dies gilt auch für die Initiierung und Beteiligung an Forschungskonsortien zum 8. Europäischen Forschungsrahmenprogramm.
Internationale Forschungseinbindungen
Viele Mitglieder des Bereichs Erziehungswissenschaft sind auf europäischer und internationaler Ebene in Forschungskooperationen eingebunden. Diese Formen der Zusammenarbeit
sind unterschiedlich intensiv, bilateral oder spielen sich in internationalen Forschungsnetzwerken ab. Die „belastbaren“ internationalen Forschungskooperationen, die künftig einen
noch intensiveren Studierenden-, Doktoranden- und WissenschaftlerInnenaustausch bieten
können, sind deutlich vielfältiger und zahlreicher geworden.
Als Stärke im Kontext der Internationalisierungsanstrengungen kann hier wiederum der internationale Promotionsstudiengang (INEDD) hervorgehoben werden. Mit diesem Angebot
wissenschaftlicher Nachwuchsförderung wird sowohl auf disziplinäre Notwendigkeiten als
auch auf gesellschaftliche Problemlagen reagiert, die jenseits nationaler Analysen und Problemlösungen aus der Perspektive der wachsenden internationalen Verflechtungen betrachtet
werden müssen. Internationale Kooperationen basieren in aller Regel auf ressourcenintensiven bilateralen Kontakten und zu einem großen Teil auf persönlicher Beziehungspflege einzelner Kolleginnen und Kollegen, die in der Erziehungswissenschaft aber über den internati14
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onalen Promotionsstudiengang institutionalisiert werden sollen. Hierzu liegen bereits zahlreiche positive Erfahrungen vor.
Diesbezüglich können folgende Problemanzeigen gemacht werden:
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Um einerseits die Wertschätzung und Verstetigung des Initiativen sicherzustellen und
gleichzeitig einen wechselseitigen Wissenstransfer im Hinblick auf Bildungsfragen zu implementieren sowie eine Nachwuchsförderung zu initiieren, die den Kriterien Internationalität und Exzellenz gerecht wird, ist die „Austauschkultur“ auch im Bereich der Erziehungswissenschaft noch intensiver zu entwickeln. Dazu gehört der Ausbau englischsprachiger Lehrangebote und Publikationsformen. Bezüglich des Austauschs von Wissenschaftler/innen wären die Voraussetzungen für Gastaufenthalte in Siegen zu verbessern
und die Durchführung internationaler Tagungen zu erhöhen.
Bezüglich der internationalen Nachwuchsförderung wäre ein Austauschmodell mit verlässlichen internationalen Partnern anzustreben, das die derzeit teilweise gegebenen
konzeptionellen und materiellen Schwierigkeiten überwindet. Wenn dies angestrebt werden soll, wären entsprechende materielle und personelle Ressourcen erforderlich.
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Jenseits des genannten INEED-Promotionsstudiengangs erfolgt die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bisher über die Mitarbeit einzelner Studierender an kleineren oder
größeren Forschungsprojekten einzelner Wissenschaftler/innen. Dies geschieht entweder im
Rahmen laufender Lehrveranstaltungen oder aber auf der Grundlage einer Beschäftigung als
studentische oder wissenschaftliche Hilfskräfte. Dabei erhalten die Studierenden einen vertieften Einblick in organisatorische, strategische und ökonomische Fragen der Bewältigung
bzw. des Umgangs mit Forschungsproblemen. Die Anzahl der Studierenden in den hier in
Rede stehenden Studiengängen, die für sich eine wissenschaftliche Perspektive entwickeln,
ist nicht unerheblich, aber auch noch nicht zufriedenstellend hoch. Dies zeigt sich vor allem
in den Masterstudiengängen, aber auch in der Graduiertenförderung. Es liegt sowohl im disziplinären Interesse der Erziehungswissenschaft allgemein als auch im Interesse der in Siegen forschenden Wissenschaftler/innen selbst, diese Nachwuchsförderung weiter zu intensivieren.
Es kann folgende Problemanzeige gemacht werden: Trotz bereits bestehender Strukturen
und gemeinsamer Aktivitäten (Forschungswerkstätten, Kolloquien u.a.) mangelt es an. einer
department-übergreifenden Strategie der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Dies sollte sich auf Studierende, die noch nicht graduiert sind, und auch auf Postgraduierte
beziehen.
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Handlungs- und Entwicklungsplan bis 2018
Im Folgenden werden zentrale Handlungsempfehlungen, die aus den vorangegangenen
Überlegungen abgeleitet werden, vorgestellt.
5.1 Weiterentwicklung der Studienstrukturen – Handlungsschritte
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Sicherstellung der Quantität und Qualität der Lehre: Angesichts der Akkreditierung neuer
Studienordnungen und der weiter zunehmenden Studierendenzahlen erscheint es unabdingbar, ein besonderes Augenmerk auf die Sicherstellung der Quantität und Qualität der
Lehre zu legen. Eine schlechte Reputation unter Studierenden kann sich die Universität
nicht leisten! Dazu sollten, durch die Fach- bzw. Studiengangskonferenzen angeregt,
Curricula und Prüfungsordnungen optimiert oder/und an neuen Lehr- und Beurteilungsformen gearbeitet werden. Eine Kooperation von Dozenten und Studierenden über Grenzen – der Studiengänge im Department und mit anderen Departments innerhalb und außerhalb der Fakultät – sollte ermutigt und finanziell gefördert werden (z.B. über QVM).
Zugleich ist auf eine dauerhafte Sicherstellung der dafür notwendigen strukturellen Rahmenbedingungen hinzuarbeiten (Betreuungsrelation, Raumsituation, Sach- und Personalausstattung im administrativen Bereich).
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Beantragung eines DFG-Graduiertenkollegs „Subjekte Sozialer Hilfen“: Es soll eine de-
partmentübegreifende Initiative zur Beantragung eines DFG-Graduiertenkollegs
„Subjekte Sozialer Hilfen“ auf den Weg gebracht werden.
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Ausbau von INEDD zur zentralen Promotionsplattform der Fakultät: Es ist sinnvoll, in
Zukunft stärkere, auch studiengangs- und departmentübergreifende, Anstrengungen zur
Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu unternehmen. Dazu wird empfohlen,
die INEDD-Plattform zu nutzen und konzeptionell weiter zu entwickeln.
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Umgestaltung des BAStEI-Studienganges: Der Studiengang sollte in der derzeitigen
Form mittelfristig nicht weitergeführt werden. Seine innovativen, auf Entwicklung und Inklusion zielenden curricularen Inhalte sollten gleichwohl zur Weiterentwicklung der Studienstrukturen des Bereichs Erziehungswissenschaft genutzt werden. Diese konzentriert
sich derzeit im lehrerbildenden Bereich auf die Studiengänge BK und Förderpädagogik.
5.2 Weiterentwicklung der Forschung – Handlungsschritte
Für die Weiterentwicklung der Forschungsstrukturen ist es erforderlich, Forschungsschwerpunkte und Handlungsschritte mit der Perspektive 2018 zu benennen. Sich für bestimmte
Forschungsschwerpunkte zu entscheiden, bedeutet dabei ausdrücklich nicht, dass alle laufenden Vorhaben sich diesen Schwerpunkten zuordnen sollen. Dies käme einer wenig produktiven Engführung vorhandener thematischer Vielfalt, wissenschaftlicher Kompetenz und
Kreativität gleich. Die Festlegung bestimmte Forschungsschwerpunkte soll dennoch strategi16
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sche Leitfunktion haben, die durch vorrangige Allokation universitäts- bzw. fakultätsinterner
Mittel gestärkt werden soll.
Im Folgenden werden zwei Schwerpunkte vorgeschlagen, die selbstverständlich weiterer
Konkretisierung bedürfen.
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Forschungsschwerpunkt ‚Bildung im kommunalen Raum’
Pädagogische Aufgaben und Herausforderungen sowie soziale Probleme artikulieren sich an
konkreten Orten und sozialen Räumen. Deren sozial-ökologische Beschaffenheit, Ressourcen und Hemmnisse sind einerseits in vielerlei Hinsicht abhängig von übergeordneten gesellschaftlichen und sozialen Ebenen. Andererseits müssen pädagogisches Handeln und
Strategien der Einflussnahme an den spezifischen regionalen und sozialräumlichen Bedingungen ansetzen, diese verstehen und entwickeln. Die Siegener Erziehungswissenschaft
kann dazu beitragen, verschiedene bereits vorhandene Forschungsstränge zu verknüpfen,
das Zusammenspiel verschiedener institutioneller Handlungslogiken zu erforschen und konzeptuelle Vorschläge für ein modernes kommunales Wissensmanagement zur Verfügung zu
stellen.
Angeknüpft werden könnte in diesem Schwerpunkt z.B. an die Pläne zur Gründung und Entwicklung einer Universitätsschule, an weitere Schulentwicklungsvorhaben (Berufskolleg Olpe) und an verschiedene Lehrveranstaltungen zum forschenden Lernen, aber auch an den
über drei Juniorprofessuren etablierten Schwerpunkt „Informelles Lernen“ .Angeknüpft werden könnte des Weiteren an Konzepte der Planung und Koordination von Ganztagsschulen
und kommunalen Bildungslandschaften in ihren verschiedenen Ausprägungen. sowie an
Konzepte der Planung und Koordination kommunaler Bildungslandschaften in ihren verschiedenen Ausprägungen. In diesem Zusammenhang eröffnet sich auch die Möglichkeit der
Etablierung einer Hochschulforschung, die Professionalisierungsprozesse und -hindernisse
von Studierenden und Lehrenden in tertiären Bildungseinrichtungen untersucht.
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Forschungsschwerpunkt ‚Ausgrenzung und Inklusion‘
Die Ermöglichung sozialer Teilhabe wird von ihrer Gefährdung durch soziale Ausgrenzung
begleitet. Erziehungswissenschaftliche Forschung ist mit dieser doppelten Problematik in
besonderer Weise konfrontiert: Pädagogische Praxis steht vor der Herausforderung, inklusive und differenzsensible Ansätze und Angebote zu entwickeln. Gleichzeitig steht sie in der
Gefahr, Ausgrenzung und Stigmatisierung ihrer Adressat/inn/en zu reproduzieren, wenn
auch nicht intendiert; schließlich findet sie in komplexen sozialen Konstellationen statt, in
denen vielfach Ausgrenzungen realisiert werden.
Der Forschungsschwerpunkt stellt darauf ab, diese vielschichtigen und voraussetzungsvollen
Prozesse sozialer Inklusion und Ausgrenzung in Institutionen der Bildung und Erziehung und
im Gemeinwesen sowie in anderen Feldern der Sozialen Arbeit in ihrer Wechselwirkung zu
erschließen. Dies erstreckt sich im Besonderen auf den Umgang mit Diversität/Heterogenität,
soziale Auffälligkeiten (wie Kriminalität) oder die Zuschreibung besonderen Förderbedarfs im
Kontext Elementarbildung/Schule. Der Schwerpunkt ist dazu geeignet, verschiedene Felder
und Professionen zu verbinden und bietet Potenzial für grundlagen- und handlungsorientierte
Forschung auf individueller, organisationaler und gesellschaftlicher Ebene.
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Beide Schwerpunkte sollten durch jeweils einen Sprecher/eine Sprecherin sichtbar vertreten
und unterstützt werden. Die Sprecher/innen berichten dem Fakultätsrat regelmäßig über
Forschungsaktivitäten in ihren jeweiligen Schwerpunkten, initiieren und koordinieren einen
bereichsinternen Arbeitskreis und entwickeln mit diesem zusammen ein Arbeitsprogramm.
Bis 2018 soll zu einem ausgewählten Thema je eine internationale Fachtagung durchgeführt
und eine Sammelpublikation erstellt werden. Alle Schwerpunkte werden von der Fakultät
angemessen finanziell unterstützt.
Es ist zum Abschluss noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Zusammenarbeit der Erziehungswissenschaft mit dem Fach Psychologie in Forschung und Lehre als unerlässlich angesehen wird, wenn die Qualität der Lehre und Forschung weiter gesteigert werden soll. In
diesem Zusammenhang muss für die Psychologie eine zeitnahe Konsolidierung der Personalstruktur erreicht werden. Zudem sollten Überlegungen und Konsequenzen dieses Struktur- und Entwicklungsplanes mit dem Struktur- und Entwicklungsplan Psychologie bzw. den
Fachvertretern eng abgestimmt werden.
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