Front Wirtschaft 11.06.12 Seite25 1 / Teil 01 21.04.16 // Nr. 133 92 //Seite # ! NZZ AG Charmeoffensive soll Startups ins Fürstentum locken BÖRSEN UND MÄRKTE Investoren wetten auf Lockerungen Investoren in den USA bringen sich zurzeit in Position, um von einer weiteren quantitativen geldpolitischen Lockerung zu profitieren. Seite 21 Erste Erfolge für Liechtensteins neue Finanzplatzstrategie Innovative Geschäftsmodelle sollen dem Finanzplatz Liechtenstein neuen Schwung verleihen. Die Regierung fördert deshalb die Ansiedlung von FintechUnternehmen sehr aktiv. GÜNTHER MEIER, VADUZ Der Finanzplatz Liechtenstein sei nach dem Umbruch in der Finanzbranche und der Transformation zu neuen Geschäftsmodellen gut gerüstet für das steuertransparente Umfeld, beteuert Regierungschef Adrian Hasler. Die auf dem Finanzplatz tätigen Unternehmen richteten sich an den veränderten Rahmenbedingungen aus, während auf der anderen Seite versucht werde, einen guten Nährboden für Startups und für Fintech-Unternehmen zu schaffen. Aus dem entsprechenden Programm «Impuls Liechtenstein» sind bereits zwei E-Geld-Institute hervorgegangen. Mit weiteren zehn Interessenten, die ein Fintech-Unternehmen gründen wollen, steht die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) in Verhandlungen. Starke Konsolidierung Vor dem Hintergrund, dass die früheren Geschäftsmodelle des Finanzplatzes mit den internationalen Forderungen nach Transparenz und globalem Informationsaustausch zu den Auslaufmodellen gehören, hat sich die Regierung entschlossen, ein Klima der Innovation in Liechtenstein zu schaffen. Diese Strategie soll dem zuweilen aufgekommenen Eindruck entgegenwirken, dass der hiesige Finanzplatz schon auf dem Totenbett liege. Die statistischen Zahlen sind in der Tat wenig geeignet, grosse Euphorie zu verbreiten: Ende 2015 waren 36 307 Gesellschaften im Öffentlichkeitsregister eingetragen, was im Vergleich zum Vorjahr mit 41 137 Gesellschaften einem Rückgang um über 6000 entspricht. Im Vergleich zum Höchststand von knapp 100 000 Gesellschaften kurz nach der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Aktiengesellschaften, Anstalten und Stiftungen somit auf einen Drittel reduziert. Das Öffentlichkeitsregister verzeichnete 2015 aber nicht nur die Löschung von Gesellschaften, sondern auch 1268 Neueinträge. Entgegen pessimistischen Prognosen gab es nach der Übernahme der Centrum Bank durch die VP Bank keine weitere Liquidation mehr im Bankensektor, vielmehr weisen die Jahresberichte 2015 der Banken bei den Kundengeldern durchwegs Nettozuflüsse aus. Zu den Gründen für diese positive Entwicklung werden in erster Linie die Regierungserklärung von 2013 zur internationalen Steuerkooperation nach dem OECD-Standard und die daraus hervorgegangene «Integrierte Finanzplatzstrategie» gerechnet, die von der Regierung in enger Zusammenarbeit mit den verschiedenen Branchen des Finanzdienstleistungssektors entwickelt wurde. Nun folgt als nächster Schritt das erwähnte Programm «Impuls Liechtenstein», das eine Reihe von Massnahmen zur Förderung der Geschäftsmodelle bestehender Finanzinstitute, die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und insbesondere die Ansiedlung von neuen Unternehmen vorsieht. Zugunsten des Finanzplatzes in die Waagschale wirft Regierungschef Adrian Hasler insbesondere die politische Stabilität und die Rechtssicherheit, was Standard & Poor’s vor einem Monat wieder mit dem hohen Länder-Rating «AAA stable» honorierte. Zudem zählt die Regierung die langjährige Erfahrung von Banken und Finanzintermediären im Private Banking und Wealth Management zu den Standortvorteilen, ebenso, trotz Bekenntnis zum automatischen Informationsaustausch, den traditionell hohen Schutz des Privateigentums und der Privatsphäre sowie das einfache Steuersystem mit einer moderaten Unternehmensbesteuerung. Auch legen sich Regierung und Wirtschaftsverbänden keine Steine in den Weg. Bei dem aus verschiedenen Modulen bestehenden Programm «Impuls Liechtenstein» wird das Hauptaugenmerk derzeit auf die Gründung und Ansiedlung von Fintech-Unternehmen gelegt. Für etablierte wie für neue Firmen sollen attraktive Rahmenbedingungen angeboten werden, damit sie innovative Geschäftsmodelle im Bereich der Finanztechnologie umsetzen können. Um möglichst rasch optimale Rahmenbedingungen für diese Startups zu schaffen, hat das bei der Liechtensteiner FMA angesiedelte Modul «Regulierungslabor» vor kurzem die Tätigkeit aufgenommen. Nach Auskunft von FMA-Präsident Urs Philipp RothCuony arbeitet ein neues Kompetenzteam an der Schnittstelle zwischen Regulierung und Markt, das in Zusam- menarbeit mit den interessierten Unternehmen konkrete Lösungen für innovative Geschäftsmodelle innerhalb des Regulierungsrahmens sucht. Für traditionelle Finanzdienstleister wie für neue Fintech-Unternehmen gelten die gleichen regulatorischen Vorgaben, um einen fairen Wettbewerb zwischen allen Finanzakteuren spielen zu lassen. Für die Aufsichtsbehörde besteht die Aufgabe laut Roth-Cuony darin, den Kundenschutz zu gewährleisten, das Vertrauen in den Finanzmarkt zu erhalten und die Stabilität des Finanzsystems nicht zu gefährden. Wichtig ist für Regierung und FMA, den Regulierungsrahmen an die neuen Erfordernisse anzupassen und zugunsten von Finanzinnovationen auszugestalten. Ein Beispiel für die Anpassung ist eine Anfang März eingeführte Erleichterung bei der Kunden-Identifikation im Bereich der Sorgfaltspflichten: Seither sind auch Online-Verifikationen der Kunden gestattet, wovon die Liechtensteinische Landesbank bereits Gebrauch macht. Die beiden E-Geld-Institute, deren Geschäftsmodell von der FMA bewilligt wurde, sind auf dem Sektor des elektronischen Zahlungsverkehrs tätig. Ein Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und den Vertrieb von Prepaid-Karten sowie auf den Versand von Reisezahlungsmitteln spezialisiert, das andere bietet sich als PaymentPartner für den Online-Handel an. Ebenfalls bereits den Betrieb aufgenommen hat ein Crowdinvesting-Unternehmen, das die Möglichkeit bietet, schon mit kleinen Beträgen in Unternehmen zu investieren. Für derartige Geschäftsfelder, verlautete von der FMA, sei keine spezielle Bewilligung durch die Finanzmarktaufsicht notwendig, wie überhaupt nicht jede Tätigkeit eines Fintech-Unternehmens eine Bewilligung als Finanzintermediär erforderlich mache. Von Vaduz aus in die Welt Neben der Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen wacht die FMA darüber und ist auch bei der Umsetzung behilflich, dass die Geschäftsmodelle mit europäischen Vorgaben konform sind, damit der Marktzugang zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gewährleistet ist. Alle diese Aktivitäten auf dem Finanzplatz sind dem von der Regierung anvisierten Ziel untergeordnet, in Liechtenstein ein Front Wirtschaft 11.06.12 Seite25 1 / Teil 01 21.04.16 // Nr. 133 92 //Seite 02 # ! NZZ AG «Klima derUND Innovation» zu schaffen. BÖRSEN MÄRKTE Regierungschef Adrian Hasler äusserte Investoren wetten auf Lockerungen dazu in einem Interview die nicht ganz Investoren in den USA bringen sich unbescheidene Hoffnung, dass «Unterzurzeit in mit Position, um von Geschäftseiner weinehmen innovativen teren quantitativen geldpolitischen modellen von Liechtenstein aus zu Lockerung zu profitieren. einem Siegeszug in der internationalen Seiteder 21 Geschäftswelt und insbesondere Fintech-Welt starten» werden.