Continuing Dental Education Implantologische Gesamtsanierung – Eine komplexe Sache Durchdachtes Teamwork: Parodontolgie, Implantologie, Prothetik Interaktive Eine akribische Planung sowie das intensive Zusammenspiel zwischen Zahnarzt und Zahntechniker Lerneinheit mit zwei Fortbildungspunkten gelten als wesentliche Grundlage für den implantologischen Erfolg. Dieser Beitrag zeigt anhand nach den Richtlinien der eines Patientenfalles die systematische Vorgehensweise einer umfangreichen parodontoBZÄK-DGZMK unter www.dental-online-community.de logischen, implantologischen und prothetischen Gesamtsanierung. Um dem Leser auch die zahntechnische prothetische Sicht und Arbeitsweise detailliert zu illustrieren, erscheint der komplexe Fall parallel in der dental dialogue. Ein Beitrag von Dr. Jochen Frank, Aindling, Ztm. Gerhard Stachulla ZT Sandra Nodlbichler, Dentallabor Stachulla & Liedtke Die Planung A Aufgrund mehrerer gelockerter Zähne stellte sich der 47- jährige Patient das erste Mal in der Praxis vor. Durch die Mobilität der Zähne litt er unter Schmerzen und Einschränkungen beim Essen. Außerdem fiel ein starker Mundgeruch auf. Ihm war durchaus bewusst, dass einige Zähne nicht zu erhalten sein würden. Eine dauerhafte herausnehmbare Prothese mit Gaumenabdeckung war für ihn jedoch nicht akzeptabel. Sein dringlichster Wunsch waren wieder feste Zähne. Die Anamnese Es lagen keine Allgemeinerkrankungen vor. Im Oberkiefer konnten Taschen mit einer Tiefe bis zu 12 mm gemessen werden. Bei der Sondierung kam es zu Pusentleerung. Die Mobilität wurde durchgehend mit Grad III ermittelt. Im Unterkiefer betrugen die Taschen an den Zähnen 36 bis 33, 43 und 45 zwischen 4 und 9 mm. Die Mobilität lag bei Grad I. Der Patient litt unter einer aggressiven Parodontitis. 554 teamwork J Cont Dent Educ ❑ Extraktion der Zähne 37, 32 bis 42 und 44 sowie ein metallarmiertes Langzeitprovisorium von 33 über 43 zu 45 . ❑ Im Oberkiefer Extraktion aller Zähne und provisorische Versorgung mit einer Totalprothese. ❑ Geschlossene Parodontaltherapie der verbleibenden Unterkieferzähne, zusätzliche Gabe von Antibiotika (Winkelhoff-Cocktail) und einer regelmäßigen Nachsorge bei der Dentalhygienikerin. ❑ Insertion von fünf Camlog-Implantaten in regio 32, 42, 44, 46 und 47. ❑ CT-Diagnostik im Oberkiefer mit dem Med 3DSystem und entsprechende Insertion von acht Camlog-Implantaten in regio 2, 4, 5 und 6 sowie gleichzeitige Versorgung mit vier provisorischen Implantaten (IPI, Nobel Biocare) und einer festsitzenden provisorischen Brücke. ❑ Oberkiefer (OK) und Unterkiefer (UK) festsitzende Versorgung mit Kronen und Brücken Continuing Dental Education Abb. 1 Modelle der Ausgangssituation Abb. 2 Gerüst der metallarmierten provisorischen Unterkieferbrücke Abb. 3 OPG mit Röntgenkugeln zur UK-Implantationsdiagnostik Abb. 4 Unterkiefersituation vor Implantation Die Therapie Die temporäre Versorgung Es erfolgte die Abformung der Ausgangssituation, Modelle wurden angefertigt und gelenkbezüglich einartikuliert (Abb. 1). Das Dentallabor wurde mit der Herstellung eines Wax-up beauftragt. Dabei wurde besonderen Wert auf den Erhalt der Bisshöhe, der Analyse der Zahnlängen und des sagittalen und vertikalen Überbisses gelegt. Dieses Waxup diente im Sinne des Backward Planings oder der antizipativen Planung als Basis für alle weiteren prothetischen und somit auch implantologischen Schritte. Die Zähne 33, 43 und 45 wurden präpariert, abgeformt, die Zähne 37, 32 bis 42 extrahiert und durch eine chairside hergestellte provisorische Kunststoffbrücke (Tempron, GC Europe) versorgt. sche Brücke von 33 über 43 nach 45 eingesetzt (Abb. 2), die Oberkieferzähne extrahiert und eine Immediatprothese eingegliedert. Der gesamte Typus des Patienten sollte erhalten bleiben, wobei ästhetische Verbesserungen bezüglich des Lückenschlusses erwünscht waren. Da der Patient unter einer unbehandelten aggressiven Parodontitis litt, wurde bewusst auf eine Sofortimplantation verzichtet. Das Risiko für die Implantate wäre durch die bakterielle Belastung deutlich erhöht gewesen. Vier bis acht Wochen nach Extraktion gilt als optimaler Implantationszeitraum. Die Weichteile sind in dieser Zeit ausreichend abgeheilt, während sich der Kieferkammabbau noch in akzeptablen Grenzen hält [2]. Zwei Wochen später erfolgte an den verbleibenden Unterkieferzähnen ein Deep Scaling und Root Planning. Bereits einen Tag zuvor begann der Patient mit der Einnahme des Winkelhoff-Cocktails (Amoxicillin 500 mg und Metronidazol 400 mg je 3 mal täglich über acht Tage) [1]. Zum selben Termin wurde die laborgefertigte, metallarmierte provisori- Die chirurgische Behandlung Nach sechs Wochen erfolgte im UK die Insertion von fünf Camlog-Implantaten in regio 32, 42, 44, 46 und 47 (Abb. 3 und 4). Zur Positionierung der Implantate wurde nur eine Orientierungsschiene verwendet, da ein ausreichendes Knochenangebot www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 5/2007 teamwork 555 Continuing Dental Education Abb. 5 Unterkieferimplantation, zum Teil bereits mit eingesetzten Heilkappen Abb. 6 Röntgenkontrollaufnahme nach Unterkieferimplantation vorhanden war und die günstige Lokalisation der Restzähne eine gute zusätzliche Ausrichtung ermöglichte. Es musste nicht augmentiert werden, deshalb wurden die Implantate sofort mit Heilkappen versehen und heilten offen ein (Abb. 5 und 6). Die vorgeschädigten Knochenverhältnisse im Oberkiefer, die durch die abgelaufene Parodontitis verursacht wurden, machten eine CT-Diagnostik sinnvoll. Die Interimsversorgung wurde als Grundlage für die ästhetische Rekonstruktion verwendet und erleichterte die Herstellung einer prothetisch orientierten Bohrhilfe. Die Zahnposition, die Zahnachse und noch viel wesentlicher, die Implantataustrittsposition wurde so genau definiert. Die OK-Interimsversorgung wurde nach Ausheilung der Extraktionswunden unterfüttert und für die Herstellung der CT-Schablone dubliert. Die Schablone diente zur Verwendung des Med3D Systems (Abb. 7). Um ein Verrutschen der Schablone während des CTs zu verhindern, kam der Patient zuvor in die Praxis. Nach einer Anästhesie wurde die Schablone mit zwei Mikroschrauben (Fa. Martin, 1,5 x 13 mm) am Gaumen fixiert. Die Entfernung der Schablone erfolgte wieder in der Praxis. Um erneut anästhesieren zu können, waren zusätzliche Löcher in der Schablone vorhanden. Die CT-Diagnostik fand mit dem Med3D-System im Planungszentrum statt. Nach dem virtuellen Setzen der Implantate mit dem Implantologen, erfolgte die Abspeicherung im System. Die Daten für die Einstellung des Positionierers wurden auf einem Datenblatt ausgedruckt (Abb. 8 bis 11). Die gewonnenen Daten wurden mit dem Hexapod in die Bohrschablone umgesetzt (Abb. 12a und b). Für jede Implantationsstelle musste gemäß des Hülsenplanes der Hexapod neu eingestellt werden (Abb. 13). Für den Behandler wurde ein chirurgischer Plan mit Infor556 teamwork J Cont Dent Educ mationen über die Implantatposition, den Durchmesser und die Implantatlänge erstellt. Dieser Plan ermöglichte einen vorhersehbaren chirurgischen Eingriff ohne große Überraschungen. Das stellte eine zusätzliche Sicherheit und Risikominimierung für den Patient und den Behandler dar. Im Vergleich dazu kommt es bei Verwendung von Bohrhülsen in konventionellen Orientierungsschablonen in zwei Drittel der Fälle zu starken Abweichungen (Winkelabweichung > 5 Grad, Positionsabweichung > 1mm) von der Idealposition [4]. Acht Wochen nach Extraktion der Oberkieferzähne wurden, mit Hilfe der Bohrschablone, die geplanten acht Implantate inseriert. Um kein störendes Weichgewebe bei den aufsteigenden Bohrungen zu verdrängen, beziehungsweise zu verletzen, setzte der Schnitt palatinal von den Bohrhülsen an. Bei der Wundheilung kam es dadurch zu einer unproblematischen Epitheliolyse der palatinalen Wundränder (Abb. 14). Eine Beobachtung die häufig zu machen ist, wenn der für die Wundheilung ideale Abb. 7 Bariumsulfatzahnkranz zur Erstellung der CTSchablone Continuing Dental Education Abb. 8 bis 11 Implantationsplanung mit dem MED3D-System 8 9 10 11 Abb. 12a und12b Realisieren der Bohrschablone im Labor Abb. 13 Die gewonnenen Daten wurden mit dem Hexapod umgesetzt www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 5/2007 teamwork 557 Continuing Dental Education Abb. 14 Zwei Wochen nach Implantation, Wundheilung mit Epitheliolyse Abb. 15 Die Bohrschablone wurde am Gaumen befestigt Abb. 16 Laterales Knochenfenster für den Sinuslift Kammschnitt im Oberkiefer verlassen werden muss. Die mit Doppelhülsen ausgestattete Bohrschablone (Tube in Tube) wurde erneut mit zwei Zugschrauben am Gaumen befestigt (Abb. 15). Da Camlog keine überlangen Implantatbohrer im Bestand hat, wurde bis Aufbereitung bis 3,5 mm auf ITI Bohrer von Straumann ausgewichen. Ab dem Bohrerdurchmesser von 3,8 mm wurde mit Camlogbohrern ohne Bohrschablone weitergearbeitet. Die Bohrlöcher für die vier provisorischen Implantate waren nur als Löcher ohne Hülsen vorhanden und entsprechend dem Vorbohrer dünn angelegt. Die CT-Diagnostik ergab, dass ein provisorisches Implantat nicht in seiner vollen Länge verwendet werden konnte. Es wurde bereits im Vorfeld gekürzt und stand intraoperativ in der richtigen Länge steril zur Verfügung. Es wurde beidseits ein direkter simultaner Sinuslift durchgeführt (Abb. 16 und 17). Um dem Patienten eine zusätzliche Knochenentnahme zu ersparen, wurde nahezu ausschließlich mit xenogenem Material (Bio-Oss, Fa Geistlich) augmentiert. Eine gerin558 teamwork J Cont Dent Educ Abb. 17 Nach Implantation und Sinuslift im Oberkiefer links ge Menge an Eigenknochen wurde durch das Sammeln von Bohrspänen gewonnen und dem Augmentat beigemischt. Selbst Sinusliftaugmentationen die ausschließlich mit Bio-Oss durchgeführt werden, haben dieselben, sogar eher bessere Einheilquoten beziehungsweise Überlebensraten als Lifte mit autologen Knochen [5, 6, 8]. Das laterale Knochenfenster wurde mit einer xenogenen Kollagenmembran (BioGide, Firma Geistlich) abgedeckt. Durch die Verwendung einer Membran erhöht sich die vitale Knochenbildung und die Überlebensrate der Implantate [7]. Alle Implantate, sowohl die definitiven wie auch provisorischen, konnten entsprechend der Med3DPlanung inseriert werden (Abb. 18 und 19). Die definitiven Implantate heilten geschlossen ein. Die Umarbeitung der Interimsprothese zu einer Brücke erfolgte im Labor und wurde postoperativ direkt auf die provisorischen Implantate aufgepasst. Dafür mussten zunächst die Implantatköpfe an den dafür vorgesehenen Stellen in eine parallele Lage zueinander gebogen werden. Um ein Ausbrechen oder Lockern der provisorischen Implantate zu ver- Continuing Dental Education Abb. 18 Nach Implantation und Sinuslift im Oberkiefer rechts Abb. 20 Zementiertes LZP auf provisorischen Implantaten Abb. 19 Röntgenkontrollaufnahme nach Oberkieferimplantation meiden, ist darauf zu achten, dass die Implantate mit einer Zange unterhalb des Biegebereichs fixiert werden. Die einzuarbeitenden Hülsen wurden auf die Implantate gesetzt, die unter sich gehenden Stellen mit Boxingwax ausgeblockt und die Kunststoffbrücke (ehemals Interimsprothese) in Okklusion einpolimerisiert. Nach Versäuberung der Brücke konnte sie mit einem provisorischen Zement (Temp Bond, Fa. Kerr) eingesetzt und die Okklusion kontrolliert und korrigiert werden (Abb. 20). Die Entscheidung für provisorische Implantate erfolgte auf Grund verschiedener Faktoren. Zum einen wollte der Patient keine Totalprothese während der sechsmonatigen Einheilzeit tragen, zum anderen erhöht eine mechanische Belastung des Kieferkamms die Kieferkammatrophie. Der mechanische Stress erhöht die Osteoklastenaktivität, besonders stark in der ersten Phase nach der Extraktion [3]. Alternativ hätte auch eine provisorische Sofortversorgung der vier definitiven anterioren Implantate in Erwägung gezogen werden können. Dies haben wir jedoch verworfen. Es hätte für die definitiven Implan- tate ein höheres Risiko bedeutet und wäre zudem deutlich kostenintensiver gewesen. Die provisorische Implantatversorgung hat jedoch Nachteile hinsichtlich der Weichteilunterstützung, der Ästhetik und der Phonetik. Die Brücke hat 2 bis 4 mm Abstand zum Kieferkamm (Pfahlbautendesign). Die eventuell daraus resultierende Gefahr ist eine einfallende Oberlippe und ungewollte Faltenbildung. Eine kurze Oberlippe kann möglicherweise beim Lachen den Spalt sichtbar machen, beziehungsweise sogar in diesen hineinrutschen. Da beim Sprechen Luft zwischen Brücke und Kieferkamm entweichen kann und somit das Vestibulum aufbläst, ist die Phonetik bei manchen Patienten gestört. Das zu verhindern, kann für den Patienten sehr anstrengend sein und seine Aussprache verändern. Im vorgestellten Fall stellte sich das Problem der erschwerten Phonetik, was der Patient aber für die provisorische Phase akzeptierte. www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 5/2007 teamwork 559 Continuing Dental Education Abb. 21 Die Vorbereitung für die OK-Abformung ... Abb. 22 ... und für die Abformung im UK Abb. 23 Die Oberkieferimplantatabformung Abb. 24 Die Unterkieferimplantatabformung Die Definitive Versorgung Nach sieben Monaten wurden die Oberkieferimplantate freigelegt. Überraschender Weise entschied sich der Patient im Oberkiefer doch für eine abnehmbare Brücke als definitive Versorgung. Der Gedanke, die Brücke jeden Tag zur Säuberung herauszunehmen, schreckte ihn inzwischen nicht mehr ab. Vielmehr erkannte er die Vorteile, die Reinigung unter Sicht vornehmen zu können. Der Patient entschied sich für eine abnehmbare Teleskopbrücke mit Primärteilen aus individuell hergestellten vollkeramischen Abutments. Vier Wochen nach der Freilegung erfolgte eine PermadyneAbformung mit offenem Löffel sowohl im Oberkiefer wie im Unterkiefer (Abb. 21 bis 24). Mit einer Biss-Schablone, festgeschraubt am Implantat regio 22, erfolgte die Bestimmung der Grobzentrik. Mittels Schieblehre wurde die bei der provisorischen Versorgung gemessene Bisshöhe überprüft. 560 teamwork J Cont Dent Educ Die Teleskopherstellung im OK Die Primärteleskope modellierte der Zahntechniker auf den Camlog Insert-Abbutments. Die Modellation wurde mit der Cercon-Fräsmaschine kopiergefräst (Abb. 25) und auf den vorbereiteten Titanabutments im Labor verklebt. Das Nachfräsen der Teleskopoberfläche erfolgt mit einer Nass-SchleifTurbine (Abb. 26). Auf den fertigen Primärteilen erfolgte die Galvanisierung der Sekundärteile mit dem Solarisgalvanogerät von Degudent (Abb. 27 und 28). Die Tertiärstruktur ist im Modellgussverfahren mit NEM gegossen (Abb. 29 und 30). Continuing Dental Education Abb. 26 Die vollkeramischen Primärteile wurden individuell gefräst ... Abb. 25 Die kopiergefrästen Primärteile aus der Cercon-Fräsmaschine Abb. 27 ... und die Sekundärteile darauf galvanisiert Abb. 28 Die Galvanosekundärteile laufen sanft auf den Zirkondioxid-Primärgerüsten Abb. 29 Das Tertiärgerüst im OK ... Abb. 30 ... mit Jig und Bisswall www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 5/2007 teamwork 561 Continuing Dental Education Abb. 31a Die Unterkiefergerüste Abb. 31b Die fertigen Gerüste im OK und UK weisen eine gute Passung auf Abb. 32 Das Provisorium für den Oberkiefer, die Reiseprothese Abb. 33 Zweites Unterkieferprovisorium Die Versorgung im UK Die Kombination von natürlichen Zähnen und Implantaten als Pfeilerzähnen erforderte eine mehrfache Trennung der Brückenkonstruktion. Mit einer hochgoldhaltigen Aufbrennlegierung wurde das Gerüst im klassischen Gussverfahren hergestellt (Abb. 31a und b). Außerdem wurde konnte für den Unter- und Oberkiefer ein neues Provisorium erstellt (Abb. 32 und 33). Die Einprobe in der Praxis Die Keramikabutments im Oberkiefer wurden zum Teil unter Anästhesie einprobiert (Abb. 34). Im Unterkiefer kamen Titanabutments zum Einsatz. Die definitiven Abutmentränder wurden überprüft und notwendige Korrekturen schriftlich festgehalten. Mangels Platz musste dabei ein provisorisches Implantat zwischen regio 14 und 15 entfernt werden. Die provisorische Brücke wurde in dieser Region unterfüttert und auf den Heilkappen abgestützt. Nun wurde das wichtige Ästhetikwax-up durchgeführt, bei dem auch die Wünsche des Patienten berücksichtigt wurden. Die Bisshöhe wurde nochmals über den Sprechabstandes verifiziert. 562 teamwork J Cont Dent Educ Abb. 34a Einprobe der Keramikabbutments im OK Abb. 34b Die Situation im Röntgenbild Continuing Dental Education Abb. 35 Nach dem Einsetzen der Abutments erfolgte die Einprobe der Sekundärteile und ... Abb. 36 ... die Zentriknahme Abb. 37 Tertiärgerüst mit anterioren Jig Abb. 38 Die Überabformung im OK ... Abb. 39 ...und im UK Die große Prothetiksitzung In einer Sitzung erfolgte nun die Entfernung der provisorischen Implantate, die definitive Eingliederung der Abutments, die Einprobe der Galvanoteleskope (Abb. 35) sowie intraoral deren Verklebung mit AGCem (Fa. Wieland) in das Tertiärgerüst. Im Unterkiefer wurden die Abutments zur Bissnahme eingeschraubt und die Gerüste mit feiner A-Silikonabformmasse befestigt. Auf dem Tertiärgerüst wurde die Feinzentrik genommen (Abb. 36). Dabei war die Bißhöhe durch einen anterioren Jig eingestellt (Abb. 37). Es folgten die Überabformungen der Gerüste mit Permadyne (Abb. 38 und 39). www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 5/2007 teamwork 563 Continuing Dental Education Abb. 40 Ok-Reiseprothese und zweite provisorische UK-Brücke Abb. 41 Die für die Wachseinprobe im Oberkiefer und die Rohbrandeinprobe im Unterkiefer vorbereitete Arbeit Abb. 42 Die keramische Verblendung der UK-Front ... Der Patient erhielt als Abschluss dieser langen Sitzung im Oberkiefer eine rein aus Kunststoff gefertigte abnehmbare Brücke, die als Reiseprothese bezeichnet wird (Abb. 40). Diese dient bis zur Eingliederung der definitiven Versorgung als Provisorium. Gleichzeitig bedeutet es, dass der Patient im Falle einer Reparatur des definitiven Ersatzes, nie ohne Zahnersatz auskommen muss. Eine Tatsache die sehr geschätzt wird. Aus Stabilitätsgründen kann hier keine komplette Gaumenfreiheit gewährt werden. Im Unterkiefer wurde ein neues Provisorium mit gekürzter UK-Front eingegliedert (Abb. 41). Die Fertigstellung Im Labor wurden neue Meistermodelle hergestellt und mit der neu gewonnen Zentriksituation remontiert. Die endgültige Fertigstellung konnte nun nach den Vorgaben des Ästhetikwax-up und nach den Wünschen und phonetischen Bedürfnissen des 564 teamwork J Cont Dent Educ Abb. 43 ... und die Verblendung des Seitenzahnbereiches Patienten durchgeführt werden. Im Unterkiefer erfolgte die Verblendung mit der Aufbrennkeramik Duceram-Kiss von Degudent (Abb. 42 und 43). Die Verblendungen des Oberkiefergerüstes erfolgte mit dem lichthärtenden Werkstoff Sinfony von ESPE. Die fehlenden Zahnfleischanteile wurden mit Sinfony Gingiva ergänzt. Continuing Dental Education Abb. 44 und Abb. 45 Wachseinprobe und gleichzeitige Remontage Abb. 47 Die zementierten Kronen und Brücken im UK Abb. 46 Die Titanabutments im Unterkiefer vor der Zementierung Abb. 49 Abschlußröntgenaufnahme a Der weitere Schritt war die wichtige Oberkiefer-Wachs- beziehungsweise Unterkiefer-Rohbrandeinprobe mit gleichzeitiger Remontage (Abb. 44 und 45). Der letzte Arbeitsgang war die definitive Zementierung der Unterkieferversorgung (Abb. 46 und 47), die Anpassung der “Reiseprothese” an die neuen Okklusionsverhältnisse und die Remontage der definitiven Oberkieferversorgung. Diese wurde als abnehmbare komplett gaumenfreie Brücke gestaltet. (Abb. 48a und b, 49, 50a und b). Die gesamte Behandlung umfasste einen Zeitraum von 15 Monaten. b Literatur beim Verfasser Abb. 48a und b Die eingesetzten vollkeramischen Primärteile im Oberkiefer 566 teamwork J Cont Dent Educ Continuing Dental Education Abb. 50a und b Die definitiv eingegliederte Restauration Über die Autoren Produktliste Dr. Jochen Frank ist in Aindling niedergelassener Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis mit Dr. Andreas Pflumm. Seine Schwerpunkte sind parodontologische, implantologische und prothetische Gesamtsanierungen. Er ist Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DPG), dem Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte (BDIZ) und der deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Derzeit absolviert er das Masterstudium für orale Implantologie der DGI an der Steinbeiss Universität Berlin. Implantatsystem Camolg prov. Implantate Provisorienkunststoff CT-Diagnostik Knochenersatzmaterial Kollagenmembran Provisorischer Zement Abformmaterial CAD/CAM Galvanogerät Aufbrennkeramik Lichthärtender Kunststoff IPI Tempron med3D System BioOss Bio-Gide Temp Bond Permadyne Cercon Solaris Duceram-Kiss Sinfony Gerhard Stachulla, geb. 1952 in Augsburg machte nach dem Abitur einen Ausbildung zum Zahntechniker. Seit 1972 ist er als Zahntechniker im In- und Ausland tätig. 1982 ging er in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Betrieb, Schwerpunkte im Bereich der Galvano– Kombitechnik, CAD/CAM Techniken, Implantatprothetik. Stachulla ist seit 1995 Referent für Implantologie mit dem Schwerpunkt für interdisziplinäre Zusammenarbeit, seit 1998 Referent für Galvano und Vollkeramik. Er veröffentlicht national und international Fachartikel und hält Fachvorträge. Camlog Biotechnologie AG Nobel Biocare GC Europe med3D Fa Geistlich Fa Geistlich KerrHawe 3MEspe DeguDent DeguDent DeguDent Espe Korrespondenzadresse Dr. Jochen Frank Arnhofenerrstr. 4 1/2 86447 Aindling [email protected] Dentallabor Stachulla Ztm. Gerhard Stachulla Augsburgerstr. 26 86444 Mühlhausen [email protected]