Leibniz Universität Hannover Physikalisches Fortgeschrittenen-Praktikum Erzeugung ultrakurzer Laserpulse IQ 7 Inhaltsverzeichnis 1 Laserschutz 1 2 Vorwort 3 3 Grundlegende Laserkonzepte 5 3.1 Fabry-Perot Resonator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.2 Die Ratengleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.3 Kohärenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 4 Aufbau des Lasers 13 4.1 Pumplaser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.2 Nd:YVO4 -Kristall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.3 Dichroitischer Spiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.4 Sättigbarer Absorber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.5 Übrige Spiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 5 Laserdynamik 5.1 5.2 17 Güteschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 5.1.1 Relaxationsschwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 5.1.2 Der sättigbare Absorber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5.1.3 Güteschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Modenkopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5.2.1 Monomodiger und multimodiger Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 I II INHALTSVERZEICHNIS 5.3 5.2.2 Modenkopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5.2.3 Einfluss der Güteschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5.2.4 Vereinfachende Annahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Berechnung der Pulsform bei Modenkopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5.3.1 Die Einhüllende und die Mastergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5.3.2 Lineare Verluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.3.3 Der sättigbare Absorber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.3.4 Das verstärkende Medium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5.3.5 Aufstellen und Lösen der Mastergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 6 Autokorrelation 6.1 6.2 35 Allgemeines zur Autokorrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 6.1.1 Energiesignale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 6.1.2 Autokorrelation eines Energiesignales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 6.1.3 Eigenschaften der Autokorrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 6.1.4 Autokorrelation eines sech-Pulses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 6.1.5 Andere Pulsformen und ihre Autokorrelation . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Optische Autokorrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 6.2.1 Bauformen von optischen Autokorrelatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 6.2.2 Prinzipielle Wirkungsweise der optischen Intensitätsautokorrelation . . . 39 6.2.3 Elemente des optischen Intensitätsautokorrelators . . . . . . . . . . . . . 40 7 Versuchsdurchführung 47 7.1 cw-Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 7.2 Gepulster Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 7.3 Erzeugung der 2. Harmonischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 7.4 Autokorrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 INHALTSVERZEICHNIS III A Anhang 51 A.1 Berechnung der Autokorrelationsfunktion des sech-Pulses . . . . . . . . . . . . . 51 A.2 Herleitung der Wellengleichung aus den Maxwellgleichungen unter Berücksichtigung der nichtlinearen Polarisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 IV INHALTSVERZEICHNIS 1 Laserschutz Dieser Abschnitt ist äußerst wichtig und sollte von jedem aufmerksam durchgelesen werden. Die in dem Versuch auftretende Wellenlänge des Laserlichts von λ = 1064 nm liegt im nahen Infrarot und ist für das menschliche Auge nicht sichtbar. Dieser Umstand macht sie aber nicht weniger gefährlich. Im Gegenteil, es findet kein Lidschlussreflex des Auges statt und die Einwirkungszeit bei einer Bestrahlung des Auges ist sehr viel länger als bei sichtbarem Licht. Wie auch sichtbares Licht wird die Infrarotstrahlung auf die Netzhaut fokussiert. Im Gegensatz zu thermischen Strahlungsquellen tritt Laserstrahlung immer nur gerichtet auf. Die Einwirkung auf die Netzhaut ist somit um Größenordnungen intensiver. Eine Schädigung der Netzhaut tritt schon bei kleiner Bestrahlungsleistung auf. Dabei reicht ein Reflex einer matten Oberfläche aus. Die Schäden sind in den meisten Fällen irreversibel und können bis zum völligen Verlust des Augenlichts führen. Aus diesem Grund ist es von ungeheurer Wichtigkeit, während des Aufenthalts im Labor zu jeder Zeit eine Schutzbrille zu tragen. Die Schutzbrille ist für das Praktikum vorgeschrieben. Wer ohne Brille ”erwischt” wird, wird aus dem Labor verwiesen. Das begonnene Praktikum wird als nicht bestanden gewertet! 1 2 1. LASERSCHUTZ 2 Vorwort Seit der Erfindung des Lasers im Jahre 1960 sind mittlerweile rund 40 Jahre vergangen. Der Laser hat sich inzwischen in vielen Bereichen des Alltags und den verschiedensten Berufsfeldern etabliert. Obwohl die Idee der Laserpulserzeugung beinahe so alt wie der Laser selbst ist, hat sich in diesem Bereich gerade in den letzten zehn Jahren eine rasante Entwicklung abgezeichnet. Laserpulse mit Pulsdauern in der Größenordnung von nur wenigen fs (1 fs = 10−15 s) werden nicht mehr nur in den Forschungslaboren aus akademischem Interesse erzeugt, sondern sie finden zunehmend auch Verwendung in der Industrie und in anderen Forschungsgebieten. Exemplarisch wären Anwendungen in der Messtechnik, Medizintechnik und der Materialbearbeitung zu nennen. Dabei kann mit Hilfe der ultrakurzen Laserpulse die Dynamik von verschiedenen physikalischen Systemen auf Zeitskalen untersucht werden, die bis vor ein paar Jahren undenkbar waren. Hierfür sei z.B. das Gebiet der Ionisation in starken Feldern genannt. Versucht man ein Signal auf einer Zeitskala τ zu untersuchen, so benötigt die dafür verwendete Messtechnik eine Zeitauflösung, die kleiner ist als τ . Laser, die ultrakurze Lichtpulse aussenden, sind die Quelle von physikalisch reproduzierbaren Signalen, mit denen die Messtechnik in den Bereich von Femtosekunden vordringt. Die Spektroskopie mit Femtosekundenlasern erreicht gerade eine solche Genauigkeit, dass die Ergebnisse den heutigen Zeitstandard - die Cäsium-Atomuhr - als ungenau erscheinen lassen. Eine genauere Neudefinition der Sekunde erscheint mit Hilfe dieser Ergebnisse als möglich. Dieses Praktikum soll in die Festkörper-Laser-Physik zur Erzeugung ultrakurzer Laserpulse einführen. Im ersten Teil geht es ganz allgemein um die Erzeugung von Laserstrahlung und ihre Eigenschaften. Im zweiten Teil wird der Laser mit Hilfe eines speziellen Spiegels zur Modenkopplung gebracht. Die Kopplung von Lasermoden ist die Voraussetzung zur Erzeugung ultrakurzer Laserpulse. Mit den erzeugten Pulsen wird unter anderem eine Autokorrelation, ein Vermessen des Lichtpulses mit sich selbst, durchgeführt. Damit soll ein Eindruck in die optische Zeitmessung vermittelt werden. 3 4 2. VORWORT 3 Grundlegende Laserkonzepte Zunächst einmal wollen wir klären, was die grundlegenden Eigenschaften der Laserstrahlung sind und wie man sie erzeugen kann. Laserstrahlung zeichnet sich im Allgemeinen durch eine hohe räumliche und zeitliche Kohärenz aus, d.h. sie eignet sich in besonderer Weise für Interferenzexperimente. Diese Eigenschaft der Kohärenz kann durch die zugrunde liegenden Entstehungsmechanismen verstanden werden. Diese sind schon im Wort LASER, das ein Acronym für ”light amplification by stimulated emission of radiation” ist, angedeutet, nämlich der Lichterzeugung durch stimulierte Emission. Dabei wird ein strahlender, atomarer Übergang durch ein bereits im Strahlungsfeld vorhandenes Photon ausgelöst und es kommt zu einer Emission eines weiteren Photons mit gleicher Phase und Polarisation. Dieser Prozess kann also zur kohärenten (phasenrichtigen) Verstärkung bereits vorhandener Felder genutzt werden. Die stimulierte Emission bildet den Gewinnmechanismus aller Laser und steht in Konkurrenz zur ungewollten spontanen Emission, die durch Vakuumfluktuationen ausgelöst wird. Um nun tatsächlich Laserstrahlung zu erzeugen, ist es nötig, ein geeignetes Gewinnmedium, das durch die oben beschriebene stimulierte Emission Verstärkung erzeugt, in einen optischen Resonator einzubringen. Ist der Gewinn pro Resonatorumlauf größer als die Verluste, so wird der Feldmodus mit dem höchsten Nettogewinn anschwingen und es bildet sich eine stehende optische Welle aus. Die Frequenz dieser Welle ist durch die Eigenschaften des Resonators und des Gewinnmediums bestimmt. 3.1 Fabry-Perot Resonator Der einfachste optische Resonator besteht aus zwei planparallelen Spiegeln und wird FabryPerot Resonator genannt. Die Spiegel stellen harte Randbedingungen an mögliche Feldmoden, nämlich das Verschwinden des elektrischen Feldes an der Spiegelgrenzschicht. Stellt man sich nun eine stehende Welle im Resonator vor, so ist unmittelbar einsichtig, dass der Abstand der Spiegel L ein halbzahliges Vielfaches der Wellenlänge λ sein muss, L = nλ/2, n ∈ N. Oder anders herum, für eine feste Resonatorlänge sind nur diskrete Frequenzen fn erlaubt: fn = n c , 2L n ∈ N. (3.1) Diese Feldmoden nennt man auch longitudinale Moden des Resonators. Nach Gl. (3.1) ist der Frequenzabstand zweier benachbarter Moden: ∆ffsr = c . 2L 5 (3.2) 6 3. GRUNDLEGENDE LASERKONZEPTE ∆f nennt man den freien Spektralbereich. Eine weitere Kenngröße optischer Resonatoren ist die Finesse. Sie ist definiert als Verhältnis der Linienbreite einer Resonanz ∆fc und des freien Spektralbereichs: F = ∆fc . ∆ffsr (3.3) Die Linienbreite eines Resonatormodes ist umso schmaler, je kleiner die Verluste des Resonators sind. Die Verluste entstehen sowohl wegen der endlichen Reflektivität der Spiegel, als auch wegen unvermeidlicher Beugungsverluste, da die Spiegel nur einen endlichen Durchmesser besitzen. In praktischen Laserresonatoren werden die Verluste durch gewollte Auskopplung und ungewollte Spiegelverluste dominiert und Beugungsverluste spielen nur eine untergeordnete Rolle. Neben den longitudinalen Moden existieren auch sog. transversale Moden. Diese beschreiben die Felderscheinung in transversaler Richtung, also senkrecht zur Resonatorachse. Es existiert eine große Mannigfaltigkeit an transversalen Moden. Für den Fall eines frei propagierenden Strahls werden sie in paraxialer Näherung durch den Betrag der Feldgröße |ul,m (x, y)| an einem festen Ort z = z0 beschrieben: √ x √ y |ul,m (x, y)| = Hl (3.4) 2 Hm 2 exp −(x2 + y 2 )/w2 . w w Hier ist w die Größe des entsprechenden Gaußmodes, H sind Hermite Polynome und l, m ∈ N. Für l = m = 0 erhält man den Grundmodus (TEM00 -Modus), andere Kombinationen von Indizes l, m führen zu entsprechend komplizierteren höheren Moden. Das Kürzel TEM steht für transversal elektrisch, magnetisch und bedeutet, dass sowohl der E-Feld als auch der BFeld Vektor senkrecht zur Ausbreitungskonstanten ~k stehen. Normalerweise sind höhere Moden durch deren erhöhte Beugungsverluste unterdrückt. In Fig. 3.1 ist die Intensitätsverteilung einiger transversaler Moden exemplarisch dargestellt. Ein bestimmter transversaler Modus beschreibt das ”Erscheinungsbild” des Lichtstrahls, das dann für sämtliche longitudinale Moden gilt, während der Index des longitudinalen Modus näherungsweise die Frequenz festlegt. Genauer betrachtet besteht auch in den transversalen Moden eine Frequenzabhängigkeit und für einen Resonator mit beinahe planen Spiegeln, bei denen der Krümmungsradius R L (dies ist ein sehr gutes Bild für unseren Laserresonator) gilt: " 1/2 # c (1 + l + m) 2L fl,m,n = n+ . (3.5) 2L π R Daraus ist ersichtlich, dass zu einem bestimmten longitudinalen Modus eine Vielzahl diskreter Frequenzen gehören, die den entsprechenden transversalen Moden zugeordnet werden (fast in Analogie zu den Rotations- und Vibrationsniveaus in einem Molekül). Es sei noch anzumerken, 3.2. DIE RATENGLEICHUNGEN 7 Abbildung 3.1: Intensitätsverteilung einiger transversaler Moden. dass im Fall unseres Praktikumslasers etwa einige hundert longitudinale Moden anschwingen können. Dies ist von der Gewinnbandbreite des verwendeten Nd:YVO4 Kristalls abhängig. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass im Frequenzspektrum eines konfokal angeordneten Resonators (L = R) eine Frequenzentartung auftritt und die transversalen Moden nicht mehr spektral getrennt werden können. Das Modenspektrum eines beinahe planen Resonators ist in Fig. 3.2 dargestellt. Abbildung 3.2: Modenspektrum eines beinahe planen Resonators. 3.2 Die Ratengleichungen Bisher haben wir die Eigenschaften eines typischen passiven Resonators betrachtet. Nun wollen wir das Zusammenspiel zwischen Gewinnmedium und Lichtfeld betrachten. In der Vorbemer- 8 3. GRUNDLEGENDE LASERKONZEPTE kung wurde der Begriff der stimulierten Emission eingeführt. Damit nun in einem Medium optischer Gewinn erzielt werden kann, muss die stimulierte Emission gegenüber der Absorption überwiegen. Dies kann nur der Fall sein, falls im oberen atomaren Energieniveaus des Gewinnmediums (des Nd:YVO4 Kristalls) mehr Träger vorhanden sind als im unteren. Falls dies erreicht ist, spricht man von Inversion des Mediums. Inversion ist in einem reinen Zwei-NiveauSystem nicht möglich. In realen Lasern wird Inversion durch optisches Pumpen von Elektronen in ein angeregtes Niveau 3 realisiert. Diese Elektronen geben einen Teil ihrer Energie durch Phononen an das Gitter ab und befinden sich dann im sog. oberen Laserniveau 2, von dem sie durch Emission eines Photons in das untere Laserniveau 1 relaxieren können. Dort erfolgt wieder ein nicht-strahlender Übergang in den Grundzustand 0, von dem das Elektron wieder auf das Niveau 3 ”gepumpt” wird. Dieses Schema wird Vier-Niveau-Laser genannt und ist in Fig. 3.3 dargestellt. Abbildung 3.3: Vereinfachtes Termschema eines Vier-Niveau-Lasers. Bei gängigen Lasermaterialien erfolgen die nicht-strahlenden Übergänge auf sehr viel kürzeren Zeitskalen als der Laserübergang und so ist es gerechtfertigt anzunehmen, dass sich jedes angeregte Elektron instantan im oberen Laserniveau befindet und das untere Laserniveau instantan entleert wird. Damit ist klar, dass Inversion möglich ist und mit zunehmender Pumpintensität anwächst. Grundsätzlich hat man es bei einem Laser immer mit einem System zu tun, das aus zwei gekoppelten Energiereservoirs besteht, nämlich den angeregten Elektronen im Gewinnmedium (also der Inversion) und dem Photonenfeld. Diese beiden Zustandsgrößen können durch sog. Ratengleichungen beschrieben werden, bei denen die Inversion N3 − N2 wie oben beschrieben mit der Anzahl der angeregten Träger N3 ∼ = N3 − N2 = N übereinstimmt und die gesamte Photonenzahl im Resonator durch φ bezeichnet wird. Im einfachsten Fall für nur einen Feldmodus gilt: dN = Rp − BφN − N/τL , (3.6) dt dφ = Va B(φ + 1)N − φ/τc . (3.7) dt 9 3.3. KOHÄRENZ Hier bedeutet Rp die Pumprate, also wie schnell neue Träger durch optisches Pumpen erzeugt werden. B ist die stimulierte Übergangsrate pro Photon pro Modus (also wie gut das Photonenfeld an die angeregten Träger gekoppelt sind). Damit ist klar, dass der Term −BφN die Trägervernichtung durch stimulierte Emission beschreibt. −N/τL beschreibt den Verlust der Träger durch alle sonstigen Übergänge, z.B. nicht-strahlende Übergänge und spontane Emission in den gesamten Raum. τL ist die Lebenszeit des oberen Laserniveaus. In Gl. (3.7) ist Va das Modenvolumen im aktiven Medium und der Term Va B(φ + 1)N beschreibt sowohl die stimulierte Emission, die natürlich proportional zur Photonenzahl φ ist, als auch die spontane Emission von Photonen in den betrachteten Lasermodus. −φ/τc stellt den Verlust von Photonen einerseits durch gewollte Auskopplung und andererseits durch ungewollte Verluste dar. Also kann τc mit der Photonenlebenszeit im Resonator identifiziert werden. In der Laserphysik ist es nun üblich, die Ratengleichungen auf die Resonatorumlaufzeit TR zu normieren und die Inversion durch einen Gewinn g pro Umlauf auszudrücken und die Photonenzahl in eine resonatorinterne Leistung P umzurechnen. Damit folgen: dg g0 gP g = − − , dt TL Psat TL (3.8) dP = 2g(P + Pvac ) − P/Tp . dt (3.9) TR TR Hier bezeichnet g0 den sog. Kleinsignalgewinn, also den Umlaufgewinn des Lasers, falls keine Photonen vorhanden sind. g0 ist direkt proportional zur Pumprate. TL bzw. Tp sind die auf TR normierten Lebenszeit des Laserniveaus bzw. die Lebenszeit eines Photons im Resonator (d.h. im Beispiel Tp , wie viele Resonatorumläufe sich ein Photon im Resonator befindet bis es entweder ausgekoppelt wird oder aber anderen Verlustmechanismen zum Opfer fällt). Psat ist die Sättigungsleistung und Pvac die den Vakuumfluktuationen korrespondierende Leistung einer Mode. Es kann gezeigt werden, dass dieses System gekoppelter Differentialgleichungen je nach den Systemparametern entweder aperiodisch gedämpft oder aber mit einer gedämpften Schwingung auf eine kleine Störung reagiert (ganz in Analogie zu einem RLC-Schwingkreis). Bei nicht vorhandenem Photonenfeld reagiert der Laser normalerweise mit sog. Relaxationsoszillationen auf ein plötzliches Einschalten der Pumpquelle. Dies ist in Fig. 3.4 gezeigt. 3.3 Kohärenz Wie bereits erwähnt zeichnet sich Laserstrahlung durch besondere Kohärenzeigenschaften aus. Um dies etwas genauer fassen zu können, wollen wir zwei Arten von Kohärenz unterscheiden: die räumliche Kohärenz und die zeitliche Kohärenz. Zunächst soll die räumliche Kohärenz definiert werden. Dazu betrachten wir zwei Punkte P1 und P2 , die an derselben Wellenfront einer elektromagnetischen Welle liegen. E1 (t) und E2 (t) seien sie zugehörigen elektrischen Felder. Definitionsgemäß gibt es keinen Phasenunterschied zwischen 10 3. GRUNDLEGENDE LASERKONZEPTE Abbildung 3.4: Typische Relaxationsoszillationen eines Lasers nach plötzlichem Einschalten der Pumpquelle. den beiden Feldern zur Zeit t = 0. Falls der Phasenunterschied zu Zeiten t > 0 Null bleibt, so sprechen wir von perfekter Kohärenz zwischen beiden Punkten. Falls diese Art von Kohärenz für jeden Punkt der Wellenfront gilt, so sprechen wir von perfekter räumlicher Kohärenz. In realen Systemen muss für einen festen Punkt P1 der Punkt P2 in einer endlichen Fläche um P1 liegen, um gute Phasenkorrelation zu haben. In diesem Fall sprechen wir von teilweise räumlicher Kohärenz und können für jeden Punkt P eine geeignet definierte Kohärenzfläche Sc (P ) einführen. Um nun die zeitliche Kohärenz zu definieren, betrachten wir nun das elektrische Feld einer elektromagnetischen Welle an einer bestimmten Stelle P zu den Zeiten t und t + τ . Falls die Phasendifferenz der beiden Felder zu allen Zeiten t die gleiche ist, sprechen wir von zeitlicher Kohärenz über einen Zeitraum τ . Falls dies für einen beliebigen Wert τ gilt, dann hat die elektromagnetische Welle perfekte zeitliche Kohärenz. Falls sie nur für eine Zeitverzögerung τ mit 0 < τ < τ0 gilt, so hat die Welle teilweise zeitliche Kohärenz mit einer Kohärenzzeit τ0 . Dies ist schematisch in Fig. 3.5 gezeigt. Zu sehen ist ein sinusförmiges elektrisches Feld, das zu den Zeiten τ0 Phasensprünge hat. Es gilt ein fundamentaler Zusammenhang zwischen Kohärenzzeit und der Frequenzbandbreite ∆ν einer elektromagnetischen Welle. Die Kohärenzzeit ist invers proportional zur Bandbreite, ∆ν ∼ = 1/τ0 . Es ist wichtig hervorzuheben, dass räumliche und zeitliche Kohärenz unabhängig voneinander sind. Ein Beispiel für eine Lichtquelle mit hoher räumlicher Kohärenz und sehr kurzer zeitlicher Kohärenz sei eine Superluminiszenzdiode (SLED) genannt, die in eine Einmodenfaser eingekoppelt wurde. Am Faserausgang sind nur zwei transversale Moden des elektrischen Feldes vorhanden (einer für senkrechte und einer für horizontale Polarisation). Dennoch ist die zeitliche Kohärenz sehr schlecht, da die SLED spektral sehr breit emittiert und daher als thermischer Strahler angesehen werden kann. Andererseits gibt es zum Beispiel Hochleistungslaser mit sehr beschränkter räumlicher Kohärenz und sehr langer Kohärenzzeit. Noch eine Bemerkung zur Kohärenz unseres Praktikumslasers. Da nur ein transversaler Feld- 3.3. KOHÄRENZ 11 Abbildung 3.5: Beispiel einer elektromagnetischen Welle mit Kohärenzzeit τ0 . modus vorhanden ist, hat er perfekte räumliche Kohärenz. Die zeitliche Kohärenz hängt nun vom Betriebszustand ab. Im Dauerstrich-Betrieb (cw) wird die Kohärenzzeit von der Anzahl der anschwingenden Moden und damit der gesamten Bandbreite der Laserstrahlung vorgegeben. Dies liegt daran, dass diese zufällige relative Phasenlagen haben. Im Fall der Modenkopplung, also des gepulsten Betriebs werden die longitudinalen Moden starr in ihrer Phasenlage gekoppelt und die einzelnen stehenden Wellen addieren sich zu einem kurzen Puls, der im Resonator umläuft. Die Kohärenzzeit kann nun sehr große Werte annehmen und einige 100 µs betragen, abhängig von der Linienbreite der einzelnen longitudinalen Resonatormoden und damit von der Finesse des Resonators. 12 3. GRUNDLEGENDE LASERKONZEPTE 4 Aufbau des Lasers Abb. 4.1 zeigt ein Foto des Versuchslasers. Darin sind alle wichtigen Komponenten durch Pfeile markiert und beschrieben. Die Resonatormode, der Pumpstrahl und das ausgekoppelte Laserlicht wurden durch eine Linie kenntlich gemacht. In den folgenden Abschnitten werden die Elemente des Lasers kurz erläutert und die später benötigten Daten angegeben. In Abb. 4.2 ist ein Bild aus einer Computersimulation des Laserresonators gegeben. Sie soll illustrieren, dass zum Aufbau eines Lasers nicht nur handschriftliche Rechnungen und experimentelles Geschick nötig sind, sondern auch Computersimulationen zur Hilfe herangezogen werden. In diesem Versuch werden jedoch keine Computersimulationen durchgeführt. Resonatormode f=100 mm Nd:YVO4-Kristall Pumpstrahl Diode f=500 mm Fotodiode Ausgekoppelter Laserstrahl Zylinderlinse SESAM Abbildung 4.1: Foto des Lasers. Der Laserkristall (Nd:YVO4 ), die Pumpdiode, der SESAM (Semiconductor Saturable Absorber Mirror) und die Fotodiode sind durch Pfeile beschrieben. Der Resonatormode ist als roter Strich angedeutet, der ausgekoppelte Laserstrahl gelb. Es gibt zwei konkave Laserspiegel mit einer Brennweite von f = 100 mm bzw. f = 500 mm, alle anderen Laserspiegel sind plan. 13 14 4. AUFBAU DES LASERS Abbildung 4.2: Bildschirmausschnitt des Simulationsprogramms WINLASE. Der Graph zeigt die Resonatormode in tangentialer und sagittaler Richtung. Aufgetragen ist der 1/e2 -Radius der Intensität über die Resonatorlänge. Die Positionen der beiden fokussierenden Spiegel sind gut zu erkennen. Links befindet sich der Nd:YVO4 -Kristall, der in ”flat-brewster” Konfiguration vorliegt. Der rechte Endspiegel wird durch den SESAM gebildet. 4.1 Pumplaser Der Pumplaser besteht aus vielen nebeneinander angeordneten Diodenlasern (Diodenarray), die zu einem Diodenpumpmodul verarbeitet wurden. Der Strahl des Pumplichtes ist elliptisch. maximaler elektrischer Pumpstrom: mittlere Wellenlänge: 4.2 Iel = 2, 5 A λP = 808 nm Nd:YVO4 -Kristall Das Laser Medium ist ein Neodym-Yttriumvanadat-Kristall, in dem die stimulierte Emission stattfindet. Abb. 4.3 zeigt zur Veranschaulichung eine Skizze des Nd:YVO4 -Kristalls. Auf der der Pumpe zugewandten Seite (rechts) ist die Endfläche des Kristalls senkrecht zur Strahlrichtung ausgerichtet. Für die Pumpwellenlänge treten nur minimale Reflexionen auf, so dass die gesamte Pumpleistung in den Kristall gelangt. Für Licht der Emissionswellenlänge des Lasers stellt die Endfläche einen Spiegel dar, der nur zwei Prozent der Leistung durchtreten lässt und 98 % reflektiert. Diese wellenlängenabhängige Reflektivität wird durch eine spezielle mehrschichtige Beschichtung erreicht, die einen Braggreflektor realisiert. Braggreflektoren sind schmalbandig und deshalb ergeben sich die stark unterschiedlichen Reflektivitäten für Pumpund Laserlicht (vgl. auch Abschn. 5.3.3, Abb. 5.5). Diese Endfläche ist der Auskoppelspiegel des Resonators. Die vom Pumplaser abgewandte Seite ist so ausgerichtet, dass das Licht von außen auf dieser Seite im Brewsterwinkel auf den Kristall trifft. Dies bewirkt eine Polarisierung des Lichtes im Resonator. Nur Licht, das parallel zur Bodenplatte des Lasergehäuses polarisiert ist, wird 15 4.3. DICHROITISCHER SPIEGEL aufgebrachter Auskoppelspiegel Dichroischer Spiegel Pumplicht Brewsterwinkel Lasermode Laserkristall Abbildung 4.3: Skizze des Nd:YVO4 -Kristall in ”flat-brewster” Konfiguration. ohne Verluste transmittiert. Für diese Polarisation gibt es keinen reflektierten Strahl. Alle anderen Polarisationen werden beim Auftreffen auf den Kristall auch (aus dem Resonator heraus) reflektiert, erleiden dadurch größere Verluste und werden schließlich unterdrückt. mittlere Verstärkungseinstellung: Verstärkungsbandbreite (FWHM): Länge des Kristalls: Lebensdauer des Laserniveaus: 4.3 λ0 = 1064, 3 nm ⇒ ω0 = 2π · 282 THz ∆λg = 1 nm ⇒ ∆ωg = 2π · 0, 265 THz Lg = 4, 5 mm τL = 100 s Dichroitischer Spiegel Dieser Spiegel trennt den Strahlengang des Pumplichtes und des emittierten Lichtes. Das emittierte Licht wird auf die Zylinderlinse gelenkt. Diese Strahltrennung wird durch dielektrische Schichten auf der Glasplatte erreicht, die wiederum einen Braggreflektor realisieren. Das Pumplicht tritt also (fast) ohne Verluste durch den dichroitischen Spiegel und trifft auf den LaserKristall. 4.4 Sättigbarer Absorber Der Absorber ist hier als Reflektor mit sich verändernder Reflektivität ausgeführt, der gleichzeitig als zweiter Endspiegel fungiert. Die Funktionsweise dieses Bauteils wird in der Anleitung noch genauer erklärt werden. nichtsättigbare Absorption: sättigbare Absorption: Sättigungsintensität: Lebensdauer der angeregten Zustände: a0 = 1% q0 = 0, 5% µJ Isat = 70 cm 2 τA = 100 ps 16 4.5 4. AUFBAU DES LASERS Übrige Spiegel Die große Anzahl der Spiegel ist zunächst verwirrend. Alle Spiegel, die bis hier noch nicht beschrieben wurden, dienen nur dazu, das Licht so umzulenken, dass wir einen Resonator der gewünschten Länge erreichen. Die Länge des Resonators legt die Umlaufzeit des Lichtes fest und damit auch, mit welcher Rate die erzeugten Pulse emittiert werden. 5 Laserdynamik 5.1 5.1.1 Güteschaltung Relaxationsschwingungen Beim Einschalten eines Lasers tritt eine periodische Schwankung der Lichtleistung auf. Diese Schwingung nimmt mit der Zeit ab und wird Relaxationsschwingung genannt. Die mathematische Beschreibung dieses Vorgangs ist kompliziert und wird hier nicht dargestellt. Man kann den Ursprung dieser Erscheinung jedoch anschaulich in Analogie zu anderen Prozessen erklären. Das Verhalten des Lasers hat Parallelen zu dem Verhalten eines elektrischen Schwingkreises. Ein elektrischer Schwingkreis besteht aus einer Spule und einem Kondensator. Beides sind Energiespeicher, die miteinander gekoppelt sind. Wenn ein Spannungssprung auf den Schwingkreis geschaltet wird, antwortet dieser mit einer Schwingung. Während der Schwingung wandert Energie periodisch vom Kondensator in die Spule und zurück. Auf Grund ohmscher Verluste klingt diese Schwingung ab. Ein Laser besteht ebenfalls aus zwei Energiespeichern, die über stimulierte Emission und Absorption miteinander gekoppelt sind. Der Resonator kann Energie in Form von Photonen und das Verstärkermedium kann Energie in Form von angeregten Elektronenzuständen speichern. Ebenso kann man einen Vergleich zur Tierwelt herstellen. Man stelle sich eine Population von Katzen und Mäusen vor, bei der sich ein biologisches Gleichgewicht eingestellt hat, also die Anzahl der Katzen und Mäuse in etwa konstant bleibt. Nun erhöhe sich rasch die Anzahl der Mäuse, weil Mäuse zuwandern oder sich die Ernährungsbedingungen für Mäuse verbessern. Dies verbessert auch die Lebensbedingungen für die Katzen und auch deren Anzahl erhöht sich stark. Die vielen Katzen werden aber schnell so viele Mäuse fressen, dass nur noch wenige Mäuse überleben. Dadurch verhungern wiederum viele der Katzen und deren Zahl geht auch stark zurück. Das verbessert die Lebensbedingungen für die Mäuse drastisch und deren Zahl steigt wieder steil an. Nun können sich die Katzen auch wieder stark vermehren und der Kreislauf beginnt von neuem. Dieses Wechselspiel wird mit der Zeit immer schwächer, bis sich erneut ein biologisches Gleichgewicht eingestellt hat. In einem Laser sind die invertierten Atome vergleichbar mit den Mäusen. Die Pumpe und die Verluste stellen die Ernährungsbedingungen dar. Die Photonen sind die Katzen. 17 18 5.1.2 5. LASERDYNAMIK Der sättigbare Absorber Nun betrachten wir den sättigbaren Absorber. Ein sättigbarer Absorber absorbiert Licht von schwacher Intensität gut. Bei Licht von höherer Intensität wird prozentual weniger Licht absorbiert und dafür mehr reflektiert. Ab einer gewissen minimalen Lichtleistung erniedrigt sich die Absorption jedoch nicht mehr mit steigender Intensität. Der Absorber sättigt. Die Ursache für das beschriebene Verhalten liegt in der Physik des Halbleiters, aus dem der Absorber besteht. Eine genauere Erklärung und Berechnung der Funktionsweise des sättigbaren Absorbers erfolgt in Abschnitt 5.3.3. Der sättigbare Absorber beeinflusst das Verhalten des Lasers. Wir betrachten eine Periode einer Relaxationsschwingung und starten bei der minimalen Intensität. Die Pumpleistung liegt über der Pumpleistung an der Schwelle. Durch die vorhandene Inversion kann die Anzahl der Photonen durch stimulierte Emission erhöht werden. Der sättigbare Absorber wirkt am Anfang wie zusätzliche lineare Verluste. Weil wir ausreichend pumpen, erhöht sich dennoch langsam die Intensität. Schließlich reduziert die ansteigende Intensität die Absorption im Absorber. Der Nettogewinn steigt sehr stark an und damit auch die Intensität, und zwar stärker als es ohne den Absorber der Fall wäre. Beim Abfall der Lichtleistung wirkt der Absorber ähnlich. Nach der obigen Diskussion muss sich die Lichtleistung nach dem Erreichen eines Maximums wieder verringern. Wenn sich die Lichtleistung verringert, erhöht der sättigbare Absorber jedoch wieder seine Absorption. Der Nettogewinn im Laser wird noch kleiner. Die Lichtintensität geht sehr stark zurück bis sie den Anfangswert erreicht hat. Dieses Verhalten ist in Abb. 5.1 illustriert. Abbildung 5.1: Dynamik des Lasers mit passiver Güteschaltung. 5.2. MODENKOPPLUNG 5.1.3 19 Güteschaltung Der sättigbare Absorber destabilisiert das schwingungsfähige System Laser. Der sättigbare Absorber dämpft anfängliche Schwankungen der Lichtleistung nicht, sondern verstärkt sie. Es entsteht eine Schwingung, die nicht mit der Zeit abklingt. Die Absorption im sättigbaren Absorber ändert sich periodisch und damit auch die Verluste im System. Die Verluste eines schwingungsfähigen Systems beeinflussen dessen Güte Q. Daher wird der Betriebszustand, in dem ein Laser diese periodischen Schwingungen aufzeigt, als Güteschaltung (engl.: Q-switching) bezeichnet. Güteschaltung kann in verschiedenen Formen auftreten. Bei schwacher Leistung kann es sein, dass der Laser nach jedem Puls ganz ausgeht. Weil ein Laser durch spontane Emission gestartet wird, variieren dann die Zeitabstände zwischen den Pulsen. Bei höherer Pumpleistung geht der Laser bei der Güteschaltung nicht aus und wir erhalten ein amplitudenmoduliertes Signal. Die Stärke der Modulation hängt von der Pumpleistung ab. Je höher die Leistung wird, desto schwächer ist die Modulation. Schließlich hört die Güteschaltung auf (falls genügend Pumpleistung zur Verfügung steht und der Laser nicht durch die hohe Leistung zerstört wird). Der Grund für dieses Verhalten ist die Sättigbarkeit des Absorbers. Die durchschnittliche Intensität auf dem sättigbaren Absorber nimmt mit der Pumpleistung zu. Der Absorber ist immer längere Zeit im gesättigten Zustand. Schließlich ist er permanent gesättigt und verändert seine Absorption nicht mehr. Damit fällt die destabilisierende Wirkung weg. Die Güteschaltung lässt nach und der Laser geht in den Dauerstrichbetrieb über. Die Dauer eines Pulses liegt je nach den Verlusten um mehrere Größenordnungen über der Umlaufzeit der Photonen im Resonator. Die gespeicherte Lichtenergie im Resonator variiert zwischen aufeinander folgenden Resonatorumläufen also nur sehr schwach. Die Änderung des Nettogewinns pro Umlauf liegt also weit unter einem Prozent. Das genaue Verhalten eines Lasers hängt von vielen Parametern ab. Bei welchen Leistungen eine wie starke Güteschaltung auftritt, muss im Einzelfall im Experiment gemessen oder aufwendig berechnet werden. Außerdem wurde bisher nicht berücksichtigt, dass in einem Laser mit sättigbarem Absorber auch die im Folgenden beschriebene für ultrakurze Laserpulse notwendige Modenkopplung auftreten kann. 5.2 Modenkopplung Güteschaltung kann man zur Erzeugung kurzer Laserpulse verwenden. Dabei baut sich über sehr viele Resonatorumläufe die Intensität auf und wieder ab. Innerhalb des Resonators ist die Intensität dabei gleichmäßig verteilt. Modenkopplung ermöglicht es, die räumliche Intesitätsverteilung innerhalb des Resonators zu verändern. Dabei wird die Lichtenergie im Resonator so umverteilt, dass normalerweise nur ein kurzer Lichtpuls im Resonator hin- und herläuft. 20 5. LASERDYNAMIK Solche Lichtpulse sind typischerweise wesentlich kürzer als Pulse, die durch Güteschaltung erzeugt werden. Allerdings enthält jeder einzelne Puls auch weniger Energie. 5.2.1 Monomodiger und multimodiger Betrieb Für viele Anwendungen von Lasern ist ein monomodiger Betrieb erwünscht, d.h. es soll nach Möglichkeit nur eine longitudinale Mode im Laser anschwingen. Bei der Modenkopplung ist der multimodige Betrieb jedoch beabsichtigt. Je kürzer ein Lichtpuls im Zeitbereich ist, desto breiter ist sein Spektrum. Zeit und Frequenz bilden ein Fourierpaar. Mit der Pulsdauer im Zeitbereich und spektralen Breite eines Pulses lässt sich ein sich ein Zeit-Bandbreite-Produkt der From ∆τ · ∆ν ≈ 1 formulieren. Ein breiteres Spektrum des Laserlichtes wird erreicht, wenn mehrere Moden gleichzeitig schwingen. Dazu muss der Resonator mehrere eng benachbarte Moden erlauben, die alle noch innerhalb der Verstärkungsbandbreite des verstärkenden Mediums liegen. Multimodiger Betrieb alleine genügt jedoch nicht. Wenn die Moden mit zufälligen Phasen und Amplituden schwingen, die selbst auch noch variieren, bilden sich keine kurzen Pulse. Damit die Interferenz der einzelnen longitudinalen Moden kurze Pulse ausbildet, muss eine stationäre Phasenbeziehung zwischen den einzelnen Moden herrschen. Alle longitudinalen Moden werden miteinander gekoppelt (engl.: mode-locking). 5.2.2 Modenkopplung Im vorhandenen Laser wird die Modenkopplung durch den sättigbaren Absorber bewerkstelligt. Es handelt sich dabei um sog. passive Modenkopplung. Im Gegensatz dazu steht die aktive Modenkopplung, bei der ein von außen gesteuerter Verlustmodulator eingesetzt wird. Die prinzipielle Idee ist für beide Techniken gleich. Es wird jedoch nur die passives Modenkopplung betrachtet, da ein sättigbarer Absorber wesentlich schnellere Modulationen bewirken kann und so kürzere Pulse erreicht werden. Der Laser wird versuchen einen Zustand einzunehmen, in dem die Verluste minimal sind. Wenn eine hohe Intensität auf den sättigbaren Absorber fällt, sind die relativen Verluste geringer als bei niedriger Intensität. Wir vergleichen die Situation, dass eine bestimmte Anzahl von Photonen (Lichtenergie) im Resonator gleichverteilt ist, mit der Situation, dass sich die gleiche Anzahl von Photonen an einer Stelle im Resonator konzentriert. Im ersten Fall wird im sättigbaren Absorber ein bestimmter Anteil des Lichtes absorbiert. Im zweiten Fall wird ein kleinerer Anteil der Photonen absorbiert, weil das Licht, wenn die Photonen durch den Absorber treten, eine höhere Intensität hat. Der zweite Fall ist also energetisch günstiger. 5.2. MODENKOPPLUNG 21 Man könnte nun erwarten, dass die Pulse beliebig kurz werden, weil dann die Intensität am Absorber immer größer und damit die Verluste immer kleiner werden. Das ist jedoch aus zwei Gründen nicht der Fall. Erstens sättigt der Absorber ab einer bestimmten Intensität, so dass noch kürzere Pulse mit noch höherer Intensität nicht mehr weniger stark absorbiert werden. Zweitens ist die Verstärkungsbandbreite des Mediums endlich. Je kürzer der Puls wird, desto breiter ist sein Spektrum. Wenn das Spektrum sehr breit wird, werden die äußeren Spektralanteile nur noch sehr gering verstärkt und die Gesamtverstärkung sinkt wieder. Man kann auch sagen, dass effektiv die Verluste wieder ansteigen und zwar dieses Mal im Verstärkermedium. Es existiert also eine optimale Pulslänge, bei der die Gesamtverluste im Resonator minimal sind. Die Modenkopplung in unserem Laser startet von selbst. Minimale Spitzen in den anfänglichen Intensitätsfluktuationen werden durch die vergleichsweise geringeren Verluste im Absorber verstärkt. Schließlich wird der sich bildende Pulse bei der Verstärkung so stark bevorzugt, dass nur noch er alleine übrig bleibt. 5.2.3 Einfluss der Güteschaltung Modenkopplung und Güteschaltung können in einem Laser auch gleichzeitig auftreten. Der Gewinn steigt auf einer vergleichsweise langsamen Zeitskala an, fällt wieder ab und erzeugt so die Güteschaltung. Dies ist dann vor allem auf die Eigenschaften des Verstärkermediums zurückzuführen. Weil der sättigbare Absorber während dieses Vorgangs nicht voll gesättigt ist, kann sich die Absorption noch intensitätsabhängig auf einer viel kleineren Zeitskala von weniger als einer Resonatorumlaufzeit ändern. So können die energetisch günstigeren modengekoppelte Pulse noch zusätzlich entstehen. Dies ist dann vor allem auf die Schnelligkeit des sättigbaren Absorbers zurückzuführen. Es gibt aber eine Schwelle für die Energie im Resonator, ab der der Absorber durch jeden modengekoppelten Puls vollständig gesättigt wird. Dann bleibt kein Spielraum mehr für eine vergleichsweise langsame Änderung der Sättigung, welche eine Güteschaltung verursachen könnte. Die Güteschaltung verschwindet über dieser Schwelle und der Laser zeigt nur noch reine Modenkopplung. Die möglichen Betriebszustände eines Lasers mit sättigbarem Absorber sind in Abb. 5.2 zusammengefasst. Welche Betriebszustände ein bestimmter Laser aber tatsächlich einnimmt, hängt von vielen Parametern ab. Nicht jeder Laser kann alle vier gezeigten Betriebszustände erreichen. In der Anwendung ist das gleichzeitige Auftreten von Güteschaltung und Modenkopplung normalerweise unerwünscht. Entweder möchte man energiereiche Pulse durch Güteschaltung erzeugen oder ultrakurze Pulse mit konstanter Spitzenleistung durch Modenkopplung. Der rein kontinuierliche Betrieb oder cw-Betrieb (engl.: continuous wave) tritt bei sehr schwachen Leistungen auf, bei denen die Intensität im Resonator zu niedrig ist, um eine Veränderung der Absorption im Absorber hervorzurufen. 22 5. LASERDYNAMIK Abbildung 5.2: Die unterschiedlichen Betriebszustände eines Lasers mit sättigbarem Absorber. cw = ”continuous wave”, d.h. Dauerstrichbetrieb. cw mode-locked bedeutet, dass der Laser kontinuierlich im modengekoppelten Betrieb läuft. 5.2.4 Vereinfachende Annahmen Je kürzer die erzeugten Pulse werden, desto höher wird deren Intensität. Das kann dazu führen, dass nichtlineare Effekte auftreten. Die Brechzahl (vor allem des verstärkenden Mediums) wird intensitätsabhängig. Dann muss die sog. Selbstphasenmodulation (SPM) berücksichtigt werden. Außerdem enthält der Laser dispersive Elemente, die die Pulsform beeinflussen können. Wenn man beide Effekte geschickt ausnutzt, kann man sie noch zur zusätzlichen Verkürzung der Pulse einsetzen. In diesem Versuch haben aber sowohl SPM als auch Dispersion keinen nennenswerten Einfluss auf die Pulsbildung. Deswegen werden sie in den folgenden Rechnungen vernachlässigt. Dieser Versuch soll vor allem zeigen, wie das Zusammenwirken von sättigbarem Absorber und Verstärkermedium ultrakurze Pulse erzeugen kann. 5.3 Berechnung der Pulsform bei Modenkopplung Nun soll die stationäre Pulsform bei Modenkopplung berechnet werden. Es soll nicht berechnet werden, über welchen Prozess sich die Modenkopplung einstellt oder welchen Gesetzmäßigkeiten die Güteschaltung folgt. Es wird nur berechnet, wie die einzelnen Pulse aussehen, wenn sich ein stationärer Zustand eingestellt hat, bei dem sich ein einzelner Lichtpuls im Resonator befindet. 5.3. BERECHNUNG DER PULSFORM BEI MODENKOPPLUNG 5.3.1 23 Die Einhüllende und die Mastergleichung Einen Lichtpuls kann man als Überlagerung von ebenen Wellen mit unterschiedlicher Frequenz aber gleicher Phase darstellen. Für einen Lichtpuls, dargestellt an einem festen Ort als Funktion der Zeit, gilt: Z ∞ Z ∞ 1 1 iωt iωt e e E(t) = E(ω)e dω = E(ω)e dω + c.c. (5.1) 2π −∞ 2π 0 e e E(t) ist somit die Fouriertransformierte von E(ω) und die Funktion E(ω) ist das Spektrum des Pulses. Die Abkürzung c.c. steht hier für komplex konjugiert, in diesem Fall für den Term R∞ 1 −iωt e E(−ω)e dω. Diese Abkürzung erlaubt uns später eine kompakte Schreibweise. 2π 0 Das Spektrum ist typischerweise eine Funktion mit endlicher Breite ∆ω und einer mittleren Frequenz ω0 , wobei ω0 ∆ω gilt. Die genaue Form des Spektrums bestimmt die Pulsform. Weil ω0 ∆ω ist, kann man Gl. (5.1) umschreiben, ω durch ω0 + ∆ω ersetzen und das Integral über ∆ω führen: Z ∞ 1 e 0 + ∆ω)ei(ω0 +∆ω)t d∆ω + c.c. E(t) = E(ω (5.2) 2π −ω0 Es ist weiterhin sinnvoll die Einhüllende A(t) des optischen Pulses einzuführen: Z ∞ iω0 t 1 i∆ωt e E(t) = e A(∆ω)e d∆ω + c.c. = A(t)eiω0 t + c.c. 2π −∞ (5.3) e A(∆ω) ist dann das frequenzverschobene Einseitenband-Spektrum (Abb. 5.3), für das e A(∆ω) = 0 für ∆ω < −ω0 gilt. Und mit Gl. (5.3) folgt für ∆ω > −ω0 : e e 0 + ∆ω) . A(∆ω) = E(ω (5.4) E(t) = A(t)eiω0 t + c.c. (5.5) A(t) ist die sog. komplexe Einhüllende des Pulses, für die mit Gl. (5.3) gilt: und A(t) = Z ∞ −∞ e A(∆ω)d∆ω . (5.6) Nun wird die Verbindung von der Einhüllenden A(t) zur mittleren Ausgangsleistung des Lasers hergestellt. Diese Leistung kann sehr einfach mit einem thermischen Messkopf gemessen werden. Von der gemessenen Leistung kann man auf die durchschnittliche Leistung im Resonator 24 5. LASERDYNAMIK e e Abbildung 5.3: Das Spektrum des Lichtpulses gegeben durch E(ω) und A(∆ω). schließen, wenn man den Transmissionsfaktor des Auskoppelspiegels kennt. Aus der Resonatorumlaufzeit kann man dann auf die im Resonator gespeicherte Energie schließen. Wenn man dann noch die laterale und axialen Ausmaße des im Resonator umlaufenden Pulses kennt, kann man auf die Intensität schließen. Die axiale Ausdehnung des Pulses wird hier berechnet. Um schließlich auf die richtige Intensität zu kommen, teilen wir die momentane Leistung des Pulses einfach durch die äquivalente Strahlfläche. Im Folgenden ist die momentane Leistung P (t) mit |A(t)|2 gleichgesetzt. Die einzelnen Elemente i haben bei diesem Laser nur sehr geringen Einfluss auf die Einhüllende A(t). Gewinn und Verluste liegen bei wenigen Prozent. Die jeweiligen Änderungen der Einhüllenden ∆Ai pro Umlauf sind so klein, dass es keine Rolle spielt, in welcher Reihenfolge der Puls die Elemente passiert. Deswegen können wir die totale Änderung der Pulsform nach einem Resonatorumlauf der Zeitdauer TR als Summe schreiben: TR ∂A(T, t) X = ∆Ai ∂T i (5.7) Diese Gleichung wird als Mastergleichung bezeichnet. Im stationären Zustand muss die totale Änderung gleich Null sein. Dabei wurde eine zweite Zeitskala T eingeführt. T ist die Skala, auf der man die Veränderung der Einhüllenden A(T, t) über Zeitdauern von vielen Resonatorumläufen TR betrachtet, wogegen t die Zeitskala ist, auf der wir die Form des einzelnen Pulses betrachten. Dabei ist der Punkt t = 0 die Stelle des Maximums von A(t). Die auf dieser Zeitskala interessierenden Längen sind natürlich viel kleiner als TR . 5.3. BERECHNUNG DER PULSFORM BEI MODENKOPPLUNG 25 Abbildung 5.4: Lichtpuls im Zeitraum gegeben durch E(t) und die Einhüllende A(t). 5.3.2 Lineare Verluste Im Resonator treten lineare Verluste auf. Sie entstehen nicht nur durch die Auskopplung von Licht, sondern auch durch unvermeidbare Absorptionen an den Spiegeln, im Verstärkermedium sowie durch Streuung. Auch der sättigbare Absorber hat einen intensitätsunabhängigen Absorptionsanteil. Alle linearen und frequenzunabhängigen Verluste werden in der Rechnung zusammengefasst und mit der Größe l bezeichnet. Folglich gilt: ∆A(T, t) = −lA(T, t) . 5.3.3 (5.8) Der sättigbare Absorber Der sättigbare Absorber ist in diesem Lasersystem als Reflektor ausgeführt. Aufgebaut ist er aus Halbleiterschichten und wird deswegen SESAM (semiconductor saturable absorber mirror) oder SBR (saturable Bragg-reflector) genannt. Die Absorberstruktur ist in Abb. 5.5 gezeigt. Das Licht trifft von rechts bei z = 4, 29 µm auf den Absorber. Der SESAM besteht aus einem Bragg-Gitter, das durch die periodische Wiederholung von Halbleiterschichten mit unterschiedlichen Brechungsindizes realisiert wurde und als Spiegel wirkt. Am rechten Ende ist in die periodische Struktur noch eine sehr dünne In1−x Gax As-Schicht eingebaut, erkennbar an der Brechungsindexspitze bei z = 4, 23 µm. Diese Schicht wirkt als sättigbarer Absorber. Die geringe Dicke bewirkt schon eine intensitätsabhängige Variation der Verluste von etwa 0,5 %, die ausreichend ist. Bei dickeren Schichten würde es zu Gitterfehlanpassungen kommen, weil InGaAs und AlAs/GaAs unterschiedliche Gitterkonstanten haben. 26 5. LASERDYNAMIK 1.0 3.5 Refractive Index 0.6 λ = 1.06403 µm 2.5 2.0 0.4 1.5 0.2 1.0 3.0 Field Intensity (Rel. Units) 0.8 3.0 0.0 3.2 3.4 3.6 3.8 4.0 4.2 4.4 z (µm) Abbildung 5.5: Absorberstruktur: 25 Paare AlAs/GaAs; 63 nm AlAs; 10 nm In1−x Gax As; 63 nm GaAs. Das würde die Funktionsweise des SESAM beeinträchtigen. Die Absorptionsschicht ist gerade so positioniert, dass sie sich im Maximum der Feldstärke der elektomagnetischen Welle befindet, um größtmögliche Wirkung zu haben. Die Formel für den Leistungsreflexionsfaktor des sättigbaren Absorbers lautet: R(I) = 1 − a0 − q0 I 1 + Isat (5.9) Die Verluste im SESAM setzen sich also aus linearen und nichtlinearen Verlusten zusammen. Der nichtlineare Anteil kommt dadurch zu Stande, dass die Absorption durch ein Halbleitermaterial auch von der Besetzung der Energiebänder mit Elektronen abhängt. Wenn durch Absorption viele Elektronen vom Valenzband in das Leitungsband befördert werden, verringert sich die Absorption durch die geringer werdende Anzahl von Elektronen im Valenzband bzw. in Folge der besetzten Zustände im Leitungsband. Die Reflektivität des Absorbers ist in Abb. 5.7 gezeigt. Zur Vereinfachung der Rechnung wird der Absorber als ideal schnell angenommen, d.h die Lebensdauer der angeregten Zustände ist so kurz, dass die Besetzungsverhältnisse der Bänder sich immer sofort der momentanen Intensität des einfallenden Lichtes anpassen. Obwohl die Lebensdauer τA wesentlich größer als die zeitliche Länge der erzeugten Pulse ist und damit der Absorber nicht ideal schnell ist, liefert diese Annahme immer noch zufrieden stellende Ergebnisse, was nur durch numerische Simulationen überprüft werden kann. Der Reflexionsfaktor dieser Anordnung ist wegen des Bragg-Gitters, der Position des sättigbaren Absorbers und der Bandstruktur der Halbleiter frequenzabhängig und für die Emissionswellenlänge dieses Lasers optimiert. Für die Bandbreite des emittierten Lichts von weniger als 1 5.3. BERECHNUNG DER PULSFORM BEI MODENKOPPLUNG 27 Abbildung 5.6: Intensitätsabhängige Reflektivität R(I) nach Gl. (5.9) und die zugehörige Linearisierung (gestrichelt). nm (s. auch nächster Abschnitt) können die Parameter in Gl. (5.9) jedoch als konstant angenommen werden. Die Werte sind in der Beschreibung Einzelteile des Lasers angegeben. Um die Rechnung zu vereinfachen, linearisieren wir den intensitätsabhängigen Term von Gl. (5.9) um I = 0. Diese Näherung ist natürlich nur für kleine Leistungen I ≤ Isat gerechtfertigt: q(I) = − ⇒ q(I) ≈ q(I = 0) + q0 I 1 + Isat ∂q q0 I. I = −q0 + ∂I I=0 Isat (5.10) (5.11) Die konstanten Anteile −q0 aus Gl. (5.11) und −a0 aus Gl. (5.9) werden in die linearen Verluste eingerechnet. Da wir die Feldgröße A über die Leistung definiert haben, geben wir die Absorberverluste auch in Abhängigkeit der Leistung an. Mit P = IAeff folgt: q(P ) = q0 (−1 + P/Psat ) . (5.12) 28 5. LASERDYNAMIK 1.00 Reflectivity 0.98 0.96 0.94 0.92 0.90 1.00 1.02 1.04 1.06 1.08 1.10 1.12 1.14 Wavelength (µm) Abbildung 5.7: Reflektivität des sättigbaren Absorbers bei verschwindender Lichtleistung R(I → 0) = 1 − a0 − q0 . Mit γ := q0 Psat (5.13) und P (T, t) = |A(T, t)|2 (5.14) folgt dann für die Auswirkung des nichtlinearen Anteils des sättigbaren Absorbers auf die Einhüllende: ∆A(T, t) = γ |A(T, t)|2 A(T, t) . (5.15) Hohe Intensität verringert die Absorption. Deswegen ist ∆A > 0. 5.3.4 Das verstärkende Medium Bei jedem Umlauf im Resonator wird das Licht im Nd:YVO4 -Kristall verstärkt. Als Maß für diese Verstärkung wird der Gewinn g eingeführt. Dabei ist zu beachten, dass g ein von der 29 5.3. BERECHNUNG DER PULSFORM BEI MODENKOPPLUNG Pulsenergie abhängiges Verhalten zeigt: g= g0 (PP ) . 1 + WWsat (5.16) g0 ist der Gewinn, wenn die Energie im Resonator gegen Null geht, und wird auch Kleinsignalgewinn genannt. g0 lässt sich direkt über die Pumpleistung PP einstellen. Mit steigender Energie wird g kleiner, der Gewinn sättigt. Die Begründung ist eine ähnliche wie beim sättigbaren Absorber. Nur verringert sich in diesem Fall die Anzahl der besetzten Zustände im oberen Laserniveau und die Lebensdauer dieser Zustände ist nicht sehr kurz, sondern lang (τsp > TR ). Lange Lebensdauer bedeutet einen geringen Wirkungsquerschnitt oder - anders ausgedrückt - eine allgemein schwächere Verstärkung. Der Gewinn verändert sich daher nur schwach in Folge eines Pulses. Damit ist g im stationären Zustand nur von der mittleren Leistung TWR abhängig. Die Bandbreite der Laserpulse wird so groß, dass wir die beschränkte Verstärkungsbandbreite des Mediums berücksichtigen müssen, die ein Lorentzprofil hat. In Gl. (5.16) wurde der Gewinn bei der Mittenfrequenz berechnet. Der frequenzabhängige Gewinn ist also: g (5.17) g(ω) = 2 . 2(ω−ω0 ) 1+ ∆ωg Mit ∆ω = ω − ω0 und Ωg = ∆ωg 2 (zur einfacheren Schreibweise): g(∆ω) = 1+ g ∆ω Ωg 2 . (5.18) Abb. 5.8 zeigt die spektrale Gewinnkurve und ihre parabolische Näherung. Nach diesen Vorüberlegungen können wir nun die Beeinflussung des Pulses durch die Verstärkung innerhalb eines Umlaufs angeben: e + TR , ∆ω) = eg(∆ω) A(T, e ∆ω) A(T Die Lorentzlinie wird parabolisch genähert: 2 1 ∆ω 2 ≈ 1 − Ωg 1 + ∆ω Ωg für ∆ω Ωg 2 (5.19) 1. (5.20) Die Exponentialfunktion kann ebenfalls genähert werden, denn die Beeinflussung des Pulses durch jedes Element des Lasers soll sehr klein sein. Damit ist g sehr klein: eg(∆ω) ≈ 1 + g(∆ω) für g(∆ω) 1 . (5.21) 30 5. LASERDYNAMIK Abbildung 5.8: Frequenzabhängige Verstärkung im Laser. Die linearen Verluste l sind in der Verstärkungsbandbreite als frequenzunabhängig angenommen. Laserbetrieb ist nur im Bereich g > l möglich. Damit folgt: " e + TR , ∆ω) = 1 + g 1 − A(T ∆ω Ωg 2 !# e ∆ω) . A(T, Die Fouriertransformation in den Zeitbereich ergibt: g ∂2 A(T + TR , t) = 1 + g + 2 2 A(T, t) Ωg ∂t (5.22) (5.23) wobei der Fourierzusammenhang ∂ f (t) (5.24) ∂t benutzt wird. Die Veränderung der Einhüllenden durch das Verstärkermedium kann also durch den Term g ∂2 (5.25) ∆A(T, t) = A(T + TR , t) − A(T, t) = g + 2 2 A(T, t) Ωg ∂t ∆ωf (∆ω) ↔ −i 31 5.3. BERECHNUNG DER PULSFORM BEI MODENKOPPLUNG beschrieben werden. Häufig wird der Term g Ω2g als Verstärkerdispersion Dg bezeichnet. Man kann sich das Verstärkermedium also aus zwei Teilen zusammengesetzt denken: Aus einem idealen Medium mit unendlicher Verstärkungsbandbreite, beschrieben durch g, und einem Filter, das den Puls um so stärker beeinflusst je breiter dessen Bandbreite wird und dessen ∂2 Wirkung im Zeitbereich durch den Operator Ωg2 ∂t 2 beschrieben wird. g 5.3.5 Aufstellen und Lösen der Mastergleichung In den letzten drei Abschnitten wurden die zu berücksichtigenden Veränderungen ∆A bestimmt. Nun lässt sich mit Gl. (5.7) die Mastergleichung aufstellen: TR X ∂A(T, t) = ∆Ai ∂T i ∂A(T, t) TR = ∂T (5.26) g ∂2 −lA(T, t) + γ |A(T, t)| A(T, t) + g + 2 2 {z } | {z } | Ωg ∂t {z | lineareVerluste sättigbarerAbsorber 2 A(T, t) } (5.27) Verstärkermedium Gesucht ist eine stationäre Lösung. Wir setzen deshalb: TR ∂A(T, t) ≈ 0. ∂T (5.28) Für den Betrieb mit ausschließlich Modenkopplung könnten wir auch einfacher ∂A(T, t) =0 ∂T (5.29) fordern. Es soll aber deutlich gemacht werden, dass diese Rechnung in bestimmten Fällen auch dann noch gültig ist, wenn sowohl Modenkopplung als auch Güteschaltung auftritt. Wenn die Periodendauer der Güteschaltung um viele Größenordnungen größer ist als die Umlaufzeit TR , ist Gl. (5.28) richtig. In diesem Fall verändert sich der Puls, wenn man aufeinander folgende Pulse betrachtet, praktisch nicht. Die hier berechneten Parameter des Pulses können dann über eine jeweils kurze Zeitdauer von einigen TR als stationär betrachtet werden. Sie ändern sich aber natürlich über längere Zeiträume durch die Güteschaltung. Ob die Voraussetzung für diese erweiterte Lösung gegeben ist, also ob die Güteschaltung langsam genug abläuft und damit Gl. (5.28) zutrifft, hängt von den Parametern des jeweiligen Lasers ab. Zur Lösung der DGL machen wir den Ansatz, dass A(T, t) ein sech-Puls ist: A(T, t) = A0 (T ) sech t τsech = A0 2 e t τsech −τ +e t sech (5.30) 32 5. LASERDYNAMIK Für reine Modenkopplung oder Modenkopplung mit langsamer Güteschaltung gilt also: t ∂A t 2 3 = −lA0 sech TR + γ |A0 | A0 sech + (5.31) ∂T τsech τsech t t gA0 t 2 + 2 2 sech 1 − 2sech gA0 sech τsech Ωg τsech τsech τsech 2g t t g 2 2 2 − 2 2 sech × (5.32) = g − l + 2 2 + γ |A0 | sech Ωg τsech τsech Ωg τsech τsech t A0 sech τsech Dabei wurde benutzt, dass ∂A t A0 t sech = − tanh ∂t τsech τsech τsech 2 ∂ A t A0 t 2 1 − 2sech = 2 sech ∂t2 τsech τsech τsech (5.33) (5.34) gilt. Gl. (5.31) ist erfüllt, wenn die Summe der konstanten Terme und die Summe der Terme, die 2 t proportional zu sech τsech sind, jeweils gleich Null sind. Also gilt: g 2 Ω2g τsech (5.35) 2g . Ω2g γ |A0 |2 (5.36) l=g+ und 2 τsech = Zusammen mit Gl. (5.16) bestimmen die Gleichungen (5.35) und (5.36) welcher Gewinn g, welche Pulslänge τsech und welche Spitzenintensität |A0 |2 sich bei gegebenen Laserparametern und bestimmter Pumpleistung (bzw. bestimmten g0 ) einstellen. Die Pulsenergie W in Gl. (5.16) berechnet sich zu: Z ∞ W = |A|2 dt −∞ Z ∞ t 2 2 dt = |A0 | sech τsech −∞ ∞ t 2 = |A0 | τsech tanh τsech −∞ = τsech |A0 |2 [1 − (−1)] 2 = 2τsech |A0 | (5.37) (5.38) (5.39) (5.40) (5.41) 33 5.3. BERECHNUNG DER PULSFORM BEI MODENKOPPLUNG Gl. (5.35) beschreibt das Gleichgewicht der Energiegewinne und -verluste im Resonator. Die Gleichung ist richtig, doch sie verschleiert die physikalischen Zusammenhänge. Der sättigbare Absorber hat offensichtlich Einfluss auf die Energieverluste, aber der beschreibende Parameter γ oder die Spitzenintensität |A0 |2 tauchen nicht in der Gleichung auf. Die Übersicht geht verloren, weil mit der Einhüllenden A und nicht über die Energie W gerechnet wird, die die eigentliche physikalische Größe ist. Wird Gl. (5.35) über die Energiebilanz hergeleitet erhält man: l=g+ 2 γ |A0 |2 3 | {z } sättigbareAbsorption − 1 g 2 3 Ω2g τsech | {z } . (5.42) Verstärkungsfilter Wenn man Gl. (5.36) nach γ |A0 |2 auflöst und in Gl. (5.42) einsetzt, erhält man wiederum Gl. (5.35). 34 5. LASERDYNAMIK 6 Autokorrelation 6.1 Allgemeines zur Autokorrelation Mit der optischen Autokorrelation ist es möglich, die Pulslänge von ultrakurzen Laserpulsen zu ermitteln. In diesem Kapitel werden wir zu Beginn mit der mathematischen Definition der Autokorrelation befassen. Es werden für die Messung relevante Zusammenhänge und Eigenschaften dargestellt. Im folgenden Abschnitt wird beschrieben, wie ein Autokorrelator für ultrakurze Laserpulse realisiert werden kann und auf welche Weise er wirkt. 6.1.1 Energiesignale Zu Beginn muss das Signal, welches wir vermessen möchten, betrachtet werden. Da wir es mit Laserpulsen zu tun haben, können wir davon ausgehen, dass die Funktion x(t), die einen dieser Pulse beschreibt, nur für einen endlichen Zeitbereich ungleich null ist. Ein solches Signal, welches eine endliche Energie besitzt, nennt man ein Energiesignal. 6.1.2 Autokorrelation eines Energiesignales Für ein Energiesignal ist die Autokorrelation definiert durch: ϕxx (τ ) = lim ZT T →∞ −T x(t) x(t − τ ) dt (6.1) Man sieht sofort, dass dieser Grenzwert nicht existiert für Signale, die keine endliche Energie besitzen. 6.1.3 Eigenschaften der Autokorrelation Verschiebt man das Energiesignal um eine beliebige, aber feste Zeitkonstante t0 , so wird das Autokorrelationsintegral weiterhin mit dem beliebig anwachsenden T über das gesamte (endlich breite) Signal x(t) und x(t − τ ) bzw. x(t + t0 ) und x(t − τ + t0 ) laufen. Da lediglich Bereiche 35 36 6. AUTOKORRELATION Abbildung 6.1: Zwei Pulse x(t) und x(t − τ ). Mit der grau unterlegten Kurve ist die Funktion x(t) · x(t − τ ) dargestellt. Die Autokorrelation bei dieser Zeitverschiebung τ entspricht der grauen Fläche. aus dem Integral fallen - bzw. neu unter das Integral rutschen - innerhalb derer der Inhalt des Integrals gleich null ist, gilt: lim ZT T →∞ −T x(t) x(t − τ ) dt = lim ZT T →∞ −T x(t + t0 ) x(t − τ + t0 ) dt . (6.2) Wählt man nun t0 = τ , so erhält man: lim ZT T →∞ −T x(t) x(t − τ ) dt = lim ZT T →∞ −T x(t + τ ) x(t) dt , (6.3) also ϕxx (τ ) = ϕxx (−τ ) . (6.4) Die Autokorrelationsfunktion ist symmetrisch. Man wird unabhängig von der Form des Signals immer eine symmetrische Autokorrelationsfunktion erhalten. Falls bei einer Messung die am Oszilloskop angezeigte Funktion nicht symmetrisch ist, dann deutet das auf einen Fehler hin. 6.1.4 Autokorrelation eines sech-Pulses Die Einhüllende der Pulse, die der im Versuch verwendete Laser aussendet, kann durch die t Funktion sech τsech beschrieben werden. Die Intensität der ausgesandten Lichtpulse errechnet sich dann durch: t 2 x(t) = I0 · sech . (6.5) τsech I0 legt die Höhe und τsech die Breite des Pulses fest. 37 6.1. ALLGEMEINES ZUR AUTOKORRELATION Man führt die bezogenen Größen t̂ = t τsech und τ̂ = τ τsech (6.6) ein. Damit kann man die Intensität der Pulse einfach als x(t̂) = I0 · sech2 (t̂) (6.7) schreiben. Die Berechnung der Intensitätsautokorrelationsfunktion dieses sech-Pulses ist relativ aufwendig und wird der Übersicht halber nicht an dieser Stelle, sondern im Anhang A.1 durchgeführt. Das Ergebnis lautet: ϕxx (τ̂ ) = 16I0 (τ̂ − 1) e4τ̂ + (τ̂ + 1) e2τ̂ . (e2τ̂ − 1)3 (6.8) Abbildung 6.2: (a) Der sech-Puls und (b) seine Autokorrelation. Es ist zusätzlich noch einmal der sech-Puls eingezeichnet (gestrichelt); zur Vergleichbarkeit wurde die Höhe des Maximums durch den Vorfaktor 4/3 angepasst. Man erkennt deutlich, dass der Originalpuls schmaler ist als seine Autokorrelation. Die FWHM (”Full Width Half Maximum”, zu deutsch die ”Volle Breite auf halber Höhe des Maximums”) ist ein Maß, das sich bei einer Darstellung einer Funktion am Oszilloskop relativ einfach ablesen lässt - auch wenn Vorfaktoren (wie Effizienz der Photodiode, Verstärkung des Signals, . . . ) nicht bekannt sind. Zwischen der FWHM des sech-Pulses und der seiner Autokorrelationsfunktion besteht ein festes Verhältnis: Der Autokorrelationspuls besitzt eine 1,5427-fache FWHM gegenüber der Originalfunktion. Diese Eigenschaft ist die Grundlage für die Messung der Pulsbreite mittels optischer Intensitätsautokorrelation. An der Darstellung der Autokorrelation eines ultrakurzen Laserpulses am Oszilloskop wird die FWHM abgelesen und daraus mittels des bekannten Verhältnisses die Pulslänge (FWHM) des Laserpulses bestimmt. 38 6. AUTOKORRELATION 6.1.5 Andere Pulsformen und ihre Autokorrelation Da nicht alle Laser dieselbe Pulsform aussenden, sind in der folgenden Tabelle für andere Pulsformen die Verhältnisse von der FWHM der Autokorrelationsfunktion zu der FWHM des Originalpulses aufgeführt. Bezeichnung Rechteck Parabolisch x(t) = 1 für 0 für x(t) = ( 1− 0 sin2 t τsech 2 t τsech Beugungsfunktion x(t) = Gauß x(t) = e − ( t τsech x(t) = Secans hyperbolicus x(t) = sech2 Lorentz Funktion x(t) = Symmetrischer zweiseitiger Exponent x(t) = 1+ ( t τsech 2 τsech 2 τsech 2 für 1 t τsech −τ e 0 |t| ≤ für |t| > τsech 2 τsech 2 2 t τsech √ |t| ≤ τsech |t| > τsech t sech 2 1, 4447 1, 5427 2 2 t sech 1, 1473 1, 3314 für 1 0 −2 τ x(t) = e |t| ≤ |t| > t 1 − τsech für Dreieck Einseitiger Exponent FWHM(AKF) FWHM(Originalpuls) Intensitätsverlauf des Pulses für t ≥ 0 für t < 0 2 2, 4213 6.2. OPTISCHE AUTOKORRELATION 6.2 6.2.1 39 Optische Autokorrelation Bauformen von optischen Autokorrelatoren Zur Untersuchung ultrakurzer Lichtpulses - z.B. auf ihre Pulslänge - sind verschiedene Verfahren entwickelt worden. Neben der optischen Autokorrelation gibt es Verfahren wie FROG (Frequency Resolved Optical Gating) und SPIDER (Spectral Phase Interferometry for Direct Electricfield Reconstruction). Bei der optischen Autokorrelation kann man zwei Verfahren unterscheiden: die ”Interferometrische Autokorrelation” und die ”Optische Intensitätsautokorrelation”. In unserem Versuch verwenden wir einen optischen Intensitätsautokorrelator. Im Gegensatz zur interferometrischen Autokorrelation wird bei diesem Verfahren das Interferenzsignal der beiden Originalpulse ausgeblendet und ausschließlich das Autokorrelationssignal gemessen. Aus diesem kann auf die Pulsdauer zurückgeschlossen werden. 6.2.2 Prinzipielle Wirkungsweise der optischen Intensitätsautokorrelation Abbildung 6.3: Prinzipieller Aufbau eines optischen Intensitätsautokorrelators Der einfallende gepulste Laserstrahl wird mittels eines Strahlteilers in zwei Strahlen gleicher Intensität aufgeteilt. Diese werden nach dem Durchlaufen zweier Wege mit unterschiedlichen Laufzeiten auf einen nichtlinearen Kristall fokussiert und dort überlagert. Die Nichtlinearität des Kristalls bewirkt, dass von dem Kreuzungspunkt der beiden Strahlen Licht doppelter Frequenz in andere Richtungen als der beiden ursprünglichen Ausbreitungsrichtungen abgestrahlt wird. Die Intensität dieser frequenzverdoppelten Strahlung ist abhängig von dem zeitlichen Überlapp der beiden Pulse. Durch langsame Änderung des Laufzeitunterschiedes τ werden die beiden Pulse übereinander weg verschoben. Die Intensität des frequenzverdoppelten Signals 40 6. AUTOKORRELATION wird von einer Photomultipliertube (PMT) in den Photostrom umgewandelt. Weiterhin integriert die PMT das Signal über viele Laserpulse - aber einen Zeitraum klein gegenüber der der Änderung der Laufzeitdifferenz. Der Photostrom wird in Abhängigkeit von der Laufzeitverschiebung auf einem herkömmlichen Oszilloskop dargestellt. Die Kurve der Intensität des frequenzverdoppelten Lichtes über dem Laufzeitunterschied τ entspricht der Autokorrelation: I2ω (τ ) ∼ lim ZT T →∞ −T 6.2.3 I(t) I(t − τ ) dt . (6.9) Elemente des optischen Intensitätsautokorrelators Ein optischer Intensitätsautokorrelator besteht aus vier Hauptelementen: • einem Strahlteiler, • einem Glied zur Erzeugung einer Laufzeitdifferenz, • dem nichtlinearen Kristall und • der Photomultipliertube. Strahlteiler Die Aufgabe des Strahlteilers ist es, den einfallenden Strahl von dem gepulsten Laser in zwei Strahlen gleicher Intensität aufzuspalten. Die zwei Strahlen durchlaufen danach Laufwege mit unterschiedlicher Verzögerung. Optisches Verzögerungsglied In dem vorhandenen Autokorrelator wird die Verzögerung einer der beiden Lichtpulse durch die Verlängerung des geometrischen Weges bewerkstelligt. Hierfür ist ein Retroreflektor auf einen Lautsprecher geklebt. Der Lautsprecher kann mit einem Funktionsgenerator in Schwingung versetzt werden. Nichtlinearer Kristall Erst der nichtlineare Kristall und seine Ausrichtung sorgt dafür, dass wir aus den beiden zeitversetzten Pulsen die Autokorrelation bilden können. Seine Wirkungsweise muss ein wenig ausführlicher erklärt werden, da die vertrauten Gesetze der linearen Optik den Vorgangs im Kristall nicht erklären können. 41 6.2. OPTISCHE AUTOKORRELATION Lineare Polarisation Obwohl man fast immer mit linearen Verknüpfungen zwischen den Feldgrößen in einem Werkstoff rechnet, stellt dies eigentlich nur eine Näherung dar. Allerdings treten die nichtlinearen Effekte bei geringen Feldstärken nur so schwach in Erscheinung, dass für die Beschreibung elektromagnetischer Wellen in beliebigen Medien in den meisten Fällen die lineare Näherung vollkommen ausreicht. Die elektrische Feldstärke des Lichtes wirkt auf die Materie und erzeugt die Polarisation. Zu unterscheiden sind • die elektronische Polarisation (Verschiebung oder Deformation der Elektronenhülle der Atome) • die ionische Polarisation (Verschiebung der Ionen in einem Kristallgitter) • die Orientierungspolarisation (Ausrichtung von Molekülen mit Dipolmoment) • und die Raumladungszonenpolarisation (Ladungsträgerverschiebung innerhalb von begrenzten leitenden Gebieten). Bei hohen Frequenzen (also für Licht) spielt nur die elektronische Polarisation eine Rolle. Deren Wirkungsweise wird im folgenden erklärt. Abbildung 6.4: Elektronische Polarisation Die elektrisch negativ geladenen Elektronenhüllen der Atomkerne werden der elektrischen Feldstärke des Lichtes folgend ausgelenkt (Abb. 6.4). Diese Auslenkung folgt dem elektrischen Feld in erster Näherung - bei nicht zu großen Feldstärken - linear und erzeugt ein elektrisches Dipolmoment im Medium. Die Polarisation errechnet sich durch: ~. P~L = 0 χe E (6.10) Dabei ist 0 die Dielektrizitätskonstante und χe - als Werkstoffeigenschaft - die elektrische Suszeptibilität. Die induzierten, schwingenden Dipolmomente stellen wiederum selbst neue Quellen 42 6. AUTOKORRELATION ~ errechnet sich nun elektromagnetischer Strahlung dar. Die elektrische Verschiebungsdichte D aus der Summe der beiden Komponenten: ~ = 0 E ~ + P~ . D (6.11) Mit dem linearen Zusammenhang aus Gl. (6.10) ergibt sich: ~ = 0 E ~ + 0 χ e E ~. D (6.12) Man fasst 0 + 0 χe = 0 (1 + χe ) zusammen zu 0 r . Dabei ist r die gut bekannte Dielektrizitätszahl: ~ = 0 r E ~. D (6.13) Im Folgenden gehen wir immer von nicht magnetisierbarer Materie aus - also nichtvorhandener magnetischer Polarisation - des Mediums aus; das bedeutet µr = 1. Wir betrachten nun die Wellengleichung, die beschreibt, wie eine Welle sich in dem Medium ausbreiten kann. Eine ausführliche Herleitung der Wellengleichung befindet sich in Anhang A.2. Die Polarisation fließt als Summand in die Wellengleichung ein: ∂2 ~ 1 ∂2 ~ ~ ∆E − 2 2 E = µ 0 2 P . c0 ∂t ∂t (6.14) c0 ist hierbei die Vakuumlichtgeschwindigkeit: c0 = √ 1 . µ 0 0 (6.15) Setzt man nun den linearen Zusammenhang (6.10) in die Wellengleichung ein, so vereinfacht sie sich wie folgt: ∂2 ~ ∂2 ~ ~ ∆E − µ 0 0 2 E = µ 0 0 χ e 2 E ∂t ∂t 2 ∂ ~ − (µ0 0 + µ0 0 χe ) ~ = 0 ∆E E ∂t2 (6.16) (6.17) Damit ergibt sich für die Wellengleichung im homogenen, dielektrischen, magnetisch neutralem Material: 2 ~ =0 ~− 1 ∂ E ∆E (6.18) c2n ∂t2 mit der Lichtgeschwindigkeit im Medium cn = √ c0 . µ r r (6.19) Hier gelten die gewohnten Gesetze der linearen Optik: Fallen mehrere Wellen gleichzeitig ein, so überlagern sie sich ungestört und bewahren ihre Frequenzen. Die lineare Polarisation wirkt sich in einer veränderten Propagationsgeschwindigkeit im Medium aus. 43 6.2. OPTISCHE AUTOKORRELATION Nichtlineare Polarisation Für genügend große Feldstärken gilt die Näherung (6.10) nicht mehr. Die Feldstärken der anregenden Lichtwellen kommen in den Bereich der Feldstärken des Atomkerns am Ort des Elektrons, so dass man - im klassischen Bild - in den nichtlinearen Bereich der rücktreibenden Kraft des Elektrons kommt. Das wirkt sich auf die Auslenkung des Elektrons aus und somit auf die elektrische Polarisation. Die Nichtlinearität der Polarisation wird beschrieben mit einer Reihenentwicklung: P = 0 χ(1) E + χ(2) E 2 + χ(3) E 3 + . . . . (6.20) ~ und P~ Vektoren sind, gilt in Indexschreibweise (i, j, k und l stellen Raumrichtungen Da E dar): (1) (2) (3) Pi = 0 χi j Ej + χi jk Ej Ek + χi jkl Ej Ek El + . . . . (6.21) Man unterteilt P~ in den linearen und den nichtlinearen Teil: P~ = P~L + P~N L . (6.22) Der lineare Anteil P~L ist aus Gleichung (6.10) bekannt. Die nichtlinearen Suszeptibilitäten (χ(n) mit n ≥ 2) sind um Größenordnungen kleiner als χ(1) , was auch erklärt, warum wir die nichtlinearen Erscheinungen selten zu beachten haben. Außerdem nehmen sie mit steigender Ordnungszahl noch ab, deshalb können wir uns in unserem nichtlinearen Kristall - neben dem linearen Term - auf den quadratischen Term beschränken. Die Wellengleichung lautet nun: ~− ∆E ∂2 ~ ∂2 ~ 1 ∂2 ~ E = µ P + µ PN L . 0 L 0 c20 ∂t2 ∂t2 ∂t2 (6.23) ~ eine harP~N L ist durch die quadratischen Terme PN L ∼ E 2 bestimmt. Setzt man nun für E monische Schwingung der Frequenz ω in die Wellengleichung ein, so enthält die nichtlineare Polarisation Terme doppelter Frequenz 2ω: PN L ∼ Ej0 sin (ωt) Ek0 sin (ωt) = 1 Ej0 Ek0 (1 − cos (2ωt)) . 2 (6.24) Das bewirkt, dass nun Terme doppelter Frequenz in der Lösung der Wellengleichung (6.23) enthalten sind. Von dem nichtlinearen Kristall wird Licht doppelter Frequenz abgestrahlt. 44 6. AUTOKORRELATION (2) Richtungsabhängigkeit der nichtlinearen Polarisation Wir haben χi jk bisher noch nicht in seiner Richtungsabhängigkeit betrachtet. Durch die Gitterstruktur sind die Ladungen (2) bei der Auslenkung nicht isotrop beweglich. Um das zu berücksichtigen, wird χi jk als dreidimensionaler Tensor (hier in Indexschreibweise) aufgefasst. Durch die nichtlineare Polarisation werden die verschiedenen Ausbreitungsrichtungen miteinander verkoppelt: (2) Pi N L = 0 χi jk Ej Ek . (6.25) Im Autokorrelator bewirkt diese Richtungsabhängigkeit, dass von dem Kreuzungspunkt der beiden Strahlen das Licht doppelter Frequenz nicht nur in der ursprünglichen Ausbreitungsrichtung der Strahlen, sondern auch in andere Richtungen abgestrahlt wird. Die Intensität dieses Lichtes hängt davon ab, ob die in verschiedenen Volumenelementen erzeugte frequenzverdoppelte Strahlung in der jeweils betrachteten Richtung konstruktiv interferiert. Die PMT wird dann in einer Richtung positioniert, in der nur Licht doppelter Frequenz auftritt. Natürlich tritt die Verkopplung der beiden Strahlen mit der neuen Ausbreitungsrichtung nur auf, wenn Ej und Ek gleichzeitig ungleich null sind, also während die beiden Laserpulse sich überlappen. Photomultipliertube Die Photomultipliertube wandelt Licht in einen elektrischen Strom um. Durch ein eintreffendes Photon wird ein Elektron aus einer Metallschicht herausgeschlagen. Dieses wird durch eine angelegte hohe Spannung stark beschleunigt und schlägt aus einem anderen Metallplättchen mehrere Elektronen heraus. Diese werden wieder beschleunigt und schlagen aus einer weiteren Platte noch mehr Elektronen heraus. Innerhalb der PMT befindet sich eine Serie von solchen Metallplättchen mit jeweils einer hohen Beschleunigungsspannung zwischen zweien von ihnen. So wird durch ein einziges Photon eine Lawine von Elektronen ausgelöst und der Photostrom erzeugt. Wenn mehrere Photonen eintreffen, so erhöht sich auch entsprechend die Anzahl der Elektronen in der Lawine und so auch der Photostrom. Eine PMT ist in der Lage, selbst sehr schwache Lichtsignale zu detektieren. Allerdings ist sie damit auch sehr empfindlich gegenüber eingestreutem Licht. Die PMT detektiert die Intensität des frequenzverdoppelten Lichtes. Dabei ist sie so langsam, dass sie die Messung aufintegriert - und zwar nicht nur über einen, sondern über viele Pulse. Sie misst also ein Vielfaches von der Integration eines Pulszuges. Nach Gleichung (6.25) gilt (2) unter der Voraussetzung, dass wir in einer Richtung mit nichtverschwindenem χi jk messen: I2ω ∼ lim ZT T →∞ −T Ij Ik dt . (6.26) 45 6.2. OPTISCHE AUTOKORRELATION Da ja nun Ij und Ik die Intensitäten der beiden untereinander zeitverschobenen Pulse darstellen, setzt man dafür I0 · x(t) und I0 · x(t − τ ) ein: I2ω (τ ) ∼ I02 · lim ZT T →∞ −T x(t) x(t − τ ) dt . (6.27) Dabei ist berücksichtigt, dass die Photomultipliertube schnell genug ist, um einer Änderung von τ zu folgen. Man sieht, dass Gleichung (6.27) - wie gewünscht - die Autokorrelation des Laserpulses darstellt. Der Strom durch die Photodiode ist proportional der Intensität des einfallenden Lichtes. In Abhängigkeit von τ auf einem Oszilloskop dargestellt entspricht er der Autokorrelationsfunktion. Abbildung 6.5: Die Autokorrelation des Laserpulses. Man beachte, dass in dieser Darstellung am Oszilloskop eine Auslenkung des Graphen nach unten einer höheren Licht-Intensität entspricht. 46 6. AUTOKORRELATION 7 Versuchsdurchführung In diesem Kapitel gibt es eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Experimente, die am Laser durchzuführen sind. Darüber hinaus gibt es auch Aufgaben zur Theorie, die im Vorfeld zu bearbeiten sind. Zunächst wird der Laser im cw-Betrieb (d.h. ohne SESAM) charakterisiert, dann soll der gepulste Betrieb etwas genauer untersucht werden. Dazu gibt es ein Experiment zur Erzeugung der 2. Harmonischen und eine Aufnahme der optischen Autokorrelation. 7.1 cw-Betrieb Der cw-Betrieb wird sehr gut durch die Ratengleichungen (3.8, 3.9) beschrieben. • Bestimmen Sie zunächst den theoretischen Verlauf der g0 -P -Kennlinie. Vernachlässigen Sie hierzu den Einfluss der spontanen Emission. Wie groß ist der Wert von g0 , der zum Erreichen der Laserschwelle notwendig ist? • Wie groß ist die auf die Resonatorumlaufzeit bezogene Lebensdauer der Photonen bei gegebenen Gesamtverbrauch l. • Überlegen Sie sich nun die Reaktion der Laserleistung auf eine plötzliche Störung derselben bei gleichbleibendem Kleinsignalgewinn g0 . Dies kann z.B durch kurzzeitiges Unterbrechen des Lasermodes geschehen. Nun soll der Laser in Betrieb genommen werden. Die einzelnen Komponenten im Versuchsaufbau wird Ihnen ihr Betreuer nochmals erklären. Achten Sie darauf optische Komponenten nur mit den dafür vorgesehenen Handschuhen anzufassen, da diese extrem empfindlich sind. Der Endspiegel des Lasers wurde entfernt und muss nun wieder eingesetzt werden. Zunächst eine Checkliste, die beim Einschalten des Lasers zu beachten ist: • Stellen Sie sicher, dass die Wasserkühlung eingeschaltet ist. • Schließen Sie den Shutter des Lasers. • Schalten Sie das Netzteil ein (Schlüssel auf Off Position), geben Sie einen Strom-Sollwert ein (mit Up-Down Tasten und Enter) und drehen Sie dann den Schlüssel. 47 48 7. VERSUCHSDURCHFÜHRUNG • Veränderung der Laserleistung beim Experiment wieder durch Up-Down Tasten und Enter. Maximaler Pumpstrom 2,5 A ! • Das Ausschalten des Lasers erfolgt durch Drehen des Schlüssels. Achten Sie darauf, den Shutter nach dem Experiment stets zu schließen. Beginnen Sie nach dem Einsetzen des HR-Spiegels mit einem Pumpstrom von 1 A. Schauen Sie zunächst mit der Infrarotkarte nach dem Lumineszenzlicht des Lasers und justieren Sie den Spiegel auf Rückreflex. Nun sollte der Laser Leistung emittieren. Messen Sie die Ausgangsleistung mit dem thermischen Messkopf und justieren Sie auf maximale Ausgangsleistung. • Nehmen Sie die P -I-Kennlinie des Lasers auf und bestimmen Sie den Schwellenstrom. • Nehmen Sie nun die P -I-Kennlinie der Pumpdiode auf, indem Sie den Pumpstrahl vor dem Kristall auskoppeln. • Bestimmen Sie dann mit Hilfe der beiden Messungen den differentiellen Wirkungsgrad (slope efficiency) des Lasers. • Tauschen Sie nun den HR-Spiegel gegen einen Auskoppler (T = 0, 5%, T = 1, 6%, T = 2, 4% und T = 10%) aus und nehmen Sie jeweils die P -I-Kennlinie des Lasers auf. Beachten Sie dabei, dass beide Ausgänge gemessen werden müssen. • Stellen Sie den negativer Logarithmus der Reflektivität R der Auskoppelspiegel als Funktion der Pumpleistung Pth/pump an der Laserschwelle dar (Findlay-Clay-Plot). Ersetzen Sie für die folgenden Messungen den Auskoppler wieder durch den HR-Spiegel. Als Nächstes soll die Reaktion des Lasers auf eine kurzzeitige Störung untersucht werden. • Setzen Sie den akusto-optischen Modulator in den Laser ein, um damit den Resonator periodisch zu stören und beobachten Sie die Relaxationsoszillationen mit einer Photodiode und einem Oszilloskop und messen Sie ihre Frequenzabhängigkeit vom Pumpstrom. Weiterhin soll der Einfluss der Justage auf das transversale Modenprofil untersucht werden. • Stellen Sie möglichst viele transversale Moden ein und benennen Sie diese. Richten Sie dazu den Laserstrahl auf einen diffus streuenden Schirm und nehmen Sie das Modenprofil mit der CCD-Kamera auf. 7.2. GEPULSTER BETRIEB 7.2 49 Gepulster Betrieb Ersetzen Sie den HR-Spiegel durch einen sättigbaren Halbleiterspiegel (SESAM), um den gepulsten Betrieb des Lasers zu ermöglichen. • Nehmen Sie die P -I-Kennlinie des Lasers auf. Beobachten Sie zusätzlich die Laseremission mit der Photodiode und dem Oszilloskop und zeichnen Sie die maximale Spannung am Oszilloskop in das Diagramm ein. • Bestimmen Sie aus dem Diagramm den Schwellenstrom und die den Übergängen zwischen cw-Betrieb, QS-ML-Betrieb und cw-ML-Betrieb zugeordneten Ströme. • Messen Sie die Frequenz der Riesenpulse im QS-ML-Betrieb in Abhängigkeit vom Pumpstrom. • Berechnen Sie die Länge des Resonators mit einer geeigneten gemessenen Größe. 7.3 Erzeugung der 2. Harmonischen Auf Grund der hohen Pulsintensitäten eignen sich modengekoppelte Laser in besonderer Weise zur nichtlinearen Optik. Im Hinblick auf die später folgende Charakterisierung der Pulse soll ein Experiment zur Erzeugung der 2. Harmonischen in einem β-Barium-Borat-Kristall (BBO) durchgeführt werden. Es wird ein 1 mm langer Kristall verwendet. BBO ist extrem empfindlich und darüber hinaus hygroskopisch. Daher muss der Kristall nach dem Experiment wieder sicher in einer trockenen Atmosphäre aufbewahrt werden. Betreiben sie den Laser während des Experiments mit 2,5 A Pumpstrom. Um eine genügend hohe Intensität im Kristall zu erzeugen, muss der Laserstrahl mit einer geeigneten Linse fokussiert werden. Es stehen die Brennweiten 50 mm, 80 mm, 100 mm und 150 mm zur Verfügung. Auf Grund seiner Kristallsymmetrie und auf Grund der sog. Phasenanpassungsbedingung funktioniert eine effiziente Erzeugung der 2. Harmonischen nur bei einer bestimmten Kristallposition bezüglich Verkippung und Verdrehung gegen den Laserstrahl • Versuchen Sie die Erzeugung der 2. Harmonischen mit allen vier Linsen und entscheiden Sie, welche davon die Beste ist. Messen Sie dazu die Leistung des verdoppelten Lichtes, wobei das restliche IR-Licht mit einem geeigneten Filter geblockt werden muss. • Bestimmen Sie die Winkelabhängigkeit der Frequenzverdopplung, indem Sie den BBOKristall auf einem Rotationstisch montieren. 50 7. VERSUCHSDURCHFÜHRUNG • Vermessen Sie den Strahlradius an vier Positionen im Abstand 1 cm, 1,5 cm, 2 cm und 2,5 cm von der Linse. Dies geschieht durch die sog. Rasierklingenmethode. Dazu wird die optische Leistung gemessen und dabei sukzessive eine Rasierklinge in den Strahl hineingefahren. Da der Strahl elliptisch ist, muss in horizontaler und vertikaler Ebene gemessen werden. • Machen Sie einen Fit mit ORIGIN und bestimmen Sie so den Strahlradius dieser vier Positionen. • Durch Aufnahme der Leistungen P (x), P (y) für die vier Positionen z kann der Divergenzwinkel θx,y bestimmt werden. Nun kann auf den Strahlradius im Brennpunkt zurück geschlossen werden, wenn Sie davon ausgehen, dass der Strahl beugungsbegrenzt fokussierbar ist (w0 θx,y = λ/π). 7.4 Autokorrelation Zum Abschluss soll nun noch die Pulsdauer mit dem Verfahren der optischen Autokorrelation gemessen werden. • Bauen Sie aus den gegebenen Komponenten einen hintergrundfreien Intensitätsautokorrelator auf und koppeln Sie dann den Laserstrahl so in den Autokorrelator ein, dass hinter dem BBO-Kristall grünes Licht erscheint. • Schließen sie den Photomultiplier (PMT) an des Oszilloskop an und optimieren sie auf maximales Signal. • Schalten sie nun noch den Lautsprecher ein und vermessen Sie die Breite der Autokorrelationsfunktion. • Überlegen Sie sich eine geeignete Eichung (Verschiebetisch am Autokorrelator) und rechnen Sie die Breite der optischen AKF in ps aus. • Schließen Sie auf die Pulsdauer. A Anhang A.1 Berechnung der Autokorrelationsfunktion des sech-Pulses Die Autokorrelation eines Energiesignales x(t) ist definiert durch: Z∞ ϕxx (τ ) = x(t) x(t − τ ) dt . (A.1) −∞ Die Intensität eines Pulses von dem im Versuch verwendeten Laser wird sehr gut beschrieben durch: t 2 x(t) = I0 · sech . (A.2) TP Für die Ermittlung der Autokorrelation dieses Lichtpulses werden die bezogenen Größen eingeführt: t̂ = t TP ϕxx (τ̂ ) = I02 Z∞ und τ̂ = τ . TP (A.3) Also gilt: sech2 (t̂) · sech2 (t̂ − τ̂ ) dt̂ . (A.4) −∞ Setzt man die Definition der sech-Funktion ein, so erhält man: ϕxx (τ̂ ) = I02 Z∞ −∞ = 16I02 4 et̂ + e−t̂ Z∞ −∞ 2 · 4 et̂−τ̂ + eτ̂ −t̂ 2 dt̂ e4t̂ e−2τ̂ 2 2 dt̂ . e2t̂ + 1 · e2t̂−2τ̂ + 1 (A.5) (A.6) Substitution: u = e2t̂ du du = 2e2t̂ = 2u dt = 2u dt̂ 51 (A.7) Das wirkt sich folgendermaßen auf die Integrationsgrenzen aus: t̂ → +∞ ⇒ u → +∞ und t̂ → −∞ ⇒ u→0 (A.8) Der Übersicht halber wird die Konstante k eingeführt: k = e2τ̂ . (A.9) Damit erhalten wir die Gleichung: 16I02 Z∞ = 8kI02 Z∞ ϕxx (τ̂ ) = 0 0 u2 · 1 k (u + 1)2 · u · 1 k du 2 + 1 2u (A.10) u du . (u + 1) · (u + k)2 (A.11) 2 Es sind zwei Fälle zu unterscheiden: k = 1 und k 6= 1. • Fall 1: k = 1 ⇔ τ̂ = 0 ϕxx (τ̂ = 0) = 8I02 Z∞ u du (u + 1)4 (A.12) 0 Nach einer weiteren Substitution v = u + 1 du = dv (A.13) mit den Integrationsgrenzen u → +∞ ⇒ v → +∞ und u → 0 ⇒ v→1 (A.14) lässt sich das Integral einfach lösen: ϕxx (τ̂ = 0) = 8I02 = = = = Z∞ v−1 dv v4 1 Z∞ Z∞ 1 1 2 8I0 dv − dv v3 v4 1 (1 +∞ +∞ ) 1 1 − 2 − − 3 8I02 2v v=1 3v v=1 1 1 8I02 − 2 3 4 2 I 3 0 52 (A.15) (A.16) (A.17) (A.18) (A.19) • Fall 2: k 6= 1 ⇔ τ̂ 6= 0 ϕxx (τ̂ ) = 8kI02 Z∞ (u + 0 1)2 u du · (u + k)2 Dieses Integral ist gelöst und im Bronstein unter der Nr. 38 aufgeführt: Z a+b x a 1 b x+a − dx = + ln 2 2 2 3 (x + a) · (x + b) (a − b) x + a x + b (a − b) x+b Für das Autokorrelationsintegral gilt danach: +∞ 1 1+k u+1 1 k 2 ϕxx (τ̂ ) = 8kI0 − ln + (1 − k)2 u + 1 u + k (1 − k)3 u + k u=0 1+k 1 1 2 = 8kI0 0 − 0 − · (1 + 1) + ln (1 − k)2 (1 − k)3 k 1 + e2τ̂ 2 2 2τ̂ + · (−2τ̂ ) = 8I0 e − (1 − e2τ̂ )2 (1 − e2τ̂ )3 −2 + 2e2τ̂ − 2τ̂ − 2τ̂ e2τ̂ = 8I02 e2τ̂ (1 − e2τ̂ )3 (τ̂ − 1)e4τ̂ + (τ̂ + 1)e2τ̂ = 16I02 (e2τ̂ − 1)3 (A.20) (A.21) (A.22) (A.23) (A.24) (A.25) (A.26) Der Grenzwert dieser Funktion, für gegen null laufendes τ̂ , ist 4/3I02 und ergibt so zusammen mit dem Ergebnis aus Fall 1 eine stetige Funktion. Die Autokorrelationsfunktion des sech-Pulses lautet also: ( 4 2 I für τ̂ = 0 3 0 4τ̂ 2τ̂ ϕII (τ̂ ) = 2 (τ̂ −1)e +(τ̂ +1)e 16I0 sonst. (e2τ̂ −1)3 53 (A.27) A.2 Herleitung der Wellengleichung aus den Maxwellgleichungen unter Berücksichtigung der nichtlinearen Polarisation Die Maxwellgleichungen lauten für Stromfreiheit und Raumladungsfreiheit: ~ ∂B ∂t ~ ~ ~ = ∂ D + J~ = ∂ D rotH ∂t ∂t ~ divD = ρ = 0 ~ = 0 divB ~ = − rotE (A.28) (A.29) (A.30) (A.31) Unter Beachtung der elektrischen Polarisation gilt: ~ = 0 E ~ + P~ . D (A.32) Im magnetisch neutralen Medium tritt keine magnetische Polarisation auf: ~ = µ0 H ~ + µ0 M ~ = µ0 H ~. B (A.33) Wir betrachten Gl. (A.28): ⇔ ~ rotE = ~ rot rotE = (A.33) ↓ = = (A.29) ↓ = (A.32) ↓ = ⇔ ~ − µ 0 0 −rot rotE ∂2 ~ E ∂t2 = − ~ ∂B ∂t ~ ∂B ∂t ~ ∂(µ0 H) −rot ∂t ∂ ~ −µ0 rot H ∂t ~ ∂ ∂D −µ0 ∂t ∂t ∂2 ~ ~ −µ0 2 0 E +P ∂t ∂2 µ0 2 P~ ∂t −rot (A.34) (A.35) (A.36) (A.37) (A.38) (A.39) (A.40) ~ = −grad divE ~ + ∆E. ~ Aus Gleichung (A.30) folgt divE ~ = 0 und Es gilt die Identität −rot rotE ~ = 0 Damit wird die Identität zu: somit grad divE ~ = ∆E ~. −rot rotE 54 (A.41) Beim Einsetzen in Gleichung (A.34) ergibt sich: ~ − µ 0 0 ∆E ∂2 ~ ∂2 ~ E = µ P. 0 ∂t2 ∂t2 (A.42) Man führt die Vakuumlichtgeschwindigkeit c0 = √ 1 µ 0 0 (A.43) ein und erhält die Wellengleichung im homogenen, strom- und ladungsfreien sowie magnetisch neutralen Medium: ~− ∆E ∂2 ~ 1 ∂2 ~ E = µ P. 0 c20 ∂t2 ∂t2 55 (A.44)