DT/2007/GERMAN/UNIT 01 UNIT 01: GENERAL PAPER For information only, not to be translated: The text below is from a longer article entitled Warme Welt by Tobias Hürter and published in 2006 in the quality weekly Die Zeit. It is concerned with the evidence for and predictable effects of global warming. Translate into your target language for inclusion in a newspaper supplement. TRANSLATION TO BEGIN HERE: Wird es in Deutschland wärmer oder kälter? Dass sich diese Frage überhaupt stellt, liegt an der großen Unbekannten der Klimaforschung: dem Nordatlantikstrom. Dieser verlängerte Arm des Golfstroms transportiert Wärme aus den Tropen nach Norden. Die Leistung entspricht rund einem Drittel der Strahlungsleistung, die Westeuropa direkt von der Sonne bekommt. 5 10 15 20 25 30 35 Wenn der Nordatlantikstrom heute plötzlich stoppte, würde die Durchschnittstemperatur in Mitteleuropa womöglich um fünf Grad sinken. Würde er später versiegen, dann wäre der kühlende Effekt wohl gar nicht so unerwünscht, denn er würde der Klimaerwärmung entgegenwirken - zumindest in Europa. In den Äquatorgebieten jedoch, wo der Nordatlantikstrom heute kühlend wirkt, würde der Ausfall die Erwärmung noch beschleunigen. Zudem kann der Ozean ohne den Nordatlantikstrom nicht mehr so viel Kohlendioxid aufnehmen, was den globalen Treibhauseffekt verstärken würde. Die Zirkulation wird von einem Wechselspiel aus Verdunstung, Versalzung und Abkühlung am Laufen gehalten, ein zu starker Zufluss an Frischwasser könnte sie abreißen lassen - wie es bereits mehrmals in der Erdgeschichte geschah. Ob nun wieder ein Versagen des Nordatlantikstroms droht, ist umstritten. Für die nahe Zukunft scheint die Fernwärme jedoch gesichert. "Bis 2050 muss ein Ausfall des Nordatlantikstroms als extrem unwahrscheinlich gelten", sagt Stefan Rahmstorf. Laut einer Studie der EU-Umweltbehörde wird sich Europa sogar rascher als der Rest der Welt erwärmen. Im Jahr 2050 werden demnach drei Viertel der Schweizer Gletscher abgeschmolzen sein, und nach 2080 wird das, was wir "Winter" nennen, in Europa nicht mehr vorkommen. "Hitzewellen wie die des Sommers 2003 werden im Jahr 2050 nicht mehr als Jahrhundertsommer gelten, sondern schlicht Normalität sein", sagt Malte Meinshausen. Eine Gruppe des Max-Planck-Instituts für Meteorologie berechnete vor ein paar Monaten erstmals das Klima des 21. Jahrhunderts in Europa mit hoher räumlicher Auflösung. Dabei wurden markante Unterschiede sichtbar: Die Sommer der fünften Dekade sollen im Mittelmeerraum um mehr als 2,5 Grad Celsius heißer sein als die der Jahre 1961 bis 1990, in Mitteleuropa nicht einmal um 1 Grad. Die jährlichen Niederschläge sollen sich am Mittelmeer bis 2050 halbieren, in den skandinavischen Wintern jedoch zunehmen. Unter diesen Bedingungen wäre es denkbar, dass die Malaria, die sich in Afrika schon heute durch den Klimawandel ausbreitet, wieder den Sprung nach Südeuropa schafft. Wird das Ozonloch weiter wachsen? 40 45 50 Im Gegenteil: Es wird wahrscheinlich zurückgehen. Zwar ist der Trend schwer zu messen, nach derzeitigem Wissensstand jedoch hat sich das Ozonloch über dem Südpol inzwischen stabilisiert und wird voraussichtlich in den nächsten zwei Jahrzehnten beginnen, sich wieder zu schließen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts dürfte die Ozonschicht ihre alte Stärke zurückgewonnen haben. Ozonloch und Klimaerwärmung haben verschiedene Ursachen, politisch jedoch viel gemeinsam. Denn die Sanierung der Ozonschicht ist ein Präzedenzfall für den Kampf gegen den Treibhauseffekt. Wäre das Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozonschicht nicht in Kraft getreten, hätte die Erde bis 2050 womöglich die Hälfte ihres UV-Schutzes verloren, mit fatalen Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Allerdings gewann der Montreal-Prozess erst an Dynamik, als deutlich wurde, dass die Ächtung ozonschädigender Stoffe - vor allem der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) - kaum ökonomische Nachteile bringt. Atmosphärenforscher Malte Meinshausen zieht die Lehre für den Klimaschutz: "Erst wenn die Wirtschaft sich Gewinne davon verspricht, werden wir unser heutiges Energiesystem in ein nachhaltiges umbauen können. Die Politik hat die Freiheit, die Märkte dafür zu schaffen." Nehmen Wetterkatastrophen zu? 55 60 Ja, und zwar schon heute. Nach einer Studie der EU-Umweltbehörde hat sich die Zahl der Wetterkatastrophen in den 1990er Jahren im Vergleich zum Vorjahrzehnt verdoppelt. Die Klimamodelle projizieren eine klare Tendenz zu mehr und heftigeren Dürren und Unwettern - nicht nur für Europa, sondern global. Dabei kann kein einzelnes Unwetter kausal auf die globale Erwärmung zurückgeführt werden, wohl aber statistische Trends: Für die Rekord-Hurrikansaison 2005 beispielsweise machen Klimawissenschaftler die Erwärmung der karibischen See verantwortlich.