S024-031.qxd 27.01.2006 11:21 Seite 24 4 6 8 10 BRISANT MINIMAL-INVASIVE BEHANDLUNG VON RISIKOPATIENTEN (TEIL 2 VON 2) ZA Arne König, Dr. Benjamin Petersen, Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik, Darmstadt: Gezielt planen ermöglicht schonende und stressfreie Behandlungsmöglichkeiten 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 Foto: König / Meinardus 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 Notfälle vermeiden 72 74 76 78 80 82 In der zahnärztlichen Praxis erfordern Risikopatienten eine erhöhte Aufmerksamkeit. ZA Arne König, Dr. Benjamin Petersen und Dr. Christian Foitzik erläutern im zweiten Teil für die Leser des Dental Magazins weitere Risikofälle und geben einen Überblick zur Reduzierung von Risiken für die Praxis. 84 86 88 90 92 94 96 Auswirkungen für die zahnärztliche Behandlung müssen bei Risikopatienten bedacht werden. Die Auflistung der weiteren Risikogruppen erfolgt nach dem im OPI-Zentrum Darmstadt gebräuchlichen Anamnesebogen. 98 100 Blutungsneigung 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Blutungsneigungen finden vor allem in der chirurgischen Zahnheilkunde ihre Beachtung. Die dabei auftretende starke Blutung lässt zum einen ein „sauberes Behandeln“ nicht mehr zu und kann andererseits bis zum hämorrhaghischen Schock führen. Bei Hämophiliepatienten ist zusätzlich an die Möglichkeit einer HIV- oder Hepatitisinfektion zu denken. Hier kann es bei der Substitution zur Übertragung der genannten Infektionskrankheiten kommen. 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 1/2006 Aus der Vielzahl der Möglichkeiten zur Blutungsneigung soll hier nur auf drei Gruppen eingegangen werden. 1. Angeboren – Hämophilie A und B Bei beiden Arten handelt es sich um so genannte hereditäre Koagulopathien, bei denen die Ursache in der Inaktivität bzw. dem Fehlen eines bestimmten Gerinnungsfaktors liegt. Dabei ist bei der Hämophilie A der Faktor VIII und bei der Hämophilie B der Faktor IX von entscheidender Bedeutung. 2. Medikamentös induziert Zu den sogenannten Antikoagulanzien zählen das Heparin und das Cumarinderivat Marcumar. Heparin ist ein Mucopolysaccharid, das in den Mastzellen S024-031.qxd 27.01.2006 11:21 Seite 25 3 BRISANT 5 ZA Arne König, Dr. Benjamin Petersen, Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik, Darmstadt: Gezielt planen ermöglicht schonende und stressfreie Behandlungsmöglichkeiten 9 MINIMAL-INVASIVE BEHANDLUNG VON RISIKOPATIENTEN (TEIL 2 VON 2) 7 11 13 15 17 19 21 3. Lebererkrankungen Die Zirrhose der Leber ist eine progrediente narbigbindegewebige Umwandlung der Leber infolge Parenchymuntergangs. Sie tritt auf als Alkohol-, posthepatitische, kryptogene, stoffwechselbedingte, biliäre, kardiovasklär bedingte Zirrhose oder als Folge der chronischen Hepatitis. Patienten mit einer Zirrhose leiden häufig unter anderem unter Gerinnungsstörungen mit klinischen Zeichen der Hämorrhagischen Diathese. Der Grund liegt in der gestörten Synthese der Gerinnungsfaktoren V und VII. Infektionen Die Behandlung von HIV- und Hepatitis-Patienten stellt sowohl für den Patienten als auch für das Personal ein Risiko dar. Zum einen besteht die Ansteckungsgefahr des Personals, zum anderen sind die infizierten Patienten teilweise so immunsupprimiert, dass die Behandlung eine erhöhte Belastung darstellt. Drei Infektionskrankheiten sollten besondere Beachtung erhalten. Die Hepati- 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 Fotos: König gebildet wird. Seine Wirkung besteht in der Aktivierung von Antithrombin III. Durch den entstandenen Komplex werden das Thrombin und der Faktor X gehemmt. Marcumar zählt wie alle Cumarinderivate zu den Vitamin-K-Antagonisten. Dabei werden durch die Leber funktionsuntüchtige Vorstufen der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X gebildet. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass eine Dosisänderung erst nach drei bis vier Tagen zu einer Änderung des Quick- bzw. INR-Wertes führt. Die verlängerte Gerinnungszeit normalisiert sich erst sieben bis vierzehn Tage nach Absetzen von Marcumar. Eine zweite Gruppe stellt die Thrombozytenaggregationshemmer dar. Zu ihnen gehört die Acetylsalicylsäure (ASS). Die antithrombotische Wirkung beruht auf einer Hemmung der Synthese des aggregationsfördenden Thromboxans A2. In der Praxis: Bei den medikamentös induzierten Gerinnungsreduktionen sollte die Gerinnung kontrolliert werden. Keinesfalls sollte man einen chirurgischen Eingriff in der Zahnarztpraxis durchführen bei einem Quickwert unterhalb von 30 Prozent oder einem INR-Wert oberhalb von 2,0. 45 47 49 51 Marcumarisierte Patientin - Quick-Wert von 19 %. Drei Tage post operationem alio loco nach mehrmaliger Nachblutung. 53 55 57 59 61 63 65 67 69 Palmarerytheme und Spider naevi lassen immer an eine Lebererkrankung denken. 71 73 75 77 79 tis und ihre Gruppen, die HIV-Erkrankung und die Tuberkulose. Bei diesen Infektionskrankheiten sollte das Praxisteam durch besondere Prophylaxemaßnahmen geschützt werden. 81 83 85 87 89 1. Hepatitis Die Hepatitis ist eine Entzündung des Leberparenchyms, verursacht durch verschiedene Viren. Sie werden mit den Großbuchstaben A-E bezeichnet. Sie werden unterschiedlich übertragen. Bei der Hepatits A kommt es fast regelmäßig zur Ausheilung, sowie auch bei der Hepatits B. Eine aktive Immunisierung ist bei beiden möglich und für medizinisches Personal obligat. Im Gegensatz dazu steht die Hepatits C, bei der es in 85 Prozent der Fälle zu einer Chronifizierung kommt. 91 Kontakt: OPI-Zentrum Niederramstädter Str. 18-20 64283 Darmstadt Tel.: 0 61 51 / 2 66 44 Fax: 0 61 51 / 29 46 28 [email protected] www.opi-darmstadt.de 93 95 97 99 101 103 105 107 109 111 113 2. HIV Die HIV-Erkrankung nimmt eine stark eigene Rolle in der Gruppe der Infektionskrankheiten ein, denn 115 117 119 121 123 125 127 DENTAL MAGAZIN 1/2006 129 S024-031.qxd 27.01.2006 11:21 Seite 26 4 6 8 10 BRISANT MINIMAL-INVASIVE BEHANDLUNG VON RISIKOPATIENTEN (TEIL 2 VON 2) ZA Arne König, Dr. Benjamin Petersen, Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik, Darmstadt: Gezielt planen ermöglicht schonende und stressfreie Behandlungsmöglichkeiten 12 14 16 18 20 22 24 von Helferzellen < 250/ml zu einem gehäuften Auftreten von Erkrankungen an opportunistischen Erregern sowie spezifischen Malignome wie Kaposi-Sarkom und Lymphome. Der Verlauf der Erkrankung weist große interindividuelle Unterschiede auf, die von der Entwicklung des AIDS-Vollbildes innerhalb weniger Monate nach der HIV-Infektion bis zu asymptomatischen immunkompetenten Verläufen von mehr als zehn Jahren Dauer reichen. In der Praxis: Als Zahnarzt sollte man bei Auftreten von akut nekrotisierenden ulzerierenden Krankheiten auch bei fehlender Anamnese seitens des Patienten an eine erworbene Immunschwäche denken. 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 Schwangere Patientin im 3. Trimenon mit Bleischürze bei digitalem Röntgen. 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 sie befindet sich auf dem aufsteigenden Ast, nicht zuletzt, weil vor allem junge Menschen fest davon überzeugt sind, dass sie durch Medikamente geheilt werden kann. Bei dieser Infektion handelt es sich um eine Erkrankung, die durch neuro- und lymphotropen Viren HIV-1 und HIV-2 ausgelöst wird. Sie ist charakterisiert durch rezidivierende Dermatosen und andere autoimmunologische Phänomene. Im weiteren Verlauf kommt es durch Entwicklung eines Immundefekts mit Verminderung der zellulären Immunität und bei einer Verringerung der Anzahl 88 90 92 94 Dr. Benjamin Petersen 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Nach dem Studium der Zahnmedizin an der Universität Hamburg absolvierte Dr. Petersen seine Assistenzzeit in väterlicher Praxis und in oralchirurgischer Praxis in Uetersen. Er promovierte 2003 und ist seit 2005 niedergelassen in der Gemeinschaftspraxis Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik und Kollegen. An der Donau-Universität-Krems ist Dr. Petersen seit diesem Jahr für die postgraduale Ausbildung zum MSc für orale Chirurgie eingeschrieben. 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 1/2006 3. Tuberkulose Die Tuberkulose betrifft vor allem die Entwicklungsländer, stellt aber mit mehr als zwei Millionen Toten jährlich weltweit die häufigste Infektionskrankheit dar. Die Erreger sind Tuberkulosebakterien, die durch ihre intrazelluläre Persistenz den humoralen Abwehrmechanismen entgehen können. Durch ihre Glykolipide und Wachse in der Zellwand sind sie säurefest und widerstandsfähig gegen Noxen. Die Übertragung findet durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch statt, ihre Symptomatik ist uncharakteristisch. Glaukom Der so genannte grüne Star ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen des Auges, die mit einer vergrößerten Excavatio disci nervi optici und meist einer Erhöhung des Augeninnendrucks einhergehen. Sie ist eine der häufigsten Erblindungsursachen in Industrieländern. Durch die Verwendung von Lokalanästhetika mit vasokonstriktorischem Zusatz (Adrenalin) kann es zu einer Behinderung des Kammerwasserabflusses durch den Schlemm’schen Kanal kommen. Die Folge ist ein erhöhter Augeninnendruck und die damit einhergehende Erblindung des Auges. Zu beachten ist jedoch, dass dieses Risiko eigentlich nur bei dem unbehandelten Glaukom besteht. Chronische Niereninsuffizienz Diese Krankheit bezeichnet die eingeschränkte Fähigkeit der Nieren, harnpflichtige Substanzen S024-031.qxd 27.01.2006 11:21 Seite 28 4 6 8 10 BRISANT MINIMAL-INVASIVE BEHANDLUNG VON RISIKOPATIENTEN (TEIL 2 VON 2) ZA Arne König, Dr. Benjamin Petersen, Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik, Darmstadt: Gezielt planen ermöglicht schonende und stressfreie Behandlungsmöglichkeiten 12 14 16 18 20 22 24 26 28 Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik 30 32 34 36 studierte Medizin, Zahnmedizin und Biologie an den Universitäten in Mainz und Frankfurt/M. Die Ausbildung zum Facharzt für Mund-KieferGesichtschirurgie absolvierte er an der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie der Universitätskliniken in Mainz. Seit Mai 1980 ist Dr. mult. Foitzik in eigener Praxis in Darmstadt niedergelassen. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind Implantologie, Parodontologie, chirurgische Behandlung von Risikopatienten. Er ist seit rund 20 Jahren Fortbildungsreferent der Landeszahnärztekammer in Hessen. Seine zahlreichen Publikationen sind international bekannt. 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 auszuscheiden. Eingeteilt wird die chronische Niereninsuffizienz in vier Stadien (siehe Kasten Seite 30). 66 68 70 72 Schwangerschaft 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 Diesen Artikel sowie den ersten Teil zum Thema „Notfälle vermeiden“ können Sie auf unserer Internetseite herunterladen: www.dentalmagazin.de Eine schwangere Frau sollte immer als eine Risikopatientin angesehen werden, auch wenn sie gesund ist. Durch die hormonelle Situation besteht eine erhöhte Durchblutung, vor allem der Schleimhäute. Im ersten und im letzten Trimenon besteht grundsätzlich die Gefahr eines Abortes bzw. einer Frühgeburt. Bei der liegenden Behandlung kann, insbesondere in den letzten Schwangerschaftswochen, infolge der Kompression der großen Gefäße durch den Uterus der venöse Rückstrom zum Herzen gestört sein. Hieraus kann sich ein Blutdruckabfall ergeben. In der Praxis: Eine teratogene Schädigung durch Röntgenstrahlen bei den üblichen Röntgenuntersuchungen durch den Zahnarzt wird kontrovers diskutiert. 108 110 Asthma bronchiale 112 114 116 118 120 Das Asthma bronchiale ist gekennzeichnet durch eine paroxymale Atemnot, die durch eine reversible Atemwegsobstruktion verursacht wird. Die anfallsartige Obstruktion der Atemwege wird durch die enor- 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 1/2006 me Reagibilität der Bronchiolen und durch entzündliche Vorgänge ausgelöst und ist Folge von Ödembildung der Schleimhäute, Bronchospasmus und Dyskrenie (Obliteration des Lumens durch zähen Schleim). Entsprechend der auslösenden Ursache unterscheidet man das extrinsisch-allergische (IgE-vermittelte Allergiereaktion vom Typ 1) und das intrinsisch-nichtallergische Asthma (ausgelöst durch Infektionen, chemische und physische Noxen, körperliche Anstrengung, pseudoallergischen Reaktionen und Stress). Klinisch fallen Asthmatiker durch Dyspnoe, Husten, zähen Auswurf, verlängertes Exspirium und trockene Rasselgeräusche auf, die Vitalkapazität ist verringert. In besonders schweren Fällen kommt es zur Ausbildung des Status asthmaticus. Organtransplantierte Patienten Haben Patienten ein Spenderorgan wie Herz, Niere, Lunge usw. müssen sie als Risikopatienten angesehen werden. Nur durch eine immunsupressive Therapie ist es dem Empfänger möglich, das Spenderorgan nicht abzustoßen. Klassische Immunsupressiva sind die Kortikoide Prednisolon und Azithoprin. In der Praxis: Durch die abwehrschwächenden Medikamente besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko bei jeglichen zahnärztlichen Eingriffen. Reduzierung von Risiken Zur Vermeidung von Zwischenfällen bei der zahnärztlichen Behandlung von Risikopatienten ist eine ZA Arne König Nach seiner Assistenzzeit in der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Johann-WolfgangGoethe Universität Frankfurt/Main arbeitete ZA König als Weiterbildungsassistent zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie in der Gemeinschaftspraxis Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik und Kollegen. Er ist außerdem Dozent für Anatomie und Traumatologie an der Meisterschule für Zahntechnik Frankfurt/Main. S024-031.qxd 27.01.2006 11:21 Seite 30 4 6 8 10 BRISANT MINIMAL-INVASIVE BEHANDLUNG VON RISIKOPATIENTEN (TEIL 2 VON 2) ZA Arne König, Dr. Benjamin Petersen, Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik, Darmstadt: Gezielt planen ermöglicht schonende und stressfreie Behandlungsmöglichkeiten 12 14 16 18 20 22 24 30 STADIUM Klinische Merkmale nach chronischer NierenSarre insuffizienz 32 I Latenzstadium: insgesamt ausreichende Nierenfunktion bei bestehender und fortschreitender Grunderkrankung der Nieren IIa Stadium der vollen Kompensation: eingeschränkte Leistungsbereitschaft der Nieren mit geringfügiger Einschränkung der der glomerulären Filtrationsrate und Konzentrationsleistung; Serumkreatinin und Harnstoff noch im Normbereich; beginnende Minderung der endokrinen Funktion IIb Stadium der kompensierten Retention: mäßige Niereninsuffizienz mit konstanter Erhöhung von Harnstoff und Kreatinin im Serum, u.U. bereits klinische Anzeichen einer Urämie III Stadium der dekompensierten Retention (Präurämie): fortgeschrittene Niereninsuffizienz mit zunehmender noch konservativ behandelbarer klin. Symptomatik (Anämie, Ödeme, renale Osteopathie), bei weiterer Erhöhung der Serumkonzentration harnpflichtiger Substanzen IV Urämie: terminale Niereninsuffizienz mit Zusammenbruch der exkretorischen und endokrinen Funktion der Nieren, dialysepflichtig, sonst Tod im coma uraemicum 26 28 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 ausführliche Anamnese zwingend notwendig. Dabei darf man sich nicht nur auf den vom Patienten ausgefüllten Bogen verlassen, sondern ein gezieltes Nachfragen sowie eine gute Beobachtung sollten obligat sein. Da durch Stress das Auftreten vieler Symptome beschleunigt wird, ist eine schonende, schmerzarme, schnelle und damit stressfreie Behandlung oberstes Gebot. Die meisten Eingriffe und Behandlungen finden unter Anwendung von Lokalanästhetika statt. Dabei sind die Vorteile im Zusatz von Vasokonstriktoren, wie Adrenalin zu sehen. 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 1/2006 Zusammenfassend sollte man folgende Kautele beachten: • Verbesserung der OP-Übersicht durch verminderte lokale Durchblutung • Senkung der Systemtoxizität durch verminderte Resorption • Verlängerung und Vertiefung Lokalanästhesie • selten Nachinjektion • Konzentration von 1:200.000 • bei Verdacht auf Vasokonstriktorenüberdosierung O2-Gabe Durch die genannten Vorteile kann eine stressarme Therapie erzielt werden, so dass es zu einer verminderten Ausschüttung von körpereigenem Adrenalin kommt. Dies gilt nicht nur für Risikopatienten mit Herz-Kreislauferkrankungen, sondern in gleichem Maße für Patienten mit Epilepsie, Stoffwechselerkrankungen und Asthma bronchiale sowie schwangeren Frauen. Dem gegenüber stehen systemische Nebenwirkungen: • LA-Substanz – Intoxikation, Hypersensibilität • vasokonstriktorischer Zusatz – kardiovaskulär • konservierende Zusätze – Hypersensibilität, pseudoallergische Reaktion Auf den vasokonstriktorischen Zusatz sollte auf jeden Fall verzichtet werden: • in den ersten sechs Monaten nach Myokardinfarkt • bei Sulfitsensibilität • bei unbehandeltem Engwinkelglaukom Bei Patienten mit angeborener oder erworbener hämorrhagischer Diathese sind folgende Punkte zu beachten: • Abklärung des aktuellen Quick-Wertes bzw. INRWertes • chirurgische Eingriffe sind ab einem Quick-Wert von 30 Prozent möglich, der INR-Wert sollte im subtherapeutischen Bereich zwischen 1,5 und 2 liegen. • rechtzeitiges Absetzen von Antikoagulatien unter Rücksprache mit dem behandelnden Internist • Anwendung von Lokalanästhetika mit vasokonstriktorischen Zusatz • eine erzielte Blutstillung kann nur vorgetäuscht sein und es besteht die Gefahr einer verzögerten Nachblutung • Verwendung von atraumatischem und resorbierbarem Nahtmaterial • bei größeren Eingriffen Verwendung eines Hämostypticum S024-031.qxd 27.01.2006 11:21 Seite 31 Bei Infektionspatienten gelten besondere Regeln: • die Patienten sollten gegen Ende des Tages behandelt werden, da hiernach das Behandlungszimmer umfangreich desinfiziert werden muss • das Personal muss vor der Behandlung spezielle Schutzkleidung anlegen • die nach der Behandlung kontaminierte Kleidung muss abgelegt und gesondert entsorgt werden • wenn möglich sollte nur Einmalmaterial verwendet werden Bei schwangeren Patientinnen sollten sämtliche Medikamente unter strenger Indikation verordnet werden. Dies gilt auch für die Herstellung von Röntgenaufnahmen. Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz ist auf die Verwendung von renal eliminierbaren Medikamenten zu verzichten. Dazu zählen ASS, Clindamycin, u. a. Bei Dialysepatienten ist aufgrund urämischer Blutungsneigung und der Heparingabe während der Dialyse darauf zu achten, dass die zahnärztliche Behandlung frühestens zwei Stunden nach Verabreichung von Heparin stattfindet. Bedenkt man die Halbwertszeit der Heparinwirkung, ist die zahnärztliche Behandlung an einem dialysefreien Tag anzuraten. Schlussfolgerung Dank der geplanten und schonenden Behandlungsmöglichkeiten und diagnostisch fundierten Risikoeinschätzung kann das Behandlungsspektrum der Risikopatienten erweitert werden. Eine gezielte Planung und Vorbereitung des Patienten auf einen chirurgischen Eingriff ermöglicht eine wirksame Notfallprophylaxe bei den häufigsten in der Publikation beschriebenen allgemeinmedizinischen Risiken. Anzuraten ist ein interdisziplinäres Konsil mit dem mitbehandelnden Allgemeinmediziner, um die Risikovermeidung noch besser abzusichern. Diese Rücksprache kann fernmündlich erfolgen, sollte aber in den Krankenunterlagen stets dokumentiert werden. Sowohl das minimal-invasive Vorgehen, als auch eine Infektionsprophylaxe durch Beachtung der Hygiene und der Asepsis verringern die Komplikationsraten. In den Fällen, in denen der behandelnde Zahnarzt die Risiken für eine ambulante Behandlung in der Praxis als zu hoch einschätzt, sollte der Patient in eine Fachklinik oder entsprechend spezialisierte Praxis überwiesen werden.