Sucht Kriterien für Suchterkrankung: Nicht aufhören können, Zwang, das Suchtmittel zuführen zu müssen, seelische / körperliche Abhängigkeit, hängt mit Zwang zusammen, Tendenz zur Dosissteigerung, kann auch fehlen, Entzugserscheinungen, können fehlen, schädliche Wirkung für die Gesellschaft Unterscheidungen: 1. Stoffgebundene Suchtformen: Alkoholismus, Drogensucht 2. nichtstoffgebundene Süchte: Spiel-, Fernseh-, Arbeitssucht, man kann mehrere Süchte haben, vom Gebrauch zum Missbrauch. Jeder kann abhängig werden Suchtmotive: Schmerzlinderung, Lösung von Verstimmungen, Leistungssteigerung, Einsamkeit, Reizhunger (ausprobieren wollen), Langeweile, Erlebnissucht, Wunsch nach Betäubung Typische Verhaltensweisen: Beschönigen, Verleumdung, Bagatellisierung, Verheimlichungstendenzen, das Selbstwertgefühl ist durch Schuldgefühle reduziert, meist findet sich eine erniedrigte Frustationstoleranz Symptomatik: Psychische Symptome Interessenverlust, Stimmungsschwankungen, Gleichgültigkeit, Störung des Kritikvermögens Körperliche Symptome Vegetative Symptome, Gewichtsverlust, Schlafstörungen, neurologische Ausfälle, Polytoxikomanie => konsumieren mehrerer Substanzen. Wirkung: Der Rausch, bzw. das Betäubungsmittel, bewirken eine Änderung der Bewusstseinslage, meist bewirken sie eine Euphorisierung => Der Betroffene wird scheinbar seiner äußeren und inneren Probleme enthoben, deshalb wird der Zustand nach der Rauschwirkung als noch unerträglicher empfunden und der Betroffene greift erneut zum Suchtmittel, um dieser Empfindung zu entgehen, dies beinhaltet den Zwang zur wiederholten / kontinuierlichen Einnahme des Suchtmittels und das Gefühl der Befriedigung nach der Einnahme. Es kommt zum Kontrollverlust „Flucht vor dem Problem“ Psychische Abhängigkeit bedeutet: Zustand der Anpassung an das Suchtmittel: Gewöhnung => Toleranz, Notwendigkeit der Dosissteigerung um die gleiche Wirkung hervorzurufen, dies wird durch Stoffwechselveränderungen bewirkt. Entzugssymptome: Psychologisch bedingte Reaktionen => Die Symptome variieren und zeigen in der Regel eine der Suchtmittelwirkung entgegengesetzte Symptomatik, z.B. Schmerzmittel => Schmerzen, Schlafmittel => Schlaflosigkeit Kreuztoleranz: Toleranz gegenüber allen Substanzen, die einem bestimmten Drogentyp zugeordnet werden können, da sie über die gleichen Stoffwechselwege abgebaut werden => Alkohol <> Barbiturate, Suchtmittel Körperlich Abhängig Seelisch Abhängig Gewöhnung Opium ++++ ++++ ++++ Barbiturate ++++ ++++ ++++ Morphinhaltige Analgetika +++ +++ +++ Diazepam / Valium + +++ + Amphetamine / Aufputschmittel (+) +++ ++++ Kokain (+) +++ (+) LSD 0 ++ ++ Haschisch 0 + +++ Therapie: 1.Kontakt- und Motivationsphase => Anlaufstellen: Hausarzt, Suchtberatungsstellen, betrieblicher Sozialdienst, Selbsthilfegruppen 2. Klinik => Allgemeines Krankenhaus, psychiatrische Klinik, Engiftungsphase über1-4 Wochen 3. Klinik => Spezialeinrichtungen, hier Entwöhnungsphase (psychischer Entzug) mittelfristig über 6 Monate bis zu 1 Jahr, kurzfristig 4 – 8 Wochen 1. Alkoholismus => ist das verbreiteteste Suchtleiden. Er nimmt ständig zu, der Anteil der Frauen, Alten und Jugendlichen erhöht sich von Jahr zu Jahr. Laut BZgA gibt es mehr als 2,5 Mio alkoholkranke Menschen. Seit 1968 ist der Alkoholismus als Krankheit anerkannt. Alkoholmissbrauch und –abhängigkeit verlaufen in unterschiedlichen Phasen. Außerdem unterscheidet man verschiedene Typen des Alkoholkonsums 1.1 a) Alphatyp (Konflikttrinker) => es kommt zeitweise zur psychischen Abhängigkeit, die Fähigkeit zur Abstinenz ist erhalten, es besteht kein Kontrollverlust b) Betatyp => übermäßiger, aber nicht regelmäßiger Alkoholkonsum und körperliche Komplikationen (Gastritis, Polyneuritis,) gilt als Gelegenheits- oder Verführungstrinker, kein Kontrollverlust c) Gammatyp => psychische und physische Abhängigkeit, Kontrollverlust, Abstinenzerscheinungen und psychopathologische Veränderungen, fortschreitender Toleranzabbau d) Deltatyp (Dauer- / Spiegeltrinker) => Unfähigkeit der Abstinenz bei erhaltener Kontrolle. Regelmäßiges Trinken über den ganzen Tag e) Epsilonalalkoholismus => Periodisches Trinken mit Kontrollverlust (Quartalssäufer, Dipsomanie) Exzesse können tagelang anhalten Man unterscheidet außerdem eine Reihe von Symptomen, die durch Alkoholwirkung hervorgerufen werden. 2.1 gewöhnlicher Rausch => eine akute Alkoholvergiftung, ihr Grad ist abhängig von der Art des Getränkes, getrunkener Menge, persönlicher Alkoholverträglichkeit usw. Neurologische Symptome sind Koordinationsstörungen, artikulatorische Sprachstörungen ( Lallen, schwere Zunge) und Nachlassen der Reaktionsfähigkeit. Auf dem psychischen Sektor kommt es zur Enthemmung und Antriebssteigerung, häufig eine euphorische Grundstimmung, Denkstörung, es folgt oft ein narkoseähnlicher Schlaf. 2.2 pathologischer Rausch => Alkoholintoleranz ist eine Unverträglichkeit oder herabgesetzte Verträglichkeit von Alkohol, die sich entsprechend veranlagten Menschen als sog. „pathologischer Rausch“ äußert. Der pathologische Rausch ist ein Dämmerzustand, der schon durch geringe Mengen Alkohol ausgelöst werden kann. Es kommt zu ausgesprochen psychotischen Symptomen wie Desorientierung, illusionären Verkennungen, Halluzinationen, schweren motorischen Unruhezuständen. Meist von kurzer Dauer, es besteht eine Amnesie für diese Zeit. 2.3 chronischer Alkoholismus => sehr weit verbreitete Sucht Körperliche Symptome: Gastritis, Herz- und Kreislaufstörungen, Leberzirrhose, Sensibilitätsstörungen und Refluxausfälle, alkolische Neuropathien, Tremor der Hände, Gangunsicherheit, mitunter morgendliches Erbrechen, Potenzstörungen, Psychische Symptome: Reizbarkeit, verringerte Leistungsfähigkeit, Nachlassen von Gedächtnis und Merkfähigkeit, euphorische oder weinerliche Grundstimmung und Stimmungslabilität, charakteristisches und soziales Abgleiten. Es kommt zu einem regelrechten Zerfall der Persönlichkeit, Beruf und Familie werden vernachlässigt, die Familie wird oft misshandelt, kriminelle Handlungen (oft Sittlichkeitsverbrechen) können verübt werden. In manchen Fällen mündet der Abbau in die irreversieblen Demenzsyndrome (organische Wesensveränderung, Demenz) Ursachen: Abnorme Veranlagungen spielen eine große Rolle (willensschwache, depressive, selbstunsicher Psychopathen), ebenso abnorme psychogene Reaktionen und Entwicklungen. Nicht zu unterschätzen sind Umwelteinflüsse, bes. in Berufen, in denen die Mitarbeiter mit Alkohol zu tun haben (Gastwirte, Kellner) sowie Lebensschwierigkeiten aller Art, die mit Alkohol vorübergehend „zugedeckt“ werden. „Alkoholiker sind exzessive Trinker, deren Abhängigkeit vom Alkohol einen solchen Grad erreicht hat, dass sie deutliche geistige Störungen, Gesundheitsschäden und eine Beeinträchtigung der menschlichen Beziehungen sowie der sozialen und wirtschaftlichen Funktionen aufweisen“ (Definition der WHO) 2.4 Delirium tremens => Alkoholdelir: eine nach langjährigem Alkoholabusus (-missbrauch), vor allem bei plötzlichem Alkoholentzug auftretende, körperlich begründbare Psychose. Vorboten eines nahenden Delirs sind oft vermehrte Reizbarkeit, Angst, Schlafstörungen, mitunter auch Krampfanfälle (Prädelir) Psychische Symptome => Bewusstseinstrübung (Patient ist noch ansprechbar), zeitliche und örtliche Desorientierung, produktive Symptome => illusionäre Verkennung, Wahnideen, optische Halluzinationen, hochgradige motorische Unruhe. Körperliche Symptome => Gleichgewichtsstörungen, Tremor der Hände, starkes Schwitzen 2.5 Alkoholhalluzinose => eine mit akustischen und optischen Halluzinationen und Verfolgungswahn einhergehende körperlich begründbare Psychose. Die Patienten sind bewußtseinsklar, voll orientiert und zeigen keine motorische Unruhe. Charakteristisch ist, dass die vom Patienten gehörten Stimmen abfällig über ihn reden und ihn beschimpfen. Da dieses Syndrom der Schizophrenie ähnelt, vermuten manche Psychiater, dass es sich bei dem Zustandsbild um eine durch Alkohol ausgelöste Schizophrenie handelt. 2.6 Eifersuchtswahn der Alkoholiker => gekennzeichnet von der unumstößlichen Überzeugung des Alkoholikers vom Ehebruch seiner Frau. Die Ursachen begründen sich im Zusammenspiel der toxischen Alkoholwirkung, der Reaktion auf das eigene sexuelle Versagen und der verständlichen Abneigung der Ehefrau gegenüber dem „verkommenen“ Ehemann. (Alkoholhalluzinos, Alkoholdelir und Eifersuchtswahn sind Alkoholpsychosen) 2.7 Korsakow-Syndrom => psychischer Defektzustand nach langjährigem, chronischen Alkoholabusus Zentrale Symptome: extreme Merkfähigkeitsstörung, räumliche und zeitliche Desorientierung, Konfabulation (das Ausfüllen von Erinnerungslücken mit spontanen Einfällen), die Funktion des Altgedächtnisses kann gut erhalten sein, die Patienten machen insgesamt einen dementen Eindruck, sie sind unkritisch, affektiv verflacht, oft von euphorischer Grundstimmung und eher suggestibel, das Korsakow-Syndrom tritt oft im Anschluss an ein Alkoholdelir auf und bildet sich nicht immer zurück. Einzelheiten über genaue Ursachen sind nicht bekannt, wahrscheinliche Ursache ist die toxische Wirkung des Alkohols. 2.8 Dipsomanie => aufgrund von Verstimmungszuständen tritt in wechselnden zeitlichen Intervallen bei manchen Menschen ei unstillbarer Drang zu hemmungslosem Trinken auf. Die verursachenden Verstimmungszustände treten meist grundlos und ohne äußeren Anlass auf („endothyme Verstimmung“) => Epsilonalalkoholismus 2.9 Alkoholepsilepsie => die unter Alkoholeinfluss auftretende Neigung zu epileptischen Anfällen, wahrscheinlich eine latente Epilepsie, die lediglich durch Alkohol ausgelöst wird, die Anfälle verschwinden mit der Alkoholabstinenz 3. Alkoholismus im Alter => Hauptgrund: Einsamkeit (z.B Verlust des Partners) Weiter Ursachen: Schmerzen, Kriegserlebnisse, grausame Kindheit etc. Nach Schätzungen ist jeder10. Altenheimbewohner Alkoholiker. Ältere Verstehen das Leben nicht mehr, da sie mit ganz anderen Wertvorstellungen (z.B. von Familie) aufgewachsen sind. Oft werden Einsamkeit und Alkoholismus jahrelang nicht erkannt. Ältere sind für Therapien zugänglicher, die Rückfallquote ist geringer als bei jüngeren Menschen. (Rückfallquote insgesamt bei Alkoholabusus zwischen 50 und 80%) Rechtslage: Schuldunfähigkeit besteht für Handlungen, die im schweren Rausch begannen werden (§20 StGB „Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störung“) Der Täter kann allerdings dafür bestraft werden, dass er sich vorsätzlich betrunken hat. Bei Gewohnheitstrinkern kann eine Anstaltsunterbringung zur Entziehungskur gerichtlich angeordnet werden (§ 64 StGB: Hat eine Person den Hang, alkoholische Getränke oder andere berauschende Mittel im Übermaß zu sich zu nehmen, und wird sie wegen einer rechtswidrigen Tat, die sie im Rausch begangen hat oder die auf ihren Hang zurückgeht, verurteilt oder nur deshalb nicht verurteilt, weil ihre Schuldunfähigkeit erwiesen oder nicht auszuschließen ist, so soll das Gericht die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt anordnen, wenn die Gefahr besteht, dass sie infolge ihres Hanges erhebliche rechtswidrige Taten begehen wird. Die Anordnung ergeht nur, wenn eine hinreichend konkrete Aussicht besteht, die Person durch die Behandlung in einer Entziehungsanstalt zu heilen oder über eine erhebliche Zeit vor dem Rückfall in den Hang zu bewahren und von der Begehung erheblicher rechtswidriger Taten abzuhalten, die auf ihren Hang zurückgehen.) Bei schwerem Alkoholismus können Ehescheidung bzw. Eheaufhebung beantragt werden Entmündigung ist möglich.