Invest ILLUSTRATION: ANDREA CAPREZ 37 Banken profitieren Hypothekarschuldentwicklung seit 2008 900 Mrd. Fr. 850 800 750 700 650 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: SNB Wie man sich selbst eine Hypothek gibt mit dem eigenen Vorsorgegeld Noch ist die maximal zulässige Höhe von Eigenhypotheken beschränkt. Aber eine Neuregelung schafft erste Hürden ab. Von Charlotte Jacquemart S ie tönen kryptisch und waren vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) 2011 als unzulässig erklärt worden: sogenannte Eigenhypotheken aus dem persönlichen Vorsorgevermögen. Kurz vor Weihnachten 2014 jedoch hat die Oberaufsichtskommission der zweiten Säule (OAK) das Blatt wieder gewendet, und zwar definitiv: In einer Weisung vom 28. November hält die OAK fest, dass Eigenhypotheken den geltenden Gesetzen und Regeln in der Vorsorge nicht widersprechen und damit ab sofort zulässig sind. Dies gilt für die zweite und dritte Säule wie auch für Freizügigkeitskonten der beruflichen Vorsorge. Sinnvolle Anlage Jörg Odermatt von PensExpert ist erfreut über diese Wende: «Eigenhypotheken sind eine nutzvolle und sinnvolle Anlageform für die Versicherten.» Odermatt war es gewesen, der nach dem BSV-Entscheid 2011 an die lokale Stiftungsaufsicht gelangt war, um die Legalität von Eigenhypotheken klären zu lassen. Der Ball wurde darauf an die OAK weitergereicht, und die hat nun entschieden. Doch was Jörg Odermatt Der Mitgründer von PensExpert fokussiert mit seiner Firma seit 2000 auf individuelle Anlagestrategien in der zweiten Säule. muss man sich unter Eigenhypotheken überhaupt vorstellen? Bekannt ist – und dies wird auch eifrig genutzt –, dass Versicherte Kapital aus ihrer Pensionskasse, der Säule 3a oder einem Freizügigkeitsguthaben als Eigenkapital ins selbstbewohnte Haus stecken dürfen. Bis Alter 50 darf man dies unbegrenzt tun, danach müssen bei Zweite-Säule-Geldern mindestens 50% des Alterskapitals im Vorsorgetopf verbleiben. Auch das Verpfänden von zweiter oder dritter Säule, um von einer Bank höhere Hauskredite zu erhalten, ist landauf, landab bekannt. Bei einer Eigenhypothek jedoch nehmen Versicherte das Geld nicht aus ihrem Vorsorgevermögen heraus, sondern stellen es sich selbst als Fremdkapital in Form einer Hypothek zur Verfügung. Statt dass einer Bank Schuldzinsen gezahlt werden, fliessen die Zinsen als Anlageertrag aufs eigene Vorsorgekonto – steuerfrei, weil die zweite und dritte Säule während der Ansparphase ja von Einkommens- und Vermögenssteuern befreit ist. Odermatt sagt: «Die Zinszahlungen gehen also nicht verloren.» Zinshöhe und Belehnungskriterien zur Vergabe von Eigenhypotheken müssen dabei marktüblich sein, sagt die OAK. Der zweite Vorteil einer solchen Lösung im Vergleich zum Griff in die Vorsorgeschatulle in Form von Eigenkapital fürs Eigenheim: Die Hypothekarschuld bleibt bestehen, was steuerlich interessant ist, denn Schuldzinsen können in der Steuerrechnung vom Einkommen abgezogen werden. Angesichts der seit Jahren anhaltenden Tiefzinsphase sind die Schulden auf Häusern seit 2000 geradezu explodiert (siehe Grafik). Einen kleinen Teil dieser Bank- Im Fall von Eigenhypotheken fliesst der Schuldzins nicht an eine Bank, sondern als Anlageertrag an den Versicherten selbst. Diese Schwellenländer-Aktien lohnen sich immer Geldspiegel Markus Städeli K urzfristig geht die grösste Gefahr für Schwellenländer-Anlagen von der US-Notenbank Fed aus. Erhöht sie die Zinsen, könnten die Aktienkurse an Börsen wie Istanbul, Jakarta oder Mexiko bröckeln. Auch die lokalen Währungen kommen dann womöglich unter Druck. Dieser Zusammenhang hat sich diese Woche gezeigt, allerdings unter umgekehrten Vor- zeichen: Aus dem Protokoll der jüngsten Fed-Ratssitzung konnten die Investoren schliessen, dass sich die amerikanische Notenbank mit der ersten Zinserhöhung seit vielen Jahren noch etwas Zeit lässt. In der Folge stiegen Schwellenländer-Aktien und Währungen auf breiter Front. Es gilt nämlich als ausgemacht, dass Investoren Gelder aus Schwellenländern abziehen und vermehrt in US-Staatsanleihen anlegen, sobald Letztere wieder vergleichsweise attraktive Renditen bieten. Auch der Dollar könnte weiter steigen, wenn die USA erstmals die Zinsschraube wieder etwas anziehen und nicht nur davon reden. Und ein Dollar-Comeback hat in den 1980er und 1990er Jahren zu massiven Verwerfungen in Schwellenländern geführt, weil sich viele Staaten und Firmen in Dollar verschuldet hatten. Die meisten aufstrebenden Staaten haben dazugelernt und nehmen heute Kredite primär in Lokalwährungen auf. Bei den Unternehmen sieht es anders aus: Dort sind Dollarkredite noch immer verbreitet, und die Langfristig ist die Bewertung von Aktien aufsteigender Länder für die Performance wichtiger als vorübergehende Kapitalflüsse. eine oder andere Firma könnte Mühe bekommen, diese zu bedienen. Anleger sollten Schwellenländern nicht den Rücken kehren. Langfristig ist die Bewertung wichtiger als vorübergehende Kapitalflüsse. Mit etwa 11-mal dem erwarteten Gewinn für die nächsten 12 Monate sind Schwellenländer-Aktien moderat bewertet. Mit heftigen Schwankungen muss man bei diesen Anlagen ohnehin rechnen. Eine angenehme Art, diese durchzustehen, ist, einen Korb von Aktien mit hohen Dividendenrenditen zu besitzen. Dafür gibt es entsprechende Indizes, etwa den S&P Emerging Markets Dividend Opportunities oder den Dow Jones Emerging Markets Select Dividend. Firmen wie SPDR oder iShares bilden diese Indizes mit vergleichsweise günstigen Exchange-Traded Funds ab. Entsprechende Produkte an der Schweizer Börse findet man unter den Kürzeln EMDV und IEDY. Beide Fonds schütten eine Dividende von derzeit knapp 5% aus. Diese kann über mögliche Turbulenzen hinwegtrösten. hypotheken könnten Hausbesitzer in Zukunft durch Eigenhypotheken ersetzen. Aber vorerst eben nur einen kleinen Teil. Genau darin liegt nämlich der beziehungsweise einer der Pferdefüsse der neuen Möglichkeit: Die OAK beschränkt erstens den Anteil der möglichen Eigenhypothek auf maximal 10% des Vorsorgevermögens. Zweitens darf, zumindest in der zweiten Säule, nur der überobligatorische Teil der Vorsorge als Fremdkapital angezapft werden. Bei der Säule 3a und Freizügigkeitskonten sind es 10% des gesamten Kapitals. Drittens: Will jemand eine Eigenhypothek aus seiner Pensionskasse, muss die Kasse so organisiert sein, dass sie ihren Versicherten eine Kadervorsorge mit individueller Anlagestrategie anbietet. Das ermöglichen heute noch nicht alle Einrichtungen. Allerdings wächst die Anzahl jener Kassen, die ihren Versicherten Spielraum geben. Denn sie haben daran selbst ein Interesse: Lagern Firmen den überobligatorischen Teil der Vorsorge in eine separate Stiftung aus, können sie den Versicherten nicht nur individuelle Anlagepläne anbieten, sondern sie müssen aus diesem Gefäss keine Leistungsversprechen garantieren. Das entlastet die Unternehmen finanziell. Zehn-Prozent-Limite umstritten Ob sich die gegenwärtige Begrenzung auf 10% des Kapitals für Eigenhypotheken in jedem Fall rechtfertigen lässt, stellt Odermatt infrage. Nicht grundlos, denn es gibt einen Paragrafen, der es Pensionskassen erlaubt, in begründeten Fällen von den gesetzlichen Anlagevorschriften abzuweichen. Odermatt sagt: «Es ist nicht begründbar, wieso dieser Erweiterungsartikel nicht auch bei Eigenhypotheken eingesetzt werden darf.» Um ein Beispiel zu geben: Ein Hausbesitzer mit einem Freizügigkeitskonto von 600 000 Fr. hat noch tiefe 30% Fremdkapital auf seinem Eigenheim lastend, in Form einer Bankhypothek über 300 000 Fr. «Wenn er diese vollständig durch eine Eigenhypothek ablösen möchte, ist das heutzutage mit hoher Wahrscheinlichkeit eine sicherere Anlage als manche Staatsanleihe», sagt Odermatt. Ein solcher Fall würde die 10%-Limite, welche die OAK in ihrer Weisung von Ende Jahr vorgegeben hat, aber sicher sprengen. Es gibt allerdings noch eine simplere Begründung, wieso die 10%-Limite bei Eigenhypotheken schräg in der Landschaft steht: Zur Verwendung als Eigenkapital können Versicherte ihre Vorsorgetöpfe vollständig plündern, wenn sie wollen. Vorerst aber dürften Eigenhypotheken für die Banken noch keine riesige Konkurrenz werden. «Aufgrund der OAK-Weisung werden Eigenhypotheken typischerweise zwischen 50 000 und 100 000 Fr. betragen», glaubt Odermatt. Aber auch das ist als Diversifikation ein gute Sache. Zahlen der Woche 2,6 Mrd.€ zahlen europäische Versicherungen im Durchschnitt täglich an Leistungen aus. –0,2 % beträgt die Teuerungsrate in der EuroZone, die im Dezember ins Negative sinkt. 32,4 Mrd.Fr. Um so viel sind die Währungsreserven der Schweizerischen Nationalbank im Dezember gestiegen. Sie betragen jetzt insgesamt 501,5 Mrd. €.