Einführung in die Elektrotechnik 3. Magnetisches Feld 3. Magnetisches Feld 3.1 3.2 3.3 3.4 Größen des magnetischen Feldes Magnetischer Fluß und Induktivität Induktionsgesetz Zeitlicher Aufbau und Zerfall des magnetischen Feldes, magnetische Feldenergie Ferromagnetismus Drehbare Leiterschleife im konstanten, homogenen Feld Idealer Transformator Wirbelströme Halbleiter, Halleffekt 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 1 3. Magnetisches Feld In der Umgebung eines Magneten treten magnetische Wirkungen (z.B. Kräfte) auf. → Magnetisches Feld Verlauf der magnetischen Feldlinien sichtbar machen: Man legt auf einen Dauermagneten eine Glasplatte und bestreut diese Fläche mit Eisenfeilspänen. Die Eisenteilchen ordnen sich entlang der Feldlinien an. • Die Magnetnadel von einem Kompass (ein kleiner, drehbar gelagerter Dauermagnet) stellt sich ebenfalls immer in Richtung der Feldlinien ein. • Zwischen gleichnamigen Polen von Dauermagneten wirken abstoßende Kräfte, zwischen ungleichnamigen anziehende Kräfte. • Die Wirkung eines Magneten wird mit zunehmender Entfernung schwächer. Sie ist nicht an ein bestimmtes Medium gebunden. • Die Wirkung ist an zwei Stellen am größten: → Pole. • Beim Zerteilen eines Dauermagneten erhält man zwei vollständige Dauermagnete und nicht je einen isolierten Nord- und Südpol. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 2 3.1 Größen des magnetischen Feldes Stromdurchflossener Leiter • Um einen stromdurchflossenen Leiter bildet sich ein Magnetfeld aus. • Es ist nachzuweisen mit einer Magnetnadel oder Eisenpulver. • Bei einem geraden Leiter ist es zylindersymmetrisch. Die Feldlinien sind geschlossene Kurven. • Dreht man die Stromrichtung um, kehrt sich auch die Richtung der Feldlinien um. Richtung nach der Rechtsschraubenregel: Dreht man eine Rechtsschraube so, daß sie sich in Stromrichtung bewegt, gibt die Drehrichtung die positive Richtung der Feldlinien an. Vergleich elektrisches/magnetisches Feld: Elektrische Feldlinien entspringen an Quellen und enden an Senken. Das magnetische Feld besitzt keine Quellen und Senken. Zwei Größen zur Beschreibung des magnetischen Feldes: Feldlinienrichtung • Eine Größe, die den Zusammenhang mit der erzeugenden Ursache herstellt, • Eine Größe, die die Wirkung des Feldes auf die Materie beschreibt. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 3 3.1 Größen des magnetischen Feldes Durchflutungsgesetz (1) Durchflutungsgesetz: ∫ Hds = ∑ i [H] = s [i] A = [s] m H : Magnetische Feldstärke ∫ .. ds : Kurvenintegral über einen geschlossenen Weg s ∑i : Alle von dem geschlossenen Weg umfahrene Ströme Auf einem konzentrisch zur Leitermitte liegenden Kreis ist die magnetische Feldstärke konstant. Beispiel: stromdurchflossener gerader Leiter: ∫ Hds = H (r ) ∫ ds = H (r ) ⋅ 2π r = i s ∫ ds s H (r ) = i 2π r ist die Länge des gesamten Kreisbogens → Kreisumfang. s Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 4 3.1 Größen des magnetischen Feldes Durchflutungsgesetz (2) Wie groß ist die Feldstärke im Inneren des Leiters? H(r) Allgemeine Form des Durchflutungsgesetzes: ∫ Hds = ∫ J dA s A r1: Drahtradius Die Stromdichte J im Inneren (r ≤ r1) des Leiters ist: J= r r1 i i = A π r12 i r2 2 ∫ Hds = H ( r ) ⋅ 2π r = π r 2 π r = i r 2 1 1 s Im Inneren (r ≤ r1): r ≤ r1 : H( r ) = i 2π r12 r Im Außenraum (r ≥ r1): H( r ) = i r 2 2π r1 r ≥ r1 : H (r ) = i 2π r Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 5 3.1 Größen des magnetischen Feldes Durchflutungsgesetz (3), magn. Feldstärke von zwei stromdurchflossenen Leitern Die Auswertung des Umlaufintegrals ist nur dann so einfach wie oben beschrieben, wenn die magnetische Feldstärke entlang des gewählten Weges konstant ist, wenn man also entlang einer Feldlinie integriert. Die magnetische Feldstärke von zwei stromdurchflossenen Leitern kann man mit den gewonnenen Ergebnissen nur auf der x-Achse (vgl. Bild) angeben, weil H(x, y=0) nur aufwärts oder abwärts gerichtet sein kann (Vorzeichen!). Gleichsinniger Stromfluß Feldlinien: H(x,y) = konst. Gegensinniger Stromfluß Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 6 3.1 Größen des magnetischen Feldes Durchflutungsgesetz, Übungsaufgabe Berechnen Sie die magnetische Feldstärke H(r) in einer stromführenden Koaxialleitung. Der Strom i fließt im Innenleiter in die Zeichenebene hinein, im Außenleiter aus der Zeichenebene heraus. r1 Allgemeine Form des Durchflutungsgesetzes: r2 r3 r ∫ Hds = ∫ J dA s A Im Bereich (r2 ≤ r ≤ r3) gilt: J= H(r) i π ( r32 − r22 ) H (r ) = i r32 − r 2 2π r r32 − r22 Der Außenraum (r3 ≤ r) ist feldfrei! Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 7 3.1 Größen des magnetischen Feldes Kraft auf stromdurchflossene Leiter Ein stromdurchflossener Leiter umgibt sich mit einem Magnetfeld. Ein äußeres Magnetfeld übt deshalb eine Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter aus. F = Bli [ B] = Batterie [F] VAs 1 1 Vs = = = T ( Tesla ) [ l ][ i ] m m A m2 B: magnetische Flußdichte oder Induktion. Anschaulich: Feldliniendichte. l: Länge des Leiters, die dem Magnetfeld ausgesetzt ist. B Die Größen l, B, F bilden ein kartesisches Rechtssystem (Dreifingerregel der linken Hand). Allgemein (in Vektorschreibweise): r r r F = q ⋅( v × B ) bzw. r r ds r F = i ⋅ dt ⋅ ( × B ) dt F i Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 8 3.1 Größen des magnetischen Feldes Kraft auf stromdurchflossene Leiter Allgemein (in Vektorschreibweise): r r r F = q ⋅( v × B ) r F = l ⋅ i ⋅ B sin θ bzw. wegen r r ds r F = i ⋅ dt ⋅ ( × B ) dt r r r F = i ⋅ l ⋅ uT × B Die Kraft ist am größten wenn der Leiter senkrecht zum Magnetfeld gerichtet ist. Die Kraft ist Null, wenn der Leiter parallel zum Magnetfeld gerichtet ist. Quelle: Alonso/Finn Die Kraft die auf den Leiter wirkt ist senkrecht zum Strom und senkrecht zum Magnetfeld. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 9 3.1 Größen des magnetischen Feldes Magnetisches Moment in einem Stromkreis Ein Stromkreis in einem Magnetfeld erfährt ein magnetisches Moment τ. Dieses ist bestrebt das magnetische Moment des Stromkreises M parallel zum Magnetfeld zu richten. Die Richtung von M ist durch die Rechte-Hand-Regel gegeben. Quelle: Alonso/Finn r r r τ = M ×B r r r mit τ = r × F = r ⋅ l ⋅ B ⋅ i ⋅ sin θ mit r r M = i ⋅ S ⋅ uN und r = l' sin θ Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 10 3.1 Größen des magnetischen Feldes Magnetisches Moment in einem Stromkreis Ein Stromkreis in einem Magnetfeld erfährt ein magnetisches Moment. Dieses ist bestrebt das magnetische Moment des Stromkreises parallel zum Magnetfeld zu richten. Die Richtung von M ist durch die Rechte-Hand-Regel gegeben. Quelle: Alonso/Finn Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 11 3.1 Größen des magnetischen Feldes Strommessgerät: Prinzip eines Galvanometers α wird durch einen Zeiger angezeigt Quelle: Alonso/Finn Quelle: Alonso/Finn Durch eine Spule tritt der Strom aus. Dieser soll gemessen werden. Das magnetische Feld übt ein Moment auf die Spule aus. Dadurch wird die Spule verdreht. Beziehung zwischen Drehwinkel und dem Strom innerhalb der Spule mit S als Fläche der Spule: r r τ = M ×B r r r mit τ = r × F = r ⋅ L ⋅ B ⋅ i ⋅ sin θ r mit r r M = i ⋅ S ⋅ uN und r = L' sin θ Das erzeugte Moment vom Magnetfeld, ist bestrebt die Spule senkrecht zum Feld auszurichten! Das bewirkt die Verbiegung der Feder q. Wenn α der Winkel ist, um den sich die Spule dreht, dann gilt: M elastisch = Dα Elastische Moment Dα = i ⋅ S ⋅ B i= Dα SB Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 12 3.1 Größen des magnetischen Feldes Magnetfeld das vom geschlossenen Stromkreises herrührt Beobachtung durch Hans C. Oersted: Ablenkung einer Kompassnadel die sich in der Nähe eines stromdurchflossenen Leiters befindet. µ0 = 4π ⋅ 10 −7 Vs Am Beobachtung führt zur Berechnung des Magnetfeldes das durch einen stromdurchflossenen Leiter erzeugt wird. Magnetfeld von einem Kreisstrom am Punkt P erzeugt Ampere-Laplacesches Gesetz r µ0 urT × urr B= dl i 4π ∫ r 2 P i r uT B dl ur Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 13 3.1 Größen des magnetischen Feldes Magnetfeld im Kreisstrom Das Magnetfeld eines Kreisstroms zeigt sich bei der oberen Abbildung. Die Orientierung der Kraftlinien wird mit der Rechten-HandRegel angegeben. Die mathematische Betrachtung des Problems zur Bestimmung der Berechnung des Magnetfeldes an einem beliebigen Punkt ist sehr kompliziert. Einfach ist das Ergebnis für das magnetische Feld im Mittelpunkt und es lautet: Quelle: Alonso/Finn µ i B= 0 2a a : Radius ab Mittelpunkt B-Feld Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 14 3.1 Größen des magnetischen Feldes Zusammenhang zwischen B und H mit r r r F = i ⋅ L ⋅ uT × B r r r r u'T ×B = −u R ⋅ B r r r F' = i' ⋅∫ u'T × B ⋅ dL' r r µ0 i r µ0 ii' F ' = i ' u dl ' = − u und R ∫ R 2π R 2π R ∫ dl' ur : uT : l, l’ : B, B’ : i, i’ : Einheitsvektor von i nach i’ Einheitsvektor Länge Draht Mag. Induktion Ströme in den Leitern r r µ ii' F' = −u R 0 l' 2π R Fazit: Zwei parallele Ströme die in gleicher Richtung laufen, ziehen aufgrund ihrer magnetischen Wechselwirkungen mit gleicher Kraft an. Quelle: Alonso/Finn Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 15 3.1 Größen des magnetischen Feldes Zusammenhang zwischen B und H µ0 = 4π ⋅ 10 −7 B = µH = µ0 µ r H µ0 µr : Vs Am Permeabilitätskonstante im Vakuum relative Permeabilität, beschreibt die magnetische : Eigenschaft der Materie (nicht konstant sondern eine Funktion der Feldstärke) Quelle: Alonso/Finn Absolute Permeabilität : Anwendung: µ Zwei parallele Ströme in gleicher Richtung ziehen einander infolge ihrer magnetischen Wechselwirkung mit gleicher Kraft an. Zwei parallele Ströme in entgegengesetzter Richtung stoßen einander ab. B1 (B2) ist die vom Feld des Leiters 1 (2) am Ort des Leiters 2 (1) hervorgerufene Flußdichte (a: Abstand der Leiter). i2 ( F = Bl i ) F µ B1 = µ0 H 1 = µ0 ; B2 = µ0 = 0 i1i2 2π a 2π a l 2π a i1 i1 B2 F a i2 F B1 Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 16 3.2 Magnetischer Fluß und Induktivität Der magnetische Fluß Φ ist die Gesamtzahl der Feldlinien der magnetischen Induktion, die durch eine gegebene Fläche hindurchtreten. Φ = ∫ BdA [ Φ ] = Vs Zusammenhang zwischen magnetischem Fluß und Strom i einer Anordnung: Φ = Li L: Induktivität [ L] = Vs A Vergleich elektrische und magnetische Feldgrößen. Elektrisches Feld Feldstärke Ladung Verschiebungsdichte Kapazität el. Feldkonstante Dielektrizitätszahl E q D C ε0 εr Einheit Magnetisches Feld V/m As As/m2 As/V As/(Vm) - Feldstärke magn. Fluß Flußdichte Induktivität magn. Feldkonstante Permeabilitätszahl Einheit H Φ B L µ0 µr A/m Vs Vs/m2 Vs/A Vs/(Am) - Bei den Einheiten werden Volt und Ampere vertauscht. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 17 3.2 Magnetischer Fluß und Induktivität Spule Kreisstrom: Die Ausdehnung des magnetischen Feldes ist nicht auf einen endlichen Raumbereich beschränkt. Das magnetische Feld ist inhomogen. Spule: • Aufeinanderstapeln von Kreisströmen mit gleicher Richtung. • Konzentration der magnetischen Feldstärke im Raum. • Bei w Windungen umfaßt das Linienintegral der magn. Feldstärke entlang einer Feldlinie den Strom w • i (i = Strom durch die Spule). • Das magnetische Feld einer langgestreckten Spule ist im Inneren (nahezu) homogen. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 18 3.2 Magnetischer Fluß und Induktivität Spule mit Kern i Das magnetische Feld enthält Energie (Kraftwirkung auf stromdurchflossenen Leiter). Die Feldlinien und damit auch die Energie lassen sich auf engem Raum konzentrieren, wenn man die Spule auf einen Kern aus einem Material mit hoher Permeabilität wickelt (z.B. magnetisch weiches Eisen). Die Feldlinien verlaufen dann praktisch vollständig im Inneren des Kerns. i Die Induktivität der Spule vergrößert sich. U i Will man mit einem magnetischen Feld Arbeit leisten (z.B. Stecknadel vom Fußboden aufheben), muß der Eisenweg unterbrochen werden, damit das magnetische Feld zugänglich wird. U Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 19 3.2 Magnetischer Fluß und Induktivität Induktivität einer Spule mit Eisenkern und Luftspalt Index E: im Eisen, Index L: im Luftspalt A: Querschnittsfläche des Kerns = Fläche des Luftspalts h: Höhe des Luftspalts; w: Anzahl der Windungen der Spule i Der magnetische Fluß im Eisen und im Luftspalt ist gleich groß. U Φ E =Φ L Φ E ,L = Φ = B E A = B L A B E = BL = Φ A Durchflutungsgesetz angewendet auf eine "mittlere" Feldlinie der Länge lE im Eisen: ∫ Hds = s ∫ Hds + ∫ Hds lE = H E lE + H L h = w i h in Luft: BL = µ 0 H L ; im Eisen: BE = µ 0 µ r H E Φ = BA = µ 0 H L A wΦ = L i Φ= L= µ 0 Aw h + lE µ r µ 0 Aw2 h + lE µ r i ~ w2 HE = HL µr l H L( E + h ) = wi µr Φ ist der magn. Fluß, der eine Windung durchsetzt, es sind aber w Windungen in Serie geschaltet: L ist die Kenngröße des mit einer Spule bewickelten Eisenkerns mit Luftspalt. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 20 3.2 Magnetischer Fluß und Induktivität Technische Ausführung von Drosselspulen, Eisenkerne Geschichteter Kern Bandkern Schnittbandkern Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 21 3.2 Magnetischer Fluß und Induktivität Technische Ausführung von Drosselspulen, Ferritkerne Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 22 3.3 Induktionsgesetz Die Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter kommt durch die Bewegung der Ladungsträger zustande. q: gesamte bewegliche Elektronenladung im Leiter der Länge l. v : Transportgeschwindigkeit der Ladungsträger. F = Bli = q Bv mit i= q v l Die Kraft wirkt auf die bewegten Ladungen senkrecht zu deren Bewegungsrichtung; da die Elektronen den Draht nicht verlassen können, bewegt sich der Leiter. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 23 3.3 Induktionsgesetz (2) Abgeänderte Versuchsbedingungen: Wenn die Kraft F in Richtung der Leiterachse wirken soll, müssen sich die Ladungen senkrecht zur Leiterachse bewegen. Das geht nur mechanisch: man zieht den Draht mit der Geschwindigkeit v durchs Magnetfeld. Die Kraft, die auf die Ladung q im Leiter wirkt, kann man auch durch eine elektrische Feldstärke E beschreiben: F = q Bv = q E F = FE E = Bv F : Kraft aufgrund der Bewegung, FE: Kraft aufgrund des elektrischen Feldes E FE Durch den Einfluß dieser Kraft bewegen sich die Ladungen in einer geschlossenen Leiterschleife (ohne Batterie). Durch die Bewegung des Leiterstücks im magnetischen Feld wird ein Strom induziert. Induzierte Spannung U auf dem Leiterstück der Länge l: l l U = ∫ E dz = ∫ B v dz = B l v 0 U = Bl v 0 gilt nur für diese Versuchsanordnung! Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 24 3.3 Induktionsgesetz (3) Allgemeine Form Ausgehend von der speziellen Versuchsanordnung soll nun das allgemein gültige Induktionsgesetz plausibel gemacht werden: y *) d l dx { B x dz } U = ∫ B v dz = ∫ B dz = dt dt ∫ dx v= dt l l 0 0 B x 0 *) Dieses Vorgehen ist hart an der Grenze des Erlaubten: zuerst wird nur x nach der Zeit differenziert, dann B und x. x Mit der Identität x = ∫ dx 0 lx dΦ = d {∫ ∫ B dx dz } 00 lx wird d U = {∫ ∫ B dx dz } dt 00 ist in diesem Experiment die Änderung des magnetischen Flusses in der Leiterschleife aufgrund der mechanischen Bewegung des Teilstückes der Länge l um die Distanz dx in der Zeitspanne dt. l Zeitpunkt: t t + dt z Verallgemeinerung: Es ist unerheblich wie die Flußänderung hervorgerufen wird. Es wird immer dann in der Leiterschleife eine Spannung induziert, wenn sich der magnetische Fluß, der diese Schleife durchsetzt, zeitlich ändert. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 25 3.3 Induktionsgesetz (4) Allgemeine Form Induktionsgesetz: dΦ dt Die induzierte Spannung in einer Leiterschleife (eine Windung) ist U= In einer Spule sind w Windungen in Serie geschaltet, die in jeder Windung induzierten Spannungen addieren sich U =w dΦ dt Der magnetische Fluß kann z.B. über eine mechanische Bewegung vom Ort abhängig sein; wegen Φ ~ i kann er mit i = i(t) aber auch explizit zeitabhängig sein: Φ = Φ ( x ,t ); U = d ∂Φ ( x ,t ) ∂Φ ( x ,t ) dx Φ ( x ,t ) = + dt ∂t ∂x dt dx = Bl v dt 1) Φ = Φ( x ) = B l x U = Bl 2) Φ = Φ( t ) Spule mit w Windungen: Es kommt nur auf die Relativbewegung zwischen Feld und Leiter an. wΦ ( t ) = L i( t ) U =w dΦ di =L dt dt Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 26 3.3 Serien- und Parallelschaltung von Induktivitäten Serienschaltung: i Aus der Maschenregel: U = U 1 + U 2 = L1 di di di di + L2 = ( L1 + L2 ) = L dt dt dt dt U L1 U1 L2 U2 folgt für die Gesamtinduktivität L n Schaltsymbol für Induktivitäten: L = L1 + L2 = ∑ Li i =1 deutsch englisch Parallelschaltung: Aus der Knotenregel: i di di1 di2 U U 1 1 1 = + = + = U( + )= U dt dt dt L1 L2 L1 L2 L U i1 i2 L1 L2 folgt für die Gesamtinduktivität L LL L= 1 2 L1 + L2 bzw. 1 n 1 =∑ L i =1 Li n oder 1 ) L i =1 i L = 1 /( ∑ Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 27 3.4 Zeitlicher Aufbau und Zerfall des magnetischen Feldes Einschaltvorgang R Einschaltvorgang: i(t ≤ 0) = 0; zum Zeitpunkt t = 0 wird der Schalter geschlossen. Maschengleichung: U = uL + uR = L i uR uL U L di + R ⋅i dt Homogene Differentialgleichung: (vgl. Kondensatoraufladung) di R 0= + i dt L di R = − dt i L t i = e L / R ⋅k − Mit den Randbedingungen: i(t ≤ 0) = 0; i(t→∞) = U/R folgt t − U i( t ) = ( 1 − e L / R ) R i(t) u(t) U U R i uL 1 t/τ τ = L/R: Zeitkonstante Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 28 3.4 Zeitlicher Aufbau und Zerfall des magnetischen Feldes magnetische Feldenergie Die im magnetischen Feld einer Spule gespeicherte magnetische Energie ist: ∞ ∞ i( t → ∞ ) 0 0 i( t = 0 ) d i( t ) Wm = ∫ u( t )i( t )dt = ∫ L i( t )dt = L dt ∫ i( t ) di( t ) i( t → ∞ ) 1 1 1 Wm = L i 2 ( t ) = L i 2 ( t → ∞ ) = L I02 2 2 2 i( t = 0 ) Wm = 1 2 L I0 2 ( hier mit I0 = U ) R Wm ausgedrückt durch die Feldgrößen H und B (Spule mit Eisenkern und Luftspalt vorausgesetzt): Wm = Wm ,E Wm ,L 1 2 1 1 1 1 L I0 = Φ w I0 = BE ,L A( H E l E + H L h ) = BE ,L A H E l E + BE ,L A H L h = Wm ,E + Wm ,L 2 2 2 2 2 = magn. Energie im Eisenvol . H E l E l = = E magn. Energie im Luftvol . H L h µr h Für µrh >> lE wird nahezu die gesamte magnetische Energie im Luftspaltvolumen gespeichert. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 29 3.4 Zeitlicher Aufbau und Zerfall des magnetischen Feldes Ausschaltvorgang S1 1. Aufbau des magn. Feldes: S1 geschlossen, S2 offen. R1 2. Nach Einstellen der Endwerte (i = I0 = U/ R1) wird S2 geschlossen, es ändert sich nichts, da uL = 0. S2 i uR 3. Ausschaltvorgang: Schalter S1 wird zur Zeit t = 0 geöffnet. uL U L R2 Maschengleichung: u L ( t ) + R2i( t ) = 0 L di + R2 ⋅ i = 0 dt Mit den Randbedingungen: i(t = 0) = I0 = U/ R1; i(t→∞) = 0 folgt i( t ) = U e R1 − U R1 i uL t L / R2 R u L ( t ) = − R2i( t ) = − 2 Ue R1 i(t) u(t) U 1 t − L / R2 t/τ τ = L/R1 - R2 R1 U Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 30 3.4 Zeitlicher Aufbau und Zerfall des magnetischen Feldes Ausschaltvorgang (2) Die Geschwindigkeit des Zerfalls wird durch die Zeitkonstante L/R2 bestimmt. S1 S2 i uR Zwei Grenzfälle: 1) R2 = 0: di dΦ L =w =0 dt dt R1 uL U L R2 i = I0 = konst . Der Strom I0 fließt für alle Zeiten weiter, das magnetische Feld bleibt erhalten. Nur mit Supraleitern möglich. 2) R2 → ∞: Der Strom i(t) ändert sich innerhalb sehr kurzer Zeit von i(t) = I0 auf i(t) = 0. Die induzierte Spannung nimmt sehr große Werte an (theoretisch ∞ groß), es erfolgt ein Überschlag (Funkenbildung, Bogenentladung) am Schalter S 1. i(t) u(t) U U R1 i uL 1 t/τ τ = L/R1 - R2 R1 U Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 31 3.4 Zeitlicher Aufbau und Zerfall des magnetischen Feldes Vergleich Kondensator/Spule im Gleichstromsystem, bei Schaltvorgängen Kondensator Allgemein: iC ( t ) = C Spannung: Nach SchalterAktion: t = 0+ : t →∞: Strom: Spannung: duC ( t ) dt iL ( t ) = 1 u L ( t ) dt L∫ ? d iL ( t ) dt stetig, kein Sprung stetig, kein Sprung ? uC ( t ) = Strom: Spule 1 iC ( t ) dt C∫ I C ( t = 0+ ) = ? uL ( t ) = L (KnR) I L ( t = 0+ ) = I L ( t = 0 ) UC ( t = 0+ ) = U C ( t = 0 ) U L ( t = 0+ ) = ? (MR) Strom: IC ( t → ∞ ) = 0 I L( t → ∞ ) = ? (KnR) Spannung: UC ( t → ∞ ) = ? (MR) U L( t → ∞ ) = 0 MR: Maschenregel, KnR: Knotenregel Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 32 3.5 Ferromagnetismus Magnetisierungsschleifen Hysteresekurve Br Neukurve B Bs H -HC B H Neukurve 0 HC -Bs H H -Br HC: Koerzitivfeldstärke Br: Remanenzinduktion Bs: Sättigungsinduktion (volle Aussteuerung) µi 0 H • Verhalten von pauschal unmagnetisierten Zustand (B=0, H=0) bis zur Sättigung • Veränderung der Weißschen Bezirke unter Einfluß eines Magnetfeldes Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes IWE, [Mü 93 / 223, Cal 94 / 673] Folie: 33 3.5 Ferromagnetismus Magnetisierungsschleifen, Einteilung nach Koerzitivfeldstärke HC Weichmagnetisch kleine Koerzitivfeldstärke HC < 10 A/cm Hartmagnetisch große Koerzitivfeldstärke HC > 100 A/cm Rechteck-Hysteresekurve Werkstoffe für Speicher Br ≅ Bs Hystereseverluste: Die bei einem Durchlauf in Wärme umgesetzte Energie ist proportional zur Fläche der Magnetisierungsschleife. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes IWE, [Mü 87 / 223] Folie: 34 3.6 Drehbare Leiterschleife im konstanten, homogenen Magnetfeld Kraft und Moment auf stromdurchflossene Leiterschleife Verknüpfung der mechanischen Größen F und v mit den elektrischen Größen i und U: F = Bli α ∂Φ dx ∂Φ U= ⋅ = ⋅v = Bl v ∂x dt ∂x N Diese Beziehungen bilden die Grundlage für elektrodynamische Wandler, z.B. Motoren, Generatoren (Fahrraddynamo), Lautsprecher, Mikrofone, elektr. Meßgeräte. F i F b S Es fließt ein Strom in der eingezeichneten Richtung durch die Leiterschleife. Auf die Drahtstücke der Länge l wirkt ein Kräftepaar FII i,B,F = ˆ x , y , z eines kartesischen Koordinatensystems das die Drahtschleife aus der gezeichneten Stellung im Gegenuhrzeigersinn herausdreht bis zum Stillstand, wenn die Schleifenfläche senkrecht zum Magnetfeld steht: α = π/2. Nur die Komponente F⊥ = F cosα bewirkt die Drehbewegung. Das Kräftepaar bewirkt ein Drehmoment τ = b F⊥ = b F cosα. i l In einem homogenen Magnetfeld ist eine rechteckige Leiterschleife (Länge l, Breite b) um die strichpunktierte Achse drehbar. F = Bli B F α Drehachse α F⊥ F⊥ b FII α F Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 35 3.6 Drehbare Leiterschleife im konstanten, homogenen Magnetfeld Induzierte Spannung bei Drehung Die Drahtschleife wird in dem homogenen Magnetfeld mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω = dα/dt um ihre Achse gedreht. α Der magnetische Fluß, der durch die Drahtschleife hindurchgreift ist: N Φ ( α ) = B l b sin α ( t ) = B A sin α ( t ) mit dα = ωdt und α ( t ) = ω t + α0 B A = l b : Schleifenfläche A sinα : Projektion von A in Richtung B l ω Die in der Drahtschleife induzierte Spannung ist: dΦ ( α ) = B A ω cos( ω t + α 0 ) = û cos( ω t + α 0 ) U( t ) = dt ^ u U 0 û = B A ω S ^ u ωt π ^ -u mit b 2π U ^ -u 0 π 2π ωt Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 36 3.6a Sinusförmige Wechselspannung Grundbegriffe Die Versorgung mit elektrischer Energie erfolgt heute allgemein durch Generatoren, die sinusförmige Wechselspannungen erzeugen (entsprechend dem Prinzip "drehbare Leiterschleife"): u( t ) = û sin( ω t + ϕ ) i( t ) = î sin( ω t + ϕ ) π 0 ϕ ωT = 2π 2π u(t) ωt ^ u sinωt Amplitude (Scheitelwert) der Spannung Amplitude des Stromes ω Kreisfrequenz (omega) ϕ Nullphasenwinkel (phi) ω t + ϕ Phase (Winkel im Bogenmaß) û î Es gilt ω= 2π = 2π f T T: Periodendauer; f=1/T: Frequenz [f] = 1/sec = 1 Hz (Hertz) Zum Unterscheiden wird die Frequenz f in Hz und die Kreisfrequenz ω in sec-1 angegeben. Die Wechselspannung an der Steckdose hat eine Frequenz f = 50 Hz bzw. eine Periodendauer T = 0,02 sec. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 37 3.6a Sinusförmige Wechselspannung Leistung Ein Verbraucher (Widerstand R) wird von einer Wechselspannungsquelle gespeist. u( t ) = û sin( ω t + ϕ ) i( t ) = ~ u( t ) û = sin( ω t + ϕ ) R R u(t) i(t) P(t) _ P Die im Widerstand R umgesetzte Leistung ist u 2 ( t ) û 2 = sin 2 ( ω t + ϕ ) P( t ) = u( t )i( t ) = R R û 2 (1 − cos 2( ω t + ϕ )) P( t ) = 2R 2 P= û 2R R π 0 ϕ ωT = 2π 2π u(t) ωt ^ u sinωt P : mittlere Leistung Eine Glühlampe, die an einer Haushaltssteckdose mit f = 50 Hz betrieben wird, emittiert eine Lichtleistung die proportional zur aufgenommenen elektrischen Leistung P(t) ist. Das Licht schwankt also in seiner Intensität mit der doppelten Frequenz, f = 100 Hz. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 38 3.6a Sinusförmige Wechselspannung Effektivwert Der zeitliche Mittelwert der periodischen Funktion P(t) ist: T T 0 0 ~ 2 1 1 û (1 − cos 2( ω t + ϕ ))dt PW ( t ) = P = ∫ P( t )dt = ∫ T T 2R P(t) 2 PW ( t ) = u(t) i(t) û 2R _ P PW: Wirkleistung Der gleiche Verbraucher R soll nun von einer Gleichspannungsquelle (ueff) so gespeist werden, daß die gleiche Leistung PW umgesetzt wird. 2 ueff û 2 = PW ( t ) = 2R R ueff = û 2 ueff ist der Effektivwert der Wechselspg. u( t ) = û sin( ω t + ϕ ) . Für beliebige Zeitverläufe von u(t) gilt: R π 0 ϕ ωT = 2π 2π u(t) ωt ^ u sinωt Haushaltssteckdose: ueff = 230 V: T 1 2 ueff = u ( t ) dt T∫ û = 2ueff = 230 ⋅ 2 V = 325 V 0 Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 39 3.7 Idealer Transformator Spannungsübersetzung Ein geschlossener Eisenkern (µ r >> 1) trägt zwei Spulen mit gleichem Wicklungssinn. Die Primärwicklung (Windungszahl w1) ist an eine Wechselspannungsquelle u1( t ) = û1 sin ω t angeschlossen. Die Sekundärwicklung (Windungszahl w2) ist mit einem ohm`schen Widerstand R (der auch unendlich groß sein kann) abgeschlossen. Die Spulen werden als verlustfrei angesehen (der Widerstand des Wickeldrahtes wird vernachlässigt). i1 ~ u1 w1 w2 u2 Φ R i2 Der magn. Fluß wird wegen µ r >> 1 vollständig im Eisen konzentriert. Der gleiche Fluß durchsetzt sowohl Primär- als auch Sekundärwicklung. Anwendung des Induktionsgesetzes auf die Primär- und Sekundärspule: u1 = w1 dΦ dt und u2 = w2 dΦ dt Daraus folgt: u2 w2 = u1 w1 Spannungsübersetzung Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 40 3.7 Idealer Transformator Stromübersetzung Da die Verluste vernachlässigt werden, wird die Energie, die auf der Primärseite aufgenommen wird, auf der Sekundärseite wieder abgegeben. Für die Leistungen gilt daher die Leistungsbilanz: u1i1 = u2i2 i1 ~ Daraus folgt: i2 u1 w1 = = i1 u2 w2 w1 w2 u2 R i2 Stromübersetzung Aus der Spannungs- und Stromübersetzung ergibt sich: w w u1 = 1 u2 ; i1 = 2 i2 w2 w1 Lastwiderstand für die Quelle i1 2 u1 w1 u2 = i1 w2 i2 u1 Φ ~ Widerstandsübersetzung u1 R1=? 2 Die Quelle am Eingang wird mit dem Widerstand u w R1 = 1 = 1 R i1 w2 belastet. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 41 3.7 Transformator Anwendungen Anwendung des Transformators: • Energieübertragung zwischen isolierten Stromkreisen • Übersetzung von Spannungen, Strömen und Widerständen auf höhere oder niedrigere Werte. i1 ~ u1 w1 w2 u2 Φ R i2 Anmerkung: Wegen w Φ = L i ist bei sekundärem Leerlauf i2 = 0 und i1 = 0 und damit Φ = 0. Das ist eine Folge der Idealisierung und kommt bei realen Transformatoren nicht vor. Daran ändert sich auch bei sekundärer Belastung durch R nichts: die Anwendung des Durchflutungsgesetzes liefert ∫ Hds = i1w1 − i2 w2 = 0 (Die Stromzählpfeile von i1 und i2 sind gegensinnig gerichtet) → H = 0. Trotz der Idealisierung beschreiben die angeführten Beziehungen das Verhalten eines realen Transformators recht gut. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 42 3.7 Transformator Anwendung des Transformators, Beispiel Beispiel: Vgl. Beispiel „Heizofen mit langer Leitung“. Bei direktem Anschluß an die Steckdose ergab sich in der Leitung ein Spannungsabfall von 27 V; statt 2 kW Nennleistung lieferte der Heizofen nur mehr 1,76 kW. i1 ~ u1 w1 i2 2RL u2 w2 w1 = 1/10 w2 iH u3 w3 w4 uH RH w3 = 10 w4 Gleiche technische Daten der Geräte: RH = 26,5 Ω, RL = 1,78 Ω. Neu: Je ein Transformator zwischen Spannungsquelle und langer Leitung und zwischen Zuleitung und Verbraucher mit dem Übersetzungsverhältnis 1:10 bzw. 10:1. U1 = 230 V ist der Effektivwert der Nennspannung an der Steckdose. Berechnung von i1: uH = RH ; iH 2 u3 w3 RH = 100 RH = i2 w4 u2 = 2 RL + 100 RH ( Serienschaltung ) i2 2 1,78Ω u1 w1 u2 1 u2 RL = = = + RH = + 26,5 Ω = 26,536Ω 50 i1 w2 i2 100 i2 50 i1 = u1 230 V = = 8 ,667 A 26 ,536 Ω 26 ,536 Ω Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 43 3.7 Transformator Anwendung des Transformators, Beispiel (2) Vergl. 1.3 Die von der Quelle gelieferte Leistung ist P1 = u1i1 = 1,994 kW Der Strom in den langen Zuleitungen ist w i2 = 1 i1 = 0 ,8667 A w2 7 ,65 A i2 ⋅ 2 RL = 3 ,085 V 27 ,2 V PL = i22 ⋅ 2 RL = 2 ,674 W 208 W Der Spannungsabfall auf der Zuleitungen ist Die Verlustleistung, die auf der Zuleitung in Wärme umgesetzt wird ist 1,761 kW Die Leistung im Verbraucher ist PH = P1 − PL = 1,991 kW 1,553 kW Die Spannung am Verbraucher ist u H = PH RH = 229 ,7 V 203 V Hier steht praktisch die volle Nennleistung am Verbraucher zur Verfügung. Auf der langen Leitung wird die Energie mit der zehnfachen Spannung aber nur mit 1/10 des vorherigen Stroms transportiert. Die Verlustleistung ist proportional i22. Deshalb werden auf Überlandleitungen sehr hohe Spannungen verwendet. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 44 3.8 Wirbelströme (induzierte Ströme in ausgedehnten Leitern) Eisenkern im Wechselmagnetfeld Das Bild zeigt einen Transformator mit einer kurzgeschlossenen Sekundärwindung. Darin kann ein recht großer Strom induziert werden. Die Zuordnung der Stromflußrichtung in den beiden Wicklungen ergibt sich nach der Lenz`schen Regel: Die induzierten Ströme sind immer so gerichtet, daß sie die Bewegung zu hemmen versuchen, durch die sie erzeugt werden, oder daß das Magnetfeld des induzierten Stroms die Änderung des bestehenden Feldes zu hindern bestrebt ist. i1 ~ Φ1 u1 i2 Φ2 Durch den Strom i1 wird im Eisen ein magnetischer Fluß wie eingezeichnet erzeugt, der im betrachteten Zeitpunkt auch noch anwachsen möge. Der Strom i2 wird dann in der Richtung induziert, daß durch den damit verketteten Fluß Φ2 das Anwachsen von Φ1 behindert wird. Diese Kurzschlußwindung würde auch dann existieren, wenn man den Kern aus massiven Eisen herstellen würde. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 45 3.8 Wirbelströme (2) Eisenkern im Wechselmagnetfeld Das obere Bild zeigt die Feldlinien der Stromdichte, die in einem massiven Eisenkern induziert wird. Φ Man nennt diesen in räumlich oder flächenhaft ausgedehnten Leitern induzierten Strom: Wirbelstrom Um die mit diesem Wirbelstrom verbundenen Verluste i22 R zu reduzieren, schichtet man den Kern aus dünnen, von einander isolierten Eisenblechen. Außerdem erhöht man noch den spezifischen Widerstand des Eisens durch Hinzulegieren von Silizium. i1 i2 Φ1 i2 i1 Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 46 3.8 Wirbelströme (3) Bewegte Metallplatte im konstanten Magnetfeld Wirbelströme werden auch induziert, wenn ein Leiter durch ein konstantes Magnetfeld mit der Geschwindigkeit v bewegt wird. In der bewegten Metallplatte (2) wird in der eingezeichneten Weise ein elektrisches Strömungsfeld induziert: J= 1 ρ E= 1 ρ Magnetpole (1) B v 2 vB Unteres Bild: v Skizziert ist ein Leiterbereich, der sich unter den Magnetpolen (1) befindet und den Strom i führt. 1 Auf diesen Leiter wirkt die Kraft F = B l i entgegen der Richtung von v. Die Bewegung wird also gebremst. Metallplatte (2) F ~v B F i v Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 47 3.9 Halbleiter Reiner Halbleiter Reiner Halbleiter bei Zimmertemperatur: Si (Ge) ist in der vierten Hauptgruppe des Periodensystems, 4-wertig. Jedes Atom tauscht mit seinen Nachbarn je eines seiner vier Valenzelektronen zur Bildung der kovalenten Bindung aus. Si Si Si Si Si Si Si Si Si Si Thermische Energie bewirkt das Aufbrechen einiger Valenzbindungen (in Si 1010 cm-3 von insgesamt 1022 cm-3). Si Si Si Si Si → Dadurch entstehen frei bewegliche Elektronen und in gleicher Anzahl Elektronenfehlstellen (Löcher). Si Si Si Si Si • • • Die Löcher sind ebenfalls beweglich dadurch, dass Elektronen aus Nachbarvalenzbindungen in diese Lücke springen. • Ein elektrischer Strom im reinen, sog. eigenleitenden Halbleiter wird etwa zur Hälfte von Elektronen und zur Hälfte von Löchern getragen (etwa, weil die Elektronen leichter dem Einfluß eines elektrischen Feldes folgen können als die Löcher). Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 48 3.9 Halbleiter Dotierter Halbleiter Dotierter Halbleiter: • • • • Man kann Elemente aus der 3. bzw. 5. Hauptgruppe anstelle der 4-wertigen Si(Ge)-Atome in die Kristallmatrix in geringer Dichte einbauen (max. etwa 0,1 %). Periode Die gezielte Verunreinigung eines reinen Material bezeichnet man als Dotierung, den Halbleiter dann als dotierten Halbleiter. Bei Dotierung mit einem Element aus der 5. Hauptgruppe (5wertig) z.B. P, As, Sb werden 4 der 5 Valenzelektronen zur Herstellung der Valenzbindung benötigt, das 5. Valenzelektron ist bei Zimmertemperatur nicht mehr fest an das Dotierungsatom gebunden sondern ist im Kristall frei beweglich (→ Donator, gibt Elektronen). Dadurch ist das Dotieratom ionisiert, es bildet eine positive, fest in der Kristallmatrix verankerte unbewegliche Ladung. III IV V 2 B C N 3 Al Si P 4 Ga Ge As 5 In Sn Sb Akzeptoren Donatoren für Si und Ge Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 49 3.9 Halbleiter Dotierter Halbleiter, n-Halbleiter, p-Halbleiter n-Halbleiter: Durch Dotieren mit einem 5-wertigen Element ist die Elektronendichte innerhalb weiter Grenzen einstellbar. Einen solchen Halbleiter bezeichnet man als n-leitend oder nHalbleiter, weil die Elektronen in großer Anzahl (Majoritätsträger) vorhanden sind verglichen mit der Anzahl der Löcher (Minoritätsträger). Der Halbleiter als ganzes ist elektrisch neutral; es gilt: Majoritätsträgerdichte = Dichte der ionisierten unbeweglichen Dotierungsatome + Minoritätsträgerdichte. Si4+ Si4+ Si4+ Si4+ As5+ Si4+ Si4+ Si4+ Si4+ n-Leitung (donatordotiert) Si4+ Si4+ Si4+ Si4+ Si4+ Si4+ Si4+ Ga3+ Si4+ p-Halbleiter: Durch Dotieren mit einem 3-wertigen Element (B, Al, Ga, In) (Akzeptor) erhält man einen p-leitenden Halbleiter oder pHalbleiter, in dem die Löcher Majoritätsträger, die Elektronen Minoritätsträger sind. p-Leitung (akzeptordotiert) Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 50 3.8 Wirbelströme (3) Hall-Effekt bei Halbleitern Halleffekt zur Bestimmung ob der Halbleiter p- oder nleitend ist. Ein Halbleiterplättchen wird wie eingezeichnet vom Gleichstrom i durchflossen, senkrecht (y-Richtung) dazu wirkt ein magnetisches Feld mit der Induktion B. Zwischen den Kontakten an den Längsseiten entsteht eine Spannung UHall. Die im Halbleiter bewegten Ladungsträger (Löcher (+) in +x-Richtung, Elektronen (-) in -x-Richtung) erfahren im magnetischen Feld eine Kraft in z-Richtung, die durch die elektr. Feldkraft kompensiert wird: → Kräftegleichgewicht: Bl i E = − B l i + q E = 0; q q: bewegliche Ladung im Halbleitervolumen b U Hall = ∫ E dz = 0 Bl bi Φ i = q q Halbleiter B b E d F v i l U y x z Richtung von E und z entgegengesetzt, Φ ist der magnetische Fluß durch die Halbleiterfläche l b. Mit dem Vorzeichen von q ändert sich auch die Polarität von UHall. Je stärker der Halbleiter dotiert ist, umso kleiner wird UHall. Physik II für Mechatroniker, SS 2014 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Folie: 51