Sommersemester 2007/08 Lineare Algebra Klausurähnliche Aufgaben Aufgabe 1 Seien v1 , v2 , v3 , v4 , v5 , v6 die Vektoren in R5 mit v1 v2 v3 v4 v5 v6 = = = = = = (1, −2, 3, −1, 2) , (2, −4, 6, −2, 4) , (−1, 1, −3, 0, −3) , (2, −3, 8, −1, 7) , (3, −4, 10, −1, 9) , (6, −4, 18, 0, 20) und sei U = L(v1 , v2 , v3 , v4 , v5 , v6 ). Man bestimme mindestens zwei verschiedene Basen von U. Aufgabe 2 Sei A die 4 × 4 Matrix 1 2 3 2 2 4 7 5 3 6 7 4 . −1 −2 −2 −1 Man bestimme eine Basis von Lös(A, 0). Aufgabe 3 Sei A die 4 × 4 Matrix 1 4 −3 6 3 10 −9 15 −2 −6 9 −5 . 2 8 −3 15 Man zeige, dass A invertierbar ist und 3 0 D= 0 0 man bestimme die Matrix A−1 D, wobei 0 0 0 1 0 0 . 0 2 0 0 0 6 Lineare Algebra: Klausurähnliche Aufgaben 2 Aufgabe 4 Seien A, B die 3 × 3 Matrizen 0 1 A = −1 2 0 0 mit −2 1 0 −2 −2 und B = 0 1 −2 . −1 0 0 −1 Die Eigenwerte dieser Matrizen liegen alle in der Menge {−1, 0, 1}. (1) Man stelle fest ob A diagonalisierbar ist und bestimme gegebenfalls eine invertierbare Matrix P , so dass P −1 AP eine Diagonalmatrix ist. (2) Man stelle fest ob B diagonalisierbar ist und bestimme gegebenfalls eine invertierbare Matrix Q, so dass Q−1 BQ eine Diagonalmatrix ist. Aufgabe 5 Sei A die 2 × 2 Matrix √ √7 − 3 . 5 − 3 (1) Man bestimme eine invertierbare Matrix P , so dass P −1 AP eine Diagonalmatrix ist. (2) Man bestimme ein θ ∈ R, so dass Dθ−1 ADθ eine Diagonalmatrix ist. Lineare Algebra: Klausurähnliche Aufgaben 3 Hinweise zur Aufgabe 1 Sei A eine m × n Matrix mit Spalten w1 , . . . , wn , seien i1 , . . . , ip Indices mit 1 ≤ i1 < · · · < ip ≤ n und sei A′ die m × p Matrix mit Spalten wi1 , . . . , wip . Wird A durch eine Folge von elementaren Zeilenumformungen in eine Matrix B überführt und sind u1 , . . . , un die Spalten von B, so wird die Matrix A′ durch diese Umformungen in die m × p Matrix B ′ mit Spalten ui1 , . . . , uip überführt. Insbesondere ist Lös(B ′ , 0) = Lös(A′ , 0). Also gilt Lös(B ′ , 0) = {0} genau dann, wenn Lös(A′ , 0) = {0} und Lös(A′ , 0) = {0} gilt genau dann, wenn die Vektoren wi1 , . . . , wip linear unabhängig sind. Dies zeigt: (1) Die Vektoren wi1 , . . . , wip sind genau dann linear unabhängig, wenn das zu B ′ gehörige homogene Gleichungssystem eindeutig lösbar ist, d.h. genau dann, wenn Lös(B ′ , 0) = {0}. Für j = 1, . . . , n sei A′j die m × (p + 1) Matrix mit Spalten wi1 , . . . , wip , wj . Die Zeilenumformungen, die A in B überführen, überführen A′j in die m × (p + 1) Matrix Bj′ mit Spalten ui1 , . . . , uip , uj . Insbesondere ist Lös(B ′ , uj ) = Lös(A′ , wj ). Nun gilt wj ∈ L(wi1 , . . . , wip ) genau dann, wenn das zu A′ und wj gehörige Gleichungssystem lösbar ist. Dies zeigt: (2) Es gilt wj ∈ L(wi1 , . . . , wip ) genau dann, wenn das zu B ′ und uj gehörige Gleichungssystem lösbar ist. Lineare Algebra: Klausurähnliche Aufgaben 4 Hinweise zur Aufgabe 2 Sei A eine m × n Matrix und seien u1 , . . . , um ∈ Rn die Zeilen von A. Ist also A = (aij ), so gilt ui = (ai1 , . . . , ain ) für jedes i = 1, . . . , m. (1) Ist m < n, so ist das zu A gehörige homogene Gleichungssystem nicht eindeutig lösbar. Es gibt also ein v ∈ Lös(A, 0) mit v 6= 0. (2) Sei u ∈ Rn und sei A′ die (m + 1) × n Matrix mit Zeilen u1 , . . . , um , u. Jede Lösung des zu A′ gehörigen homogenen Gleichungssystems ist auch eine Lösung des zu A gehörigen homogenen Gleichungssystems, d.h. es gilt Lös(A′ , 0) ⊂ Lös(A, 0). (3) Sind u1 , . . . , um linear unabhängig und ist v ∈ Lös(A, 0) mit v 6= 0, so sind die Vektoren u1 , . . . , um , v ebenfalls linear unabhängig. (4) Hat A Zeilen-Stufen-Form und sind u1 , . . . , up die Zeilen von A, die nicht gleich Null sind, so sind u1 , . . . , up linear unabhängig. Hier ist nun das Verfahren zur Bestimmung einer Basis von Lös(A, 0) für die m × n Matrix A: I. Man bringe A durch elementare Zeilenumformungen in eine Matrix B mit Zeilen-Stufen-Form. Es gilt Lös(A, 0) = Lös(B, 0). II. Seien u1 , . . . , up die Zeilen von B, die nicht gleich Null sind und sei B0 die p × n Matrix mit Zeilen u1 , . . . , up . Es ist klar, dass Lös(B0 , 0) = Lös(B, 0) und damit ist Lös(A, 0) = Lös(B0 , 0). Nach (4) sind die Vektoren u1 , . . . , up linear unabhängig. Lineare Algebra: Klausurähnliche Aufgaben 5 III. Ist p = n, so ist Lös(A, 0) = Lös(B0 , 0) = {0}. In diesem Fall ist das zu A gehörige homogene Gleichungssystem eindeutig lösbar und das Verfahren ist zu Ende. IV. Ist p < n, so ist nach (1) das zu B0 gehörige homogene Gleichungssystem nicht eindeutig lösbar. Man wähle v1 ∈ Lös(B0 , 0) mit v1 6= 0. Nach (3) sind die Vektoren u1 , . . . , up , v1 linear unabhängig und v1 ∈ Lös(A, 0). V. Sei B1 die (p + 1) × n Matrix mit Zeilen u1 , . . . , up , v1 . Ist p + 1 = n, werden wir unten sehen, dass (v1 ) eine Basis von Lös(A, 0) ist. Das Verfahren ist also zu Ende. IV. Ist p + 1 < n, so ist nach (1) das zu B1 gehörige homogene Gleichungssystem nicht eindeutig lösbar. Man wähle v2 ∈ Lös(B1 , 0) mit v2 6= 0. Nach (3) sind die Vektoren u1 , . . . , up , v1 , v2 linear unabhängig und nach (2) ist v2 ∈ Lös(A, 0), da Lös(B1 , 0) ⊂ Lös(B0 , 0) = Lös(A, 0). V. Sei B2 die (p + 2) × n Matrix mit Zeilen u1 , . . . , up , v1 , v2 . Ist p + 2 = n, werden wir unten sehen, dass (v1 , v2 ) eine Basis von Lös(A, 0) ist. Das Verfahren ist also zu Ende. VI. Ist p + 2 < n, so ist nach (1) das zu B2 gehörige homogene Gleichungssystem nicht eindeutig lösbar. Man wähle v3 ∈ Lös(B2 , 0) mit v3 6= 0. Nach (3) sind die Vektoren u1 , . . . , up , v1 , v2 , v3 linear unabhängig und nach (2) ist v3 ∈ Lös(A, 0), da Lös(B2 , 0) ⊂ Lös(B1 , 0) ⊂ Lös(B0 , 0) = Lös(A, 0). VII. Dieses Verfahren kann wiederholt werden bis wir Vektoren v1 , . . . , vq haben mit p+q = n. Es gilt dann vk ∈ Lös(A, 0) für jedes k = 1, . . . , q und die Vektoren u1 , . . . , up , v1 , . . . , vq sind linear unabhängig. (6) (v1 , . . . , vq ) ist eine Basis von Lös(A, 0), und insbesondere ist dim Lös(A, 0) = q = n − p. Man beachte: Nach (6) ist dim Lös(A, 0) = n − p und folglich kann man die Dimension dim Lös(A, 0) bestimmen ohne viel Aufwand: Man bringe A durch elementare Zeilenumformungen in eine Matrix B mit Zeilen-Stufen-Form. Dann ist dim Lös(A, 0) = n − p, wobei p die Anzahl der Zeilen in B ist, die nicht gleich Null sind. Lineare Algebra: Klausurähnliche Aufgaben 6 Hinweise zur Aufgabe 3 Seien A und B zwei n × n Matrizen. Nehme an, die Matrix A wird durch eine Folge β1 , . . . , βp von elementaren Zeilenumformungen in die Matrix A′ überführt und sei B ′ die Matrix, die entsteht, wenn die Folge β1 , . . . , βp auf B angewendet wird. Für j = 1, . . . , p sei Sj die elementare Matrix, die der Zeilenumformung βj entspricht. Eine Matrix M wird daher durch βj in die Matrix Sj M überführt. Es gilt also A′ = Sp · · · S2 S1 A und B ′ = Sp · · · S2 S1 B, d.h. es gilt A′ = CA und B ′ = CB mit C = Sp · · · S2 S1 . Ferner ist C als Produkt von invertierbaren Matrizen selbst invertierbar. Ist A′ = En , so ist En = CA und damit ist C = A−1 . In diesem Fall ist also B ′ = CB = A−1 B. Hinweise zur Aufgabe 4 Sei A eine n × n Matrix; für jedes λ ∈ R setze E(A, λ) = Lös(Aλ , 0) . Insbesondere ist E(A, λ) ein Untervektorraum von Rn . Nach Satz 5.2 (2) ist λ ein Eigenwert von A genau dann, wenn E(A, λ) 6= {0} und ist λ ein Eigenwert von A, so ist nach Satz 5.2 (3) E(A, λ) \ {0} die Menge der Eigenvektoren von A zum Eigenwert λ. Ist λ ein Eigenwert von A, so heißt E(A, λ) der Eigenraum von A zum Eigenwert λ und in diesem Fall ist dim E(A, λ) ≥ 1 (da E(A, λ) 6= {0}). Für jedes λ ∈ R ist es leicht festzustellen, ob λ ein Eigenwert von A ist: Dies ist genau dann der Fall, wenn das zu Aλ gehörige homogene Gleichungssystem nicht eindeutig lösbar ist. Ist ferner λ ein Eigenwert von A, so kann man eine Basis von E(A, λ) = Lös(Aλ , 0) bestimmen und diese Basis besteht aus Eigenvektoren von A zum Eigenwert λ. (Die Vektoren in einer Basis sind linear unabhängig und damit alle verschieden von Null.) Seien λ1 , . . . , λm die verschiedenen Eigenwerte der n × n Matrix A. Es gilt dim E(A, λ1 ) + · · · + dim E(A, λm ) ≤ n (nach Satz 5.5) und A ist diagonalisierbar genau dann, wenn dim E(A, λ1 ) + · · · + dim E(A, λm ) = n . Ist ferner A diagonalisierbar und ist (uj1 , . . . , ujpj ) eine Basis von E(A, λj ) für jedes j = 1, . . . , m, so ist die n × n Matrix P mit Spalten m u11 , . . . , u1p1 , u21 , . . . , u2p2 , . . . , um 1 , . . . , upm Lineare Algebra: Klausurähnliche Aufgaben 7 invertierbar und P −1 AP ist eine Diagonalmatrix. Man beachte: Ist B eine n × n Matrix in Zeilen-Stufen-Form und ist r die Anzahl der Zeilen in B, die gleich Null sind, so ist r = dim Lös(B, 0). Ist ferner V ein Untervektorraum von Rn mit dim V = r und sind v1 , . . . , vr linear unabhängige Vektoren aus V , so ist (v1 , . . . , vr ) eine Basis von V . Hinweise zur Aufgabe 5 Die Eigenwerte der 2 × 2 Matrix A= a11 a12 a21 a22 sind die Nullstellen des Polynoms (a11 − x)(a22 − x) − a12 a21 = x2 − (a11 + a22 )x + a11 a22 − a12 a21 .