Zerlegen ist gut fürs Reinigen, aber schlecht für die Nerven

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[ TECHNIK ]
Einfach zu reinigen sind Instrumenten-Konstruktionen, die während der
Reinigung zusammenhängend bleiben und dennoch gut bespülbar
sind. Beispiele dafür, die bei Martin
Storz Design entwickelt wurden,
sind bimodulare Federbogenschaftinstrumente, bei denen Schaft und
Griffmodul einfach ineinander gesteckt sind (oben) sowie Schaftinstrumente mit ringlosem Winkelgriff und ausschwenkbarer Stellstange mit daran angelenkter, aushebbarer Maulmechanik (unten)
Bilder: Martin Storz Design
Chirurgische Instrumente: Wie hygienefreundliche Konstruktionen aussehen könnten
Zerlegen ist gut fürs Reinigen,
aber schlecht für die Nerven
Wie schafft man es, chirurgische Instrumente so zu bauen, dass
sie gut zu reinigen sind, das Wissen und die Zeit des Personals
aber nicht zu stark beanspruchen? Bestehende Lösungen haben Vor- und Nachteile. Neue Ideen sollen helfen.
Die Instrumentenhygiene wird zu einem immer wichtigeren Thema. So fordert zum Beispiel die ISO 17664 den Nachweis eines manuellen Reinigungs- und Desinfektionsprozesses für resterilisierbare Medizinprodukte.
Vor allem für endoskopische Instrumente,
die mehrteilig konstruiert sind, ist die Reinigung oft ein Problem. Ihre Rohrschäfte bilden Hohlräume, in denen sich Blut und andere Sekrete ablagern, von wo sie, vor allem
im eingetrockneten Zustand, schwer wieder
entfernt werden können. Viele Hersteller sehen eine Lösung für dieses Problem darin,
Spülanschlüsse an den Rohrschäften anzubringen. Diese sollen es ermöglichen, das
Schaftinnere mit möglichst hohem Druck zu
durchspülen.
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Weitere Informationen
Über den Designer:
www.storz-design.de
Hygieniker sind von dieser Idee nicht immer
begeistert. Denn die Reinigungswirkung
hängt von der Spüldynamik ab. Da sich die
Spülflüssigkeit jedoch vor den verengten
Ausgängen staut, wird die Dynamik entsprechend reduziert. Daher sind die Ergebnisse
solcher Verfahren nicht immer befriedigend.
Das gilt insbesondere dann, wenn sich eingetrocknete Ablagerungen gebildet haben.
Ein weiterer gedanklicher Ansatz sind Lösungen mit zerlegbaren Konstruktionen.
Hier kann man den aufgeschraubten Instrumentenschaft demontieren und gegebenenfalls sogar die darin verlaufende Stellstange
samt Maulteil aus dem Rohrschaft entnehmen. Dann kann der Rohrschaft mechanisch
mit einer Rohrbürste gereinigt werden, und
auch die Stellstange mit Arbeitsteil ist für
die Reinigung zugänglich.
Aus hygienischer Sicht ist das eine weitgehend befriedigende Lösung. Ihr Nachteil:
Sie erfordert erheblichen Aufwand, der noch
dazu beim Personal Fachkenntnisse oder
entsprechende Ausbildung voraussetzt. Darüber hinaus gibt es Produkte wie die Kreuzhebelinstrumente, die in der offenen Chirurgie meist als Ringbrancheninstrumente ein-
gesetzt werden. Deren einfache Bauweise
erleichtert zwar die Reinigung. Das gilt jedoch nicht für die integrierten Gelenkmechaniken, deren sich überdeckende Gelenkflächen nur bedingt bespülbar sind. Das ist eine Problematik, die sich vor allem bei Doppelgelenkkonstruktionen wie Hohlmeißelzangen und anderen kaum lösen lässt.
Eine interessante Problemlösung zeigt sich
durch neuerdings angebotene Stangenschaftinstrumente. Bei dieser Bauart gibt es
zwei, praktisch parallel und mit Zwischenraum nebeneinander verlaufende Schaftstangen, die eine offene Schaftkonstruktion
bilden. Diese ist sowohl gut für eine Reinigung zugänglich als auch gut spülbar.
Ihr Stichwort
· Chirurgieinstrumente
· Konstruktion
· Reinigung
Entwicklungen
· Neue
· Lizenzvereinbarungen
Ingenieurwissen für die Medizintechnik
Februar 2012
Medtech-Design
Sowohl die Maul- als auch die
Griffmechanik können für die
Reinigung bei dieser Bauart
nach Lösen einer Fixierschraube
einfach ausgehoben werden,
ohne das komplette Instrument in Einzelteile zu zerlegen
Solche Instrumente bieten im Einsatz darüber
hinaus noch einen Vorteil für den Chirurgen
und den Patienten: Der Stangenschaft behält
seine schlanke Form bei Betätigung bei und
ist dadurch auch unter beengten Raumverhältnissen, wie beispielsweise in der Kardiochirurgie, gut zu nutzen.
Darüber hinaus sind Überlegungen im Gange,
endoskopisch einsetzbare, zweiteilige Massivrundschäfte mit ausschwenkbarer Stellstange
einzusetzen. Im Falle endoskopischer Instrumente ergeben sich daraus verbesserte Reinigungsbedingungen, da die bei Rohrschäften
unvermeidbaren Hohlräume entfallen.
Alle hier vorgestellten Konstruktionsmöglichkeiten, die in etwa den Stand der Technik widerspiegeln, zeigen noch keine Lösung für die
Reinigung der Griffmechaniken von Schaftinstrumenten. Da diese proximal angeordnet
sind, bei der Operation also außerhalb des
Patienten verbleiben, geht von ihnen aber
auch kein großes Infektionsrisiko aus.
Wichtiger ist in diesem Zusammenhang die
distal angeordnete Maulmechanik, also das
Arbeitsteil des Instrumentes. Es trägt das
höchste Infektionsrisiko, da dieser Instrumententeil tief in den Körper des Patienten
eindringt. Aus dieser Sicht ist die zuverlässige Reinigung der Maulmechanik das wohl
größte, aber noch immer ungelöste Hygieneproblem heutiger chirurgischer Instrumente.
Eine fortschrittliche Lösung zeigt sich hier in
einer neuartigen Maulmechanik: Sie umfasst eine Hakengelenklasche in Verbindung
mit einer griffseitig ausschwenkbaren Stellstange. Sie ermöglicht es, das aktive Maulteil von seinem Drehpunkt zu lösen, es auszuheben und mit der daran angelenkten
Stellstange nach aussen auszuschwenken.
Damit sind nicht nur die Schaftkomponenten, sondern auch die Maulmechanik offen
und für die Reinigung besser zugänglich ist,
als dies bisher möglich war.
■ Martin Storz
Martin Storz Design, Tuttlingen
Für Hersteller medizintechnischer Produkte, insbesondere von chirurgischen
Instrumenten oder Implantaten, bietet
Storz Design Produktideen auf Lizenzbasis an. Die Tuttlinger haben Ideen für
komplette chirurgische Instrumente
oder Komponenten wie ergonomische
Griffe, Maulmechaniken, Sperrenkonstruktionen oder ähnliches entworfen.
Alle Vorschläge sind im Internet in verkleinerter Darstellung zu sehen, sodass der Betrachter eine gewisse Vorstellung vom Produkt und der zur Verfügung stehenden Auswahl bekommt,
Konstruktionsdetails aber nicht erkennbar sind. Auch für verschiedene
Implantate stehen Ideen zur Verfügung
– und eine Neugestaltung von Produkten oder das Redesign nach ergonomischen Gesichtspunkten unterstützen die Tuttlinger ebenfalls.
Im Jahr 2011 wurde Storz Design für die
Gestaltung einer Gipsschere mit dem
Red Dot Award ausgezeichnet. Entwicklungsideen für die MedizintechnikBranche sind jedoch nicht das einzige
Standbein des Unternehmens, in dem
auch Werbemittel gestaltet werden.
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