Zentrum Mathematik Technische Universität München Prof. Dr. Yuri Suris Prof. Dr. A. Leutbecher SS 2006 Blatt 7 Analysis IV für Mathematik und Informatik Zentralübung (Mittwoch, den 7. 6.) Z15. (Der Körper der komplexen Zahlen) a) Jeder Erweiterungskörper L des Körpers R der reellen Zahlen vom √ Grad 2, d. h. von der Dimension 2 als R-Vektorraum, hat die Form L = R + d R mit einer Zahl d ∈ R× , die dort kein Quadrat ist. Überdies definiert √ √ (a, b ∈ R) σ a + db = a − db einen Automorphismus des Körpers L, der die Elemente von R zu Fixpunkten hat. b) Bis auf Isomorphie besitzt R nur eine Körpererweiterung vom Grad 2, weil die Faktorgruppe R× /(R× )2 nur ein von Eins verschiedenes Element besitzt. Z16. (Endomorphismen von R2 und die komplexen Zahlen) a) Der zum Endomorphismenring LR (R2 ) isomorphe, als R-Vektorraum vierdimensionale Matrizenring M2 (R) enthält einen R · 12 echt umfassenden kommutativen Unterring 0 −1 x −y . ; x, y ∈ R = R 12 + R J mit J = C= 1 0 y x In C ist jedes von Null verschiedene Element invertierbar. 2 b) Die Matrizen in C bewirken als lineare Transformationen des R Drehstreckungen. a −b a Über den Vektorraum-Isomorphismus 7→ von C auf R2 liefert die b a b Multiplikation von C die gewöhnliche Multiplikation des Körpers C der komplexen Zahlen. Z17. (Die Darstellung des Endomorphismenringes LR (C) als C-Vektorraum) a) Es gilt LR (C) = C idC + C σ mit den beiden R-Automorphismen idC und σ des Körpers C. b) Der Endomorphismus α idC + β σ des R-Vektorraums C ist genau dann injektiv (also bijektiv), wenn gilt |α| = 6 |β| . Tutorübungen (12. 6. — 14. 6.) T19. (Die komplexe Exponentialfunktion) Wir benutzen folgendes Resultat der reellen Analysis: Es gibt eine Funktion E : C → C mit den Eigenschaften E(w + z) = E(w) · E(z) für alle w, z ∈ C und E(h) − 1 = 1. h→0 h lim a) Zeigen Sie, dass E durch diese Eigenschaften eindeutig bestimmt ist. b) Die komplexe Exponentialfunktion E von Teil a) ist in jedem Punkt z ∈ C komplex differenzierbar mit der Ableitung E ′ (z) = E(z). T20. (Die komplexe Logarithmusfunktion) a) In der rechten Halbebene H = {z ∈ C ; Rez > 0} definiert L(z) := ln |z| + i arctan Imz/Rez eine komplex differenzierbare Funktion mit der Ableitung L′ (z) = 1/z. Imz b) Durch die Formel L(z) = ln |z| + 2i arctan wird die Funktion L |z| + Rez von Teil a) fortgesetzt auf die geschlitzte Ebene D = {z ∈ C ; |z| + Rez > 0}. Die Fortsetzung ist auf D komplex differenzierbar mit der Ableitung L′ (z) = 1/z. T21. (Die holomorphe Quadratwurzel-Funktion) Auf der geschlitzten Ebene D von T20 b) definieren wir r r 1 1 |z| + Rez + i sgn (Imz) |z| − Rez . w(z) = 2 2 a) Zeigen Sie, dass w auf D stetig ist und die Gleichung w 2 (z) = z für alle z ∈ D erfüllt. b) In jedem z ∈ D ist w komplex differenzierbar mit der Ableitung w ′ (z) = 1/(2w(z)). Hausaufgaben (Abgabe bis Montag, den 19. 6. um 11 Uhr) H18. a) Untersuchen Sie, in welchen Punkten z = x + iy ∈ C mit reellen Koordinaten x, y die folgenden Funktionen komplex differenzierbar sind: x2 + iy 2 , 2xy − i(x2 − y 2 ) , x2 y 2 , x3 y 2 + ix2 y 3 . b) Zu der auf der offenen Menge D ⊂ C komplex differenzierbaren Funktion f bezeichne D ∗ die durch komplexe Konjugation aus D entstehende Menge und es sei g(w) := f (w) für alle w ∈ D ∗ . Zeigen Sie, dass g auf D ∗ komplex differenzierbar ist und berechnen Sie die Ableitung von g. H19. Bestimmen Sie die Bedingungen für die Funktion F (r, ϕ) = A(r, ϕ)+iB(r, ϕ) in Polarkoordinaten mit A(r, ϕ) = u(r cos ϕ, r sin ϕ), B(r, ϕ) = v(r cos ϕ, r sin ϕ), die den CauchyRiemann-Differentialgleichungen für die Funktion f (z) = u(x, y) + iv(x, y) mit z = x + iy, (x, y ∈ R) in euklidischen Koordinaten entsprechen. H20. Begründen Sie für die Cayley-Abbildung f (z) = z−i z+i die folgenden Behauptungen: a) Auf der oberen Halbebene H = {z ∈ C ; Imz > 0} ist die Abbildung f komplex differenzierbar und es gilt f (H) ⊂ B, worin B die Einheitskreisscheibe in C bezeichnet. 1+w b) Durch g(w) = i wird eine holomorphe Abbildung von B in H definiert. 1−w c) Es gilt f ◦ g = idB und g ◦ f = idH . Folglich ist die Cayley-Abbildung eine holomorphe Bijektion von H auf B mit holomorpher Umkehrabbildung g.