FAMILIENHUNDE AUSBILDUNG IN DER THEORIE Erziehung sollte immer im Interesse und zum Vorteil des zu Erziehenden geschehen. Das gilt für Kinder genauso wie für Hunde. ren,• Kommandos und Tricks korrekt auszuführen, • jemanden situativ oder instrumentell zu konditionieren (siehe hierzu Abschnitt «Konditionierung»), • jemandem die grenzenlose Freiheit zu geben, • jemanden durch Druck, Zwang(-smittel) oder Angst zu einer von mir erwünschten Verhaltensweise zu bringen, • jemanden wie in einer Geschäftsbeziehung für erbrachte Leistung zu entlöhnen, • stundenweise beim «Erziehungstraining» Verhalten anzutrainieren oder abzustellen, • jemanden für verschiedene Zwecke zu instrumentalisieren. All diese Vorgehensweisen sind dazu gedacht, ein bestimmtes Verhalten zu bewirken oder gerade zu unterdrücken. Der Hundehalter müsse nur wissen, welches Verhalten er von seinem Hund möchte, und welches nicht – dann kann das Tier Hund quasi auf diese Zielvorstellung des Menschen programmiert werden. Entspricht der Hund nicht diesen Erwartungen, dann hat der Mensch ein Problem und möchte dieses möglichst schnell und mit möglichst wenig Aufwand und Veränderungen abstellen, damit der Hund endlich wieder «funktioniert». Unter dem Deckmantel der Erziehung und dem späteren «Leben in Freiheit» werden viele Wege und (Hilfs-)Mittel legitimiert, die leider die wechselseitige Kommunikation und die Bedürfnisse des Hundes ausser Acht lassen. Kann auf dieser Grundlage eine harmonische Mensch-Hund-Beziehung basieren? hat und er nun seiner Zielvorstellung eines optimalen Wesens seines Hundes wieder ein Stückchen näher gekommen ist. Kann hier von Erziehung gesprochen werden? Auch die Konditionierung mit Futter – beispielsweise über den Clicker – hat nichts mit Erziehung gemein. Der Hund bringt sich sein Verhalten über Versuch und Irrtum selbst bei («instrumentelle Konditionierung»). Der Mensch dient dabei als Futterautomat, der durch ein bestimmtes Verhalten des Hundes selbst bedient werden kann. Eine Welt voll Futterautomaten statt Sozialpartner… Der Behaviorismus geht von der Annahme aus, dass jedes Verhalten eines Lebewesens gänzlich durch das System von Belohnungen und Bestrafungen erklärt werden kann. Subjektive Zustände wie Denken und Fühlen seien für das Lernen und Verhalten nicht ausschlaggebend. Entgegen diesen Annahmen legen Erkenntnisse aus der Psychologie jedoch nahe, dass sich Belohnungen negativ auf das Innere, die Gedanken über sich selbst, das Selbstkonzept, also das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Motivation auswirken. Die «Selbstwahrnehmungstheorie» aus der Sozialpsychologie besagt, dass Belohnungen sich negativ auf die intrinsische Motivation auswirken und ein ursprünglich angenehmes und gern ausgeführtes Verhalten durch eine extrinsische Motivation zerstört wird: Das Interesse an der Aktivität geht verloren («Effekt der übermässigen Rechtfertigung»). Reflektiert das Individuum, warum es etwas macht, steht nicht mehr das Gefallen an der Aktivität im Vordergrund, sondern die Belohnung: Man macht nur noch etwas, weil man dafür belohnt wird. Was Konditionierung Egal ob mit Wurfschellen, Teletac, Clikker oder anderen Hilfsmitteln ein bestimmtes Verhalten hervorgerufen oder abgestellt werden soll – Konditionierung hat nichts mit Erziehung zu tun, sondern basiert auf Reiz-Reaktions-Mechanismen. Der Hund erfährt auf sein Verhalten einen bestimmten Reiz – oftmals bleibt der Ursprung und Auslöser dieses Reizes unbekannt («anonyme Strafe» oder «Strafe aus heiterem Himmel»). Aversive Reize dienen nun dazu, dass der Hund das gezeigte Verhalten zum Beispiel mit Schmerz verbindet und daher aus Angst in Zukunft von dem Verhalten ablässt. Doch der Hund unterdrückt sein Verhalten nur und hat weder den Sinn im Ablassen von der Handlung verstanden,noch hat er eine Alternative geboten bekommen – er zeigt Meideverhalten. Der Mensch ist froh, dass sich das «Problem» schlagartig «gelöst» Erzieher zeigen als Bezugsperson nachvollziehbares, sinnvolles Vorbildverhalten. Eine vertrauensvolle Beziehung ist die Grundlage, um die Erziehung erfolgreich gestalten zu können. AkteHund 08/10 • 5