© Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, 2012 Köln. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig. Technik | Wand/Decke Fachgerecht. Die Ermittlung der elektromagnetischen Belastung erfolgte mithilfe einer Spektrumanalyse. Strahlungsschutz | Elektromagnetische Strahlen durch Mobilfunk-, Radio- oder Fernsehstationen umgeben uns inzwischen fast überall. Einige Menschen reagieren darauf so sensibel, dass gesundheitliche Probleme auftreten. Abschirmplatten helfen, die hochfrequente Strahlung in einem Raum zu minimieren. O b elektromagnetische Strahlen für den Menschen gesundheitsgefährdend sind, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Grundsätzlich unterliegt die Strahlenbelastung, der ein Mensch ausgesetzt sein darf, gesetzlich festgelegten Grenzwerten. Trotzdem nehmen einige Menschen diese Strahlen sensibel wahr und fühlen sich dadurch in ihrer Gesundheit beeinträchtigt. So erging es auch einem Hauseigentümer in Frechen. Selbstständig durchgeführte Messungen innerhalb seiner Wohnräume führten zu sehr hohen Messergebnissen. Daraufhin zog der Hausherr 28 Alle Fotos: Christopher Rausch Am Puls der Strahlung Hochfrequent. Die Strahlung wurde im Bereich von 50 MHz bis 3.000 MHz gemessen. den Diplom-Mineralogen und Baubiologen Andreas Stache zu Rate. Er führte eine fachgerechte Untersuchung der tatsäch­ lichen elektromagnetischen Belastung mit­hilfe einer Spektrumanalyse durch. „Da sich im Umfeld des Hauses mehrere Mobilfunksendeanlagen befinden, war es wichtig, möglichst alle Frequenzbänder zu ermitteln, die für eine gesundheit­ liche Belastung der Hausbewohner durch hochfrequente Strahlung von Bedeutung sein könnten“, erläutert Stache. Gemessen wurde im Bereich von 50 MHz bis 3.000 MHz. Auf diese Weise konnten sowohl die für den Mobilfunk relevanten GSM-900-, GSM-1800- und UMTS-Netze als auch die WLAN-Netze erfasst werden. Im Ergebnis lagen die für die einzelnen Frequenzen ermittelten Werte der ausschlaggebenden Leistungsflussdichte (gemessen in mW/m2) in allen Räumen zwar unterhalb der gesetzlich festgelegten Grenzwerte, waren für den Hauseigentümer allerdings alles andere als zufriedenstellend, denn der Leidensdruck war ja vorhanden. „Nachvollziehbar“, sagt der Baubiologe, „vor allem, wenn man bedenkt, dass gesundheitsschädliche Effekte hochfrequenter Strahlung auch unterhalb der Grenzwerte keineswegs auszuschließen sind.“ TrockenBau Akustik ❘ 3.2012 © Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, 2012 Köln. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig. Technik Spezialgipsplatte schirmt schädliche Strahlungen ab Der Hauseigentümer entschied sich für die Lösung mit einer Elektrosmog-Abschirmplatte (Climafit Protekto, Rigips). „Die Platte bietet den Vorteil, dass sie einen Großteil der auftreffenden Strahlung absorbiert“, so der Baubiologe. Die Schirmdämpfungsleistung ergibt sich aus einer Kombination von gut leitfähigem Graphit und dem im Gipskern der Platte gebundenen Kristallwasser. Beim Auftreffen einer elektromagnetischen Welle auf die Platte wird diese nur etwa zu einem Drittel reflektiert. Der mit rund zwei Dritteln deutlich überwiegende nicht reflektierte Anteil dringt in das Material ein und wird dort absorbiert. Im Erdgeschoss sowie dem ersten Obergeschoss des Altbaus wurden alle Außenwände von innen mit einer Vorsatzschale versehen und mit der 10 mm starken Platte doppelt beplankt. Die Deckenbekleidung im ersten Obergeschoss führte das Ausbauteam einlagig aus. Die Jahrzehnte alte Kassettendecke im Erdgeschoss sollte erhalten bleiben und blieb unberührt. Als ergänzende Strahlenminimierungsmaßnahme wurden im ersten Obergeschoss neue Holzfenster mit außen liegenden Metallprofilen und einer metallbedampften Wärmeschutzverglasung eingebaut. Außerdem wurden die Heizkörpernischen mit einer leitfähigen Abschirmfarbe gestrichen und anschließend geerdet. Schützt. Die klassische Metallkonstruktion aus C-Deckenprofilen wurde mit den Abschirmplatten doppelt beplankt. Messungen ergeben eine um 96 % gesenkte Strahlenbelastung „Die Montage von Platten gestaltete sich unkompliziert“, berichtet der Ausbauer, der diese Lösung zum ersten Mal verarbeitet hat. „Wir haben die Platte mit zum System gehörenden Schnellbauschrauben auf einer klassischen Metallunterkonstruktion aus CWund UW-Profilen befestigt. Dabei wurde alle 6–8 m2 ein Erdungsband an der Unterkonstruktion angebracht, um den gesamten Aufbau gemäß DIN VDE 0100-410 zu erden und so auch die niederfrequenten elektrischen Wechselfelder abzuleiten.“ Durch diese Erdungsmaßnahme wird eine Feldsenke künstlich in die Nähe der Feldquelle gebracht. Das sich abkoppelnde elektrische Feld wird so direkt in das Erdpotenzial abgeleitet. Nach Abschluss der Arbeiten nahm Andreas Stache die mit Spannung erwartete Nachmessung vor. Die Untersuchung eines Arbeitszimmer im zweiten Obergeschoss, TrockenBau Akustik ❘ 3.2012 Geerdet. Alle 6–8 m2 wurde ein Erdungsband an der Unterkonstruktion angebracht, um den gesamten Aufbau zu erden und so auch die niederfrequenten elektrischen Wechselfelder abzuleiten. das von den Minimierungsmaßnahmen ausgenommen wurde, zeigte zunächst, dass die Strahlenbelastung im Bereich GSM-1800 um 17,134 mW/m2 auf 42,239 mW/m2 gestiegen war. Ursache dafür war allerdings eine seit der ersten Messung deutlich gestiegene Sendeleistung der nahegelegenen E-PlusBasisstation. Wie weit sich elektromagnetische Strahlen in den eigenen vier Wänden reduzieren lassen, dokumentierten die anschließend in den mit sanierten Räumen erzielten Ergebnisse auf umso eindrucksvollere Weise: Trotz vermehrter Sendeleistung in direkter Umgebung konnte im Wohn- und Schlafzimmer des ersten Obergeschosses die Summenstrahlung um 96 % auf etwa 0,04 mW/m² reduziert werden. Im Erdgeschoss wurde ebenfalls eine weitaus geringere Strahlenbelastung mit einer Reduzierung um 54 % bis 94 % gegenüber der Vor□ messung ermittelt. Online www.trockenbau-akustik.de Abonnenten können diesen Beitrag auch online recherchieren. › Archiv – Strahlenschutzwand – Vorsatzschale 29