Grundlagen der Mathematik – Formelumstellung FORMELUMSTELLUNG Die vorgestellten Methoden zur Formelumstellung dienen in erster Linie der Selbstkontrolle und unterstützen damit wirksam das Selbststudium. Sie ersetzen die „klassischen“ Vorgehensweisen nicht, sondern sind als Ergänzung gedacht. Für manche erscheinen Sie zu kompliziert und umständlich. Wenn es nicht passt – einfach ignorieren. Erfahrungsgemäß sind sie jedoch für Mathematik- geplagte Querdenker eine erfrischende Alternative! EINSETZ- METHODE Anwendung und Nutzen Selbstkontrolle der einzelnen Umformungsschritte und der fertigen Formel viele Aha- Erlebnisse auf dem Weg dahin Motivation durch kleine Erfolgserlebnisse! 1. Beispiel: Kinetische Energie Ekin = ½ · m · v² gesucht Geschwindigkeit v Bedenke: Buchstaben in einer Formel sind nur Platzhalter für Zahlen. Wir ersetzen jeden Buchstaben durch eine einfache Zahl. Es muss am Ende nur eine “wahre Aussage“ dabei herauskommen. Denn: in einer Gleichung steht auf jeder Seite das Gleiche. Was da steht ist egal, Hauptsache gleich! Wir wählen frei aus: m V =2 =3 Hinweise: Die Zahl 1 sollte nie gewählt werden, keine Zahl doppelt wählen gleiche Buchstaben (Platzhalter) bekommen auch die gleiche Zahl. Dann ist zwingend: Ekin =9 Denn: 3² = 9; mal 2 = 18; mal ½ = 9 Für eine wahre Aussage muss für die gewählten Zahlen Ekin = 9 sein. Jetzt steht da also: 9 = ½ · 2 · 3² Dipl.-Ing. Frank Dederichs 20.06.2011 1/7 Grundlagen der Mathematik – Formelumstellung Sieht schon viel einfacher aus, oder? Jetzt machen wir uns an die Formelumstellung. Taktik Wir schieben alles auf die andere Seite (zum Ekin), bis das „v“ für sich alleine steht. 1. Schritt „mal ½“ (oder = geteilt durch 2) geht auf die andere Seite und wird dadurch zu Faktor 2 (der Kehrwert von ½), das sieht dann so aus: Ekin · 2 = m · v² Kontrolle: 9·2 9 mal 2 = 18 = 2 · 3² und 2 mal 3² = 18 Wir haben jetzt zwar etwas anderes (nicht mehr 9=9), aber auf jeder Seite der Gleichung das Gleiche (18=18), d.h. wir haben es richtig gemacht! 2. Schritt „mal m“ geht auf die andere Seite der Gleichung und wird dadurch zu „geteilt durch m“, dann sieht es so aus: Ekin · 2 ______ m Kontrolle: = v² 9·2 ______ = 3² 2 9 mal 2 durch 2 = 9 und 3² = 9; d.h. 9 = 9 Richtig! 3. Schritt Jetzt ziehen wir auf beiden Seiten die Wurzel, damit das Quadrat von v² weg ist, dann wird: Ekin · 2 ______ m Dipl.-Ing. Frank Dederichs =v 20.06.2011 2/7 Grundlagen der Mathematik – Formelumstellung Kontrolle: 9·2 ______ 2 =3 9 mal 2 = 18 durch 2 gleich 9. Davon die Wurzel = 3. Ö richtig!!! Fazit Wir haben unsere Formelumstellung Schritt für Schritt kontrolliert und vielleicht auch etwas gelernt. Das gibt Sicherheit. Am Ende haben wir die Formel (nachweislich!) richtig umgeformt. Das ist ein Erfolgserlebnis, motiviert und macht Lust auf die nächste Übung! 2. Beispiel: Oberfläche Zylinder Wir wählen frei aus: π·d² A = π · d · h + 2 · _____ 4 π d h =3 =2 =4 A = 30 gesucht Höhe h Dann ist zwingend: Weil: 3·2² A = 3 · 2 · 4 + 2 · _____ 4 A = 24 + 6 (Ö Punkt- vor Strichrechnung!) Taktik Wir schieben alles auf die andere Seite (zum A), bis das „h“ für sich alleine steht. Dipl.-Ing. Frank Dederichs 20.06.2011 3/7 Grundlagen der Mathematik – Formelumstellung 1. Schritt π·d² A = π · d · h + 2 · _____ 4 Die rot eingekreisten Ausdrücke sind s.g. Terme und dürfen wegen „Punkt- vor Strichrechnung (+ !) nicht auseinander gerissen werden! Als erstes kommt der Term ohne „h“ komplett auf die andere Seite. Dafür nehmen wir den Term auf beiden Seiten minus: π·d² A - 2 · ____ 4 Kontrolle = π·d·h 3·2² 30 - 2 · ____ = 3 · 2 · 4 4 30 - 6 = 24 24=24 Ö richtig!!! 2. Schritt Jetzt müssen π und d auf die andere Seite, damit „h“ für sich alleine steht. Dafür teilen wir auf beiden Seiten durch π und d. Das heißt, sie kommen auf der anderen Seite der Gleichung einfach als Faktor unter den Bruchstrich. Das ist das gleiche wie teilen, aber einfacher. Achtung bei Gleichungen mit Termen: das muss ich bei beiden Termen machen! A π·d² ___ - 2 · ______ = π·d 4·π·d h Jetzt können π und d im rechten Term natürlich gekürzt werden! Dann haben wir: A d ___ - 2 · ___ = π·d 4 h Sortiert und „aufgeräumt“ schreiben wir dann: Dipl.-Ing. Frank Dederichs 20.06.2011 4/7 Grundlagen der Mathematik – Formelumstellung Ergebnis: A 2·d h = ____ - _____ π·d 4 Kontrolle: 30 2·2 4 = ____ - _____ 3·2 4 4=5 -1 Wahre Aussage (4=4) Ö richtig !! PLATZTAUSCH- (Hüpf-) METHODE Anwendung und Nutzen Schnelle + einfache Umformung von Formeln Achtung! Nicht anwendbar bei Formeln mit + / - ! Vorbemerkung Jede Formel ist aufgebaut wie ein Bruch, es gibt nur Platzhalter im Zähler und im Nenner. Etwas anderes gibt es nicht und ist eigentlich nur Vereinfachung in der Darstellung! Aber jetzt beenden wir mal die Verwirrung! Beispiel: Ekin = ½ · m · v² sieht eigentlich so aus: Zähler Nenner Ekin ___ = 1· m · v² _______ 2 Ö Ekin steht eigentlich im Zähler! Wie funktioniert die Hüpftechnik? Bei der Formelumstellung mit der Hüpftechnik hüpft alles, was auf der linken Seite der Gleichung über dem Bruchstrich steht, auf der rechten Seite der Gleichung unter den Bruchstrich – und umgekehrt. Solange, bis der gesuchte Platzhalter alleine steht. Links oder rechts von den Gleichheitsstrichen – das ist egal! Dipl.-Ing. Frank Dederichs 20.06.2011 5/7 Grundlagen der Mathematik – Formelumstellung Hinweis: Sollte über dem Bruchstrich danach mal nichts mehr stehen, setze ich einfach eine „1“ als Platzhalter ein! Das ist immer erlaubt, ich behalte dann einen Bruch. 1. Beispiel sinα = GEG / HYP; gesucht HYP Zähler GEG sinα ___ = Nenner _______ HYP 1. HYP hüpft auf die linke Seite der Gleichung, also von unterhalb auf den Bruchstrich! 2. sinα hüpft auf die rechte Seite der Gleichung, also von oberhalb unter den Bruchstrich! 3. Fertig! Ganz einfach, oder? Zähler HYP ___ GEG = Nenner _______ sinα Ergebnis: HYP = GEG / sinα 2. Beispiel Pumpenleistung Förderpumpe ges.: Förderhöhe h ρ·V·g·h P = __________ t Ansatz: Zähler P ___ = ρ·V·g·h ___________ Nenner Dipl.-Ing. Frank Dederichs t 20.06.2011 6/7 Grundlagen der Mathematik – Formelumstellung Lösungsweg: Zähler P ___ = ρ·V·g·h ___________ Nenner t ρ, V und g hüpfen nach unten auf der anderen Seite, t hüpft nach oben und h bleibt einfach stehen! So sieht es dann aus: Zähler P·t ___ Nenner = h ___________ ρ·V·g Also lautet das Ergebnis: P·t h = __________ ρ·V·g Und warum geht es nicht immer so einfach? Nicht vergessen: Nur bei Formeln mit Punktrechenarten (mal, geteilt durch) anwendbar! Und stimmt das auch? Einfach mit der Einsetz- Methode kontrollieren! Viel Spaß beim Ausprobieren eigener Aufgaben!! Dipl.-Ing. Frank Dederichs 20.06.2011 7/7