Herzrhythmusstörungen - Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg

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Wenn das Herz stolpert Herzrhythmusstörungen
Sebastian Kramer
Internist und Kardiologe
AGAPLESION
DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG
Gliederung
Der normale Herzrhythmus
Diagnostik
Der Herzschrittmacher
„Herzjagen“
„Stolperherz“
Kalium und Magnesium
Vorhofflimmern
Vorhofflattern
lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
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Der normale Herzrhythmus
Lungenarterie
obere Hohlvene
Aorta (Hauptschlagader)
linker Vorhof
rechter Vorhof
linke Herzkammer
untere Hohlvene
rechte Herzkammer
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Der normale Herzrhythmus
Sinusknoten
AV-Knoten
HIS-Bündel
Tawara-Schenkel
Purkinje-Fasern
Damit sich der Herzmuskel zusammenzieht, sind elektrische Impulse notwendig
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Der normale Herzrhythmus
ElektroKardioGramm
P-Welle
R-Zacke
T-Welle
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Diagnostik
Vorraussetzung: EKG-Dokumentation während der
Rhythmusstörung
Ruhe-EKG (aktuelle oder anhaltende Rhythmusstörungen):
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Diagnostik
Belastungs-EKG (bei Rhythmusstörungen unter Belastung):
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Diagnostik
Langzeit-EKG (bei relativ häufigen Rhythmusstörungn):
24 Stunden bis maximal 7 Tage
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Diagnostik
Ereignisrekorder (bei seltenen Rhythmusstörungen):
►zum Auflegen bei Rhythmusstörungen
►zum Aufkleben bis zu 3 Monate
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Diagnostik
implantierbarer Ereignis-Rekorder (seltene Rhythmusstörungen):
►schwerwiegende Herzrhythmusstörungen
►Implantation unter die Haut
►Lebensdauer ca. 3 Jahre
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Diagnostik
Elektrophysiologische Untersuchung (EPU):
►direkte Messung der elektrischen Impulsbildung im Herzen
►z. B. vor Katheterablation
►z. B. bei ungeklärter Bewußtlosigkeit
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Diagnostik
ABER:
►Grundkrankheiten sollen festgestellt werden
►Untersuchung des Herzens:
►Bluthochdruck?
►KHK?
►Klappenerkrankungen?
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Der Herzschrittmacher
► Bei krankhaft langsamen Herzschlägen
• unter 40 Schläge/Minute
• Pausen über 5 Sekunden
► Wenn der langsame Herzrhythmus Beschwerden macht
• Schwindelgefühl
• kurze Bewusstlosigkeit
Langzeit-EKG mit einer Pause von etwa 3,5 Sekunden, bevor
der nächste Herzschlag wieder einsetzt
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Der Herzschrittmacher
Sonden = isolierte Kabel mit
Elektroden an den Spitzen
Schrittmacheraggregat
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Der Herzschrittmacher
Schrittmachertypen
►Einkammer-Schrittmacher ist an einer Sonde angeschlossen:
►in der Regel in der Spitze der rechten Herzkammer
►Zweikammer-Schrittmacher ist an zwei Sondenangeschlossen:
►eine im rechten Vorhof
►eine in der rechten Herzkammer
►Dreikammer-Schrittmacher ist an drei Sonden angeschlossen:
►eine im rechten Vorhof
►eine in der rechten Herzkammer
►eine „auf“ der linken Herzkammer
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Der Herzschrittmacher
Ziel der Schrittmachertherapie
► Das Einsetzen eines Herzschrittmachers
beseitigt den langsamen Herzschlag und die
dadurch bedingten Beschwerden
► Der Patient wird von Schwindelattacken und
vor einem anhaltenden möglicherweise
lebensbedrohlichen Herzstillstand bewahrt
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Der Herzschrittmacher
Komplikationen sind selten:
► Die Sonde, die den Impuls zum Herzen leitet, kann verrutschen.
Dann ist oft ein weiterer Eingriff nötig
► Bluterguss im Bereich der Schrittmachertasche
► Schrittmacher- oder Sondeninfektion, ggf. muss das gesamte
Schrittmachersystem sofort entfernt werden. Antibiotikagaben
genügen meist nicht
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Der Herzschrittmacher
Jeder Schrittmacherpatient sollte die Anzeichen einer Infektion
kennen:
► Haut über dem Schrittmacher gespannt, Schrittmachertasche
mit Flüssigkeit gefüllt und gerötet
► Allgemeine Infektionszeichen: Fieber und Schüttelfrost
Diese Infektionen können in den ersten 14 Tagen, aber auch innerhalb des ersten Jahres zu einem späteren Zeitpunkt auftreten
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Der Herzschrittmacher
Leben mit dem Herzschrittmacher
► Regelmäßige Kontrollen zur
Überprüfung von
• Ladestand der Batterie
• Schrittmacherspeicher
• Schrittmachereinstellung
► Kontrollen 1-3 Monate nach
Einsetzen des Schrittmachers,
danach alle 6-12 Monate
► Störeinflüsse sind selten
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„Herzjagen"
Symptomatik
► Anfälle
• Beginnen und enden plötzlich
• Dauern einige Minuten bis Stunden
• Herz schlägt regelmäßig
► Herzfrequenz
• Meist zwischen 140 und 180 Schläge/Minute
•
Häufig ist die Herzfrequenz so hoch, dass
der Puls praktisch kaum noch fühlbar ist
► Während des Anfalls
Schwächegefühl, Schwindel, Druck auf der Brust,
„großer dicker Kopf”, leichte Übelkeit
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„Herzjagen"
Diagnostik
► Genaue Kenntnis der Anfälle
► EKG in Ruhe und während des Anfalls
► Bei seltenen Anfällen: Event-EKG
► Ausschluss anderer Herzerkrankungen
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„Herzjagen"
Leitungsbahnen eines gesunden Herzens
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„Herzjagen"
Beispiele für eine zusätzliche Verbindung zwischen
Vorhöfen und Kammern, die zu gutartigem Herzjagen
führen können:
Sinusknoten
doppelt leitender AVKnoten
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„Herzjagen"
Sinusknoten
AV-Knoten
zusätzliche Leitungsbahn
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„Herzjagen"
mögliche Akut-Therapie
►
•
•
•
durch
schnelles Trinken eines Glases kalten Wassers
tiefes Einatmen
Luft anhalten und eine Bauchpresse machen, d. h. das Zwerchfell und die Bauchmuskeln anspannen
• Gesicht in Eiswasser halten
• Luft anhalten
• durch Rhythmusmedikamente
► gefährliche Techniken
•
Massage der Halsschlagadern (Vorsicht, dabei
•
kann ein Schlaganfall verursacht werden)
Druck auf die Augäpfel (dadurch kann man die Augen bleibend schädigen)
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„Herzjagen"
Wie kann man Anfälle von Herzjagen verhindern?
► Durch dauerhafte Einnahme von Rhythmusmedikamenten:
►z. B. Betablocker, Calciumantagonisten vom Verapamil-Typ,
Natriumkanalblocker (Flecainid/Propafenon),
Kaliumkanalblocker (Amiodaron)
► Der Therapie mit Medikamenten überlegen:
►Orten der Herzrhythmusstörung durch
elektrophysiologische Untersuchung (EPU) und veröden der
Strukturen, die für die Rhythmusstörung
verantwortlich sind, durch Hochfrequenzstromablation
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„Herzjagen"
Katheterspitze wird mit Hochfrequenzstrom
erhitzt, verödet zusätzliche Verbindungen
zwischen Vorhof und Kammern und
Schrittmacherzentren am falschen Ort
Dadurch kann gutartiges Herzjagen in der überwiegenden Zahl der Fälle geheilt werden
In seltenen Fällen werden andere Energiequellen
eingesetzt, z. B. Kälte.
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„Herzjagen"
Erfolge der Katheterablation
Der Langzeiterfolg der Katheterablation ist
abhängig von der Ursache und Art des
Herzrasens
► In der Regel Akuterfolg über 95%
► Nur in wenigen Fällen ist ein zweiter Eingriff
notwendig
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„Herzjagen"
Risiko der Katheterablation
► Das Gesamtrisiko ist gering
► Spezifische Risiken:
•
Blutergüsse an den Stellen, an denen die Katheter
in die Blutgefäße eingeführt werden
•
Sehr selten: Blutgerinnselbildung und -verschleppung
(Schlaganfall)
• Sehr selten: Herzmuskel oder Blutgefäße werden an
Stellen geschädigt, die nicht Ziel der
Ablationsbehandlung sind, dann ist z. B. das Einsetzen
eines Herzschrittmachers notwendig
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„Stolperherz"
►
►
►
►
►
►
►
►
Herzklopfen
Kurzatmigkeit
Schwitzen
Brustbeschwerden, Druckgefühl
Angstgefühl
Schwindelgefühl
Verstärktes Wasserlassen
häufig keine Beschwerden
Extraschläge = Extrasystolen
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„Stolperherz"
Ursachen:
► Stress, Aufregung, Freude, Angst, Nervosität
► Herzkrankheiten, z. B.: koronare Herzkrankheit,
Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen
► Kaliummangel, Magnesiummangel
► Schilddrüsenüberfunktion
► Medikamentenüberdosierung, z. B. Digitalis
► Nebenwirkung von Arzneimitteln
► Genussgifte: Alkohol, Koffein, Nikotin
► Häufig keine Ursache zu finden
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„Stolperherz"
Diagnostik:
►
►
►
►
►
►
Genaue Kenntnis der Beschwerden
Ruhe-EKG
Belastungs-EKG
24-Stunden-Langzeit-EKG
Event-EKG
Evtl. weitergehende Herzdiagnostik
z. B. Herzkatheteruntersuchung
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„Stolperherz"
Therapie:
► Keine Therapie: bei Extraschlägen ohne
zugrundeliegende Erkrankung
► Falls eine Erkrankung vorliegt, muss das Grundleiden
behandelt werden, z. B. koronare Herzkrankheit,
Bluthochdruck, Schilddrüsenerkrankung etc.
► Oft ist es besser, mit leichtem Herzstolpern unbehandelt zu
leben als Rhythmusmedikamente dagegen einzunehmen
► Im Einzelfall bei schwerer Beeinträchtigung:
•
Rhythmusmedikamente (Propafenon, Flecainid bei
Herzgesunden, sonst Amioadaron)
•
evtl. Katheterablation
► Ein kritischer, vorsichtiger Umgang mit Rhythmusmedikamenten ist wegen möglicher Nebenwirkungen wichtig
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Kalium und Magnesium
► Kalium und Magnesium stabilisieren den Herzrhythmus
und sollen im Normbereich liegen
► Normbereich von Kalium: 3,6-4,8 mmol/l
von Magnesium: 0,7-1,05 mmol/l mit geringen
Abweichungen abhängig von Labormethode
► Hochnormaler Einstellungsbereich günstig:
Kalium 4,4 mmol/l, Magnesium 0,9 mmol/l
► Mangel an Kalium oder Magnesium begünstigt
Herzrhythmusstörungen (extremer Magnesiummangel
kann zu Kammerflimmern führen)
► hoher Kaliumspiegel verlangsamt Herzrhythmus (extrem
hoher Kaliumspiegel kann zum Herzstillstand führen)
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Kalium und Magnesium
EX =
BWA =
Kalium zu hoch
Erst-EKG
Kalium zu niedrig
Kalium normal
Zweit-EKG
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Kalium und Magnesium
► regelmäßige Kontrollen von Kalium und Magnesium
bei Herzrhythmusstörungen
► Besonders wichtig sind die Kontrollen bei allen Patienten, die
folgende Medikamente einnehmen:
• Diuretika (Entwässerungsmittel)
• ACE-Hemmer
• Sartane
• Aldosteronantagonisten
• Kaliumsparende Diuretika
• Digitalispräparate (Digoxin, Digitoxin)
► Die Kaliumwerte und die Nierenfunktion müssen regelmäßig
überwacht werden:
• vor Beginn der Therapie und vor Änderung der Dosierung
der Medikamente
• und nochmals in den folgenden 2 Wochen
• danach in halbjährlichen Abständen
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Kalium und Magnesium
► Bei einem Kaliumwert an der unteren Normgrenze
genügt eine kaliumreiche Ernährung (Obst
und Gemüse, Bananen, Trockenobst usw.)
► Besonders viel Magnesium
enthalten Getreide, Gemüse
und Trockenobst
► Reicht eine kalium- und
magnesiumreiche Ernährung nicht
aus, kommen Medikamente zum Einsatz
•
Kalium am besten als Kaliumchlorid
•
Magnesium als Magnesiumaspartat oder
Magnesiumcitrat
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Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung.
Mehr als 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden daran.
► Das Risiko steigt mit dem Lebensalter
• unter 50 Jahre unter 1%
• über 60 Jahre 4%-6%
• über 80 Jahre 9%-16%
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Vorhofflimmern
Was ist das überhaupt?
► Vorhofflimmern bezeichnet das
vollständig arrhythmische Herz
rechter
Vorhof
► In den Herzvorhöfen kreisen
elektrische Erregungswellen mit
einer Flimmerfrequenz bis zu 350
Schlägen/Minute
► Der AV-Knoten filtert die Impulse,
so dass eine ungeordnete
chaotische Herzschlagfolge mit bis
zu 160 Schlägen/Minute oder mehr
entsteht
rechte
Herzkammer
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linker
Vorhof
linke
Herzkammer
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Vorhofflimmern
Was ist das überhaupt?
EKG-Ableitung im Herzen (linker Vorhof) bei Vorhofflimmern
Oberflächen-EKG bei Vorhofflimmern
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Vorhofflimmern
Typen von Vorhofflimmern:
► Akutes Vorhofflimmern (erstmaliges Auftreten)
► Paroxysmales (anfallsweise auftretendes) Vorhofflimmern
(bis zu 7 Tage)
► Persistierendes (anhaltendes) Vorhofflimmern (mehr als 7 Tage)
► Permanentes (dauerhaftes) Vorhofflimmern
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Vorhofflimmern
Beschwerden:
► Herzrasen, Herzstolpern,
oft das einzige Symptom bei jungen Patienten
► Einschränkung der Leistungsfähigkeit
► Atemnot
► Schwindel
► Druckgefühl im Brustkorb
► innere Unruhe, Angst
Bei vielen Patienten tritt Vorhofflimmern ohne Beschwerden auf
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Vorhofflimmern
Hauptgefahr: Schlaganfall
Da sich in Folge des Flimmerns die Vorhöfe nicht mehr
regelmäßig zusammenziehen, kommt es zu Blutgerinnseln, die
vom Blutstrom fortgeschwemmt zum Schlaganfall und
anderen Gefäßverschlüssen führen können.
Das Risiko ist für die einzelnen Patienten unterschiedlich. Die
meisten benötigen eine gerinnungshemmende Therapie.
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Vorhofflimmern
Wie kann man Vorhofflimmern aufdecken?
Wer, ohne es zu wissen, Vorhofflimmern hat, ist gefährdet, einen
Schlaganfall zu erleiden
Möglichkeiten Vorhofflimmern aufzudecken:
► Jeder kann lernen, selbst den Puls zu fühlen
► Es gibt Blutdruckmessgeräte (mit Prüfsiegel der Hochdruckliga),
die auf unregelmäßigen Herzrhythmus hinweisen
► Wenn ein Patient im Alter über 65 – aus welchem Grund auch
immer – einen Arzt aufsucht, sollte der Arzt immer seinen Puls fühlen
• Wenn er unregelmäßig ist, ein EKG machen, das
Vorhofflimmern dokumentieren kann
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Vorhofflimmern
Ursachen:
Elektrische Impulse aus den Lungenvenen und/oder
den Vorhöfen rufen Vorhofflimmern hervor
► Ursache vor allem Herzkrankheiten:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Hoher Blutdruck (70% der Patienten)
Koronare Herzkrankheit
Herzklappenerkrankungen
Herzmuskelerkrankungen
Überfunktion der Schilddrüse
Lungenerkrankungen
Schwere Allgemeininfektionen
Nach operativen Eingriffen
Bei 10% der Patienten finden sich keine
Ursachen (lone atrial fibrillation)
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Vorhofflimmern
mögliche Auslöser
► Alkohol
► Schlafmangel
► emotionaler Stress
► Koffein
► opulente Mahlzeiten
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Vorhofflimmern
Untersuchungen
►Suche
EKG nach
Bluthochdruck
►►
Langzeit-EKG
Koronarer Herzkrankheit
►►
Event-EKG
Herzklappenfehler(Niere, Leber, Schilddrüse
►►
Laboruntersuchung
sowie
Elektrolyte Magnesium und Kalium)
► Herzschwäche
►►
Abklärung,
eine Herzerkrankung zugrunde
liegt
Anderen ob
Herzrhythmusstörungen
wie
(Belastungs-EKG,
Herzecho, Herzkatheter)
Vorhofflattern, WPW-Syndrom
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Vorhofflimmern
Ziele der Behandlung:
► Schlaganfall verhindern: 30.000 Schlaganfälle gehen in
Deutschland auf Vorhofflimmern zurück
linker Vorhof
► Beseitigung bzw. Linderung der Beschwerden (z.B. Atemnot,
Schwindelgefühl, Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit)
► Verbesserung der Herzleistung
► Erhöhung der Lebenserwartung
Gerinnsel im
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Vorhofflimmern
Therapie:
Die beste Strategie ist die Behandlung der Grundkrankheit:
► Bluthochdruck
► Koronare Herzkrankheit
► Klappenerkrankungen
► Kardiomyopathie
► Diabetes
► Übergewicht muss abgebaut werden, da es
das Risiko für Vorhofflimmern erhöht
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Vorhofflimmern
Therapie:
Spezifische Therapien:
► Medikamente gegen Vorhofflimmern
► Nicht-medikamentöse Verfahren (Katheterablation)
► Operative Verfahren
Besonders wichtig:
Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten,
um dem Schlaganfall vorzubeugen
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Vorhofflimmern
Therapie:
► Rhythmuskontrolle:
Herstellung und Erhalt des normalen Herzrhythmus
(Sinusrhythmus)
Wenn das nicht möglich ist:
► Frequenzkontrolle:
Um Herzrasen zu verhindern (Ziel: Herzfrequenz in
Ruhe 60-90 Schläge/Min., unter Alltagsbelastung
90-120 Schläge/Min.). Das Vorhofflimmern bleibt
bestehen. Daran gewöhnen sich die meisten
Patienten, wenn die Herzfrequenz normal ist.
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Vorhofflimmern
Rhythmusmedikamente:
Alle Rhythmusmedikamente – Ausnahme Betablocker – können
Herzrhythmusstörungen hervorrufen oder verstärken
Deshalb:
► Bei jedem einzelnen Patienten sorgfältige Abwägung des
Nutzens der Therapie gegen die Risiken der Medikamente
► Einleitung der Therapie bei Herzkranken im Krankenhaus
► Bei Herzgesunden in der kardiologischen Praxis
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Vorhofflimmern
Rhythmusmedikamente:
Während der Behandlung mit Rhythmusmedikamenten
regelmäßige Verlaufskontrolle ca. alle 3 Monate:
► EKG, evtl. Echokardiographie
► Überwachung von Kalium- und Magnesiumspiegel im Blut
► Überwachung der Schilddrüsenfunktion
► Überwachung der Nierenfunktion und der
Pumpfunktion des Herzens
► Überwachung der Nebenwirkungen
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Vorhofflimmern
Rhythmusmedikamente:
► Betablocker
► Flecainid / Propafenon
► Amiodaron
► Dronedaron
► Sotalol
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Vorhofflimmern
Rhythmusmedikamente:
„Pill-in-the-pocket“
Rhythmuspille wird nur beim Anfall, nicht auf Dauer eingenommen
Voraussetzungen:
► Nur für Patienten ohne schwerwiegende Herzerkrankung
► Anfälle von Vorhofflimmern weniger als 3-mal im Monat
meist Flecainid oder Profanenon
erste Anwendung muss überwacht werden (Monitoring)
Medikament und Dosis MÜSSEN eingehalten werden
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Vorhofflimmern
Frequenzkontrolle:
Wenn Sinusrhythmus nicht erreicht werden kann:
Frequenzkontrolle
Medikamente:
► Betablocker,Calciumantagonisten,
Digitalisglykoside
► In seltenen Fällen: Amiodaron
► AV-Knoten-Ablation mit Einsatz eines
biventrikulären Schrittmachers
Auf Gerinnungshemmung achten!!
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Vorhofflimmern
Prävention:
► Krankheiten vorbeugen, die Vorhofflimmern verursachen:
•
Bluthochdruck
•
koronare Herzkrankheit
•
Diabetes
► Wichtig: der Lebensstil
•
regelmäßige Ausdauerbewegung
•
gesunde Ernährung
•
genug Schlaf
•
Gleichgewicht von Belastung und Entspannung
► Auf Kalium-/Magnesiumspiegel achten
► Auslöser von Vorhofflimmern vermeiden:
z. B. Alkohol, Koffein, üppige Mahlzeiten, Schlafmangel
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Vorhofflimmern
Kardioversion:
► zur Beendigung des Vorhofflimmerns
►elektrisch oder medikamentös
►Vorbereitung notwendig:
►vorheriger Gerinnungshemmung
►(oder) Ausschluss eines Gerinnsels mit TEE
►elektrisch gelingt fast immer, aber häufig Rezidive
►medikamentös häufig nicht erfolgreich bei länger
bestehendem Vorhofflimmern (> 3-4 Tage)
►im Anschluss zumindest für 1-2 Monate Gerinnungshemmung
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Vorhofflimmern
elektrische Kardioversion:
► Vorhofflimmern wird in etwa einer
hundertstel Sekunde durch einen
starken Elektroschock eines
Defibrillators beendet
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Vorhofflimmern
Katheterablation:
Alternative, wenn Medikamente nicht mehr helfen:
► gezielte Verödung von Herzzellen im Bereich der
Vorhöfe mit Hochfrequenzstrom oder Kälte mit Hilfe
der Kathetertechnik
► für Patienten, die trotz Behandlung mit Rhythmusmedikamenten unter deutlichen Beschwerden leiden.
► im Einzelfall: für jüngere, sonst gesunde Patienten, die eine
Langzeitbehandlung mit Rhythmusmedikamenten ablehnen.
Behandlung in spezialisierten Zentren!
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Vorhofflimmern
Katheterablation:
linker Vorhof
Wirbelsäule
Punktionsnadel
Ablationskatheter
Herzscheidewand
Zwerchfell
rechte
Herzkammer
Koronarvenensinuskatheter
Zwerchfell
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Vorhofflimmern
Katheterablation:
► Bei 70% kann mit einem einzigen Eingriff anfallsweises
Vorhofflimmern beseitigt werden
► Nach 2. und 3. Eingriff liegt die Erfolgsrate höher
► Bei anhaltendem Vorhofflimmern ist die Erfolgsrate
geringer
► Das Endergebnis der Behandlung lässt sich erst nach 3 Monaten sicher abschätzen
► Bei 95% der Eingriffe keine Komplikationen
► Gerinnungshemmung muss meist fortgesetzt werden.
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Vorhofflimmern
Katheterablation:
► Komplikationen an der Punktionsstelle in der Leiste (Risiko etwa 2%)
► Schlaganfall (Risiko unter 1%):
Erhitzte Katheterspitze begünstigt die Bildung von Blutgerinnseln.
Um dieser Gefahr vorzubeugen, wird die Blutgerinnung durch
Medikamente gehemmt und die Katheterspitze gekühlt
► Blutung in den Herzbeutel (Risiko 1%-1,5%)
► Einengung bis zum Verschluss der Lungenvenen
(Risiko weniger als 1%): Bei Atemnot unter Belastung, Husten,
Anfälligkeit für Lungenentzündung muss der Patient sofort die
Klinik aufsuchen
► Sehr selten: Fistelbildung zwischen Speiseröhre und Vorhof – eine
lebensbedrohliche Komplikation. Das Risiko ist als sehr gering
anzusehen
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Vorhofflimmern
Alternativen zur Katheterablation:
► AV-Knotenablation
► Herzschrittmacher notwendig
► Gerinnungshemmung muss fortgesetzt werden
► chirurgische Verfahren
► z.B. im Rahmen eine Bypass-OP oder minimal-invasiv
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Vorhofflimmern
Gerinnungshemmung:
Vorhofflimmern bringt die Gefahr eines Schlaganfalls mit sich
linker Vorhof
Gerinnsel im
Vorhof bei
Vorhofflimmer
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Vorhofflimmern
Gerinnungshemmung:
►Einschätzung des Risikos mit einem Score
►Entscheidung zur Antikoagulation
►Entscheidung des Medikamentes
►„Marcumar“
►„neue“ Gerinnungshemmer
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Vorhofflimmern
Gerinnungshemmung:
Wichtigste Nebenwirkung der Gerinnungshemmer: Blutungen
► Risikofaktoren für Blutungen:
• unkontrollierter hoher Blutdruck
• abnorme Leber- oder Nierenfunktion
• früherer Schlaganfall
• Blutungsneigung
• labile INR-Werte bei Therapie mit Marcumar/Falithrom
• Alter über 65 Jahre und Gebrechlichkeit
• zusätzliche Medikamente, z. B. ASS, Rheuma-/Schmerzmittel
wie Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen
• hoher Alkoholkonsum
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Vorhofflimmern
Gerinnungshemmung:
Marcumar
► senkt Schlaganfallrisiko um 60%-70%
► Voraussetzung: INR 2 bis 3 einhalten, regelmäßige Kontrollen
► viele Wechselwirkungen (Ernährung, Medikamente)
► durch INR-Selbstbestimmung kann das Blutungsrisiko und auch
das Schlaganfallrisiko gesenkt werden
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Vorhofflimmern
Gerinnungshemmung:
Neue Gerinnungshemmer (Pradaxa, Xarelto, Eliquis, Lixiana)
► Zulassung nach den Ergebnissen großer wissenschaftlicher Studien
► verhindern Schlaganfälle ebenso gut wie Marcumar
► Blutungen treten nicht häufiger auf
► bedürfen keiner ständigen Gerinnungskontrolle, aber regelmäßige
Kontrolle der Leber- und Nierenwerte
► einfachere Handhabung bei Operationen und Eingriffen
► vor allem: Risiko für die gefürchteten Hirnblutungen ist im Vergleich
zu Marcumar deutlich niedriger
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Vorhofflattern
Beim Vorhofflattern hat der Sinusknoten – zumindest zeitweilig – seine normale Funktion als Taktgeber verloren
► Kreisende Erregungen im rechten Vorhof führen
dort zu 240-340 elektrischen Erregungen/Minute
► Häufig wird nur jede 2. Vorhoferregung auf
die Kammer übergeleitet
► Daraus resultiert eine Herzkammerfrequenz von
120-170 Schlägen/Minute
► Gerinnungshemmung wie bei Vorhofflimmern notwendig
► Katheterablation ist Standardtherapie
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Lebensbedrohliche HRST
► Wenn sehr schnelle elektrische Impulse den Herzmuskel
zwingen, sich genauso schnell zusammenzuziehen, fängt das Herz
an zu rasen.
Dann entsteht:
• Kammertachykardie (Herzrasen)
• Kammerflimmern
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Lebensbedrohliche HRST
Symptome:
►
►
bei einer Herzfrequenz von 160-180 Schlägen/min.
nur allgemeines Unwohlsein
bei einer Frequenz von 200-220 Schlägen/min:
• Abfall des Blutdrucks
• körperliche Schwäche, häufig begleitet von Schwitzen
• Engegefühl in der Brust, Luftnot, Todesangst
►
bei noch höheren Frequenzen:
• weiteres Absinken des Blutdrucks
• Abnahme der Durchblutung, vor allem des Gehirns.
Bewusstlosigkeit droht.
►
Schlägt das Herz noch schneller, bricht der Kreislauf zusammen:
Herz-Kreislauf-Stillstand.
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Lebensbedrohliche HRST
Häufigkeit:
► In Deutschland wird die Zahl der Menschen, die einem
plötzlichen Herztod erliegen, je nach Definition mit 65.000-200.000
angegeben.
Ursachen:
►
in 75% der Fälle: koronare Herzkrankheit
in 15%: Erkrankung des Herzmuskels
► seltener: Herzklappenerkrankungen, angeborene Herzfehler
► Risiko für plötzlichen Herztod hat erbliche Komponenten
► Familien, in denen Herzinfarkt und plötzlicher Herztod häufig
aufgetreten sind, sollten ab dem 40. Lebensjahr geschärfte
Aufmerksamkeit auf Risikofaktoren für KHK (Bluthochdruck,
Rauchen, Bewegungsmangel etc.) richten.
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Lebensbedrohliche HRST
Akuttherapie:
► immer 112 sofort alarmieren
► bei Herzrasen ohne Bewusstlosigkeit: Patienten auf Sofa/Bett
mit angehobenem Oberkörper lagern. Beim Patienten bleiben bis
Notarzt/Rettungswagen eintrifft.
► bei Herzstillstand: sofort Herzdruckmassage bis Notarzt/
Rettungswagen eintrifft.
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Lebensbedrohliche HRST
Therapie nach Wiederbelebung:
► künstliches Koma
► Herzkatheter bei Verdacht auf Infarkt und schnelle Wiedereröffnung
verstopfter Herzkranzgefäße
► in einigen Fällen: Einsetzen eines Defibrillators. Gefährliche
Rhythmusstörungen werden sofort erkannt und beseitigt.
► Begleiterkrankungen mit aller Konsequenz behandeln
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Lebensbedrohliche HRST
Prävention:
Regelmäßig auf Beschwerden achten, die auf eine Herzkrankheit
hindeuten
Warnzeichen beachten – besonders nach Herzinfarkt oder bei
Herzschwäche
Am besten Herzkrankheiten nicht entstehen lassen
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Lebensbedrohliche HRST
Der Defibrillator:
► überwacht den Herzrhythmus kontinuierlich, wie ein Langzeit-EKG
► gibt – wenn er eine gefährliche
Herzrhythmusstörung erkennt –
einen Elektroschock von 8-12
Millisekunden ab, der den normalen
Herzrhythmus wiederherstellt
► zeichnet alle Herzrhythmusstörungen auf und speichert sie
► Neuere Geräte können sich bei
Geräte- und Sondendefekten
selbst überwachen
► Die Schockabgabe wird für jeden
Patienten individuell programmiert
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Lebensbedrohliche HRST
Defibrillator-Modelle:
► Einkammer-Defibrillator: erkennt schnelle Herzrhythmusstörungen,
stimuliert das Herz und gibt elektrische Schocks ab
► Zweikammer-Defibrillator: für Patienten mit Vorhofflimmern und
langsamen Rhythmusstörungen
► Dreikammer-Defibrillator: für Patienten mit Herzschwäche
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Lebensbedrohliche HRST
Defibrillator-Komplikationen:
► Ähnlich wie bei Herzschrittmachern, insbesondere
Infektionsrisiko
► Defekte des Elektrodensystems betreffen 5-10% der
Patienten. Häufig mit Entladungen oder Ausbleiben von
Schocks. Das System muss unverzüglich repariert werden.
Einige Geräte sind mit einem Warnton ausgestattet.
► Unnötige Entladungen, bei Defekten oder
Rhythmusstörungen die keinen Schock benötigen
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Lebensbedrohliche HRST
Defibrillator-Nachsorge:
Engmaschige Kontrolle: alle 3 - 6 Monate
Der Patient sollte die Klinik aufsuchen
► nach der ersten Schockabgabe
► wenn sich der Patient nach einer Schockabgabe nicht wohlfühlt
► wenn mehr als 2 Schocks innerhalb 24 Stunden aufgetreten sind
► Bei Erwärmung, Rötung oder Schwellung im Bereich des Defis
► Wenn der Herzrhythmus sich ändert, z. B. Vorhofflimmern
ggf. telemetrische Überwachung
psychische Probleme mit dem Defi müssen thematisiert werden
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Fazit
Rhythmusstörungen sind häufig Folgen von
anderen Erkrankungen, diese sollten primär
behandelt werden, bzw. wenn möglich
generell vermieden werden.
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Vielen Dank für die
Aufmerksamkeit!
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