Ausschreibung Freundschaft – eine politisch

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Ausschreibung
Freundschaft – eine
politisch-soziale Beziehung
in Deutschland und
Frankreich
J. Zsámboky, Emblemata…,
Antwerpen, C. Plantin, 1564, f. A7v°.
(12.-Mitte 19. Jahrhundert)
Sommerkurs des Deutschen Historischen Instituts Paris
(3.-6. Juli 2011)
Organisiert in Zusammenarbeit mit dem Centre Roland Mousnier
(Paris-Sorbonne), der École doctorale II der Universität Paris-Sorbonne,
dem Graduiertenkolleg 1288 « Freunde, Gönner, Getreue » (Freiburg im
Breisgau) und dem Centre Norbert Elias (EHESS)
Ziel des Sommerkurses ist es, Nachwuchswissenschaftler (Doktoranden und
Postdoktoranden, interdisziplinär) aus Deutschland und Frankreich, aber auch aus anderen
Ländern zusammenzubringen, die zu Fragen von Freundschaft und Patronage arbeiten.
Der Sommerkurs soll die Entwicklung von Forschungsprojekten begleiten, die
Freundschaft in derjenigen Form untersuchen, die über Jahrhunderte dominierend war.
Wenngleich man die Freundschaft zunächst allgemein als eine interpersonale Beziehung fassen
kann, so scheint doch eine Spannung zwischen zwei Arten von Bindungen zu bestehen. Eine
intime und je individuelle Bindung, bei der starke Gefühle eine Rolle spielen und die vom
höfischen Roman des Mittelalters über die „amitié parfaite“ Montaignes und La Boéties bis zur
empfindsamen Rhetorik der Romantiker als Ideal verherrlicht wird, koexistiert mit einer
öffentlich demonstrierten Freundschaft, die mehr oder weniger große soziale Gruppen betrifft
und auf den Austausch von Leistungen gegründet ist. Der Umstand, dass heute die erstere der
beiden Konzeptionen gegenüber der letzteren klar dominiert, ist das Resultat eines historischen
Bruches. Die Freundschaft, die bis dahin eine eher formelle, rechtlich und gesellschaftlich
anerkannte Bindung gewesen war, beginnt seit dem 12. Jahrhundert Charakterzüge einer
affektiven Bindung anzunehmen, die sich der Liebe annähert und deren Sprache annimmt, wobei
das antike Erbe reaktiviert wird; nichtsdestoweniger bleibt sie eine politisch-soziale Bindung par
excellence. Als Gegensatz zu dieser Art der Freundschaft bildet sich im 18. und 19. Jahrhundert
die empfindsame Freundschaft heraus, deren zentrales Element die Aufrichtigkeit ist; es ist diese
Freundschaftskonzeption, die in der Moderne schließlich hegemonial wird.
Während viele Einzelstudien zum Thema Freundschaft sich auf Zweierbeziehungen
zwischen prominenten historischen Persönlichkeiten konzentrieren, ist das Anliegen des
Sommerkurses weiter gefasst. Es soll darum gehen, Freundschaft im Rahmen langfristiger
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Entwicklungen zu betrachten, ihre verschiedenen Erscheinungsformen und Entwicklungen zu
untersuchen und so die Geschichte der Freundschaft jenseits von essentialistischen, ahistorischen
Freundschaftsbegriffen neu zu schreiben. Es erscheint dazu nötig und sinnvoll, die Gesamtheit
ihrer Dimensionen – die politische, soziale, religiöse, symbolische und emotionale – in den Blick
zu nehmen. Schließlich soll es darum gehen, die Gesamtheit der sozialen Schichten zu betrachten,
da die bisherige Forschung sich stark auf Eliten konzentriert hat: der Vergleich zwischen
verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und unterschiedlichen Arten von Netzwerken soll es
ermöglichen, Kulturen und Praktiken der Freundschaft genauer zu verstehen.
Die Entscheidung, deutsche und französische Fälle in den Mittelpunkt zu stellen,
rechtfertigt sich in erster Linie durch die Reichhaltigkeit der einschlägigen Forschungen in diesen
Ländern und über sie, aber auch durch das umfangreiche Material, das dort zu finden ist.
Wenngleich jedoch der Vergleich und die Zusammenschau von Deutschland und Frankreich per
se gerechtfertigt erscheinen, so erhalten sie ihren vollen Sinn doch erst im Rahmen einer
europäischen Geschichte.
Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen könnten Beiträge im Rahmen des
Sommerkurses folgende Felder in den Blick nehmen:
Freundschaft als politisch-soziale Beziehung:
- Die Beziehungen zwischen Freundschaft und Politik, vom Dorf bis zur Staatsspitze.
- Freundschaft in verschiedenen sozialen Gruppen und in allen Arten von Netzwerken
- Freundschaft und konfessionelles Engagement.
Theoretische und symbolische Aspekte:
- Die Entwicklung der theoretischen Reflexion über Freundschaft
- Freundschaftskonzeptionen, anhand verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Einzelfälle
- Die Beziehungen zwischen Freundschaft und Verwandtschaft.
Formelle und affektive Freundschaft
Der von Christian Kühner und Dr. Bertrand Haan organisierte Sommerkurs wird in den
Räumen des Deutschen Historischen Instituts in Paris stattfinden. An den Diskussionen werden
Prof. Dr. Ronald G. Asch (Freiburg im Breisgau), Prof. Dr. Lucien Bély (Paris IV), Prof. Dr. Jean
Boutier (E.H.E.S.S.-Marseille), Prof. Dr. Klaus van Eickels (Bamberg), Prof. Dr. Nicolas Le
Roux (Lyon), Prof. Dr. François-Joseph Ruggiu (Paris IV), Assitant Professor Dr. Kenneth
Loiselle (San Antonio) und Dr. Bénédicte Sère (Nanterre) teilnehmen.
Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch.
Das Deutsche Historische Institut übernimmt die Unterbringung im Hotel (Einzelzimmer),
die Reisekosten (bis zu 200 € für eine Anreise aus Europa und bis zu 130 € für Frankreich), ein
Abendessen zum Auftakt sowie die Mittagsverpflegung während der Sommeruniversität.
Bei der Zusage der ausgewählten Teilnehmer fällt eine Einschreibegebühr von 50 € an.
Interessierte Doktoranden und Postdoktoranden werden gebeten, eine Vortragsskizze
(3000-4000 Zeichen inklusive Leerzeichen), sowie einen Lebenslauf, im Format Word oder
pdf an folgende Adresse zu senden: [email protected]
Abgabetermin: 22. Februar 2011
Eine Veröffentlichung der Ergebnisse der Sommeruniversität auf der Publikationsplattform
perspectivia.net ist geplant.
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