Zeitschrift für Kardiologie * ) , a z ~a~di0179:850-857(1990) 1 ,- Vorteile der biplanen transösophagealen Echokardiographie R. Leischik, J. M. Curtius, H. J. Deutsch, G. Arnold'$, C. Sander", E. R. de Vi~ie'~'; und H. H. Hilger Klinik III für Innere Medizin der Universität zu Köln, "Pathologisches Institut der Universität zu Köln, ""Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie der Universität zu Köln Advantages of biplane transesophageal echocardiography Summary: Biplane transesophageal echocardiography (BTEE) was intraoperatively performed on 27 patients: ten patients with coronary artery bypass graft surgery, ten with aortic valve replacement, five with mitral valve replacement, one with reconstruction of complete AV-canal, and one with surgical repair of dissecting aortic aneurysrn. Compared with the transverse views of the monoplane TEE, BTEE permits the following additional images of the heart: 1) Longitudinal "two-chamber-view" for assessment of left ventricular (LV) anterior, apical, and posterior wall motion, and for assessment of mitral valve anatomy and function (e.g., grading of color flow regurgitation). 2) lmaging of the right-ventricular outflow tract (RVOT) for evaluation of RVOT obstruction, including a crosswise imaging of aortic valve. 3) Proximal two-thirds of the aorta ascendens for the diagnosis of dissecting aortic aneurysm (de Bakey Types I and 11). 4) lmaging of the superior vena Cava, helpful for detecting transposition of pulmonary veins. 5) Apex of left ventricle, advantageous for detecting thrombus. 6) Longitudinal view of the descending aorta: from the origin of the left subclavian artery down to the origin of the coeliac artery (origins of both vessels, inclusively). We prepared post mortem sections of the heart corresponding to the longitudinal echocardiographic views and documented them by photography. In conclusion, the second plane provides an irnportant improvement in s,emi-invasive imaging of the heart. Key words: biplane transesophageal echocardiography; transesophageal echocardiography Zusammenfassung: Die biplane transösophageale Echokardiographie (BTEE) wurde intraoperativ bei 27 Patienten im mittleren Alter von 59 Jahren (28-75 Jahre) durchgeführt: in 10 Fällen bei einer aortokoronaren Bypassoperation, in 10 Fällen bei einer Aortenklappenoperation, in 5 Fällen bei einer Mitralklappenoperation, einmal bei der Rekonstruktion eines kompletten AV-Kanals und einmal bei einer Aortendissektion De Bakey Typ 111. Im Gegensatz zu den transversalen Ebenen der monoplanen transösophagealen Echokardiographie (MTEE) ermöglicht die BTEE folgende zusätzliche Darstellungen: 1. den longitudinalen „Zweikammerblick", nützlich bei der Beurteilung der linksventrikulären (LV) Vorderwand, Hinterwand und der Herzspitze sowie bei der Erfassung der Mitralklappenstruktur und der Ausdehnung und Richtung eines Mitralrefluxes; 2. den rechtsventrikulären Ausflußtrakt (RVOT), nützlich bei der Beurteilung einer Obstruktion des RVOT. In dieser Ebene stellt sich zusätzlich die quergetroffene Aortenklappe dar; 3. die proximalen zwei Drittel der Aorta ascendens, hilfreich für die Diagnose einer Aortendissektion (De Bakey Typ I und 11); 4. die Darstellung der Vena Cava superior und inferior, möglicherweise nützlich für die Diagnostik einer fehlmündenden Lungenvene; 5. die apikale Region des linken Ventrikels, vorteilhaft bei der Suche nach apikalen LV-Thromben; 6. die Längsdarstellung der Aorta descendens vom Abgang der linken Arteria subclavia sinistra bis zum Abgang des Truncus coeliacus, wichtig für die Beurteilung einer Aortendissektion Typ III nach De Bakey. Um die anatomischen Verhältnisse zu verdeutlichen, wurden an fixierten Herzpräparaten, entsprechend den Ultraschallebenen, anatomische Schnitte vorgenommen und fotografisch dokumentiert. Aufgrund unserer Erfahrung stellt die zweite longitudinale Ebene eine wesentliche Bereicherung in der semiinvasiven Diagnostik kardiovaskulärer Erkrankungen dar. Schlüsselwörter: biplane transosophageale Echokardiographie; !ransösophageale Echokardiographie 851 Leischik u. a., Biplane transösophageale Echokardiographie Einführung Die t r a n s ö s ~ ~ h a g e a lEe c h ~ k a r d i o g r a ~ h ibesitzt e heute einen wichtigen Stellenwert in der Diagnostik-kardiovaskulärer Erkrankungen. Diese Untersuchungstechnik erlaubt eine weitestgehend von anatomischen Hindernissen unabhängige Darstellung des Herzens. Die ersten Studien über die transösophageale Echokardiographie (TEE) sind von Matsumoto (M-Mode) (16) und Hisanaga (2-D) (14) 1980 sowie von Hanrath, Souquet und Schlüter (12, 20, 23, 24) 1982 durchgeführt worden, wobei der Prototyp einer biplanen transös~~hagealen Sonde von Hanrath und Souquet ebenfalls schon 1982 vorgestellt wurde (12, 24). Seit dieser Zeit wurde die konventionelle transösophageale Echokardiographie weiter in die kardiologische Diagnostik eingeführt (21, 22). Sie hat sich besonders in der Diagnostik der Aortendissektion (8, 9, 13), der Endokarditis (5, IO), bei der Suche nach kardialen Emboliequellen (6, 7, 25) wie auch bei der intraoperativen und intensivmedizinischen Diagnostik und Überwachung (2, 3, 4, 11, 15, 19) bewährt. Ziel dieser Studie war es, den Wert der zweiten, longitudinalen Schallebene der BTEE zu bestimmen und neue repräsentative Ebenen zu beschreiben. Patienten und Methoden Patientenkollektiv Es wurden konsekutiv, intraoperativ 27 Patienten mittels der biplanen transösophagealen Echokardiographie untersucht (16 Frauen, 11 Männer, mittleres Alter 59 Jahre (28-75 Jahre)). Eine koronare Herzerkrankung lag bei 10 Patienten vor, ein Aortenklappenvitium bei 10 Patienten, ein Mitrallilappenvitium bei 5 Patienten, und einmal lag ein kompletter AV-Kanal vor. Ein Patient wurde wegen einer AortendisSektion De Bakey Typ I11 operiert. Biplane transösophageale Echokardiographte Wir benutzten das Utraschallsystem SSD-870 der Firma Aloka mit der neuen biplanen transösophagealen Ultraschallsonde UST-5233-5 Aloka (phased-array transducer System). Die Sonde (Abb. 1) ist mit zwei ~ c h a l l ~ u e l l ebestückt n (jeweils 5 MHz, 32 Kristalle pro Transducer), die distale für die transversale und die proximale für die longitudinale Beschallung. Eine synchrone. Beschallung ist nicht möglich. Alle Untersuchungen wurden videotechnisch dokumentiert. Nach Einleitung der Narkose wurde die Ultraschallsonde im Ösophagus plaziert. Die Untersuchungen wurden jeweils vor und nach dem kardiopulmonalen Bypass durchgeführt. Zwecks besserer Orientierung wurden bei der ersten Untersuchung die Hinterwand, die Vorderwand und die linksventrikuläre Spitze von dem Kardiochirurgen mit dem Finger berührt. Anatomische Präparate Entsprechend den longitudinalen Schnittebenen wurden an mittels Formalin fixierten Herzpräparaten anatomische Schnitte vorgenommen und fotografisch dokumentiert. Ergebnisse Während der Untersuchung traten keine Komplikationen auf. Folgende qualitativ gute Darstellungen konnten mit der longitudinalen Beschallung bei allen Patienten dargestellt werden: i Longitudinaler „ Zweikammerblick " Diese Ebene kommt zur Darstellung, wenn ausgehend vom konventionellen ,,Vierkammerblick" der monoplanen TEE der linke Ventrikel longitudinal beschallt wird. Der ,,Zweikammerblick" ist in der Abbildung 2 dargestellt, daneben das anatomische Schnittpräparat und die skizzierte Schnittführung. In dieser Ebene stellen sich die Hinterwand und die Vorderwand des linken Ventrikels dar. Bei 22 (entsprechend 81 %) der Patienten gelang eine gute Darstellung der linksventrikulären Spitze. In Ergänzung zum transversalen Schnitt stellt sich die Mitralklappenstruktur in einer zusätzlichen Ebene dar. 2 Rechtsv,entrikulärer A usjlußtrakt Die Darstellung des rechtsventrikulären Ausflufltraktes (RVOT) wird erreicht durch Drehung der Schallsonde im Uhrzeigersinn von der longitudinalen ,,ZweikammerblickEbene" aus. In dieser Ebene (Abb. 3) sieht man nicht nur den rechtsventrikulären Ausflufltrakt mit der Pulmonalklappe, sondern je nach Schnittführung auch Anteile des rechten Ventrikels mit der Trikuspidalklappe und die Aortenklappe in einer neuen Schnittebene. 3 Aorta ascendens Die Darstellung der Aorta ascendens (Abb. 4) wird erreicht, wenn die Ultraschallsonde aus der Ebene des RVOT im Uhrzeigersinn gedreht wird. Es kommen die proximalen ?4 der Aorta ascendens zur Darstellung, einschliei3lich der längst getroffenen Aortenklappe. 4 Obere Hohlvene Durch weitere Drehung im Uhrzeigersinn aus der Ebene der Aorta ascendens gelingt die Darstellung der oberen Hohlvene mit deren Einmündung in den rechten Vorhof (Abb. 5). In dieser Ebene kommt es auch zur Darstellung der Einmündung der unteren Hohlvene. Abb. 1. Biplane TEE-Sonde (oben), Dimensionen des Schallkopfes: Breite 13,5 mm, Länge 29,5 mm, Dicke 9 mm. Im Vergleich dazu die monoplane TEE-Sonde (unten). Dimensionen: Breite 13 mm, Länge 21 mm, Dicke 9 mm. 5 ~ i ~ k ~ ~sPitzenregion ~ ~ ~ ~ i k ~ l ä ~ ~ Nach der transversalen Darstellung der linksventrikulären kurzen Achse in Höhe der Papillarmuskel und geringem 852 Zeitschrift für Kardiologie, Band 79, Heft 12 (1990) Abb. 3. a) Longitudinales Schnittbild des RVOT. b) Anatomische Äquivalenzebene: RA: rechter Vorhof, TV: Trik~spidalklap~e, RV: rechter Ventrikel, PV: Pulmonalklappe, PA: Stamm der Arteria pulmonalis. Aortenklappe; N: akoronare Tasche, R: rechtskoronare Tasche, L: linkskoronare Tasche. C) Skizzierte Schnittführung. Abb. 2. a) Longitudinales Schnittbild des linken Ventrikels: „Zweikammerblick". b) Anatomischer Schnitt entsprechend der longitudinalen Schallebene LA: linker Vorhof, LAA: linkes Herzohr, CX: Ramus circumflexus, AML: vorderes Mitralsegel, IW: Hinterwand des LV, AW: Vorderwand des LV. C) skizzierte Schnittführung. Leischik U. a., Biplane transösophageale Echokardiographie Abb. 4. a) Transversaler Schnitt durch die Aorta ascendens (links), rechts Längsschnitt in gleicher Höhe. b) Anatomische Schnittebene: LA: linker Vorhof, LV: linker Ventrikel, L: linkskoronare Tasche, IVS: Ventrikelseptum, RV: rechter Ventrikel, AO: Aorta ascendens. C) Skizzierte Schnittführung. 853 Abb. 5. a) Schnittbild der oberen und unteren Hohlvene und von Anteilen des rechten Vorhofes. b) Anatomische Äquivalenzebene: LA: linker Vorhof, VCI: Vena Cava inferior, VCS: Vena Cava Superior. RA: rechter Vorhof. C) Skizzierte Schnittführung. 854 Zeitschrift für Kardiologie, Band 79, Heft 12 (1990) Abb. 7. a) Schnittbild vom Abgang der Arteria subclavia sinistra aus der Aorta, AO: Aorta descendens, A. S.: Arteria subclavia sinistra. b) Längsschnitt der Aorta abdominalis (AO) mit dem Abgang des Truncus coeliacus (gerader Pfeil) und dem darunter befindlichen Abgang der Arteria mesenterica superior (gebogener Pfeil). etwas medial der wirklichen linksventrikulären Spitze. Durch geringes Zurückziehen der Sonde und entsprechendes Kippen des Schallkopfes gelingt in dieser Ebene ebenfalls die Darstellung des hinteren und vorderen Papillarmuskels, einschließlich der längst getroffenen Chordae tendinae. Abb. 6. a) Längsbild durch die Spitzenregion des linken Ventrikels (rechts). b) Anatomischer Äcguivalenzschnitt: P: hinterer Papillarmuskel, AL: vorderer Papillarmuskel. C) Skizzierte Schnittführung. Vorschieben des Schallkopfes gelingt bei longitudinaler Beschallung die Darstellung der Spitzenregion des linken Ventrikels (Abb. 6). Dabei ist es nicht möglich, exakt die linksventrikuläre Spitze darzustellen, denn aufgrund der anatomischen Lage des Ösophagus liegt die Schnittebene 6 Aorta descendens thoracalis Der Längsschnitt der thorakalen Aorta descendens kommt zur Darstellung, wenn, ausgehend von der transversalen Beschallungsrichtung der Aorta descendens, die longitudinale Beschallung gewählt wird. Dabei läßt sich durch Verlagerung der Sonde die gesamte thorakale Aorta descendens im Längsschnitt ve;folgen. Durch entsprechendes Kippen des Schallkopfes ist es möglich, die Gefäßabgänge der Arteria subclavia sinistra und im abdominellen Teil der Aorta den Abgang des Truncus coeliacus darzustellen (Abb. 7). Leischik U. a., Biplane transösc3phageale Echokardiographie Diskussion I / Die biplane Ultraschallsonde ermöglicht die Erstellung transversaler Schnittbilder, außerdem verschafft sie zusätzliche Einblicke in die Anatomie und Pathologie des Herzens durch die longitudinalen Schnittebenen (17, 18). Ziel dieser Arbeit war es nicht, die monoplane TEE mit der biplanen TEE als konkurrierende Methode zu vergleichen, sondern die Wertigkeit der longitudinalen Schallebene zu bestimmen und repräsentative Ebenen zu beschreiben. Die longitudinalen Schnittebenen stellen eine gute Ergänzung der bisherigen transversalen Schnittebenen dar. *Die Handhabung der biplanen Ultraschallsonde gleicht prinzipiell der der monoplanen Sonde. Die Gefahr von Komplikationen ist bei der biplanen Sonde trotz veränderter Dimensionen nicht größer als bei den herkömmlichen monoplanen TEE-Sonden. Die Ausmaße des biplanen Schallkopfes überschreiten nicht die Dimensionen der monoplanen Schallköpfe verschiedener Hersteller (z. B. der Echoscope mit mechanischem Schallkopf). Die Untersuchungstechnik ist etwas schwieriger; die Darstellung der beschriebenen Ebenen mit der longitudinalen Schallrichtung erfordert im Vergleich zu der transversalen Beschallung häufiger 'gleichzeitiges Kippen des Schallkopfes in zwei Richtungen sowie exaktes Einhalten der entsprechenden Beschallungshöhe und Richtung. Eine synchrone Beschallung ist nicht möglich. Zukünftige Entwicklungen (18) werden eine synchrone Beschallung in zwei Ebenen ermöglichen. Infolge unterschiedlicher Position der Transducer für longitudinale und transversale Beschallung liegen die dargestellten Ebenen nicht in genau gleicher Höhe. Weitere Entwicklungen von drehbaren Schallköpfen werden dieses Problem umgehen und zusätzliche Schnittebenen ermöglichen. Das Bestücken der Transducer mit zusätzlichen Kristallen würde die Bildqualität verbessern. Die Schallkopfgröße ist dabei aus Gründen der Patientencompliance und der Sicherheit als limitierender Faktor zu berücksichtigen. Abb. 8. Longitudinale Darstellung eines Tumors im RVOT (in dieser Lokalisation seltenes Hämangiom). Eine adäquate Darstellung des Tumors war in der entsprechenden transversalen Ebene nicht möglich. RVOT: rechtsventrikulärer Ausflußtrakt. PV: Pulmonalklappe, T U : Hämangiom. 855 Die Darstellung des longitudinalen ,,Zweikammerblickscc erlaubt die Beurteilung der Hinterwand und der Vorderwand des linken Ventrikels in der Längsachse. Bis jetzt konnten diese Abschnitte mittels monoplanen TEE nur in der kurzen Achse des linken Ventrikels beurteilt werden. Die longitudinale Darstellung ermöglicht es, ein Hinterwand- bzw. Vorderwandaneurysma in seiner Ausdehnung sicherer zu erfassen. Bei der Suche nach linksventrikulären Spitzenthrombosen bietet diese Ebene zusätzliche Vorteile. Mit der longitudinalen Darstellung der Mitralklappe können zusätzliche Aspekte über die Struktur der Mitralsegel gewonnen werden, zusätzlich wird eine bessere Refluxerfassung möglich. Entsprechend ist die'se Ebene bei den rekonstruktiven Eingriffen an der Mitralklappe eine Bereicherung für die intraoperative Diagnostik. Das prinzipielle Problem der Erfassung und Beurteilung eines Mitralrefluxes mittels Farbdopplers bleibt nach wie vor bestehen (I), mit der zweiten ~ b e n eist jedoch die Wahrscheinlichkeit, einen Reflux in seiner Ausdehnung und Richtung falsch einzuschätzen, geringer. Die Darstellung der rechtsventrikulären Ausflußbahn ist eine wichtige Erweiterung der diagnostischen Möglichkeiten der b i ~ l a n e nTEE. Diese Ebene eignet sich zur Beurteilung einer vorhandenen Obstruktion des rechtsventrikulären Ausflußtraktes: z. B. bei infundibulärer Pulmonalstenose oder bei rechtsventrikulärem Tumor. Bei-einer Patientin mit einem Tumor im rechtsventrikulären Ausflußtrakt (Abb. 8) konnte die Lokalisation und Ausdehnung des Tumors besser erfaßt werden als mit transversalem Schnittbild allein. Die Erfassung von Lokalisation und Ausdehnung eventueller Thromben im Stamm der ~ r t e r i apulmonalis ' ist ebenfalls besser möglich. Die zusätzliche, etwa parallel zur Klappenebene verlaufende Abbildung der Aortenklappe über der Darstellung des rechtsventrikulären Ausflußtraktes kann Vorteile bei der Suche nach Vegetationen bieten. Ahnliches gilt für die Darstellung der Aortenklappe in der Ebene der Aorta ascendens. Die Diagnose einer Aortenklappenendokarditis bereitet bei der transversalen Bilderstellung wegen ungünstigen Beschallungswinkels häufig Schwierigkeiten. Mit der longitudinalen Beschallung wird die Aortenklappe aus zusätzlichen Blickrichtungen beurteilt, diese verbessern die Möglichkeit der Darstellung von Vegetationen. Es ist zu erwarten, daß die verschiedenen neuen Beschallungsrichtungen der biplanen TEE sich auch in der Endokarditisdiagnostik der Aortenklappenprothesen nützlich erweisen. Die diagnostischen Einschränkungen bei Klappenprothesen (insbesondere in Aortenposition) bleiben aber auch bei der biplanen Sonde weiter bestehen. Die Probleme des Schallschattens und der Artefakte, die durch die Metallanteile der Klappenprothese verursacht werden, lassen sich aus physikalischen Gründen nicht überwinden. Für die Diagnose und Beurteilung einer Dissektionsmembran (Abb. 9) bei der Aortendissektion Typ D e Bakey 1-111 bringt die longitudinale Beschallung weitere Vorteile. Dies gilt sowohl für die Beurteilung der Aorta ascendens wie auch für die Beurteilung der Aorta descendens. Der Längsschnitt der thorakalen Aorta erleichtert die Erfassung der Gefäßanatomie sowie eine bessere Beurteilung des Verlaufs und der - . 856 Zeitschrift für Kardiologie, Band 79, Heft 12 (1990) Die Beschallung der LV-Spitzenregion verbessert die Diagnostik linksventrikulärer Spitzenthromben. Diese Ebene ist zudem vorteilhaft bei der Klärung einer Papillarmuskeldysfunktion (z. B. bei ischämischem Abriß). Zusammenfassend ist festzustellen, d i ß die biplane transösophageale Echokardiographie ,eine Bereicherung in der Diagnostik kardiovaskulärer Erkrankungen darstellt. Literatur Abb. 9. Dissektionsmembran in der thorakalen Aorta descendens transversal (links) und longitudinal (rechts). Ausdehnung einer Dissektionsmembran. Über die ersten klinischen Erfahrungen bei diesem Krankheitsbild ist schon berichtet worden (13, 17). Bei dem Patienten aus unserer Studie konnten wir ohne größeren Zeitaufwand im Längsschnitt insbesondere das ,Kinkinga der Aorta descendens und den Beginn der Dissektionsmembran direkt unterhalb der Arteria subclavia darstellen - beides war in der transversalen Beschallung nicht exakt möglich. Im Bereich der Aorta ascendens war bei diesem Patienten in der transversalen Ebene eine nicht definierbare Struktur zu sehen, die man in der Längsachse als geringes ,,KinkingU-erkennen konnte (Abb. 10). Die Darstellung der oberen Hohlvene kann nützlich sein bei der Diagnostik rechtsatrialer Thromben und Tumoren wie auch bei der Beurteilung von Schrittmachersonden (z. B. bei Verdacht auf Sondeninfektion). Eine Fehlmündung von Lungenvenen in die obere Hohlvene kann möglicherweise besser diagnostiziert werden. Abb. 10. Aorta ascendens (AO). Links: transversale Schnittebene, unklare anatomische Struktur (Pfeil), RPA: rechte Pulmonalarterie. Rechts: erkennbares ,,Kinkingu (Pfeil) der oberen Gefäßwand der Aorta ascendens. 1. Bolger AF, Eigler NL, Maurer G (1988) Quantifying valvular regurgitation, limitations and inherent assumptions of doppler techniques. Circulation 78: 1316-1 31 8 2. Cahalan MK, Litt L, Botvinick E H , Schiller NB (1987) Advances in noninvasive cardiovascular imaging: implications for the anesthesiologist. Anesthesiology 66:356-372 3. Clements FM, de Bruijn N P (1987) Perioperative evaluation of regional wall motion by transesophageal two-dimensional echocardiography. 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