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Säugetiere
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Seite 18.830 Jahres-Supplement 1890-1891
Säugetiere 2 Seiten, 8'961 Wörter, 66'096 Zeichen
?Säugetiere (Alter). Die ältesten bekannten S. stammen aus der Trias von Württemberg, Nordamerika und vom Kapland.
Häufiger werden dieselben in der Juraperiode, und zwar kennt man derartige Reste aus England und Wyoming. Auch in der Kreide
von Dakota und Wyoming wurden kürzlich S. nachgewiesen. Alle diese mesozoischen Formen haben mit Ausnahme des Tritylodon
vom Kap nur Maulwurf- bis Igelgröße. Dem Gebiß und mithin der Lebensweise nach lassen sich deutlich zweierlei Typen
unterscheiden: Insekten- oder Fleischfresser einerseits und Pflanzenfresser anderseits.
Die erstern schließen sich, abgesehen von der auffallend hohen Zahl der Backenzähne, sehr eng an die noch lebenden
Insektivoren und Beutelratten an, einige erinnern auch an den australischen Myrmecobius und sind auch zum Teil wohl wirkliche
Beuteltiere. Die letztern dagegen zeigen einen ungemein komplizierten Bau der Backenzähne, aus zahlreichen, in zwei oder drei
Reihen angeordneten Höckern bestehend, während die Schneidezähne mit jenen der pflanzenfressenden Beuteltiere (Känguruhs)
übereinstimmen.
Diese altertümlichen Pflanzenfresser werden als Multituberkulaten bezeichnet und dürfen wohl als Monotremen betrachtet
werden, denn auch das lebende Schnabeltier besitzt in der Jugend ganz ebensolche Backenzähne. Die letzten dieser
Multituberkulaten kennt man aus dem Eocän und zwar aus dem Puercobed von New Mexico und von Reims sowie aus Argentinien,
hier jedoch zweifellos aus einer viel jüngern Ablagerung. Für die Tertiärzeit kommen zwei Hauptentwickelungszentren der S. in
Betracht, nämlich Mitteleuropa und das westliche Nordamerika. In Nordamerika ist eine ununterbrochene zeitliche Aufeinanderfolge
der einzelnen Faunen zu beobachten und mithin die fortschreitende allmähliche Entwickelung sehr vieler Säugetierstämme aufs
genaueste zu verfolgen. Aber auch Europa bietet in dieser Hinsicht für viele Formen recht schlagende Beispiele.
Die ältesten Tertiärbildungen Nordamerikas enthalten fünfzehige Huftiere mit bunodontem Gebiß, die hintern Backenzähne noch
aus Höckern bestehend, die vordern sehr einfach gebaut; die Schneide- und Eckzähne wie bei Fleischfressern gestaltet. Immerhin
lassen sich jedoch schon unter diesen primitiven Huftieren (Kondylarthren) die beiden Gruppen der Unpaar- und Paarhufer erkennen.
Zugleich schließen sich diese Kondylarthren auch in ihrer ganzen Organisation sehr innig an die primitiven Fleischfresser
(Kreodonten) an, welche sich von den echten Karnivoren nur durch die Gleichartigkeit und hohe Zahl der hintern Backenzähne sowie
durch gewisse Verhältnisse im Bau der Handwurzel unterscheiden.
Ebenso gehen sicher auch die Insektenfresser, Halbaffen und Affen, vermutlich auch die Nager und selbst die Edentaten auf
Kreodonten zurück, und die letztern erscheinen mithin als der generalisierte Typus aller landbewohnenden Placentalier. Halbaffen
und affenähnliche Formen treten allerdings auch bereits im Puercobed auf, die große Teilung der Kreodonten in die genannten
Gruppen muß mithin schon zu Ende der Kreidezeit stattgefunden haben.
Eine der Puercofauna sehr ähnliche Tiergesellschaft treffen wir auch in Europa, in der Gegend von Reims, doch fehlen hier die
fünfzehigen Huftiere, die Kondylarthren, auch hat fast keine der hier vorkommenden Formen Beziehungen zu jüngern Säugetiertypen,
nur der bärenartige Kreodont Arctocyon erhält sich noch eine kurze Zeit lang in Europa. Alle S. der spätern Tertiärzeit stammen wohl
von Typen des nordamerikanischen Puercobed.
In Nordamerika hat man die auf das Puercobed folgenden Ablagerungen als Wasatch-, Bridger-, Uinta-, White River-, John Day-,
Loupforks- und Equusbed unterschieden. Die letztgenannte Ablagerung gehört schon dem Diluvium an. Im allgemeinen ist jede
einzelne der in diesen Horizonten vorkommenden Faunen weiter nichts als die direkte Fortsetzung der vorausgehenden
Tiergesellschaft, wobei die Glieder der einzelnen Säugetierstämme sich immer mehr jener Organisation nähern, welche sie in der
Gegenwart zur Schau tragen. So erfahren die Huftiere, die als Kondylarthren noch fünf Zehen und niedrige, aus Höckern bestehende
Backenzähne besessen haben, eine allmähliche Reduktion der Zehenzahl und eine Erhöhung der Zahnkrone, wobei die Kaufläche
selbst eben wird.
Dieser Vorgang ist namentlich schön zu beobachten bei den Pferden. Zuerst wird die Zahl der Zehen auf vier am Vorder- und
drei am Hinterfuß beschränkt (Orotherium), und die vordern Backenzähne nehmen allmählich die Gestalt von Molaren an (Epihippus),
dann verliert auch det Vorderfuß den vierten Finger (Anchitherium), dann wird die Zahnkrone immer höher und die Mittelzehe immer
kräftiger, während die Seitenzehen sich zu bloßen dünnen Anhängseln umgestalten (Protohippus); die Seitenzehen verlieren später
ihre Fingerglieder (Pliohippus) und verschwinden zuletzt fast vollständig (Equus).
Gleich dem Pferdestamm zeigen auch die Rhinozeroten die Reduktion der Zehenzahl, zuerst vorn vier und hinten drei
(Amynodon), sowie die allmähliche Komplikation der vordern Backenzähne (Diceratherium, Aphelops). Sie erscheinen in
Nordamerika nur wenig später als die Pferde, mit ihnen zugleich treten daselbst auch Tapire (Hyrachius, Systemodon) auf, sie
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verlegen aber dann von Mitte der Tertiärzeit ihren Wohnsitz nach der Alten Welt, während die Pferde bis ins Diluvium vorwiegend in
Nordamerika verweilen und nur von Zeit zu Zeit einzelne Vertreter nach der Alten Welt entsenden, die jedoch daselbst stets früher
oder später wieder gänzlich erlöschen. Tapire kehren erst im Pliocän wieder nach Amerika zurück. In der Zwischenzeit werden sie
gewissermaßen ersetzt durch die schlanken, dreizehigen Triplopus und Hyracodon, deren Backenzähne jedoch den Bau der
Rhinozeroszähne zur Schau tragen.
? Ein ausgestorbener, für Nordamerika sehr wichtiger Unpaarhuferstamm ist jener der Brontotheriiden. Diese beginnen
gleichzeitig mit den Pferden,
Rhinozeroten und Tapiren im Wasatch- und Bridgerbed und enden mit dem White Riverbed, wo sie die Dimensionen von
Elefanten erreichten. In ihrem Habitus erinnern diese Tiere am ehesten an das Nashorn. Sie hatten ebenfalls kräftige Hörner, doch
standen dieselben nicht hinter-, sondern nebeneinander. Die Zehenzahl ist vorn vier, hinten drei. Die größten Tiere des Eocäns waren
die Dinoceraten (Nashorngröße). Die Vorderextremität hat Ähnlichkeit mit Rhinozeros, die Hinterextremität mit Elefant, doch ist die
Zehenzahl auch vorn fünf.
Ein abenteuerliches Aussehen erlangten diese Tiere durch die Anwesenheit von drei Paar knöchernen Hornzapfen auf
Nasenbein, Oberkiefer und Scheitelbeinen. Das Gehirn war im Verhältnis zum Schädel auffallend klein und dabei noch ganz
reptilienähnlich (Hinterhirn vollkommen frei, Großhirn fast vollständig glatt). Die Backenzähne tragen nach innen konvergierende
Joche. Die vordern Backenzähne sind zum großen Teil schon molarähnlich wie bei den geologisch jüngern Unpaarhufern.
Die Dinoceraten stammen von den Pantolambda des Puercobed, welche eine Abteilung der Kondylarthren darstellen.
Pantolambda hat den ursprünglichsten Zahnbau von allen Huftieren. Die obern Backenzähne bestehen aus zwei Außen- und einem
Innenhöcker, die untern aus Vorder-, Außen- und Innenhöcker nebst einem niedrigen Absatz. Dieser Trituberkular-, resp.
Tuberkularsektorialtypus ist unter den Raubtieren und Insektenfressern noch jetzt zu finden, und sein Vorkommen bei jenem alten
Huftier beweist, daß auch die Huftiere von Fleischfressern abstammen, um so mehr, als auch das Skelett, namentlich die Gestalt der
Endphalangen (Hufe), von dem der Fleischfresser nur wenig abweicht.
Von Pantolambda geht auch Coryphodon aus, das jedoch im Gegensatz zu den Dinoceraten keine Hornzapfen trägt und auch
noch einfach gebaute vordere Backenzähne (Prämolaren) besitzt. Die Paarhufer sind bis zum Obermiocän in Nordamerika fast bloß
durch die gänzlich erloschene Gruppe der Oreodontiden und durch Tylopoden (Kamele und Lamas) repräsentiert. Die Oreodontiden
beginnen im Uintabed mit dem Protoreodon, das auch noch an der Hand einen fünften Finger besitzt.
Sonst ist die Zehenzahl vier. In der Größe sowie im Skelett stimmen die Oreodontiden so ziemlich mit den Schweinen überein,
doch bestehen die Backenzähne nicht aus Höckern, sondern aus Halbmonden wie bei den Wiederkäuern. Auffallend ist bei den
Oreodontiden die Verkürzung der Gesichtspartie. Im Johndaybed stirbt dieser Stamm aus, dessen ganze Organisation auf eine
aquatile Lebensweise schließen läßt. Die Tylopoden erscheinen zuerst im Bridgerbed als vierzehiger Pantolestes und im Uintabed als
Leptrotragulus mit vier Zehen vorn und zwei Zehen am Hinterfuß. Im White Riverbed (Poëbrotherium) sind zwar auch am Vorderfuß
die Seitenzehen verschwunden, die Metapodien der mittlern bleiben aber noch immer getrennt. Im Loupforks (Procamelus,
Protauchenia) und Johndaybed verschmelzen die Mittelfußknochen zu einem einfachen Rohr.
Auch lassen sich bereits Kamele und Lamas voneinander unterscheiden, doch ist im Gegensatz zu den lebenden ihre Zahnzahl
noch höher, somit ursprünglicher. Gegen Ende des Tertiärs wandern die Kamele nach der Alten Welt, die Auchenias nach
Südamerika aus. Echte Hirsche sowie die Ahnen der lebenden Gabelantilope erscheinen erst etwa im Obermiocän oder Pliocän, die
Rinder gar erst im Diluvium. Schweine fehlen während des Tertiärs in Nordamerika. Erst im Pliocän treten daselbst die noch jetzt in
Amerika lebenden Nabelschweine (Dicotyles) aus.
Sie werden bis dahin gewissermaßen ersetzt durch Achaenodon im Bridger- und Hyopotamus und Entelodon im White Riverbed.
Alle drei zeichnen sich durch gewaltige Dimensionen aus und erinnern somit mehr an das Flußpferd. Die beiden letztern sind jedoch
europäische Typen, der erstere erlischt sehr bald wieder vollständig. Seine Organisation, Gebiß und Kiefergelenk sprechen deutlich
für seine Abstammung von Fleischfressern. Die Fleischfresser sind im ältern Tertiär von Nordamerika fast nur durch Kreodonten
repräsentiert, die hier allerdings einen ansehnlichen Formenreichtum entfalten. Am wichtigsten von diesen Formen ist die langlebige
Gattung Oxyaena.
Neben den Kreodonten lebten von Fleischfressern nur die Gattungen Miacis und Ditymictis. Die letztere schließt sich im Zahnbau
und der Zahnzahl an die Zibetkatzen, die erstere an die Hunde an. Im White Riverbed erscheint die bis dahin ausschließlich auf
Europa beschränkte Kreodontengattung Hyaenodon; gleichzeitig treten daselbst auch zahlreiche katzen- und hundeähnliche Formen
auf, welche bis dahin ebenfalls in Europa zu Hause waren. Unter den erstern sind namentlich die Dinictis, unter den letztern die
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Temnocyon, Amphicyon und Oligobunis bemerkenswert.
Auch eine marderähnliche Form erscheint zu dieser Zeit in Nordamerika. Im Obermiocän finden sich die ältesten bekannten
Vertreter des Hyänenstammes, Hyaenocyon; die Zahl der Zähne ist hier noch größer als bei Hyaena, auch haben die hintern
Backenzähne noch einen viel kompliziertern Bau und zeigen somit, daß dieser Typus von Zibetkatzen ähnlichen Karnivoren
abstammt. Die Bären und der größte Teil der Marder ist wohl erst zu Ende der Tertiärzeit nach Nordamerika gekommen. Fossile
Fledermäuse und Insektenfresser kennt man nur ganz wenige aus Nordamerika. Unter den letztern sind nur die Iktopsiden
nennenswert, insofern sie vermutlich auf die gleiche Stammform zurückgehen wie die Igel und die lebenden Gymnura. Doch haben
sie selbst keine Nachkommen in der Gegenwart hinterlassen.
Die Nager sind im ältern Tertiär von Nordamerika bloß durch den murmeltierähnlichen Plesiarctomys vertreten. Im Miocän
erscheinen Biber, Hasen, Stachelschweine, Mäuse und verschiedene Formen, welche sich dort, freilich zum Teil in veränderter
Gestalt, auch bis zur Gegenwart erhalten haben.
Affen und Halbaffen spielen im ältern Tertiär von Nordamerika eine große Rolle. Die erstern (Hyopsodiden) dürfen als Ahnen der
Paviane und Meerkatzen betrachtet werden; sie haben jedoch noch eine höhere Zahnzahl. Auch haben die Backenzähne derselben
ganz die gleichen Veränderungen erlitten wie jene der ältern Paarhufer, nämlich Verschmelzung gewisser Höcker. Im Miöcän
^[richtig: Miocän] verschwinden die letzten Affen in Nordamerika.
? Die älteste säugetierführende Ablagerung des europäischen Tertiärs, Gegend von Reims, enthält Multituberkulaten, eigenartige
Insektivoren (Plesiadapis etc.) und mehrere Fleischfresser (Kreodonten), aber noch keine Huftiere. Solche erscheinen erst später in
Europa und zwar im Londonthon, an einigen Orten in Frankreich (Soissons, Issel, Argenton) und in den Schweizer Bohnerzen. Die
letztern schließen mehrere Formen ein, die allenfalls als Kondylarthren gedeutet werden dürfen, unter ihnen ist insbesondere ein
Phenacodus (?) bemerkenswert. Das entschiedene Übergewicht haben die
Unpaarhufer, nämlich die pferdeähnlichen Hyrakotherien, Pachynolophus, Propalaeotherium und die zahlreichen, im Skelett und
Zahnbau an Tapir und Rhinozeros erinnernden, zum Teil sehr großen dreizehigen Lophiodonten. Auch finden sich hier Kreodonten,
darunter insbesondere die bärenähnlichen Arctocyon, die übrigens auch schon in der Fauna von Reims vorkommen, und einige sehr
primitive Affen mit hoher Zahnzahl (7 Backenzähne, Caenopithecus, den spätern Adapis ähnlich). Einige Lokalitäten haben auch
Reste des Coryphodon geliefert, eines für das Eocän von Nordamerika so wichtigen Amblypoden.
Eine sehr viel formenreichere, aber jedenfalls jüngere Fauna finden wir im Pariser Gips, in der Vaucluse und in den
schwäbischen Bohnerzen. Ebenso gehört der größte Teil der in den Schweizer Bohnerzen begrabenen S. dieser Periode an. Die
Unpaarhufer haben auch hier noch das entschiedene Übergewicht. Besonders häufig sind Palaeotherium, in der Große zwischen
Schaf und Rhinozeros wechselnd, im Skelettbau an Tapir, im Zahnbau aber an die altertümlichen Pferde (Orotherium,
Pachynolophus) erinnernd, jedoch bereits mit sehr wohl entwickelten vordern Backenzähnen, und Paloplotherium und Anchilophus,
beide sich eng anschließend an Orotherium und Seitenausläufer des Pferdestammes darstellend.
Die Paarhufer sind vertreten durch die hirschähnlichen schlanken Dichobunen und Xiphodon, die schweineähnlichen
Cebochoerus, Choeromorus und Choeropotamus und die ganz fremdartigen Anoplotherien. Alle diese alten Paarhufer besaßen im
Gegensatz zu den jüngern auf den obern Molaren noch einen fünften Höcker, der später mit dem vordern Innenhöcker verschmolz.
Xiphodon und Dichobune haben noch freie Mittelfußknochen, während dieselben bei den jüngern Vorläufern der Wiederkäuer
verwachsen sind.
Die Zehenzahl ist beim Xiphodon zwei, bei Dichobune vier. Die Anoplotherien waren mit Ausnahme einer Art, welche bereits den
zweiten Finger an der Hand verloren hatte, dreizehig, doch hatte sich die zweite Zehe schon bedeutend verkürzt und stand schräg
von den beiden übrigen ab. Diese Tiere erinnern in ihrem Habitus viel eher an Raubtiere als an Huftiere, insbesondere infolge der
auffallenden Länge des Schwanzes und der krallenartigen Beschaffenheit der Zehenendglieder.
Die Raubtiere sind in Europa im jüngern Eocän teils durch Kreodonten, Hyaenodon mit hyänenähnlichen Zähnen und Pterodon,
teils durch echte Karnivoren, die Cynodictis, im Gebiß an die Hunde, im Skelett und Fußbau an Zibetkatzen erinnernd, teils durch
Beutelratten (Peratherium), von den lebenden Didelphys kaum zu unterscheiden, vertreten. Auch Affen (Adapis) kommen hier vor.
Eine ganz ähnliche, aber sehr viel reichere Fauna enthalten die Phosphorite des Quercy (Departement Lot).
Dieselbe verdient insbesondere deshalb ein großes Interesse, weil hier auch die kleinern S. (Fledermäuse, Nager,
Insektenfresser) ungemein häufig und wie alle dortigen Reste in vorzüglicher Erhaltung anzutreffen sind. Von den Fledermäusen
schließen sich die einen eng an die Hufeisennasen, die andern mehr an die Vespertilioniden an; die letztern haben jedoch noch
verschiedene altertümliche Merkmale (vordere Kieferpartie sehr lang). Die Nager sind vertreten durch mausähnliche Formen (bei
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einer sogar noch vier Backenzähne vorhanden), Eichhörnchen, ferner durch die formenreichen, an die südamerikanischen
Stachelratten erinnernden Theridomys, die eriomyidenähnlichen Archaeomys und die meerschweinchenartigen Nesokerodon. Von
Insektenfressern sind zu erwähnen: Maulwurf, Spitzmaus und eine igelähnliche Form.
Die Fleischfresser haben einen großen Formenreichtum aufzuweisen. Neben den zahlreichen Cynodictis finden sich Formen,
welche gewissermaßen die Bären ersetzen, Pseudamphicyon und Cephalogale, beide jedoch im Gegensatz zu den Amphicyon, den
echten Ahnen der Bären, mit geringerer Zahnzahl versehen, ferner die Stammeltern der Hunde, die fünfzehigen Cynodon,
Zibetkatzen und die Vorläufer der Fischottern (Plesiocyon), der Marder (Plesictis) und Iltisse (Palaeogale).
Bei diesen letztgenannten Musteliden sind die hintern Backenzähne, die jetzt ganz fehlen oder doch zu winzigen Gebilden
reduziert erscheinen, noch sehr kräftig entwickelt, weshalb die Annahme durchaus begründet ist, daß auch sie von Formen mit
hundeähnlichem Gebiß ausgegangen sind. Außerdem finden sich marderähnliche Formen (Palaeoprionodon etc.), welche wohl
gänzlich ausgestorben sind, sowie katzenartige Typen (Aelurogale). Die bereits genannten großen Kreodonten (Plerodon und
Hyaenodon) fehlen auch hier nicht, daneben gab es auch noch kleine Formen mit zibetkatzenähnlichen Backenzähnen.
Die in den Schweizer Bohnerzen beobachteten Halbaffen (Necrolemur), dem lebenden Galago Westafrikas nahestehend,
kommen auch in den Phosphoriten vor, ebenso die Affen des Pariser Gips, die Adapiden. Diese letztern unterscheiden sich von den
lebenden Affen durch den niedrigen Schädel, die lange Gesichtspartie und die Vierzahl der vordern Backenzähne. Sie sind jedenfalls
mit den nordamerikanischen Hyopsodiden nahe verwandt, haben aber im Gegensatz zu diesen, den Ahnen der Paviane, keine
Nachkommen hinterlassen.
Außer den schon erwähnten Huftieren enthalten die Phosphorite auch die Ahnen der Hirsche (Gelocus und Prodremotherium),
bei welchen die Fußknochen der beiden Mittelzehen bereits miteinander verschmolzen sind und auch die Seitenzehen schon
bedeutende Reduktion erfahren haben; bei Gelocus zwar noch vorhanden, aber schon in der Mitte aufgelöst, beim letztern aber sind
bloß noch deren obere Reste erhalten. Sehr häufig sind in den Phosphoriten die kleinen, ebenfalls mit den Hirschen verwandten
Cänotherien und Xiphodontherien, die jedoch keine Bedeutung für die Stammesgeschichte der Wiederkäuer haben, sondern gänzlich
erloschen sind. Die erstern haben vier, die letztern zwei Zehen, zeigen aber noch keine Verschmelzung der Mittelfußknochen. Endlich
kommen auch Reste von Anthracotherien und Rhinozeroten vor. Gleich den Gelocus gehören sie indes sicher einer jüngern Periode
an als die Fauna des Pariser Gipses. Ihre Reste wurden erst später mit jenen der ältern Tierwelt vermengt.
Anoplotherien, Cynodon, Gelocus und mehrere der altertümlichen gänzlich ausgestorbenen Nager (Pseudosciurus und
Sciuroides), fanden sich kürzlich auch in den Bohnerzen von Ulm. Ebendaselbst kommt auch ein Tapir mit sehr einfach gebauten
vordern Backenzähnen vor.
? Die nächstfolgende Tierwelt (Ronzon, Ober-Loire) enthält so ziemlich die gleichen Typen der Fleischfresser (doch fehlen die
Katzen, Beuteltiere, Insektenfresser und Nager), nur ist die Zahl der Arten sehr viel geringer. Von Huftieren kommen vor die
Cänotherien, Gelocus, Rhinozeroten und Paloplotherien; diese letztern verschwinden von da an
vollständig. Besonderes Interesse verdienen zwei große Paarhufer (Hyopotamus und Entelodon). Entelodon hat bloß zwei Zehen
und schweineähnliche Zähne, Hyopotamus ist vierzehig und erinnert im Schädelbau und in der vordern Partie des Gebisses ungefähr
an die Kamele. Im ganzen lassen sich beide am ehesten mit dem Flußpferd vergleichen, mit welchem sie auch so ziemlich in der
Größe übereinstimmen. Dies gilt auch von dem geologisch etwas jüngern Anthracotherium. Dasselbe findet sich meist in
Braunkohlenlagern und besitzt eine weite Verbreitung (Steiermark, Dalmatien, Oberitalien, Frankreich, Rheinland, Oberbayern und
Westschweiz).
Mit Beginn des Miocäns entwickeln die Hirsche einen bemerkenswerten Formenreichtum in der Gattung Palaeomeryx, doch
bekommen dieselben erst im Obermiocän ein Geweih und zwar ein einfaches Gablergeweih (Dicrocerus). Dafür besitzen diese
Formen ganz so wie die geweihlosen Hirsche der Jetztzeit im Oberkiefer lange, dolchartige Eckzähne. Es scheinen unter diesen
Palaeomeryx Typen der beiden Hauptgruppen der gegenwärtigen Hirsche vertreten zu sein, wenigstens gibt es unter ihnen sowohl
solche, bei welchen sich der obere Teil der Seitenzehen erhalten hat, als auch solche, bei welchen der untere Teil derselben
geblieben ist, Organisationsverhältnisse, auf welchen die Hauptunterscheidung der lebenden Hirsche beruht.
Neben Palaeomeryx kommt auch schon im Obermiocän der jetzt in Westafrika lebende, vierzehige, aber geweihlose
Hyaemoschus vor sowie zahlreiche Schweine (Palaeochoerus, Hyotherium). Im Untermiocän enden die Cänotherien, der letzte Rest
der altertümlichen europäischen S. Pferde finden sich nur im Obermiocän als dreizehige Anchitherien, dagegen sind Rhinozeroten
und Tapire sehr häufig u. lassen auch die allmählich fortschreitende Komplikation der vordern Backenzähne, die erstern auch das
allmähliche Verschwinden des vierten Fingers erkennen. Im Obermiocän gibt es endlich auch die ersten Antilopen sowie
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Proboscidier, das Dinotherium mit ziemlich einfachen, aber relativ zahlreichen Backenzähnen u. kräftigen Stoßzähnen im Unterkiefer
und die schon elefantenähnlichen Mastodon, bei welchen obere und untere Stoßzähne vorhanden, die letztern aber schon sehr klein
geworden sind, während von den aus drei oder vier Jochen bestehenden Backenzähnen in jedem Kiefer nur noch zwei zu gleicher
Zeit funktionieren.
Die Fleischfresser sind im Miocän sehr zahlreich. Wir bemerken hier Ahnen der Fischottern, Edelmarder, Iltisse, Zibetkatzen und
die Vorläufer der Bären, die Amphicyon, bei welchen zwar das Gebiß noch an jenes der Hunde erinnert, während das Skelett schon
fast ganz bärenartig geworden ist. Im Obermiocän treten zahlreiche Katzen auf, ferner ein Dachs, dessen Zähne freilich noch an jene
der Edelmarder erinnern, ein echter Hund und die Gattung Hyaenarctos, das Bindeglied zwischen den Amphicyon und den echten
Bären, insofern auch bereits die hintern Backenzähne einen kompliziertern Bau aufweisen.
Von Insektenfressern kennt man Spitzmäuse, Maulwürfe, Igel und die ausgestorbenen Dimylus und Parasorex, die letztern den
Makroscelididen Afrikas und den Cladobates des Indischen Archipels, die erstern den Igeln nahestehend. Die Nager sind vertreten
durch Biber, Hasenmäuse (Myolagus und Lagomys), Eichhörnchen, Siebenschläfer, ein Stachelschwein und die Ahnen der Mäuse
(Cricetodon). Die Fledermäuse schließen sich den lebenden schon sehr innig an. Das Untermiocän enthält die letzten europäischen
Beuteltiere (Peratherium).
Das Obermiocän liefert Affen und zwar mehrere Anthropomorphen, nämlich Pliopithecus, den Stammvater der Gibbons und
Dryopithecus, welcher wohl den gemeinsamen Stammvater von Orang-Utan und Schimpanse darstellt. Untermiocäne Ablagerungen
sind entwickelt in Böhmen, bei Mainz, Ulm und St.-Gérand le Puy (Allier), obermiocäne bei Sansan (Gers), Orléans, Lyon, Steinheim
(Württemberg), Georgensgmünd (Franken), in der bayrisch-schwäbischen Hochebene und in Steiermark, hier als Braunkohlen. Eine
allerdings jüngere Ablagerung in Toscana lieferte den Ahnen des Gelada-Affen, den Oreopithecus.
Im Unterpliocän, Pikermi bei Athen, Vaucluse, Lyon und Worms etc., tritt zum erstenmal in Europa ein Pferd mit hoher Zahnkrone
auf (Hipparion), doch besitzt dasselbe noch zwei vollständige Seitenzehen. Daneben finden sich zahlreiche Antilopen, das gewaltige
hirsch- oder giraffenähnliche, aber relativ kurzbeinige Helladotherium, Giraffen, Hirsche mit stark verästeltem Geweih, ein Schwein,
Rhinozeroten, Mastodon und Dinotherium und ein Chalicotherium von Nashorngröße.
Diese Gattung hat jedoch schon vom Untermiocän an in Europa gelebt. Der Zahnbau stimmt nahezu mit dem der
ausgestorbenen Brontotherien Nordamerikas überein, die Extremitäten jedoch erinnern wenigstens in der Form der Zehen an die
Edentaten; die Zehenzahl beträgt drei. Von Nagern ist nur ein Stachelschwein bemerkenswert. Von Raubtieren sind zu nennen:
Hyaenarctos, Simocyon, der letzte Rest der Cephalogalen, Stinktier, Dachs, eine Zibetkatze (Ictitherium), zahlreiche Katzen, darunter
Machairodus, ausgezeichnet durch die Länge der obern Eckzähne. Ferner erscheinen hier die ersten Hyänen in Europa. Die Affen
sind vertreten durch Mesopithecus, den Ahnen von Macacus und Inuus.
Die Tierwelt des Oberpliocäns ist im ganzen nur die Fortsetzung der unterpliocänen. Die Reste finden sich in der Auvergne und
in Toscana. Von Huftieren kennt man Hirsche in verschiedener Größe und mit meist sehr kompliziertem Geweih, Schwein, Nashorn,
Tapir und Mastodon. In Italien treten aber auch bereits Flußpferd, ein echtes Pferd (Equus Stenonis), ein echtes Rind und ein echter
Elefant auf. Von Raubtieren sind zu nennen Hunde, Hyänen, Katzen, darunter ebenfalls wieder Machairodus, Marder und der erste
echte Bär.
Die Affen haben einen Vertreter in Aulaxinuus, dem lebenden Inuus (pavianähnlich) sehr nahestehend. Die Tierwelt des
europäischen Diluvium ist im ganzen bereits die gleiche wie in der Gegenwart, nur lebten während des ältern Quartär noch ein
Flußpferd in Europa, während des jüngern Diluvium auch noch die Höhlenhyäne, der Höhlenbär, das Mammut (Elephas primigenius)
und ein Rhinozeros, die jedoch im Gegensatz zu dem etwas ältern Elephas antiquus und dem Rhinoceros Merckii eine Organisation
besaßen, welche sie befähigte, dem rauhen Klima der Eiszeit zu trotzen.
? Während der Vergletscherung erschienen auch Renntier und der Vielfraß sowie Lemminge in Mitteleuropa. In der darauf
folgenden Steppenperiode treten zahlreiche Nager auf, die Springmäuse und Ziesel, die dann in der nächsten Periode, der
Waldperiode, ihre Wohnsitze nach Rußland und Asien verlegten. Gegen Ende der Vergletscherung erscheint der Mensch in Europa.
Die Fauna der Waldperiode enthält außer den noch jetzt verbreiteten Formen auch Riesenhirsch und den Urochsen, dieselben sind
jedoch nicht eigentlich
ausgestorben, sondern jedenfalls durch den Menschen ausgerottet worden.
Auch Asien und Südamerika haben zahlreiche Reste von ausgestorbenen Säugetieren geliefert, doch gehören dieselben der
jüngern Tertiärzeit und dem Diluvium an. Sehr reich an solchen Resten sind die indischen Siwalikhügel. Auf eine ältere Fauna deutet
daselbst das Vorkommen von Anthracotherium, Hyopotamus und Merycopotamus, der letztere jedenfalls ein Nachkomme von
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Hyopotamus. Alle übrigen indischen Formen schließen sich sehr eng an Arten von Pikermi an, so die dortigen Katzen, die
Hyaenarctos, Hyänen, Stachelschweine, Antilopen, Rhinozeroten, Mastodon und Dinotherium sowie die Schweine, Giraffen und
Hipparion.
Daneben finden sich jedoch auch schon Pferde, Rinder, Elefanten, Kamele und Flußpferde sowie Schimpanse und Orang-Utan
und andre Affen. Ganz besonders merkwürdig sind die Siwatherien, im allgemeinen giraffenähnlich, jedoch mit viel komplizierterm
Geweih und relativ kurzen Beinen. Auch kommen Bären, Hunde und Zibetkatzen vor. Die Karnulhöhlen enthalten sehr viele noch jetzt
in Indien lebende Arten; wieder andre der daselbst gefundenen Tiere bewohnen jetzt Afrika, so Cynocephalus, die gefleckte Hyäne,
Schuppentier und Esel. Maragha in Persien hat eine der Pikermifauna sehr ähnliche Tierwelt geliefert, ebenso die Insel Samos, doch
kommt hier auch der jetzt in Südafrika lebende Orycteropus sowie ein Schuppentier vor. Auch aus China, Japan und den Molukken
kennt man fossile S., vorwiegend Elefanten.
Ungemein reich an fossilen Resten ist Südamerika. Die brasilischen Höhlen enthalten viele Säugetierformen, die jedoch mit
Ausnahme der riesigen Edentaten fast durchgehends noch in der Gegenwart dort zu Hause sind. Die Tuffe von Ecuador bergen
Pferde, Hirsche, Mastodon, Machairodus und den Vorläufer der Lamas. Die Pampas von Argentinien sind vor allem ausgezeichnet
durch die Menge der hier vorkommenden Edentaten. Dieselben sind teils gepanzert, wie die Glyptodonten und Dasypodiden
(Gürteltiere), oder aber nackt, wie die Megatheriiden, Megalonyx etc. Die letztern schließen sich noch am ehesten an die lebenden
Faultiere an, hatten jedoch riesige Dimensionen, zum Teil Rhinozeros- und Elefantengröße.
Dies gilt auch von den Glyptodonten. Unter den in den Pampas vorkommenden Huftieren verdienen besonderes Interesse die
Toxodonten, Typotherien, Macrauchenia und die Epitherien. Die Toxodonten und Typotherien lassen sich allenfalls dem lebenden
Hyrax an die Seite stellen, besitzen jedoch hohe Zahnkronen ohne Wurzeln und haben auch zum Teil Reduktion der Zehenzahl
erfahren. Die Typotherien haben zwar vorn noch fünf, hinten aber nur mehr vier Zehen; bei Toxodon ist deren Zahl bloß noch vier,
resp. drei.
Auch diese Tiere hatten stattliche Größe. Die Epitherien erinnern einigermaßen an die Miocän-Pferde (Anchitherium), sowohl im
Zahnbau als auch in der Organisation der Extremitäten, die Macrauchenien an Tapire, doch sind die Zähne prismatisch geworden, d.
h. die Kaufläche ist vollkommen eben, die Krone sehr hoch und setzt erst im Alter Wurzeln an. Als ein weiterer, höchst eigenartiger
Huftiertypus erscheinen die Homalodontotherien. Der Zahnbau zeigt vielfache Anklänge an Nashorn.
Alle diese fremdartigen südamerikanischen Huftiere stammen jedenfalls von Kondylarthren des nordamerikanischen Tertiärs ab;
ebenso waren auch die erwähnten Edentaten ursprünglich in Nordamerika zu Hause. Außer diesen ganz aberranten Formen
enthalten die Pampas auch Mastodon, Hirsche, Lamas, Pferde, Bären, Hunde und Katzen (Machairodus) sowie zahlreiche Nager
zum Teil von gewaltiger Größe, doch stehen dieselben in nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den heutigen
südamerikanischen Nagertypen. Jedenfalls hat die ausgestorbene Tierwelt der Pampas lediglich für die gegenwärtige Säugetierfauna
Südamerikas eine größere Bedeutung, nicht aber auch für die altweltliche oder nordamerikanische Fauna. Die letztere hat sie nur
während des Quartärs insofern modifiziert, als gegen Ende der Tertiärzeit viele der gewaltigen Edentaten bis Mexiko und Florida
vorgedrungen sind.
Von fossilen Seesäugetieren ist verhältnismäßig wenig bekannt. Robben treten erst sehr spät auf und schließen sich sehr eng an
die lebenden an. Sie dürfen wohl als Nachkommen von Kreodonten (Mesonyx) betrachtet werden, welche sich dem Wasserleben
angepaßt haben. Dagegen ist die Herkunft der Wale und Seekühe noch in vollständiges Dunkel gehüllt. Die ältesten fossilen Seekühe
(Sirenen) finden sich im Oligocän am Rhein und in Frankreich. Sie stehen der lebenden Gattung Halicore, dem Dugong, am
nächsten.
Dies gilt auch von den Sirenen des Miocäns, namentlich in Frankreich, Schwaben und Italien vorkommend. Wale treten zuerst im
Eocän von Florida, Ägypten und England auf. Diese Zeuglodon weichen hinsichtlich der Länge der Wirbel und der Beschaffenheit des
Gebisses vollkommen von den lebenden Walen ab. Die Zähne haben einige Ähnlichkeit mit denen der Robben. Auch die miocäne
Gattung Squalodon besitzt eine derartige Bezahnung. Wir haben es wohl mit einem gänzlich ausgestorbenen Formenkreis zu thun.
Die übrigen fossilen Wale stehen den noch jetzt lebenden Typen ungemein nahe.
Die Placentalier stammen wohl insgesamt von Formen ab, welche im Puercobed von Nordamerika vorkommen. Ein Teil dieser
alten Typen wandert nach Europa aus, und hier erfolgt die Entwickelung der Hirsche, Schweine und andrer Paarhufer sowie der
echten Karnivoren, Insektivoren und Nager;
Nordamerika dagegen ist die Heimat der Kreodonten und der meisten Einpaarhufer, namentlich der Pferde;
Tapire und Rhinozeroten verlegen erst gegen Mitte der Tertiärzeit ihren Wohnsitz nach der Alten Welt, während die Pferde nur
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von Zeit zu Zeit Vertreter nach der östlichen Hemisphäre entsenden;
Nordamerika ist auch die Heimat der Oreodontiden und der Kamele und Lamas.
Ebenso waren die Affen und Halbaffen ursprünglich dort zu Hause. Echte Raubtiere erscheinen daselbst erst im Miocän und
kehren auch größtenteils bald wieder nach der Alten Welt zurück, freilich in sehr veränderter Form, z. B. als echte Hunde und
Hyänen, während die Zibetkatzen, Marder und Bären ausschließlich altweltliche Formen darstellen. Die Stammesgeschichte der
Elefanten und Affen ist noch ziemlich dunkel. Die erstern treten nahezu gleichzeitig in beiden Hemisphären auf.
? Ihre Ahnen sind wohl in Kondylarthren zu suchen. Die Halbaffen verbreiten sich schon frühzeitig von Nordamerika aus nach
allen Weltteilen. Die Paviane gehen jedenfalls auf die nordamerikanischen Hyopsodiden zurück. Von den südamerikanischen
Platyrrhinen sowie von den Anthropomorphen kennt man im ältern Tertiär noch keine Vertreter. Beide wurzeln jedoch sicher in einer
gemeinsamen Stammform, die ihrerseits wieder auf einen halbaffenähnlichen Typus zurückgeht. Die Ahnen dieser Affen sowie jene
der Elefanten
haben wahrscheinlich während der ältern Tertiärzeit in Asien gelebt.
Die Tierwelt des südlichen Asien ist im wesentlichen nur die Fortsetzung der europäischen Miocän-Fauna, die Tierwelt Afrikas
die Fortsetzung der europäischen Pliocän-Fauna mit Beimischung indischer Formen. Die südamerikanischen S. wurzeln in Formen
des Eocäns von Nordamerika, nur die Nager zeigen Verwandtschaft mit europäischen Tertiärformen. Im Pliocän sind dann die
Hirsche, Lamas, die Peccari und die Raubtiere von N. her eingewandert. Die australische Säugetierwelt, Beutler und Monotremen,
haben ihre jetzigen Wohnsitze wohl schon seit Anfang der Tertiärzeit inne.
Die paläontologische Forschung zeigt, daß alle Placentalier von kleinen, fünfzehigen Fleischfressern abstammen. Die anfangs
ganz einfachen, kegelförmigen Backenzähne bekommen Nebenzacken, die hintern Unterkieferzähne entwickeln neben dem
ursprünglichen Hauptzacken einen Vorder- und einen Innenzacken und auf der Hinterseite einen niedrigen Talon. Die hintern
Oberkieferbackenzähne bekommen neben dem ursprünglichen Zacken, der zum Innenhöcker wird, zwei Außenhöcker.
Dieser Tuberkularsektorialtypus der untern Molaren und der Trituberkulartypus der obern Molaren bilden die Grundlage für die
Entwickelung der Molaren aller Fleisch- und Insektenfresser, aller Huftiere, Assen und Nager und wohl auch der Zahnarmen. Die
vordern Backenzähne sowie die Eck- und Schneidezähne zeigen schon frühzeitig die gleiche Beschaffenheit wie bei den noch
lebenden Fleischfressern. Bei diesen erfolgt auch nur ein teilweiser Verlust der vordern Backenzähne und der hintersten
Backenzähne, wofür sich jedoch die Hauptthätigkeit auf den ersten untern Molar und den ersten obern Prämolar (die Reißzähne)
konzentriert.
Bei den Tieren, welche sich der gemischten Nahrung anpassen, werden die Zacken der untern Molaren niedriger, der Talon
vergrößert sich, und die obern Molaren bekommen Nebenhöcker, vor allem einen zweiten Innenhöcker. Später erfolgt dann
Verschmelzung gewisser Zacken, so bei den Paarhufern und Affen. Paßt sich der Omnivor der Pflanzennahrung an, so werden auch
die vordern Backenzähne (Prämolaren) komplizierter, bis sie zuletzt, wenigstens bei den Unpaarhufern und Nagern, die gleiche
Zusammensetzung wie die Molaren erreichen.
Endlich treten alle Erhabenheiten der Zahnkrone ins gleiche Niveau, die Krone wird immer höher, und der Zahn bekommt erst im
Alter Wurzeln, er wird prismatisch (Pferd, Rind, Elefant, viele Nager). Bei den Pflanzenfressern gehen auch oft die meisten Schneideund Eckzähne verloren, wofür jedoch die bleibenden oft sehr kräftig werden (Nagezähne der Nager, Stoßzähne der Elefanten). Die
Verringerung der Zahnzahl hat oft Verkürzung der Kiefer zur Folge, z. B. Affen, Elefanten.
Die ursprüngliche Fünfzahl der Zehen erleidet Reduktion bei jenen Tieren, welche sich zu guten Läufern entwickeln. Die
seitlichen Zehen werden hier immer schwächer und verschwinden endlich ganz, wofür jedoch die bleibenden mittlern an Länge und
Stärke gewinnen. Zuletzt resultiert ein zweizehiger Fuß, wobei jedoch die Mittelfußknochen miteinander verschmelzen (Wiederkäuer),
oder gar nur ein einzehiger (Pferd). Mit dieser Zehenreduktion ist auch Verkümmerung von Elle und Wadenbein verbunden, von
welchen zuletzt nur der obere oder der untere Teil erhalten bleibt. Die ausgestorbenen S. Europas wurden besonders studiert von
Cuvier, Gervais, Gaudry, Owen, Lydekker, Rütimeyer, Hermann v. Meyer, Fraas, Félhol und Kowalevsky, die indischen von Falconer
und Lydekker, die nordamerikanischen von Leidy, Cope, Marsh, Osborn und Scott, die südamerikanischen von Burmeister und
Florentino Ameghino. Um die Kenntnis der diluvialen S. hat sich vor allem Nehring verdient gemacht.
Ende Säugetiere
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;18. Band: Jahres-Supplement 1890-1891, Seite 814 [Suche = 18.830] im Internet seit 2005; Text geprüft am
6.4.2009; publiziert von Peter Hug; Abruf am 20.5.2017 mit URL:
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