Photogrammetrie & Fernerkundung Prof. Dr.-Ing. U. Stilla Promotionsthema 2013-06-22 Carsten Götz Indoor-Positionsbestimmung durch ein Mehrfachkamerasystem für automatisierte photogrammetrische Messungen. Heutzutage werden hohe Anforderungen an industriell gefertigte Produkte auch bezüglich deren geometrischer Maßhaltigkeit und der Oberflächenqualität gestellt. Selbst kleinste Abweichungen von den durch das Design vorgegebenen Maßen und Formen können im weiteren Verlauf der Produktmontage zu großen Schwierigkeiten führen. Die Beseitigung dieser Abweichungen ist zeit- und arbeitsaufwendig und führt zu höheren Kosten, je später die Mängel innerhalb des Produktionsprozesses aufgedeckt werden. Um die Produktqualität und den Produktionsprozess überwachen zu können, kommen in der Regel verschiedene Messsysteme Einsatz. Zum Beispiel werden in der Automobilindustrie Streifenlichtprojektionsmesssysteme eingesetzt, um größere Objekte wie Karosserieteile dreidimensional zu digitalisieren und so zu überprüfen. Das Messvolumen dieser Sensoren ist normalerweise deutlich kleiner als das zu vermessende Objekt, so dass für eine komplette Erfassung mehrere Aufnahmen von unterschiedlichen Standpunkten aus gemacht werden müssen. Aber auch Verdeckungen am Objekt können mehrere Aufnahmestandpunkte notwendig machen. Die Transformation der aus diesen Einzelmessungen gewonnenen Punktkoordinaten in ein gemeinsames Koordinatensystem wird als globale Registrierung bezeichnet. Ein bestehender Ansatz, die Ergebnisse aus den Einzelaufnahmen zusammenzuführen, erfordert die Anbringung von photogrammetrischen Zielmarken an der Oberfläche des Messobjekts als Passpunkte für die anschließende Transformation. Diese Vorgehensweise ist jedoch sehr zeitintensiv und hinsichtlich des weiteren Mess- und Produktionsablaufs nicht unproblematisch. Daher werden zum Teil auch markante Formen auf der Oberfläche des Messobjekts verwendet, um diese anstelle der aufgeklebten Passmarken zu verwenden. Die ausgedehnte und meist gleichmäßige Oberfläche von Karosserieteilen schränkt die Anwendung der letztgenannten Methode aber sehr stark ein. Ein Lösungsansatz ist die Bestimmung der Position und der Ausrichtung des Messsystems, also zum Beispiel eines Steifenlichtprojektionssystems, unter Zuhilfenahme von Kameras, die starr am Messsystem montiert sind und ihre eigene äußere Orientierung anhand von präzise vermessenen Passmarken in der Umgebung bestimmen. Dieser Lösungsansatz wäre für verschiedene Messsysteme anwendbar und sehr flexibel auf das jeweils gegebene Umfeld anpassbar. Zeitintensive Vorbereitungen von Messungen, wie das Anbringen von Passmarken am Messobjekt oder die Installation von spezifischen Kulissenrahmen um das Messobjekt herum, könnten entfallen. Ziel der Arbeit ist die Untersuchung dieses Ansatzes hinsichtlich der dadurch erreichbaren Genauigkeit und der Anwendbarkeit der Methode im industriellen Umfeld. Es soll gezeigt werden, welchen Einfluss die Wahl der Komponenten für das Kamerasystem auf die Genauigkeit des Ergebnisses hat. Zudem ist zu erwarten, dass die Verwendung von mehreren Kameras die Genauigkeit der Bestimmung von Position und Orientierung steigert. Es werden daher verschiedene Ansätze zur Ausnutzung der Redundanz bei einem Mehrkamerasystem untersucht und die Ergebnisse daraus verglichen. Die Untersuchung wird zunächst anhand einer Simulation durchgeführt. Die Ergebnisse daraus sollen durch Messungen in einem realen Versuchsszenario im industriellen Umfeld validiert werden. Das Ergebnis der systematischen Untersuchung soll eine Aussage darüber ermöglichen, inwiefern dieser Ansatz dazu geeignet ist, die bisherigen Verfahren zu ersetzen beziehungsweise zu ergänzen.