Originalarbeit Kognitive Verhaltenstherapie bei Typ-2-Diabetes: Ergebnisse einer Pilotstudie mit dem strukturierten Programm Da Vinci Diabetes® Cognitive Behavior Therapy for Type 2 Diabetes Patients: Results of a Pilot Study with the Structured Program Da Vinci Diabetes® Autoren S. Martin1, K. Kempf1, M. Dirk1, H. Kolb2, A. Hebestreit3, G. Bittner3 Institute 1 2 3 Schlüsselwörter " Typ-2-Diabetes l " Lebensstiländerung l " Verhaltenstherapie l " Motivation l " HbA1c l Diabetologie 2009 "124", 20.10.09/dk köthen GmbH Key words " Type 2 diabetes l " lifestyle change l " cognitive behaviour therapy l " motivation l " HbA1c l Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0029-1224686 Diabetologie 2009; 4: 1–4 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002 Korrespondenzadresse Prof. Stephan Martin Westdeutsches Diabetesund Gesundheitszentrum Sana Krankenhaus Gerresheim Sana Kliniken Düsseldorf GmbH 40625 Düsseldorf Deutschland Tel.: +49 / (0)2 11 / 28 00 39 60 Fax: +49 / (0)2 11 / 28 00 39 62 [email protected] █ Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum, Sana Krankenhaus Gerresheim, Sana Kliniken Düsseldorf GmbH Hagedorn Research Institute, Gentofte, Dänemark Deutsches Zentrum für mentale Medizin und Mentness, Essen Zusammenfassung Abstract Lebensstiländerung in Form von gesünderer Ernährung und vermehrter Bewegung wird in Diabetesschulungen zwar als Basistherapie vermittelt, jedoch gelingt die Umsetzung in der Praxis nur wenigen Betroffenen. Daher wurde ein strukturiertes Programm der kognitiven Verhaltenstherapie (Da Vinci Diabetes®) ohne diabetesspezifische Inhalte entwickelt und im Rahmen einer Pilotstudie evaluiert. Mittels eines interaktiven Computerprogramms wurde unter Anleitung die kognitive Verhaltenstherapie bei Personen mit Typ-2-Diabetes (T2DM) für 3 Monate umgesetzt und die Stoffwechseleinstellung vor und nach dem Programm, sowie nach 12 Monaten untersucht. Alle Teilnehmer (n = 19) identifizierten mithilfe des Programms kritische Punkte ihrer Lebensführung bzw. inneren Einstellung und führten eigenständig Lebensstiländerungen durch. Dadurch kam es während des Programms zur signifikanten Reduktion von Gewicht, BMI, Taillenumfang und Triglyzeridspiegeln, die sich in den 12 Monaten Nachbeobachtung weiter fortsetzte. Der mittlere HbA1c-Wert, der bereits bei Studienbeginn < 7,0 % lag, sank um 0,48 % und lag nach 12 Monaten noch unter dem Ausgangsniveau, wobei der Anteil der Personen mit einem HbA1c < 6,5 % im Vergleich zu 21 % bei Studienbeginn nach 12 Monaten auf 37 % anstieg. Die kognitive Verhaltenstherapie ist ein neuer Ansatz, bei Personen mit T2DM eine nachhaltige Verbesserung von Risikofaktoren für diabetische Komplikationen zu erreichen. Information about lifestyle changes with healthy diet and physical activity are included in diabetes education programs although implication into daily routine is rarely successful. Therefore, a structured program for cognitive behaviour therapy (Da Vinci Diabetes®) without diabetes specific topics was developed and evaluated in a pilot study. Using an interactive computer program, patients with type 2 diabetes (T2DM) performed guided cognitive behaviour therapy for 3 months. Glucometabolic control was analyzed before and after the program as well as after 12 months. Via the program all participants (n = 19) identified grievances in their lifestyle and attitude and appropriately implemented lifestyle changes autonomously. This resulted in significant reductions of weight, BMI, waist circumference and triglyceride levels after 3 months, which further improved during the 12 months of follow-up. Mean HbA1c, which already was < 7.0 % at baseline, became reduced by 0.48 % during the program and still remained below base level after 12 months. Percentage of participants with an HbA1c < 6.5 % increased from 21 % at baseline to 37 % after 12 months. Cognitive behaviour therapy is a new approach to achieve sustained improvements of risk factors for diabetic complications in persons with type 2 diabetes. Einleitung des Typ-2-Diabetes weitere Risikofaktoren wie Übergewicht / Adipositas, arterielle Hypertonie, Dyslipoproteinämie sowie Entzündungsmarker eine wichtige Rolle und werden bei einer pharmakologischen Diabetestherapie, die nur auf die Normalisierung des HbA1c abzielt, nicht betrachtet. So ist seit Jahren bekannt, dass es bei dem ! ! ! In den vergangenen Jahren wurde im Bereich der Diabetologie versucht, die Stoffwechseleinstellung durch eine Intensivierung der medikamentösen Therapie zu verbessern. Allerdings spielen für die makrovaskulären Komplikationen Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! █ Martin S et al. Kognitive Verhaltenstherapie bei Typ-2-Diabetes … Diabetologie 2009; 4: 1–4 1 2 Originalarbeit Beginn einer Insulintherapie zu einem Anstieg des Körpergewichtes kommt [1], der mit einer Erhöhung des Blutdrucks einhergeht. Auch in der kürzlich vorzeitig beendeten ACCORD-Studie (http://public.nhlbi.nih.gov/newsroom/home/GetPressRelease. aspx?id=2551) kam es in der intensiviert behandelten Gruppe zu einer deutlichen Gewichtszunahme, sodass die erhöhte Todesrate in dieser Gruppe möglicherweise mit einer Verschlechterung der kardiovaskulären Risikofaktoren zusammenhängt. Im Vergleich dazu haben Interventionsstudien gezeigt, dass gesunde Ernährung und verstärkte körperliche Aktivität nicht nur die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes in Hochrisikokollektiven verhindern können [2–5], sondern auch dazu in der Lage sind die Stoffwechseleinstellung bei Personen mit bereits manifestem Diabetes zu verbessern [6] bzw. sogar eine Remission des Diabetes zu erreichen [7]. Daher fordern internationale Leitlinien, dass die Änderung des Lebensstils die Basis einer jeden Diabetestherapie sein sollte [8]. Der direkte Vergleich einer Insulintherapie mit einer Änderung des Lebensstils wurde kürzlich bei Personen mit schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes untersucht [9]. Obwohl eine vergleichbare Stoffwechseleinstellung erreicht wurde, kam es im Vergleich zur Lebensstilintervention bei der Insulingruppe zu einer Gewichtszunahme und einem Anstieg von Entzündungsmarkern. Die Umstellung des Lebensstils in Form von gesünderer Ernährung und vermehrter körperlicher Aktivität wird in Schulungsprogrammen für Typ-2-Diabetes zwar als Basistherapie vermittelt, jedoch sind keine medizinischen Motivationselemente enthalten, um die Betroffenen bei der Änderung des Lebensstils zu unterstützen, sodass die Umsetzung in der Praxis nur Wenigen gelingt. Von versorgungsmedizinischer Sicht wird die Schaffung solcher Programme gefordert [10]. Um Personen mit Typ-2-Diabetes bei der Änderung ihres Lebensstils zu unterstützen, wurde daher eine computerbasierte kognitive Verhaltenstherapie mit Motivationselementen (Da Vinci Diabetes® [11]) entwickelt und im Rahmen einer Pilotstudie evaluiert. Material und Methodik ! Diabetologie 2009 "124", 20.10.09/dk köthen GmbH Studienkollektiv Insgesamt 20 Patienten mit Typ-2-Diabetes, die sich auf Zeitungsanzeigen hin im Studienzentrum meldeten und die die Einschluss- (Alter < 75 Jahre und Diabetesdauer < 10 Jahre) und keines der Ausschlusskriterien (Insulintherapie, schwere Begleiterkrankungen) erfüllten, wurden in die Beobachtungsstudie aufgenommen. Eine Teilnehmerin wurde direkt nach Rekrutierung ausgeschlossen, da sie auf Insulin umgestellt worden war. Alle anderen Teilnehmer führten das vollständige Studienprogramm durch. Die Stoffwechseleinstellung der Teilnehmer wurde vor Beginn und bei Beendigung des 3-monatigen Programms, sowie nach insgesamt 12 Monaten beim behandelnden Hausarzt mit den gleichen standardisierten Methoden untersucht. Daten zu möglichen Veränderungen der antidiabetischen Therapie wurden zum Abschluss des Studienprogramms nach 3 Monaten erhoben. Die Beobachtungsstudie wurde entsprechend der Deklaration von Helsinki durchgeführt und alle Teilnehmer haben schriftlich ihr Einverständnis erklärt. Lebensführung durch tägliches Training neuer Assoziationen zu verändern und damit eine langfristige Motivation für eine Lebensstiländerung zu schaffen. So wird oft Treppensteigen bei bestehender Alternative eines Fahrstuhls mit Anstrengung, Atemnot, Absonderung von fahrstuhlnutzenden Arbeitskollegen assoziiert. Erreicht man durch gedankliche Übung, Treppensteigen positiv mit Aktivität, Leistungsfähigkeit, Respekt durch Arbeitskollegen zu assoziieren, so hat man die Motivation geschaffen, tatsächlich am Arbeitsplatz die Treppe und nicht den Fahrstuhl zu benutzen. Im 1. Modul des hier eingesetzten Programms wurde analysiert in welchem Bereich der Lebensgewohnheiten (Bewegung, Ernährung und Stressbelastung) der Patient dem höchsten Gesundheitsrisiko ausgesetzt ist (Lifestyle-Analyse) und bestimmt, wie hoch das Gesundheitsbewusstsein und die generelle Veränderungsbereitschaft des Patienten sind (Compliance-Analyse). Im 2. Modul wurden die Einstellungen, welche hinter dem generellen Gesundheitsverhalten des Patienten stehen und es steuern, analysiert (Skriptanalyse). Um, die nachteiligen Einstellungen zu verändern, wurden alternative positive Assoziationen definiert. Anschließend erhielt der Patient das daraus resultierende Trainingsprogramm für das tägliche Training der angestrebten positiven Gesundheitseinstellungen im Alltag und trainierte diese Assoziationen 10–15 min / Tag. Im 3. Modul wurden die Einstellungen, welche der Übernahme von mehr Selbstverantwortung für das eigene Gesundheitsverhalten im Wege stehen (Veränderungsbereitschaft) analysiert und wieder ein entsprechendes Trainingsprogramm zur Veränderung dieser Einstellungen erstellt. Ziel war es, Einstellungen, die die Veränderungsbereitschaft, Disziplin und Nachhaltigkeit der Verhaltensveränderung bewirken, gezielt zu trainieren. Das 4. Modul richtete sich individuell nach dem Ergebnis der Lifestyle-Analyse, d. h. es wurde je nach Risikoscore des Patienten einer der Bereiche Bewegung, Ernährung oder Stressbelastung trainiert. Auch hier wurde wieder durch ein PC-gestütztes Abfrageprogramm ermittelt, welche inneren Einstellungen einem gesundheitsförderenden Verhalten im Bereich Bewegung, Ernährung oder Stressbelastung im Wege stehen. Zusammen mit dem Patienten wurden dann neu zu lernende Einstellungen definiert und diese täglich für 10–15 min geübt. Im 5. Modul wurde noch einmal die generelle Gesundheitseinstellung aufbauend auf Modul 2 trainiert, und im 6. Modul wurden für einen Wahlbereich des Patienten die bisherigen Einstellungen analysiert und alternative Einstellungen trainiert. Statistische Datenanalyse Unterschiede bez. der Stoffwechseleinstellung wurden bei Beendigung des 3-monatigen Programms bzw. nach 12 Monaten im Vergleich zu den Ausgangswerten mittels Wilcoxon-SignedRank-Test verglichen. Angegeben sind Mittelwerte ± Standardabweichungen. Das Signifikanzniveau lag bei 0,05. Zur Datenanalyse wurde die Software GraphPad Prism 4.0 (GraphPad Software, San Diego, CA, USA) verwendet. Ergebnisse ! Kognitive Verhaltenstherapie Da Vinci Diabetes® Das Programm besteht aus einer Eingangsanalyse und 5 differenzierten Analyse- und Trainingsprogrammen, die unter Anleitung in insgesamt 6 Sitzungen zu 2 Stunden innerhalb von 3 Monaten umgesetzt wurden. Ziel ist, die innere Einstellung zur █ Verbesserung von Stoffwechselparametern nach Durchführung der kognitiven Verhaltenstherapie Insgesamt 19 Personen (9 Frauen und 10 Männer) mit einem mittleren Alter von 55,7 ± 7,6 Jahren und einer mittleren Diabe" Tab. 1) haben an der kognitiven tesdauer von 3,4 ± 2,0 Jahren (l Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! Martin S et al. Kognitive Verhaltenstherapie bei Typ-2-Diabetes … Diabetologie 2009; 4: 1–4 █ Originalarbeit Analyse auf Langzeiteffekte Die Verbesserungen der Stoffwechseleinstellung, welche bis zum Therapieende beobachtet wurden, setzten sich größtenteils innerhalb der nächsten Monate fort. So war nach insgesamt 12 Monaten das Gewicht um 6,2 kg auf 92,2 ± 17,0 kg (p = 0,0002, " Abb. 1), der BMI um 2,1 kg / m2 (p = 0,0002), und der Taillenl umfang um insgesamt 8,2 cm (p = 0,0003) gesunken. Auch die Triglyzerid-Werte konnten weiter um insgesamt 49,3 mg / dl (p = 0,03) reduziert werden. Für den HbA1c ergab sich nach 12 Monaten nur ein Trend (0,08 % niedriger als der Ausgangswert; " Tab. 1). Dabei stieg jedoch der Anteil der Personen mit einem l HbA1c < 6,5 % im Vergleich zu 21 % bei Therapiebeginn sowie 32 % bei Therapieende nach 12 Monaten auf 37 %. Diskussion ! Diabetologie 2009 "124", 20.10.09/dk köthen GmbH Abb. 1 Gewichtsreduktion durch kognitive Verhaltenstherapie. Das Gewicht der Teilnehmer wurde vor Beginn und bei Beendigung des 3-monatigen Programms, sowie nach insgesamt 12 Monaten bestimmt. Gezeigt sind Mittelwerte ± Standardabweichungen. Unterschiede wurden bei Therapieende bzw. nach 12 Monaten im Vergleich zu den Ausgangswerten mittels Wilcoxon Signed Rank Test bestimmt (* p < 0,05; ** p < 0,001; *** p < 0,001). Verhaltenstherapie teilgenommen. Sämtliche Personen identifizierten mit Hilfe des strukturierten Programmes kritische Punkte ihrer Lebensführung bzw. inneren Einstellung, entwickelten eine positive Einstellung zu den durch das Programm wahrgenommenen eigenen Handlungsmöglichkeiten und führten eigenständig definierte Lebensstiländerungen durch. Die Teilnehmer konnten im Laufe des 3-monatigen Programms ihr Gewicht im Mittel um 2,6 kg von 98,4 ± 19,0 auf 95,8 ± 17,4 kg (p = 0,004) " Abb. 1), ihren BMI um 1,1 kg / m2 (p = 0,004) und den Taillen(l umfang um 5,2 cm (p = 0,0006) reduzieren. Die Triglyzerid-Werte sanken um 52,1 mg / dl (p = 0,007) und es kam zu einer Veränderung der Cholesterin-Werte, die jedoch statistisch nicht signifikant war. Der mittlere HbA1c-Wert, der bereits bei Studienbeginn < 7,0 % lag, sank durch die Therapie um 0,48 % auf 6,46 % " Tab. 1). Änderungen der oralen antidiabetischen (p = 0,007; l Therapie gab es während Durchführung des Therapieprogrammes nicht. Tab. 1 Diese Pilotstudie beobachtete nach Durchführung der kognitiven Verhaltenstherapie bei Personen mit Typ-2-Diabetes eine partielle Verbesserung des HbA1c und ein nachhaltiges Absinken von Gewicht, BMI, Taillenumfang und Triglyzeridspiegeln. In Interventionsstudien konnte gezeigt werden, dass der Typ-2Diabetes durch Gewichtsabnahme und vermehrte körperliche Aktivität nicht nur verhindert [2–5], sondern auch gut behandelt werden [6] und manchmal sogar in die Vorstadien zurückgedrängt werden kann [7]. Hingegen ist das Potenzial einer pharmakologischen Diabetesprävention weit weniger effektiv, wie für Metformin, Acarbose und Ramipril beobachtet wurde [4, 12, 13]. Auch wenn die Behandlung mit Rosiglitazon im ähnlichen Maß wie die Lebensstilintervention die Diabetesentwicklung reduzierte, waren hier die Nebenwirkungen wie Herzinsuffizienz oder Frakturen an den unteren Extremitäten inakzeptabel hoch [13, 14]. Jedoch ist die langfristige Änderung des Lebensstils schwerer umzusetzen als eine pharmakologische Therapie, da die Motivation schnell verloren geht. Um die Nachhaltigkeit der Lebensstiländerung zu erhöhen, wurde mit Da Vinci Diabetes® ein spezielles medizinisches Programm der kognitiven Verhaltenstherapie für Personen mit Typ-2-Diabetes entwickelt. Bei diesem Training wurden neue Grundeinstellungen, Ziele und Überzeugungen, in der Summe eine neue Einstellung, durch Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation trainiert. Ziel war es, eine Einstellung zu erzeugen, die es Patienten und Menschen generell auf einfache Weise ermöglicht, nachteilige Gewohnheiten und Verhaltensweisen zu ändern. Damit sollten Personen mit Typ-2-Diabetes in die Lage versetzt werden mehr Bewegung Klinische Daten. Beginn Ende Geschlecht (n) Männer / Frauen 10 (53 %) / 9 (47 %) Alter (Jahre) 55,7 ± 7,6 Diabetesdauer (Jahre) BMI (kg / m 2) Taillenumfang (cm) 12 Monate 3,4 ± 2,0 32,5 ± 6,3 31,4 ± 5,2** 30,4 ± 5,4*** 110,3 ± 12,2 105,1 ± 11,3*** 102,1 ± 10,9*** Triglyzeride (mg / dl) 208,2 ± 135,1 156,1 ± 96,0** 158,9 ± 94,11* Gesamtcholesterin (mg / dl) 201,1 ± 31,2 198,1 ± 32,5 205,1 ± 38,8 HDL-Cholesterin (mg / dl) 55,5 ± 23,1 54,2 ± 19,3 54,3 ± 19,8 LDL-Cholesterin (mg / dl) 123,3 ± 27,9 125,6 ± 32,1 120,8 ± 35,8 HbA1c (%) 6,94 ± 0,74 6,46 ± 0,58** 6,86 ± 0,86 BMI, Body-Mass-Index; HDL, high-density Lipoprotein; LDL, low-density Lipoprotein; HbA1c, glykosyliertes Hämoglobin A1c. Gezeigt sind Mittelwerte ± Standardabweichungen. Unterschiede wurden bei Beendigung des 3-monatigen Programms bzw. nach 12 Monaten im Vergleich zu den Ausgangswerten mittels WilcoxonSigned-Rank-Test bestimmt (* p < 0,05; ** p < 0,005; *** p < 0,001). █ Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! █ Martin S et al. Kognitive Verhaltenstherapie bei Typ-2-Diabetes … Diabetologie 2009; 4: 1–4 3 Diabetologie 2009 "124", 20.10.09/dk köthen GmbH 4 Originalarbeit und Fitness, sowie eine bessere Ernährung im täglichen Leben eigenständig umzusetzen. In der vorliegenden Pilotstudie kam es zu einer signifikanten Änderung des Körpergewichts, wobei das Ausmaß der Gewichtsabnahme nach 12 Monaten mit 6,2 kg vergleichbar ist mit dem, das durch pharmakologische Therapie mit 20 mg Rimonabant (– 5,3 kg) in der Rio-Diabetes-Studie [15] oder mit durchgehend betreuter Lebensstilintervention (– 8,6 kg) in der Look AHEADStudie [6] bzw. (– 4,2 kg) in der finnischen Diabetes-Präventionsstudie [3] erreicht wurde. Die Ergebnisse müssen jedoch vor allem im Vergleich mit dem Effekt von Diabetesschulungen gesehen werden. Die aktuell verwendeten Schulungsprogramme wurden meist auf der Basis von Programmen der 80er-Jahre entwickelt und sind fester Bestandteil des Disease-ManagementProgramms Typ-2-Diabetes. Die DESMOND-Studie analysierte ein solches strukturiertes Schulungsprogramm [16]. Nach einem Jahr konnte in der Interventionsgruppe ein Gewichtsverlust von insgesamt 3,0 kg nachgewiesen werden, der nur 1 kg über dem der Kontrollgruppe lag. Der mittlere HbA1c-Wert als primärer Endpunkt war in den beiden Gruppen nicht unterschiedlich. Bereits im Jahr 2003 hatte das NICE in einem kritischen Review angemerkt, dass nur 3 von 6 randomisiert-kontrollierten Studien zu Schulungsprogrammen für Selbstmanagement eine Verbesserung der mittleren HbA1c-Werte zeigen konnten. Dies waren Programme mit längerfristiger Betreuung [17]. In der vorliegenden Studie konnte eine deutliche Reduktion des HbA1c um 0,48 % bis zum Abschluss des Betreuungsprogramms erreicht werden, jedoch lag der Wert nach 12 Monaten nur noch knapp unter dem Ausgangs-HbA1c. Damit blieben aber die mittleren HbA1cWerte unter 7,0 % bei gleichzeitig nachhaltiger Verbesserung der kardiovaskulären Risikofaktoren Gewicht, BMI, Taillenumfang und Triglyzeridspiegeln. Ein Anfang des Jahrzehnts neu eingeführtes Schulungsprogramm zum Selbstmanagement in Deutschland, MEDIAS 2, zeigte in einer randomisiert-kontrollierten Studie eine signifikante Senkung des mittleren HbA1c-Wertes sowie des BMI und zeigte sich einer reinen Vermittlung von Schulungsinhalten ohne Selbstmanagementtraining überlegen [18]. Es erscheint sinnvoll, dieses moderne Programm mit Diabetesspezifischen Inhalten gegen die hier untersuchte kognitive Verhaltenstherapie in allgemeinen Gesundheitsfragen zu prüfen und auch eine Kombination beider Ansätze zu testen. Die Veränderung der allgemeinen Lebensführung durch eine kognitive Verhaltenstherapie ist ein neuer Ansatz um bei Personen mit T2D nachhaltig Risikofaktoren für diabetische Komplikationen zu senken. Danksagung ! Die Studie wurde durch eine Forschungsförderung der Firma Pfizer Pharma GmbH, Berlin finanziell unterstützt. Stellungnahme zu möglichen Interessenskonflikten ! HK und GB halten Rechte am Programm Da Vinci Diabetes®. SM hat Honorare für Vorträge von der Firma Pfizer erhalten. Bei KK, MD und AH bestehen keine finanziellen Interessenskonflikte in Bezug auf dieses Manuskript. █ Der Korrespondenzautor versichert, dass das eingereichte Manuskript weder veröffentlicht noch anderweitig zur Veröffentlichung eingereicht ist. Inhalte des Manuskripts wurden bei der 44. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft 2009 präsentiert und in Form eines Abstracts im Supplementband von Diabetologie und Stoffwechsel publiziert. Literatur 1 Holman RR, Thorne KI, Farmer AJ et al. 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Reduction in weight and cardiovascular disease risk factors in individuals with type 2 diabetes: one-year results of the look AHEAD trial. Diabetes Care 2007; 30: 1374–1383 7 Eriksson KF, Lindgärde F. Prevention of type 2 (non-insulin dependent) diabetes mellitus by diet and physical exercise. The 6-year Malmö feasibility study. Diabetologia 1991; 34: 891–898 8 Clinical Guidelines Task Force. Global Guideline for Type 2 Diabetes. International Diabetes Federation 2005 9 Aas AM, Seljeflot I, Torjesen PA et al. Blood glucose lowering by means of lifestyle intervention has different effects on adipokines as compared with insulin treatment in subjects with type 2 diabetes. Diabetologia 2006; 49: 872–880 10 Martin S, Landgraf R. [Systematic analysis of diabetic patient care in Germany]. Dtsch Med Wochenschr 2005; 130: 1078–1084 11 Martin S, Dirk M, Kolb H et al. Kognitive Verhaltenstherapie bei Typ 2 Diabetes: Ergebnisse einer Pilotstudie mit einem strukturierten Programm. 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