Beratung + Verkauf Pflege von Mund und Zähnen Bakterien beseitigen und den Schmelz schützen von Apothekerin Dr. Juliane Rosner iStockphoto / Thinkstock Zahnschmelz ist das härteste Material im menschlichen Körper. Um ihn zu durchdringen, benötigt der Zahnarzt einen Diamant-Bohrer mit 400.000 Umdrehungen pro Minute. Seine große Widerstandsfähigkeit erlangt der Zahnschmelz durch Nanofaser-Bündel aus Hydroxylapatit, die durch Proteine zusammengeklebt werden und ein Geflecht bilden. Weniger geschützt ist er jedoch gegen chemische Angriffe durch Säuren. K ariesbakterien in den Belägen auf der Zahnoberfläche, den Plaques, verstoffwechseln Kohlenhydratreste aus der Nahrung und produzieren dabei organische Säuren, unter anderem Milchsäure. Diese Säuren greifen das Hydroxylapatit-Gitter des Zahnschmelzes an und schädigen so die Zahnoberfläche. Diese wird demineralisiert und es entstehen Primärläsionen, die so genannte Initialkaries oder White Spots. An diesen Stellen können die Bakterien immer weiter in die Zahnsubstanz vordringen. Als wichtigstes »Karies-Bakterium« gilt heute Streptococcus mutans, gefolgt von Lactobazillen. Erste Kariesschäden zeigen sich im Allgemeinen an den Furchen der Kauflächen, am Zahnfleischansatz sowie an den Kontaktflächen benachbarter 22 PharmaRundschau September 2012 Zähne. An diesen Stellen haften Speisereste am besten, außerdem funktioniert hier die Selbstreinigung durch Kauen und Speichel nur schlecht. Zähne regelmäßig bürsten Um Speisereste zu entfernen, sollte nach jedem Essen und dem Trinken zuckerhaltiger Getränke der Mund mit Wasser ausgespült werden. Zahnbeläge sollten mindes­­tens zweimal täglich durch Zähneputzen entfernt werden, vor allem abends. Nach dem Genuss säurehaltiger Nahrungsmittel oder Getränke (z.B. Obst, Orangensaft, Limonade) sollte der Mund zunächst nur mit Wasser ausgespült werden. Da die Säure den Zahnschmelz angreift, sollten die Zähne dann erst nach rund 20 Minuten mechanisch gereinigt werden. Eine Zahnreinigung ist bereits vom ersten Zahn an wichtig. Bis zum dritten Le- bensjahr sollten die Eltern die Zähne des Kindes putzen, am besten mit speziellen Minizahnbürsten mit einem langen Griff für die elterliche Hand. Etwa ab dem dritten Lebensjahr kann ein Kind die Zähne eigenständig putzen. Für Erwachsene eignen sich Bürsten mit mittelharten, abgerundeten Kunststoffborsten; der Bürstenkopf sollte 30 bis 35 mm lang sein. Für die richtige Putztechnik gibt es mehrere Methoden, die richtig durchgeführt werden müssen. Einfacher ist der Umgang mit einer elektrischen Zahnbürste mit rotierenden oder oszillierenden Bewegungen oder Schall. Diese kann Fehler in der Putztechnik ausgleichen und ist vor allem für Kinder, Kranke, Ältere und Behinderte sinnvoll. Nach Gebrauch sollte die Zahnbürste gründlich mit Wasser abgespült www.pharmarundschau.de Beratung + Verkauf werden; anschließend muss der Bürstenkopf trocknen. Alle Bürsten sollten nach sechs bis acht Wochen gewechselt werden; nach akuten Erkrankungen des Mundraums, wie Zahnfleischentzündung, Erkältungen oder Herpes, müssen sie sofort ausgetauscht werden. Zahnzwischenräume reinigen Zur Reinigung der mit der Bürste schwer zugänglichen Zahnzwischenräume eignen sich Zahnseide, Zahnhölzchen oder Interdentalbürstchen. Jeder Zahnzwischenraum sollte täglich mit Zahnseide gereinigt werden, Zahncreme zur schonenden Belagentfernung Zahncreme unterstützt den Reinigungsvorgang. Die meisten Produkte enthalten dazu Tenside sowie einen hohen Anteil an Putz- oder Schleifkörpern, mit denen der Belag mechanisch entfernt werden kann. Am häufigsten werden Silikate und Siliciumdioxid eingesetzt, außerdem Aluminiumoxid-Trihydrat, Calciumcarbonat, Natriumhexametaphosphat und Natriumhydrogencarbonat. Eine ideale Zahncreme sollte Beläge gut entfernen, ohne dabei den Zahnschmelz anzugreifen. Die Abrasivität von Zahncremes wird durch den Dentinabriebwert RDA (Radioactive Dentin Abrasation) angegeben. Für den täglichen Gebrauch sind Werte von 40 bis 80 RDA empfehlenswert. Der RDA-Wert von »normalen« Zahncremes liegt bei etwa 70 (mittel abrasiv), der von stark bleichenden Zahncremes (Whitening-Pasten) und Intensivreinigern bei RDA 100 und darüber. Diese enthalten häufig auch Säuren und sind bei Daueranwendung schädlich für den Zahn; daher sollten sie nicht täglich eingesetzt werden. Hartnäckige Beläge sollten besser regelmäßig professionell vom Zahnarzt entfernt werden. Gering abrasive Zahncremes haben RDA-Werte von rund 40 und empfehlen sich besonders bei freiliegenden Zahnhälsen und Zahnrestaurationen wie Kunststofffüllungen oder Fissurenversiegelungen. Durch neue Techniken bei der Zahncremeherstellung, wie beispielsweise die Verwendung von Kunststoffkügelchen, die mit ätherischen Ölen getränkt sind, können Plaquereste schonend entfernt werden. Zum Schutz vor Zahnsteinneubildung enthalten manche Zahncremes lösliche Phosphate, Zinkcitrat-Trihydrat und Diphosphonate. Empfindliche Zahnhälse können mit Kaliumnitrat, Strontiumchlorid, Kaliumchlorid und Fluoridverbindungen geschützt werden. Lokale Fluoride: Schutzschild gegen Karies Die meisten Zahncremes enthalten Fluoride wie Natriummonofluorphosphat, Aminfluorid, Natriumfluorid und Zinnfluorid. Diese sollen den Schmelz härten, vor nachfolgenden Säureangriffen schützen und so der Kariesentwicklung vorbeugen. Fluoridionen reagieren mit dem Hydroxylapatit des Zahnschmelzes zum relativ säurestabilen Fluorapatit. Außerdem bilden sie auf der Zahnoberfläche eine dünne, säurestabile CalciumfluoridDeckschicht, die sich wie ein Schutzfilm über den Zahnschmelz legt. Bei einer kariösen Säureattacke können Fluoridionen von dort in benachbarte Primärkariesherde einwandern und für deren Remineralisierung sorgen. Aminfluoride wirken darüber hinaus antibakteriell. PharmaRundschau www.pharmarundschau.de September 2012 iStockphoto / Hemera / Stockbyte / Thinkstock die in die Zwischenräume geführt und dort vorsichtig auf und ab bewegt wird. Gewachste Zahnseide gleitet besser, reißt weniger leicht und eignet sich vor allem bei sehr engen Zahnzwischenräumen und für Anfänger. Eine bessere Reinigungswirkung wird mit ungewachster Zahnseide erzielt, die geübteren Anwendern empfohlen werden kann. Bei breiteren Räumen und zur Pflege von Brücken ist auch die Anwendung von Zahnseide mit flauschigen, dickeren Anteilen hilfreich. Bei leicht geöffneten Interdentalräumen können Zahnhölzchen zur Entfernung der Plaque verwendet werden. Wenn der Interdentalraum weiter geöffnet ist, wie es bei einer Parodontitis der Fall ist, kann eine Interdentalbürste zur Pflege verwendet werden, ebenso bei Brücken oder Zahnersatz auf Implantaten. Interdentalbürstchen sind in verschiedenen Durchmessern erhältlich. Nach dem Zähneputzen kann eine Munddusche als ergänzende Maßnahme eingesetzt werden, um mit dem Wasserstrahl Zähne und Zahnzwischenräume zu reinigen. Besonders sinnvoll ist eine Munddusche bei Zahnprothesen oder kieferorthopädischen Versorgungen, wie einer Zahnspange. 23