Querschnittgelähmtenzentrum BDH-Klinik Greifswald 1998 wurde das Neurologische Rehabilitationszentrum Greifswald mit seinem Behandlungszentrum für Querschnittgelähmte eröffnet. Durch die umfängliche Kooperation mit dem Universitätsklinikum Greifswald und dem Berufsbildungswerk ist seitdem eine komplexe Behandlung von Querschnittgelähmten im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern möglich. Diese umfasst die akute Erstversorgung im Universitätsklinikum, die medizinische Rehabilitation im Behandlungszentrum für Querschnittgelähmte und die berufliche Reintegration in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungswerk. Ziel der Behandlung ist eine zeitgemäße medizinische Versorgung durch den Einsatz aller erforderlichen konservativen und operativen Methoden, um die Schwere der Verletzungs- oder Erkrankungsfolgen zu mindern und den Betroffenen ein Wiedererlangen einer weitestgehenden Selbständigkeit zu ermöglichen. Das erste Zentrum dieser Art in MecklenburgVorpommern ist auf die Behandlung von derzeit 61 Betten mit unfallund erkrankungsbedingter Rückenmarkschädigung ausgelegt. Das Einzugsgebiet des Behandlungszentrums umfasst inzwischen Mecklenburg-Vorpommern und die nördlichen Gebiete Brandenburgs, doch selbst aus Niedersachsen, Thüringen und Sachsen kommen Patienten regelmäßig zur Behandlung. Diese schließt die Erstbehandlung auch bei Langzeit- und Dauerbeatmungspflicht ein, die Komplikationsbehandlung und lebenslange Nachsorge. Eine Querschnittlähmung entsteht, wenn die im Rückenmark verlaufenden Nervenbahnen zwischen dem Gehirn und den übrigen Teilen des Körpers geschädigt werden. Ursächlich hierfür sind Unfälle, aber auch Erkrankungen wie Durchblutungsstörungen, Tumoren und Entzündungen. Eine Querschnittlähmung kann auch durch Fehlbildungen im Bereich der Wirbelsäule angeboren sein. Je nachdem in welcher Höhe der Wirbelsäule die Leitungsfunktion des Rückenmarks unterbrochen wird, sind unterschiedliche Körperteile oder Hautpartien betroffen. Generell unterscheidet man zwischen zwei Hauptformen der Querschnittlähmung: bei Paraplegikern ist nur die untere Hälfte des Körpers gelähmt, bei Tetraplegikern liegt die Schädigung in Höhe der Halswirbel, wodurch der gesamte Körper vom Hals abwärts gelähmt ist. Die genaue Ausprägung der Querschnittlähmung hängt zudem nicht nur von der Höhe, sondern auch von Umfang und Stärke der Schädigung ab. Nach Eintritt einer Querschnittlähmung sind die ersten Stunden entscheidend. Häufig wird eine operative Behandlung erforderlich mit Druckentlastung des Rückenmarks und Stabilisierung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte. Nach erfolgter Akutbehandlung werden die betroffenen Patienten in das Querschnittgelähmtenzentrum verlegt. Ziel der hier durchgeführten Behandlung ist es, dem Patienten zur individuell größtmöglichen Selbständigkeit zu verhelfen. Dazu gehören das Training der noch vorhandenen Körperfunktionen und das Erlernen des Umgangs mit dem Rollstuhl und mit Hilfsmitteln für den Alltag. So nimmt die Physiotherapie im gesamten Rehabilitationsprozess eine zentrale Rolle ein. Ziel ist es, die Nervenversorgung der verbleibenden Muskulatur zu verbessern und die Koordination für Ersatz- und Ausgleichbewegungen zu trainieren. Vor allem die häufig einsetzende Spastik erfordert besondere Behandlungsmethoden, die der Muskelverkrampfung entgegen wirken sollen. Gelingt dies mit physiotherapeutischen Maßnahmen und Medikamenten nicht, so ist gegebenenfalls die Implantation von Medikamentenpumpen erforderlich. Die Ergotherapie arbeitet auf größtmögliche Selbständigkeit hin, berät auch bei der Umgestaltung der Wohnung und der Ausstattung mit Hilfsmitteln. Wenn die Lähmung auch die Arme umfasst, sind möglicherweise spezialisierte Kommunikationshilfen erforderlich. Unterstützt werden diese therapeutischen Bemühungen durch ein breites Spektrum physikalischer Anwendungen. Daneben stehen Angebote der Sporttherapie, Heilpädagogik, der Logopädie und Musiktherapie zur Verfügung. Kompetente Psychologen helfen den Patienten bei der Lösung individueller Probleme und stehen zur Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung bereit. Ein qualifizierter Sozialdienst berät und unterstützt die Patienten in allen sozialen Problemen. Gemeinsam mit den Kostenträgern werden tragfähige Vorschläge zur sozialen Reintegration im Rahmen von Wiedereingliederungskommissionen erarbeitet. Ein wesentlicher Bereich im Querschnittgelähmtenzentrum ist die Neuro-Urologie, da häufig Harnblase, Mastdarm und Geschlechtstrakt ebenfalls gelähmt sind. Für neuro-urologische Untersuchungen und Behandlungen stehen ein hochmoderner videourodynamischer Messplatz, ein urodynamischer Messplatz und ein Eingriffsraum zur Verfügung. Durch spezialisierte Untersuchungsmethoden ist es möglich, die vorliegende Harnblasenlähmung exakt zu diagnostizieren. Die Patienten erhalten eine kompetente Beratung in allen Fragen der neurogenen Harnblasenlähmung einschließlich der Umsetzung eines individuell geeigneten Managements, um die Folgen der Lähmung zu mindern. Nach Verordnung einer geeigneten medikamentösen Therapie erlernen die Patienten gegebenenfalls die Durchführung des intermittierenden Selbstkatheterismus. Hierzu werden sie durch geschultes Pflegepersonal angeleitet. Geeignete Hilfsmittel werden ausgewählt und ausprobiert, gegebenenfalls werden in Zusammenarbeit mit der Ergotherapie individuelle Hilfsmittel zur Durchführung des intermittierenden Einmalkatheterismus angefertigt. Mit Beendigung der Erstrehabilitation erfolgt die Überleitung des Patienten in den ambulanten Bereich. Hierzu stehen erprobte Home-Care-Unternehmen zur Verfügung. Diese unterstützen den Patienten nicht nur durch die Bereitstellung der individuellen Hilfsmittel, sondern stehen auch nach der Entlassung mit Rat und Tat den Betroffenen zur Seite. Die Folgen einer Querschnittlähmung sind nicht statisch, sondern können dynamischen Prozessen unterliegen. Aus diesem Grunde bietet das Behandlungszentrum allen Patienten ein lebenslanges, individuell abgestimmtes Nachsorgekonzept an. Im Rahmen dieser Nachsorge erfolgen regelmäßige Untersuchungen im Behandlungszentrum. Ziel ist es, lähmungsbedingte Komplikationen frühzeitig zu erkennen, um eine zielgerichtete Therapie einleiten zu können. Ein weiterer Schwerpunkt des Behandlungszentrums ist die Komplikationsbehandlung. Häufig erforderliche operative Eingriffe erfolgen in Kooperation mit dem nahegelegenen Universitätsklinikum Greifswald. So ist die operative Behandlung von Extremitätenverletzungen bei Querschnittgelähmten möglich, die Behandlung der Spastik durch Muskel- und Sehneneingriffe oder durch die Implantation von Medikamentenpumpen, ebenso die Versorgung ausgedehnter Druckgeschwüre und die Entfernung funktionsbehindernder Weichteilverknöcherungen. Ausgedehnte Druckgeschwüre erfordern eine kompetente Krankenpflege, geeignete Lagerungsmaterialien bis hin zu Wechseldrucksystemen, den Einsatz moderner konservativer Wundbehandlungsmöglichkeiten einschließlich ausgedehnter operativer Verfahren mit dem Ziel der Wiederherstellung einer belastungstabilen, gesunden Haut. Gleichzeitig gilt es, durch die Überprüfung der genutzten Hilfsmittel und gegebenenfalls Neuversorgung oder Anpassung von Hilfsmitteln, erneute Druckgeschwüre zu verhindern. Nur durch ein eng zusammenarbeitendes Team ist das Ziel der umfassenden Rehabilitation querschnittgelähmter Patienten, der Behandlung von Komplikationen und der lebenslangen Nachsorge erreichbar. Der großzügig ausgestattete therapeutische Bereich des Zentrums ermöglicht eine komplexe multidisziplinäre Behandlung. Den Patienten stehen fast ausschließlich 1- und 2-Bett-Zimmer mit Fernseher, Internet- und Telefonanschluss zur Verfügung sowie ein geräumiger rollstuhlgerechter Sanitärbereich. Die komplexe Behandlung Querschnittgelähmter in der Akutphase, im Rahmen der Komplikationsbehandlung und auch in der lebenslangen Nachsorge hat sich in Greifswald über 10 Jahre bewährt. Kontakt: BDH-Klinik Greifswald GmbH Querschnittgelähmtenzentrum Karl-Liebknecht-Ring 26 a 17491 Greifswald Tel.: 03834 871232 Fax: 03834 871302 [email protected] www.bdh-klinik-greifswald.de