Bund freiberuflicher Hebammen Deutschland e.V. Bund Deutscher Hebammen e.V. Gemeinsam in der Gesellschaf t f ür Qualit ät in der außer klinischen Gebur t shilf e e.V. (QUAG) Pressemitteilung Geboren werden - zu Hause oder im Geburtshaus ist sicher Die außerklinische interventionsarme Geburtshilfe setzt Maßstäbe in der Begleitung von Gebärenden mit normalen Geburten und ermöglicht das Hinterfragen gängiger Interventionen in den Kliniken bei der Betreuung in vergleichbaren Fällen. Dieses von den Hebammen in Deutschland initiierte Verfahren Qualitätssicherung in der außerklinischen Geburtshilfe ist bisher einzigartig. zur Auf der Basis gesicherter Daten soll ein interdisziplinärer Dialog über eine effektive medizinische Versorgung angeregt werden, für die allgemeine Weiterentwicklung einer frauen- und familienfreundlichen Geburtshilfe, die den achtsamen Umgang mit dem Neugeborenen pflegt und Sicherheit gibt. Die aktuelle Studie Mit einer repräsentativen Datengrundlage von genau 42.154 erfassten und ausgewerteten Geburten in der häuslichen Umgebung oder im Geburtshaus aus den Jahren 2000 bis 2004 (5 Jahre) wird das Ziel verfolgt, Qualitätsmerkmale von adäquater Geburtshilfe herauszuarbeiten. Da nach dem Kriterium intention to treat alle begonnenen außerklinischen Geburten ausgewertet werden, sind folglich auch klinische Geburtsbeendigungen abgebildet. Die Ergebnisse regen zu einem Überdenken des allgemein üblichen geburtshilflichen Handelns an, welches hohe Raten von Dammschnitten, Geburtseinleitungen und Kaiserschnitten aufweist, die 1 auch Frauen mit niedrigem Risikostatus betreffen1. Innerhalb von 2000 bis 2004 erhöhte sich in Deutschland z.B. die Kaiserschnittrate bezogen auf reife Einlinge in Schädellage außerklinisch nur von 3,7% auf 4,8% und die Dammschnittrate dabei mit 6% sowie die Rate anderer schwerer Geburtsverletzungen (1%) konstant niedrig sind. Während sich die allgemeine Diskussion in Bezug auf die Qualität der Versorgung in der Geburtshilfe2 auf ein Hochrisikokollektiv ausrichtet, zeigen die Ergebnisse der außerklinischen Geburtshilfe, dass es sich lohnt, das Augenmerk verstärkt auch auf die Förderung der physiologischen Abläufe rund um Schwangerschaft und Geburt zu richten. Die nun vorliegende Studie zu Haus- und Geburtshausgeburten wird auch international Beachtung finden, da es bisher keine Untersuchung mit einem so großen Datenpool gegeben hat. Einige Ergebnisse Ein Ziel der Studie ist unter anderen der Nachweis, dass außerklinisch Gebärende schon in der Schwangerschaft einen engen Kontakt zu ihrer Hebamme oder ihrem Geburtshaus aufbauen, da durch ein gutes gegenseitiges Vertrauensverhältnis mehr Sicherheit entsteht. So hatten 95,9% (N=40.312) aller Schwangeren mindestens drei Kontakte bis eine Woche vor der Geburt. Dabei gab es einen Anstieg vom Jahr 2000 mit 94,2% auf 96,7% im Jahr 2004. Diese Kontakte dienen dazu, mögliche Veränderungen in der Schwangerschaft, die eine Geburt außerhalb der Klinik unmöglich machen würden, zu erkennen, entsprechend zu handeln und den Geburtsort konkret zu planen. Hebammen raten mehr als 2 mal häufiger Frauen zu einer Geburtsbeendigung in der Klinik, die mehr als 14 Tage nach dem errechneten Termin noch nicht geboren haben, als den übrigen Frauen, da es bei Übertragungen eher zu Problemen kommen kann. Wenn sich unter der Geburt Probleme entwickeln, soll ebenfalls rechtzeitig in eine Klinik verlegt werden. Ein Beispiel für gutes Geburtsmanagement der Hebammen zeigt sich beim Auftreten von auffälligen Herztönen beim Ungeborenen. Es soll in diesen Fällen möglichst so verlegt werden, dass diese Kinder erst in der Klinik geboren werden und das eventuell notwendige medizinische Equipment zur Verfügung steht. In drei Prozent aller Fälle wurden auffällige Herztöne bei den Gebärenden registriert (n=1.258). Von diesen wurden rund 70% (n=876) noch vor der Geburt in die Klinik verlegt. Nicht immer sind auffällige Herztöne gleichzusetzen mit einer gefährlichen Situation für das Kind. Von den in der Klinik geborenen 876 Kindern musste nur ein gleich 1 Durch Osnabrücker Projekt zur Technisierung der ´normalen´ Geburt von Schwarz und Schücking belegt 2 G-BA Vereinbarung über Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Versorgung von Früh- und Neugeborenen vom 20.09.2005, gültig ab 01.01.2006 2 bleibender Prozentsatz von etwa 7% in eine Kinderklinik verlegt werden (bezogen auf alle Geburten sind es nur 1,9%). Dennoch ist es richtig, bei auffälligen Herztönen frühzeitig in eine Klinik zu verlegen, denn der intrauterine Inkubator ist der beste für das Kind. Ziele der Erhebung QUAG e.V. verfolgt das Ziel, die Diskussion um die außerklinische Geburtshilfe zu versachlichen und das bisher von einer kleinen Gruppe von Frauen nachgefragte Angebot der außerklinischen Geburtshilfe sichtbarer in der Gesellschaft zu etablieren. Weiter sollen die Ergebnisse der Erhebung einen Beitrag zu einer angemessenen Aufklärung und Information der Öffentlichkeit leisten und in einer sachlichen Art und Weise, die Vor- und die Nachteile unterschiedlicher Geburtsorte beleuchten. Darüber hinaus soll die Qualität des hebammenspezifischen Ansatzes in der Geburtshilfe herausgearbeitet werden, die als "low tech and high touch" charakterisiert ist. Die außerklinische Perinatalerhebung verfolgt diese Ziele: Die Förderung der allgemeinen Weiterentwicklung einer frauen- und familienfreundlichen Geburtshilfe und die Stärkung der interventionsarmen Geburtshilfe in Deutschland. Den Eltern Hilfestellung geben bei der Entscheidung für IHREN Geburtsort durch die Beratung der Schwangeren zu diesem Thema mit sachlichen Informationen eine optimale Aufklärung in der Schwangerschaft über die verschiedenen Geburtsorte ermöglicht eine optimale Betreuung unter der Geburt und eine Steigerung des Wohlbefindens bei der Schwangeren und Gebärenden. Aufzeigen der Alternativen für physiologische Geburten gegenüber Klinikgeburten unter den Aspekten Sicherheit, Selbstbestimmung und Kosten. Die oben genannten Ziele werden mit Hilfe der Ergebnisse in den nächsten Jahren weiter verfolgt. Teilerfolge können wir in den letzten Jahren verbuchen. So hat sich ein interdisziplinärer Dialog entsponnen. So kann unter anderem die Diskussion im wissenschaftlichen Beirat von QUAG e.V. zur Verbesserung der Qualität der Geburtshilfe in Deutschland beitragen. Bisherige vergleichende Untersuchungen unterstützen dieses Ziel ebenfalls (z.B. in Hessen und Niedersachsen3). Durch die regelmäßige Veröffentlichung der sehr guten Ergebnisse außerklinischer Geburten wurde die Vielfalt der möglichen Geburtsorte in Deutschland wieder präsenter. Das zeigen die zunehmenden Anfragen von werdenden Eltern bei QUAG e.V. Die Gesellschaft versucht seit zwei Jahren auch die Klientel direkt anzusprechen, die Wünsche zu kennen und auch mit den Rückmeldungen betreuter Familien zu Hause oder im Geburtshaus weiter an der Qualität dieses Angebots zu arbeiten. Dafür möchte QUAG e.V. mit einem Elternbeirat entsprechende Strukturen schaffen. 3 Erschienen in 2001 Qualitätssicherung Geburtshilfe-Neonatologie-Gynäkologie, GQH Eschborn und in Der Gynäkologe Springer Verlag 2001/34:110-117 3 Historie Seit Anfang der 90er Jahre gab es Bemühungen von Hebammen, Ärztinnen und Ärzten sowie Vertreterinnen des Netzwerks für Geburtshäuser in Europa, ein bundesweit einheitliches Dokumentationsverfahren für außerklinische Geburten analog zur Perinatalerhebung in den Kliniken zu entwickeln. Daten von Geburten, die außerhalb einer Klinik stattfinden, sollten nach einheitlichen Kriterien zentral erhoben und ausgewertet werden. Vor Mitte der 1980er Jahre wurden außerklinische Geburten statistisch über die Amtsärzte erfasst, daraus ließen sich jedoch keine relevanten Aussagen über die Qualität dieser Geburtshilfe ableiten. Die Hebammenverbände BDH (Bund Deutscher Hebammen e.V.) und BfHD (Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands e.V.) gründeten gemeinsam die außerklinischen Geburtshilfe e.V. Gesellschaft für Qualität in der (QUAG e.V.). Diese schuf von 1996 bis 1998 mit zwei Vorlaufstudien die Voraussetzungen für die Dauererhebung von Daten außerklinischer Geburten. Seit dem Jahr 2000 ist die Vollzähligkeit mit 80% als sehr gut zu bezeichnen. Veröffentlichung der Studie im Rahmen der Beiratsitzung am 10.03.2006 im Bonifatiushaus in Fulda 10.30 bis 12.30 Uhr Die 5-Jahresstudie von QUAG e.V. (Analyse der Qualität zur außerklinischen Geburtshilfe in der BRD 2000 bis 2004 von Daten mit besonderen Fragestellungen) Frau Dr. Loytved Osnabrück 12.30 bis 13.30 Uhr Pause und Pressekonferenz 13.30 bis 14.15 Uhr Die ProGeb-Studie der MH-Hannover (die Teilnahmebereitschaft der außerklinisch tätigen Hebammen an der Studie) Fr. Dr. Groß - Hannover 14.15 bis 14.45 Uhr Pause 14.45 bis 15.30 Uhr Die Geburtshaus-Studie (Auswertung kategorisierter Geburtshaus-gruppen - eine vergleichende Studie; Inwieweit unterscheiden sich die geburtshilflichen Ergebnisse in kleinen, mittleren oder großen Geburtshäusern ) Herr Dr. David - Berlin 15.30 bis 16.00 Uhr Themensammlung für neue Studien bzw. Untersuchungen im Zusammenhang mit den Daten der außerklinischen Geburten Die Veröffentlichung wird im Verlauf des gesamten Jahres in internationalen und nationalen Fachzeitschriften erfolgen. Auf der Homepage von QUAG e.V. werden die Daten zum download zur Verfügung stehen und Nachfragen können jederzeit an die Geschäftsstelle gerichtet werden. 4 Projektleitung : Hebamme Anke Wiemer, Geschäftsführerin von QUAG e.V. Geschäftsstelle Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. Elisabethenstr. 1, 63579 Freigericht Tel. und Fax : 06055-5781, Email : [email protected] Sprechzeiten: Montag und Mittwoch von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr Homepage: www.quag.de Projektdurchführung (Studie): Hebamme Dr. rer. medic. Christine Loytved, MPH Verwaltung der Professur Gesundheits- und Krankheitslehre & Psychosomatik Universität Osnabrück Albrechtstr. 28 49 0 69 Osnabrück Tel. 0541 / 969 2452, Email: [email protected] Homepage: http://www.maternal-health.de Unterstützung in der statistischen Auswertung: Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsen Projektleitung Frau Berlage Postfach 4749 30047 Hannover Email: [email protected] Homepage: www.zq-aekn.de 5