10 Newsletter 10.03.2016 Daten | Fakten | Argumente THEMA DER WOCHE Innovationen im Mittelstand: Hindernisse aus dem Weg räumen Bürokratie bremst aus Fast 80 Prozent der Unternehmen machen die hohen bürokratischen Anforderungen im Inno­ vationsprozess zu schaffen. Dazu zählen z. B. regulatorische Vorgaben, wie sie die Europäische Chemikalienordnung Reach vorsieht, aber auch der Zeit- und Kostenaufwand bei Zulassungs- und Genehmigungsverfahren. Immerhin tut sich an verschiedenen Stellen etwas: Beispielsweise will die EU-Kommission zukünftig neue europäische Gesetzesvorschläge daraufhin prüfen, ob sie Inno­ vationen hemmen. Zumindest diskutiert wird auch die Einrichtung von sogenannten „Innovation Deals“: Innovationshemmnisse, die sich aus dem bestehenden EU-Recht ergeben, sollen identi­ fiziert und nach Gesprächsforen mit betroffenen Unternehmen, europäischen, nationalen sowie regionalen Gesetzgebern gegebenenfalls abgebaut werden. Das sind zwar erste wichtige Schritte in Richtung Bürokratieabbau und Vereinfachung von Verfahren – es darf jedoch nicht schon das Ende der Fahnenstange sein. So sollten auch die deutschen Politiker Gesetzesvorschläge auf Innovations­ freundlichkeit hin prüfen. Wagniskapital Mangelware Wagniskapital ist ebenfalls ein Innovationsthema: Wollen Unternehmen z. B. die Entwicklung und Vermarktung einer neuen Software oder einer neuen App finanzieren, sind Wagnis- und Betei­ ligungskapital wichtige Instrumente, aber auch hier hapert es. Knapp 60 Prozent der innovations­ aktiven Unternehmen berichten von Hürden beim Zugang zu Wagniskapital. Bei vielen Start-ups gehen z. B. steuerliche Verlustvorträge verloren, wenn Investoren einsteigen. Das behindert vor allem schnell wachsende Unternehmen, die in der Anfangsphase deutliche Verluste machen, bei der Suche nach neuen Wagniskapitalgebern. Die Regelung sollte daher so geändert werden, dass sie nur noch missbräuchliche Fälle erfasst. Für mehr Wagniskapital hierzulande ist auch der Verzicht auf eine Besteuerung von Streubesitzanteilen und mehr Rechtssicherheit in puncto Doppelbesteuerung aus­ ländischer Wagniskapitalgeber notwendig. Das im Koalitionsvertrag angekündigte Wagniskapital­ gesetz sollte die Bundesregierung nun auch tatsächlich noch in dieser Legislaturperiode umsetzen. Fachkräfteengpass hemmt Innovationen So viele Betriebe wie nie zuvor sehen im Fachkräftemangel ein Risiko für ihre wirtschaftliche Ent­ wicklung. Darunter leidet auch die Innovationsfähigkeit. Als Hemmnis für ihre Innovationsaktivitä­ ten nennen sogar sechs von zehn Unternehmen fehlende Fachkräfte – nicht nur Akademiker, sondern vor allem dual ausgebildete Fachkräfte in technischen Berufen. Zur Fachkräftesicherung müssen inländische Potenziale stärker genutzt werden, z. B. durch eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf etwa mithilfe flexibler Kinderbetreuungsangebote oder auch eine längere Beschäftigung älterer Experten. Darüber hinaus setzen viele Unternehmen zunehmend auch auf die Gewinnung von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland. Die Flüchtlinge können den Fachkräftemangel frühestens mittelfristig spürbar lindern, wenn Integration, Qualifikation und Spracherwerb gelingen. Die Fachkräftezuwanderung darf daher infolge der Flüchtlingskrise nicht aus dem Blick geraten. Ansprechpartnerin: Dr. Susanne Lechner, DIHK Berlin, Telefon 030 20308-1511 Innovativ sein heißt frische Ideen entwickeln und in neue Produkte, Dienstleistungen oder Ge­ schäftsmodelle umsetzen. Das ist eine Hauptzutat für wirtschaftlichen Erfolg. Dieses Wachs­ tumsmodell gerät derzeit in Gefahr: Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ziehen sich hierzulande immer stärker aus dem Innovationsgeschehen zurück. Nur gut 40 Prozent der KMU – und damit ein Drittel weniger als noch 2010 – wollen ihre Innovationsaktivitäten ausweiten. Das zeigt der aktuelle DIHK-Innovationsreport. Auch das kürzlich veröffentlichte Gutachten der von der Bundesregierung eingesetzten Expertenkommission für Forschung und Innovation stellt eine rückläufige Innovationskraft bei KMU fest. Auf welche Hindernisse treffen die Unternehmen?