Kapitel 7 Ph ik der Physik d Gase G : Elementare El t Thermodynamik Th d ik 1 …elementare Unterschiede zwischen Gasen und Festkörpern : Gase : stark komprimierbar, komprimierbar d.h. d h große Volumenänderung bei relativ geringer Kraft bzw. Druck möglich, z.B. mit Luftpumpe, (siehe Abb.) Festkörper : schwer komprimierbar; typisch nur unter extremen Bedingungen möglich, z:b. bei der Kernfusion nach Komprimierung von Festkörper-Targets mittels laser laser-erzeugten erzeugten Schockwellen; Laseranlage zur Kernfusion (siehe Abb. rechts) und laser-erzeugtes Plasma am Target (siehe Inset in der Abb.) www.grundschule-badsoden.de 2 …(einfache) physikalische Beschreibung von Gasen : Ö individuelle Teilchen ((Atome,, Moleküle)) Anmerkung : die Näherung ist (im Modell harter Kugeln) gültig, wenn der Abstand der Teilchen >> Teilchendurchmesser Ö beliebig expandierbar und stark komprimierbar Ö Ekin(T) > Epot d.h. vernachlässigbare Wechselwirkung zwischen den Teilchen Ö keinerlei NahNah oder Fernordnung ► Eigenschaften bestimmt durch statistische Mittelung über Bewegung (und Stöße) vieler Teilchen Ö mikroskopische Beschreibung : kinetische Gastheorie relevante makroskopische Größen : Druck (p), Volumen (V), Temperatur (T) 3 Boyle-Mariott‘sches Gesetz Experimentell E perimentell bestimmter Zusammenhang Z sammenhang zwischen Druck und Volumen eines Gases : p ⋅ V = const. Anmerkung : Konstante hängt von der Temperatur ab Ö Gasgesetz kann zur Bestimmung der Temperatur benutzt werden Differenzieren liefert : dV constt. V =− =− 2 dp p p p Ö vergleiche g mit der Definition der Kompressibilität p : 1 ∂V κ =− V ∂p Anmerkung : Die Kompressibilität beschreibt die Mö li hk it zur Variation Möglichkeit V i ti d des Vl Volumens ∂V/∂ ∂V/∂p (normiert auf das Ausgangsvolumen V) 4 für konstante Temperatur ist die totale Ableitung dV/dp gleich der partiellen Ableitung ∂V/∂p; es folgt somit : 1 dV 1 κ =− = V dp p p d.h. jje kleiner der Druck,, umso besser lässt sich ein Gas komprimieren p Dichte des Gases beim Druck p : mit : V= M ρ Ö p ρ = const. Ö p∝ρ d.h. die Dichte des Gases wächst proportional zum Druck 5 Anmerkung : Einheiten des Drucks in Gasen (Pascal, Bar, Torr) SI-Einheit des Drucks : [p] = 1 N/m2 = 1 Pa (Pascal) 1 hPa = 102 = 102 Pa andere gebräuchl. Einheiten : 1 bar = 10 = 105 Pa = 103 hPa 1 mbar = 10-3 bar = 0.75 torr [1 torr] ist definiert als der Druck einer Quecksilbersäule der Höhe 1 mm [1 bar] b ] iist definiert d fi i als l Luftdruck L f d k am Erdboden E db d Luftdruck bei “Normalbedingungen” Normalbedingungen : 1 atm = 1013,25 1013 25 hPa = 760 torr 1 atm = 1,01325 , bar 6 Barometrische Höhenformel ► Luftdruck variiert mit der Höhe h, h da das Gewicht (bzw. (bzw das Volumen) der auf einer Fläche in der Höhe h lastenden Luftsäule mit der Höhe abnimmt es gilt für den Schweredruck (Luftdruck) : F Mg Vρ g p= = = = ρgh A A A Änderung mit Variation der Höhe um dh : dp = − ρ g dh beachte : für Gase ist ρ = ρ(h) mit : p ρ = const. aus Boyle-Mariott Ö p ρ mit Dichte und Druck in Höhe h = 0 (Meereshöhe) = p0 ρ0 7 Ö p ρ0 dp = − g dh p0 Integration liefert : Ö ln(( p ) = − ρ0 dp =− g dh p p0 ρ0 p0 gh Ö p(h ) = p0 e − ρ0 p0 gh barometrische Höhenformel Luftdruck L ftd k nimmt i t exponentiell ti ll mit it Höhe ab. Die Stärke der Variation ist durch (ρ0/p0 g) gegeben. gegeben Bei ca. ca 5 km Höhe ist der Luftdruck bereits um die Hälfte gesunken. g beachte : das Verhältnis ρ0/p0 ist temperaturabhängig 8 vergleiche Druckvariation in einer Flüssigkeit (vgl. Kapitel 6) : Flüssigkeit ist inkompressibel Ö Dichte ist konstant ρ(h) = ρ0 Ö p(h ) = ρ 0 g h dd.h. h lineare Abnahme des Drucks mit der Höhe (gemessen z:b. vom Meeresboden aus bis zur Meeresoberfläche) Druck in einer Wassersäule mit 10 m Höhe. Zum reinen Wasserdruck addiert sich i h nochh der d Luftdruck L ftd k (1 bar) b ) an der d Wasseroberfläche bei h = 10 m 9 Anmerkung : Alternative Schreibweise der Höhenformel wie ie wir ir später noch sehen werden, erden ist die Konstante im Boyle-Mariott‘schen Bo le Mariott‘schen Gesetz proportional zur Temperatur : p ⋅ V = const. ≡ R ⋅ T Ö p RT = ρ M Einsetzen in : mit der Gas-Konstanten R für Masse 1 Mol und Mol-Volumen V ρ0 M = p0 R T Ö p(h ) = p0 e − ρ0 p0 gh liefert : p(h ) = p0 e − M gh RT beachte : M ist die Mol-Masse der Luft 10 Formel be bezogen ogen aauff ein Molekül der Masse m : p(h ) = p0 e − NA m gh RT mit it der d Zahl Z hl NA ≈ 6 ⋅ 1023(Avogadro-Zahl) (A d Z hl) der d Moleküle M l kül in i Masse M 1 Mol M l mit der Boltzmann-Konstanten Bolt mann Konstanten k = R/NA Ö p(h ) = p0 e − mgh kT betrachte Exponenten : mgh ist die potentielle Energie eines Teilchens kT ist offensichtlich die thermische Energie g Ö die barometrische Höhenformel setzt die vorhandene thermische Energie eines Gas-Teilchens in Beziehung zur potentiellen Energie, Energie die das Teilchen zum Aufenthalt in der Höhe h benötigt 11 Anmerkung : Auftrieb in der Atmosphäre ► äquivalent zum Archimedischen Prinzip des Auftriebs in Flüssigkeiten gilt auch in Gasen : Ein Körper erfährt in Gasen eine Auftriebskraft, die gleich dem Gewicht der verdrängten g Gasmenge g ist. Ö ein Ballon kann in der Luft schweben, wenn er durch sein großes Volumen mehr h Luft L ft verdrängt d ä t als l seinem i Ei Eigengewicht i ht entspricht t i ht : g M Ballon ≤ VBallon ρ Luft g 12 Kinetische Gastheorie Die von Boltzmann Boltzmann, Clausius, Clausius Maxwell u. u a. a in der zweiten Hälfte des 19. 19 Jh. Jh entwickelte kinetische Gastheorie führt alle Eigenschaften eines Gases auf die Bewegung g g der Gas-Atome und deren Wechselwirkung g bei Stößen zurück ► Modell des idealen Gases : Ein Gas besteht aus Atomen oder Molekülen, die sich mit statistisch verteilten Geschwindigkeiten bewegen und die sich wie kleine starre Kugeln mit Radius r0 verhalten. r0 sei viel kleiner als der mittlere p Abstand zwischen den Teilchen Ö Gas als Ensemble von Massenpunkten (Eigenvolumen vernachlässigbar). Ebenso sei die Wechselwirkung zwischen den Teilchen vernachlässigbar (kein Binnendruck) ► Stöße zwischen Teilchen seien völlig elastisch Ö Stöße führen lediglich zu Umverteilung von kinetischer Energie Ö keine Anregung innerer Energien ► Druck als Folge von elastischen Stößen der Teilchen mit der Wand, d.h. p gp pro Zeit und Fläche. Druck = Impulsübertrag 13 Anmerkungen …zur Kraft zwischen Gas-Teilchen und deren Idealisierung Epot Epot Epot rmin ΔEkin r EB ( ) (a) r r (b) ( ) (c) (a) typischer Verlauf der Wechselwirkungsenergie zwischen zwei Gas-Atomen (äquivalent zum M l kül t ti l P t ti l) (b) Idealisierung Molekülpotential-Potential); Id li i 1 harte 1: h t Kugeln; K l gute t Näherung Näh fü EB = für Epot(rmin) << Ekin; (c) Idealisierung 2 : Teilchenvolumen → 0; gute Näherung für NVTeilchen << VBehälter; beachte : Energie- und Impulsaustausch ist auch im Rahmen der Näherungen möglich 14 Abschätzungen : Dichte bei Luftdruck L ftdr ck (1 bar) : ρ = 3 ⋅ 1019 Teilchen/cm3 = 3 ⋅ 1025 Teilchen/m3 Ö verfügbares Volumen pro Teilchen : VB = 1/3 ⋅ 10-25 m3 Ö mittlerer Abstand der Teilchen : r = VB1/3 ≈ 4 ⋅ 10-9 m Vergleich mit Atomdurchmesser : ro ≈ 0.1 nm = 1Å = 10-10 m << r0 Ö Idealisierung Eigenvolumen → 0 ist gute Näherung für p = 1 bar Ö zusätzlich : Näherung harter Kugeln, bzw. Ekin >> EB Ö ideales Gas falls Wechselwirkung und Eigenvolumen nicht vernachlässigbar sind (z.B. bei hohem Druck) Ö „reale“ Gase 15 Druck : Mikroskopische Erklärung ► Druck,, den das Gas auf die Wand ausübt,, wird durch den Impulsübertrag p g der Atome bei Stößen mit der Wand bewirkt Definition : Druck = Kraft pro Fläche Ö r dF ( N , v ) p= dA Kraft F ist von Anzahl der Stöße und Geschwindigkeit abhängig mit : d (ΔP ) dF = dt d d d.h. Kraft = übertragener Impuls pro Zeiteinheit oder : dF = Z& 2 m v mit der Anzahl dZ/dt von Stößen pro Zeiteinheit 16 beachte : wir betrachten zunächst nur senkrechte Stöße mit der Wand wir betrachten jetzt den Teil nx aller Moleküle pro cm3, die sich in einem Würfel-Volumen V mit der Geschwindigkeit vx in x-Richtung bewegen : Ö Anzahl von Stößen mit der Wand : dZ = nx v x dA dt Ö Kraft auf die Wand: dF = 2 m nx v dA 2 x Ö Druck auf die Wand: p = 2 m nx v 2 x muss noch bestimmt werden werden, zz.B. B im Mittel über viele Teilchen bzw. Stöße 17 Anmerkung : Teilchen, die nicht senkrecht zur Wand fliegen bzw. stoßen : auch wenn ein Molekül schräg zur Wand fliegt, so wird von ihm beim elastischen Stoß auf die ebene b W d in Wand i der d yz-Ebene Eb ebenfalls b f ll nur der d Impuls I l 2mv 2 x übertragen, üb t weil il die di Tangentialkomponenten vy, vz keinen Impuls in Wandrichtung bewirken 18 …zur Bestimmung der Geschwindigkeiten vx : vi = 0 betrachte Mittelwert : ; i =x,y,z d.h. es gibt gleich viele Teilchen, die nach links oder rechts fliegen beachte allerdings : v ≠0 Isotropie verlangt : 2 x = v 2 i v 2 y = v ∞ Ö 2 i v 2 z ∞ 1 1 2 1 2 = ∫ N (vi ) vi dvi = v = ∫ N (v) v 2 dv N0 3 N0 insbesondere also : v 2 x 1 2 = v 3 19 wir ersetzen in : p = 2 m nx v die Geschwindigkeit durch den Mittelwert : v → v 2 x 2 x beachten die Isotropie der Dichte : 2 x 1 2 = v 3 nx = n y = nz = n sowie i die di Tatsache, T h dass d nur die di Hälfte Hälf dder T Teilchen il h nachh rechts h in i Richtung Ri h (+x) fliegen und mit der Wand stoßen Ö weiterer Faktor ½ in der Gleichung Ö 1 2 p = mn v 3 mit der mittleren kinetischen Energie : Ekin 1 = m v2 2 Ö ähnlich wie Boyle-Mariott : Ö 2 p = n Ekin 3 2 p ⋅ V = N Ekin 3 Ö die Konstante in Boyle-Mariott ist proportional zur mittleren kinetischen Energie 20 Anmerkung : …später werden wir sehen : die mittlere kinetische Energie definiert die Temperatur (thermische Energie) Ö Temperatur ist Teilchenbewegung Ekin 1 3 2 = m v ≡ k T = ET 2 2 mit der Boltzmann-Konstanten k k ≈ 1.38 ⋅ 10-23 J/K Anmerkung : Faktor 3 in der Definition der thermischen Energie berücksichtigt die drei F ih it Freiheitsgrade d der d Translationsbewegung T l ti b Ö bei völlig ruhenden Teilchen wird T → 0 (absoluter Nullpunkt Kelvin-Skala) Ö p ⋅V = N k T oder : p=nkT Ö bei fester Temperatur (bzw kin. (bzw. kin Energie) und Dichte folgt : Ideale Gas-Gleichung p ⋅ V = const. Boyle-Mariott 21 Anmerkung … zum Zusammenspiel von Theorie und Experiment kinetische Gastheorie liefert : Experiment lieferte : 2 p ⋅ V = N Ekin 3 p ⋅V ∝ T Ö Definition : p ⋅V = N k T Ö Proportionalitäts-Konstante k, normiert auf die Dichte Ö Vergleich Theorie – Experiment ergibt ibt die di Definition D fi iti der d Temperatur T t : Ekin dd.h. h bbeii drei d i Freiheitsgraden F ih i d der d Translation T l i ergibt sich die Energie pro Freiheitsgrad : 3 ≡ kT 2 Ekin 1 = kT 2 Gleichverteilungssatz : Bei einem Gas, das genügend lange bei einer konstanten p Tg gehalten wird,, verteilt sich die Energie g der Teilchen durch Stöße Temperatur gleichmäßig auf alle Freiheitsgrade, sodass im Mittel jedes Teilchen die Energie 22 〈Ekin 〉 = f/2⋅ kT hat, wenn f die Zahl der Freiheitsgrade ist. Abschätzung : Teilchendichte bei Luftdruck L ftdr ck (1 bar = 105 Pa) : p=nkT 5 Ö p 10 ⎡ 1 ⎤ = ... ≈ n= − 23 3⎥ ⎢ kT 1.3 ⋅10 ⋅ 300 ⎣ m ⎦ 25 1 19 1 ≈ 10 0 = 100 3 3 m cm 23 Anmerkungen : Wirkung des Gas-Drucks Abpumpen, Ventil schließen ( (links) ) betrachte einen nicht aufgeblasenen fg Luftballon f in einer luftgefüllten fg f Kammer; die Einblasöffnung ff g des Luftballons sei verschlossen; da der Druck im Luftballon und in der Kammer gleich sind, liegt der Luftballon schlaff am Boden der Kammer; mikroskopische Deutung : statistisch gleich viele Stöße von Molekülen außerhalb und innerhalb des Ballons an die Gummihülle Ö keine Netto-Kraft Ö keine Expansion; (rechts) wenn die Kammer evakuiert wird, dann ist der Druck im Luftballon höher als in der Kammer Ö der Luftballon expandiert durch die Wirkung des Gas-Drucks im Inneren; mikroskopische Deutung : mehr Stöße der Luftmoleküle im Inneren des Ballons an die Wand als von außen Ö Netto-Kraft von innen nach außen Ö Expansion, bis die rücktreibende Kraft der Ausdehnung des Gummis (Elastizität) gleich der Netto-Kraft durch Molekülstöße ist; beachte : obwohl die Wirkung des Stoßes eines einzelnen Moleküls vernachlässigbar scheint, addieren sich die Stöße der hohen Anzahl von Molekülen zu einem makroskopischen Druck auf 24 Abschätzung der Kraft auf die Halbkugeln : Durchmesser : D = 10 cm Ö Fläche A ≈ π D2/4 ≈ 0.01 0 01 m2 Druck p = F/A (Luftdruck p = 105 Pa) Ö Kraft F = p A = …= 103 [N] Kraft entspricht Gewicht von : F = M g FG = 103 [N] = M g Ö M ≈100 kg Magdeburger Halbkugeln : evakuierte Halbkugeln scheinen sich mit großer Kraft anzuziehen; mikroskopische Deutung : mehr Stöße von Molekülen außerhalb der Kugeln auf die Wände als von innerhalb Ö Netto-Kraft f von außen ß nachh innen Ö Halbkugeln lbk l werden d durch d h den d Luftdruck f d k zusammengepresst 25 Magdeburger g g Halbkugeln g : historisches Experiment p von Otto von Guericke ((1657); ); zwei Halbkugeln g (Durchmesser 47 cm) wurden evakuiert und konnten auch von insgesamt 16 Pferden nicht auseinandergezogen werden; Quelle : http://www.laurentianum.de/physikmuseum/magdeburg.htm 26 mathematische Zwischenbemerkung : Verteilungsfunktionen ► die bisherigen Überlegungen zeigen : Thermodynamik = statistische Physik Ö makroskopische Beobachtung können durch Mittelung üb mikroskopische über ik k i h Effekte Eff kt erklärt klä t werden d und : mikroskopische Eigenschaften (z.B. Geschwindigkeit) eines bestimmten einzelnen Teilchens in einem Ensemble können nur im Rahmen statistischer Wahrscheinlichkeiten vorausgesagt werden Ö Verteilungsfunktionen z.B. eine Verteilungsfunktion f(v) dv für die Geschwindigkeit gibt an, welcher Bruchteil von Teilchen (bezogen auf die Gesamtzahl der Teilchen) in einem Ensemble eine Geschwindigkeit im Intervall v±dv besitzt : +∞ N (v) dv f (v) dv = N Normierung : ∫ f (v) dv = 1 −∞ +∞ Ö Bildung des Mittelwerts : v = ∫ v f (v) dv −∞ 27 betrachte eine physikalische Größe (z.B. Geschwindigkeit) für Teilchen in einem Ensemble beim thermischen Gleichgewicht (d.h. die Verteilungsfunktion fT(v) sei zeitlich konstant) durch eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt t könnten wir die momentanen Geschwindigkeit aller Teilchen ermitteln Ö Bestimmung der Verteilungsfunktion fN(v) Ö Bestimmung eines „Scharmittels“ alternativ könnten wir die Variation der Geschwindigkeit eines einzelnen Teilchens mit der Zeit t ermitteln Ö Bestimmung der zeitlichen Verteilungsfunktion ft(v) Ö Bestimmung eines „Zeitmittels“ Wenn sowohl N als auch t hinreichend groß sind, gilt : Erdogen-Hypothese d.h. nach Ermittlung von fN(v) muss nicht nochmals der Effekt zeitlicher Variationen betrachtet werden f N (v ) = f t (v ) Scharmittel = Zeitmittel 28 Maxwell-Boltzmann-Verteilung betrachte die barometrische Höhenformel : äquivalente Formulierung für die Dichte : p(h ) = p0 e − mgh kT ρ (h ) = ρ 0 e − mgh kT Ö der Exponent in der Höhenformel kann als Relation zwischen potentieller und thermischer Energie eines Teilchens interpretiert werden : Ö ρ = ρ0 e − E pot kT Ö Teilchen-Dichte : n = n0 e − E pot kT Ö alternative Interpretation der Höhenformel : offensichtlich beschreibt die Gleichungg die Wahrscheinlichkeit,, in einem Ensemble der Temperatur p T einen Bruchteil von Teilchen mit der Energie Epot zu finden; je höher Epot (d.h. je größer die Höhe h), umso weniger wahrscheinlich wird es, dass die thermische Energie die „Besetzung“ des Zustandes Epot erlaubt 29 Ö Verteilungsfunktion für b li bi Energie-Formen beliebige E i F : f (E) = e Ö wir erhalten für ein Ensemble mit kinetischer Energie Ekin (in einer Dimension z) − E kT f (v z ) = e allgemeiner (mit Normierungs-Konstanter) : BoltzmannV Verteilung il E − kin kT =e f (v z ) = C e ∫ f (v ) dv z −∞ 1 m v z2 − 2 kT 2 +∞ Normierung der Funktion fordert : 1 m v z2 − 2 kT = C +∞ − 1 m v z 2 kT ∫e dv ≡ 1 −∞ beachte : Geschwindigkeit vz kann von – ∞ bis + ∞ variieren (Richtung –z, +z) 30 Lös ng des Integrals und Lösung nd Ansetzen Anset en der Norm liefert : f (v z ) = Ö normierte Verteilungsfunktion : m C= 2π k T m e 2π k T 1 m v z2 − 2 kT Erweiterung auf Verteilung in drei Dimensionen: r f (v ) = C e Ö Normierung liefert : ( 2 2 2 1 m vx +v y +vz − 2 kT ) = Ce ⎛ m ⎞ ⎟⎟ C = ⎜⎜ ⎝ 2π k T ⎠ 1 m v x2 − 2 kT e 2 1 mvy − 2 kT e 1 m v z2 − 2 kT 3 2 31 wenn lediglich der Betrag |v| von Interesse ist (die Richtung von v also beliebig sein kann) , ergibt sich für die Verteilungsfunktion : 3 2 ⎛ m ⎞ ⎟⎟ 4 π v 2 e f (v) = ⎜⎜ ⎝ 2π k T ⎠ 1 mv2 − 2 kT Maxwell-Boltzmann GeschwindigkeitsVerteilung Anmerkung : zusätzlicher Faktor 4πv2 beschreibt statistisches Gewicht Interpretation : ► f(v) dv beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilchen eine Geschwindigkeit im Intervall dv um v besitzt ► f(v) beschreibt die Wahrscheinlichkeitsdichte, d.h. die Wahrscheinlichkeit einer bestimmte Geschwindigkeit v pro Geschwindigkeitsinterval Ö Anzahl der Teilchen im Geschwindigkeitsintervall dv um v : N (v) dv = N 0 f (v) dv mit der Gesamtzahl der Teilchen N0 32 …mathematische Zwischenbemerkung : statistisches Gewicht math. Motivation : bei vorgegebener Geschwindigkeit |v| ± dv gibt es eine „Anzahl math Anzahl“ (bzw. statistische Wahrscheinlichkeit) von Möglichkeiten für Vektoren (vx, vy,vz), die Bedingung |(vx, vy,vz)| = |v| ± dv zu erfüllen; die Wahrscheinlichkeit kann durch das Volumen in der Kugelschale |v| ± dv beschrieben werden y vz v v vy vx x dv P (v) ∝ V (v) = 4 π v dv 2 statistisches Gewicht 33 beachte : betrachte f(vz), d.h. Verteilung für eine Geschwindigkeitskomponente : f (v z ) = m e 2π k T 1 m v z2 − 2 kT Anmerkung : statistisches Gewicht = 1 vz kann variieren im Bereich -∞ bis +∞ Ö symmetrische Verteilung um vz = 0 Ö Mittelwert 〈vz〉 = 0 ► im Gegensatz g dazu ist die Verteilung g des Betrags g der Geschwindigkeiten g im drei-dimensionalen Raum asymmetrisch : |v| kann variieren von 0 bis +∞ Ö es gibt irgendwo eine wahrscheinlichste Geschwindigkeit vW mit f(vW) = max und einen Mittelwert 〈|v|〉 ≠ 0; beachte : vW ≠ 〈|v|〉 34 mit it der d Maxwell-Boltzmann-Verteilung M ll B lt V t il ergibt sich aus df(vW)/dv = 0 : 2kT vW = m wahrscheinlichste h h i li h t Geschwindigkeit +∞ sowie i aus : v = ∫ v f (v) dv 0 die mittlere Geschwindigkeit : 8k T v = πm Ö Geschwindigkeiten wachsen mit Temperatur T 35 +∞ Mittelwert des Geschwindigkeitsquadrats : v 2 = ∫ v f (v) dv 2 0 liefert : v 2 3k T = m beachte : 〈v〉2 = 0, aber : 〈v2〉 ≠ 0 Ö mittlere kinetische Energie im Ensemble : 1 3 2 E = m v = kT 2 2 Ö Die kinetische Energie ist proportional zur Temperatur T des Ensembles und : mittlere Energie pro Freiheitsgrad (hier : Transmission) 〈E〉 = ½ kT 36 typische Werte : z.B. für Luft (N2) bei Zimmertemperatur (T = 300 K) : 27 kg 26 kg m(N (N2) = 2 ⋅ 14 ⋅ 1.6 1 6 ⋅ 10-27 k ≈ 2 ⋅ 10-26 k Ö 2 ⋅1.3 ⋅10 −23 ⋅ 300 vW = 4 ⋅10 − 26 und : ⎡m⎤ 5 ≈ 2 ⋅ 10 ⎢s⎥ ⎣ ⎦ ⎡m⎤ ⎡m⎤ ⎢ s ⎥ ≈ 450 ⎢ s ⎥ ⎣ ⎦ ⎣ ⎦ ⎡m⎤ v = vW ≈ 500 ⎢ ⎥ π ⎣s⎦ 2 d.h. thermische Geschwindigkeiten kleiner Moleküle liegen bei einigen 100 m/s sowie : 3 1 − 20 − 23 E = 1.3 ⋅10 ⋅ 300 [J ] ≈ 10 [J ] ≈ 0.05 [eV ] 2 2 d.h. thermische Energien kleiner Moleküle liegen im Bereich von 10 meV 37 Geschwindigkeitsverteilung von N2-Molekülen bei zwei verschiedenen Temperaturen. Die wahrscheinlichste und mittlere Geschwindigkeit verschieben sich bei wachsender Temperatur zu größeren Werten. Gleichzeitig wird die Verteilung breiter, da jetzt auch sehr große Geschwindigkeiten mit höherer Wahrscheinlichkeit vorkommen können. Beachte : Die Flächen unter beiden Kurven geben die gesamte Teilchenzahl pro Volumeneinheit an und sind deshalb bei einer abgeschlossenen Gasmenge gleich. Wenn die Verteilung bei 38 höherer Temperatur breiter wird, muss die Kurve (bei konstanter Fläche) daher flacher werden. Beispiel : MB-Geschwindigkeitsverteilung für verschiedene Temperaturen N2 T = 100 K T = 300 K T = 1000 K Vmax = 242 m/s f (v) [a.u.] Vmax = 424 m/s = 424 m/s Vmax = 758 m/s 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 v[m/s] Geschwindigkeitsverteilung von N2-Molekülen bei drei verschiedenen Temperaturen (siehe oben) 39 Beispiel : MB-Geschwindigkeitsverteilung für verschiedene Massen Xe: xm= 131 T = 300 K CO2: xm= 38 Vmax = 197 m/s N2: f (v) [[a.u.] Vmax = 364 m/s 364 / xm= 28 He2: xm= 4 Vmax = 424 m/s Vmax = 1121 m/s 1121 m/s 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 v [m/s] MB-Verteilung für verschiedene Massen bei gleicher Temperatur : für verschiedene Massen ergeben sich verschiedene Verteilungen; die Vergrößerung der Masse in der MB-Verteilung hat denselben Effekt wie die Reduzierung der Temperatur Ö kleine Massen zeigen breitere Verteilung und größere Geschwindigkeiten 40 Thermodynamische Freiheitsgrade ► thermische Energie pro Freiheitsgrad 〈E〉 = ½ kT ► drei Freiheitsgrade der Translation zusätzlich bei Molekülen : Freiheitsgrade g der Schwingung g g und Rotation Ö Aufnahme/Austausch innerer Energie durch thermische Stöße möglich Ö Ö Ö (oben) Austausch von Translations-Energie im elastischen Stoß; (Mitte) Anregung von Rotationsenergie; 41 (unten) Austausch von Schwingungsenergie Anmerkung : Molekulare Rotation z 2 Rotationsenergie : Erot L = 2I L Lz Lx = L y = L z Ö drei Freiheitsgrade der Rotation Ö frot = 3 y Ly im thermischen Gleichgewicht gilt : Lx x aber (bei zwei-atomigen Molekülen) : bei „moderaten“ Temperaturen sind nur zwei Freiheitsgrade zugänglich Ö frot = 2 bei „moderaten“ Temperaturen sind nur Rotationen um Achsen senkrecht zur Kernverbindungsachse möglich; die Rotation (blau) um die Kernverbindungsachse benötigt extrem hohe g , da das Trägheitsmoment g I∼r thermische Energien, in diesem Fall sehr klein und damit Erot ∼ 1/I sehr groß wird (vgl. Quantenmechanik, s.u.) 42 Anmerkung : Molekulare Schwingung zwei-atomiges ei atomiges Molekül : eine Möglichkeit zur Schwingung aber : zwei Energieformen (potentiell/kinetisch) Ö zwei Freiheitsgrade der Schwingung Ö fvib = 2 drei-atomiges Molekül : d i Möglichkeit drei Mö li hk it zur Schwingung S h i und : zwei Energieformen (potentiell/kinetisch) Ö sechs h Freiheitsgrade F ih it d der d Schwingung S h i Ö fvib = 6 43 ► Gleichverteilungssatz : thermische Energie pro Freiheitsgrad 〈E〉 = ½ kT Ö für Atome : f = ftrans = 3 Ö für zwei zwei-atomiges atomiges Molekül : f = ftrans + frot + fvib = 3+2+2 = 7 Ö für drei-atomiges Molekül : f = ftrans + frot + fvib ib = 3+3+6 = 12 beachte : die Rotation für drei-atomiges g Molekül ist auch bei moderaten Temperaturen p nicht den Einschränkungen des zwei-atomigen Moleküls unterworfen, d.h. frot = 3 Anmerkung : 〈E〉 = ½ kT gibt quantitativen Zusammenhang zwischen Energie und Temperatur via statisches Mittel über viele Teilchen und/oder lange Zeiten. Di Temperatur Die T t i t nur dann ist d eine i physikalisch h ik li h sinnvolle i ll Größe, G öß wenn Verteilungsfunktionen für das thermische Gleichgewicht angegeben werden. 44 Zwischenbemerkungen : … ein kurzer Ausflug in die Quantenmechanik 2 wir betrachten die Rotationsenergie eines Moleküls : Erot L = 2I Ö klassische Erwartung g : die Rotationsenergie g kann p prinzipiell p beliebige g Werte annehmen – da auch der Drehimpuls beliebige Werte annehmen kann ► die Quantenmechanik Q antenmechanik zeigt eigt hingegen : Drehimpuls Drehimp ls ist gequantelt geq antelt L = h l (l + 1) 2 2 mit it : l = 0 ; 1 ; 2 ; ... und d: h h= 2π 2 Ö Rotationsenergie ist gequantelt : Erot h = l (l + 1) ≡ C l (l + 1) 2I beachte : in der Konstanten C ist Information über das Trägheitsmoment, d.h. über den Abstand zwischen den Kernen enthalten Ö spektroskopische Messung der Rotationsenergien erlaubt Bestimmung des Kernabstands 45 (oben) energetische Position von Rotations-Energien in einem molekularen Rotator; der Abstand der R t ti Rotationsenergien i wächst ä h t mit it der d Quantenzahl Q t hl l; l (unten) ( t ) Rotations-Frequenzspektrum, d.h. Übergänge zwischen benachbarten Rotations-Niveaus; die Abstände zwischen den Übergangsfrequenzen sind konstant l Energien : Erot ,(l ) = C l (l + 1) Ö Abstände : ΔE(l ) = Erot ,(l +1) − Erot ,(l ) = 2C (l + 1) Ö Übergangsfrequenzen g g q : hν (l ) = ΔE( l ) = 2C (l + 1) Ö Abstände zwischen Frequenzen : Übergangsfrequenz hν (l +1) − hν (l ) = 2C = const. 46 benötigte Mindest-Energie g g der Rotation : zur Anregung Erot ,( l =1) h2 = ≡ k TC I mit der „kritischen“ Temperatur TC, ab der genug thermische Energie im Ensemble vorhanden ist, um die Rotation anzuregen A B Ö Trägheitsmoment bzgl. Drehung um Achse A : I A ≈ M 1 R12 + M 2 R22 Ö Trägheitsmoment bzgl. Drehung um Achse B : I B ≈ M1 d 2 + M 2 d 2 Anmerkung : für homo-nukleare Moleküle (H2, N2, O2,…) ist R1 = R2 47 Bindungslänge im Molekül R (ca. 10-10 m) >> Kern-Ausdehnung d (ca. 10-15 m) Ö IA >> IB betrachte : ( B) Erot I B TC( B ) = ≡ ( A) ( A) Erot I A TC Ö Rotation um B benötigt g viel höhere (thermische) ( ) Energie g zur Anregung g g ÖTC ist sehr hoch für Rotation um B Ö bei „moderaten“ Temperaturen kann Rotation um B vernachlässigt werden IInterpretation i : Rotation R i wird i d angeregt durch d h Energieübertrag E i üb (i l i h (inelastischer Stoß) von Translationsenergie auf innere Energie (Rotation); die verfügbare Translationsenergie ist proportional zur Temperatur; wenn die Temperatur (bzw. (bzw die verfügbare Translationsenergie) zu niedrig ist, kann die gequantelte g g werden und das Molekül bleibt im Grundzustand der Rotation nicht angeregt Rotation, d.h. l = 0 mit Erot = 0 48 wir betrachten jetzt die Schwingung (Vibration) eines Moleküls : ► die Quantenmechanik zeigt : auch die Schwingungsenergie ist gequantelt betrachte harmonischen Oszillator als Näherung für molekulare Schwingung : F = − D (r − r0 ) E pot Ö D 2 = − ∫ F dr = (r − r0 ) 2 mit Auslenkung A slenk ng r-r r r0 aus a s der Ruhelage R helage Potential quadratisch i der in d Auslenkung A l k Epot Ö gequantelte Energieniveaus : 1⎞ ⎛ E (v ) = h ω0 ⎜ν + ⎟ 2⎠ ⎝ r-r0 mit Eigenfrequenz ω0 und Schwingungsquantenzahl ν 49 1⎞ ⎛ E (v ) = h ω0 ⎜ν + ⎟ 2⎠ ⎝ Epot v=3 v=2 v=1 v=0 r-r0 Ö Nullpunkts-Schwingungsenergie N ll kt S h i i h ω0 E (0 ) = ≠0 2 und : äquidistante Energieniveuas Anregung der Vibration verlangt Mindestenergie (Übergang v = 0 nach v = 1) : ΔE = h ω0 ≡ k TC mit der krit. Temp. TC zur Anregung der Vibration beachte : dies ist ein anderes TC als bei der Rotation Ö falls T << TC kann die Schwingung nicht angeregt werden f ll T > TC kann falls k die di Schwingung S h i angeregtt werden d Anmerkung : Interpretation äquivalent wie bei der Rotation 50 beachte : Vibrationsfreiheitsgrade zählen doppelt klassisches Argument : Anregung von pot. pot und kinet. kinet Energie bei Vibration; die Quantenmechanische Rechnung liefert das Ergebnis direkt : mittlere Schwingungsenergie : Evib 1 = 2⋅ k T = k T 2 typisches Verhalten für kleine Moleküle : TC( Rot , A) < TC(Vib ) << TC( Rot , B ) z.B. im Bereich von Zimmertemperatur (T = 300 K) Ö Anregung von Rotation um Achse ⊥ Kernverbindungsachse möglich Ö Anregung von Vibration schwer möglich Ö Anregung g g von Rotation um Kernverbindungsachse g nicht möglich g 51 Energie [10000 cm‐1] 4 Dissoziations‐Kontinuum Morse‐ Potential 3 2 Reales Molekülpotential und Vibrationsniveaus in H2; das Potential lässt sich nur für kleine Auslenkungen g um die Ruhelage g als harmonischer Oszillator beschreiben; für höhere Energien gibt es Abweichungen vom parabel-förmigen Verlauf; diese Anharmonizität führt dazu, dass die Schwingungsniveaus nicht mehr äquidistant liegen; der Abstand der Schwingungsniveaus konvergiert gegen Null; die Niveaus erreichen schließlich das Dissoziationskontinuum; ab der Dissoziationsgrenze sind die Kerne nicht mehr zum Molekül M l kül gebunden; b d zur analytischen l i h Beschreibung des realen Potentialverlaufs können höhere Näherungen benutzt werden, z.B. B das d Morse-Potential; M P t ti l 1⎞ h ω ⎛ 1⎞ ⎛ E (v ) = hω0 ⎜ v + ⎟ − ⎜v + ⎟ 2 ⎠ 4D ⎝ 2⎠ ⎝ 2 1 E0 = ½ ħω R [Å] R [Å] 2 0 2 Zahlenwerte : Vibrationsquant ω0 = 4159 cm-1 ( l typische (vgl. i h Werte W fü kleine für kl i M l kül Moleküle 100…1000 cm-1); Kernabstand in Ruhelage R0 = 0.8 Å, Dissoziationsenergie D ≈ 38.000 cm-1 Anmerkung : Termwerte [cm-1] = [E/hc] = [hv/hc] = [1/λ] 52 Transportprozesse in Gasen Transportpro esse in Gasen werden Transportprozesse erden bestimmt durch d rch : ► Diffusion von Teilchen (Transport von Materie) ► Wärmeleitung (Transport von Energie) ► Viskosität („Zähigkeit“, Transport von Impuls) ► Streuung von Teilchen (Ablenkung von der ursprünglichen Flugrichtung) 53 Streuprozesse Näherung Näher ng der Streuung Stre ng in Gasen : Modell harter Kugeln Ö Stoß (Streuprozess) findet nur statt, falls Stoßparameter b < r1 + r2 Ö Stoßquerschnitt : mit: σ =π r *2 r = r1 + r2 * Anmerkung : „harte Kugeln Kugeln“ ist grobe Näherung i.d.R. ist Epot = Epot(r) d h größere d.h. öß R Reichweite i h it des d Potentials P t ti l dann wird : σ = σ(E) d.h. Stoßquerschnitt wird abhängig von Stoß-Energie 54 Abschwächung eines Teilchenstrahls (in Propagationsrichtung) durch Streuung : betrachte ein Teilchen A, A das durch ein Volumen mit Streuern B fliegt : viele Teilchen B mit „Querschnittssscheibe“ Q h itt h ib “ dx Teilchen A Ö Wahrscheinlichkeit für einen Stoß : W = abgedeckte Fläche / Gesamtfläche Ö Ö 1 W = ∑σ i A i W = nB σ dx mit : ∑σ i i = NB σ und : N B = nB A dx 55 Ö Anzahl der Stöße : dN A = N A W = N A nB σ dx aus der ursprünglichen Flugrichtung gehen Teilchen A durch Streuung zur Seite verloren Ö Abschwächung des Strahls A in Flugrichtung Ö Integration liefert : dN A = − nB σ dx NA ln ( N A ) = −nB σ x + C mit Anfangsbedingung NA(0) = NA,0 folgt: N A ( x ) = N A, 0 e − nB σ x d.h. die Teilchenzahl in Flugrichtung nimmt exponentiell mit der Flugstrecke ab 56 N A ( x) dW = N A, 0 betrachte die Wahrscheinlichkeit für einen Stoß auf der Strecke dx : Ö Strecke, die im Mittel stoßfrei durchlaufen werden kann : ∞ 1 Λ = x = ∫ x dW ( x) = N A, 0 0 Ö 1 Λ= N A, 0 ∞ ( dN A ( x) ∫0 x dx dx ) d − nB σ x N A, 0 e dx = nB σ ∫0 x dx d ∞ wir nutzen das Integral : ∫ xe 0 und erhalten : ∞ Λ= 1 nB σ −α x dx = ∞ ∫ xe − nB σ x dx 0 1 α2 mittlere freie Weglänge 57 N A ( x ) = N A, 0 e − nB σ x = N A, 0 e −x/Λ Interpretation p der mittleren freien Weglänge g g : die Anzahl der Teilchen A im Strahl ist nach einer Strecke von Λ= nB σ auf 1/e vom Anfangswert g NA,0 gefallen Ö für ein Teilchen ((d.h. NA,0 ) ist dadurch A0 g A 0 = 1) eine charakteristische Strecke Λ gegeben, nach der das Teilchen aus der 58 Flugrichtung gestreut wurde Brown‘sche Bewegung betrachte die Bahnkurve eines einzelnen Teilchens,, das sich durch ein Volumen von Streuern bewegt Ö Sequenzen von Stößen, typischerweise nach Propagation über die mittlere, freie Weglänge; während die Stoß-Frequenz durch die mittlere TeilchenGeschwindigkeit und mittlere, mittlere freie Weglänge ungefähr bestimmt ist, ist bleibt die Richtung des Teilchens nach den Stößen völlig unbestimmt W(L) (a) Statistische Bahn eines Teilchens unter dem Einfluss von Stößen mit Luftmolekülen; (b) Histogramm für die Messung der Längenverteilung zwischen zwei Stößen (d.h. Verteilung der Länge L gerader Wegstücke). 59 Das Histogramm stellt dar : Wie oft kommt eine bestimmte Weglänge zwischen zwei Stößen vor ? Diffusion ► Diffusion ist der Transport von Teilchen aus einem Raumgebiet hoher Konzentration in ein Raumgebiet niedriger Konzentration Ö Diffusion benötigt Dichtegradienten grad n(x) ≠ 0 Betrachte den in der Abbildung gezeigten Behälter, der durch eine Wand in zwei Hälften getrennt ist, ist welche jeweils nur Teilchen A bzw. B enthalten. Experimentelle Beobachtung : Nach Entfernung der Trennwand werden sich die beiden Komponenten A und B (durch Diffusion) durchmischen und schließlich das gganze Volumen mit räumlich konstanter Konzentration einnehmen (Gleichgewicht). Beachte : trotz mikroskopischer, freier Weglängen werden die Gase in ausreichend langer Zeit makroskopische Entfernungen zurücklegen 60 bbetrachte h (a) ( ) Diffusion D ff ohne h Zustrom Z von Teilchen T l h A, A d.h. d h ein abgeschlossenes b hl S System Ö im Gleichgewicht (d.h. nach langer Beobachtungszeit, rote Kurve) wird grad nA = 0;(b) Diffusion mit Zustrom von Teilchen A, d.h. ein nicht abgeschlossenes SystemÖ Fließgleichgewicht (d.h. nach langer Beobachtungszeit, rote Kurve) wird grad nA ≠ 0 61 Diffusions-Gleichung betrachte Dichte-Verteilung n(x), n(x) die in x-Richtung variiert (z.B. sinkt), n(x) aber konstant in y,z ist Ö Strom von links r nach rechts Ö Stromdichte j Die mittlere, mittlere freie Weglänge in der Nähe einer Fläche x = x0 sei Λ Ö Die Wahrscheinlichkeit W-, dass ein Teilchen nach Stoß bei x- = x0−Λ cos Ԃ mit i einer i G h i di k i v unter einem Geschwindigkeit i Winkel Ԃ gegen die x-Richtung die Fläche x = x0 von links nach rechts durchquert, ist genauso groß ist wie die Wahrscheinlichkeit W+, dass ein Teilchen von x- = x0+Λ cos Ԃ nach seinem letzten Stoßß die Fläche von rechts nach links durchläuft. (oben) Dichteverteilung; (unten) Fluß durch Ebene bei x0 62 Ö Zahl der Teilchen dN+, (links von der Fläche), die während der Zeit dt die Fläche dA, aus dem Raumwinkel dΩ kommend mit der Geschwindigkeit dv unter dem Winkel ϑ durchqueren : dΩ dN + (v) = n+ v cos ϑ dt dA f (v) dv 4π Dichte i h ebenso : Volumen l Geschwindigkeitsh i di k i Verteilung Raumwinkel relativ zum ggesamten Raum dΩ dN − (v) = n− v cos ϑ dt dA f (v) dv 4π 63 Zur Berechnung der Dichten n+ und n- : n(x) n( x0 ) = n0 dn n( x− ) = n0 − Δx dx dn n( x+ ) = n0 + Δx dx 64 Ö Netto-Strom : Teilchen dN + dN − = − ≡ j x (v ) dA dI x (v) = Z Zeit dt d dt d mit dem Strom I (Strom = Teilchen/Zeit) und der Stromdichte j (Stromdichte = Strom/Fläche) Einsetzen von N± in die obige Gleichung, Ersetzen von dΩ = sin ϑ dϑ dϕ undd ffolgende l d Integration I i der d Differential Diff i l Gleichung Gl i h liefert li f : Λ dn jx = − v 3 dx Ö in drei Dimensionen : r r Λ j = − v ∇n 3 mit der Diffusions-Konstanten : Λ 1 D= v = 3 3 nσ 8k T πm Ö r r j = − D ∇n d.h. die Teilchenstromdichte folgt dem Dichtegradienten Diffusionsg Gleichung 65 betrachte die Diffusions-Konstanten : 1 D= 3 nσ 8k T πm bestimmt Stärke (Geschwindigkeit) der Diffusion Eigenschaften : wenn Masse m wächst, sinkt D Ö schwere Teilchen diffundiere langsamer bei höherer Temperatur T wird D größer Ö heiße (schnelle) Teilchen diffundieren schneller bei höherer Dichte n (oder Querschnitt σ) wird D kleiner Ö Diffusion wird durch Stöße mit anderen Teilchen behindert 66 Beispiel : Zur schnelleren Diffusion leichter Teilchen betrachte Diffusion durch einen porösen Tonzylinder : Der Tonzylinder ist gut durchlässig für leichte Helium-Atome (He), aber weniger durchlässig für schwerere Stickstoff Stickstoff- (N2) oder Sauerstoff-Moleküle (O2). Anfangs f g zeigt g ein Druckmesser im Inneren des Zylinders den gleichen Druck p an wie die umgebende Luft. Stülpt man jetzt zur Zeit t1 ein Becherglas über den Zylinder, in das man Helium einleitet, so zeigt das Manometer anfangs einen großen Überdruck an, der dann nach einiger Zeit wieder auf Null abgebaut wird (durch Diffusion von Helium nach außen). Entfernt man jetzt zur Zeit t2 das d Becherglas, h l so wird d anfangs f ein Unterdruck angezeigt, der dann auch bald wieder abgebaut wird. Der Unterdruck entsteht dadurch, dass di Helium-Atome die H li At schneller h ll von innen i nach h außen ß diffundieren, als Luftmoleküle von außen nach innen. 67 Wärmeleitung in Gasen ► ähnlich wie Teilchen-Diffusion,, beruht auch die Wärmeleitung g in Gasen auf Teilchenbewegung Ö Wärmetransport als Energie-„Diffusion“ von Bereichen hoher Energie (Temperatur) zu Bereichen niedriger Energie (Temperatur) betrachte Wärmetransport von einer heißen Platte zu einer kalten Platte : Fall (1) : Λ > d (z.B. bei geringer Dichte) Ö Teilchen nehmen an der heißen Platte Energie auf und transportieren diese Energie direkt ((ohne Stöße)) zur linken Platte das Flächenelement dA1 verliert pro Zeiteinheit die Energie : dW1 dN1 =− Ekin ,1 dt dt mit der Anzahl von Teilchen dN1 , die aus dA1 von der linken Platte wegfliegen68 mit der mittleren Energie der Teilchen von links : m 2 f Ekin,1 = v1 = k T1 2 2 andererseits d it gewinnt i t Flächenelement Flä h l t dA1 Energie durch auftreffende Teilchen, die von der rechten Platte kommen : mit der mittleren Energie der Teilchen von der rechten Platte : Ekin , 2 im stationären Gleichgewicht g ggilt : dW2 dN 2 Ekin , 2 = dt dt m 2 f = v2 = k T2 2 2 dN1 dN 2 + =0 dt dt es folgt somit die Energie-Bilanz : dN1 dN1 f ⎛ dW2 dW1 ⎞ (Ekin,2 − Ekin,1 ) = + k (T2 − T1 ) ⎜ ⎟ = dt ⎠ dt dt 2 ⎝ dt 69 Anzahl der Teilchen dN1/dt berechnet sich nach (s.o. Kap. Diffusion) : dΩ dN1 (Ω, v ) = n v cos ϑ dt dA f (v) dv 4π umgeschrieben, und mit Ö dΩ = sin ϑ dϑ dϕ dN1 (ϑ , ϕ , v ) sin ϑ dϑ = n v cos ϑ dA f (v) dv dϕ dt 4π Integration über Raumwinkel und Geschwindigkeiten liefert : n dN1 (ϑ , ϕ , v) = dA ∫ v f (v) dv ∫ cos ϑ sin ϑ dϑ ∫ dϕ dt 4π mittlere Geschwindigkeit 〈v〉 70 Ö Auswertung der Integrale liefert : Einsetzen in Energiebilanz : ergibt : dN1 n = dA v dt 4 dN1 f ⎛ dW2 dW1 ⎞ k (T2 − T1 ) + ⎟ = ⎜ dt ⎠ dt 2 ⎝ dt f n ⎛ dW2 dW1 ⎞ + v k (T2 − T1 ) dA1 ⎟ = ⎜ 4 2 dt ⎠ ⎝ dt Integration g über dA1 ergibt g die Energiebilanz für die gesamte Fläche : 1 & ΔW = n f k v (T2 − T1 ) A1 8 mit der Wärmeübergangszahl κ : 1 κ = nfk v 8 Ö ΔW& = κ (T2 − T1 ) A1 71 Eigenschaften der Wärmeleitung : 1 κ = nfk v 8 ΔW& = κ (T2 − T1 ) A1 Wärme wird umso schneller geleitet : * je größer der Temperaturunterschied ist * je größer die Dichte ist (d.h. (d h die Anzahl der „Transporter Transporter“)) * je mehr Freiheitsgrade die Teilchen haben * je schneller die Teilchen sind Anmerkung g: anfangs ist T2 ≠ T1 Ö wg. pV = nkT sind somit auch die Dichten n2 ≠ n1 Ö bei höherer Temperatur herrscht eine geringere Dichte 72 Fall (2) : Λ ≤ d (z.B. bei hoher Dichte) Ö Teilchen nehmen an der heißen Platte Energie auf und transportieren diese Energie indirekt mittels Stößen (Diffusion) zur linken Platte Ö analoge Überlegung wie bei Diffusion liefert : r ΔW& = λ ∇T mit der Wärmeleitfähigkeit λ : 1 1 fk v λ = Λn f k v = 12 12 σ d.h. bei hoher Dichte (Λ ≤ d) ist Wärmetransport unabhängig von der Dichte Grund : bei hohen Dichten steigt zwar die Anzahl der „Transporter“, aber gleichzeitig wird die freie Diffusion durch mehr Stöße behindert 73