medizin in salzburg ■ von Dr. Lars Stechemesser und Univ.-Doz. OA Dr. Raimund Weitgasser Uniklinik für Innere Medizin – Diabetologie (Vorstand: Primar Univ.-Prof. Dr. Frieder Berr) Der Salzburger Arzt April 2008 Prophylaxe des diabetischen Fußsyndroms D er diabetische Fuß ist ein von Arzt und Patient gleichermaßen gefürchteter Folgeschaden bei Diabetes mellitus. Ausgehend von einer diabetischen Polyneuropathie mit oder ohne peripherer arterieller Verschlusskrankheit entwickeln sich kleinste Läsionen mit oft fatalen Folgen bis hin zu Fußulzera und Amputation. Als Risikofaktoren für den diabetischen Fuß konnten Diabetesdauer, die Blutzuckereinstellung sowie das Vorhandensein von Retinopathie und Nephropathie detektiert werden. Trotz entsprechender Bemühungen entwickeln 5% aller Diabetiker im Laufe ihrer Erkrankung diabetische Fußprobleme. Aus diesem Patientenkollektiv kommen letztendlich 50% aller nichttraumatischen Amputationen der unteren Extremität. Angesichts dieser Zahlen muss der Fokus auf der Prävention solcher Folgeschäden liegen. Dieses Anliegen schlägt sich bereits in den Leitlinien der Österreichischen Diabetesgesellschaft (verfügbar im Internet unter www.oedg.org) nieder. Das Hauptaugenmerk wird hier auf diagnostische Maßnahmen zur frühzeitigen Erkennung von Neuropathie und PAVK gelegt. Zu den Basismaßnahmen zählen eine entsprechende Schulung von Patienten und Angehörigen sowie regelmäßige Fußinspektionen und fachgerechte Fußpflege. Der Patient sollte seine Füße täglich untersuchen und pflegen, wenn erforderlich auch mittels eines Spiegels, um den gesamten Fuß beurteilen zu können. Zur Unterstützung sind viele FußpflegerInnen im Land Salzburg speziell zum Diabetes geschult, eine Liste dieser Personen ist über z.B. AVOS erhältlich. Zusätzlich wird eine präventive jährliche Fußuntersuchung mit Kon- Abb.1: Stimmgabel, TipTherm, Monofilament, Reflexhammer (© L. Stechemesser 2008) trolle der Nervenfunktion (SemmesWeinstein 10g-Monofilament zur Beurteilung der Oberflächensensibilität, Temperaturdiskriminierung, Prüfung der Tiefensensibilität mit der Stimmgabel nach Rydell-Seiffer über beiden Malleolen und dem Großzehengrundgelenk, Reflexprüfung) und der Durchblutung empfohlen. (Abb.1) Bei bereits diagnostizierter Neuropathie sollte das Kontrollintervall auf 6 Monate verkürzt werden. Liegt bereits eine PAVK und/oder eine Fußdeformität vor ist ein Intervall von 3 Monaten, bei einem Zustand nach früherem Fußulkus von 1–3 Monaten sinnvoll. Zu den nicht-invasiven angiologischen Untersuchungen gehört die Erhebung des Gefäßstatus mittels Palpation von A. femoralis, A. poplitea, A. tibialis posterior und A. dorsalis pedis. Zusätzlich steht die Dopplersonographie zur Druckmessung über den Fußarterien zur Verfügung. Durch Division des dort festgestellten Druckwertes durch den an der A. brachialis gemessenen systolischen Blutdruck kann ein für die PAVK-Diagnostik hilfreicher Index erstellt werden. Ein Quotient ≥1,0 ist nor- 18 mal, 0,8–1,0 ist ausreichend, ein Quotient von 0,5–0,8 weist auf eine mittelschwere und einer <0,5 auf eine schwere arterielle Verschlusskrankheit hin. Bei einer für den Diabetiker typischen Mediasklerose Typ Mönckeberg werden falsch hohe Dopplerdrücke mit Indexwerten >1,2 oder falsch normale Werte trotz PAVK gemessen. In diesen Fällen sind eine Duplex-Sonographie sowie bei Vorliegen von Fußläsionen eine Oszillographie, eine Röntgen-Übersichtsaufnahme in 3 Ebenen und eine invasive angiographische Diagnostik sinnvoll. Im Sinne der Prophylaxe ist vor allem das rechtzeitige Erkennen bzw. das richtige Interpretieren und Ernstnehmen entsprechender Symptome wichtig. Eine Anamnese mit symmetrischen socken- oder strumpfförmigen Schmerzen und/oder Parästhesien an der unteren Extremität, welche vorwiegend in Ruhe oder nachts auftreten und von distal nach proximal zunehmen ist hochverdächtig auf eine diabetische sensomotorische Polyneuropathie. In der Inspektion fällt durch den Ausfall der sympathischen Innervation häufig medizin April 2008 Der Salzburger Arzt eine trockene, schuppige Haut mit Rhagadenbildung, Haarverlust, Hautverfärbung und Neigung zu Druckstellen auf. (Abb.2) Exponierte Stellen sind durch Fehlbelastung und Veränderungen des Fußgewölbes die lateralen Fußränder, der plantare Vorfuß sowie der Bereich plantar an den Zehen. Fußulzera an diesen Stellen geht zu 80-90% ein externes Trauma, häufig durch schlecht sitzende Schuhe, voraus. Das Tragen adäquater Schuhe ist somit eine wichtige präventive Maßnahme und sollte in den regelmäßigen Untersuchungen auch kontrolliert werden. Leitlinien und Realität liegen allerdings speziell beim diabetischen Fußsyndrom noch weit auseinander. Kommt es trotz aller Maßnahmen zu diabetischen Fußläsionen ist eine interdisziplinäre Behandlung unter Einbeziehung von Diabetologen, Dermatologen, Angiologen, Gefäßchirurgen, Neurologen, Orthopäden und orthopädischen Schuhmachern notwendig. Die Optimierung der diabetischen Stoffwechsellage sollte in diesen Fällen grundsätzlich an einem Diabeteszentrum erfolgen. An der Univ.-Klinik für Orthopädie (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. U. Dorn) LKH Salzburg besteht bereits seit Jahren eine Diabetische Fußambulanz, welche sich vorwiegend der Therapie diabetischer Fußläsionen widmet. OA Dr. J. Berka und in salzburg Abb.2: Diabetischer Fuß (© AJM Boulton, Diabetic Neuropathy, 2001) Kollegen betreuen dort mit Kompetenz in Zusammenarbeit mit den oben genannten Fachdisziplinen. Zusätzlich bietet nun seit wenigen Monaten die Diabetesambulanz der Univ.Klinik für Innere Medizin 1 eine präventive Diagnostik im Sinne einer „prophylaktischen“ Diabetischen Fußambulanz an. Die Anmeldung zu dieser vorerst einmal wöchentlich geöffneten Ambulanz kann telefonisch erfolgen (0662/44823422) und steht Ihren Patienten nach Zuweisung zur Verfügung. Anzeige Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel und der Gebrauchsanweisung. Autoren: Aufmerksam, wenn Sie es nicht sind! Univ.-Doz. OA Dr. Raimund Weitgasser [email protected] Dr. Lars Stechemesser [email protected] Diabetologie, Univ.Klinik für Innere Medizin I LKH-Salzburg, Universitätsklinikum der PMU Müllner Hauptstr. 48, 5020 Salzburg Tel: 0662/4482-3422, Fax: 0662/4482-3429 Sanft messen mit einem Plus an Sicherheit In der nächsten Ausgabe vom „Salzburger Arzt“ lesen Sie: Schnell: 5 Sekunden Messzeit O Cod t Si „Die Peritonealdialyse – ein schonendes Verfahren zur Nierenersatztherapie“ von Herrn OA Dr Hermann SALMHOFER Universitätsklinik für Innere Medizin I mit Gastroenterologie-Hepatologie, Nephrologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen Vorstand: Prim. Univ.-Prof. Dr. Frieder Berr Müllner Hauptstraße 48, 5020 Salzburg Tel. 0662/4482-2801, www.salk.at/M1/. p hi mi Sicher: Sein Sicherheitspaket erkennt mögliche Einflüsse durch Temperatur und Luftfeuchtigkeit, für verlässliche Ergebnisse. AUT NEU ing Sanft: kleine Blutmenge, 0,6 Mikroliter Blut cher eits-C h 19