Sonderausgabe NOVEMBER 2016 Das Info-Blatt des Wasserschutzberatungsdienstes der Landwirtschaftskammer ALTERNATIVKULTUREN als Wasserschutzmaßnahme In dieser Ausgabe: Editorial 1 Langfristiger Wasserschutz 2 Öllein 3 Miscanthus Nachdem 2013 die allgemeingültigen Auflagen und Verbote in Wasserschutzgebieten im sogenannten „horizontalen Reglement“ festgelegt wurden, sind in den letzten beiden Jahren die ersten Wasserschutzgebiete offiziell ausgewiesen worden. Abhängig vom chemischen Zustand der Quellen sind in den jeweiligen spezifischen Verordnungen zusätzliche, mehr oder weniger einschneidende Einschränkungen vorgesehen. In manchen Fällen wird es nicht ausreichen, die Bewirtschaftungstechniken anzupassen. Es stellt sich vielmehr die Frage, inwieweit eine traditionelle landwirtschaftliche Produktion (mit einer entsprechenden Wertschöpfung) auf bestimmten Ackerflächen noch möglich sein wird. Vor allem auf den als „Zone II-V1“ bezeichneten hochsensiblen Flächen wird die landwirtschaftliche Nutzung sehr stark eingeschränkt werden (keine Düngung bzw. Anwendung von Pflanzenschutzmitteln). Öllein (Leinsamen) Nutzhanf Miscanthus 4-5 Faserhanf 6 Noohalteg Bauen mat der Landwirtschaft 7 Regionale Absatzwege 8 Die nachfolgend vorgestellten Alternativen ergänzen das Spektrum an bestehenden Maßnahmen, mit denen die Landwirtschaft ihren Beitrag zum aktiven Wasserschutz leisten kann. Sollten Sie Interesse an einer der in dieser Ausgabe beschriebenen Alternativkulturen haben, setzen Sie sich bitte im Vorfeld mit unseren Beratern in Verbindung. © BelChanvre Herausforderungen: → Anbau von Kulturen mit geringem Bedarf an Dünger bzw. PSM (Ziel: den Eintrag problematischer Substanzen aus der Landwirtschaft (Nitrate, PSM) stark zu reduzieren oder ganz zu verhindern.) → Regionale Absatzmöglichkeiten sichern. Es reicht nicht den Anbau dieser Kulturen zu fördern, wenn nicht gleichzeitig ein langfristig gesicherter, rentabler Absatz für die Landwirtschaft erreicht wird. Die Landwirtschaftskammer hat sich diesen Herausforderungen angenommen. Die Suche nach rentablen Absatzmöglichkeiten gestaltete sich anfangs schwierig. Von vorne herein war klar, dass der Absatz sowohl auf dem Nahrungs- als auch dem Futtermittelmarkt kaum die entsprechende Wertschöpfung bringen kann. Im Bausektor hingegen werden Begriffe wie Nachhaltigkeit, Regionalität und Naturbelassenheit immer wichtiger. Eine entsprechende Nische könnte mit Produkten aus Alternativkulturen erschlossen werden. Waasserschutzberodung - November 2016 © Miscanthus.lu Lösungsansätze: Neben der Anbaueignung und der Kulturführung muss geprüft werden, ob diese Alternativkulturen mit den für unsere Wasserschutzgebiete (WSG) typischen leichten Sandböden zurechtkommen. → einjährige Kulturen: In verschiedenen WSG (SES, VDL) wurden bereits Praxisversuche mit Nutzhanf und Öllein als einjährige Kulturen angelegt. Die Nutzung aller Pflanzenteile und die Auflockerung von getreide– und maislastigen Fruchtfolgen sind nur zwei der positiven Eigenschaften beider Kulturen. → mehrjährige Kulturen: Prioritäres Ziel ist es, den Ackerstatus der Parzelle über längere Zeit „einzufrieren“ und gleichzeitig eine wirtschaftliche Nutzung der Fläche zu gewährleisten. Miscanthus ist wegen seiner extensiven Kulturführung, der dauerhaften Bodenbedeckung (Dauerkultur), einer breiten Nutzungspalette und den bestehenden Verarbeitungsstrukturen und Absatzmöglichkeiten gut geeignet. Seite 1 Alternativkulturen als Wasserschutzmaßnahme Vor dem Hintergrund der Rückstandsproblematik (Pflanzenschutzmittel) und der Nitratbelastung von Quellen können drastische Schutzmaßnahmen durchaus punktuell Probleme lösen, sie belasten die landwirtschaftlichen Betriebe jedoch in einem Maß, das die Akzeptanz von Wasserschutzmaßnahmen seitens der Landwirtschaft (bedingt durch Einkommensverluste) drastisch reduziert und somit auch die langfristige Absicherung einer guten Trinkwasserqualität erschwert. Dies gilt es zu vermeiden. Ziel der Landwirtschaftskammer ist es daher, insbesondere auf hochsensiblen Flächen, den Anbau von extensiv geführten, grundwasserschonenden Alternativkulturen mit geringem Stickstoffbedarf und gutem Unkrautunterdrückungspotential zu fördern und dem Landwirt regionale Absatzmöglichkeiten zu bieten. Trotz hoher Wasserschutzauflagen sollen hochsensible Flächen auch weiterhin zum landwirtschaftlichen Betriebseinkommen beitragen können. Mit nachwachsenden Rohstoffen aus Wasserschutzgebieten, die sowohl stofflich als auch energetisch genutzt werden können, kann z.B. Baustoffen eine neue Dimension von Nachhaltigkeit (Klimapakt, Wertstoffkreislauf und Ressourcenschutz) gegeben werden. Ins Blickfeld von Forschung, Industrie und Landwirtschaft rücken dabei auch immer mehr Kulturen, die bisher noch nicht oder nur in begrenztem Umfang angebaut wurden. Nachfolgend wird das Konzept wasserschonender Kulturen und nachhaltiger Absatzwege in der Baubranche erläutert. 2. Wasser– und Bodenschutz Wasserschutzgebiete 1. Nachhaltige Kulturen Alternativen anbieten Die Ausweisung von Schutzgebieten kann zu einem mehr oder weniger starken Einschnitt in der Bewirtschaftung führen. Der Anbau traditioneller Kulturen wird auf manchen Flächen wohl kaum noch möglich sein. Bodenschonender Anbau und Verzicht auf Düngung bzw. Pflanzenschutzmittel wirken sich generell positiv auf die Wasserqualität aus. 3. Arbeitsplätze Bauindustrie und Handel Eine nachhaltige und lokale Rohstoffproduktion eröffnet neue Industrie- und Handelszweige und kann somit zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Es ist allgemein sinnvoller die Gülle im Herbst auf Grünland zu verwerten als auf Ackerland. Ab dem 15. Oktober darf keine Gülle mehr auf Ackerland und ab dem 15. November keine Gülle mehr auf Grünland ausgebracht werden. 4. Klimapakt CO2-Speicher Mit Baustoffen aus regionalem Anbau baut man nachhaltig, ökologisch und spart dazu noch Energie. Materialien: Dämmmaterial Wände, Putze und Farben Waasserschutzberodung - November 2016 Wird nach der Ernte bis zum 14. Oktober Gülle auf Acker gefahren, so muss bis zum 15. November eine 5. Cradle-to-Cradle Folgefrucht eingesät worKreislaufwirtschaft den sein. Zudem besteht ab Ohne Zusatzstoffe bleiben die Baustoffe dem 1. September bis zur 100 % biologisch abbaubar. Durch den SperrfristBindemittel eine Begrenzung Verzicht auf chemische u.ä. können die aus diesen hergestellder Rohstoffen Ausbringungsmenge ten Materialien von ohne 80 Folgeschäden kg N/ha.für Fauna und Flora in die Umwelt/Natur (Landwirtschaft) zurückgeführt werden. Seite 2 Öllein - Linum usitatissimum Öllein ist eine alte Kulturpflanze, die zur Ölgewinnung angebaut wird. Für den Wasserschutz ist der effiziente und umweltverträgliche Anbau von Öllein, als extensive Kultur, sehr interessant. Er trägt zu einer vielfältigen Fruchtfolge bei, da er mit keiner anderen Kulturfamilie verwandt ist. Das Blütenmeer ist ein Blickfang und eignet sich somit auch bestens als Werbeträger für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Landwirtschaft. Kulturführung Boden und Klima: Lein ist eine Sommerfrucht und sehr anpassungsfähig. Er gedeiht auf nahezu allen Standorten, auch auf durchlässigen, flachgründigen Böden. Aussaat: Lein ist eine Langtagspflanze, die Aussaat sollte ab Mitte März bis spätestens Mitte April erfolgen. Lein besitzt eine gute Frosttoleranz. Fruchtfolge: Bezüglich der Vorfrucht ist Lein wenig wählerisch. Es eignen sich fast alle Kulturen. Ausnahmen sind Vorfrüchte wie Leguminosen, die spät größere Mengen an Stickstoff nachliefern und damit zu Lager oder Nachblühen führen können. Wegen seiner kurzen Vegetationszeit (100 bis 120 Tage) kann er auch gut nach ausgewinterten Kulturen angebaut werden. Öllein ist jedoch nicht selbstverträglich! Eine Anbaupause von mind. 4 Jahren muss eingehalten werden („Leinmüdigkeit“). Düngung: Lein gilt als extensive Kultur und benötigt relativ wenig Nährstoffe. Die Düngung kann in einer Startgabe zu Vegetationsbeginn verabreicht werden (20 m3 Gülle oder 1-1,5 dt/ha KAS). Bei zu starker Düngung werden Lagerneigung, niedrige Ölgehalte und eine späte Abreife mit Nachblühen zum Problem. Unkrautbekämpfung: Lein hat eine sehr langsame Jugendentwicklung. Durch die geringe Konkurrenzkraft besteht die Gefahr einer frühen Verunkrautung. Eine einmalige Unkrautbekämpfung im Nachauflauf ist notwendig, aber auch ausreichend. Im Vergleich zu anderen Ackerkulturen sind dies also geringe PSM-Aufwendungen. Versuche der Landwirtschaftskammer haben gezeigt, dass sich die mechanische Beikrautregulierung im Öllein mit dem Hackgerät ebenfalls bewährt. Dies wirkt sich zudem positiv auf den Wasserhaushalt (Brechen der Kapillarwirkung) und die Nährstoffverfügbarkeit (Mineralisationsschub) aus. Waasserschutzberodung - November 2016 Ertrag: Die Erträge, die von Sorte, Boden, Klima und Saatstärke sowie Jahrestemperatur abhängig sind, schwanken meist zwischen 10 und 18 dt/ha. Ernte: Reife Samen Mechanische Unkrautregulierung im Öllein. Vorteile: Extensive Kultur Auflockerung getreidestarker Fruchtfolgen Nachteile: Geringes Unkrautunterdrückungspotential Hohe Ertragsschwankungen Entwicklung eines Leinbestandes (2015) Öllein in Blüte. Absatzmöglichkeiten: Nahrungsmittelindustrie Futtermittelindustrie Farbindustrie (Leinöl) Lein reift bei rechtzeitiger Aussaat und günstigem Klima im August ab. Die Mähdruschernte kann beginnen sobald die Körner in der Kapsel rascheln („klappern“). Der Stängel ist zu diesem Zeitpunkt bräunlich, die Kapsel braun und die Blätter abgefallen. Der Mähdrescher kann nur die oberen Stängelspitzen (Kapseln) erfassen, ansonsten besteht die Gefahr von Wicklern im Haspel. Wichtig ist, dass der Bestand gut abgetrocknet ist (am Nachmittag dreschen). Der Mähdrescher muss über ein sehr gut geschliffenes Messer und ein individuell einstellbares Gebläse (< 500 Umdr.) verfügen. Seite 3 Miscanthus Miscanthus gehört als C4-Pflanze zu der gleichen Pflanzengattung wie der Mais. Als extensive Dauerkultur (> 20 Jahre), die ohne Düngung und Pflanzenschutzmittel auskommt, bietet Miscanthus nicht nur Vorteile für den Trinkwasserschutz, sondern kann auch als effektiver Erosionsschutz dienen. In Luxemburg wird ausschließlich die nicht-invasive Art „Miscanthus x giganteus“ angepflanzt. Dieses Gras erreicht in wenigen Monaten eine Höhe von bis zu vier Metern. Diese Spezies, auch als Riesen-Chinaschilf bekannt, zählt zu den neuartigeren landwirtschaftlichen Kulturen. Miscanthus bietet wegen seines hohen Brennwertes und seiner günstigen CO2-Bilanz (in den oberirdischen Pflanzenteilen werden ca. 30 t CO 2/ha gespeichert) günstige Voraussetzungen zur Verwendung als nachwachsender Lieferant von Biomasse, Baustoff, Brennstoff oder Einstreu in der Tierhaltung. Im Gegensatz zu den meisten Ackerkulturen findet Miscanthus keinen Absatz in der Lebensmittel– oder Futtermittelindustrie. Die Fakten: Miscanthus lat. Miscanthus x giganteus auch: Elefantengras, Chinaschilf Regionale Wertschöpfung Bis zu 15 t Trockenmasse/ha Verwendungsmöglichkeiten 1. Baustoff 2. Einstreu 3. Mulchmaterial 4. Brennstoff Kulturführung Standortansprüche: Ein guter Maisstandort ist grundsätzlich auch ein guter Miscanthusstandort, nur windige Standorte sind nicht geeignet. Anbau/Pflanzung: 1,3 Rhizome je m2 (= 13.000/ha) Ende März - Mitte Mai Bodentemperatur > 10 °C Pflanzung Rhizom-Ernte © Miscanthus.lu © Miscanthus.lu Bestandespflege: Nach der Pflanzung ist darauf zu achten, dass der Bestand unkrautfrei bleibt. Für die Etablierung des Bestandes in den ersten zwei Jahren empfehlt sich eine (mechanische) Unkrautbekämpfung. Ab dem dritten Jahr schließt Miscanthus die Reihen und unterdrückt Unkraut zuverlässig. Eine mechanische Unkrautbekämpfung zwischen und in den Reihen ist im Miscanthus als Reihenkultur problemlos möglich. Demnach kann in den WSG komplett auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden. Waasserschutzberodung - November 2016 Lebens-/ Nutzungsdauer: Miscanthus ist ein mehrjähriges Gras, eine langlebige Dauerkultur (mind. 20 Jahre). Es überwintert in Form eines Rhizoms (unterirdischer Spross). Im April treiben aus diesem Spross neue Triebe aus, die bis November bis zu 4 Meter hoch wachsen. Im Winter trocknen die Stängel aus und werden im April/Mai lagertrocken geerntet. Mit dem erneuten Austreiben im April/Mai beginnt der Kreislauf von vorne. Miscanthus-Ernte © Miscanthus.lu Ernte: Miscanthus wird ab dem 3. Anbaujahr im Frühling (März/ April) mit einem Feldhäcksler geerntet. Unter günstigen Bedingungen können pro Jahr bis zu 15 t Trockenmasse pro Hektar geerntet werden. Abgefallene Blätter verbleiben auf dem Feld (→ gute Humusbildner, Nährstoffrückfuhrung). Die Anbau- und Erntemaschinen sind bereits in Luxemburg vorhanden. Zudem kann der Landwirt weiterhin auf diesen Flächen seine Prämienansprüche geltend machen und den Ackerstatus erhalten. Die a.s.b.l. Miscanthus.lu bietet einen Festpreis pro Tonne ab Feld und garantiert dem Landwirt zugleich eine langfristig gesicherte Absatzmöglichkeit, die durchaus mit traditionellen Kulturen mithalten kann. Abschreckend mögen die hohen, einmalig anfallenden Pflanzkosten (ca. 3.200 €/ha) sein. Ebenso, dass die erste Ernte erst ab dem 3. Anbaujahr stattfinden kann. Im Sinne des Wasserschutzes und der Förderung dieser Alternativkultur wäre eine Übernahme dieser Kosten durch den Wasserbetreiber als effiziente Investition in die Zukunft anzusehen um den betroffenen Betrieben ein landwirtschaftliches Einkommen, trotz hoher Wasserschutzauflagen, zu sichern. Seite 4 Miscanthus: die vielseitige Lösung für den Wasserschutz Bodenschutz: ganzjährige Bodenbedeckung weniger Erosion (sehr tiefreichende Wurzeln, Bodenbearbeitung nur im Pflanzjahr) weniger Verdichtung (nur zur Ernte befahren) Humusaufbau: Steigerung der org. Substanz (Wurzelbiomasse u. abgestorbene Blätter) → hervorragendes Wasseraufnahmevermögen → Erosionsgefahr bei Starkregenereignissen stark reduziert Wasserschutz: Äußerst grundwasserschonende Landbewirtschaftung (kein Dünge– und PSM-Bedarf) Grundwasser profitiert davon, dass die Nitratgehalte von mit Miscanthus bepflanzten Böden außerordentlich gering sind. Sie entsprechen etwa denjenigen extensiven Grünlands. vorbeugender Oberflächengewässerschutz auf Ackerflächen Gewässerrandstreifen PSM Miscanthus, als ganzjährige Dauerkultur, spielt eine präventive Rolle im Erosionsschutz. In Hanglage wird der Oberflächenabfluss vermindert. Unterhalb der erosionsgefährdeten Parzellen kann Miscanthus als Pufferstreifen ein Teil der Oberflächenabflüsse auffangen, das Wasser bremsen und die Einträge (Sedimente) filtern. Gewässerrandstreifen Wasserlauf © Valbiom DÜNGER Erosionsschutzflächen O be r ab fläc flu he ss n- MULCH = FILTER © Valbiom Absatzmöglichkeiten: Die getrockneten Stängel des Miscanthus können vielfältig verwendet werden. Baustoff / Dämmmaterial (Bauindustrie): Miscanthus lässt sich als natürlicher regionaler Bau– und Dämmstoff einsetzen (MiscanthusblöckeFertigelemente). Tiereinstreu: Als Pferde– und Nutztiereinstreu findet Miscanthus wegen seiner sehr hohen Saugfähigkeit und Ergiebigkeit zunehmend Liebhaber. Rindenmulchersatz: Als Mulchmaterial mit gutem Unkrautunterdrückungspotential ist es samenfrei u. versauert den Boden nicht. Brennstoff für Biomasseheizungen (Energiewirtschaft): Der Brennwert von 2,5 kg Miscanthus entspricht in etwa dem Brennwert von 1 kg Heizöl. So können durch den Ertrag von 1 Hektar Miscanthus etwa 6.000 kg (entspricht ca. 5.000 l) Heizöl ersetzt werden. Vorteile: Nachteile: Keine Düngung Nutzhanf Miscanthus wird über Rhizome gepflanzt. Diese Keine PSM-Anwendung Pflanzung erfolgt manuell und ist dementsprechend zeitintensiv und kostspielig Minimierung der Nitratauswaschung aus dem Boden Hohe Ertragsschwankungen Wind– und Erosionsschutz Flächenverfügbarkeit muss langfristig (20 Jahre) gesichert sein Günstige CO2-Bilanz Die Vorteile von Miscanthus bestehen in einer extensiven Kulturführung (kein Dünger– und Pflanzenschutzmitteleinsatz) und einer dauerhaften Bodenbedeckung. Als Dauerkultur bietet Miscanthus eine nachhaltige Verbesserung der Bodenstruktur und Trinkwasserqualität. Der Miscanthusbestand bzw. die sich bildende Blatt-/ Humusauflage reduziert die durch Wind u. Wasser verursachte Bodenerosion auf der Ackerfläche und bildet eine dauerhafte Nährstoffquelle für den folgenden Aufwuchs. Waasserschutzberodung - November 2016 Seite 5 Hanf - Cannabis sativa L. © BelChanvre Hanf gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt und kann auf vielfältige Art und Weise genutzt werden. Alle Bestandteile dieser Pflanze sind nutzbar. Produkte aus Hanf können als Kleidung, Papier, Öl, Brennstoff, Nahrung und Baumaterialien verwendet werden. Wegen seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten vom Automobil– bis zum Hausbau kann der Faserhanf, auch Nutz– oder Industriehanf genannt, verschiedene zukunftsfähige Märkte bedienen. Hanf ist eine einjährige, schnellwüchsige Faserpflanze. Innerhalb von 100 bis 120 Tagen wächst der Hanf bis zu einer Höhe von 4 Metern und bildet eine enorme Biomasse. Die Pflanzen wachsen sehr schnell, beschatten den Boden und sorgen dadurch für eine gute Unkrautunterdrückung. Kulturführung Boden und Klima: Faserhanf besitzt eine breite ökologische Variabilität, und ist weitgehend anspruchslos gegenüber Klima und Bodenbeschaffenheit. Anbau: Saattermin so früh wie möglich (April!), um den Pflanzen einen ausreichend langen Entwicklungszeitraum zu geben. Nach der Aussaat sind bis zur Ernte keine kulturtechnischen Arbeiten erforderlich. Die Herausforderung liegt in der Beschaffung von Saatgut. Für den Anbau von Nutzhanf darf nur zertifiziertes Saatgut von in der EU zugelassenen Sorten verwendet werden und muss THC-frei (Tetrahydrocannabinol) sein. Düngung & Unkrautbekämpfung: Hanf besitzt einen hohen Bedarf an leicht pflanzenverfügbaren Nährstoffen, organische Dünger werden gut verwertet. Die Nährstoffe werden aus den unteren Bodenschichten entnommen. Mineralische Düngung und Pflanzenschutzmittel sind nicht erforderlich. Bedingt durch die schnelle Jugendentwicklung hat die Hanfpflanze ein ausgezeichnetes Unkrautunterdrückungspotential. Ernte: Für die Ernte des Hanfes sind angepasste Maschinen notwendig, ansonsten führen der lange, faserreiche Stängel sowie die voluminöse Pflanzenmasse zu Problemen mit den Erntemaschinen (Verschleiß der Messer, Wickeln der Trommel, Verstopfungen, Brandgefahr). Der optimale Druschtermin liegt etwa bei Mitte September. © BelChanvre Ertrag: Die Erträge liegen bei rund 10 t Stroh/ha. Fruchtfolge: Die Vorteile des Hanfes in der Fruchtfolge bestehen in der Auflockerung getreideintensiver Fruchtfolgen und in der Verlagerung von Arbeitsspitzen (spät räumende Kultur). Hanf stellt keine besonderen Ansprüche an die Vorfrucht. Raps ist jedoch eine eher ungünstige Vor– und Nachfrucht, da diese wie Hanf Sclerotiniaanfällig ist. Hanf selbst besitzt einen hohen Vorfruchtwert (Bodenlockerung, Unkrautunterdrückung, Schattengare) und ist ein guter Bodenverbesserer. Hanf ist bedingt selbstverträglich. Anbaupausen von 2-3 Jahren sind anzuraten. Die Hanffaser gilt als sehr reißfeste, stabile und langlebige Naturfaser. Absatzmöglichkeiten: Fasernutzung Baustoff Dämmmaterial Hanf … als schnell nachwachsender und ressourcenschonender Rohstoff: ist eine extensive Kultur ist eine wertvolle Vorfrucht und fördert die Biodiversität erhält landw. Kulturflächen und verbessert die Bodenqualität wird ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln angebaut bindet und speichert in großen Mengen CO2 schont die Umwelt durch regionalen Anbau und kurze Transportwege © BelChanvre Waasserschutzberodung - November 2016 Seite 6 “Noohalteg Bauen mat der Landwirtschaft” Baustoffproduktion in Wasserschutzgebieten Waasserschutzberodung - November 2016 Seite 7 Vorbereitung der Saison 2017 Anbau von Öllein, Nutzhanf & Miscanthus Nachhaltige, regionale Absatzwege Bedingt durch die sich zuspitzende Wasserschutzproblematik ist unser vorrangiges Anliegen langfristig nachhaltige und finanziell interessante Absatzwege für (extensive) Kulturen mit geringem Input an Dünger und Pflanzenschutzmitteln zu erschließen. Für den Absatz von extensiven Kulturen aus Wasserschutzgebieten hat sich die Landwirtschaftskammer aktiv mit lokalen (und regionalen) Partnern bemüht, Ihnen interessante Alternativen anzubieten. Miscanthus Für Miscanthus bietet sich der größte, gleichzeitig interessanteste und nachhaltigste Absatzmarkt in der Baubranche. Miscanthusbeton ist derzeit bereits in Produktion, sodass 2017 erste Bauprojekte realisiert werden. Das Miscanthus-Kalk-Wasser-Gemisch mit patentiertem „Mineralisator“ dient als Isolations- und Füllmaterial zwischen Holzständerbauwerken, welche die statischen Funktionen übernehmen. Ein weiterer Absatzmarkt ist die Verwendung von Miscanthusmulch als Unkrautunterdrücker in Blumenanlagen („communes sans pesticides“). Die Gemeinden können auf diese Weise einen (doppelt) sinnvollen Beitrag zum aktiven Wasserschutz leisten. Miscanthusmulch wirkt nicht bodenversauernd und eignet sich daher für Blumenanlagen, die empfindlich auf niedrige pH-Werte reagieren. Faserhanf Faserhanf findet ebenfalls seinen Absatz in der Baubranche und wird zunehmend zu Isolationsmatten verarbeitet. Das Syndicat des Eaux du Sud wird diesen Herbst eine Konvention mit der belgischen Kooperation BELchanvre aus Marloie unterzeichnen. Demnach werden 2017 in den Einzugsgebieten des SES erstmalig 10 ha Hanf angebaut. In Zusammenarbeit mit BELchanvre steht dem Anbau, der Ernte und dem gesicherten Absatz von Faserhanf nichts mehr im Wege. Hanfschärpe (Reste der Hanfpflanze nach der Entfaserung) kann als Tiereinstreu verwendet oder in Isolationsblöcken verarbeitet werden. Diese sind bereits im Fachhandel erhältlich. Öllein Auf unterschiedlichen Standorten hat die Landwirtschaftskammer den Anbau von Öllein in den letzten zwei Jahren getestet. Die Druschergebnisse (Quantität und Qualität) sind vielversprechend. Ziel ist es, Leinöl aus den Samen zu pressen und diesen in der Farbindustrie als Holzschutzmittel abzusetzen. Ein regionaler Farbenhersteller hat bereits Interesse bekundet. Der nach der Pressung anfallende Leinkuchen ist ein sehr hochwertiges Futtermittel und kann unbehandelt als Kraftfutter im landwirtschaftlichen Betrieb eingesetzt werden (GVO frei). Sollten Sie Interesse daran haben, eine dieser Alternativkulturen auf Wasserschutzflächen anzubauen, setzen Sie sich bitte so früh wie möglich mit unseren Beratern in Verbindung. Anbauplanung, Saatgutbeschaffung und Absatzsicherung müssen nämlich im Vorfeld geklärt werden. Impressum: Chambre d'Agriculture B.P. 81 L-8001 Strassen 261, route d'Arlon L-8011 Strassen www.lwk.lu Seite 8 Sekretariat: 31 38 76 - 1 Ben Geib: 31 38 76-26 Jeanne Hennicot: 31 38 76-28 Jeanny Dondelinger: 31 38 76-29 Guy Steichen: 31 38 76-30 Alain Majerus: Fabienne Boes: Pol Michels: Nicolas Heinrichs: Gilles Parisot: 31 38 76-33 31 38 76-34 31 38 76-37 31 38 76-38 31 38 76-39 © Chambre d‘Agriculture. Alle Rechte vorbehalten. 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