Internationale Tierseuchensituation beim Schwein

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Afrikanische Schweinepest –
Eine Tierseuche auf dem Vormarsch
Gliederung
• Afrikanische Schweinepest
– Ätiologie
– Klinik, Pathologie
– Diagnostik
– Vorkommen und aktuelle Situation
– Risikofaktoren
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Marine
Das Virus der ASP
• Genus Asfivirus der Familie Asfarviridae
• Komplexes, behülltes DNA-Virus mit einem doppelsträngigen,
nicht segmentierten Genom
• Bringt viele Faktoren mit, die es ihm gestatten, dem
Immunsystem des Wirtes aus dem Wege zu gehen
• Mindestens 54 Strukturproteine
• Hauptkomponente des viralen Capsids, das VP72, besitzt
diagnostische Relevanz
„ASFAR“
• Durchmesser von ca. 200 bis 300 nm
African
Swine
• Weitgehend autonome Replikation
Bisher einziges ARBO-Virus mit DNA-Genom
Vektor: Zecken des Genus Ornithodorus
 Zecken müssen ggf. in Bekämpfung einbezogen werden
Fever
And
Related viruses
Ätiologie (5)
Wichtig: hohe Stabilität!
Haltbarkeit:
- 3 h bei 50°C
- bis zu 10 Tage in Kot
- bis zu 70 Tage in Blut (Raumtemp.)
- bis zu 15 Wochen in gekühltem Fleisch
- bis zu 6 Monate in konserviertem Schinken
- bis zu 18 Monate in gekühltem Blut
- viele Jahre in tiefgefrorenen Schlachtkörpern
pH-Stabilität:
Inaktivierung bei pH <3,9 und >11.5
Stabilisierung durch Serum: 21 h bei pH 13,4!
Desinfektion:
z. B. NaOH, Formalin, Phenole
In Deutschland gelistet: Venno Vet (Ameisensäure)
Quelle: OIE, FAO, DEFRA, USDA
Viruseigenschaften
Wirte
- Hausschweine (Europa, Afrika)
- Wildschweine (Europa, Afrika)
- Warzenschweine (Warthogs)
- Zecken der Gattung Ornithodoros
ASP ist keine Zoonose!
Sylvatischer Zyklus in Afrika
Eintrag in die
Hausschweinepopulation
Persistierend infizierte, adulte Warzenschweine
zeigen keine/ eine niedrige Virämie, können
aber infizierte Zecken passiv transportieren
Zyklus in Haus- und
Wildschweinen
Direkter Kontakt,
Verfütterung von
Speiseabfällen
Transstadiale und
transovarielle Übertragung
Indirekter Kontakt
?
Junge Warzenschweine im Bau –
Ausgeprägte Virämie, Ansteckungsquelle
für die Lederzecken (Ornithodoroos moubata)
Quelle der Warzenschweinfotos: Natur-Lexikon.com, Frank Stober und http://www.imagesofafrica.co.za/
O. erraticus spielte
als Vektor auf der
Iberischen Halbinsel
eine Rolle
Schwarzwild ist ebenso
empfänglich wie
Hausschweine; beteiligt auf
Sardinien und im Kaukasus
Klinik der ASP I
•
Verschiedene Krankheitsverläufe, abhängig von Wirtsfaktoren und
Virulenz des ASPV-Isolats
• Inkubationszeit 3 bis 15 Tage
Perakuter Verlauf
• Infektion mit hochvirulenten Virusisolaten
• Plötzliche Todesfälle
Akuter Verlauf
• Bei Hausschweinen nach Infektion mit einem hochvirulenten ASPV-Isolat
• Hohes Fieber, Hautrötungen an den Akren, Anorexie, Abgeschlagenheit,
Konjunktivitis, Erbrechen und Diarrhö
• Erhöhte Puls- und Atemfrequenz
• Trächtige Sauen können verferkeln
• Zyanosen und Bewegungsstörungen ca. 24 bis 48 Stunden vor dem Tod
• Der Tod tritt nach 6 bis 13 Tagen ein, Mortalität bis zu 100 %
• Überlebende Tiere können lebenslange Virusträger sein
• Labordiagnostisch sehr früh Thrombozytopenie und Leukopenie
Klinik nach Infektion mit einem
Armenischen ASPV-Isolat
• Hohes Fieber ab dem dritten Tag nach
der Infektion (>41°C)
• Reduzierte Futteraufnahme bzw.
Anorexie ab Tag 5 bzw. 6
• Abgeschlagenheit
• Erhöhte Atemfrequenz
• Diarrhoe
• Geringgradige Konjunktivitis
Klinik nach Infektion mit einem
Armenischen ASPV-Isolat (II)
• Zyanose der Akren bei Erregung/
nach dem Auftreiben ab Tag 6/7
• Ataxie (Tag 8)
• Somnolenz (Tag 8/9)
• Ruderbewegungen
• Tod nach 6 bis 10 Tagen
Keine Altersabhängigkeit!
Beispiel zu Infektionsverläufen
in Gruppen
Niedrige Dosis 1
Oronasale Infektion mit
10 HAU (3 HAU)
ASFV Armenia08
•
•
•
•
•
Niedrige Dosis 2
Oronasale Infektion mit
100 HAU (25 HAU)
ASFV Armenia08
Negativkontrolle
Zellkulturmedium
Aufzeichnung der Rektaltemperatur und klinischer Symptome (Score System)
Manuelle Zählung von Leukozyten und Thrombozyten
Pathosektion
Real-time PCR aus Blutproben und Tupfern, HAT, Antikörper ELISA(p72, p30)
RNA Extraktion für Zytokinstudien
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36
DP 22
17
17 U
DP 23
18
18 U
DP 24
16
17 U
DP 25
DP 26
group 2
25HAU
18
WB 1
WB 2
WB 3
24
24
16
16
16
19 U
28
20 U
19
18 U
17 U
WB 10
24 U
WB 11
38
21
DP 16
18 U
24
17
18 16 U
DP 18
18
18 U
19
DP 20
19
19
22
17
16
WS 6
WB 14
DP 28
DP 29
DP 30
WB 9
WB 12
WB 15
18
22 U
17 U
24
WS 8
22 U
20 19 U
WB 4
WB 13
15 U
26
DP 21
WB 5
negative
control
17 U
DP 17
DP 19
group 1
3HAU
19
17
19
18 U
DP 27
WB 7
18
18 15 U
23
18
17 20 U
31
16
16
U
U
Was haben wir gelernt/bestätigt?
• Die Kontagiosität ist nur moderat und verbunden mit
Blutkontakt
• Sehr geringe Virusmengen reichen aus um ein
prädisponiertes Tier zu infizieren (Kümmerer)
• Diese Tiere zeigten fast keine hinweisenden Symptome (nur
allgemeine Schwäche, Diarrhoe, kein Fieber!)
• Verlauf der Virämie vergleichbar
• Akut-letale Erkrankung für das Einzeltier aber verzögerte
Herdenverläufe möglich
• Die Infektionsverläufe sahen sehr ähnlich aus, eine
verlängerte Inkubationszeit kann jedoch nicht komplett
ausgeschlossen werden
 Bedeutung für die Entdeckung der Erkrankung im
Schwarzwild oder in Hinterhofhaltungen
Klinik der ASP II
Subakuter Verlauf
• Im Falle moderat virulenter ASPV-Isolate
• Remittierendes Fieber, Konditionsverlust, Anorexie und
respiratorische Symptome
• Trächtige Sauen können abortieren
• Die Mortalität beträgt 30 – 70%, wobei der Tod nach 15 bis 45
Tagen eintritt
Chronischer Verlauf
• Schwach virulente Virusisolate können die chronische Verlaufsform
auslösen
• Unspezifische Symptome wie Gewichtsverlust,
Wachstumsverzögerung, Kümmern, respiratorische Symptome,
Lahmheiten und Sekundärinfektionen
• Die Erkrankung verläuft über zwei bis fünf Monate
• Die Mortalität liegt unter 30 %
http://www.spc.int/rahs/Manual/images/asf03.jpg
Pathologie
• Abhängig von der Verlaufsform und der Virulenz des ASPVIsolats
• Perakut verstorbene Tiere zeigen kaum spezifische Läsionen
• Akute Verlaufsform: Flüssigkeitsansammlungen in den
Körperhöhlen, Lungenödem Petechien und Ekchymosen,
Splenomegalie, Ödeme der Gallenblasenwand und des
Mesenteriums, geschwollene und hämorrhagische Lymphknoten
vor allem im Kopf- und Gastrointestinalbereich sowie hochgradig
gestaute Lungen  ebenholzfarbene gastro-hepatische
Lymphknoten
• Subakute Verlaufsform: Pneumonien, fibrinöse Pleuritiden und
Perikarditiden sowie geschwollene und hämorrhagische
Lymphknoten
• Chronische Verlaufsform: Wenig typische Veränderungen, u. U.
pockenähnliche Hautveränderungen, interstitielle Pneumonien,
Abszesse, Arthritiden und vergrößerte Lymphknoten
Quelle: FLI, Prof. Dr. Teifke
Diagnostik der ASP
• Die ASP ist weder klinisch noch pathologisch-anatomisch
von der KSP zu unterscheiden!
• Es sind verlässliche (und schnelle) Labormethoden
notwendig
• Es stehen sowohl direkte als auch indirekte Methoden zur
Verfügung
• Der Umgang mit dem Virus erfordert einen hohen
Biosicherheitsstandard („exotische“ Tierseuche, L3+)
• Beispiel DE: Methoden mit „lebendem“ ASPV werden
momentan generell nur am FLI durchgeführt
• PCR wurde zur Ausschlussdiagnostik an die
Untersuchungseinrichtungen der Länder (DE) transferiert
Experimentelle ASP-Infektion (FLI, Pokrov)
Samples
Blood
wb 1
Oropharyngeal
swab
Faecal swab
Blood
wb 2
Oropharyngeal
swab
Faecal swab
Blood
wb 3
Oropharyngeal
swab
Faecal swab
Blood
wb 4
Oropharyngeal
swab
Faecal swab
Blood
wb 5
Oropharyngeal
swab
Faecal swab
Blood
wb 6
Oropharyngeal
swab
Faecal swab
dp 1
dp 2
dp 3
blood
dp 2
blood
dp 3
blood
0
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
1
3
no
ct
no
ct
2
no
ct
no
ct
no
ct
nd
no
ct
no
ct
nd
Days post infection (dpi)
5
6
7
9
nd
U
dbt
nd
22
20
24
no
ct
no
ct
37
37
37
no
ct
38
dbt
nd
28
22
23
no
ct
no
ct
no
ct
38
34
37
34
33
nd
25
26
26
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
37
no
ct
34
37
no
ct
30
29
33
nd
39
nd
25
23
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
39
35
dbt
29
nd
23
24
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
no
ct
37
dbt
34
no
ct
35
32
nd
nd
nd
nd
39
nd
nd
nd
nd
no
ct
no
ct
nd
nd
nd
nd
nd
20
42,0
41,5
no
ct
nd
17
23
no
ct
no
ct
dbt
42,5
13
41,0
Body temperature [°C]
Animal
U
40,5
wb 1
wb 2
wb 3
wb 4
wb 5
wb 6
dp 1
dp 2
dp 3
40,0
39,5
39,0
38,5
38,0
37,5
U
37,0
36,5
36,0
nd
no
ct
no
ct
0
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Days post infection (dpi)
U
U
U
nd
no
ct
21
20
U
nd
no
ct
23
nd
U
dbt
no
ct
nd
29*
nd
1
Vorkommen
• Die Erkrankung wurde erstmals 1921 in Kenia beschrieben
• Ursache war vermutlich der Eintrag von Hausschweinen durch die
Kolonisten  Verschiebung des Gleichgewichts
• 1957 trat die ASP erstmals außerhalb Afrikas, in Portugal, auf
• Nach einer Pause trat sie in Portugal erneut auf und wurde danach
auch in Spanien, Frankreich, Italien, Malta, Belgien und den
Niederlanden gefunden
• Auf Sardinien ist die Erkrankung inzwischen endemisch, in allen
anderen Ländern der EU wurde sie erfolgreich ausgemerzt
• Auf dem amerikanischen Kontinent waren in den 80er Jahren des
letzten Jahrhunderts Cuba, Brasilien, die Dominikanische Republik
und Haiti betroffen, auch hier wurde die Erkrankung erfolgreich
bekämpft
• In den letzten Jahren (2007-2013) trat die ASP in der
Kaukasusregion und Russland auf
• Ausbrüche in der Ukraine und Weißrussland
ASP auf Sardinien
•
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•
Oder: Wir haben die ASP doch seit 1978 vor der Haustür, warum wird nur über den
Kaukasus und Russland gesprochen?
Die Erkrankung wurde 1978 eingeschleppt und ist seither endemisch in Haus- und
Wildschweinen; Zecken scheinen keine Rolle zu spielen
Auf Sardinen sind über 90 % der Schweinehaltungen nicht kommerziell (teilweise
halbwilde „Weideschweine“) und spielen für den Handel keine Rolle
Bekämpfungsmaßnahmen gestalten sich schwierig (traditionelle Strukturen, interne
Organisationen, Beratungsresistenz)
Risikofaktor Tourismus
Definition von Hochrisikozonen, Erhöhung der Biosicherheit, Fernhalten des
Schwarzwildes durch Zäune
Intensive Serosurveillance an den Schlachthöfen
Seit 10 Jahren keine positiven Fälle mehr bei Schlachtschweinen
Bisher kam es nie zu einer Verschleppung… aber…
Aktuelle Ausbrüche in Regionen, die offiziell keine Schweinehaltungen haben
Bisher 60 Ausbrüche in 2013, große Probleme mit illegalen Kleinsthaltungen (inkl.
abenteuerlicher Schlachtpraxis und Entsorgung)
Rolle des Schwarzwilds scheint sich zu verändern (weniger nur Opfer sondern auch
Täter)
Risiko für EU?
• Globalisierung
• Momentan kein legaler Import von Schweinen
und Schweinefleischprodukten aus Russland
und anderen betroffenen Staaten
• Transportwege (zurückkehrende Fahrzeuge)
• Gutes Veterinärwesen (?)
• Kontrolle
• Wildschweine (Schwarzwild)
• Klimawandel (Verbreitung von Vektoren)
Vielen Dank für die
Aufmerksamkeit!
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