Zur Aufklärungspflicht der Heilpraktiker

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Zur Aufklärungspflicht der Heilpraktiker
Klären Sie Ihre Patienten umfassend über folgende Punkte auf:
Seinen Gesundheitszustand, bzw. die Art der Erkrankung,
Die Behandlungsmethode und deren voraussichtliche Dauer,
Die zur Verfügung stehenden Behandlungsalternativen,
Belastungen, Risiken und Erfolgschancen der Therapie.
Oft erwarten Patienten, dass naturheilkundliche Therapieverfahren risikoarm und wenig belastend sind.
Trifft diese Erwartung nicht zu, korrigieren Sie diese Vorstellung. Klären Sie über diejenigen Gefahren auf,
die nach objektiven Erkenntnissen im Bereich des Möglichen liegen.
Für den Umfang der Risikoaufklärung gilt: Der Heilpraktiker hat auch über seltene, sogar äußerst seltene
Risiken aufzuklären, wenn deren Eintreffen die Lebensführung des Patienten schwer belasten würde. Insbesondere auch dann, wenn die entsprechenden Risiken trotz ihrer Seltenheit für den Eingriff spezifisch,
für den Laien aber überraschend sind.
Über die Aufklärungsbedürftigkeit entscheidet die Frage, welche Bedeutung das mit dem Eingriff verbundene Risiko für die Entscheidung des Patienten haben kann. Insbesondere wieder im Hinblick auf eine
schwere Belastung der Lebensführung, tritt die Komplikation ein.
Aufklärungsgespräch und Dokumentation
Eine medizinische Aufklärung muss im persönlichen Gespräch zwischen Heilpraktiker und Patient erfolgen. Formulare ersetzen zwar keine individuelle medizinische Aufklärung, sie sind jedoch wichtig, um einen verlässlichen Nachweis über die Aufklärung zu dokumentieren. Stets ist es ratsam, die mündlichen Informationen zu Beweis- bzw. Nachweiszwecken schriftlich in der Patientendokumentation festzuhalten.
Der Patient muss stets Rück-/ Verständnisfragen stellen können. Berücksichtigen Sie bei der Aufklärung
den körperlichen und psychischen Zustandes des jeweiligen Patienten und die individuellen Gegebenheiten. Fragen Sie gegebenenfalls nach, ob der Patient Sie richtig verstanden hat. Bei der Behandlung von Jugendlichen ziehen Sie stets die Eltern hinzu.
Diese Ausführungen sind der Ausarbeitung "Heilpraktiker-Recht" von Dr. René Sasse, Rechtsanwalt entnommen. Den vollständigen Text können Sie sich über die Rubrik MitgliederInfo/Gesetzliche Grundlagen/Heilpraktiker-Recht anschauen bzw. herunterladen.
Risiko-Aufklärung
Die folgenden Beispiele sollen die vorstehenden allgemeinen Ausführungen lediglich illustrieren. Sie ersetzen keinesfalls eine ordnungsgemäße Aufklärung im Einzelfall. Die Hinweise auf etwaige Risiken sind
nicht abschließend, sondern lediglich exemplarischer Natur. Bitte informieren Sie sich jeweils über die bei
Ihren Behandlungsformen möglichen Risiken und klären Sie Ihre Patienten hierüber nach den vorstehenden Maßgaben umfassend und konkret auf.
1
Beispielhafte Muster-Aufklärung Chiropraktik
Patientenaufklärung
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
zur Therapie Ihrer Beschwerden ist eine chiropraktische Behandlung sinnvoll.
Chiropraktik, was ist das?
Chiropraktik ist eine Handgrifftechnik zur Wiederherstellung oder Verbesserung der Beweglichkeit von
Gelenken an der Wirbelsäule, an Armen und Beinen sowie Rippen, durch eine rasche, zielgerichtete Bewegung. Sie ist die Wissenschaft, Philosophie und Kunst, Verschiebungen in der Wirbelsäule vermittels spezieller, dem Berufe eigener Methoden festzustellen und sie nachfolgend mit der bloßen Hand zurechtzurücken.
Bei der Behandlung werden Beeinträchtigungen der Beweglichkeit und daraus entstehende Verkrampfungen der Muskeln sowie Schmerzen gelindert oder behoben.
Das Gleiten der Gelenkflächen und ihre Funktion wieder herzustellen, das Gefäßsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen, bestimmte Nerven zu stimulieren, einen Reflex auszulösen, also eine Nervenerregung
von peripheren zum ZNS zu leiten, Verwachsungen im Bereich der Gewebe, die das Gelenk blockieren , zu
lösen.
Selbst bei häufiger Anwendung leiern Gelenke, Bänder und Sehnen nicht aus, weil die Gelenke immer aus
einer Fehlstellung in die natürliche Normalstellung zurückgebracht werden, nie jedoch umgekehrt.
Welche Komplikationen können auftreten?
Bei Behandlungen an der Wirbelsäule sind gewisse Risiken auch bei sachgemäßer Ausübung der Therapie
nicht gänzlich auszuschließen. Bei einer vorgeschädigten Bandscheibe (Bandscheibenvorwölbung oder
Bandscheibenvorfall)kann es ganz selten (weniger als 0,1 ‰‰) zu einer Schädigung der Nervenwurzel kommen. Die Symptome sind dabei Gefühlsstörungen in den Armen oder Beinen oder in noch weit geringeren
Fällen Lähmungen. Halten diese Symptome länger an, kann eine Bandscheibenoperation nötig werden.
Sind die Gefäße vorgeschädigt, kann es zu Verletzungen der Halswirbelschlagader kommen. Diese Verletzungen sind ebenfalls sehr selten (weniger als 0,1 ‰‰). Dabei kann es auch zu einem Lösen von Blutgerinnseln kommen, die dann Gehirnabschnitte im Sinne eines Schlaganfalls schädigen können. Diese Komplikation erfordert sofortige Behandlung im Krankenhaus, da sie lebensbedrohlich sein kann.
Ihre Heilpraktikerin / Ihr Heilpraktiker (Praxisstempel)
Einwilligungserklärung:
Ich wurde über die Risiken der chiropraktischen Behandlung informiert. Ich habe das Aufklärungsgespräch
verstanden und keine weiteren Fragen.
Ich willige hiermit nach ausreichender Bedenkzeit in die vorgeschlagene Behandlung ein.
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Ort, Datum, Uhrzeit / Unterschrift der Patientin/des Patienten
(Auszug mit freundlicher Genehmigung der Gemeinschaftspraxis Stickelmann/Fertig, Solingen)
2
Beispielhafte Muster-Aufklärung Injektionen/Infusionen
Patientenaufklärung
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
zur Therapie Ihrer Beschwerden ist eine medikamentöse Behandlung über Injektionen/Infusionen sinnvoll.
Was bedeutet das und was wird injiziert
Bitte erläutern Sie hier kurz therpeutisch-evtl. auch nur beispielhaft, was Sie injizieren und warum.
Welche Komplikationen können auftreten?
Um eine schnelle Wirkung zu erreichen, ist oft die Gabe eines Medikamentes über eine Spritze sinnvoll.
Hierdurch erhöht sich das Risiko einer eitrigen Entzündung trotz sorgfältigen sterilen Vorgehens nach dem
geltenden medizinischen Hygienestandard auf 1: 35.000. Insbesondere bei Injektionen in Gelenke können
–– wenn auch in seltenen Fällen –– schwerwiegende Folgen bis hin zur Gebrauchsunfähigkeit des Gelenkes
entstehen.
Es kann bei Spritzenbehandlungen in den Weichteilen oder an den Nervenwurzeln zu Abszessbildungen,
Blutergüssen, allergischen Reaktionen bis zum allergischen Schock oder Nervenschädigungen kommen.
Bei einer Infusionstherapie sind allergische Reaktionen mit Juckreiz und Hautausschlag möglich.
Wenn Sie eine solche Behandlung nicht wünschen, teilen Sie es mir bitte mit! Wir werden dann nach Alternativen suchen, soweit eine solche medizinisch in Betracht kommt.
Ihre Heilpraktikerin / Ihr Heilpraktiker (Praxisstempel)
Einwilligungserklärung:
Ich wurde über die Risiken der Injektions-Behandlung informiert. Ich habe das Aufklärungsgespräch verstanden und keine weiteren Fragen.
Ich willige hiermit nach ausreichender Bedenkzeit in die vorgeschlagene Behandlung ein.
...................................................................................................................................................................
Ort, Datum, Uhrzeit / Unterschrift der Patientin/des Patienten
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Beispielhafte Muster-Aufklärung Akupunktur
Patientenaufklärung
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
zur Therapie Ihrer Beschwerden ist eine Akupunkturbehandlung sinnvoll.
Was ist Akupunktur
Akupunktur ist ein Teilgebiet der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Sie geht von Lebensenergien
des Körpers aus (Qi), die auf Meridianbahnen zirkulieren und einen steuernden Einfluss auf alle Körperfunktionen haben. Ein gestörter Energiefluss wird für Erkrankungen verantwortlich gemacht und durch
Stiche in auf den Meridianen liegenden Akupunkturpunkte ausgeglichen. Bei eng verwandten Methoden
wird stumpfer Druck auf die Punkte ausgeübt (Akupressur) oder sie werden erwärmt (Moxibustion).
Welche Komplikationen können auftreten?
Es kann an der Einstichstelle bluten oder sich auch ein kleiner Bluterguss (Hämatom) bilden.
Akupunktur kann eine zeitlich begrenzte Wirkungs-Reaktionen auslösen.
Es kann zu folgenden Erscheinungen kommen:
Müdigkeit und eine tiefwirkende Entspannung. Bitte beachten Sie, dass dadurch die Verkehrstüchtigkeit
eine gewisse Zeit eingeschränkt sein kann.
Kreislaufschwäche.
Schwitzen, Schwächegefühl oder Schlafstörungen.
Durch die Nutzung von sterilen Einmalnadeln besteht ein nur sehr geringes Risiko einer lokalen und allgemeinen Entzündung.
Die Verletzung innerer Organe wird in Einzelfällen beschrieben ( z.B. Lunge mit Ausbilden eines sogenannten Pneumothorax ) bei Nadelung in dem entsprechenden Bereich.
Wenn Sie eine Akupunktur - Behandlung nicht wünschen, teilen Sie es mir bitte mit! Ich werde dann nach
Alternativen suchen, soweit diese medizinisch in Betracht kommen.
Ihre Heilpraktikerin / Ihr Heilpraktiker (Praxisstempel)
Einwilligungserklärung:
Ich wurde über die Risiken der Akupunktur-Behandlung informiert. Ich habe das Aufklärungsgespräch verstanden und keine weiteren Fragen.
Ich willige hiermit nach ausreichender Bedenkzeit in die vorgeschlagene Behandlung ein.
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Ort, Datum, Uhrzeit / Unterschrift der Patientin/des Patienten
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